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1. Vorläufige Einführung in die Allgemeine Erdkunde, Deutschland - S. 127

1906 - Leipzig : Dürr
Deutschland im allgemeinen. 127 dazu werden eingeführt für ziemlich 50 Mill. Mark Heringe, für über 30 Mill. Mark andere Seefische. Der Wald bedeckt über ein Viertel des Bodens; davon kommen ein Drittel auf Laub-, zwei Drittel auf Nadel- wald. Trotzdem er bedeutende Mengen Nutzholz liefert, müssen jährlich über 4 Mill. t Nutz- und Bauholz, Quebrachoholz zur Gerberei, ge- schliffener Holzstoff für über 200 Mill. Mark eingeführt werden. Deshalb hat man damit begonnen, Ödland (wo also nichts angebaut wird, das außer von Häusern, Höfen, Wegen, Gewässern auch von Mooren und sandigen Strecken eingenommen wird und ungefähr ein Elftel des Bodens beträgt) mehr aufzuforsten. An jagdbaren Tieren finden sich in den Alpen die Gemsen; sonst sind verbreitet Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Fuchs, Dachs und Marder. Eleu und Auerochs werden nur durch sorgfältige Schonung erhalten, ersteres in der Memel- Niederung, letzterer in Oberschlesien. Der Wolf kommt nur im Winter vereinzelt aus den Nachbarländern nach Deutschland. Gefährlich ist noch die Kreuzotter, die sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands findet. Mit der Landwirtschaft einschließlich der Forstwirtschaft beschäftigen sich ungefähr 36 % der Bevölkerung. Andere 39 % nähren sich vom Bergbau, Salinen- und Hüttenbetrieb sowie Industrie. Die Industrie leistet vorzügliches in allen Zweigen, versorgt nicht bloß das Inland mit seinen Erzeugnissen, sondern führt sie in großen Mengen aus. Durch die Masfenhaftigkeit der Ausfuhr zeichnen sich aus Eisenwaren jeglicher Art mit über 390 Mill. Mark, Maschinen mit über 418 Mill. Mark Porzellanwaren mit gegen 70 Mill. Mark, Papier mit über 80 Mill. Mark, Farbendruckbilder, Kupferstiche und Photographien mit über 100 Mill. Mark, Lederwaren über 128 Mill. Mark, Chemikalien mit über 200 Mill. Mark, Baumwollwaren mit über 287 Mill. Mark, Woll- waren mit über 285 Mill. Mark, Kleider, Leibwäsche, Putzwaren aus Baum> wolle, Leinen und Wolle über 140 Mill. Mark, Seidenwaren fast 140 Mill. Mark jährlich. An Bier werden jährlich ungefähr 70 Mill. Iii gebraut, an Branntwein über 4 Mill hl hergestellt. Sodann ist Deutsch- land das erste Zuckerland der Erde. Es stellt jährlich über 2,3 Mill. t Zucker her, wovon über eine Mill. im Werte von fast 160 Mill. Mark ausgeführt wird. Mit der Industrie in enger Verbindung steht der Handel, von dem über 11 % der Bevölkerung leben. Er tauscht die Güter der einzelnen Landschaften als Binnenhandel aus, führt die In- dustrieprodukte aus, die Rohstoffe für das Gewerbe und die fehlenden

2. Die fremden Erdteile - S. 6

1903 - Leipzig : Dürr
6 Tie Tiefländer Südamerikas. birges, selbst für größere Dampfer befahrbar. Unter den mehreren Hundert Zuflüssen sind gegen 20 größer als die deutschen Ströme. Die bedeutendsten sind auf der linken Seite der Rio Negro, auf der rechten der Ucayali und der Madeira, der größte aller Nebenflüsse. Durch die Insel Marajo getrennt, mündet der Tokantins. Auch diese Flüsse sind weithinaus schiffbar. Da sie alle sehr wasserreich sind und als Tieflands- ströme einen ruhigen Lauf haben, sind sie für die Schiffahrt von großer Bedeutung, zumal sie die einzigen Verkehrsstraßen in dem weiten Gebiete sind.-— Das Klima ist wegen der Lage um den Äquator und der geringen Höhe heiß; die Niederschlagsmengen sind sehr bedeutend, über 209 ein jährlich. Bis 4 0 nach jeder Seite vom Äquator regnet es täglich unter Gewittererscheinungen. Südlich davon fallen die Regen hauptsächlich mit dem höchsten Stande der Sonne zusammen. Dann schwellen die südlichen Nebenflüsse und auch der Amazonas gewaltig an (dieser bis 17 m) und überschwemmen die Ebene weithin. Deshalb herrscht in dem ganzen Gebiet eine heißfeuchte Luft. — Infolgedessen stellt sich das ganze Gebiet landschaftlich als ein einziger mächtiger Urwald von üppiger Fülle und großer Mannigfaltigkeit dar. Die verschiedensten Palmen, Polisander- und Zedernbäume, Kautschuk liefernde Bäume, Chinarindenbäume, riesige Farne stehen dicht beieinander, verbunden durch Schlinggewächse, die von Baum zu Baum ranken, auf den Stämmen schmarotzende Orchideen und Ananas. Hier hausen Jaguar und Puma, lebt das Tapir; in den Zweigen tummeln sich Affen und Papageien, kriecht das Faultier; daneben schwirren die kleinen Kolibris, Schmetterlinge und Käfer durch die Luft, bewegen sich Schlangen am Boden, Krokodile im Wasser fort. — Es wohnen in den ausgedehnten Wäldern nur über lj2 Mill. Indianer, die meist von Jagd und Fischfang leben. Europäer haben sich nur an den Flüssen niedergelassen; hier sind auch einige kleine Städte entstanden, die Handel mit Holz und Kautschuk treiben. Von den Flüssen aus hat man kleine Teile des Waldes ausgerodet, bez.- niedergebrannt und Plantagen von Kakao, Chinarindenbaum angelegt. So ist das Tiefland des Amazonas ein mächtiges Waldgebiet. C. Die Ebene des Rio de la plata nebst Patagonien, ein weites Steppengebiet. Das südliche große Tiefland beginnt im Norden an der niedrigen Bodenschwelle, die es gegen die Selvas begrenzt, und erstreckt sich

