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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 304

1888 - Habelschwerdt : Franke
304 Persönlichkeit die Auslösung aller Ordnung. Die Industrie suchte er durch das Merkantilsystem zu heben. Den Getreidebau, der gegen den Weinban, dessen Ausbeute aber in den Händen der Engländer war, vernachlässigt ivurde, ließ er mit Gewalt einführen. Er gründete auch eine neue Flotte.' Ein mißlungenes Attentat auf den König gab ihm Veranlassung, die Jesuiten als Mitwisser zu beschuldigen und ihre Ausweisung aus Portugal zu bewirken (1759). 7. England und Nordamerika. In England regierte seit 1714 das Haus Hannover (siehe S. 268), dessen erste drei Könige Georg I., 1714 bis 1727, Georg Ii., 1727—1760, und Georg Iii., 1760—1820, waren. Georgs Ii. Minister Walpole war zwar bemüht, den Frieden aufrecht zu erhalten; aber er wurde in einen doppelten Krieg verwickelt: a) In der Machterweiterung Preußens erblickte der König eine Beeinträchtigung des Kurfürstentums Hannover, und darum trat er im österreichischen Erbsolge-kriege auf die Seite Maria Theresias (siehe S. 290). Als diese Verwickelung Karl Eduard (aus der männlichen Linie der Stuarts) benutzte, Ansprüche auf den Thron zu erheben, ward er bei Kulloden, der letzten Schlacht auf britischem Boden, geschlagen, b) Von 1756—1763 war England in den Seekrieg mit Frankreich verwickelt (siehe S. 301), den erst Georg Hi. beendigte. Unter Georg Iii. ist das wichtigste Ereignis der nordamerikanische Freiheitskrieg, in welchem der große Minister Pitt (der Ältere) zwar zur Mäßigung mahnte, aber einen ungünstigen Friedensschluß durch eine ergreifende Rede zu verhindern suchte. Nach seinem Tode (1778) trat sein bedeutender Sohn (Pitt der Jüngere) als Premier ins Ministerium (1783), der bis zu feinem Tode (1806) die Seele des Widerstandes gegen Napoleon war. I)er nordamerikanische Ireiheitskrieg, 1775—1783. 1. Vorgeschichte der englisch - amerikanischen Kolonicen. Die ersten Ansiedler in Nordamerika, Spanier, Franzosen, Niederländer, erlagen der geistigen Überlegenheit und Herrschaft der Engländer, die seit den ersten Versuchen unter Elisabeth unausgesetzt die Kolonisation Nordamerikas betrieben. Es wurde daher die germanische Rasse und bei der Freiheit, welche die Kolonieen erhielten, die demokratische Regierungsform vorherrschend. Allmählich waren 13 Staaten entstanden, an deren Spitze je ein Gouverneur stand. Das beispiellos schnelle Aufblühen der Kolonieen erklärt sich aus der bürgerlichen und religiösen Freiheit, die sie hatten, ans dem Thätigkeitstriebe der Bewohner und aus der Bedeutung ihrer Handelsprodukte (Fische, Holz, Eisen, Pelzwerk, Getreide, Kolonialgemächse). 2. Ursachen des Krieges. Die ersten Beschränkungen, welche das eifersüchtige Mutterland den Kolonieen auflegte, bestanden darin, daß ihnen die Industrie verboten und der Handel nur nach England erlaubt wurde. Als nun England in dem siebenjährigen Seekriege mit Frankreich die Staatsschuld vergrößert hatte, sollten die Kolonieen an der Verzinsung derselben teilnehmen, und darum legte ihnen England zuerst eine Stempelsteuer, dann einen Theezoll

