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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 280

1888 - Habelschwerdt : Franke
280 wirtschaftlichen Fragen dem Könige gleichgesinnte Fürst Leopold von Dessau sich große Verdienste erworben. Er führte die eisernen Ladestöcke, den Gleichschritt, das Bajonett und eine weniger tiefe Aufstellung der Truppen ein. ad b) Für die Unterhaltung des Heeres war die größte Ordnung iu deu Staatseinnahmen und die Hebuug der Kräfte des Landes notwendig. A. Die Finanzen. Die Einnahmen bestanden ans den Kriegs-gefallen njib Domänengefällen. Zu ersteren gehörten die Kavalleriegelder der ländlichen Bevölkerung, die Accise der Städte, die Ritterpferdegelder der Ritterschaft, die Kontributionssteuer (eine Grundsteuer iti Stadt und Land) und Rekrutenkassengelder (für Beförderung im Amte). Letztere umfaßten die Erträge der Stempelsteuer, Zölle, der Post-, Domänen- und Forstverwaltung und des Salzhandels, der königliches Monopol war. B. Die Verwaltung der Finanzen erhielt das „General-Direktorium," dessen Präsident der König war, der auch für dasselbe selbst eine Instruktion ausgearbeitet hatte. Mit der Einrichtung dieser Kontrollbehörde war die innere Einheit des Staates vollendet. C. Die Hebung"der Kraft des Landes. Die Spuren des dreißigjährigen Krieges waren im Lande noch nicht ausgetilgt. 1. Um die Zahl der Bewohner zu vergrößern, nahm der König böhmische Einwanderer und 17 000 vertriebene Salzburger auf, die er in Preußen ansiedelt^ Daselbst entstanden 12 neue Städte und 332 Dörfer. 2. Das Havelländifche Luch ließ er austrocknen; in „Holländereien" wurde die Butter- und Käsebereitung gründlich gelehrt. 3. Um die inländischen Fabriken zu schützen, erhöhte er den Steuersatz für ausländische Waren. Die auf dem Lande lebenden Handwerker wurden in die Städte versetzt, in deueu sie notwendig waren. Die Einführung gleichen Maßes und Gewichtes kam ebenfalls dem Handel zu gute. Der König scheute es nicht, persönlich das Volk zur äußersten Arbeitsamkeit anzuhalten. 4. Die geistigen Interessen fanden an dem nur auf praktischen Nrttzen bedachten König wenig Pflege. Doch gab er dem Medizinalwesen eine neue Gestaltung, und vor allem hat er deu Grund zur preußischen Volksschule gelegt.

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 391

1888 - Habelschwerdt : Franke
391 denselben jedes Mittels sich beraubt sah, andere Staaten zu billigen Handelsverträgen zu zwingen. Der Reichskanzler ging daher an die Riesenausgabe heran, das Zoll- und Steuerwesen umzugestalten, und gab als Ziel derselben an, „durch Erhöhung der Verbrauchssteuern nicht nur die eigenen Bedürfnisse des Reiches zu decken, sondern auch die Einzelstaaten durch Überweisung eines Teils der Steuererträge in den Stand zu setzen, drückende Steuern zu beseitigen oder zu ermäßigen." Am 23. Mai 1879 nahm der Reichstag die Regierungsvorlage über die Getreidezölle an, worauf er auch die übrigen landwirtschaftlichen und indnstrieellen Schutzzölle bewilligte. — Au die Schutzzölle schlossen sich die Finanzzölle, welche zur Vermehrung der Finanzen einzelne vom Auslande eingehende Gegenstände allgemeinen Verbrauchs (Thee, Kaffee, Tabak u. a.) kräftig besteuerten. 6. Die Kolonialpolitik. Ein bisher ihm fremdes Gebiet betrat Deutschland im Jahre 1884 mit der Kolonialpolitik. Der Gedanke an deutsche Kolonieen war bei dem größten Teile des deutschen Volkes nicht unbeliebt; denn man bedauerte, daß so viele Auswanderer ihrer Nationalität verlustig gingen, daß Deutschland die Kolonialprodukte erst aus zweiter Hand kaufen mußte und daß dem deutschen Handel weite Absatzgebiete fehlten. Fürst Bismarck begann die kolonialen Bestrebungen damit, daß er berühmten Handelsfirmen, die in Afrika Faktoreien gegründet hatten, den Schutz des Deutschen Reiches in Aussicht stellte und gewährte. Deutsche Kanonenboote erschienen an der Küste der deutschen Niederlassungen, und zum Zeichen, daß das Deutsche Reich dieselben unter seinen Schutz nahm, wurde die deutsche Flagge aufgehißt. Auf diese Weise wurden Angra Pequena, Kamerun, Togoland, Kaiser-Wilhelmsland auf Neu-Guiuea, der Bismarck-Archipel und die Marschallinseln deutsche Schutzgebiete. Einen Beweis von der Energie, mit welcher der deutsche Reichskanzler auch die Kolouieenfrage behandelte und mit der er das Zurückweichen Englands bewirkte, das herrenlosen Gebieten gegenüber „legitime" Rechte geltend machen wollte, giebt die Kongokonferenz, die in der Hauptstadt des Deutschen Reiches 1884—1885 auf die Einladung Deutschlands und Frankreichs sich versammelt hatte und die Verhältnisse des neutralen Kongostaates regelte. 7. Die Sozialreform. Eine Ausgabe, für welche besonders der Kaiser persönlich eintrat und durch deren Übernahme Deutschland

