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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 391

1888 - Habelschwerdt : Franke
391 denselben jedes Mittels sich beraubt sah, andere Staaten zu billigen Handelsverträgen zu zwingen. Der Reichskanzler ging daher an die Riesenausgabe heran, das Zoll- und Steuerwesen umzugestalten, und gab als Ziel derselben an, „durch Erhöhung der Verbrauchssteuern nicht nur die eigenen Bedürfnisse des Reiches zu decken, sondern auch die Einzelstaaten durch Überweisung eines Teils der Steuererträge in den Stand zu setzen, drückende Steuern zu beseitigen oder zu ermäßigen." Am 23. Mai 1879 nahm der Reichstag die Regierungsvorlage über die Getreidezölle an, worauf er auch die übrigen landwirtschaftlichen und indnstrieellen Schutzzölle bewilligte. — Au die Schutzzölle schlossen sich die Finanzzölle, welche zur Vermehrung der Finanzen einzelne vom Auslande eingehende Gegenstände allgemeinen Verbrauchs (Thee, Kaffee, Tabak u. a.) kräftig besteuerten. 6. Die Kolonialpolitik. Ein bisher ihm fremdes Gebiet betrat Deutschland im Jahre 1884 mit der Kolonialpolitik. Der Gedanke an deutsche Kolonieen war bei dem größten Teile des deutschen Volkes nicht unbeliebt; denn man bedauerte, daß so viele Auswanderer ihrer Nationalität verlustig gingen, daß Deutschland die Kolonialprodukte erst aus zweiter Hand kaufen mußte und daß dem deutschen Handel weite Absatzgebiete fehlten. Fürst Bismarck begann die kolonialen Bestrebungen damit, daß er berühmten Handelsfirmen, die in Afrika Faktoreien gegründet hatten, den Schutz des Deutschen Reiches in Aussicht stellte und gewährte. Deutsche Kanonenboote erschienen an der Küste der deutschen Niederlassungen, und zum Zeichen, daß das Deutsche Reich dieselben unter seinen Schutz nahm, wurde die deutsche Flagge aufgehißt. Auf diese Weise wurden Angra Pequena, Kamerun, Togoland, Kaiser-Wilhelmsland auf Neu-Guiuea, der Bismarck-Archipel und die Marschallinseln deutsche Schutzgebiete. Einen Beweis von der Energie, mit welcher der deutsche Reichskanzler auch die Kolouieenfrage behandelte und mit der er das Zurückweichen Englands bewirkte, das herrenlosen Gebieten gegenüber „legitime" Rechte geltend machen wollte, giebt die Kongokonferenz, die in der Hauptstadt des Deutschen Reiches 1884—1885 auf die Einladung Deutschlands und Frankreichs sich versammelt hatte und die Verhältnisse des neutralen Kongostaates regelte. 7. Die Sozialreform. Eine Ausgabe, für welche besonders der Kaiser persönlich eintrat und durch deren Übernahme Deutschland

