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1. Theil 3 - S. 374

1880 - Stuttgart : Heitz
374 Neue Geschichte. 3. Periode. Rußland. vergebens die Russen um Hülfe flehten. „Nehmt uns nur wenigstens mit euch!" baten sie das russische Hülssheer, als es aus Navariuo in Morea abzog, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Aber der russische Befehlshaber Alexei Orlow ließ die Thore vor ihnen schließen und segelte dann ab. Nun ging das Gemetzel erst recht an; in Tripolizza wurden allein 3000 niedergemacht, und wenig fehlte, daß nicht der Befehl gegeben wurde, alle Griechen im ganzen türkischen Reiche ums Leben zu bringen. Von den Siegen der Russen in der Moldau soll hier nicht erzählt werden, wohl aber von dem großen Seesiege bei Skio (1770). Die russischen Admirale Elp Hinstone und Spiritow trafen bei der Insel Skio im Archipel auf den Kapndan-Pafcha, den Befehlshaber der türkischen Flotte. Eine fürchterliche Schlacht! Endlich ergriff das Feuer das türkische Admiralschiff; es flog mit entsetzlichem Krachen in die Luft und riß das russische mit in die Höhe. Eine Menge von Menschen verloren dabei das Leben; nur Spiritow und der Pascha kamen von dem unfreiwilligen Fluge glücklich zurück. Die geschlagenen türkischen Schiffe retteten sich in die Bai von Tschesme an der kleinasiatischen Küste. Sogleich legte sich Elphinstone davor und ließ durch einen englischen Seeoffizier, Dugdale (sprich Dockdähl), während der Nacht die türkische Flotte vermittelst eines Branders anzünden. Sie brannte fünf Stunden lang — ein furchtbar-schöner Anblick! Weithin waren See und Land erleuchtet, und das Krachen der einzeln auffliegenden Schiffe hörte man bis nach Athen. — Elphinstone segelte darauf, um der Kaiserin sein Wort zu lösen, mit seinem Schiffe keck durch die Meerenge der Dardanellen, unbekümmert um die rechts und links auf ihn abgesendeten Kanonenkugeln, warf die Anker Angesichts des Sera'i in Constantinopel, ließ seine Trompeter einen Tusch blasen, trank vor den Augen der erstaunten Türken eine Tasse Thee und fuhr endlich zurück, wie er gekommen war. — Der Krieg wurde beendigt durch den Frieden von Kutschuk Kainardschi, bei Silistria an der Donau (1774). Den zweiten Krieg unternahm Katharina in der Hoffnung, die Türken aus Europa zu verjagen. Daran dachte sie in allem Ernste und hatte auch deshalb über das Thor der am Schwarzen Meere erbauten Stadt Cherson die Überschrift setzen lassen: „Weg nach Byzanz!" Sie hatte dies Reich ihrem zweiten Enkel bestimmt und daher ihn Constantin taufen lassen. Wer weiß auch, ob es ihr nicht endlich gelungen wäre, wenn nicht England und Friedrich