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 392

1888 - Habelschwerdt : Franke
392 den übrigen Staaten ebenfalls vorausging, war die Sozialreform, d. H. die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen teils durch Befreiung von drückenden Steuern, teils durch positive Maßregeln. Während der Kanzler die Entlastung von den direkten Steuern durch die weitere Ausdehnung des indirekten Steuersystems zu erreichen suchte (Aushebung der Klassensteuer für die beiden untersten Steuerstufen, teilweiser Erlaß für die nächsten Stufen in Preußen), trat mit dem 1. Dezbr. 1884 zunächst das Krankenversicherungsgesetz ins Leben. Ferner stimmte der Reichstag im Sommer 1884 dem Unfallversicherungsgesetze zu, das den industriellen Arbeitern bei Unfällen eine Rente sichert. Mehrere Abänderungen der Gewerbeordnung zielten darauf hin, dem Handwerkerstande durch Begünstigung der Innungen aufzuhelfen. Eine noch unerledigte Aufgabe iu der Sozialreform ist die von der Reichsregierung projektierte Altersversorgung der Arbeiter. 8. Auswärtige Politik. Die auswärtige Polüik des deutschen Kaisers und seines Kanzlers war seit 1871 unausgesetzt auf den Frieden gerichtet. Das Ansehen, welches sich Deutschland im deutschfranzösischen Kriege erworben, gewährte ihm das Recht, für die Erhaltung des Friedens thätig zu sein. Allerdings muß es, namentlich gegen das unruhige Frankreich, dauernd eine bedeutende Wehrkraft unterhalten, deren Stärke seit 1874 immer auf 7 Jahre festgesetzt wurde (Septeunat). Die guten Beziehungen Deutschlands zu Rußland und Österreich fanden im Jahre 1872 ihren Ausdruck in dem zu Berlin geschlossenen Dreikaiserbündnisse. ' Wenn auch seitdem das Verhältnis Deutschlands zu Rußland oft ein kühleres gewesen ist, so merkte doch gauz Europa namentlich zur Zeit der Wirren auf der Balkanhalbinsel den Einfluß der weisen Diplomatie des deutschen Reichskanzlers, und es entsprach der hervorragenden Stellung Deutschlands, daß in Berlin unter dem Vorsitze des Fürsten Bismarck der Kongreß stattfand, der die Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel regelte (1878). Im übrigen haben die Monarchenzusammenkünfte zu Skier-uiewice (1884), Kremsier (1885) und Berlin (1887) den äußeren Beweis geliefert, daß die alten Beziehungen wieder erneuert worden sind. Trotzdem wiegt die Ansicht vor, daß der im Oktober 1887 erfolgte Beitritt Italiens zu dem festen deutsch--österreichische» Bündnisse wesentlich zur Erhaltung des europäischen Friedens beigetragen hat.

