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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 22

1906 - Leipzig : Dürr
22 Das Zeitalter des Absolutismus die endlich den franzsischen Staat mit in die Wogen der Revolution hineinstrzen sollte. c) (Solbert gedachte vor allem den Finanzen Frankreichs aufzuhelfen durch Neuregelung des Wirtschaftslebens; er hat den franzsischen Merkantilismus begrndet. Der Grundsatz der Merkantilisten be-sagt, da der Reichtum eines Landes in seinem Vorrate baren Geldes oder Edelmetalles liegt. Es ist demnach notwendig, die Ausfuhr dieser Werte, also den Import fremdlndischer Waren, mglichst zu verhindern, die Einfuhr des Geldes, also den Export einheimischer Waren, mit allen Mitteln zu frdern. Zu diesem Zwecke mu der Staat ein einheitliches Wirtschaftsgebiet bilden, an dessen Grenzen nur Zlle erhoben werden, das einheimische Gewerbe mu leistungsfhig gemacht, das auslndische mglichst ausgeschaltet werden, so da eine gnstige Handelsbilanz erreicht wird, der Wert der Ausfuhr den Wert der Einfuhr bersteigt. Aus den Zeiten der Stadtwirtschaft her bestanden auch in Frankreich die Binnenzlle, mit denen sich die einzelnen Landschaften und Provinzen (so noch unter (Solbert die Provence) gegeneinander abschlssen. Durch sie wurde ein ganz Frankreich umfassender gewerblicher Verkehr beraus ge-hemmt, wo nicht gar unterbunden. 1664 wurden sie ausgehoben und nur ein allgemeiner Eingangs- und Ausgangszoll an der Grenze erhoben. Nun galt es, dies so von anderen Nationen abgegrenzte Land auch mit Verkehrsmglichkeiten auszustatten: Kunststraen wurden angelegt, der Kanal du midi gebaut. Innerhalb dieses nationalen Wirtschaftsgebietes aber wurde das heimische Gewerbe gefrdert durch staatliches Kapital oder Monopole, wurden neue Herstellungsweisen aufgebracht. So waren bis-her alljhrlich nach Venedig 100 000 Litires fr Spiegel, 300000 Livres fr Spitzen gegangen. (Solbert zog von Murano her Glasarbeiter nach Frankreich, um Spiegel herzustellen; inlndische Arbeiter wurden von ihnen angelernt, und bald waren die franzsischen Spiegel fhig zum Wett-bewerb. Jetzt legte er an der Landesgrenze auf veuetiauische Glaswaren einen so hohen Zoll, da die im Jnlande gefertigten erheblich billiger waren; der auslndische Wettbewerb verschwand. Um gleichzeitig einen inlndischen nicht aufkommen zu lassen, gab er dieser Fabrik das Allein-verkaufsrecht (Monopol) fr Spiegel. In hnlicher Weise frderte er die Spitzenindustrie in Reims und anderswo die Strumpfwirkerei, Tuch-bereitung, Blech- und Messingindustrie; ja, soweit ging das frsorgliche Eingreifen des Staates, da Tuchmachern und Frbern sogar Breite und Lnge der Stcke vorgeschrieben wurden. Durch hohe Eingangszlle wurden also fremdlndische Erzeugnisse abgehalten; durch finanzielle Untersttzung, Monopole usw. krftigte der Staat im staatlichen Interesse sein

