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Habsburgischen Hauses. Die Kriege drehten sich besonders um Burgund, aus das Maximilian nicht dauernd Verzicht geleistet, um Mailand, welches eben erst Franz I. erobert hatte (siehe S. 188), Neapel und Navarra, wo Frankreich seinen Einfluß geltend machen wollte.
a) Erster Krieg, 1521—1526. Die Franzosen fielen in Italien ein, wurden aber von den deutschen Landsknechten unter Georg Frundsberg vertrieben. Der mächtigste Vasall des französischen Königs, Karl von Bourbon, tritt zu den Kaiserlichen über. Zwar scheitert der Einsall der letzteren in der Provence an dem Widerstände des Landvolkes, aber bei einem neuen Vordringen in der Lombardei werden die Franzosen bei Pavia 1525 völlig geschlagen. Franz geriet in Gefangenschaft und mußte im Frieden zu Madrid, 1526, eidlich auf Mailand und Neapel Verzicht leisten und Burgund herauszugeben versprechen.
b) Zweiter Krieg, 1527—29.
Das Glück des Kaisers veranlaßte eine Änderung in der Parteistellung der Mächte. Der Papst Klemens Vii., Heinrich Viii. von England, Venedig, Mailand und Florenz traten aus die Seite Franz' I. und schlossen gegen den Kaiser die Ligue von Cognac. Der Kaiser begünstigte daher in Deutschland, dem Papste zum Trotze, die Reformation.
Die schlecht bezahlten kaiserlichen Truppen drangen in Italien vor, erstürmten und plünderten gegen den Willen des Kaisers Rom. Neapel aber, das von den Franzosen und einer genuesischen Flotte eingeschlossen war, konnten sie nicht einnehmen, bis der genuesische Admiral Andreas Doria ans die Seite der Kaiserlichen übertrat. Im „Damenfrieden" zu Kambray verzichtete Franz I. auf Mailand, behielt aber Burgund. Mailand erhielt Franz Sforza, Genua Andreas Doria.
c) Dritter Krieg, 1536—38. Das Ableben des kinderlosen Franz Sforza veranlaßte Franz I., seine Ansprüche auf Mailand zu erneuern und zu dem Zwecke mit den Türken in Verbindung zu treten. Aber der Papst Paul Iii. vermittelte den Waffenstillstand zu Nizza, nach welchem jeder das besetzte Gebiet behalten sollte.
(1) Vierter Krieg, 1542—44. Noch einmal machte Franz I. den Versuch, die alten Ansprüche geltend zu machen, als eine Expedition des Kaisers nach Algier mißlungen war. Aber Karl drang mit dem ihm verbündeten Heinrich Viii. von England in Frankreich vor, eine Teilung Frankreichs als gemeinsames Ziel ins Auge fassend. Franz ging auf den Frieden von Krespy ein, in dem im wesentlichen der frühere Zustand bestätigt wurde.
B. Die Kämpfe gegen die Seeräuber.
a) Zug nach Tunis, 1535. Ehaireddin Barbarossa, ein kühner Seeräuber, hatte an der Nordküste Afrikas einen mächtigen Piratenstaat gegründet und sich in die Dienste des mächtigen Sultans Soliman Ii. gestellt. An der Spitze der türkischen Flotte beunruhigte er die Küsten Spaniens und Italiens und schleppte viele Christen in die Sklaverei. Karl unter-
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Franz_I. Georg_Frundsberg Karl_von_Bourbon Karl Franz Franz Klemens_Vii Heinrich_Viii Heinrich Andreas_Doria Franz_I. Franz_Sforza Franz Andreas_Doria Franz_Sforza Franz Franz_I. Franz_I. Franz_I. Karl Karl Heinrich_Viii Heinrich Franz Krespy Ehaireddin_Barbarossa Barbarossa Karl
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Mailand Neapel Navarra Frankreich Italien Pavia Madrid Mailand Neapel Burgund England Venedig Mailand Deutschland Italien Rom Neapel Mailand Burgund Mailand Genua Mailand Nizza Algier England Frankreich Frankreichs Tunis Afrikas Spaniens Italiens
38 Das Zeitatter des Absolutismus
80 km von dem Meere entfernt ist. Die nicht ohne Anstrengung zu hebenden wertvollen Bodenschtze zwingen den Englnder zu ernster, zher Arbeit: das rauhe Klima, der Kampf mit Nebel und Sturm, Wellen und Wind ziehen eine stahlharte, arbeitskrftige Bevlkerung groß.
