Sil
noch vor. Um Friedrich fr die Mhe und die Summen zu entschdiget, die er auf Herstellung der Ordnung in der Mark verwenden mute, verschrieb ihm der Kaiser 100 000 ungarische Goldguldeu (das Stck zu etwa 89 M unserer Whrung). Diese Summe war an Friedrich oder seine Erben zu zahlen, wenn die Luxemburger die Mark einmal zurcknehmen wollten.
Im Jahre 1412 kam Friedrich nach Brandenburg. Sein Stell-Vertreter Wend von Ylebnrg hatte die Ruhe im Lande nicht herzustellen vermocht: viele Städte, Ritter und ganze Landesteile verweigerten Friedrich die Anerkennung. Seme Lage war sehr schwierig. Das Land war nur noch 380 Qnadratmeilen groß und zhlte etwa 160 000 Einwohner; es umfate die Alt mark, die Mittelmark, die Priegnitz, einen kleinen Teil der Uckermark und rechts der Oder die Herrschaft St er b erg. Im Innern glich die Mark dem zerrissenen Reiche. Die meisten markgrflichen Gter, Rechte und Einknfte hatte der Adel an sich gebracht. Alle die kleinen Herren, Grafen und unabhngigen Städte hatten den Sinn fr die staatliche Zusammengehrigkeit verloren und lebten nur fr ihre Sonderinteressen. Aber Friedrich wute sich durch Energie und politische Klugheit bald ein gewaltiges Ansehen im Lande zu verschaffen.
Erschlo zunchst Vertrge mit den Nachbarn und ntigte (1412) die Shne des Herzogs von Pommern, die in das Land eingefallen waren, durch den Kampf am Kremmer Damm (nordwestlich von Berlin) zur Umkehr.
Friedrich suchte die verpfndeten mrkischen Besitzungen einzulsen und den Landfrieden aufrecht zu erhalten. Da aber feine Geldmittel zu Ende gingen und Sigismund ihn nicht untersttzen konnte, so wurde sein Ansehen stark erschttert, und ein Teil des Adels erhob sich gegen ihn. Die Quitzows begannen wieder ihre Raubzge. Friedrich ver-einigte sich nun mit dem Erzbischof von Magdeburg und dem Herzog von Sachsen und griff (1414) vier Burgen seiner Gegner zu gleicher Zeit an. Da man bei der Belagerung schweres Geschtz (die .,faule Grete" der Sage) verwendete, konnten die starken Burgmauern nur kurze Zett widerstehen. Zuerst fiel die von Friedrich selbst belagerte Burg Friesack (nordstlich von Rathenow). Dietrich von Qnitzow entkam, während sein Bruder Haus auf der Flucht gefangen genommen wurde. Die Ouitzows und ihre Mitschuldigen verloren ihre Lehen und ihre Eigengter. Damit war der Widerstand des Adels gebrochen und die Ruhe im Lande wiederhergestellt.
Im Einvernehmen mit den Stnden erlie Friedrich im Frhjahre 1414 den Landfrieden von Tangermnde. Er erklrte hierin die Erhaltung der ffentlichen Ruhe und die Bestrafung aller Landfriedens-brecher fr die wichtigste Pflicht der Herrschaft und zwang damit jeden ^andstand, in seinem Gebiet auf Ordnung zu halten.
14*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Wend_von_Ylebnrg Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Sigismund Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Qnitzow Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Pommern Berlin Magdeburg Sachsen Rathenow
Deutschland im allgemeinen.