2. Theil 3 - S. 41

1880 - Stuttgart : Heitz
Schmalkaldischer Krieg. 41 88. Der schmalkaldische Krieg, 1547. — Moritz von Sachsen. Kaiser Karl hatte wenig Zeit, sich um die Religionsstreitigkeiten in Deutschland zu bekümmern; er hatte nicht nur mit Franz I., König von Frankreich, vier Kriege zu führen, sondern unternahm auch zwei Seefahrten nach der afrikanischen Nordküste. Die Türken trieben nämlich damals im mittelländischen Meere viel Seeräuberei und plünderten sogar ungeschent die Küsten von Spanien, Sicilien und Neapel. Besonders gefürchtet machte sich der Seeräuber Hayradiu Barbarossa, eines griechischen Töpfers Sohn aus Lesbos, nachher zum muhamedanischen Glauben übergetreten. Er hatte sich mit Erlaubniß des Sultans Algiers bemächtigt, war zum Admiral der türkischen Flotte ernannt worden und hatte endlich das Reich Tunis weggenommen. Der Bei dieses Landes bat den Kaiser Karl um Hülfe. Dieser rief den berühmten Seehelden Andreas Doria aus Genua auf, die kaiserliche Flotte zu befehligen, und begleitete dieselbe, 1535. Hayradin wurde aus Tunis vertrieben, diese Stadt erobert und 22,000 gefangene Christensklaven befreit. Sechs Jahre darauf unternahm Karl einen zweiten Seezug nach der afrikanischen Küste, dies Mal nach Algier, 1541. Hay-radin hatte seine Seeräubereien fortgesetzt und die spanischen Küsten ausgeplündert. Andreas Doria befehligte auch dies Mal die kaiserliche Flotte, aber er rieth dem Kaiser, die Unternehmung aufzuschieben, weil die Jahreszeit — es war im Herbste — ungünstig. Aber Karl ließ sich nicht abreden und begleitete die Flotte. Zwar landete das Heer und berannte Algier. Aber schon in der nächsten Nacht, ehe noch die Zelte, die Kanonen und das Gepäck hatten ausgeschifft werden können, erhob sich ein furchtbares Sturm- und Regenwetter, und am Morgen machten die ausgeruhten Feinde aus noch nicht die Rede gewesen. Er war Dominicanermönch und hatte sich durch ergreifende Beredtsamkeit solche Berühmtheit erworben, daß ihn Horenzo von Medici 1489 nach Florenz zog. Hier übte er bald durch seine Forderung einer Erneuerung des sittlichen und religiösen Lebens, sowie durch die strenge Einfachheit seines Wandels einen großen Einfluß auf das Volk. Aber seine Strenge und seine Freimüthigkeit zogen ihm viele Feinde zu, und da er nicht die Kirche allein, sondern auch den Staat zu reformiren versuchte, so gerieth er in Verwickelungen, welche den traurigen Ausgang nahmen, daß er gefangen und zum Flammentode tierurtheilt wurde, den er muthig und freudig erlitt (1498).

3. Theil 4 - S. 256

1880 - Stuttgart : Heitz
256 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg. Batterien forcirten. Die Türken begannen ihre Angriffsbewegungen am 25. mit dem Stromübergange bei Widdin, um sich bei Ka-lasat zu verschanzen. Fast gleichzeitig geschahen Angriffe auf die übrigen Donauübergänge bei Kalarasch, Giurgewo und Olte-nizza zum Theil mit gutem Erfolg, überall unter für die türkischen Waffen nicht unrühmlichen Gefechten. Auch in Asien begann der Krieg unter glücklichen Auspicien für die Türken, indem sie durch einen nächtlichen Ueberfall das etwa zehn Stunden von dem türkischen Hafen Batum in Transkankasien liegende Fort St. Nikolaus oder Schefketil nahmen und fünf Stürme der Russen, welche das Fort zurückerobern wollten, mannhaft zurückschlugen. Die Welt war erstaunt über diesen Anfang eines Krieges, für welchen Rußland sich seit Jahren militärisch und diplomatisch gerüstet hatte und man war geneigt, die Kriegstüchtigkeit der Türken jetzt eben so sehr zu überschätzen, als man sie vorher gering geachtet hatte. Doch setzte fürs erste die eintretende schlechte Witterung den Kriegsoperationen an der Donau ein Ziel, und die europäische Diplomatie machte einen neuen Versuch zur Aussöhnung, indem die Gesandten Frankreichs, Englands, Oestreichs und Preußens am 5. December in Wien eine an die Pforte gerichtete Collectiv-note unterzeichneten, wo sie dieselbe aufforderten, die Bedingungen anzugeben, unter welchen sich die osmanische Regierung zu Anknüpfung von Friedensunterhandlungen verstehen wollte, während sie selbst sich in einem Protokoll „zur Aufrechthaltung der Integrität der Pforte" verpflichteten. Indeß trat ein Zwischenfall ein, der alle Friedensaussichten über den Haufen warf. — In Asien hatte sich das Schicksal der Schlachten gegen die Türken gewendet und am 30. November ward die türkische Flotte des Schwarzen Meeres im Hafen von Sinope von dem Admiral Nachimow angegriffen und nach verzweifelter Gegenwehr in die Luft gesprengt, bis aus den kleinen Dampfer „Taif", welcher die russische Schlachtlinie durchbrach und die Unglückspost nach Constantinopel brachte. Dieser Sieg der ■, Russen, fast angesichts der vereinigten Flotten erfochten, ward in Paris und London wie eine Verhöhnung der eigenen Seemacht betrachtet, und da nunmehr auch die Nachricht eintraf, daß der russische Einfluß in Persien die Oberhand gewonnen und der englische Gesandte Teheran verlassen habe, sah sich das englische Cabinet Aberdeen zu energischeren Maßregeln genöthigt. Diese bestanden in einer an Rußland erlassenen Erklärung, daß die beiden