Den Keltoromauen der Urzeit gesellte sich das germanische Element hinzu, dem seit 1100 noch ein normannischer Einschlag sich einfgte, und dieses Mischvolk, durch seine maritime Lage an sich schon abgeschloffen und in stolzer Selbstgengsamkeit nach auen hin immer mehr sich ab-schlieend, entwickelt in bewuter Inzucht den ausgesprochenen klaren Rasfentypns des Englnders.
Selbstndigkeit und Zhigkeit find des Briten Grundeigenfchaften. Voll mnnlicher Wrde, darum auch rcksichtslos, selbstschtig und stolz, arbeitet er in seinem Haus, seiner Stadt: my house is my Castle, zieht er hinaus in die Welt und auf die See, um, auf sich selbst stehend und nicht nach der Staatskrippe schielend, sein Glck sich zu schaffen. Sein Harter, kraftvoller Wille, der in politischen und geschftlichen Dingen keinen Gefhlston kennt, schreckt vor nichts zurck, um im Daseinskampf zu siegen, zu Macht und Reichtum zu gelangen. So wird er der Kaufmann, der Gewaltige zur See, der Herrfcher der Kolonien.
Mit diesem ausgesprocheneu Gefhl aber fr die mnnliche Wrde, fr den Stolz der in sich geschlossenen, selbstbewuten Persnlichkeit ver-bindet sich ein willigessichfgen in die gesetzlicheordnung, in die Interessen der Nation. Der Englnder ist gleichsam instinktiv ein politisches Wesen. Weil er, der so stolz auf feine Freiheit und Unabhngig-feit ist, wei, da nur im Zusammenhalten des ganzen Volkes sein Glck, sein Weg zu Macht und Reichtum gesichert ist, weil ihm die nationale Selbstsucht und das starke Gefhl des Rassezusammenhanges angeboren sind, ordnet er alles persnliche Gefhl dem nationalen unter: right or wrong, my country. Stolz und oft auch anmaend fhlt er sich drauen als der Sohn des mchtigen Albions, der dem der Union Jack stets schtzend schwebt, und wo Deutschlands Shne oft zu schnell nur heimische Sprache, nationales Denken schmhlich dahingehen, wei der Brite mit kraftvollem, und wenn auch manchmal sich berhebendem, fo doch immer bewundernswertem Stolze feine vlkische Eigenart zu behaupten und durchzusetzen. Das glorreiche England" ist das Zeichen, bei dem selbst des nchternsten Briten Herz warm wird.
J) Dr. Karl Peters, wohl einer der vorzglichsten deutschen Englandkenner, weist einmal auf folgende, fr die Bolkseigenart ganz charakteristische Einzelheit hin: in Deutschland steht an dem Bahnkrper eine Tafel mit der Inschrift: Beim Heran-nahen des Zuges ist das Betreten der Geleise verboten!", in England heit es: Look out for the trains", in Amerika: Eailway-crossing."
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Extrahierte Personennamen: Karl_Peters Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland England Amerika
161
3. Karts V. auswrtige Kriege. Nach dem Reichstage zu Worms nahmen den Kaiser acht Jahre lang auswrtige Kriege in Anspruch, die nicht ohne Einflu auf deu Fortgang der religisen Bewegung in Deutschland blieben.
a. Kriege mit Franz I. Die Veranlassung dazu war die Neben-bnhlerschast beider Herrscher bei der Bewerbung um die deutsche Krone, das Zusammentreffen ihrer Ansprche in Italien und die fr Frankreich bedrohliche bermacht des habsburgischeu Hauses. In den Kriegen handelte es sich besonders um Burgund, auf das Maximilian nicht dauernd Verzicht geleistet, und um Mailand, das Franz I. erobert hatte.