127
dazu werden eingeführt für ziemlich 50 Mill. Mark Heringe, für über
30 Mill. Mark andere Seefische. Der Wald bedeckt über ein Viertel des
Bodens; davon kommen ein Drittel auf Laub-, zwei Drittel auf Nadel-
wald. Trotzdem er bedeutende Mengen Nutzholz liefert, müssen jährlich
über 4 Mill. t Nutz- und Bauholz, Quebrachoholz zur Gerberei, ge-
schliffener Holzstoff für über 200 Mill. Mark eingeführt werden. Deshalb
hat man damit begonnen, Ödland (wo also nichts angebaut wird, das
außer von Häusern, Höfen, Wegen, Gewässern auch von Mooren und
sandigen Strecken eingenommen wird und ungefähr ein Elftel des
Bodens beträgt) mehr aufzuforsten. An jagdbaren Tieren finden sich
in den Alpen die Gemsen; sonst sind verbreitet Hirsche, Rehe, Hasen,
Wildschweine, Fuchs, Dachs und Marder. Eleu und Auerochs werden
nur durch sorgfältige Schonung erhalten, ersteres in der Memel-
Niederung, letzterer in Oberschlesien. Der Wolf kommt nur im Winter
vereinzelt aus den Nachbarländern nach Deutschland. Gefährlich ist
noch die Kreuzotter, die sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands
findet. Mit der Landwirtschaft einschließlich der Forstwirtschaft beschäftigen
sich ungefähr 36 % der Bevölkerung. Andere 39 % nähren sich vom
Bergbau, Salinen- und Hüttenbetrieb sowie Industrie. Die Industrie
leistet vorzügliches in allen Zweigen, versorgt nicht bloß das Inland mit
seinen Erzeugnissen, sondern führt sie in großen Mengen aus. Durch
die Masfenhaftigkeit der Ausfuhr zeichnen sich aus Eisenwaren jeglicher
Art mit über 390 Mill. Mark, Maschinen mit über 418 Mill. Mark
Porzellanwaren mit gegen 70 Mill. Mark, Papier mit über 80 Mill.
Mark, Farbendruckbilder, Kupferstiche und Photographien mit über
100 Mill. Mark, Lederwaren über 128 Mill. Mark, Chemikalien mit
über 200 Mill. Mark, Baumwollwaren mit über 287 Mill. Mark, Woll-
waren mit über 285 Mill. Mark, Kleider, Leibwäsche, Putzwaren aus Baum>
wolle, Leinen und Wolle über 140 Mill. Mark, Seidenwaren fast
140 Mill. Mark jährlich. An Bier werden jährlich ungefähr 70 Mill. Iii
gebraut, an Branntwein über 4 Mill hl hergestellt. Sodann ist Deutsch-
land das erste Zuckerland der Erde. Es stellt jährlich über 2,3 Mill. t
Zucker her, wovon über eine Mill. im Werte von fast 160 Mill. Mark
ausgeführt wird. Mit der Industrie in enger Verbindung steht der
Handel, von dem über 11 % der Bevölkerung leben. Er tauscht die
Güter der einzelnen Landschaften als Binnenhandel aus, führt die In-
dustrieprodukte aus, die Rohstoffe für das Gewerbe und die fehlenden
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Extrahierte Personennamen: Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Memel- Oberschlesien Deutschland Deutschlands
91
Kmpfe, als Jason und Menelans mit ihrem Anhange in ihrer bis zur Mordlust gesteigerten Rachgier um das Hohepriesteramt stritten. Da verkaufte Meuelaus heilige Gefe des Tempels phnizifchen Kaufleuten; da schickte sein Bruder Lysimachus Gold-gefe, die zum Tempelschatze gehrten, nach Antiochia, um sich die Gunst des Knigs Antiochus Iv. Epihanes (175164) zu sichern; da wurde Lysimachus schlielich, nachdem er bei einem Straenkampfe die Stadt hatte rumen mssen, bei dem von ihm geplnderten Schatzhause des Tempels niedergehauen.