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 43

1906 - Leipzig : Dürr
Englands Machtstellung im 16. und 17. Jahrhundert 43 alle mit Ausnahme der grundstzlichen Intoleranten" (b. Schubert, Grundzge der Kirchengeschichte, S. 239 f.). So hat die glorreiche Revolution" mit der politischen Freiheit auch die religise zu einem Grundrechte des englischen Staates gemacht. 4. Die Entwicklung Englands zur weltbeherrschenden Seemacht. The world is rapidly becoming english dies stolze Wort hat seine Berechtigung seit der Zeit, da die jungfruliche Knigin auf Eng-lands Thron sa. Wie einst die Perserkriege die Blte Athens, der Unab-hngigkeitskrieg Hollands Erstarken gezeitigt, so bewirkten die ungeheure Machtanspannung und der glorreiche Erfolg des Elisabethischen Zeitalters eine Blte geistiger Kultur, auf deren Wellen ein junger William der Eroberer im Reiche der Dichtkunst, der damals 24 jhrige, noch ruhmlose William Shakespeare" sich wiegte, und auch eine gewaltige wirtschaftliche Erstarkung Englands. Die Macht der Hanse, weil ungeschtzt vom deutschen Reiche, ging dahin; der Stahlhof in London ward geschlossen, die Vorrechte aufgehoben. Ja, ins Hansegebiet selbst, nach Hamburg, wandte sich der englischen Kaufleute Unternehmungsgeist und Weitblick; hier setzten sie fortan englische Waren, vor allem Tuche, ab; die Elb-mndnng ward der Mittelpunkt des englischen Handels von der Somme bis Skagen. Spaniens Flotte ward durch Sturm und Kampf ver-nichtet (1688), und schon vorher hatte khner Seefahrer und abenteuernder Kaufleute Unternehmungsgeist den Blick gelenkt auf die unermeliche Flle der Kolonien, deren wirtschaftlicher Ausnutzung die Spanier doch nicht gewachsen waren, deren reiche Silberbeute Freibeuter und Erwerbslustige lockte. So zogen sie denn, um dem papistischen Spanier Abbruch zu tun, Erwerbungen fr sich und vielleicht auch ihr Vaterland zu machen, hinaus in die weite See. Francis Drake ist der Held dieser Fahrten geworden, Seemann, Pirat, Krieger, wild und tapfer und in seiner tollen Verwegen-heit und Raublust doch nicht ohne einen groen Zug, der sogar etwas von nationalem Heldentume in sich trug. Seit den sechziger Jahren ging er in die Weiten hinaus; 15771580 unternahm er seine Weltumsegelung: den Atlantischen, den Stillen, den Indischen Ozean durchquerte er, um Afrika herum kehrte er zurck." Raleigh legte damals durch die Ent-deckung Virginiens den Grund zu Englands Kolonien in Nordamerika (1584), fuhr in die Sdsee und half den Weg nach dem Nordpol suchen; bis an sein Ende hat ihm der Goldglanz von Guyana vor den Augen ge-schimmert. Die englisch-ostindische Handelsgesellschaft erhielt 1600 ihren Freibrief. Wenn Elisabeth dem englischen Volke als die groe Knigin in dankbarer Erinnerung geblieben ist, so verdankt sie es dem Umstnde,