Im ersten Kriege, 15211526, wurden die Franzosen aus Italien durch deutsche Landsknechte unter Georg Frnndsberg vertrieben. Bei einem abermaligen Einfalle in die Lombardei wurde Frauz I. bei Pavia, 1525, geschlagen und gefangen genommen. Im Vertrage zu Madrid, 1526, verzichtete der König von Frankreich auf Mailand und Neapel und versprach, auch Burgund herauszugeben. Im zweiten Kriege, 15271529, wurde Rom von den kaiserlichen Truppe erstrmt und gegen den Willen des Kaisers von den schlecht bezahlten Truppen geplndert. Der Papst wurde gentigt, sein Bndnis mit Frankreich aufzugeben. Im sog. Damenfrieden" zu Kambrai (kcmgbr) an der oberen Schelde verzichtete Franz auf Mailand, das Franz Sforza bekam, behielt aber Burgund. Im Jahre 1530 empfing Karl V. vom Papste zu Bologua die Kaiserkrone; es war dies die letzte Krnung eines deutschen Kaisers durch den Papst. Im dritten (1536 1538) und vierten (15421544)
Kriege hatte Franz die Hilfe der Trken erlangt. Das Vordringen des Kaisers in Frankreich fhrte endlich den Frieden zu Crespy (krepy) bei Laon, 1544, herbei, in welchem Franz fr immer auf Italien und Karl auf Burgund verzichtete.
b. Die Kmpfe gegen die Seeruber. Zwischen die Kriege mit Franz I fallen zwei Kmpfe mit den Seerubern in Afrika. Der erste Zug' 1535, war gegen Tunis gerichtet, wo ein mchtiger Piratenstaat entstanden war. Karl eroberte Tunis und befreite 20000 Christensklaven. Der zweite Zug gegen die Seeruber von Algier, 1541, miglckte aber vollstndig.
c. Krieg gegen die Trken. Die Trken, die schon 1521 Belgrad erobert hatten, fielen unter ihrem Sultan Sliman in Ungarn ein und schlugen den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn und Bhmen iu der Schlacht bei Mohacz (mhatsch), 1526. Da der König aus der Flucht umgekommen war, folgte ihm in beiden Reichen sein Schwager Ferdinand, der Bruder Karls V. Aus die religisen Streitigkeiten in Deutschland rechnend, und von Franz I. und den Venetianern aufgestachelt, machten die Trken 1529 abermals einen 1529
Atzler, Geschichte fr Lehrerseminare.
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Extrahierte Personennamen: Karts_V. Franz_I. Maximilian Maximilian Franz_I. Georg_Frnndsberg Franz Franz Franz_Sforza Franz Karl_V. Karl_V. Franz Franz Franz Franz Karl Karl Franz_I Franz Karl Karl Sliman Ludwig_Ii Ludwig Ferdinand Ferdinand Karls_V. Karls_V. Franz_I. Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Frankreich Burgund Mailand Italien Pavia Madrid Frankreich Mailand Neapel Burgund Frankreich Mailand Burgund Frankreich Laon Italien Burgund Afrika Tunis Tunis Algier Belgrad Ungarn Ungarn Deutschland
341
Vereinigung der italienischen Armee mit dem siegreichen Heere des Erzherzogs Karl zu verhindern. Nachdem Napoleon Verstrkungen herangezogen hatte, ging er wieder ans das nrdliche Donauufer und rchte die Niederlage von Aspern durch den blutigen Sieg bei Wagram. Infolgedessen wnschte Kaiser Franz mit Napoleon Frieden zu schlieen.
c. Friede. Im Frieden zu S ch n b r n n n wurde sterreich vom Meere abgeschnitten; es mute das Kstenland abtreten, aus dem Napoleon, um die Koutiueutalsperre weiter auszudehnen, die Jllyrischeu Provinzen bildete. Ferner mute es auf West- und Ostgalizien verzichten. Im ganzen verlor sterreich 2000 Quadratmeilen mit etwa 4 Millionen Einwohnern.
D. Vereinzelte Befreiungsversuche während des sterreichischen Krieges. sterreich hatte während des letzten Krieges mehrfache Versuche gemacht, Bundesgenossen zu gewinnen. Wenn auch dies nicht gelang, so zeigte sich die allgemeine Unzufriedenheit des deutschen Volkes doch in verschiedenen Aufstnden.
a. Der Tiroler Aufstand, 1809. In Tirol, das seit 1805 bayerisch war, hatte die Regierung Anordnungen getroffen, die mit dem frommen, konservativen Sinne des urwchsigen Bergvolkes nicht vereinbar waren. Daher erhoben sich die Tiroler unter ihren tchtigen Fhrer, Andreas Hofer, dem Sandwirt von Passeier, dem khneu Speckbacher und dem Kapuziner Haspinger, und vertrieben mehrmals die Bayern ans Tirol. Wenn auch der Ausstand milang (Hofer wurde 1810 in Mautua erschossen), so zeigte doch der ausdauernde Heldenmut der Tiroler die Kraft des Volkes und die Mglichkeit des Widerstandes. (Mosen: Andreas Hofer.)