3. Die fremden Erdteile - S. 5

1903 - Leipzig : Dürr
Die Tiefländer Südamerikas. 5 Gras bestanden. Die Flüsse treten aus dem Ufer und bedecken große Strecken seeartig. Wenn der Regen aufgehört hat, zieht sich das Wasser zurück; das Gras vertrocknet in den höheren, flußabseits gelegenen Strecken. Nur die an den Ufern der Flüsse gelegenen weiten Gebiete sind auch in dieser Zeit feucht und mit frischen Weidegräsern bedeckt. Der Wald hat durch die Weidetiere, die die Baumkeime abgefressen haben, sehr gelitten und ist in den höheren Stellen nur parkartig, an den Flüssen größer, während das Delta einen einzigen Urwald bildet. Zahlreich ist während der Regenzeit die Tierwelt vertreten durch Krokodile, Schlangen, große Fledermäuse, stechende Insekten. Den Herden stellt der Jaguar nach. Die Steppen werden zur Viehzucht verwertet. Rinder, Pferde, Maultiere werden, zum Teil verwildert, in großen Herden gehalten. Sie weiden während des Sommers in den höheren Teilen; während des Winters werden sie in die feuchten Gegenden an den Flußufern getrieben. In den Flüssen lebt der Zitteraal. Die Bevölkerung ist sehr gering und besteht aus zerstreut wohnenden Indianern und Hirten, deren einfache, mit Fellen bedeckte Hütten Tagereisen von einander entfernt liegen. An den Steppenflüssen haben sich kleine Handelsstädte entwickelt. So sind die Llanos ein großes Steppenland. B. Das Tiefland des Amazonas, ein mächtiges Waldgebiet. Das Tiefland des Amazonas oder die Selvas erstreckt sich vom Ostfuße der Anden bis an den Atlantischen Ozean zwischen dem Hochland von Guayana (gwajäna) und dem von Brasilien. Im Nordwesten geht es durch eine niedrige Bodenschwelle in die Llanos über, während es im Südwesten zwischen Anden und Brasilianischem Hochlande bis gegen den 20.0 südl. Breite reicht, wo es gleichfalls durch eine niedrige Boden- erhebung vom Tieflande des Paranä geschieden wird. Das Tiefland nimmt mit einer westöstlichen Länge von 3000 km und einer wechselnden Breite einen Raum von ungefähr 7 Mill. qkm ein. — Es ist ohne merkliche Erhebungen, reich an fruchtbarem Schlammboden, enthält aber auch Ton, Lehm und Sand. — Das Tiefland wird vom Amazonas ent- wässert. Derselbe tritt, nachdem er das Gebirge im Pongo von Manseriche durchbrochen, ins Tiefland, durchfließt es in westöstlicher Richtung und mündet in einer durchschnittlich 80 km breiten Bucht, die sich am Ende sogar bis gegen 300 km verbreitert. Dieser über 5500 km lange Strom ist 4000 km weit, bis an den Fuß des Ge-