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 359

1906 - Leipzig : Dürr
Der Ausbau des neuen Deutschen Reiches 359 Der Fortschritt der Naturwissenschaften und der Technik hatte die Erfindung zahlloser Maschinen, diese die Durchfhrung einer bis ins kleinste sich verzweigenden Arbeitsteilung und die Einrichtung zahlreicher Fabriken, letztere wieder im Zusammenhang mit der die bisher gebunden liegenden wirtschaftlichen Krfte entfesselnden Gewerbefreiheit eine ungeheure Entwicklung der Industrie zur Folge. Das geschah aber nicht nur in Deutschland, sondern war bereits frher in England und Frankreich geschehen , trat dann auch in Amerika und fchlielich in allen Kulturvlkern der Welt ein. Damit war das bis dahin geltende System der Volkswirtschaft durchbrochen, nach dem jedes Volk fr alle seine Bedrfnisse selbst sorgte (vgl. 46, 2c); die Zeit der Weltwirt-schoft war gekommen. Was der Deutsche heutzutage braucht, ist gar oft in Amerika verfertigt oder doch wenigstens im Auslande als Rohstoff er-zeugt, und umgekehrt kauft das Ausland deutsche Erzeugnisse. So ist mit der Volkswirtschaft eine Steigerung der Einfuhr verbunden, die uns die Produkte der fremden Lnder als zu verarbeitende Rohstoffe oder als fertige Waren darbietet; Deutschland fhrte 1904 fr 6864,3 Mill. Mark ein, an Tabak z. B. fr 106 Millionen, Felle fr 270 Millionen, Baumwolle fr 319 Millionen, Seide fr 149 Millionen Mark. In gleicher Weise ist aber auch die Ausfuhr gewachsen; sie betrug 1904 fr 5315,4 Millionen Mark; an Eisenwaren z. B. wurden ausgefhrt fr 393 x/3 Millionen Mark, an Glas fr 39 Millionen, an Spielwaren fr 55 V Millionen, an Zucker fr 159 Millionen Mark. Dadurch ist die Mglichkeit gegeben, zahlreiche Fabriken zu unterhalten und groe Mengen von Arbeitern zu beschftigen. Diesen Segnungen der neuen Wirtschaftsform stehen aber auch Ge-fahren gegenber. Angenommen, Deutschland wre in den Bahnen des Freihandels geblieben und htte z. B. seine Landwirtschast nicht durch hohe Eingangszlle auf Getreide geschtzt, so knnte der russische Roggen zu viel billigeren Preisen der die Grenze kommen, da er dort bei der groen Latifundienwirtschaft, den geringen Ansprchen der Bauern, dem z. T. auch jungfrulichen Boden viel billiger hergestellt werden kann. Die Folge wre eine Verarmung des deutschen Bauern, der fr seinen besseren, aber teueren Roggen geringere Preise bekme und schlielich gezwungen wre, den Ge-treidebau berhaupt einzustellen, sein Gut loszuschlagen, als Heimat-loser, besitzloser Mann in die Stadt zu ziehen und dort das Proletariat zu vermehren. Ein wirtschaftlich strkerer Produktionszweig des Auslandes kann also einen wirtschaftlich schwcheren des Inlandes vernichten. Deutschland fhrt nach England fr ungefhr 120 Millionen Mark

3. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 261

1906 - Leipzig : Dürr
Allgemeine Charakteristik des 19. Jahrhunderts 261 Wissenschaften und demzufolge der Technik, der Maschinenverwertung und der Industrie. Seit dem Beginn des Aufschwungs in England um 1700 hat sich die Naturwissenschaft dort und in Frankreich stetig weiterentwickelt (Lavoisier, der Vater der neueren Chemie; Priestley, Cavendish). Das Interesse fr Experimente und physikalische Vortrge war allgemein (vgl. Goethe); Metternich und Napoleon fanden Gefallen daran, und mancher Abend an frstlichen Hfen wurde damit ausgefllt. Seit 1820 etwa beginnt der Aufschwung der deutschen exakten Wissenschaft (Gan, Frauen-hofer, Rob. Mayer, Liebig). Von der grten Bedeutung war die Nutz-barmachung dieser wissenschaftlichen Forschungen fr die Praxis. Das deutsche Volk trat in das Zeitalter der Technik ein, das die Maschine wie das chemische knstliche Verfahren bewut an die Stelle des Persn-lichen, des Menschen, des Tieres, des Organischen berhaupt setzte". Da-mit war eine ungeheure Umwlzung in den Warenerzeugungsbedingungen, im ganzen Verkehr gegeben. War Deutschland bisher fast ganz ein agra-rifches Land, in dem wohl eine Industrie vorhanden war (Leinewand, Baumwollen- und Wollweberei, Holz- und Kurzwaren), die aber in den wichtigsten Zweigen (Eisen- und Garnfabrikation) ganz vom Auslande ab-hngig war, hinderten die schwerflligen Perfonenposten, die schlechten Wege, die fortwhrenden Zollbelstigungen, der langsame Gtertransport, der langweilige und recht teure Briefverkehr, die bunte Verschiedenheit der Mnzen jedes raschere Abwickeln der Geschfte und damit das Ausblhen der Industrie, so trat jetzt ein vlliger Wandel ein. Schon 1769 hatte James Watt die erste brauchbare Dampfmaschine hergestellt; zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der mechanische Webstuhl erfunden. Seit-dem sind in immer steigendem Mae fr fast alle Gewerbezweige Ma-schren ersonnen und zur Einfhrung gekommen. Die Kohle und das Eisen geben der neuen Zeit die Signatur. Eine auerordentliche Steige-rung der Gtererzeugung, die von jetzt ab schneller, massenhafter und billiger vor sich ging, war die Folge. Gleich groß war die Wirkung der Dampfmaschine auf den Verkehr: 1835 wurde die erste deutsche Eisen-bahn zwischen Nrnberg und Frth erbaut, und schon nach 10 Jahren wurden 2000 km mit der Lokomotive befahren; das erste Dampfschiff fuhr 1818 auf der Weser. Im Jahre 1902 aber besa Deutschland ein Eisen-bahnnetz von 53000 km; die deutsche Handelsflotte ist jetzt zur zweit-grten der Welt geworden (Hamburg-Amerika-Linie, Norddeutscher Lloyd)/) die in Deutschland gebauten Dampfer (anfangs Rad-, dann Schrauben-, neuerdings auch Turbinendampfer; Vulkan in Stettin) sind die schnellsten *) Der Tonnengehalt des einen Dampfers Kaiser Wilhelm der Groe" betrgt mehr als einst (1825) der Tonnengehalt der ganzen Bremer Flotte.

4. Vorläufige Einführung in die Allgemeine Erdkunde, Deutschland - S. 38

1906 - Leipzig : Dürr
38 Deutschland. Badens ist Mannheim an der Mündung des Neckars mit über 160000 Einw., es hat sich zu dem größten Rheinhasen entwickelt. Die Wasserfläche desselben beträgt über 170 ha, 3/5 derjenigen des Hamburger Hafens. Über 5 Mill. t Güter werden jährlich auf mehr als 10000 Schiffen stromaufwärts gebracht, 9/10 Mill. t von hier aus stromabwärts versendet. Unter jenen stehen an erster Stelle Steinkohlen und Petroleum, unter diesen Holz und Salz, dann die Jndustrieerzeugnisse. Auch ist Mannheim der erste Weizenmarkt Deutschlands. Von seinen Industrien sind die Maschinen-, Holzwaren- und Zuckerfabrikation zu nennen. Auch ist es Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnen. Den Neckar aufwärts thront, wo er aus dem Gebirge tritt, Heidelberg, die schönste Universitätsstadt Deutschlands, eine Mst. mit der Ruine des Kurfürstenschlosses. — Baden gegenüber liegt auf dem linken Rheinufer das Elsaß. Die südlichste wichtigste Stadt ist Mülhausen am Rhein-Rhone-Kanal mit gegen 100000 Einw., der bedeutendste Sitz der Baumwollenindustrie Mittel- europas, die sich von hier über den größten Teil des Wasgenwaldes aus- dehnt und jährlich für über 200 Mill. Mark Waren liefert; nur im nördlichen Teile dieses Gebirges wird Leinenindustrie getrieben. Die Hauptstadt des Elsasses aber ist Straßburg an der Jll, dem Rhein- Rhone- und dem Rhein-Marne-Kanal, das, seitdem es zu Deutschland gehört und nicht mehr Grenzstadt ist, sich in der Einwohnerzahl verdoppelt hat (über 160000 Einw.). Zunächst ist es bedeutend als Hafenort, der besonders viel Steinkohlen und Jndustrierohstoffe für den Süden empfängt, sodann ist es Mittelpunkt der Tabakindustrie, treibt ferner Metall- und Textilfabrikation sowie Bierbrauerei. Auch ist es durch seine Universität der geistige Mittelpunkt des Landes und endlich eine starke Festung. — An das Elsaß schließt sich im Norden die bayrische Rheinpfalz an. Hier ist zunächst Ludwigshafen, eine gr. Mst. gegenüber von Mann- heim und mit diesem verwachsen, wegen seiner chemischen und der Maschinen- industrie bemerkenswert. Außerdem hat es großen Anteil an dem Schiffs- verkehr. Die Mittelstadt Kaiserslautern in der gleichnamigen Senke ist nicht bloß als Verkehrsknotenpunkt wichtig, sondern treibt auch Web-, Maschinen- und Tabakindustrie. — Nördlich von der Pfalz breitet sich die Südhälfte des Großherzogtums Hessen zu beiden Seiten des Rheins aus. Die Hauptstadt Darmstadt, eine gr. Mst. an der schönen Bergstraße und in der Nähe des Odenwaldes, besitzt eine technische Hoch- schule, treibt Eisen- und Lederindustrie und ist Eisenbahnknotenpunkt.