b. Im Knigreich Westfalen versuchte der hessische Oberst Drnberg einen Ausstand zu erregen und den König Jerome gefangen zu nehmen. Das Unternehmen gelang aber nicht. Drnberg entkam nach England.
c. Der preuische Major von Schill machte den Versuch, das Knigreich Westfalen aufzulsen. Er fhrte fein Husarenregiment eigenmchtig aus Berlin der die Grenze nach Halle und forderte das deutsche Volk zur Abschttelung der Franzofenherrschaft auf. Friedrich Wilhelm Iii. mibilligte aber Schills Unternehmen. Der khne Fhrer mute sich vor westflischen und hollndischen Truppen nach Stralsund zurckziehen, bei dessen Verteidigung er fiel. Seine gefangenen Kameradeu wurden von Napoleon wie Hochverrter und Straenruber behandelt. Er lie in Wesel elf Schillsche Offiziere, in Braunschweig vierzehn Unteroffiziere erschieen und schickte 600 Gemeine als Galeerenstrflinge nach Toulon. Von den letzteren kehrten im Jahre 1814 nur noch 120 zurck, die anderen waren in der harten Gefangenschaft gestorben. (Arndt: Lied vom Schill.)
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Napoleon Franz Franz Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Passeier Andreas_Hofer Drnberg Drnberg Major_von_Schill Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Arndt
Extrahierte Ortsnamen: Ostgalizien Mautua Westfalen England Westfalen Berlin Stralsund Wesel Toulon
206
Die Geschichte des Mittelalters
von 15—30 Hektar). Auf diesem Grund und Boden sollte der Ansiedler freier Herr sein, denn er erhielt das Land in Erbpacht und war für den Anfang der Wirtschaft, oft bis auf 16 Jahre, von jeder Abgabe frei. Dann hatte er einen geringen Erbzins an den Grundherrn, den Fürsten und den Zehnten an die Kirche zu zahlen. Der Unternehmer erhielt zwei oder auch wohl mehr Hufen und wurde Erbfchulze des Dorfes; mit seinem Gute, dem Erblehngericht, war häufig die Schankgerechtigkeit oder auch das Recht des Verkaufs von Fleisch und Brot verbunden?)
Noch bleibt zu erklären, wie es möglich gewesen ist, daß die ehemals slavischen Länder völlig deutsch geworden sind, daß sich von der slavischen Bevölkerung nichts erhalten hat, daß eine Vermischung zwischen Germanen und Slaven nicht stattgefunden hat. — Unbarmherzig gingen vielfach die Kolonisten gegen die Slaven vor; besonders in Brandenburg scheint man es von vornherein auf ihre Vernichtung abgesehen zu haben. So flohen denn die ehemaligen Einwohner, wenn sie sich nicht in die Knechtschaft begeben wollten, vor den neuen Herren in die Wälder, an die Seen und Flüsse, einem kümmerlichen Leben preisgegeben. Die deutschen Herrn
*) Die Anlage der Dörfer und Städte geschieht nach bestimmtem Typus. „Die Ansiedler nahmen unbebautes Weidland oder altslavisches Gemeindeland, oder eine slavische Dorsslur, ganz oder teilweise, nach Ausweisung der Slaven in Besitz, deren Namen sie dann beibehielten, während eine Gründung auf neuem Boden nach dem Unternehmer benannt wurde. Ihre Höfe bauten sie in langer offener Reihe zu beiden Seiten der Straße, am Bach oder am Moor hin und maßen jedem die Hufe zu, die sich vom Hofe aus etwa rechtwinklig zur Straße als ein langer schmaler Landstreisen von 32—50 ha nach der Flurgrenze hin erstreckte." „Auch für die bürgerlichen Anlagen bildete sich ein bestimmter Typus der Anlage und Unternehmung heraus. Ein Lokator oder ein Konsortium von Lokatoren übernahmen die Gefahr der Gründung, der Unternehmer wurde mit der Vogtei der Stadt belehnt; er erhielt neben Freihufen und Freiheit von der Haussteuer ein Drittel der Gerichtsgebühren, ein Drittel der
Marktgefälle, ein Drittel der Einkünfte vom Kaufhaus und anderen Einnahmen aus
Handel und Gewerbe; seine Stellung entwickelte sich nach Art derjenigen des Erb-schulzen der Dörfer. Und wie das Dorf in Hufen angelegt ward, systematisch, unter ängstlicher Rücksicht auf die Gleichheit jeglichen Loses und die bequeme Wirtschaft aller, so bildete sich auch ein bestimmtes Schema städtischer Anlage heraus, das eine möglichst