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 378

1888 - Habelschwerdt : Franke
378 König Viktor Emanuel und kaum einen Monat darauf der von ihm benachteiligte Papst Pius Ix. Weniger persönliche Feindschaft, als vielmehr die Überzeugung, eine verschiedene geschichtliche Aufgabe zu haben, hat die beiden Männer einander entfremdet. Viktor Emanuel hat außer der Einigung Italiens noch das Verdienst, die Partei, welche sich während der Vollziehung der Einigung republikanisch gezeigt hat, auf den Boden der Verfassung hinübergeleitet zu haben. Während aus dem Konklave Leo Xiii. als Papst hervorging, folgte auf Viktor Emanuel sein Sohn c) Humbert, 1878 bis jetzt. Derselbe befolgt, um das junge Königreich und namentlich seine Interessen im Mittelländischen Meere zu schützen, die von seinem Vater ererbte Politik, sich an Deutschland und Österreich anzulehnen und scheint dieselbe im Oktober 1887 dnrch den förmlichen Beitritt zu dem deutsch-österreichischen Bündnisse befestigt zu haben. 3. Spanien. a) Der Bürgerkrieg 1833 — 1840. Da Ferdinand Vii. (siehe S. 339) das von dem Bourbonen Philipp V. eingeführte falifche Erbfolgegesetz abgeschafft und das kastilische eingeführt hatte, wonach die Töchter des Königs das Vorrecht vor den Brüdern desselben haben, so entstand nach seinem Tode (1833) ein Bürgerkrieg zwischen den Karlisten, den Anhängern des Bruders des verstorbenen Königs, Don Karlos, und den Christinos, der Partei der Königin-Witwe Marie Christine, die für ihre^Tochter Jfabella die Regierung führte. Der Sieg neigte sich schließlich aus die Seite der Regentin, die 1843 die Regierung an ihre Tochter abtrat. b) Jsabella, 1843 — 1868. Dieselbe hatte sich mit ihrem Vetter, dem Jnfanten Franz d'assist, vermählt. Die Unruhen im Lande hörten nicht aus, und die Räte der Krone, von denen namentlich Narvaez, der das absolute Regiment zu befestigen suchte, und O'donnel, der stets liberale Zugeständnisse machte, mehrmals berufen und entlassen wurden, wechselten beständig. Auch auswärtige Unternehmungen konnten Iden inneren Frieden nicht herstellen. Die bedeutendste derselben war der siegreiche Krieg gegen Marokko, dessen Riffpiraten 1859 Ceuta angegriffen hatten. c) Die Revolution 186 8. Nach dem Tode des Generals Narvaez, der allein den wankenden Thron zu stützen imstande war, erhoben die im Dienste der regierungsfeindlichen Parteien stehenden Generäle Prim, Serrano, Topete einen Aufstand, und die Königin mußte fliehen, 1868. Es wurde eine freisinnige provisorische Regierung eingerichtet. In einer Abstimmung der Kortes über die neue Verfassung behielt die monarchische Regierungsform die Oberhand, und da die Ansprüche des jüngeren Don Karlos (Enkels des oben erwähnten Prätendenten) zurückgewiesen wurden, so bot man dem Prinzen Leopold von Hohen-