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 295

1888 - Habelschwerdt : Franke
295 Friedens. Dem Grundsätze gemäß: „Der König ist der erste Diener des Staates," lebte Friedrich ganz dem Wohle seines Staates und Volkes. Die leitenden Gesichtspunkte in Friedrichs Politik waren: a) den Staat durch die Bildung eines tüchtig geübten, disziplinierten und stets schlagfertigen Heeres in der Lage zu erhalten, die so rasch errungene Großmachtstellnng gegen die Eifersucht größerer Mächte verteidigen zu können; b) die Mittel hierfür durch die möglichste Belebung und Entwickelung der wirtschaftlichen Kräfte des Landes zu gewinnen. Bei der Universalität des großen Königs, der alles selbst ordnete und leitete, hat die Ausführung dieser Prinzipien Verbesserungen auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens zur Folge gehabt. A. Das Heerwesen. Friedrich brachte die preußische Armee bis auf 200 000 Mann, deren Erhaltung etwa 2/3 der Staatseinkünfte in Anspruch nahm. Zur Aufbringung dieses starken Heeres wurde das Werbe- und Kantonsystem beibehalten. Friedrichs eigenstes Verdienst ist namentlich die vortreffliche Ausbildung der Reiterei und die Einführung der reitenden Artillerie. Die Offiziere wurden in Kadettenaustalteu ausgebildet und fast nur aus den Reihen des Adels entnommen, den der König überhaupt, besonders aber wegen seiner Opferfreudigkeit im siebenjährigen Kriege, begünstigte. B. Die Finanzen. Die reinen Staatseinnahmen erhöhte Friedrich von 7 Millionen Thalern bis auf 20 Millionen; während seiner Regierung sammelte er einen Schatz von 55 Millionen. Die Hauptquelle der Einnahmen waren die indirekten Steuern, deren Eintreibung er nach französischer Art ordnete und auch Franzosen übertrug (Regie). Die Sparsamkeit des Königs schien die Mittel des Staates gleichsam zu verdoppeln. Er selbst verbrauchte von seinem Etat nur 1j6 und verwandte das Übrige für das Gemeinwohl. C. Handel und Industrie. Um aus der Aeeise und den Zöllen größere Mittel zu gewinnen, richtete Friedrich seine volle Aufmerksamkeit auf die Hebung der Gewerbthätigkeit und des Handels. a) Dem General-Direktorium wurde eine Abteilung für Manufakturen, Fabriken und Handel eingefügt. b) Industrielle Unternehmungen wurden durch staatliche Beihilfen

5. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 389

1888 - Habelschwerdt : Franke
389 schärfte den Gegensatz so, daß die Regierungen zu einem aggressiven Vorgehen veranlaßt tonrben („Kanzelparagraph," Ausweisung der Jesuiten, — Schulaufsichtsgesetz und Maigesetze in Preußen). Da-burch würde die katholische Kirche, ba sie biesen Gesetzen Wiberstanb entgegenstellte, in ihrer Thätigkeit zum Teil lahm gelegt. Der srieb-liebenbe Papst Leo Xiii. knüpfte aber tüieber Unterhanblungcn mit den Regierungen an und bewirkte vorzüglich in Preußen eine wesentliche Milberung der Gesetze. 2. Einignngsmiltel. Von einschneibenber Bebentnng auf das Leben des Volkes waren mehrere Reichsgesetze, welche das Gefühl der Einheitlichkeit und Zusammengehörigkeit zu beleben geeignet waren. a) Im Jahre 1874 würde die Münz-, Maß- und Gewichtsorb-nung durch ein Gesetz einheitlich gestaltet. b) An basselbe reihte sich ein Bankgesetz, das die Reichsbank in Berlin zum Mittelpunkte des deutschen Bankwesens machte. c) Am 1. Oktober 1879 trat zufolge eines Gesetzes vom Jahre 1875 die Justizreorganisation ins Leben, nachbem schon 1871 das Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich eingeführt worben war. Der Sitz des Reichsgerichtes würde Leipzig. d) Vom 1. Januar 1876 an trat das Gesetz über die Einführung der obligatorischen Civilehe und die Beurkunbung des Personenstand in Kraft. 3. Soziale Folgen der Milliarden. Der Zufluß der Kriegs-entfchäbiguug Frankreichs hatte aus das wirtschaftliche Leben des deutschen Volkes einen ungeheuren Einfluß. Die bebeutenben Summen, welche an geschäbigte Privatleute verteilt würden, ferner biejenigen, welche die Regierung für die Komplettierung des Heerwesens und der Marine, für Festungsbauten und Eisenbahnen anlegte, hatten einen großen Aufschwung inbustrieller Thätigkeit zur Folge. Reue Fabriken und gewerbliche Etablissements würden angelegt, Aktiengesellschaften gegrünbet, Bauten ausgeführt^ und an den Börsen blühte der Gelbverkehr. Die gesteigerte Nachfrage nach Arbeitskräften erhöhte die Löhne der Arbeiter, die sich barum an Genüsse gewöhnten, bte thuen bisher jremb waren. Auch nach Österreich verbreitete sich der in-bustrielle Aufschwung. Sehr balb aber machte sich die Überprobuktion bemerkbar, und als int Mai 1873 in Wien bte Spekulationslust durch massenhafte Zahlungseinstellungen ein jähes Ende genommen