große Anzahl von Hausstellen in einem möglichst kleinen schützenden Mauerbering zu
saffen bestrebt war. So ward unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Handels und der Industrie ein Markt angelegt mit alles beherrschendem Rat- und Kaufhaus; den Markt umgaben die Hausstellen der Bürger, schmal, höchstens 2—4 Fenster breit, nicht zu tief; kaum irgendwo beträgt die Ausmessung bis zur nächsten Parallelstraße mehr als etwa 20 Schritt. So entstanden kleine bürgerliche Besiedlungen, deren etwa zwei Dutzend auf die Hofstelle eines mittleren Bauern auf dem platten Lande gegangen wären. Und eng wenn auch gradlinig, drängten sich auch die etwa sonst noch gezogenen Gassen an den Markt, alle umfaßt von der dichtgürtenden Stadtmauer, deren Umfang gleichwohl die Anlage mäßiger Wirtschafts- und Dungstätten für einen feineren Anbau noch zu gestatten pflegte."
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130
Deutschland.
aller Deutschen leben noch in kleinen ländlichen Wohnplätzen unter
2000 Einwohnern (Dörfern und einzelnen Gehöften), andere wohnen in
Landstädten, Klein-, Mittel- oder Großstädten. Darauf daß Deutschland
ein wichtiger Landwirtschasts-, Industrie- und Handelsstaat ist, beruht
auch der Wohlstand der Bevölkerung. Dieser äußert sich zunächst
im Verbrauch (Konsum). Es kommen jährlich auf einen Einwohner durch-
schnittlich 100 kg Weizen, 158 kg Roggen, 74,5 kg Gerste, 636 kg
Kartoffeln, 18,4 kg Salz, 12,5 kg Zucker, 3 kg Kaffee, 1,6 kg Tabak,
116 Liter Bier, 17,4 kg Petroleum, Als Gradmesser für den Wohl-
stand ist auch die amtliche Statistik über das Sparkasseuwesen anzusehen.
Danach haben sich in den letzten zehn Jahren (bis 1904) die Sparein-
lagen von rund vier auf nicht ganz acht Milliarden Mark vermehrt
im Königreich Preußen. Es kamen mithin auf den Kopf 210 Mark
Einlagen. Da die Sparkassen gerade von den mittleren und unteren
(ärmeren) Volksschichten benutzt werden, geben diese Feststellungen ein
recht erfreuliches Bild von der wirtschaftlichen Lage dieser Klassen.
Sodann ist in den Jahren 1892 —1902 die Zahl der Steuer-
Pflichtigen von 21,8 % auf 29,3 %, also um ein Drittel gestiegen.
Ferner haben im Jahre 1905 sechs englische Arbeiter auf Kosten ihrer
Arbeitgeber das Westdeutsche Industriegebiet bereist, um die Lebenshaltung
der deutschen Arbeiter zu studieren. Sie stellten fest, daß die Beköstigung
besser als in England ist, der deutsche Arbeiter sorgfältiger gekleidet geht,
die Wohnungsverhältnisse der Arbeiter nicht schlecht sind. Erstaunt waren
sie über die Wohlfahrtspflege, die Staat und Arbeiter in gemeinsamem
Schaffen betätigen und wovon man in England keine Ahnung hat
(Krankenkassen, Unfallversicherung, Alters- und Invalidenversicherung,
sanitäre Vorrichtungen, die in den Fabriken zugunsten der Arbeiter vor-
handen sind). — In bezug auf die Abstammung unterscheidet man Deutsche,
Polen, Tschechen, Wenden, Litauer, Dänen, Wallonen, Franzosen und
Juden (von letzteren 1 %) im Reiche, deren Muttersprache deutsch, polnisch,
masurisch, wendisch, litauisch, dänisch, wallonisch und französisch ist. (Siehe
die Verteilung im Atlas von Diercke!) Die deutsche Sprache gliedert sich
in verschiedene Mundarten. Der Religion nach sind die Untertanen
Evangelische 63 % (linierte, Lutheraner, Reformierte), Katholiken 36 %,
Sekten 0,3 %, Israeliten 1 %. Der Staatsverfassung nach besteht
Deutschland aus 26 Bundesstaaten, die selbständig verwaltet werden,
teils konstitutionelle Monarchien, teils Republiken (Stadtstaaten) sind neben
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Extrahierte Personennamen: Diercke
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland England England Polen Evangelische Deutschland
88
Mittelafrika, ein ergiebiges Tropenland.
