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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 81

1888 - Habelschwerdt : Franke
81 es die Verhandlungen mit den auswärtigen Mächten, sowie der Umfang und die Schwierigkeit der Regierungsgeschüfte notwendig, daß nur solche Männer der Staatsverwaltung sich widmeten, welche dieselbe Zu ihrem Berufe machen konnten. War dies ohnehin nur den Reicheren möglich, da für die höheren Ämter kein Gehalt gezahlt wurde, so erforderte das die Staatskarriere eröffnende Amt, die Ädi-lität, schon ein bedeutendes Vermögen, da der Ädil die Kosten für die Spiele bestreiten mußte. So entstand aus deu Familien derer, welche höhere Staatsümter bekleidet hatten, eine fast geschlossene Kaste, die Nobilität, welche die Regierungsgeschüfte als ihr Privilegium ansah, das Parteiinteresse so viel als möglich im Auge hatte und durch die Verwaltung der Provinzen Gelegenheit zu noch größerer Anhäufung von Reichtümern erhielt. Aus der Nobilität ergänzte sich auch der Senat. Wer aus einer nichtsenatorischen Familie ein kurulisches Amt erlangte, hieß ein Emporkömmling (homo novus). 4. Der Nitterstand. Ein anderer Stand, der in dieser Zeit zur Bereicherung Gelegenheit fand, war der Ritterstand. (Ritter hießen ursprünglich die, welche ihres Vermögens wegen zum Reiterdieust berechtigt waren.) Die Ritter gehörten meist plebejischen Familien an und vergrößerten auf folgende Weise ihren Reichtum: a) Sie legten als Kapitalisten ihr Geld in den Provinzen an, wo schwere Kriegssteuern zu entrichten waren, und forderten hohe Zinsen. b) Sie pachteten, zu Aktiengesellschaften verbunden, die Steuern der Provinzen. c) Sie kauften große Güter und ließen sie durch Sklaven bearbeiten. 5. Das Volk. Der unverhältnismäßigen Bereicherung dieser beiden Stände gegenüber war die Lage des niederen Volkes eine bedenkliche und für den Staat gefährliche geworden. Die Ursachen waren folgende: a) Der Mittelstand war immer schwächer geworden, so daß das Volk nur aus Reichen und Armen bestand. Wie die Handwerke von Sklaven betrieben wurden, so konnten auch die klei- neren Bauern bei der auf den großen Gütern herrschenden Sklavenwirtschaft mit diesen nicht mehr konkurrieren. b) Der Senat übte nicht mehr seinen ehrsnrchtgebietenden Einfluß aus; sein Ansehen war geschwunden, seitdem Selbstsucht, Härte und Bestechlichkeit sein Handeln kennzeichnete. 6