4. Theil 4 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Kongreß zu Paris. 269 Der Congreß ward am 25. Februar 1856 im Hotel des Ministeriums des Aeüßern eröffnet und durch Vorschlag des Grafen Buol dem Grafen Walewski das Präsidium übertragen. Um die Verhandlungen abzukürzen, wurde das Wiener Protokoll vom 1. Februar als Inbegriff der Friedenspräliminarien anerkannt, worauf man sich darüber verständigte, daß ein Waffenstillstand zu Land und zu Wasser einträte, welcher mit dem 31. März aufhören sollte, wenn bis dahin der Friede nicht Zu Stande gekommen wäre; doch sollte der Blockadezustand dadurch nicht unterbrochen werden.' Diese Form des Waffenstillstandes war eine indirecte Warnung für Rußland, welche indeß kaum nöthig war. Der neue Czar, Alexander Ii., wollte den Frieden, welcher, da Frankreich ihn ebenso lebhaft wünschte, weil es alles erreicht hatte, was es durch den Krieg erreichen konnte, und England sich, wenn auch widerwillig, der Pression seines Alliirten 'fügen mußte, rasch zu Stande kam. Derselbe ward am 30. März um 1 Uhr Nachmittags unterzeichnet. Die hauptsächlichsten Bestimmungen waren: 1) die Neutralisation des schwarzen Meeres, welches künftig von keinem Kriegsfahrzeug irgend einer Nation befahren und an dessen Küsten kein Marine-Militär-Arsenal errichtet werden soll; 2) die Freiheit der Donauschifffahrt, zu deren Sicherstellung Rußland einen Theil Bessarabiens opfern mußte, so daß es aushörte, ein Donauufer-Staat zu sein, während eine europäische Commission zur definitiven Regelung der Donauschiffsahrts-Verhältnisse eingesetzt werden sollte; 3) die Beseitigung des russischen Protectorats über die Donau-fürstenthümer, welche fortfahren sollten, unter Suzerainetät der Pforte und unter Garantie der contrahirenden Mächte die Privilegien und Immunitäten, in deren Besitz sie sich befinden, zu genießen, 4) Ausnahme der Türkei in das System des europäischen Völkerrechts, so daß fortan jeder Angriff auf die Unabhängigkeit und die Territorialität des ottomanischen Reichs als eine Frage dev allgemeinen Interesses betrachtet werden soll. — Andere Bestimmungen bezogen sich auf wechselseitige Rückgabe der gemachten Eroberungen, Feststellung der Grenzen und die künftige Organisation der Donausürstenthümer; der Frage dagegen, welche den angeblichen Entstehungsgrund des verheerenden und opferreichen Krieges gegeben hatte, ward im Frieden zwar gedacht, aber nur m so fern, als die contrahirenden Mächte sich auf Mittheilung des