großen Bazaren. In der Nähe gibt es großartige Bauwerke der alten
Ägypter (Sphinx, Pyramiden). Nordwestlich von Kairo liegt am Meere
Alexandria mit 1/3 Mill. Einwohner, die besonders Handel treiben.
Port Said am Nordende des Sueskanals ist eine Mittelstadt, S u e s
am Südende eine Kleinstadt. A s s n a n in Oberägypten ist Markt für
die Landesprodukte, S u ä k i n am Roten Meere ein Handelshafen. Die
Bevölkerung setzt sich aus Arabern und Nachkommen der alten Ägypter
(Hamiten) zusammen. Die Araber sind meist Wüstenbewohner (Beduinen),
die Nachkommen der alten Ägypter teils Ackerbauer (Fellah-Fellachen) und
Mnhammedaner, teils Stadtbewohner, Kopten, und dann meist Christen. —
So ist die Sahara eine öde Wüste mit fruchtbaren und dann be--
wohnten Oasen. —
§ 30. Mittelafrika, ein ergiebiges Tropenland.
1. Die Lage. Mittelafrika nimmt ungefähr die Hälfte des Erdteils
ein. Es liegt in der Heißen Zone und reicht von der Wüste im Norden
bis zu einer Erhebungslücke im Süden, die sich vom Kunsne über den
mittleren Kubango nach dem mittleren und unteren Sambesi hinzieht.
2. Der Boden. Das Ganze ist ein gewaltiges Hochland, das
sich in einzelne Beckenlandschaften teilt. Das nördliche Gebiet, @ubän =
Land der Schwarzen, gliedert sich in die welligen Beckenlandschaften des
Nigers, des Tsadsees und des oberen Nils. Zwischen diesen Becken er-
heben sich einzelne kleinere Gebirgslandschaften von 2000—3000 m hoch,
aus Urgestein bestehend, das von vulkanischen Massen durchbrochen ist.
Auch die Becken ruhen auf granitner Grundlage, die aber meist mit
Schutt- und fruchtbaren Lehmmassen bedeckt ist. Westlich vom Niger
erhebt sich das Land vom Meere aus in Terrassen bis zu 1000 m Höhe,
der höchsten Stufe „Kong", der noch höhere Berge aufgesetzt sind. Nach
Norden dacht es sich ganz allmählich ab. Es ist nach allen Seiten von
tiefen Flußtälern durchfurcht. — An den Sudan schließt sich nach Süden
das flache, 500 m hohe Kongobecken an, das im Norden durch
niedere Wasserscheiden von dem Nil- und Tsadseebecken getrennt wird.
Im Osten reicht es bis an den Westrand des Ostafrikanischen Seenhoch-
landes. Im Westen wird es durch die Randgebirge der Küste von Nieder-
Guinea (gin6a) begrenzt. Sie erscheinen als aufgestaute oder aufgekippte
Plateauränder, bestehen aus Urgestein und Schiefer, dachen sich nach der
Küste in Stufen zu einem niedrigen Küstenstreifen von wechselnder Breite
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Südafrika, ein Steppenhochland mit bevorzugtem Südostrande. 101
Zitronen, Feigen), Ananas und im nördlichen Teile sogar Kaffee gedeihen.
Die Landschaft nördlich vom Limpopo eignet sich meist nur zur Jagd,
da die Tsetsefliege die Viehzucht unmöglich macht. Verkehr und Handel
sind sehr erschwert, können meist nur durch schwerfällige Ochsenkarawanen
bewerkstelligt werden. Bloß einige Eisenbahnen führen von der Küste
ins Innere.