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 307

1888 - Habelschwerdt : Franke
307 2. Die verderbliche Regierung Ludwigs Xv. a) Der König selbst hatte durch sein unwürdiges, sittenloses Leben jede Achtung vor der monarchischen Würde im Volke erstickt. b) Die äußere Politik war von den Maitressen des Königs beeinflußt. Die unnütze Beteiligung an Kriegen, die zum Teil der geschichtlichen Vergangenheit Frankreichs entgegen waren (österreichische Erbfolgekrieg, der siebenjährige Krieg und der Seekrieg mit England), hatten die Schuldenlast des Landes vermehrt und das Ansehen der Armee erschüttert. Ludwig Xiv. hatte eine Schuld von 3 Milliarden Frank hinterlassen; beim Regierungsantritte Ludwigs Xvi. betrug das jährliche Defizit 100 Millionen. Die Disziplin in der Armee war gelockert; die Regierung konnte sich auch aus die Offiziere nicht mehr verlassen, die meist durch Kaus in ihre Stellen gelangt waren. c) In der inneren Politik war die königliche Gewalt aufs straffste angespannt und hatte alle Selbstverwaltung und mit ihr den Sinn für politische Freiheit und Selbständigkeit vernichtet. In jeder Provinz übte ein königlicher Intendant eine starke polizeiliche Gewalt aus und trieb mit Strenge die drückenden Steuern ein. tl) Das Volk ermangelte auch eines sicheren Rechtsschutzes. Den Parlamenten, welche die obersten Gerichtshöfe bildeten, entriß der König die richterliche Befugnis. Jede Opposition wurde durch geheime Haftbriefe im Keime erstickt. 3. Der Einfluß der sogenannten Philosophen. Die Encyklopädisten Diderot und dälembert hatten für die Verbreitung der verschiedensten Kenntnisse unter dem Volke gewirkt. Die Litteratur der Philosophen war voll Spott und scharfer Angriffe auf die staatlichen und kirchlichen Zustände. Montesquieu stellte seinen Landsleuten die konstitutionelle Regierungsform als erstrebenswert hin, Rousseau forderte in dem „Gesellschaftsvertrage" demokratische Zustände. 4. Unter diesen Umständen mußte der Eindruck, den der Sieg der politischen Freiheit in Nordamerika bei den gebildeten Franzosen machte, ein mächtiger sein. B. Die nähere Veranlassung. Unter Ludwig Xvi., der im Jahre 1774 den Thron bestiegen hatte, war das jährliche Defizit bis auf 198 Millionen Frank gestiegen, und Frankreich stand vor dem Staatsbankerott. Der König selbst war sittenrein, sparsam, aber zu wenig energisch, um durchgreifende Maßregeln zur Beseitigung der Geldnot treffen zu können. Seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, wurde bei ihrem arglos jugendlichen Benehmen inmitten eines verderbten Hofes das Opfer schamloser Verleumdungen; gegen sie besonders wandte sich der Haß des Volkes. Als die schnell wechselnden Finanzminister (Turgot, Necker, Calonne, de Brienne) sich in vergeblichen Versuchen zur Besserung der Finanzen erschöpft hatten, riet der zum zweitenmale ernannte Necker dein Könige zur Berufung der Reichsstünde, die seit 1614 nicht mehr versammelt worden waren. Mit dieser In- 20*

3. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 38

1906 - Leipzig : Dürr
38 Das Zeitatter des Absolutismus 80 km von dem Meere entfernt ist. Die nicht ohne Anstrengung zu hebenden wertvollen Bodenschtze zwingen den Englnder zu ernster, zher Arbeit: das rauhe Klima, der Kampf mit Nebel und Sturm, Wellen und Wind ziehen eine stahlharte, arbeitskrftige Bevlkerung groß. Den Keltoromauen der Urzeit gesellte sich das germanische Element hinzu, dem seit 1100 noch ein normannischer Einschlag sich einfgte, und dieses Mischvolk, durch seine maritime Lage an sich schon abgeschloffen und in stolzer Selbstgengsamkeit nach auen hin immer mehr sich ab-schlieend, entwickelt in bewuter Inzucht den ausgesprochenen klaren Rasfentypns des Englnders. Selbstndigkeit und Zhigkeit find des Briten Grundeigenfchaften. Voll mnnlicher Wrde, darum auch rcksichtslos, selbstschtig und stolz, arbeitet er in seinem Haus, seiner Stadt: my house is my Castle, zieht er hinaus in die Welt und auf die See, um, auf sich selbst stehend und nicht nach der Staatskrippe schielend, sein Glck sich zu schaffen. Sein Harter, kraftvoller Wille, der in politischen und geschftlichen Dingen keinen Gefhlston kennt, schreckt vor nichts zurck, um im Daseinskampf zu siegen, zu Macht und Reichtum zu gelangen. So wird er der Kaufmann, der Gewaltige zur See, der Herrfcher der Kolonien. Mit diesem ausgesprocheneu Gefhl aber fr die mnnliche Wrde, fr den Stolz der in sich geschlossenen, selbstbewuten Persnlichkeit ver-bindet sich ein willigessichfgen in die gesetzlicheordnung, in die Interessen der Nation. Der Englnder ist gleichsam instinktiv ein politisches Wesen. Weil er, der so stolz auf feine Freiheit und Unabhngig-feit ist, wei, da nur im Zusammenhalten des ganzen Volkes sein Glck, sein Weg zu Macht und Reichtum gesichert ist, weil ihm die nationale Selbstsucht und das starke Gefhl des Rassezusammenhanges angeboren sind, ordnet er alles persnliche Gefhl dem nationalen unter: right or wrong, my country. Stolz und oft auch anmaend fhlt er sich drauen als der Sohn des mchtigen Albions, der dem der Union Jack stets schtzend schwebt, und wo Deutschlands Shne oft zu schnell nur heimische Sprache, nationales Denken schmhlich dahingehen, wei der Brite mit kraftvollem, und wenn auch manchmal sich berhebendem, fo doch immer bewundernswertem Stolze feine vlkische Eigenart zu behaupten und durchzusetzen. Das glorreiche England" ist das Zeichen, bei dem selbst des nchternsten Briten Herz warm wird. J) Dr. Karl Peters, wohl einer der vorzglichsten deutschen Englandkenner, weist einmal auf folgende, fr die Bolkseigenart ganz charakteristische Einzelheit hin: in Deutschland steht an dem Bahnkrper eine Tafel mit der Inschrift: Beim Heran-nahen des Zuges ist das Betreten der Geleise verboten!", in England heit es: Look out for the trains", in Amerika: Eailway-crossing."