4. Die fremden Erdteile - S. 39

1903 - Leipzig : Dürr
Iran, ein von Hochgebirgen eingeschlossenes, ödes Hochland. 39 Meere eilenden Gewässer sind nicht schiffbar, da sie reich an Strom- schnellen sind. Nach Osten fließt der reißende Kabul zum Indus. So sind die Ränder nur gering bewässert; das Innere aber ist wasserarm. 4. Das Klima. Die Wasserarmut wird durch das Klima bedingt. Da das Land unter dem Einflüsse des Antipassates steht, außerdem die große Landmasse sehr stark erhitzt wird, so beträgt die durchschnittliche Julitemperatur -f- 30°, die Januartemperatur auch noch -f- 10°. Be- sonders heiß sind die Südränder der Zagrosketten. Die Luft ist sehr trocken. Der größte Teil des Landes erhält nur im Winter einige Niederschläge, noch nicht die Hälfte des östlichen Deutschlands. Auf den südlichen Randgebirgen fällt etwas mehr Feuchtigkeit. Beträchtlicher ist die Menge nur an den nördlichen Randgebirgen, wo sie 11 2 bis 2 mal diejenige Deutschlands ausmacht. So besitzt das Land ein echt kontinen- tales Klima. 5. Landschaftlicher Charakter. Der heiße, sandige Küsten- strich und die Gebirge sind größtenteils öde, nackt und kahl. Die Längs- täler, die Abhänge zeigen bei künstlicher Bewässerung große Fruchtbarkeit. Es gedeihen dann Reis, Mais, Weizen, Roggen, Obst, Südfrüchte, Wein, Dattelpalmen, Oliven, Baumwolle, Tabak, Rosen, Maulbeerbäume für die Seidenzucht. Das eigentliche Hochland trägt bei dem Wassermangel den Charakter eines weiten Steppengebietes, teils Gras-, teils Salzsteppe, die teilweise in Wüste übergeht. In diesen Steppen und auf den nörd- lichen Gebirgen werden Schafe, Rinder, Ziegen, Pferde und Kamele gezüchtet. Dazu sind die nördlichen Gebirge auch waldreich. Eichen, Buchsbäume und Walnüsse kommen hier fort. So ist das Hochland mit Ausnahme der Gebirgsränder öde. 6. D i e B e v ö l k e r u n g ist daher sehr gering. Die durchschnitt- liche Dichte beträgt ungefähr 6. Der größte Teil der Leute lebt vom Ackerbau; deshalb kommen die meisten Ortschaften an den Gebirgsrändern vor. Das Innere wird von Nomaden durchzogen. Politisch wird Iran von drei Staaten: Persien, Afghanistan und Belutfchistan ausgefüllt. a. Persien, über dreimal so groß als Deutschland, nimmt den größeren Westen ein. Der König oder Schah (schäch) regiert despotisch. Die Hauptstadt Teheran mit 200 000 Einw. liegt am Südfuße des Elbursgebirges in fruchtbarer, wasserreicher Ebene. Am Südfuße des Kohrudgebirges erhebt sich Jsfahan, eine Stadt von gegen 100000 Einw., mit Teppich-, Schal-, Baumwollindustrie, Töpferwaren, Leder- und

5. Die fremden Erdteile - S. 62

1903 - Leipzig : Dürr
f7 62 Korea, ein Landwirtschaftsstaat. Erwerbes (Reis, Häute, getrocknete Fische) ausgeführt werden, besonders nach Japan. Die Bevölkerung gehört der mongolischen Rasse an; die buddhistische Religion ist vorherrschend. Korea ist ein Kaiserreich. Die Hauptstadt ist die Großstadt Söul (scyaul) mit V4 Mill. Einwohner in der Nähe der Westküste und durch eine Eisenbahn mit dem Hafen Che- m u l p o (Tschemulpo), einer Mittelstadt, verbunden. Äapau, ein Änsclreich mit hoher Kultur. 1. Die Lage. Japan setzt sich aus dem eigentlichen Kernlande der vier Hauptinseln (deren wichtigste Hondo ist), den sich im Norden anschließenden Kurilen, den südlicheren Riu - Kminselu und Formosa (Taiwan) zusammen. Es zieht sich am Ostrande Asiens vom 22. bis 51.° hin, hat also ungefähr dieselbe Breitenlage wie die Union und eine Größe von 4 . Deutschland. Die Küstengliederung ist bedeutend; besonders die Hauptinseln weisen tiefe Buchten und gute Häfeu auf. Im Nordosten bespült eine kalte Strömung, im Südosten und Nordwesten eine warme (Kuro Schio) die Küste. Den Kulturländern China und Korea vorge- lagert, besitzt es eine günstige Lage. 2. Der Boden. Das Land besteht vorwiegend aus Gebirgen, die in nordöstlicher Richtung streichen. Zwischen denselben und an den Küsten breiten sich Ebenen (Grabenversenkungen, Bergebenen und Talkessel) aus. Die Gebirge setzen sich aus Urgestein und Schiefer zusammen, die aber überall von Vulkanen durchbrochen sind. Deshalb gibt es viel heiße Quellen und finden jährlich zahlreiche Erdbeben statt. Der bedeutendste der Vulkane ist der 3700 m hohe Fushijama aus Hondo, der zehn Monate mit Schnee bedeckt ist. Der Boden ist sehr fruchtbar; außerdem sind die Gebirge reich an Kupfer, Antimon, Eisen, Kohle, Petroleum, Porzellanerde und Schwefel. So ist der Boden äußerst wertvoll. 3. Die Bewässerung. Die Flüsse können bei der geringen Breite der Inseln, der Richtung der Gebirge nicht groß sein; sie treten aber sehr zahlreich auf, sind wasserreich und besitzen ein starkes Gefälle. So ist also Japan reich bewässert. 4. Das Klima ist bei der Lage im Meere echt ozeanisch mit kühlen, feuchten Sommern und milden Wintern, aber nach der Breiten-- läge verschieden. Im Norden (Jesso und Kurilen) sind die Winter schon ziemlich kalt. So ist auch das Klima fast ausnahmslos günstig. 5. Die Erwerbsquellen. Bei dem fruchtbaren Boden, der reichen