6. Die Bevölkerung besteht im Osten aus Bantunegern, im
Westen vorwiegend aus Hottentotten und Buschmännern. Beide gehören
der südafrikanischen Rasse an und sind wahrscheinlich die Überreste der
Ureinwohner Afrikas, die von den Negern soweit zurückgedrängt worden
sind. Sie besitzen eine fahlgelbe Hautfarbe; die Backenknochen treten stark
hervor; die Haut ist sehr gefaltet; das Haar neigt zu Büschelbildung und
ist verfilzt. Die Buschmänner find klein. Der Beschäftigung nach sind
die Hottentotten Hirten, während die Buschmänner ein unstetes Jägerleben
ohne feste Wohnsitze in der Kalahäri führen. Der Religion nach ist der
größte Teil der Bevölkerung Heiden. Jedoch gibt es zahlreiche Missions-
anstalten und ist ein bedeutender Teil der Neger schon zum Christentums
bekehrt. Außer diesen afrikanischen Völkern wohnen in Südafrika sehr
viel Europäer, Engländer und holländische Boeren (buren), besonders im
südöstlichen Teile, wo die Dichtigkeit auch am größten ist.
7. Die staatlichen Verhältnisse, a) Vom Sambesi nach
Süden bis zur Delagoabucht liegt portugiesisches Gebiet, Sofala,
die Fortsetzung des nördlichen Mozambique, ein Küstenland, in dessen süd-
lichem Teile die Hafenstadt Lorenzo Marques (markes) mit dem
britischen Hinterlande durch eine Eisenbahn verbunden ist.
b) An der Westküste erstreckt sich vom Kunene bis zum Orange
Deutsch-Südwestafrika. Im Osten bildet größtenteils der
20. Meridian die Grenze. Nach Nordosten reicht das Gebiet mit einem
schmalen Streifen bis an den mittleren Sambesi. Das Land ist unge-
fähr 835 000 qkm (l1/^ Deutschland) groß. Die Walfischbai in der
Mitte der Küste gehört den Engländern. Die größere nördliche Hälfte
liegt in der Tropischen, die kleinere südliche in der Subtropischen Zone.
Der Boden. Die ungefähr 1500 km lange Küste ist arm an
guten Häfen; die meisten versanden leicht. Der beste Hafen ist S w a k o p -
m u n d an der Mündung des Swakop, wo sich genügend Trinkwasser
findet, das sonst an der Küste fehlt, und von wo jetzt eine Eisenbahn
nach dem Innern führt. Weniger günstig sind die englische Walfischbai
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Extrahierte Personennamen: Lorenzo_Marques
Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Christentums Südafrika Sofala Mozambique Deutschland
106 Afrika, der Erdteil eines tropischen, ungegliederten Tafellandes.
als erhöhte Ränder, die in Terrasfen zum Meere abfallen. Durch Einstürze
sind Senken entstanden, die mit den vulkanischen Massen, welche an diesen
Senkungsfeldern emporgestiegen sind, dem Tafellande etwas Abwechslung
verleihen. So erscheint Afrika als ein ungegliedertes Tafelland.
3. Das Klima ist der Lage wegen sehr heiß, und da der Erdteil
ein ungegliedertes Tafelland ist, ziemlich gleichmäßig. Die Jahresisotherme
von -f- 20° geht weit über die Wendekreise hinaus, so daß weit über 80°/0
echt tropische Hitze aufweisen und die klimatische Heiße Zone bedeutend
größer ist als die astronomische. Die übrigen wenigen Teile mit Aus-
nähme der höchsten Erhebungen besitzen subtropische Wärme. Die Ver-
teilung der Niederschläge ist verschieden. Um den Äquator fallen Zenital-
regen zu allen Zeiten; weiter ab gibt es 2 Regen- und 2 Trockenzeiten,
nach den Wendekreisen zu je eine Regen- und eine Trockenzeit. An die
Gegenden mit Zeuitalregeu schließen sich um die Wendekreise je ein regen-
armes Gebiet mit Steppen und Wüsten. Den Schluß bilden im Norden
und Süden je eine Gegend mit subtropischen Wiuterregen.
4. Die Bewässerung ist reichlich, aber ungleich verteilt; sie
sammelt sich in einzelnen Beckenlandschaften zu Seen oder in Riesen-
strömen, die aber, da sie im Tafellande fließen, reich an Stromschnellen,
sogar noch kurz vor der Mündung sind. Dadurch wird der Verkehr nach
dem Innern und die Aufschließung desselben sehr erschwert.