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 379

1888 - Habelschwerdt : Franke
379 zollern die Krone an, der jedoch mit Rücksicht auf die Eifersucht Frankreichs darauf verzichtete (siehe S. 366). Nun wurde der Herzog Amadeus von Aosta, der zweite Sohn des Königs von Italien, zum Könige von Spanien erhoben; aber er dankte schon 1873 ab. d) Alsons Xii., 1875—1885. Unterdessen war der Sohn der vertriebenen Königin Jsabella großjährig geworden, der nun als Alfons Xii. den spanischen Thron bestieg. Er erfreute sich bei allen monarchischen Parteien großer Beliebtheit und wäre imstande gewesen, Spanien einer glücklichen Zukunft entgegen zu fuhren, wenn ihn nicht der Tod schon im Alter von 28 Jahren weggerafft hätte, 1885. Sein nachgeborener Sohn wurde als Alfons Xiii. zum Könige von Spanien ausgerufen. Für ihn führt seine Mutter Maria Christine (Erzherzogin von Österreich) die Regierung. 4. England. Von den Unruhen, die seit der französischen Revolution Europa in Aufregung gehalten hatten, war Großbritannien wesentlich verschont geblieben; denn die insulare Lage ist für die Sicherheit des Landes überaus günstig. Außerdem wirkte die Natur des Landes vorteilhaft a) auf die Entwickelung Großbritanniens zu einer Weltmacht, die an Bedeutung und Reichtum jeden anderen Staat übertrifft. Dadurch war es dem Lande möglich, die Nachteile der napoleonifchen Kontinentalsperre zu ertragen und sie durch Eroberung französischer Kolonieen auszugleichen; b) auf die freie Entwickelung der englischen Verfassung. Dieselbe ist nicht in einer Verfassungsurkunde niedergelegt, sondern unter inneren Kämpfen allmählich entstanden und darum fester in den Sitten und dem Charakter des Volkes begründet. Der Monarch gilt als das heilige Haupt des Staates; die Regierung erhält aber vom Parlamente (Ober- und Unterhaus) ihre Gewalt und Richtung. Die Minister sind zugleich Mitglieder und Führer der Majorität im Parlament; c) auf die Ausbreitung des englischen Welthandels und englischer Kolonisation. Damit erwachst dem Lande zwar die hohe Ausgabe der Zivilisation, die indes bei dem mit einem lebhaften Sinn für Erwerb begabten Volke der Engländer häufig gegen die materiellen Interessen zurücktritt. Die Schattenseiten des englischen Staatslebens sind a) die große Schuldenlast, die eine hohe Besteuerung notwendig macht, b) der schroffe Gegensatz zwischen Reichtum und Elend in der Bevölkerung. Auf Georg Iii. (siehe S. 304) folgte in der Regierung Georg Iv., 1820—1830. Sein freisinniger Minister Canning bahnte Reformen an, die indes erst unter dem daraus folgenden Toriesministerium, in dem Peel der hervorragendste Staatsmann war, gegen die bisherige Politik der Tories zur Ausführung kamen (Aufhebung der Testakte, Emanzipation der Katholiken). Wilhelm Iv., 1830—1837. Während seiner Regierung hatte mit kurzer

