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1. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 110

1894 - Dresden : Jacobi
110 mein bevorzugt. Weil er jedoch bereits von allem Vergnglichen seinen Geist abgewandt und mehr der Himmlisches als der ^Gegenwrtiges nachzudenken begonnen hatte, bemhte er sich, sich dem Dienste Gottes zu unterziehen und in starkem Geistesstreben angelegentlich nach dem Kloster-leben zu trachten und dieses tglich mit allen Krften seines Herzens zu erstreben. Endlich erffnete er dem Vater seine Herzensgedanken und bat ihn, seinen Wunsch zu untersttzen. Der Vater aber, heftig durch das Gehrte erschrocken, schalt ihn tchtig aus und verbot ihm teils durch Drohungen, teils versuchte er ihm durch Schmeichelworte Lust zu den weltlichen Geschften einzuflen, um ihn durch die Schtze vergnglicher, weltlicher Herrlichkeit zu fesseln. Jedoch der schon als Kind von Gott er-fllte Mann wurde, je mehr Hindernisse ihm vom Vater in den Weg ge-legt wurden, in seinem Geiste von um so tapferem Streben ergriffen, sich den himmlischen Schatz zu erwerben und sich dem Studium der heiligen Wissenschaften zu widmen. Da geschah es, da den Vater eine heftige Krankheit ergriff und ihn einem schnellen Tode entgegenzufhren schien. Jetzt legte dieser seines Geistes frhere Hartnckigkeit ab und schickte den Knaben ins Kloster. So gewann der nun eines irdischen Vaters beraubte Mann Gottes zum Adoptivvater den, der uns wiedererkauft hat, und in-dem er dieser Welt irdischem Gewinn entsagte, strebte er darnach, sich den Schatz der ewigen Erbschaft zu erwerben. . Sein Glosterieben. Im Kloster wandte er, verbunden mit der Gemeinde der Knechte Gottes, seinen demtigen Dienst, sein anhaltendes arbeitsvolles Wachen und seinen Flei im Lesen des gttlichen Wortes in ungemeinem betrach-tnngsvollen Streben dem Herrn Gott zu, soda er endlich in hoher Bil-duug der heiligen Schrift, in der grammatischen Kunst Wohlberedenheit und zierlicher und markiger Reimkunst, sowie in einfacher geschichtlicher Darstellung, soda er zuletzt auch fr andere ein Fhrer in den ber-lieferungen der Vter und ein Meister des Unterrichts wurde." Winfried erhielt von seinen geistlichen Mitbrdern den Beinamen Bonifatius"*), d. i. der Beredte. Trotz aller Achtung, die er im Kloster geno, erweckte die Liebe zu seinem Heilande in ihm das Ver-langen, den heidnischen Germanen jenseits des Meeres das Evangelium zu bringen. 7. Seme ersten Missionsreisen. Zunchst begab er sich zu den Friesen und untersttzte hier das Missionswerk des heiligen Willibrord; doch ein erbitterter Krieg zwischen den Franken und Friesen hinderte das Werk der Bekehrung. Da kehrte Bonifatius fr kurze Zeit in sein Kloster zurck. Inzwischen war der Abt desselben gestorben. Nun lagen ihm alle Mnche mit Bitten und Flehen an, ihr Abt zu werden; Bonifatius verschmhte jedoch die hohe Stellung, um aufs neue zu den Heiden eilen zu knnen. Zuvor begab er sich nach Rom. Hier erteilte ihm der Papst den Segen, gab ihm Schutzbriefe *) Bonifatius von bonum fatum, nicht von facere, also auch nicht Wohlthter."

2. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 112

1894 - Dresden : Jacobi
112 e. Seine Wirksamkeit als Crzbischof. Bonifatius schickte nun Boten nach Rom, welche dem Papste von den bisherigen Erfolgen Bericht erstatten und versichern sollten, da er auch ferner in frommer Demut dem apostolischen Stuhle untergeben sein wolle. Der Papst erteilte dem Boten eine gndige Antwort und sandte Bonifatius sogar das Erzbischfliche Pallium als Zeichen seiner An-erkennuug. Um feinen Dank abzustatten, begab sich Bonifatius zum dritten Male nach Rom, allwo er ehrenvoll aufgenommen wurde. Auf der Rck-reise verweilte er lngere Zeit in Bayern und reformierte hier die durch Irrlehren und schlechten Lebenswandel verwilderten Geistlichen und Ge-meinden; sodauu teilte er Bayern in vier Sprengel und grndete die Bis-tmer: Salzburg, Freisingen, Regensburg und Passau. Ebenso wirkte er resormatorisch im Frankenlande und vertrieb daraus die Ketzer. In Hessen grndete er mehrere Klster, so z. B. in Fulda, das bald fr Norddeutschlaud dieselbe Bedeutung erlangte wie St. Gallen fr Sd-dentfchland, in Hersfeld, Fritzlar, Amneburg und Schlchtern. Anfangs hatte Bonifatius den Erzstnhl Kln inne, spter verlegte er seinen Sitz auf den Wnnfch des Frankenfrsten nach Mainz, und erhob so Mainz zum angesehensten Erzstift Deutschlands, da er mittlerweile auch zum ersten Bischof (Primas) aller Deutschen ernannt worden war. In dieser hohen Stellung fuhr er fort, die Kirchenzucht zu ver-bessern und die germanischen Gemeinden und Bischfe dem rmischen Stuhle unterzuordnen; hierdurch trug er sehr viel zur Hebung des ppst-liehen Ansehens bei. (War es ntig, da Bonifatius die germanische Kirche in Abhngigkeit von Rom brachte? Ja, ohne den ppstlichen Schutz htte er auch nicht die mchtige Beihilfe des Frankenfrsten erlangt und so in Deutschland nichts ausrichten knnen.) <p. Sein Ende bei den Friesen. Im hohen Alter, schon der 70 Jahre alt, rstetete Bonifatius sich, das als Jngling unter den Friesen begonnene Werk zu vollenden. Nachdem er seinen Schler Lnllns zu seinem Nachfolger im Hirten-amte eingesetzt und ihn zu treuer Ausdauer ermahnt hatte, befahl er ihm: Mein Sohn, sorge mit kluger Umsicht fr alles, was ich zum Reifebe-darf ntig habe, lege auch ein Leichentuch meiner Bcherkiste bei, darin mein verfallener Leib eingehllt werde". Also prophezeite er seinen nahen Mrtyrertod. In Friesland strkte und ordnete er die bestehenden christlichen Ge-meinden und predigte den Heiden das Evangelium. Zuletzt wirkte er am Ufer'des Borneflusses. Schon hatte er eine Menge Heiden bekehrt und den Tag der Taufe bestimmt, als er der Wut der Heiden erlag. In der Frhe des zur Taufe bestimmten Tages drang ein Haufe Heiden mit hoch-geschwungenen Waffen in sein Zelt. Als ihn seine Freunde schtzen wollten, rief er, ihnen wehrend, zu: Männer und Brder, seid tapferen Mutes, und frchtet euch nicht vor denen, die den Leib tten, die Seele aber, die ewig leben wird, nicht vermgen zu tten, sondern gehet standhaft in den

3. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 116

1894 - Dresden : Jacobi
116 So finden wir fast noch alles so, wie zu den Zeiten des Tacitus; ein Fortschritt in Bezug auf Bildung oder Humanitt ist kaum zu spren. In wie kurzer Zeit wirkte auch hier der Sauerteig des gttlichen Wortes umgestaltend und veredelnd! b) Zerstrung des Longobardenreiches (773774). Pippin hatte bei seinem Tode zwei Shne hinterlassen, unter die er das Frankenreich in der Weise geteilt hatte, da Karl den nrdlichen und der andere Sohn Karlmann den sdlichen Teil erhielt. Nur mit der hchsten Not wurde der Frieden zwischen ihnen aufrecht erhalten"; doch schon im Jahre 771 starb Karlmann. Da erschienen die Bischfe und Groen aus dem andern Teil des Frankenreiches vor Karl und baten ihn, auch die Herrschast der den andern Teil zu bernehmen und so das Reich wieder zu vereinigen. Karl willfahrte ihrer Bitte. Die Gemahlin und die Shne Karlmanns hatten sich nach Italien zum Könige Desiderins vom Longobardenreich begeben und dort freund-liche Aufnahme gefunden. Desiderins wollte die Shne Karlmanns zu Frankenknigen erheben, und sich so an Karl rchen; denn dieser war mit einer Tochter des Desiderins verheiratet gewesen, hatte sie aber nach einem Jahre wieder dem Vater zurckgeschickt. Er stellte nun an den Papst Hadrian das Verlangen, da er die Shne Karlmanns zu Kuigen salben sollte; allein, da der Papst ein entschiede-ner Gegner der Longobarden und ein Freund Karls war, willfahrte er nicht diesem Wunsche. Da bedrngte ihn Desiderins so mit seinen Kriegs-scharen, da er schleunigst Karl um Hilfe anrief. _ Karl suchte zunchst auf friedlichem Wege Desiderins von Rom abzuziehen. Als ihm dies aber nicht gelang, beschlo er den Krieg gegen die Longobarden. In Genf sammelte er ein zahlreiches Heer, teilte es in zwei Teile, von denen er den einen der den Mont Cenis fhrte, während sein Oheim Bernhard den andern der den Berg fhrte, der nach ihm den Namen der groe St. Bernhard" erhalten hat. Vor den Klausen vereinigten sie sich wieder, um die hier aufgestellten Longobarden zu vertreiben; doch lange scheiterten alle ihre Bemhungen an der Tapferkeit der Longobarden in ihrer fast uneinnehmbaren Stellung. Endlich gelang es einer anser-lefenen Schar, die Longobarden zu umgehen; nunmehr sahen sich letztere gentigt, den Rckzug anzutreten. Karl folgte mit den Seinen und Jchlo nach mehreren glcklichen Kmpfen Desiderins in seiner stolzen Haupt-stadt Pavia ein. Whrend sein Heer so den Longobardenknig umzingelt hielt, eilte König Karl nach Rom. Er wurde hier als Erretter sowohl vom Papst als von der Brgerschaft mit groen Ehren empfangen. Dem Papste besttigte er die Schenkungen seines Vaters; jedoch wachte er eiferschtig darber, da der Papst in weltlichen Dingen sein Vasall bliebe, und behielt sich das Recht vor, die Papstwahl zu genehmigen oder zu verwerfen. Nachdem er zu seinem Heere zurckgekehrt war, gelang es ihm bald, sich der Stadt Pavia zu bemchtigen. Der stolze Desiderins wurde gefangen genommen und nach Franken gefhrt, wo er in einem Kloster

4. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 121

1894 - Dresden : Jacobi
121 i 8) Mit den Wenden und Dnen. Auch die Slaven (Wenden) zwischen Elbe und Oder, besonders die ruberischen Wilzen, muten 789 Karls starken Arm fhlen. Sie erlagen bald dem Ungestm des Frankenheeres, unterwarfen sich, stellten die verlangten Geiseln und gelobten eidlich, dem Frankenknig treu und gehorsam zu seiu. So wurde die Ostgrenze der Frankenherrschaft bis zur Oder und zur Thei hinausgerckt. Zuletzt bezwang Karl 810 auch die Dnen, welche mehrere Male dem Sachsenherzoge Wittekind eine Zufluchtssttte gewhrt und zudem die Sachsen im Kampfe gegen die Franken untersttzt hatten. Karl besetzte das Land bis zur Eider und grndete hier zum Schutz gegen Einflle der Dnen die dnische Mark, das heutige Holstein. Das Frankenreich war durch diese groen Erweiterungen das mchtigste im Abendlande geworden. Seine Grenzen waren: im Norden die Ostsee und die Eider, im Osten die Oder und Thei, im Sden der Garigliano in Italien und der Ebro in Spanien, im Westen der atlantische Ocean. s) Gart wird Kaiser. In Rom sa um das Jahr 800 ein neuer Papst Leo Iii. auf dem ppstlichen Stuhl, der von den reichen und hochangesehenen Ver-wandten seines Vorgngers beneidet und vieler Fehler bezichtigt wurde. Im Frhjahre des Jahres 799 berfielen diese den Papst, als er an einer Prozession teilnahm, rissen ihn vom Pferde, versuchten ihm die Augen auszustechen und mihandelten ihn entsetzlich; halbtot schleppte man ihn in ein Kloster; es gelang jedoch seinem Kmmerer, ihn hieraus zu befreien und nach Spoleto zu retten. Von dort eilte der Papst als Schutzflehender zum König Karl, der sich damals gerade in Paderborn aufhielt. Er wurde vou demselben ehrenvoll empfangen und, nachdem er seine Sache bei dem Könige vorgebracht hatte, von den Gesandten des Knigs nach Rom geleitet und wieder in sein hohes Amt eingesetzt. Ein Jahr darnach begab sich auch Karl nach Rom, um hier Ord-nung zu schaffen und Gericht zu halten. Der Papst und die Bewohner der heiligen Stadt empfingen ihn mit groer Ehrfurcht. Karl begann mit der Untersuchung der dem Papste zur Last gelegten Vergehen. Da aber keiner diese Beschuldigungen beweisen konnte, und der Papst sich durch einen feierlichen Eid reinigte, verblieb er in seinem hohen Amte. Seine Gegner, die ihn mihandelt hatten, wurden als Majesttsverbrecher zum Tode verurteilt, jedoch vou dem mildgesinnten Papste zu Verbau-nung begnadigt. Am Weihnachtstage 800, damals der Anfang des neuen Jahres (und Jahrhunderts), als Karl in der Peterskirche vor dem Altare sich zum Gebete geneigt hatte, setzte ihm der Papst Leo die Kaiserkrone auf das Haupt unter dem jauchzenden Zuruf der versam-melten Gemeinde: Leben und Sieg Karl dem Groen, dem von Gott gekrnten friedebringenden Kaiser der Rmer!" Hierauf huldigten ihm alle, auch der Papst, und hinfort nannte man ihn Kaiser und Angustus. Durch diesen Akt hatte der Papst die alte rmische Kaiserwrde wieder erneuert und sie au den Frankenknig bertragen, welcher da-

5. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 130

1894 - Dresden : Jacobi
130 5. Wrdigung Karls des Groen.^) Von frh an erkannte man in ihm jene eiserne Willenskraft, jene rastlose Thtigkeit, jenen dem Hchsten zustrebenden Sinn und jene Bild-samkeit des Geistes, die ihn den ersten Fürsten aller Zeiten an die Seite gesetzt haben.a^ ' ^ " Von seiner unermdlichen Thtigkeit fr das Wohl seines groen Reiches haben wir schon frher gehrt. Er wute jede Stunde auszu-nutzen. Dabei war er stets klaren und freien Sinnes; nie hat er im Un-mut ein Unrecht begangen. Im engen Kreis der Seinen fhlte er sich glcklich und besorgte mit gewissenhaftester Sorgfalt den eigenen Haushalt; aber sein Blick er-fate auch mit derselben Sicherheit und Klarheit das Entfernteste und die weltbewegenden Dinge. Wie die Sterne die Sonne, so umgaben seine Paladine den groen Kaiser, der sie alle verdunkelte. Nicht freilich durch Glanz und Prunk der ueren Erscheinung fesselte er die Blicke derer, die sich ihm nahten; aber es umspielte seine hohe und wrdevolle Gestalt ein blendender Schein gleichsam hheren Lichtes, in dem die Klarheit seines groen Geistes aus-zustrahleu schien. Jene langen weien Locken, die im Alter sein Haupt zierten, die groen lebhaften Augen, die stets heitere und ruhige Stirn, die mchtige Greisengestalt, der es doch nicht an Anmut fehlte: dies Bild hat sich nicht nur den Zeitgenossen eingeprgt, sondern Geschichte und Sage haben es fr alle Zeiten festgehalten. Viele hochstrebende Herrfcher hat das Jahrtausend nachdem erzeugt, aber nach Hherem hat keiner gerungen, als Karl zur Seite gesetzt zu werden; damit begngen sich die khnsten Eroberer, damit die weisesten Frie-denssrsten. Das franzsische Rittertum der spteren Zeit verherrlichte Karl als den ersten Ritter, das deutsche Brgertum als den vterlichen Volksfreund und den gerechtesten Richter; die katholische Kirche erhob ihn unter ihre Heiligen; die Poesie aller Völker strkte und krftigte sich immer von neuem an seiner gewaltigen Erscheinung. Nie vielleicht ist reicheres Leben von der Wirksamkeit eines sterblichen Menschen ausgegangen." (Vergl. Karl den Groen mit Csar, spter mit Otto I. und Fried-rich, dem groen Preuenknige?) D. Die Karolinger. 1. Ludwig der Fromme. Die lteren tchtigen Shne Karls des Groen waren ihm bereits im Tode vorangegangen; deshalb wurde sein jngster Sohn Ludwig der Erbe des gewaltigen Frankenreiches. Er hatte eine gute Erziehung ge-nossen, war in den Waffen wohl gebt und besa manche lobenswerte Eigenschaft; aber der Mangel an Energie lie selbst seine Tugenden als Schwchen erscheinen. Seine oft gepriesene Mildthtigkeit fhrte sobald er frei schalten konnte zur heillosesten Verschleuderung der Krongter. *) S. Giesebrecht I, 108 u. 140.

6. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 168

1894 - Dresden : Jacobi
168 Erben des Reiches ein. Allein der bnrgnndische Adel, der von der deutschen Kaisermacht Nachteil fr seine groen Sonderrechte frchtete, erhob sich noch mehrere Male gegen Rudolf, um ihn zur Zurcknahme feines Testaments zu zwingen. Da Heinrich feinen Oheim thatkrftig untersttzte, wurden sie jedesmal besiegt; einstweilen nahm Heinrich Basel als Unterpfand in Besitz. c) Sein Charakter und sein Walten im Innern. Heinrich Ii. hat den Beinamen der Heilige" erhalten. Man darf sich dadurch aber nicht verleiten lassen, ihn mit dem schwachen Ludwig dem Frommen in eine Reihe zu stellen. Kaiser Heinrich Ii., anfnglich zum Priesteramt bestimmt und erzogen, war ein gelehrter Mann und ein von Herzen frommer Christ; allein niemals hat er sich von den Geistlichen leiten und bestimmen lassen, vielmehr hat er oftmals der die Kirchenmter wie auch der das Kirchengut verfgt, wie kein anderer Kaiser vor ihm. Den Armen und Bedrngten war er ein sicherer Hort und Schutz. Auch war er eifrig thtig, durch Gefetze die verderblichen Fehden der Groen zu verhindern und dem Faustrecht zu steuern; von ihm stammen die Anfnge eines deutschen Landrechtes. Leider scheiterten vielfach feine edelsten Absichten an der Selbstsucht der kriegerischen und rohen Vasallen. Die kirchliche Richtung des Kaisers war eine sehr ernste und sittlich strenge, wie sie vom Kloster Clngny ausging. Er verachtete Prunk und Pracht. Als ihm der Papst bei der Kaiserkrnung einen goldenen, mit Edelsteinen verzierten Reichsapfel als Sinnbild der Reichsgewalt berreichte, weihte ihn Heinrich sofort dem Kloster Clngny. Den grten Ruhm erwarb sich der Kaiser und seine fromme Gemahlin durch Grndung des Bistums Bamberg und durch Erbauung des herrlichen Domes daselbst, was ihnen spter besonders den Beinamen Heilige" eingetragen hat. Als Heinrich Ii. zum dritten Male in Italien weilte, verband er sich mit dem Papste, um energisch gegen einzelne Schden der Kirche vorzugehen. So verlangten sie (im Einverstndnis mit den Mnchen zu Clngny), da die Priester ehelos bleiben und die hheren Geistlichen sich des Wohllebens und des weltlichen Treibens enthalten sollten. Vor allem eiferte er gegen die Simonie, d. i. Verkauf kirchlicher mter fr Geld (lies Apostelg. 8. 1!). So bereitete Heinrich die Reformen der spteren Ppste vor und erhhte das Ansehen der Kirche und ihrer Diener. Der kluge Kaiser vermehrte auch die weltliche Macht der Prlaten, um in ihnen ein Gegengewicht gegen die bereits zu mchtigen und trotzigen weltlichen Groen zu haben, deren Lehen schon fr erblich galten. Er nahm zu Bischfen und bten nur ihm ganz ergebene Männer, die in seiner Hofkanzlei thtig gewesen waren und ihn persnlich hochschtzten und liebten. )

7. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 146

1894 - Dresden : Jacobi
146 g) Heinrichs I. Familie, sein Tod und seine Wrdigung. a) Familie. Die beiden letzten Lebensjahre Heinrichs waren Friedensjahre. Er verlebte sie glcklich im Kreise seiner Lieben. Seine Gemahlin Ma= thilde war eine edle, fromme und sanftmtige Frau, die sich stets der Unglcklichen annahm und ihren Gemahl oftmals zur Milde berredete. Mathilde war seine zweite Gemahlin. Seine erste Ehe war durch den Machtspruch der Kirche gelst worden, weil seine erste Frau schon vor der Heirat sich dem Kloster gelobt hatte. Dieser Ehe entsprang Thankmar. Mathilde gebar ihm auer zwei Tchtern noch drei Shne: Otto, der tapferste und umsichtigste, Heinrich und Bruno, letzterer wurde schon mit^vier Jahren dem geistlichen Amte geweiht. ) Sein Cnde. Im Herbste des Jahres 935 wurde der König durch einen Schlagan-fall an sein nahes Ende gemahnt. Da berief er die Groen nach Erfurt zusammen und empfahl ihnen Otto, den ltesten Sohn aus der von der Kirche allein anerkannten Ehe, zu seinem Nachfolger. Die Groen gelobten auch willig, ihn zum Nachfolger zu whlen. Von Erfurt aus begab Heinrich sich nach seiner schn gelegenen Pfalz Memleben a/Unftrut. Hier verschied er im Sommer 936, umgeben von allen seinen Lieben. Der Leichnam des Knigs wurde von seinen Shnen nach der Stadt Quedlinburg gebracht und in der Kirche des dortigen Nonnenklosters, das er gegrndet hatte, unter dem Jammer und den Thrnen der Seinigen und des Volkes beigesetzt. y) Seine Wrdigung. Als Grnder und Schirmherr des deutschen Reiches zhlt man Heinrich I. mit Recht zu den grten Mnnern. Giesebrecht schildert ihn wie folgt: Im kriegerischen Spiel, im Lanzenrennen und ritterlichen Zwei-kmpf war es eine Lust, den stattlichen, hochgewachsenen Mann zu schauen, keinen khneren und glcklicheren Jger gab es in Sachsen als ihn. Ein eigentmlicher natrlicher Scharfblick wird ihm selbst von seinen Gegnern nachgerhmt, und niemand besa ihn im hheren Mae als einrich. Das Zweckmige und Ausfhrbare erkannte er auf den ersten lief; nie setzte er seinen Handlungen ein anderes Ziel, als das seinen Krften erreichbare. bermut und Leichtfertigkeit schienen seinem Wesen durch und durch fremd. Wenn er auch beim Mahle oft guter Laune war, so zeigte er sich doch meist ernst, oft streng. Keiner seiner Unter-gebenen erlitt je Gewalt von ihm; Friede und Ordnung unter den Sei-nen zu erhalten, war er vor allem bemht, und es gelang ihm mit Leichtigkeit. Gerne und reichlich belohnte er seine Vasallen und Dienst-lente, die ihm mit der grten Treue anhingen. Anhnglichkeit an sein Sachsenland und sein Sachsenvolk war eine der hervorragendsten Tugenden Heinrichs; streng hielt er an schsischer Sitte und Weise fest

8. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 176

1894 - Dresden : Jacobi
176 gegeben wird. Die Sprache ist die schnste und reinste von allen Werken im Mittelalter". Recht interessante Nachrichten werden uns auch in der Biographie des Bischofs Meinwerk von Paderborn, der ein Verwandter des schsischen Kaiserhauses und ein berhmter Baumeister und Landwirt war, ansbe-wahrt. Die Geschichte der Hamburger Erzbischse berichtet uns der Sachse Adam _ von Bremen, ein Freund des Dnenknigs Kannt des Groen. Er schildert darin auch die Mission im Norden und so erhalten wir die ersten sicheren Nachrichten der diese Gegenden. Nicht minder wertvolle Nachrichten giebt er uns der den einflureichen Erzbischos Adalbert von Bremen. Auch Helmbolds Geschichte der Slaven" berichtet etwas der diesen Zeitraum. Der Schsische Annalist, ein Autor aus dem Bistum Halber-ftabt, schrieb eine Reichsgeschichte von 741 ab mit besonderer Rcksicht auf Sachsen. Er hat mehrere frhere Quellen uns wrtlich aufbewahrt. * In sterreich entstand die Kaiserchronik, das erste in deutscher Sprache (in Reimen) abgefate Geschichtswerk, ursprnglich bis 1137, die Fortsetzungen reichen dagegen bis Rudolf von Habsburg. Es enthlt viele historische Sagen und Fabeln. b) Neuere Litteratur. Steuzel, Geschichte Deutschlands unter den frnkischen Kaisern. Brelau, Jahrbuch des Reichs unter Konrad Ii. Steindorff, Jahrbuch des Reichs unter Heinrich Iii. Floto, Heinrich Iv. und seine Zeit. Die betreffenden Bnde von Giesebrecht. der den berhmten Papst Gregor Vii. geben uns Aufschlu: Voigt, Hildebrand als Papst Gregor Vii. und sein Zeitalter; Gfrrer, Papst Gregor Vii. und sein Zeitalter, Jaffs, Registrum Gregors Vii. Iv. Kampf jimfiiieii Kaiser umt Jlapft im Mfnlfpc tter Krmzzge. A. Her erste Kampf unter den factfcen Kaisern. l. Kaiser Konrad Ii. von 10241039. a) Die Wahl (nach Wipo). Nach dem Tode Heinrichs Ii. versammelte sich eine groe Menge Deutscher in der Rheinebene zwischen Worms und Mainz, um einen neuen König zu whlen. Die Zelte waren zu beiden Seiten des Rheins auf-geschlagen: auf der rechten Seite die der Sachsen, Bayern, Schwaben und Ostfranken; auf der linken die Rheinfranken und die Lothringer.

9. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 180

1894 - Dresden : Jacobi
180 Dies Gesetz verbreitete sich auch bald der Deutschland. Hierdurch wurden die Grafen und kleineren Herren unabhngig von den Herzgen und bald ganz reichsunmittelbar, d. h. sie waren nur vom Kaiser und Reich abhngig (freie Reichsherren!). Hinfort hielten diese Vasallen es in erster Linie mit dem Kaiser und weigerten sich oftmals, gegen ihn als den hchsten Schutzherrn ihrer Freiheit zu kmpfen. So lieen schon da-mals die schwbischen Ritter Herzog Ernst im Kampfe gegen den Kaiser im Stiche. In letzter Linie hatte Konrad durch die Erblichkeitserkl-ruug der Lehen gehofft, da die Fürsten auch die Kaiserwrde fr erblich anerkennen wrden, doch sah er sich hierin getuscht. Um die Herzge nicht zu mchtig werden zu lassen, wechselte er oft mit den Geschlechtern in den einzelnen Gauen. Einige Male benutzte er diese Wechsel dazu, die Herzogtmer an sein Haus zu bringen; so bertrug er Bayern und Schwaben an seinen Sohn Heinrich. Endlich war Konrad Ii. darauf bedacht, den Landfrieden zu schirmen. Hierzu trug einmal schon das Lehnsgesetz bei, weil die Groen nun nicht mehr so oft zum Schwerte griffen, wie frher, da sie sich nicht in gleichem Mae auf ihre Dienstmannen verlassen konnten. Sodann beschtzte der Kaiser Konrad den Gottesfrieden (Treuga Dei), welcher von Burgund ausging. Die fehdelustigen Groen dieses Landes hatten vielfach den friedlichen Brger und Landmann geschdigt. Um diesen wenigstens einige ruhige Zeiten zu verschaffen, setzte die bnr-gnndische Geistlichkeit es durch, da von Donnerstag Abend bis Montag Morgen und in den Festzeiten die Waffen ruhen muten. (Warum gerade au diesen Tagen?) Gegen die Kirche verfuhr Konrad Ii. ziemlich eigenmchtig; so be-setzte er die Bischofsthle nicht immer mit den fhigsten, sondern mit seinen getreuen Anhngern. Es mute also auch die Kirche seiner Herrschaft dienen. Sonst zeigte er sich als frommer Christ. Er legte den Grund zu dem prchtigen Dom zu Speier, in dessen Gruft hinfort die Kaiser ruhten. Als er im Sommer 1039 starb, fand er darin zuerst seine Ruhesttte. 2. Kaiser Heinrich Iii. von 1039 1056. a) Seine Persnlichkeit. Da Heinrich schon lange gewhlt und gekrnt und auch von seinem Vater in die Regierungsgeschfte eingefhrt war, vollzog sich der Regie-rnngswechsel ohne jede Strung. Der neue König besa dieselbe Seelenstrke, dieselbe strenge Gerech-tigkeitsliebe, denselben persnlichen Mut wie sein Vater; auch das stolze Be-wutsein von der Bedeutung seiner Stellung und das Streben, seine Wrde und Macht zu heben und den Seinen zu sichern, hatte er von seinem Vater geerbt. Dagegen war die Hrte desselben in ihm gemil-dert; anstatt der Leidenschaftlichkeit und Gewaltthtigkeit Konrads finden wir bei seinem Sohn Milde und Besonnenheit. Er hatte seinen Jh-

10. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 181

1894 - Dresden : Jacobi
181 zorn frh bemeistern und auf verstndigen Rat achten gelernt. Er hatte ein durch und durch religises Gemt; seine Frmmigkeit streifte oft an Schwrmerei. Durch seinen Lehrer Wipo hatte er eine gelehrte Erziehung erhalten; zur Geistlichkeit nahm er eine hnliche Stellung ein, wie Hein-rich Ii. Heinrich Iii. war von hoher Gestalt. Seine Gesichtsfarbe war so dunkel, da man ihm den Beinamen des Schwarzen" gab; seine Gesichts-zge waren anmutig und gewinnend. Wipo hebt unter seinen Tugenden besonders hervor: Demut, Frmmigkeit, Friedensliebe, Adel, Wrde der Haltung und Kriegsmut, also gerade die Tugenden, welche man vor allem als kniglich bezeichnen mu. Da diesem so wrdigen Herrscher, vom besten Willen beseelt, auch die reichsten Mittel zu Gebote standen, wurde er der mchtigste von allen deutschen Kaisern. b) Sein Walten im Innern. Nach Otto dem Groen hat kein Kaiser solche Macht besessen als Heinrich Iii. Bon Franken gehrte ihm der grte Teil als Hausmacht; die Herzogtmer Bayern und Schwaben verwaltete er selbst. Die beiden Herzge von Sachsen und Lothringen gehorchten ihm willig. Nur als der alte Herzog von Lothringen starb und Heinrich dem wilden Sohne Gott-fried dem Brtigen nicht das groe Erbe, sondern nur Ober-Lothringen verlieh, emprte sich dieser mehrere Male; doch Heinrich besiegte ihn und setzte ihn gefangen; erst gegen Ende seiner Regierung gab ihm Heinrich Ober-Lothringen. Nachdem Heinrichs Iii. erste Gemahlin frhzeitig gestorben war, vermhlte er sich 1043 mit Agnes von Poitiers. Sie war die Tochter und Erbin des Herzogs Wilhelm von Aquitanien; durch sie hoffte der Kaiser seine Macht in Burgund und in Italien fester zu begrnden, wohl gar in Frankreich festen Fu zu fassen und so dies Land in Abhngig-keit von Deutschland zu bringen. Die Deutschen sahen diese Verbindung nicht gerne, da sie frchteten, da mit der fremden Frstin auch fremde, leichtfertige Sitten nach Deutsch-land gebracht wrden. Allein die junge Kaiserin war eben so ernster und frommer Gesinnung wie ihr Gemahl; beide huldigten der ernsten Rich-tnng der Mnche von Clngny. Heinrich Iii. nahm gleich seinem Vater sich vornehmlich der Armen und Bedrngten an, infolgedessen begnstigte auch er die Einfhrung des Gottesfrieden. Von Constanz aus erlie er ein kaiserliches Gesetz, nach welchem sich jeder der Fehden enthalten und den Frieden bewahren sollte. Die Friedensbrecher wurden von ihm streng bestraft. c) Heinrich sucht die Kirche an Haupt und Gliedern zu reformieren. Weiter frderte der Kaiser die Bestrebungen der Mnche zu Cluguy auch darin, da er gleich ihnen auf die Reinigung der Kirche, auf Erweckuug religisen Sinnes und auf Besserung des Wandels, vornehmlich der Geist-lichen, drang. Der Kaiser enthielt sich nicht nur jeder Simonie, sondern
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