5. Theil 4 - S. 451

1880 - Stuttgart : Heitz
Der russisch-türkische Krieg 1877/78. ' Der Friede zu Berlin. 451 eine Summe gleich 40 Millionen Mark kaum aus; der Großvezier bezog das Sechsfache von dem Gehalte eines Premierministers in England (30,000 Pf. Sterling oder ungefähr 600,000 Mark). Aber die Zinsen der Staatsschuld konnten 1875 von der türkischen Regierung nur zur Halste bezahlt werden. Und zu allen diesen schweren Schäden traten nun noch der'zwiespalt zwischen der christlichen und der muhamedanischen Bevölkerung,, der Mangel an Bildung und geistigem Leben bei beiden, und in den oberen Schichten ein seltsames Gemisch von Türkenstolz und europäischer Bildungsglätte bei tiefer Verderbniß des Charakters durch Habsucht, Falschheit und Verstellungskunst. Auch nach Außen hin umringten drohende Gefahren, immer näher herantretend, die verfallende Türkei. Der Zusammenhang von Rumänien, Serbien und Montenegro mit dem Reiche, als dessen Vasallen diese Gebietstheile galten, hatte sich in sehr bedenklicher Weise gelockert; Griechenland, welches schon während des Krimkrieges begehrliche Absichten hatte blicken lassen, wollte bei einem Zusammenbruch der Türkenherrschaft auch nicht leer ausgehen. Hinter diesen kleineren, jedoch wegen ihrer Nähe nicht unbedeutenden Gegnern, standen das gewaltige Rußland, dann England, ohne dessen Zustimmung über das Schicksal Coustantinopels nicht entschieden werden durfte, und auch Oestreich, welches bei einer solchen Entscheidung lebhaft betheiligt war. Rußlands Wünsche und Absichten waren von jeher auf Constantinopel hingewendet. Gleich mahnenden Erinnerungen traten aus den Anfängen der russischen Geschichte die kühnen Warägerfahrten hervor, und nach der Eroberung Constantinopels durch die Türken konnte die Annahme des byzantinischen Doppeladlers in das moskowitische Reichs-wappen als Symbol des Gedankens gelten, daß Rußland das vor dem Halbmonde gefallene Kreuz der Sophienkirche wieder aufrichten werde. In den hellen Tag heraus ließ 'Katharina die Große ihre Pläne auf Constantinopel vortreten. Jene Überschrift auf dem Thore zu Cherson: „Weg nach Constantinopel" und jenes Wort der Kaiserin, daß sie sich dort die Schlüssel zu ihrem Hause holen werde, haben damals das Ziel des russischen Reichsgedankens offen gelegt. Er wurde aufgehalten durch die von der französischen Revolution und Napoleon veranlaßten Kriege, nach diesen Zeiten aber., neu gestärkt durch die Idee des Panslavismus, einer Verbrüderung aller slavischen Stämme, deren natürlicher Hort und Schirm das mächtige Rußland sein soll. Die Befreiung der sla-

6. Theil 4 - S. 478

1880 - Stuttgart : Heitz
478 Neueste Geschichte. 3. Periode. Bündniß mit der Türkei ab, welche die Insel Cyperu an England abtrat. — Der Gegensatz der Machtentwickelung Englands und Rußlands im Orient zeigt sich aber noch auf einem andern weiter entlegenen Gebiete, wo er bereits die eigentliche Ursache zu einem Kriege Englands mit Afghanistan geworden ist. Dieses Land ist nach Centralasien hin, wo Rußlands Macht vordringt, eine schützende Vormauer des englischen Reiches in Indien. Die Königin von England hatte am 1. Januar 1877 den Titel und die Würde einer Kaiserin von Indien angenommen. Eine Gesandtschaft sollte dem Emir von Afghanistan, Schir Ali, die Anzeige davon überbringen; er lehnte den Empfang derselben ab, und eine zweite Botschaft wurde feindselig zurückgewiesen. Unterdeß hatte der Emir russische Verbindungen angeknüpft; ein russischer Gesandter war in Kabul erschienen. Nun begann England den Krieg und Schir Ali, der ohne russische-Hülse blieb, floh nach Turkestan, wo er kurze Zeit darauf starb. Sein Nachfolger Jakub Khan schloß im Mai 1878 Frieden, aber als die in Kabul eintreffende englische Gesandtschaft von fanatischen Ausrührern ermordet wurde, ist natürlich der Krieg aufs neue ausgebrochen. Rußlands Unternehmungen und Geschicke haben in Abschnitt 163 unsre Theilnahme vielfach erregt; es bleibt hier noch übrig, das russische Vordringen in Centralasien und die durch den Nihilismus hervorgerufenen Zustände kurz zu überblicken. Zuvor ist dessen zu gedenken, daß Rußland in dem Kriege zwischen Deutschland und Frankreich durch seine Neutralität eine weitere Ausdehnung des Krieges vermeiden half. Seinerseits benutzte es damals die Umstände, um sich von einigen im Pariser Frieden 1856 ihm auferlegten Beschränkungen zu befreien (Pontusfrage). Die in London deshalb abgehaltene Conferenz hob die Neutralisation des schwarzen Meeres auf, gestattete dagegen der, Pforte, die Dardanellen den Flotten befreundeter Mäcljte öffnen zu dürfen. Ausdehnung der russischen Ostgrenzen nach Turan hin und Macht-eutwickeluug in Mittelasien waren seit der 1839 gegen Khiwa unternommenen, obgleich mißlungenen Expedition feste Ziele der russischen Politik geblieben. Langsam und sicher wurde die weitere Annäherung vorbereitet; das Fort Aralsk unweit der Mündung des Syr Darja wurde gegründet, eine Flotille beherrschte den Aralsee. 1853, mitten im Krimkriege, erzwang eine neue Expedition gegen Khiwa einen Vertrag des Khans mit Rußland; 1865 wurde