Aber noch schlimmere Tage folgten. Antiochus Iv. eilte nach einem groen Siege der die gypter im Jahre 170 herbei. Widerstand fand er nicht. Der Aufstand gegen seinen Schtzling Menelans ward ihm zur Veranlassung, Jerusalem als eine eroberte Stadt zu behandeln. Seine Beutelust traf vornehmlich den Tempel. Der goldene Rauchopferaltar, der goldene Leuchter, der Schaubrote-tisch mit den Weinkannen, Becken und Schalen, die goldenen Krnze, welche die Auenmauern des Tempels schmckten, das Bargeld des Tempelschatzes: alles wurde fortgeschleppt. Der Stadt selbst ntigte er eine neue Verfassung auf, welche das ffentliche und auch das brgerliche Leben nach hellenistischer Weise umgestalten sollte. Nun waren alle Lebensuerungen des israelitischen Volkes durch das heilige Gesetz geregelt; jede Abweichung von dem Gesetz erschien dem strengglubigen Juden als schwere Verschuldung. Aber Antiochus wollte eben mit der Eigengeartung der Juden aufrumen. Daher versuchte er zwei Jahre spter neben der hellenistischen Stdte-ordnnng auch die hellenische Gtterverehrung" in Jerusalem eiuzu-fhren. Scheinbar in friedlicher Absicht rckte sein Steueroberst Apollonius mit 22000 Kriegern in Jerusalem ein. Als es aber Sabbat geworden war, lie derselbe alle, die sich auf der Strae zeigten, um an der Sabbatfeier teilzunehmen, niedermachen. Seine Horden drangen unter Morden und Brennen in die Huser ein; Menschen und Tiere wurden fortgetrieben; Mauern und Huser wurden niedergerissen. Auf der Hhe Akra warfen sie eine mit gewaltigen Mauern und starken Trmen bewehrte Befestigung auf; hier schleppten sie allen Raub zusammen; von hier aus verhinderten sie die Feier des Sabbates und der religisen Feste. Durch besondere knigliche Schreiben ward bei Todesstrafe der herkmmliche Gottes-dienst verboten und der heidnische Opferdienst geboten. Am 15. Kaslew d. i. im Dezember 168 v. Chr. wurde dann auf dem groen Brandopferltar ein neuer Altar aufgebaut, auf welchem in beabsichtigter Verhhnung jdischer Auffassung und Gotteslehre dem Zeus Schweine geopfert wurden. Mit Schaudern und Ingrimm
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Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer:
Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen,
Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz."
Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach.
Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha
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des hohen und niederen Pbels; doch auch Pisaner und Genueser blieben bei der blinden Leidenschaftlichkeit des Volkes nicht verschont. In diesen Wutausbrchen schien sich dann die Kraft der Haupt-stdtischen Bevlkerung verzehrt zu haben; sonst htten sich wohl aus ihrer Mitte der Verteidigung zahlreiche Hnde hilfbereit an-bieten mssen. Des Krieges wirklicher Ernst fand dieses Volk thatenschen. Opferfreudige Vaterlandsliebe, unglckgesthlte Herrscher-treue fehlten ihm eben. Die Kaiser selbst in langer Reihe hatten es diesen Tugenden entfremdet.
Der Kriegsrat, welchen Dandolo auf asiatischer Seite berief, entwarf Plan und Weise des Angriffes. Bei der geringen Ziffer des eigenen Heeres es zhlte vielleicht 40000 Mann namentlich ferner bei dem ungewhnlichen Umfange Konstantinopels war eine regelrecht durchgefhrte Einschlieung von vornherein unthnnlich, umsomehr, da ein jeder Versuch der Aushungerung gerade bei dieser Stadt aussichtslos bleiben mute. Die Bezwingung Konstantinopels konnte nur gelingen, wenn das Kreuzheer seine ganze Kraft sammelte, um durch einen ebenso berraschenden wie wuchtigen Angriff auf einen" Punkt der Befestigung sich den Eintritt in die Stadt zu erzwingen. Es blieb also mehr auf einen khnen Handstreich in groem Stil als auf eine kunstgerechte Belagerung abgesehen, wie dies auch dem Sinne der Ritter, welcher dem Ungewhnlichen und Tollkhnen zuneigte, zusagte.