5. D i e Produkte. Da Afrika ein Tafelland aus Gneis und
Schiefer ist, so kommen überall große mineralische Schätze vor. Wegen
der tropischen Lage und der Bodenform ist die Pflanzen- und Tierwelt
ziemlich gleichmäßig. Je nach der Niederschlagsmenge herrschen Urwald,
Steppe oder Wüste vor. Aber die einzelnen Produkte (Palmen, Zucker-
rohr, Tabak, Kaffee), die Tiere (Löwe, Strauß) kommen sowohl im Süden
als auch im Norden vor.
6. Die Bevölkerung, 6 aufs qkm, also 180 Mill. Einwohner,
besteht größtenteils aus Negern, die die große Mitte einnehmen und die
Hottentotten und Buschmännrr nach Süden verdrängten, während den
Norden eingewanderte Semiten und Hamiten besetzt haben. Auf Mada-
gaskar kommen neben Negern auch Malayeu vor. Da die scheidenden
Hochgebirge fehlen, haben sich die einzelnen Völkerschaften stark berührt
und vermischt. Der Religion nach herrschen Islam und Heidentum vor.
Die Haupterwerbsquelleu sind Ackerbau, Viehzucht und Handel, die aber
sehr verschieden ergiebig in den einzelnen Gegenden sind. Wegen dieser
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Niederschläge Afrika
Mitlelafrika, ein ergiebiges Tropenland.
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steht aus Negern mit einer dunklen Hautfarbe, die vom schmutzigen Gelb
bis zum Ebenholzschwarz schwankt; das schwarze Haar ist wollig. Die
Neger gliedern sich sprachlich in die nördlichen Sudan- und die südlichen
Bantuneger. Letztere setzen die Bildungssilben voran, z. B. heißt das
Land Ugogo, Uganda, die Gesamtheit der Bewohner Wagogo, Waganda,
ein einzelner M'gogo, M'ganda, die Sprache Kigogo, Kiganda. Der
Religion nach sind die Sudanneger meist Mnhammedaner, die Bantuneger
meist Heiden mit Ahnenkultus und Zauberei. Die Sudanneger sind stark
mit nördlichen Völkern untermischt, mit den Fnlbe, einem hamitischen
Hirtenstamme, der sich mit Negern und Arabern untermischt hat. Zu
hamitischen Mischvölkern gehören ferner Nubier, die Abessinier, Galla und
Somali. Während die Abessinier Christen sind, gehören die übrigen meist
dem Muhammedanismns oder dem Heidentums an Die Haupterwerbs-
quellen sind Ackerbau, der meist mit der Eisen- oder Holzhacke betrieben
wird, Zucht der Rinder, Schafe und Ziegen, von Gewerben etwas Töpferei,
Schmiedekunst, Flechterei, ferner Handel. Aber das wirtschaftliche Leben
steht meist noch auf einer sehr niedrigen Stufe trotz der Ergiebigkeit des
Bodens, da die geringen Bedürfnisse der Neger von der Natur ohne große
Anstrengung seitens der Bevölkerung geliefert, da ferner der Verkehr
überall erschwert wird dadurch, daß die Flüsse nicht durchgehend schiffbar
sind, andere Verkehrswege fehlen und die meisten Produkte auf den Köpfen
der Menschen (Trägerkarawane) befördert werden müssen. Die Küsten
aber sind für Europäer wegen der Fieberluft sehr ungesund. Daher be-
trägt die durchschnittliche Bevölkerungsdichte noch nicht 10 aufs qkm;
nur in Abessinien, in den westlichen 'Küstenlandschaften und dem Teil
südwestlich vom Tsadsee ist sie größer.
7. Die staatlichen Verhältnisse. Bei Ackerbau mit Vieh-
zucht sind die Bewohner größtenteils seßhaft; deshalb konnten überall
Staaten entstehen, die freilich von den Sklavenjägern viel zu leiden hatten
und deren Bevölkerung sich daher stark vermindert hat. Die Hauptsied-
lungen sind kleine Dörfer mit einfachen Hütten; größere Handelsstädte sind
nur wenige vorhanden. Von diesen Negerstaaten sind nur noch einige
selbständig; die meisten sind zu europäischen Kolonien oder Schutzstaaten
umgewandelt worden.
a. Abessinien ist ein selbständiger Staat, der nur dem Namen
nach unter italienischem Stutze steht. Das Kaiserreich ist ungefähr so
groß als Deutschland. Die Bewohner, über 10 aufs qkm, sind ein
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Extrahierte Personennamen: Kiganda Galla
Extrahierte Ortsnamen: Uganda Waganda Abessinien Abessinien Deutschland