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 95

1906 - Leipzig : Dürr
Geschichte des brandenburgisch-Preuischen Mittelstaates von 16481740 95 ihren nationalen Gottesdienst gestattete und ihnen Priester, Popen usw. hielt. König Friedrich I. hat sich von seinem kniglichen Recht in kirch-lichen Angelegenheiten nichts nehmen lassen; er wute die rechte Grenze fr die Duldung zu finden und erklrte des Papstes Protest gegen die neue Knigswrde fr ein impertinentes und lcherliches Vorgehen" und gab Befehl, die Jesuiten fleiig zu beobachten und darauf zu denken, wie man diese Leute auf gute Weise aus dem Lande los werden knnte. Aber er hat gegen die Gehfsigkeit und Unduldsamkeit der katholischen Kirche auch tatkrftig angekmpft. Seinem Gesandten in Kln wurde der resor-mierte Gottesdienst verweigert. Der ppstliche Gesandte in Kln war rooht wie Friedrich annahm dabei beteiligt. Deshalb befahl der König 1708, als alle Drohungen nichts fruchteten, da in den preuischen Landen der katholischen Geistlichkeit die Hlfte ihres Einkommens gesperrt werden sollte, und wenn in Kln nicht binnen sechs Wochen dem Könige Genugtuung gegeben wurde, sollte die andere Hlfte eingezogen werden. c) Doch nicht nur im eigenen Staate vertraten die Hohenzollern-frsten die protestantische Sache und die religise Duldsamkeit. Es ist einer der schnsten Zge des Groen Kurfrsten, wenn er im Deutschen Reiche und unter Deutschlands Fürsten offen die Unduldsamkeit be-kmpfte und fr die vollstndige, rechtliche Gleichheit der Bekenntnisse eintrat. Der Westflische Friede hatte fr die Reichsdeputation und die Kurfrstenkolleg die Gleichheit gefordert. Als sie auf dem ersten Reichstage nach dem Dreiigjhrigen Kriege zu Regensburg 1652 durchgefetzt werden sollte, erhob sich ein heftiger Widerstand unter den katho-tischen Fürsten und ihren Abgesandten. Aber infolge des nachdrcklichen Eintretens Brandenburgs erlangte die evangelische Partei den Sieg; denn es wurde beschlossen, da die drei protestantischen Kurfrsten auf Deputationstagen und Reichsversammlungen abwechselnd eine vierte Stimme abgeben sollten, damit die Gleichheit der Stimmen zwischen Evangelischen und Katholischen hergestellt werde. Auch die Neubegrndung des Direktoriums oder Corpus Evangeli-corum, jener Vereinigung smtlicher dentsch-evangelischen Stnde zum Zwecke gemeinsamer Beratung und gemeinsamen Vorgehens in evangeli-schen Angelegenheiten, die schon in den ersten Jahrzehnten der Resormations-zeit bestanden, aber sich im Dreiigjhrigen Kriege aufgelst hatte, ist durch Brandenburgs Mitwirkung aus dem erwhnten Reichstage durch-gesetzt worden. Den Vorsitz sollte der Kurfürst von Sachfen führen. Als Kurfürst Friedrich August zur katholischen Kirche bertrat (1697), wurde die Sammlung deutscher Verfassungs-Abnormitten durch die ungeheuerliche Tatsache vermehrt, da dieser Fürst auch jetzt sein Vorrecht behauptete, und da des Deutschen Reiches Corpus Evadgelicorum unter dem