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 284

1888 - Habelschwerdt : Franke
284 gleich stärkere Heer der Russen an der Küste von Livland und schlug es zurück. Anstatt aber diesen Sieg weiter zu verfolgen, wollte er vorher den schwächeren Polenkönig entthronen. Er besiegte die Polen in zwei Schlachten an der Düna und ein polnisch-sächsisches Heer bei Fraustadt. Hieraus suchte er August Ii. in seinem Erdreiche Sachsen aus und zwang ihn zum Frieden von Altranstädt, 1706. August verzichtete auf den polnischen Thron, den der Woiwode von Posen, Stanislaus Lesziuski, bestieg. Ii. Die Wendung. 1. Krieg gegen Rußland. Inzwischen hatte Peter die russischen Eroberungen an der Ostseeküste erneuert und durch Gründung einer neuen Hauptstadt, Petersburg, befestigt, sowie sein Heer im kleinen Kriege eingeübt. Karl, der sich in der Aussicht, die Verbindung mit den Kosaken zu erreichen, zu einem Zuge in das südliche Rußland hatte verleiten lassen, geriet dort in furchtbare Not und wurde von dem herbeieilenden Peter unter den Mauern von Poltawa 1709 entscheidend geschlagen. Er flüchtete nach der Türkei. 2. Karl in der Türkei. Mit Erlaubnis des Sultans hatte sich Karl in Bender niedergelassen, wo er seine militärischen Übungen in gewohnter Weise fortsetzte. Er reizte die Pforte zu einem Kriege gegen Rußland, und der Zar mußte sich durch Abtretung Afows freien Abzug erkaufen. Des unruhigen Gastes endlich müde, ließ der Sultan fein Lager stürmen; doch erst der ihm in Schweden drohende Verlust der Regierungsgewalt veranlaßte ihn zu schleuniger Rückkehr in sein Land. 3. Fortschritte der Verbündeten. Unterdessen hatten August Ii. von Sachsen und Friedrich Iv. von Dänemark den Frieden wieder gebrochen und ihr Bündnis erneuert. Unter Vermittelung der Seemächte wurde aber im „Haager Konzert" die Neutralität des deutschen Reiches festgestellt, und Preußen besetzte zur Sicherung der schwedischdeutschen Länder Stettin. Peter eroberte die schwedischen Ostseeprovinzen. 4. Karls Rückkehr und Tod. Nach seiner Rückkehr verlangte Karl die sofortige Herausgabe Stettins. Deshalb schloß sich Friedrich Wilhelm I. von Preußen feinen Feinden an, und die Schweden wurden gänzlich aus Deutschland vertrieben. Die letzten Kräfte der Nation verwandte Karl, um den Dänen Norwegen zu entreißen. Aber in den Laufgräben vor Friedrichshall traf ihn eine tödliche Kugel, 1718. Trotz feiner hohen Befähigung als Feldherr und feiner persönlichen Tapferkeit hat Karl Xii. durch seinen Eigensinn und seine Leidenschaftlichkeit Schweden von seiner Großmachtstellung herabgestürzt. Iii. Friede. Der schwedische Reichsrat, der mit Karls Schwester Ulrike Eleonora die Regierung führte, schloß nun den Frieden zu Stockholm, 1720. 1. Preußen gewann Stettin und Vorpommern zwischen Oder und Peene;

5. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 303

1888 - Habelschwerdt : Franke
303 Despotismus einen tragischen Ausgang, wenn auch das eine Ziel, die Wiederherstellung des königlichen Ansehens, erreicht ward. Ulrike Eleonora, die Schwester Karls Xii. (siehe S. 284), hatte ihrem Gemahle Friedrich I., 1720—1751, die Krone überlassen, der ohne Erben starb. Daher wählten die Schweden den Herzog Adols Friedrich von Hol-stein-Gottorp zum Könige, der mütterlicherseits dem Hause Wasa entstammte. Der übermächtige Reichsrat drängte ihn in den siebenjährigen Krieg, und er wurde ein Gegner Friedrichs des Großen, seines Schwagers. Aber Schweden mußte diese Kriegslust mit 20 Millionen Thalern büßen. Der zweite König aus diesem Hause ist Gustav Iii., 1771— 1792, ein ritterlicher, begabter Fürst. Von der französischen Philosophie begeistert, schwärmte er wie Joseph Ii. für Volksbeglückung. Mit Hilfe der aus dem siebenjährigen Kriege rückständigen, von Frankreich gezahlten Hilfsgelder sicherte er sich das Militär und stürzte dann die Adelsherrschaft, indem er den Sitzungssaal des Reichsrates räumen ließ. Hierauf brachte er die zerrütteten Finanzen in Ordnung, verbesserte die Rechtspflege, stiftete wohlthätige Anstalten und zeigte sich als Beschützer der Künste, Wissenschaften und des Gewerbefleißes. Aber da es ihm unmöglich war, allen erweckten Erwartungen zu entsprechen, büßte er viel von seiner Volksbeliebtheit ein. Als ein Krieg mit Rußland unglücklich ablief, entstand eine Verschwörung des Adels, und der König wurde von einem Offiziere bei einem Maskenballe ermordet. 5. Dänemark. Seit dem nordischen Kriege (siehe S. 283) hatte sich Dänemark (unter den Königen Christian Vi., 1730—46, Friedrich V., 1746 bis 1766) eines langen Friedens erfreut. Unter Friedrich V. leitete der treffliche Minister Bernstorff, der Gönner Klopstocks, die Regierung. Der folgende König Christian Vii., 1766—1808, erhob seinen Leibarzt Struensee, den Sohn eines deutschen Theologen, zum ersten Minister. Ohne Kenntnis dänischen Wesens, suchte dieser durch gewaltsame, rasche Reformen den Staat dem Geiste der Zeit gemäß umzugestalten, endete aber als Opfer einer Verschwörung auf dem Schaffst, 1772. 6. Portugal. Auch in Portugal war es ein Minister, der dem Zeit-geiste Rechnung trug. Portugal hatte sich 1640 von Spanien unabhängig gemacht (siehe S. 221), geriet aber unter den ersten Königen der Dynastie Bragauza in die Hemd Englands, welches die reichen Hilfsquellen des Landes zu seinem Nutzen ausbeutete. Der fünfte König war Joseph Emanuel, 17o0 1777. Dieser berief den berühmten Marquis von Poinbal, den „Richelieu des 18. Jahrhunderts," einen Mann von umfassenden Kenntnissen und diplomatischer Gewandtheit, an die Spitze der Verwaltung. Energisch und unermüdlich thätig, stellte er sich die Ausgabe, Portugal zu seiner ehemaligen Größe zurückzuführen. Ais 1755 ein Erdbeben Lissabon zerstörte, verhinderte die Macht seiner

6. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 307

1888 - Habelschwerdt : Franke
307 2. Die verderbliche Regierung Ludwigs Xv. a) Der König selbst hatte durch sein unwürdiges, sittenloses Leben jede Achtung vor der monarchischen Würde im Volke erstickt. b) Die äußere Politik war von den Maitressen des Königs beeinflußt. Die unnütze Beteiligung an Kriegen, die zum Teil der geschichtlichen Vergangenheit Frankreichs entgegen waren (österreichische Erbfolgekrieg, der siebenjährige Krieg und der Seekrieg mit England), hatten die Schuldenlast des Landes vermehrt und das Ansehen der Armee erschüttert. Ludwig Xiv. hatte eine Schuld von 3 Milliarden Frank hinterlassen; beim Regierungsantritte Ludwigs Xvi. betrug das jährliche Defizit 100 Millionen. Die Disziplin in der Armee war gelockert; die Regierung konnte sich auch aus die Offiziere nicht mehr verlassen, die meist durch Kaus in ihre Stellen gelangt waren. c) In der inneren Politik war die königliche Gewalt aufs straffste angespannt und hatte alle Selbstverwaltung und mit ihr den Sinn für politische Freiheit und Selbständigkeit vernichtet. In jeder Provinz übte ein königlicher Intendant eine starke polizeiliche Gewalt aus und trieb mit Strenge die drückenden Steuern ein. tl) Das Volk ermangelte auch eines sicheren Rechtsschutzes. Den Parlamenten, welche die obersten Gerichtshöfe bildeten, entriß der König die richterliche Befugnis. Jede Opposition wurde durch geheime Haftbriefe im Keime erstickt. 3. Der Einfluß der sogenannten Philosophen. Die Encyklopädisten Diderot und dälembert hatten für die Verbreitung der verschiedensten Kenntnisse unter dem Volke gewirkt. Die Litteratur der Philosophen war voll Spott und scharfer Angriffe auf die staatlichen und kirchlichen Zustände. Montesquieu stellte seinen Landsleuten die konstitutionelle Regierungsform als erstrebenswert hin, Rousseau forderte in dem „Gesellschaftsvertrage" demokratische Zustände. 4. Unter diesen Umständen mußte der Eindruck, den der Sieg der politischen Freiheit in Nordamerika bei den gebildeten Franzosen machte, ein mächtiger sein. B. Die nähere Veranlassung. Unter Ludwig Xvi., der im Jahre 1774 den Thron bestiegen hatte, war das jährliche Defizit bis auf 198 Millionen Frank gestiegen, und Frankreich stand vor dem Staatsbankerott. Der König selbst war sittenrein, sparsam, aber zu wenig energisch, um durchgreifende Maßregeln zur Beseitigung der Geldnot treffen zu können. Seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, wurde bei ihrem arglos jugendlichen Benehmen inmitten eines verderbten Hofes das Opfer schamloser Verleumdungen; gegen sie besonders wandte sich der Haß des Volkes. Als die schnell wechselnden Finanzminister (Turgot, Necker, Calonne, de Brienne) sich in vergeblichen Versuchen zur Besserung der Finanzen erschöpft hatten, riet der zum zweitenmale ernannte Necker dein Könige zur Berufung der Reichsstünde, die seit 1614 nicht mehr versammelt worden waren. Mit dieser In- 20*

7. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 268

1888 - Habelschwerdt : Franke
268 die wachsende Macht Frankreichs zu erhalten. Darum wurde er die Seele aller Bündnisse gegen Frankreich. Der Versuch des vertriebenen Königs Jakob, mit französischer Hilfe wieder auf den Thron zu gelangen, wurde durch den Sieg am Boyneslnsse in Irland zurückgewiesen. Auf Wilhelm folgte seine Schwägerin 2. Anna, 1702-14. Das herrische Auftreten der Gemahlin Marl-boroughs gegen die Königin veranlaßte den Sturz der Whigs, an deren Spitze Marlborough stand. Das neue Tories-Ministerium arbeitete auf die Beendigung des spanischen Erbsolgekrieges hin (siehe S. 266). Auf Anna folgte der Kurfürst Georg von Hannover, ein Urenkel Jakobs I. Deutschland. Nach dem Tode Ferdinands Iii. wurde, vorzüglich auf Veranlassung Friedrich Wilhelms von Brandenburg, Ferdinands Sohn Leopold zum Kaiser gewählt. 1. Leopold I., 1658—1705. S 1. Der Reichstag zählte damals 240 Stimmen und zerfiel der Religion nach in eine katholische und evangelische Körperschaft. Seit 1663 tagte er dauernd in Regensburg; doch besuchten thu die Stände nicht mehr persönlich. 2. Kriege. Während seiner Regierung war Leopold nach drei Seiten hin mehrfach zum Kriege genötigt, nach Osten hin gegen die Türken, im Westen gegen die Vergrößerungssucht Frankreichs, im Innern gegen die uuzufriedenen ungarischen Magnaten. a) Krster Mrkenkrieg, 1664, Die Kriege mit den Türken, die seit den Zeiten Karls V. das feste Ofen inne hatten (siehe S. 206), schleppten sich seit jener Zeit entscheidungslos hin. Im Jahre 1664 drangen die Türken gegen Oberungarn vor, weil der Kaiser den vom Sultan eingesetzten Großfürsten von Siebenbürgen nicht anerkennen wollte. Sie erlitten bei der Abtei St. Gotthard an der Raab eine heftige Niederlage. b) Erster Hleichskrieg gegen Ludwig Xiv., 1674—78, siehe S. 263 (der holländische Krieg). c) Zweiter Mrkenkrieg, 1683—1699. A. Veranlassung. Das Zurückbleibe» deutscher Truppen in Ungarn und das Streben der dortigen Protestanten nach vollständiger Glaubensfreiheit rief einen Aufstand des Adels hervor. Derselbe wurde zwar unterdrückt; als aber der

8. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 270

1888 - Habelschwerdt : Franke
270 such machten, den Vemtianern Morea wieder zu entreißen, trat der Kaiser für Venedig ein. Das Feldherrntalent Eugens tiou Savoyen bewährte sich wieder auf die glänzendste Weise. Er schlug die Übermacht der Osmanen bei Peterwardein nud zwang auch Belgrad zur Kapitulatiou. Ein gleichzeitiger Streit mit Spanien hinderte aber den Kaiser, seine Vorteile nachdrücklich zu verfolgen (Friede zu Passa-rowitz). Als nach dem Tode Eugens (1736) der Kaiser in Verbindung mit den Russen den Türkenkrieg erneuerte, waren seine Heere unglücklich, und im Frieden zu Belgrad, 1739, wurde die Douau und Sau als Grenze festgesetzt. 3. Die pragmatische Sanktion. Die Hauptfrage der österreichischen Politik war die Anerkennung der sogenannten pragmatischen Sanktion von 1713. Dieselbe sollte, da Karl Vi. ohne männliche Erben war, den Töchtern des Kaisers die Erbfolge in den österreichischen Ländern sichern. Besonders unter Mitwirknng Friedrich Wilhelms I. wurde sie im Reiche (außer Bayern und Sachsen), sowie fast überall in Europa zur Anerkennung gebracht. 4. Der polnische Crlifolgckrieg, 1733—38. Als August Ii., König von Polen, gestorben war, bewog König Ludwig Xv. von Frankreich die Majorität des polnischen Adels, seinen Schwiegervater Stanislaus Leseziuski zum Könige zu wählen. Rußland aber ließ Stanislaus vertreiben und trat für die Nachfolge Augusts Iii., des Sohnes des verstorbenen Königs, ein. Da auch der Kaiser, den fran- zösischen Einfluß in Polen fürchtend, August Iii. anerkannte, so verband sich Frankreich mit Spanien und erklärte dem Kaiser den Krieg. Die Verbündeten griffen den Kaiser in Lothringen und in Italien an. Der Friede zu Wien, 1738, brachte dem Kaiser empfindliche Verluste. Er verlor Neapel und Sizilien und bekam dafür Parma und Pia-ceuza; das alte deutsche Herzogtum Lothringen erhielt Stanislaus Leseziuski; der Herzog von Lothringen, Franz Stephan, Gemahl von Karls Vi. Tochter Maria Theresia, wurde durch Toskana entschädigt.

9. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 366

1888 - Habelschwerdt : Franke
366 reich selbst war die Herrschaft Napoleons nicht ungefährdet. Die Opposition war von Jahr zu Jahr gewachsen und drängte den Kaiser zu einer freieren Politik im Innern. Er berief endlich das Ministerium Ollivier, welches das Volk mit dem Bonapartismns auszusöhnen suchte, indem es Ministerverantwortlichkeit und die Teilung der gesetzgebenden Gewalt zwischen dem Kaiser, dem Senate und dem gesetzgebenden Körper einführte. Bei der Volksabstimmung über die Neuerungen (8. Mai 1870) errang zwar die Regierung einen vollständigen Sieg; doch hatten die großen Städte und gegen 50000 Soldaten dagegen gestimmt. Unter diesen Umständen bemächtigte sich des Kaisers der Gedanke, daß die Armee unzuverlässig werden müsse, wenn ihr nicht durch einen Krieg Beschäftigung gegeben werde, und er begann nun, aufgemuntert durch die Kriegspartei, zu welcher die Kaiserin Eugenie und der Kriegsminister Leboeus gehörten, der die französische Armee für überfertig erklärte, eine Reihe politischer Intriguen, die den Ausbruch des Krieges beschleunigten, c) Die spanische Kandidatur des Prinzen Karl von Hohen-zollern. Die nächste Veranlassung zum Konflikte mit Preußen fand Napoleon in der von den Spaniern beabsichtigten Erhebung des Prinzen Karl von Hohenzollern-Sigmaringen auf den Königsthron. Obgleich der Prinz mit den Napoleoniden näher verwandt war, als mit der preußischen Königsfamilie, war doch schon der Name des Hohenzollern geeignet, die öffentliche Meinung in Frankreich aufzuregen. Der Kaiser ließ in der ungestümen Kammer eine scharfe Erklärung vorlesen, wonach Frankreich nie dulden werde, daß eine fremde Macht das Gleichgewicht Europas und Frankreichs Interessen störe. Als hierauf der Prinz von der Kandidatur zurücktrat, verlangte der französische Gesandte im Aufträge feiner Regierung in einer im diplomatischen Verkehre nicht üblichen Weise von dem Könige Wilhelm, der sich in Ems befand, die Erklärung, daß er niemals seine Einwilligung geben werde, wenn die Bewerbung Leopolds Wiederaufleben sollte, und die Versicherung, daß er der französischen Nation nicht habe zu nahe treten wollen. Als König Wilhelm diese Forderung in würdiger Weise ablehnte, erfolgte am 19. Juli 1870 die Kriegserklärung.