6. Die fremden Erdteile - S. 98

1903 - Leipzig : Dürr
98 Mittelafrika, ein ergiebiges Tropenland. Pangani. Der größte Fluß, der aus dem Kondelaude kommt, ist der Rufidji. Die Flüsse sind nur auf kurze Strecken schiffbar. Wichtig ist dagegen ihre Mündung zur Hafenanlage, da im Süßwasser die Korallen- bauten fehlen. In der Senke liegen verschiedene abflußlose Salzseen. Der Westen wird zum Tanganjika entwässert. In den Viktoria mündet der Kagera, der Hauptquellarm des Nils. Das Innere ist wasserarm. Das Klima ist sehr heiß und weist zwei Regenzeiten auf, eine größere im Frühlinge, eine kleinere im Herbste. Dazwischen liegen zwei Trocken- zeiten. An der Küste ist das Klima ungesund. Hier tritt in größeren Mengen der Mangrovebaum und auch die Kokospalme auf. Dicht be- waldet sind die Randgebirge, der Kilima-Ndscharo und die Gegenden um die Seen. Zwischen den Gebirgswäldern liegen die Felder der Neger oder Plantagen von Kaffee, Kakao, Vanille, Reis, Zuckerrohr, Gewürz- nelken, Tabak, Baumwolle. Kautschuk wird von Schlinggewächsen ge- Wonnen. Das Hochland ist größtenteils Grassteppe, in der nur vereinzelt Baobab, Akazien, Tamarinden vorkommen. In den Steppen und Ur- Wäldern lebt eine reiche Tierwelt, Elefanten (besonders um die Seen), Flußpferde, Nashörner, Büffel, Antilopen, der Strauß, im Gefolge Löwen, Leoparden, Schakale, Hyänen, die alle gejagt werden. Die Viehzucht erstreckt sich auf Rinder, Schafe, Ziegen, Esel. Die Bevölkerung besteht größtenteils aus Bantunegern, daneben kommen Araber und Inder als Kaufleute vor. Die Dichte beträgt ungefähr 6 aufs qkm. Die Haupt- erwerbsquellen sind Acker- und Plantagenbau, Viehzucht, Jagd und Handel. Der Verkehr wird sehr erschwert, da die Flüsse wenig schiffbar sind, die Beförderung der Güter durch Trägerkarawanen geschehen muß. Nur eine Bahn führt von Tanga ein wenig ins Innere. Die bedeutendsten Orte liegen an der Küste. Die Hauptstadt Dar-es-Salam, südlich von Sansibar, zählt 10 000 Einwohner. Nördlich davon ist das doppelt so große Bagam 5 jo, Sansibar gegenüber, Endpunkt mehrerer Karawanen- straßen nach dem Innern; außerdem treibt es mit Sansibar Handel. Nördlich davon liegt das kleine Pangani am gleichnamigen Flusse. Der nördlichste wichtige Ort ist das kleine Tanga als Ausgangspunkt der Eisenbahn und der Straßen nach dem Kilima-Ndscharo. Der südlichste Hafenplatz ist L i n d i. Auf dem Hochlande kreuzen sich die Karawanen- straßen, von denen eine nach U d j i d j i am Tanganjika führt, bei T a - b o r a. So ist auch Deutsch-Ostafrika vorläufig noch hauptsächlich Handels-, weniger Plantagenkolonie.

7. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 214

1896 - Leipzig : Dürr
214 Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer: Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen, Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz." Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach. Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha

8. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 226

1896 - Leipzig : Dürr
226 sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft. Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit. Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen. Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205. Viii. us der Jett der Reformation. a. Ein Deutsches Bauernparlament. Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;

9. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 76

1896 - Leipzig : Dürr
76 nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden. Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat. Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als

10. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 208

1896 - Leipzig : Dürr
208 erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns
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