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 38

1906 - Leipzig : Dürr
38 Das Zeitatter des Absolutismus 80 km von dem Meere entfernt ist. Die nicht ohne Anstrengung zu hebenden wertvollen Bodenschtze zwingen den Englnder zu ernster, zher Arbeit: das rauhe Klima, der Kampf mit Nebel und Sturm, Wellen und Wind ziehen eine stahlharte, arbeitskrftige Bevlkerung groß. Den Keltoromauen der Urzeit gesellte sich das germanische Element hinzu, dem seit 1100 noch ein normannischer Einschlag sich einfgte, und dieses Mischvolk, durch seine maritime Lage an sich schon abgeschloffen und in stolzer Selbstgengsamkeit nach auen hin immer mehr sich ab-schlieend, entwickelt in bewuter Inzucht den ausgesprochenen klaren Rasfentypns des Englnders. Selbstndigkeit und Zhigkeit find des Briten Grundeigenfchaften. Voll mnnlicher Wrde, darum auch rcksichtslos, selbstschtig und stolz, arbeitet er in seinem Haus, seiner Stadt: my house is my Castle, zieht er hinaus in die Welt und auf die See, um, auf sich selbst stehend und nicht nach der Staatskrippe schielend, sein Glck sich zu schaffen. Sein Harter, kraftvoller Wille, der in politischen und geschftlichen Dingen keinen Gefhlston kennt, schreckt vor nichts zurck, um im Daseinskampf zu siegen, zu Macht und Reichtum zu gelangen. So wird er der Kaufmann, der Gewaltige zur See, der Herrfcher der Kolonien. Mit diesem ausgesprocheneu Gefhl aber fr die mnnliche Wrde, fr den Stolz der in sich geschlossenen, selbstbewuten Persnlichkeit ver-bindet sich ein willigessichfgen in die gesetzlicheordnung, in die Interessen der Nation. Der Englnder ist gleichsam instinktiv ein politisches Wesen. Weil er, der so stolz auf feine Freiheit und Unabhngig-feit ist, wei, da nur im Zusammenhalten des ganzen Volkes sein Glck, sein Weg zu Macht und Reichtum gesichert ist, weil ihm die nationale Selbstsucht und das starke Gefhl des Rassezusammenhanges angeboren sind, ordnet er alles persnliche Gefhl dem nationalen unter: right or wrong, my country. Stolz und oft auch anmaend fhlt er sich drauen als der Sohn des mchtigen Albions, der dem der Union Jack stets schtzend schwebt, und wo Deutschlands Shne oft zu schnell nur heimische Sprache, nationales Denken schmhlich dahingehen, wei der Brite mit kraftvollem, und wenn auch manchmal sich berhebendem, fo doch immer bewundernswertem Stolze feine vlkische Eigenart zu behaupten und durchzusetzen. Das glorreiche England" ist das Zeichen, bei dem selbst des nchternsten Briten Herz warm wird. J) Dr. Karl Peters, wohl einer der vorzglichsten deutschen Englandkenner, weist einmal auf folgende, fr die Bolkseigenart ganz charakteristische Einzelheit hin: in Deutschland steht an dem Bahnkrper eine Tafel mit der Inschrift: Beim Heran-nahen des Zuges ist das Betreten der Geleise verboten!", in England heit es: Look out for the trains", in Amerika: Eailway-crossing."