5. Vorläufige Einführung in die Allgemeine Erdkunde, Deutschland - S. 127

1906 - Leipzig : Dürr
Deutschland im allgemeinen. 127 dazu werden eingeführt für ziemlich 50 Mill. Mark Heringe, für über 30 Mill. Mark andere Seefische. Der Wald bedeckt über ein Viertel des Bodens; davon kommen ein Drittel auf Laub-, zwei Drittel auf Nadel- wald. Trotzdem er bedeutende Mengen Nutzholz liefert, müssen jährlich über 4 Mill. t Nutz- und Bauholz, Quebrachoholz zur Gerberei, ge- schliffener Holzstoff für über 200 Mill. Mark eingeführt werden. Deshalb hat man damit begonnen, Ödland (wo also nichts angebaut wird, das außer von Häusern, Höfen, Wegen, Gewässern auch von Mooren und sandigen Strecken eingenommen wird und ungefähr ein Elftel des Bodens beträgt) mehr aufzuforsten. An jagdbaren Tieren finden sich in den Alpen die Gemsen; sonst sind verbreitet Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Fuchs, Dachs und Marder. Eleu und Auerochs werden nur durch sorgfältige Schonung erhalten, ersteres in der Memel- Niederung, letzterer in Oberschlesien. Der Wolf kommt nur im Winter vereinzelt aus den Nachbarländern nach Deutschland. Gefährlich ist noch die Kreuzotter, die sich in verschiedenen Gegenden Deutschlands findet. Mit der Landwirtschaft einschließlich der Forstwirtschaft beschäftigen sich ungefähr 36 % der Bevölkerung. Andere 39 % nähren sich vom Bergbau, Salinen- und Hüttenbetrieb sowie Industrie. Die Industrie leistet vorzügliches in allen Zweigen, versorgt nicht bloß das Inland mit seinen Erzeugnissen, sondern führt sie in großen Mengen aus. Durch die Masfenhaftigkeit der Ausfuhr zeichnen sich aus Eisenwaren jeglicher Art mit über 390 Mill. Mark, Maschinen mit über 418 Mill. Mark Porzellanwaren mit gegen 70 Mill. Mark, Papier mit über 80 Mill. Mark, Farbendruckbilder, Kupferstiche und Photographien mit über 100 Mill. Mark, Lederwaren über 128 Mill. Mark, Chemikalien mit über 200 Mill. Mark, Baumwollwaren mit über 287 Mill. Mark, Woll- waren mit über 285 Mill. Mark, Kleider, Leibwäsche, Putzwaren aus Baum> wolle, Leinen und Wolle über 140 Mill. Mark, Seidenwaren fast 140 Mill. Mark jährlich. An Bier werden jährlich ungefähr 70 Mill. Iii gebraut, an Branntwein über 4 Mill hl hergestellt. Sodann ist Deutsch- land das erste Zuckerland der Erde. Es stellt jährlich über 2,3 Mill. t Zucker her, wovon über eine Mill. im Werte von fast 160 Mill. Mark ausgeführt wird. Mit der Industrie in enger Verbindung steht der Handel, von dem über 11 % der Bevölkerung leben. Er tauscht die Güter der einzelnen Landschaften als Binnenhandel aus, führt die In- dustrieprodukte aus, die Rohstoffe für das Gewerbe und die fehlenden