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 310

1904 - Habelschwerdt : Franke
310 Angriffen auf die staatlichen und kirchlichen Zustnde. Diderot (didero) und d'alembert (dalangbhr) gaben ntit anderen Schriftstellern (Rousseau, Voltaire) eine Enzyklopdie, d. i. ein Wrterbuch der Wissenschaften und Knste, heraus und griffen in demselben die Wahrheiten des Christen-tnms an. Montesquieu (mongteskj) stellte seinen Landsleuten die konstitutionelle Regieruugsform als erstrebenswert hin; Rousseau forderte in dem Gesellschaftsvertrage" Gleichheit, Freiheit und Volkssouvernitt. Besonders verderblichen Einflu bte Voltaire auf seiue Zeitgenossen aus. Er war Philosoph, Dichter und Geschichtschreiber und wandte sich in den meisten seiner Schriften mit boshaftem Wih und beiendem Spott gegen die Kirche. d. Als der Nord amerikanisch, e Freiheitskrieg (S. 299) ausbrach, begeisterte sich das franzsische Volk fr die Sache der Republikaner, und selbst Shne vornehmer Familien gingen als Frei-willige nach Nordamerika. Der Sieg der Amerikaner machte auf die Franzosen, die mit den bestehenden Verhltnissen unzufrieden waren, einen tiefen Eindruck. 2. Die nhere Veranlassung. Unter Ludwig Xvi., der im Jahre 1774 den Thron bestiegen hatte, war das jhrliche Defizit bis auf 198 Millionen Frank gestiegen, und Frankreich stand vor dem Staatsbankerott. Der König selbst war sittenrein und sparsam, aber zu wenig energisch, um durchgreifende Maregeln zur Beseitigung der Geldnot treffen zu knnen. Seine Gemahlin Maria An toi nette (angtoanett), die Tochter Maria Theresias, wnrde bei ihrer Arglosigkeit das Opfer schamloser Verleumdungen. Gegen sie wandte sich besonders der Ha des Volkes. Als die schnell wechselnden Finanzminister Tnrgot (trg), Necker u. a. sich in vergeblichen Versuchen znr Besserung der Finanzen erschpft hatten, riet der zum zweitenmal zum Finanzminister ernannte Necker dem Könige zur Berufung der Reichs stnde, die seit 1614 nicht mehr versammelt worden waren. Mit dieser Inanspruchnahme der Volkskrfte zur Rettung des Staates wurde die Revolution eingeleitet. In kurzer Zeit erschienen gegen 3000 politische Flugschriften, und der ganzen Nation bemchtigte sich eine groe Aufregung. 1789-1791 3. Die konstituierende Nationalversammlung, 17891791. a. Die Versammlung der Stnde. Am 5. Mai 1789 versammelten sich zu Versailles die Reichsstude. Der dritte Stand (Brgerstand) war durch 600 Abgeordnete vertreten, während die beiden anderen Stnde (Adel und Klerus) je 300 Abgeordnete gesandt hatten. Als die Regierung nicht gestattete, da nach Kpfen abgestimmt werde, erklrte sich der dritte Stand als National-Versammlung". Die Abgeordneten schwuren, nicht eher auseinander

5. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 206

1903 - Leipzig : Dürr
206 Die Geschichte des Mittelalters von 15—30 Hektar). Auf diesem Grund und Boden sollte der Ansiedler freier Herr sein, denn er erhielt das Land in Erbpacht und war für den Anfang der Wirtschaft, oft bis auf 16 Jahre, von jeder Abgabe frei. Dann hatte er einen geringen Erbzins an den Grundherrn, den Fürsten und den Zehnten an die Kirche zu zahlen. Der Unternehmer erhielt zwei oder auch wohl mehr Hufen und wurde Erbfchulze des Dorfes; mit seinem Gute, dem Erblehngericht, war häufig die Schankgerechtigkeit oder auch das Recht des Verkaufs von Fleisch und Brot verbunden?) Noch bleibt zu erklären, wie es möglich gewesen ist, daß die ehemals slavischen Länder völlig deutsch geworden sind, daß sich von der slavischen Bevölkerung nichts erhalten hat, daß eine Vermischung zwischen Germanen und Slaven nicht stattgefunden hat. — Unbarmherzig gingen vielfach die Kolonisten gegen die Slaven vor; besonders in Brandenburg scheint man es von vornherein auf ihre Vernichtung abgesehen zu haben. So flohen denn die ehemaligen Einwohner, wenn sie sich nicht in die Knechtschaft begeben wollten, vor den neuen Herren in die Wälder, an die Seen und Flüsse, einem kümmerlichen Leben preisgegeben. Die deutschen Herrn *) Die Anlage der Dörfer und Städte geschieht nach bestimmtem Typus. „Die Ansiedler nahmen unbebautes Weidland oder altslavisches Gemeindeland, oder eine slavische Dorsslur, ganz oder teilweise, nach Ausweisung der Slaven in Besitz, deren Namen sie dann beibehielten, während eine Gründung auf neuem Boden nach dem Unternehmer benannt wurde. Ihre Höfe bauten sie in langer offener Reihe zu beiden Seiten der Straße, am Bach oder am Moor hin und maßen jedem die Hufe zu, die sich vom Hofe aus etwa rechtwinklig zur Straße als ein langer schmaler Landstreisen von 32—50 ha nach der Flurgrenze hin erstreckte." „Auch für die bürgerlichen Anlagen bildete sich ein bestimmter Typus der Anlage und Unternehmung heraus. Ein Lokator oder ein Konsortium von Lokatoren übernahmen die Gefahr der Gründung, der Unternehmer wurde mit der Vogtei der Stadt belehnt; er erhielt neben Freihufen und Freiheit von der Haussteuer ein Drittel der Gerichtsgebühren, ein Drittel der Marktgefälle, ein Drittel der Einkünfte vom Kaufhaus und anderen Einnahmen aus Handel und Gewerbe; seine Stellung entwickelte sich nach Art derjenigen des Erb-schulzen der Dörfer. Und wie das Dorf in Hufen angelegt ward, systematisch, unter ängstlicher Rücksicht auf die Gleichheit jeglichen Loses und die bequeme Wirtschaft aller, so bildete sich auch ein bestimmtes Schema städtischer Anlage heraus, das eine möglichst große Anzahl von Hausstellen in einem möglichst kleinen schützenden Mauerbering zu saffen bestrebt war. So ward unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Handels und der Industrie ein Markt angelegt mit alles beherrschendem Rat- und Kaufhaus; den Markt umgaben die Hausstellen der Bürger, schmal, höchstens 2—4 Fenster breit, nicht zu tief; kaum irgendwo beträgt die Ausmessung bis zur nächsten Parallelstraße mehr als etwa 20 Schritt. So entstanden kleine bürgerliche Besiedlungen, deren etwa zwei Dutzend auf die Hofstelle eines mittleren Bauern auf dem platten Lande gegangen wären. Und eng wenn auch gradlinig, drängten sich auch die etwa sonst noch gezogenen Gassen an den Markt, alle umfaßt von der dichtgürtenden Stadtmauer, deren Umfang gleichwohl die Anlage mäßiger Wirtschafts- und Dungstätten für einen feineren Anbau noch zu gestatten pflegte."