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 355

1906 - Leipzig : Dürr
Der Ausbau des neuen Deutschen Reiches 355 Glaubens- und Religionsfreiheit, die Prefreiheit, die Vereins- und Ver-sammlnngssreiheit, das Wahlrecht. Ihm liegen dementsprechend folgende Pflichten ob: Gehorsam gegen die Obrigkeit, die allgemeine Wehrpflicht, Steuerpflicht, Schulpflicht, die Pflicht zur bernahme brgerlicher mter. So ist harmonisch vereint das Streben des einzelnen nach grtmglichster Freiheit und die Rcksicht auf das Ganze, den Staat. Doch nicht nur in so allgemeinen Grundzgen, sondern auch in be-sonderen Gesetzen greift das Reich ein zwecks Frderung der Wohlfahrt; so steht nach Ordnung des Ma-, Mnz- und Gewichtssystems, des Ge-werbe- und Versicherungswesens, der Eisenbahnen, des Post- und Tele-graphenwesens, endlich nach Einrichtung der groartigen Arbeiterversiche-rung das gesamte wirtschaftliche Leben des deutschen Volkes unter einheil-Itcher Gesetzgebung. Die Reichseinnahmen setzen sich zusammen aus den Zllen und Ver-brauchssteuern (Bier, Branntwein, Salz, Tabak, Zucker), den Stempelsteuern, der Brsensteuer, der Fahrkartensteuer, der Erbschaftssteuer, vielleicht dem ersten Wegabschnitte zur Reichseinkommensteuer, und den Matrikularbei-trgen, die von den einzelnen Bundesstaaten nach der Kopfzahl der Be-vlkerung zur Deckung des jeweilig noch ntigen Bedarfs eingezogen werden (Reichsfinanzreform 1906). b) Kaiser und Bundesrat. Den Titel Deutscher Kaiser" fhrt als Inhaber des Bundesprsidiums der König von Preußen. Es ist politisch von der allergrten Bedeutung, da das Deutsche Reich in einer persnlichen Spitze gipfelt, nicht dem abstrakten Bundesprsidium", fr das sich so leicht niemand erwrmt, sondern in einer Person, die die Idee der nationalen Einheit verkrpert, in der die Einheit Deutschlands greifbar dem Aus- und Jnlande entgegentritt. Der Kaiser hat das Reich Vlker-rechtlich zu vertreten, in dessen Namen das aktive und passive Gesandt-schaftsrecht auszuben, Krieg zu erklären, Frieden zu schlieen und als Oberbefehlshaber der Heer und Flotte zu verfgen. Es ist wichtig, her-vorzuheben, da die Bedeutung der Kaiserwrde doch letztlich in der Person des Kaisers selbst begrndet liegt. Nicht das, was ihm die Ver-Fassung an Rechten gibt, macht seine Stellung zu einer berragenden, da sie sich gerade hier durch grte Migung und politischen Takt auszeichnet. Der Kaiser hat in keiner Weise die Stellung eines gesetzgebenden Faktors; nicht einmal ein suspensives Veto, wie es z. B. der Prsident der Union hat, gegen die vom Bundesrat und Reichstag beschlossenen Gesetze steht ihm zu. Auch ist ihm nicht einmal die gesamte vollziehende Gewalt im Reiche bertragen (sie steht vielmehr in erster Linie dem Bundesrat zu). Nur die Rechte, die auch in einer Republik einem einzelnen bertragen werden mssen, wie eben die vlkerrechtliche Vertretung und der Oberbefehl der die

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 370

1906 - Leipzig : Dürr
370 Das Neunzehnte Jahrhundert ziehenden Sorgen, seinen sittlichen Segnungen, seiner ausschlielichen Be-beutung fr die Kinbererziehung bebenklich? 8. Sinb die Menschen wirklich nicht nur religis und rechtlich aber geschlechtlich, wirtschaftlich, sozial und politisch nicht von Natur gleich? Die Unmglichkeit eines solchen Zukunftsstaates steht uns fest, weil er einmal allen Gesetzen geschichtlicher Entwicklung, dann aber auch letztlich jeder sittlich-religisen Weltanschauung wiber-spricht. e) Die Sozialreform. Der Staat mu angesichts der sozialbemokratischen Gefahr den Stanbpunkt der Abwehr einnehmen, wie er es nach den fluchwrbigen Attentaten eines Hbel und Nobiling (Mai und Juni 1878) durch das Sozialistengesetz (18781890) auch getan hat; er kann und wird, gesttzt auf ein starkes Heer, wirtschaftliche bergriffe, gewaltige Maffenbemon-strationen, enblich die revolutionre Inszenierung des Zukunftsstaates ver-hinbern. Anbererseits aber wirb er und wieber ist dazu am besten eine krftige Monarchie imstanbe der Krankheitsursache nachspren und sie durch energische Reformen abzustellen streben. Revolutionre Strmungen sind nur durch zielbewute Reformarbeit zu berwinden. Diese Bahn hat das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelms I. Segen und Bismarcks Leitung mit der Botschaft vom 17. November 1881 beschritten; auf ihr wandelt Kaiser Wilhelm Ii. und der Staatssekretr v. Posadowsky fort. Es gilt, einerseits die wirtschaftlich strkeren Klassen zu Opfern zu zwingen zugunsten der Arbeiterklasse, anbererseits die schwache Kraft der einzelnen Jnbivibnen, Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, genossen-schaftlich zusammenzufassen, so ba sie leistungsfhig werben. So kann das beutsche Volk mit stolzer Freude auf feine Sozialgesetzgebung schauen. Sie gewhrt dem Arbeiter Besserung und Sicherung seiner Lebens-bebingungen und beseitigt so eine Unzahl von Anlssen zur Unzusriebenheit, zu Groll und Ha. Es sinb aus Grunb des Krankenversicherungsgesetzes von 18851901 ausgegeben worben 1840 Millionen Mark; an Unfall-renten sinb in der gleichen Zeit gezahlt worben 705 Millionen Mark, an Jnvaliben- und Altersrenten 518 Millionen, so da sich 3143 Millionen Mark in Summa ergeben. Durch die Beteiligung der Arbeiter an der Kassenverwaltung, ihre Mitwirkung in Rentensachen u. s. f. ist ihnen gleiches Recht und die Befhigung zur vollberechtigten Recht-Mitfinbung" auf biefem groen Gebiete verliehen, womit eine Strkung ihres Selbst- und Rechtgefhls, eine Minberung ihres Argwohns gegen die Arbeitgeber verbunben ist, enblich

10. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 309

1904 - Habelschwerdt : Franke
309 Handwerk konnte sich infolge des sehr strengen Zunftzwanges nicht frei entwickeln. Der Adel hatte im Gensse des Hoflebens jeden Einflu anf die lndliche Bevlkerung verloren. In der vornehmen Welt nahmen die Sittenlosigkeit und der Unglaube berhand. Die Heiligkeit der Ehe wurde nicht mehr geachtet. Mauu und Frau gingen dem Vergngen nach und berlieen die Kindererziehung fremden Personen. Die hchsten kirchlichen Wrden waren den Mitgliedern adliger Familien vorbehalten. Wahrend die ans dem hohen Adel hervor-gegangenen Erzbischse und Bischfe Hunderttausende von Frank als Jahreseinkommen hatten und meist ein ganz weltliches Leben fhrten, war das Gehalt der Pfarrer und Vikare so gering, da viele auf milde Gabeu augewiesen waren. b. Die verderblich e Regierung Ludwigs Xv. Der König selbst hatte durch seiu unwrdiges, sittenloses Leben die Achtung vor der monarchischen Wrde im Volke vernichtet. Er lie sich von schamlosen Weibern beherrschen, die Offiziers- und Beamtenstellen ihren Gnstlingen bertrugen und ungeheure Summen verschwendeten. Die uere Politik war vou den Maitressen des Knigs beeinflut. Die unntze Beteiligung an Kriegen, die zum Teil der geschichtlichen Vergangenheit Frankreichs widersprachen, wie der sterreichische Erb-folgekrieg, der Siebenjhrige Krieg und der Seekrieg mit England, hatten die S ch u l d e u l a st des Landes vermehrt und das Ansehen der Armee erschttert. In der inneren Politik hatte die Aufrichtung einer unumschrnkten kniglichen Gewalt und die staatliche Bevormundung alle Selbst-Verwaltung und mit ihr den Sinn fr politisch e Freiheit und Selbstndigkeit vernichtet. Die indirekten Steuern wurden an Gesellschaften verpachtet. Die Steuerpflichtigen waren der Willkr der habgierigen Steuereintreiber berliefert. Es fehlte eine unparteiische Rechtspflege. Die Richterstellen waren kuflich. Geheime Haftbefehle, die den Gnstlingen des Hofes berlassen wurdeu, machten es mglich, miliebige Personen ohne An-gbe der Grnde verhaften zu lassen. Das Heer bestand aus den Shnen der armen Landbevlkerung und aus angeworbenen Auslndern. Die Osfizierssteien waren kuflich, wurden aber nur au Adlige vergeben. Unter den schlecht bezahlten Soldaten herrschte Zgellosigkeit; die Disziplin war gelockert, und die Regierung konnte sich auf die Offiziere nicht verlassen. c. Der Einflu der sogenannten Philosophen. Die allgemeine Unzufriedenheit fand ihren Ausdruck in zahllosen Schriften. Die Werke der Philosophen waren voll von Spott und scharfen Oncken, Das Zeitalter der Revolution, des Kaiserreichs und der Befteiungs-kriege. 1. Bd. Berlin 1884.
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