Dandolo riet aus Grund eigener Erfahrung davon ab, von der Landseite her den Sturmlauf zu wagen. Doppelte Mauern zogen hier in einem Bogen von nahezu 5 Kilometer Ausdehnung von Meer zu Meer. Gewaltige Trme, 118 an der Zahl, gaben den-selben besondere Festigkeit. Ein Graben von 20 Meter Breite, welcher durch Schleusenwerke mit Wasser angefllt werden konnte, erschwerte den Zugang zur ueren Mauer. Zudem entbehrte man ander europischen Kste eines gesicherten Ankerplatzes fr die Flotte; man htte sich zunchst die Landung erkmpfen mssen. Ebenso wenig schien es ratsam, von der Bosporusseite her den Angriff zu unternehmen. Die Strmung des Meeres, welche gerade am europischen Ufer vorbeizieht, war zu mchtig, als da die Schiffe dort ruhigen Ankerplatz finden konnten; und doch htte von den Schiffen aus der Angriff vorbereitet und untersttzt werden mssen. So blieb die dritte Seite brig, woselbst sich das goldene Horn zwischen Konstantinopel einschob und die Vorstdte Galata und Pera, woselbst zumeist Franken d. h. Abendlnder ihre Lagerrume und Werksttten, ihre Kauflden und Wohnhuser hatten. Ein Angriff, welcher vom goldenen Horn ausging, versprach am ehesten
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217
sich in altersgrauem quadergefgten Mauerwerk in die Nordostecke der Stadtumwallung hochragend einschiebt.
Der 17. Juli es war ein Donnerstag wird zum Tage des allgemeinen Sturmes auserkoren. Die Franzosen sollen von der Nordseite her den Anlauf wagen, woselbst Mauerbrecher und Wurf-Maschinen die Stadtumwallung bis zur Bresche erschttert haben. Die Venetianer gedenken von den Schiffen aus die Mauer zu er-steigen. Dandolo, dessen Rache je nher der Erfllung um so ruhe-loser, um so erfinderischer wird, hat an den Schiffsmasten hinaus schlanke Gerste emporbauen lassen, welche weitreichende Fallbrcken tragen, auf da die Krieger unmittelbar von den Fahrzeugen aus die Zinnen der feindlichen Mauer erreichen knnen. Er hat alles aufgeboten, den Mut der Seinigen bis zur Tollkhnheit zu ent-flammen. Glnzende Belohnungen sind allen zugesagt, die sich hervor-thun im Streite. Ihn selbst duldet es im Augenblick der Entscheidung nicht in der uuthtigeu Ruhe des Lagers. Mit ritterlicher Rstung angethan steht der halberblindete Greis inmitten der Seinigen, das Banner der Vaterstadt, die Fahne des heil. Markus in der Hand; sein Rat soll helfen und sein Besehl leiten; sein Zuruf soll er-muntern und seine Gegenwart begeistern.
In stolzer Linie steuert die venetianische Flotte dem feindlichen Ufer zu. Von den Schiffen aus schleudern die zahlreichen Wurf-mafchiuen Felsblcke hinber, das Mauerwerk zu erschttern; nnge-zhlte Pfeile schwirren hinber, die Mauerzinnen von Verteidigern zu entblen. Von den hohen Mauern her entsenden die Griechen mit ihren Wurfgeschossen Wunden und Tod in die Reihen der An-greiser; mit verderblicher Sicherheit handhaben sie das griechische Feuer, welches durch das Geheimnivolle wie durch das Entsetzliche seiner Wirkung gleich furchtbar erscheint, und bringen manchem Schiffe jhe Vernichtung. Viele der Angreifer strzen zerschmettert in die See; viele sinken todeswund auf das Deck. Doch die Ge-nossen zhlen die Opfer nicht; mit gellendem Kriegsruf bertnen sie der Getroffenen Schmerzensgeschrei. Die Schiffe nhern sich stetig dem Ufer und sichern sich den Ankerplatz; ihre Fallbrcken erreichen die Mauerkrone, und die Krieger strzen hinber in wetteifernder Hast und fassen in blutigem Ringen festen Fu auf der Mauer. Eine betrchtliche Mauerstrecke wird behauptet; von 25 Trmen be-reits weht siegverkndend das Banner des geflgelten Lwen. Mit gesteigertem Mute erkmpfen sich die Venetianer von der Mauer aus den Eintritt in die Stadt; ein entsetzliches Ringen entspinnt sich; unaufhaltsam indes dringen sie vor in dem Gewirre der Gassen. Der Tag scheint gewonnen: da kommt jhe Wendung.
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226
sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft.
Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit.
Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen.
Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205.
Viii.
us der Jett der Reformation.
a. Ein Deutsches Bauernparlament.
Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;
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Extrahierte Personennamen: Dandolo Dandolo
Extrahierte Ortsnamen: England Konstantinopel Jerusalem Flandern Konstantinopel
70
sollten die Aschenurnen anderer Mitglieder des Geschlechtes tragen.
Von Hadrian ab sind bis auf Kaiser Septimins Severus (gest. 211) und seine Shne also beinahe 100 Jahre hindurch - alle Kaiser und alle Mitglieder der kaiserlichen Familie hier beigesetzt worden. Kaiser Didius Julianus (28.? Mrz 1931. Juni 193) ist in dem Grabmal seines Grovaters Salvius Julianus an der nach Sdosten fhrenden via Labicana bestattet worden.
Auch eine Brcke hat Kaiser Hadrian von dem Grabmal aus nach dem linken Ufer des Tiber hinberbauen lassen. In sieben Bogen aus Tuffstein berspannte der Pons Aelius" die lische Brcke so nach des Kaisers Familiennamen Mus genannt den Flu. Zwei dieser Bogen werden heute durch die Ufer, welche sich in den Flu hinein verbreitert haben, berdeckt.
Die moles Hadrian!" war freilich nicht das groartigste, wohl aber das prchtigste Grabmal des Altertums. Die Schicksale, welche Rom im Wandel der Zeiten erlebte, gingen nicht spurlos an diesem Bauwerk vorber. Fr Roms innere und uere Geschichte behauptete es eine bedeutsame Rolle. Die Totenkammer des Grab-mals soll schon bei der dreitgigen Plnderung Roms, welche Alarich im Jahre 410 (25.27. August) seinen Goten gestattete, ausgerumt worden sein. Doch alle Berichte der den Umfang und das Ma dieser Plnderung" sind parteiisch; sie gehen zudem in ihren Einzel-angaben weit auseinander; die Wahrheit ist kaum zu ergrnden.
Seitdem wahrscheinlich im V. Jahrhundert das Grabmal Hadrians mit der Aurelianischen Stadtmauer durch zwei mch-tige Mauern verbunden worden, war es der wichtigste Punkt in der Stadtbefestiguug geworden. Die Aurelianische Mauer zog sich an dieser Stelle das linke Tiberufer entlang. Dadurch, da die moles Hadrian!" durch zwei nach dem Fluffe und der Brcke hin ab-fhrende Parallelmauern art die Stadtbefestigung angeschlossen wurde, erhielt sie die Bedeutung eines vorgeschobenen mit dem Hauptwerke verbundenen Bollwerkes. Dasselbe diente der Verteidigung des Aurelischen Thores (heute: Porta S. Pauerazio) zum Rckhalt; es deckte Hadrians Tiberbrcke, welche namentlich fr den hufig ein-tretenden Fall der Sperrung oder Zerstrung der Milvischen Brcke (Ponte Molle), die drei Meilen nordwrts der Stadt der den Flu fhrte, der wichtigste bergang fr den von Norden kommenden Zuzug war.
In den Gotenkriegen des Vi. Jahrhunderts bewhrte die moles Hadrian!" sich wiederholt als Festungswerk. Der Krieg zwischen den Ostgoten und den Ostrmern drehte sich Jahre lang
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Extrahierte Personennamen: Hadrian Didius_Julianus Salvius_Julianus Hadrian August Pauerazio Hadrians_Tiberbrcke
76
nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden.
Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat.
Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als
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Extrahierte Personennamen: Urban Urban Karls_V. Karls_V. Karl_von_Bourbon Karl Clemens_Vii Clemens_Vii Clemens Sebastian_Schrtlin Sebastian_Schrtlin
Extrahierte Ortsnamen: Rom Pavia Rom Engelsburg Engelsburg Engelsburg Hadrians Rom Engelsburg
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erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke]]
Extrahierte Personennamen: Bonifaz_von_Montferrat Bonifaz Heinrich_Dandolo Heinrich Dandolo Dandolo Gottfried_von_Villehardouin
Extrahierte Ortsnamen: Italiens Venedig Asien Venedig Venedigs Frankreichs