7. Theil 4 - S. 255

1880 - Stuttgart : Heitz
Einmarsch in die Donaufürstenthümer. 255 Der Einmarsch der Russen in • die Fürstenthümer hatte am 2. Juli begonnen und hatte solche Maßregeln im Gefolge, welche mit ihren Versicherungen, nur auf Erhaltung längst erworbener Rechte hinwirken zu wollen, schwer in Einklang zu bringen waren. Es erhielten nämlich die Fürsten der Moldau und Walachei Befehl, alle officielle Beziehungen mit der türkischen Regierung abzubrechen und ihr ferner keinen Tribut zu zahlen. Indeß war die Diplomatie noch immer geschäftig, eine Vermittelung herbeizuführen und ließ den factifch gebrochenen Frieden noch nicht als Krieg gelten, namentlich bemühte sich das Wiener Cabinet, zwischen den Parteien zu vermitteln, und brachte es auch wirklich dahin, daß die Gesandten der vier Mächte: Frankreich, England, Oestreich und Preußen in Wien zu einer Confer enz zusammentraten, wobei sie sich am 21. Juli über eine Note vereinigten, welche, die Vergleichspunkte enthaltend, nach Petersburg und Constantinopel zur Annahme geschickt ward. Dort erklärte man sich zur Annahme bereit, in Constantinopel aber ward sie abgelehnt und eine Modiftcation derselben in Vorschlag gebracht, wodurch verhindert werden sollte, daß das russische Cabinet dem Vertrage eine Deutung gebe, welche nicht in der Absicht der verbündeten Mächte liegen konnte. Dem widersetzte sich Rußland. Die Folge war eine Spaltung unter den vermittelnden Mächten selbst, indem die Westmächte den Wiener Entwurf fallen ließen, während Oestreich neutral bleiben zu wollen erklärte und Preußen sich die Freiheit seiner Entschließungen vorbehielt. Ein Versuch des Kaisers Nikolaus, durch seinen persönlichen Einstuß die beiden letztgenannten Staaten auf seine Seite zu ziehen, mißlang vollständig. Am 26. September erfolgte die Kriegserklärung der Pforte gegen Rußland, welche in einem Manifest vom 4. October der Welt bekannt gemacht wurde. Zu gleicher Zeit lief eine Abtheilung der englisch-französischen Flotte in die Dardanellen ein, sowohl um bei etwaigen Unruhen die christliche Bevölkerung zu schützen, als auch um das vollständige Eintreten des Kriegszustandes zu constatiren. Dem Kriegsmanifest folgte am 10. die Aufforderung Omer Pascha's an den Fürsten Gortschakow, die Donaufürstenthümer zu räumen, und da diese natürlich ohne Erfolg blieb, nahmen die Feindseligkeiten ihren Anfang, indem am 11. einige russische Dampfschiffe bei Jsakscha die Durchfahrt unter dem Feuer der türkischen