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 11

1906 - Leipzig : Dürr
Frankreich im Zeitalter des Absolutismus 11 beraus interessant sind die von Ranke mitgeteilten Berichte der venetianischen Gesandten, die von Ausgang des 15. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts reichen. Die Könige und das Hofleben, Minister und Generale, Liebesabenteuer und diplomatische Rnke, alles wird von den aufmerksamen Beobachtern getreulich geschildert. Sehr wert-voll z. B. sind die Berichte der die Bartholomusnacht mit allen ihren Schrecken (von Micheli Cavalli). Die kaufmnnisch geschulten Gesandten haben natrlich das grte Interesse an den franzsischen Finanzen. Fast jede Gesandtschaft berechnet die Einknfte des franzsischen Staates. 1502 werden sie auf 21/2 Millionen Franks, 1518 auf l1^ Millionen, 1572 auf 15 Millionen Franks geschtzt, während die Schulden des Staates 75 Millionen Franks betragen. Der stetige Fortgang der franzsischen Industrie wird hervorgehoben. Auch Ratschlge an die Professoren der Universitt Padua, es im Flei den Parisern gleichzutun und knftighin mehr als 15 Vorlesungen jhrlich zu halten, fehlen nicht. Unter den zahlreichen Quellenwerken fr die Zeit Ludwigs Xiv. beanspruchen zwei den ersten Rang, die Memoiren des Herzogs von St. Simon und die Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans. Das erstere Werk, die Zeit von 1692 1742 umfassend, wird von den Franzosen den Schriften des Tacitus gleichgeachtet. Ranke urteilt der den Verfasser: Persnliche Sympathie und Antipathie beherrschen meistens seine Anschauungen. Jene Tendenz und steigernde Klatschsucht, das um nackte Wahrheit wenig bekmmerte Talent der Erzhlung, verbunden mit persnlicher Abneigung oder Vor-liebe, die aus der Parteistellung entspringen, und falsche Informationen der das Tatschliche bringen bei ihm groe Verunstaltung der Geschichts-Wahrheit hervor. Was flchtig von Mund zu Mund geht und wieder vergessen wird, zeichnet St. Simon auf, nicht etwa unparteiisch, lobend und tadelnd, sondern als ein volles und echtes Mitglied der Hofgesell-schast, bald als eifriger Anhnger, bald als heftiger Feind." Eigen-artig und erfrischend sind die Briefe Elisabeth Charlottes. Die Tochter des Kurfrsten Karl Ludwig von der Pfalz, sehr gegen ihren Willen mit dem Bruder Ludwigs Xiv. vermhlt, blieb in all dem bunten Treiben des Hofes zu Versailles durchaus rein und deutsch. Alles, was sie beobachtet, was sie erfreut und qult, teilt sie drastisch und naiv ihrer mtterlichen Freundin, der Kurfrstin Sophie von Hannover, mit. Wir werden hineinversetzt in die schwierige Stellung des urwchsigen Kindes der Pfalz am galanten und eleganten franzsischen Hofe; wir er-leben den herzbrechenden Jammer mit, den die Raubpolitik Ludwigs Xiv., namentlich die Verwstung der geliebten Pfalz ihr verursacht; wir teilen ihre heftige Feindschaft gegen die Frau von Maintenon, von deren Tod
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