6. Vorläufige Einführung in die Allgemeine Erdkunde, Deutschland - S. 114

1906 - Leipzig : Dürr
114 Deutschland. schiffahrt, die auf der Elbe und den Nebenflüssen nicht bloß bis Berlin und Magdeburg, sondern bis nach Österreich hineinreicht, zusammentrifft, ist Hamburg die bedeutendste Hafen- und Seehandelsstadt nicht nur Deutschlands, sondern auch des ganzen europäischen Festlandes, ja die dritte der Welt (nach London und New-Iork) geworden. Die Wasserfläche des Hasens umsaßt 3 qkm; von hieraus dringen Kanäle (Fleete) zwischen die Häuserreihen und Speicher der Stadt ein. Ungefähr 13000 Seeschiffe mit gegen 9 Mill. Registertonnen fahren jährlich aus und ein, führen vornehmlich Kaffee, Getreide, Wolle und Baumwolle, Häute und Felle, Salpeter, Eisen und Erze, Petroleum, Tabak, Reis u. a. im Werte von über 3800 Mill. Mark (1902) ein, Zucker, Spiritus, Maschinen, Ge- webe usw. für über 3300 Mill. Mark aus. Die Hamburg - Amerikanische Paketfahrt-Aktiengefellschaft mit 125 Seeschiffen von 660000 Register- tons ist die größte Schiffahrtsgesellschaft der Erde. Der Binnenhandel beschäftigt über 20000 Schiffe mit einem Jahresumsatz von 5 Mill. t; stromabwärts werden Zucker, Salz und Düngesalze, Holz, Steine und Kohlen, stromaufwärts Getreide, Mehl, Kolonialwaren und besonders Petroleum befördert. Dem Binnenhandel dienen daneben auch die Eisen- bahnen. Hamburg ist ferner Auswandererhafen. Die Schiffahrt hat so- dann eine aufblühende Industrie hervorgerufen, Kaffeeröstereien, Schokoladen- fabriken, Reisschälanstalten, Schmalzraffinerien, Dampfmühlen, die über- seeisches Getreide verarbeiten. Dazu kommen bedeutende Schiffsbau- und Maschinenbauanstalten. Endlich ist Hamburg Sitz der Seewarte des Deutschen Reiches. Cuxhaven, eine Klst. vor der Elbmündung, ist Hamburgs Vorhafen, der namentlich beim Eisgange von den Schiffen aufgesucht wird. — Die Freie Reichsstadt Bremen besitzt ein Gebiet von 250 qkm; der Hauptteil liegt an der unteren Weser, ein kleiner Teil rechts von der Wesermündung. Die Grst. Bremen mit über 200000 Einw. ist der zweitwichtigste Seehafen Deutschlands; die Unter- weser hat bis zur Stadt eine Fahrtiefe von über 5m; die größten Schiffe bleiben im Vorhafen Bremerhaven, einer kl. Mst. Die be- dentendste Schiffahrtsgesellschaft Bremens ist der Norddeutsche Lloyd (leud), die zweitgrößte Schiffahrtsgesellschaft der Welt, bekannt durch ihre großen Schnelldampfer. Zur Einfuhr gelangen besonders Tabak, Reis und Baum- wolle, worin die Stadt die erste Stelle einnimmt, auch Petroleum, im Werte von über 1000 Mill. Mark, der ungefähr die Ausfuhr gleichkommt. Auch ist Bremen der erste Auswandererhafen. Im Zusammenhange mit

7. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 214

1896 - Leipzig : Dürr
214 Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer: Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen, Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz." Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach. Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha

8. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 226

1896 - Leipzig : Dürr
226 sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft. Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit. Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen. Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205. Viii. us der Jett der Reformation. a. Ein Deutsches Bauernparlament. Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;

9. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 76

1896 - Leipzig : Dürr
76 nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden. Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat. Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als

10. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 208

1896 - Leipzig : Dürr
208 erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns
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