8. Theil 4 - S. 278

1880 - Stuttgart : Heitz
278 Neueste Geschichte. 3. Periode. störte Admiral Seymours die neu errichteten Forts von Canton, wurde aber in weiteren Fortschritten durch die Abberufung aufgehalten. Im Jahre 1857 erschien indeß Lord Elgin mit einer Flotte vor Canton. Ihm schloß sich eine französische Expedition unter Baron Gros an und Canton, eine Stadt von fast einer Million Einwohner, ergab sich einem Belagerungsheere von nur 7000 Mann. (Yeh ward gefangen und ist 1859 in Calcntta gestorben.) Indeß war mit der Einnahme von Canton noch nicht der Friede erobert. Elgin erhielt Befehl, mit seiner Flotte an die Mündung des Peiho zu segeln, von wo aus er und Gros ein Ultimatum nach Peking sandte. Aber während man dort mit den Gesandten Rußlands und Nord-Amerikas (Putiatine und Reed) freundschaftlich unterhandelte und Handelsverträge abschloß, schien man sich um Engländer und Franzosen gar nicht kümmern zu wollen, und letztere sahen sich daher genöthigt, die Forts an der Mündung des Peiho anzugreifen (20. Mai 1858). Der Angriff gelang, und der Kaiser ließ sich jetzt zu Unterhandlungen herbei, welche zum Vertrage von Tientsin (7. Juli) führten, worin China den Engländern 2 Millionen, den Franzosen 1v2 Millionen Pfund Sterling Entschädigung versprach. Die Ratification sollte in Jahresfrist erfolgen. Als indeß die englisch-französische Gesandtschaft am 15. Juni 1859 nach Peking gehen wollte, um die Verträge ratificiren zu lassen, und darauf bestand, den Peiho hinauf zu segeln, wurden ihnen 4 Kanonenboote in den Grund geschossen und sie selbst zur Rückkehr gezwungen. Es wurde nun 1860 eine neue englisch-französische Expedition gerüstet; aber obwohl der Pekinger Hof durch die Fortschritte der Taipings sehr in die Enge getrieben war — im März zerstörten die Rebellen die große Handelsstadt Tsing-kiang-sn und eroberten Hang-tschen, beide in Kiang-su— so verwarf derselbe dennoch das Ultimatum Englands und Frankreichs und die Waffen mußten abermals entscheiden. Der Feldzug begann mit dem heißen Kampfe N um die Taku-Forts (21. August) und nachdem die Verbündeten noch zwei Siege gegen die tartarischen Kerntruppen erfochten hatten, stand ihnen der Weg nach Peking offen. Eine neue Verrätherei der Chinesen zwang die Verbündeten zu weitem Vorgehen, zur Wiedereroberung des kaiserlichen Som-

9. Theil 4 - S. 183

1880 - Stuttgart : Heitz
Victoria. Opiumhandel. 183 lich von dem Borwurf nicht freizusprechen, daß sie hier und da die Verwirrung und Schwäche in den ihrem Einfluß unterworfenen Staaten absichtlich erhielt, um diesen Einfluß um so sicherer auszuüben. Während die englische Herrschaft in allen Colonien sich befestigte, wurde dieselbe in Ostindien immer weiter ausgedehnt. Alle Streitigkeiten zwischen den indischen Fürsten wurden von der englisch-ostindischen Compagnie klug benutzt, um zuerst durch Einmischung, sodann durch Unterdrückung beider streitenden Parteien ihre Macht zu erweitern. — Nicht minder glücklich hat ein Kamps geendet, welchen England gegen das bisher allen Europäern unzugängliche „Reich der Mitte", China, geführt hat. Die ostindische Compagnie hatte nämlich alten Handelsverkehr mit einigen chinesischen Häfen. Im Jahre 1836 aber erließ die chinesische Regierung ein Verbot gegen den Opiumhandel und nahm in Folge davon englischen Kaufleuten 20,000 Kisten Opium im Werth von vier Millionen Pfund Sterling (30 Millionen Thaler) weg. Dies führte einen Krieg zwischen England und China herbei. Die Engländer eroberten eine bedeutende Handelsstadt und schickten sich schon an, die Hauptstadt Nanking zu nehmen, da schlossen die Chinesen, deren Kriegskunst bei allem Muth und aller Ausdauer der europäischen nicht gewachsen war, einen Frieden, in welchem sie die Insel Hong-Kong abtreten, eine Entschädigung von 21 Millionen Dollars zahlen und fünf chinesische Häfen dem Verkehr der englischen Schiffe eröffnen. sollten. Dieser Erfolg kam indeß den Engländern nicht allein zu gute. China mußte auch mit andern Nationen Handelsverträge errichten; 1844 mit Nordamerika; 1845 mit Frankreich, welches besonders das Interesse seiner Missionäre ins Auge faßte, später mit Spanien, Portugal, Belgien u. f. w. Indeß versuchte England, welches das dringendste Interesse (wegen seines ungeheuren Theebedarfs) hat, feinen Handelswaaren, besonders feinem Opium Eingang zu verschaffen, sich auch nach dem Innern des Reiches Wege zu eröffnen, wogegen China den Bestimmungen des Friedens von Nanking zuwider, Cauton den Engländern nicht öffnete. Darum setzte sich England im Mai 1847 mit Gewalt in den Besitz einer Räumlichkeit in der Nähe von Canton zur Gründung von Waaren- und Wohnhäusern und nährte gelegentlich Zwistigkeiten mit den allerdings übelwollenden chinesischen Behörden, Jbts es endlich 1856 zu einem offenen Bruche kam.