6. Vorläufige Einführung in die Allgemeine Erdkunde, Deutschland - S. 130

1906 - Leipzig : Dürr
130 Deutschland. aller Deutschen leben noch in kleinen ländlichen Wohnplätzen unter 2000 Einwohnern (Dörfern und einzelnen Gehöften), andere wohnen in Landstädten, Klein-, Mittel- oder Großstädten. Darauf daß Deutschland ein wichtiger Landwirtschasts-, Industrie- und Handelsstaat ist, beruht auch der Wohlstand der Bevölkerung. Dieser äußert sich zunächst im Verbrauch (Konsum). Es kommen jährlich auf einen Einwohner durch- schnittlich 100 kg Weizen, 158 kg Roggen, 74,5 kg Gerste, 636 kg Kartoffeln, 18,4 kg Salz, 12,5 kg Zucker, 3 kg Kaffee, 1,6 kg Tabak, 116 Liter Bier, 17,4 kg Petroleum, Als Gradmesser für den Wohl- stand ist auch die amtliche Statistik über das Sparkasseuwesen anzusehen. Danach haben sich in den letzten zehn Jahren (bis 1904) die Sparein- lagen von rund vier auf nicht ganz acht Milliarden Mark vermehrt im Königreich Preußen. Es kamen mithin auf den Kopf 210 Mark Einlagen. Da die Sparkassen gerade von den mittleren und unteren (ärmeren) Volksschichten benutzt werden, geben diese Feststellungen ein recht erfreuliches Bild von der wirtschaftlichen Lage dieser Klassen. Sodann ist in den Jahren 1892 —1902 die Zahl der Steuer- Pflichtigen von 21,8 % auf 29,3 %, also um ein Drittel gestiegen. Ferner haben im Jahre 1905 sechs englische Arbeiter auf Kosten ihrer Arbeitgeber das Westdeutsche Industriegebiet bereist, um die Lebenshaltung der deutschen Arbeiter zu studieren. Sie stellten fest, daß die Beköstigung besser als in England ist, der deutsche Arbeiter sorgfältiger gekleidet geht, die Wohnungsverhältnisse der Arbeiter nicht schlecht sind. Erstaunt waren sie über die Wohlfahrtspflege, die Staat und Arbeiter in gemeinsamem Schaffen betätigen und wovon man in England keine Ahnung hat (Krankenkassen, Unfallversicherung, Alters- und Invalidenversicherung, sanitäre Vorrichtungen, die in den Fabriken zugunsten der Arbeiter vor- handen sind). — In bezug auf die Abstammung unterscheidet man Deutsche, Polen, Tschechen, Wenden, Litauer, Dänen, Wallonen, Franzosen und Juden (von letzteren 1 %) im Reiche, deren Muttersprache deutsch, polnisch, masurisch, wendisch, litauisch, dänisch, wallonisch und französisch ist. (Siehe die Verteilung im Atlas von Diercke!) Die deutsche Sprache gliedert sich in verschiedene Mundarten. Der Religion nach sind die Untertanen Evangelische 63 % (linierte, Lutheraner, Reformierte), Katholiken 36 %, Sekten 0,3 %, Israeliten 1 %. Der Staatsverfassung nach besteht Deutschland aus 26 Bundesstaaten, die selbständig verwaltet werden, teils konstitutionelle Monarchien, teils Republiken (Stadtstaaten) sind neben

7. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 214

1896 - Leipzig : Dürr
214 Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer: Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen, Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz." Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach. Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha

8. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 226

1896 - Leipzig : Dürr
226 sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft. Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit. Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen. Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205. Viii. us der Jett der Reformation. a. Ein Deutsches Bauernparlament. Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;

9. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 76

1896 - Leipzig : Dürr
76 nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden. Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat. Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als

10. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 208

1896 - Leipzig : Dürr
208 erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns
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