3. Physische Geographie - S. 111

1902 - Leipzig : Dürr
- 111 — spönnen. Das größere Alter weisen darunter die Seewege auf. Wie zu Lande, so macht auch hier der Dampf immermehr seine Überlegenheit geltend; die Zahl der Segelschiffe ist daher in stetem Sinken begriffen. Besonders bedient sich der Personenverkehr ausschließlich der Dampfer, die eine 3—5 mal größere Geschwin- digkeit als jene besitzen. Nach der Größe der Handelsflotten zeigen die Staaten folgende Gruppierung (1899): Großbritannien 13,6 Mill. Tonnen * Vereinigte Staaten 2,4 „ „ Deutsches Reich 2,1 „ „ J aber^mehr Dampfer Norwegen 1,6 „ „ Frankreich 1,1 „ „ Die wichtigsten Schiffahrtswege nebst der Reisedauer sind mit Leichtigkeit aus den betreffenden Karten der besseren Atlanten zu ersehen. Sie durchziehen, durch Winde, Strömungen, Meerengen und Untiefen gezwungen, in festbestimmten Bahnen die Wasserwüsten der drei großen Ozeane mit Hilfe des Kompasses, der astronomischen Beobachtung, der Seezeichen und Leuchtfeuer. Die am meisten befahrene Seestraße ist der Kanal, auf dem sich jederzeit gegen 300 größere Fahrzeuge befinden. Hohe Bedeutung als Schiffahrtswege haben die interozeanischen Kanäle, der 1869 eröffnete Snes-Kanal (160 km lang) und der projektierte Panama-Kanal. Die auf allen diesen Straßen verkehrenden Fahrzeuge werden zum größten Teile von wenigen, aber bedeutenden Schiffahrtsgesellschaften ausgesandt, deren Sitze die großen Hafen- städte Europas und der Vereinigten Staaten sind (die Hamburg-Amerika-Linie ist die größte der Welt). — Von weit geringerem Alter sind unter den Weltverkehrs- linien die Eisenbahnen, die die Länder, aber auch die Ozeane miteinander ver- binden. Sie betragen (1894) in Amerika 364975 km Europa 245300 „ Asien 41970 „ Australien 22202 „ Afrika 13103 „ Die selbständige Ausbildung des Nachrichtenaustausches im Bereiche des Weltverkehrs gehört ebenfalls der Neuzeit an. Schriftliche Botschaften werden durch die Post übermittelt, für die durch die von Deutschland angeregte Begründung des Weltpostvereins (1874) die politischen Grenzen der Einzelstaaten keine Verkehrs- schranken mehr bilden. Es gehören demselben alle zivilisierten Staaten und ihre Kolonien mit 100 Mill. qkm Landfläche und 1000 Mill. Bewohnern an (China nicht). — Raumbezwingend hat sich auf dem Gebiete des Nachrichtenverkehrs seit 1833 der elektrische Telegraph entwickelt. Vermöge der leichten Anlage seiner Linien auf dem Laude hat er alle übrigen Verkehrsmittel an Ausdehnung rasch überflügelt. Wie er als Überlandtelegraph seit 1871 Australien quer durch- zieht und^ in kurzer Zeit Kairo mit dem Kaplande verbinden wird, so verknüpft er seit 1866 in der Form des unterseeischen Kabels die Alte und die Neue Welt. Man schätzt die Länge aller Telegraphenlinien der Erde auf mehr als 2 Mill. km; * Die Schiffstonne (Registertonne) bezeichnet einen Rauminhalt von 2,83 cbm.

4. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 214

1896 - Leipzig : Dürr
214 Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer: Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen, Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz." Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach. Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha

5. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 217

1896 - Leipzig : Dürr
217 sich in altersgrauem quadergefgten Mauerwerk in die Nordostecke der Stadtumwallung hochragend einschiebt. Der 17. Juli es war ein Donnerstag wird zum Tage des allgemeinen Sturmes auserkoren. Die Franzosen sollen von der Nordseite her den Anlauf wagen, woselbst Mauerbrecher und Wurf-Maschinen die Stadtumwallung bis zur Bresche erschttert haben. Die Venetianer gedenken von den Schiffen aus die Mauer zu er-steigen. Dandolo, dessen Rache je nher der Erfllung um so ruhe-loser, um so erfinderischer wird, hat an den Schiffsmasten hinaus schlanke Gerste emporbauen lassen, welche weitreichende Fallbrcken tragen, auf da die Krieger unmittelbar von den Fahrzeugen aus die Zinnen der feindlichen Mauer erreichen knnen. Er hat alles aufgeboten, den Mut der Seinigen bis zur Tollkhnheit zu ent-flammen. Glnzende Belohnungen sind allen zugesagt, die sich hervor-thun im Streite. Ihn selbst duldet es im Augenblick der Entscheidung nicht in der uuthtigeu Ruhe des Lagers. Mit ritterlicher Rstung angethan steht der halberblindete Greis inmitten der Seinigen, das Banner der Vaterstadt, die Fahne des heil. Markus in der Hand; sein Rat soll helfen und sein Besehl leiten; sein Zuruf soll er-muntern und seine Gegenwart begeistern. In stolzer Linie steuert die venetianische Flotte dem feindlichen Ufer zu. Von den Schiffen aus schleudern die zahlreichen Wurf-mafchiuen Felsblcke hinber, das Mauerwerk zu erschttern; nnge-zhlte Pfeile schwirren hinber, die Mauerzinnen von Verteidigern zu entblen. Von den hohen Mauern her entsenden die Griechen mit ihren Wurfgeschossen Wunden und Tod in die Reihen der An-greiser; mit verderblicher Sicherheit handhaben sie das griechische Feuer, welches durch das Geheimnivolle wie durch das Entsetzliche seiner Wirkung gleich furchtbar erscheint, und bringen manchem Schiffe jhe Vernichtung. Viele der Angreifer strzen zerschmettert in die See; viele sinken todeswund auf das Deck. Doch die Ge-nossen zhlen die Opfer nicht; mit gellendem Kriegsruf bertnen sie der Getroffenen Schmerzensgeschrei. Die Schiffe nhern sich stetig dem Ufer und sichern sich den Ankerplatz; ihre Fallbrcken erreichen die Mauerkrone, und die Krieger strzen hinber in wetteifernder Hast und fassen in blutigem Ringen festen Fu auf der Mauer. Eine betrchtliche Mauerstrecke wird behauptet; von 25 Trmen be-reits weht siegverkndend das Banner des geflgelten Lwen. Mit gesteigertem Mute erkmpfen sich die Venetianer von der Mauer aus den Eintritt in die Stadt; ein entsetzliches Ringen entspinnt sich; unaufhaltsam indes dringen sie vor in dem Gewirre der Gassen. Der Tag scheint gewonnen: da kommt jhe Wendung.

6. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 226

1896 - Leipzig : Dürr
226 sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft. Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit. Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen. Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205. Viii. us der Jett der Reformation. a. Ein Deutsches Bauernparlament. Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;

7. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 76

1896 - Leipzig : Dürr
76 nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden. Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat. Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als

8. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 208

1896 - Leipzig : Dürr
208 erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns

9. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 209

1896 - Leipzig : Dürr
209 euch um Gnade und Mitleid fr die Stadt Jerusalem an, die den Trken in die Hand gegeben ist; ihr sollt ihnen im Namen Gottes beistehen, die Schmach Jesu Christi zu rchen. Sie haben sich durch uns an euch gewandt, weil sie wissen, da kein Volk so kundig des Meeres ist wie ihr, die ihr stark an Zahl und reich an Schtzen gleichsam wie im Meere wohnet; weil sie wissen, da kein Volk ge-schickter ist in der Leitung der Schiffe und tchtiger zum Seekampfe. Sie haben uns befohlen, euch zu Fen zu fallen und nicht eher aufzustehen, bis ihr zugesagt habt, euch des heiligen Landes der dem Meere zu erbarmen." Da warfen sich Villehardonin und seine Gefhrten, sie alle Zierden der franzsischen Ritterschaft, auf die Kuiee vor dem Volke und riefen unter demutsvoll bittenden Geberden das Gefhl des Mitleids, der Ehre, der Pflicht an. Und unter dem Nachklang jener Worte und ergriffen von dem seltsamen Schauspiel und hingerissen von dem mchtig aufwallenden Selbstbewutsein einigten sich die Anwesenden alle in dem Rufe: Wir willigen ein!" Da erfllte sich des Domes hochragender Bau mit ungeheurem Ge-tse, gleich als ob die Erde selbst von gewaltigem Beben erzitterte. Die Franzosen freuten sich ihres Erfolges; stolzere Freude noch empfand Venedigs Doge. Mit unverkennbarer Absichtlichkeit hatte Dandolo, der sich den Franzosen gegenber als den berlegenen ziel-bewuten Staatsmann bewiesen, aus dem Vertrage jede unwider-legbare Angabe darber fern zu halten gewut, gegen welchen Feind das Unternehmen gerichtet sei, nach welchem Orte die Fahrt ziele. Damit war der besondere Plan des Papstes, die Kreuzfahrer zur Landung in gypten und zum Angriff auf Alexandria und Kairo zu vermgen, vereitelt. Denn die Venetianer, deren Entschlieungen zumeist durch die Rcksicht auf Venedigs Machtstellung beherrscht wurden, standen in viel zu freundschaftlichen Beziehungen mit den Herr-schern gyptens, als da sie ein gegen dieses fr ihren Handel hoch-wichtige Land gerichtetes Kriegsuuteruehmeu auch nur durch ihren Rat htten untersttzen wollen. Als nun die Kreuzfahrerscharen sich in Venedig einstellten und auf dem Jnselchen San Nicol dt Lido Lager bezogen, zeigte es sich, da von der Entschdigungssumme nur 51000 Mark Silber aufgebracht werden konnten, trotzdem selbst viele der edelgebornen Kreuz-fahrer ihre ganze Habe verpfndeten. Da machten nun die Venetianer mit einer geflissentlich zur Schau getrageneu Gromut den Pilgern den Vorschlag, sie sollten zur Deckung des Restbetrages sich im Sinne der Venetianer an einem Kriegsunternehmen gegen die Stadt Zara an der dalmatischen Kste beteiligen, deren Brger sich der Botmigkeit Venedigs entzogen und zudem durch ihre Seerubereien Freundg en, Beitrge zum Unterricht in der Geschichte. 14

10. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 216

1896 - Leipzig : Dürr
216 Gelingen. Konnte man siegreich in diesen Hafen einlaufen, so wurde man damit zugleich der wichtigsten Lebensader der Stadt Herr. Indes diese hochwichtige Stelle war wohl verwahrt und verteidigt. Die Einfahrt war durch Kettenwerk gesperrt; an der Ostseite erhob sich der altersgraue Turm von Galata, ein mchtiges Bollwerk zum Schutze des Hafeneinganges. In der Stille der Nacht hatten die Kreuzfahrer ihre Zu-rstungen getroffen. Mit dem ersten Strahl der Morgensonne stoen sie in breiten flachen Fahrzeugen von geringem Tiefgange vom asiatischen Ufer ab und fetzen alle Muskelkraft ein, im Kampfe mit Strmung und Wind baldigst das jenseitige User zu gewinnen. Die Griechen drben sind indes wachsam; die deuten den Vorsto der Franken richtig; starke Haufen werfen sie in das zunchst bedrohte Galata. Es nhern sich die Franzosen und Venetianer und achten nicht der Feinde, welche zahlreich das Ufer besetzt halten. Noch ehe die Barken das Ufer berhren, springen viele der franzsischen Herren in voller Rstung ins Meer; sie fassen Boden und ersteigen das Ufer und beginnen den Kampf, indes ihre Genossen Landuugs-brcken auswerfen und in hellen Haufen herbeistrmen. Die Feinde stehen kaum dem ersten Anprall. War es die beispiellose Verwegen-heit der Gegner, war es die eigne Zaghaftigkeit: sie fliehen und rumen Galata. Das Festungswerk am Hafeneingange, welches ge-m seiner Wichtigkeit auserlesenen Truppen, Wargern und Pisa-nern, anvertraut ist, erliegt dem doppelten Angriff von der Land-und der Seeseite her. Die Franzosen erstrmen es unter ihrem riesenhaften Vorkmpfer Pierre de Bracheuil, der an Krperkraft und Verwegenheit es allen zuvorthut. Auch die Einfahrt in den Hafen wird erzwungen. Einem ungewhnlichen groen Schiffe, der Adler" genannt, gelingt es, nachdem die Mannschaft mit Hammer und Meiel vorgearbeitet hat, die Sperrkette durch die Wucht weit aus-holenden Anlaufes zu sprengen. Die venetianischen Schiffe fahren in den Hafen ein. Die wenigen griechischen Fahrzeuge, welche Widerstand wagen, werden in den Grund gebohrt oder nach kurzem Kampfe genommen. Die Venetianer sind Herren des Hafens; in stolzem Triumphe segeln sie hinauf bis zur uersten Spitze des goldenen Horns. Inzwischen nimmt das Landheer der Franzosen am stlichen Ufer seinen Vormarsch auf in gleicher Hhe mit der Flotte. Whrend die Venetianer den Hafen halten, schlagen die Franzosen am Nordende desselben ihr Lager auf. In ihrem sieges-frohen bermute entsenden sie manches Gescho hinber zur kaiserlichen Burg der Blechernen, welche, Bollwerk und Palast zugleich.
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