10. Theil 2 - S. 132

1880 - Stuttgart : Heitz
132 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. selten vertragen können, und das zeigte sich auch hier bald. Wo sie schon nnterwezs zusammenkamen, entstanden Streitigkeiten, und als sie endlich an der Küste von Palästina ans Land stiegen und die Seestadt Acre (jetzt St. Jean d'acre) dort belagerten, fing der Unfriede erst recht an. Denn Richard verrichtete so tapfere Thaten, daß er den Namen Löwenherz erhielt. Darüber aber ärgerten sich Philipp August und seine Franzosen so, daß sie ihm alle nur mögliche Schwierigkeiten in den Weg legten. Endlich wurde zwar Acre erobert, aber Philipp August, der Mühseligkeiten müde, schiffte nach Frankreich zurück, und während der edle Richard sür die Eroberung des heiligen Grabes sich abmühte, verband sich jener mit dem schlechtdenkenden Bruder Richards, Johann ohne Land, der seinen Bruder vom Throne stoßen wollte. Das zwang den Richard, auch wieder nach Europa zurückzugehen, nachdem er ijoch unglaubliche Thaten verrichtet hatte;*) aber es war ihm hier eine harte Prüfung aufbewahrt. Bei der Eroberung jener Seestadt nämlich hatte er sich mit dem Herzoge Leopold von Oestreich sehr verzürnt. Dieser hatte seine Fahne auf einem Thurme, den er erobert, aufgepflanzt; Richard aber wollte es nicht dulden, weil Leopold ihm nicht ebenbürtig war, und ließ, unbesonnen genug, die Fahne herunterreißen und in den Graben werfen. Da schwur Leopold Rache und verließ augenblicklich das Heer. Richard mußte für seinen Stolz schwer büßen. Als er auf dem mittelländischen Meere fuhr, erhob sich ein Sturm und trieb ihn ins adriatische Meer hinein, wo sein Schiff scheiterte, und er sich genöthigt sah, zu Lande weiter zu reisen. Er mußte gerade durch das Land seines Todfeindes, durch Oestreich; doch hoffte er, daß ihn keiner erkennen werde. Er warf seine Rüstung ab und hüllte sich in ein *) In einer Reiterschlacht hieb er einem Emir, der ihn zum Kampfe forderte, auf einen Hieb den Kopf, die rechte Schulter und den rechten Arm ab, und erregte solchen Schrecken unter den Feinden, daß sich ihre Haare auf der Stirne sträubten. Mehrere seiner Gefährten waren in das dicke Gedränge der Feinde gerathen; er aber arbeitete sich bis zu ihnen hindurch, warf die Feinde auseinander und befreite sie. Endlich stürzte er sich ganz allein in das feindliche Gewühl, und die Seinigen gaben ihn schon verloren, da sie nichts mehr von ihm sahen, und schon glaubten sie ihn todt; da kehrte er plötzlich mit blutigem Schwerte zurück, und sein Roß war mit Staub und Blut bedeckt, sein Panzer aber starrte von Pfeilen, wie ein mit Nadeln bestecktes Kissen. Einer der Emire selbst sagte von ihm zu Saladin: „Niemand kann die Streiche abhalten,- die er führt; sein Ungestüm ist schrecklich, das Zusammentreffen mit ihm tödtlich und seine Thaten übersteigen die menschliche Natur."
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