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1. Das Mittelalter - S. 134

1893 - Leipzig : Dürr
ihn so günstig, daß er daran denke sonnte, einen entscheidenden Schlag zu wagen. Da führte ihn der Tod von der dornenvollen Laufbahn hinweg. In Fiorentino in Apulien starb er im Dezember 1250. 12. Untergang der Hohenstaufen. Nach dem Tode des letzten großen hohenstanfischen Kaisers trat sogleich eine vollständige Auflösung der staatlichen Verhältnisse ein. Friedrichs Sohn, der deutsche König Konrad Iv., konnte sich kaum noch ein Jahr im Reiche halten. Er begab sich nach Italien, um sich seines sicilianischen Reiches zu versichern, das sein Bruder Manfred nach des Vaters Tode für 'ihn verwaltete. Aber nach wenigen Jahren schon ereilte ihn der Tod, er starb im Mai des Jahres 1254 in Lavello in Unteritalien, in demselben Jahre schied der erbitterte Gegner der Hohenstaufen, Jnnoeenz Iv., aus dem Leben. Seinen kleinen Sohn hatte König Konrad in Deutschland zurückgelassen, wo derselbe unter der Obhut seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Bayern heranwuchs. In ©teilten ward nun Manfred zum König gekrönt. Aber auch der neue Papst ruhte nicht, bis er die Hohenstaufen aus Neapel und Sicilien Vertrieben hatte. Er bot dem habgierigen Bruder des französischen Königs, Karl von Anjou, die Krone von Sieilien an. Dieser ging ans das Anerbieten ein und landete mit Heeresmacht in Unteritalien. Bei Beuevent (1266) rangen die Hohenstaufen mit hohem Mute aber mit sinkender Kraft um den Besitz des schönen Landes. In heißer Schlacht wurde Manfred überwunden und fiel. Die Seinen errichteten ihm ein Grabmal mit einem Steinhügel unweit des Meeresufers. Zwei Jahre später kam Konradin mit seinem Freunde, dem Markgrafen Friedrich von Baden, um sein Erbe wieder zu erobern. In ihm lebte die Ritterlichkeit des hohenstaustfchen Geschlechtes noch einmal auf, aber auch das tragische Geschick desselben erreichte in ihm seinen Höhepunkt. Anfangs nahm fein Abenteuer einen günstigen Verlaus. Die Ghibellinen aus allen Teilen Italiens schlossen sich ihm an, sogar Rom öffnete ihm seine Thore. Aber als er 1268 nach Unteritalien hinabzog, sah ihm selbst der Papst von der Engelsburg aus mit einem wehmütigen Blicke nach, er erkannte in ihm das Opfer, das zur Schlachtbank geführt ward. Bei Tagliagozzo erfolgte der Zusammenstoß der feindlichen Heere. Die Deutschen waren den Franzosen an Zahl etwas überlegen, dennoch verlor Konradin die Schlacht. Er floh nach der Küste und bestieg ein Schiff, das ihn nach Pisa bringen sollte, aber ein italienischer Edler Giovanni Frangi-pane holte ihn mit einem Schnellrudrer ein und lieferte ihn an Karl

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 300

1888 - Habelschwerdt : Franke
300 die Thätigkeit seiner Bewohner standen beim Auslande in unbestrittenem Ansehen. Friedrichs des Großen Zeitgenossen. Der von Friedrich dem Großen bethätigte Grundsatz, daß der König der erste Diener des Staates sei, sowie die von den französischen Philosophen beherrschte Zeitrichtnng begeisterte die Regenten Europas, für das materielle Wohl ihrer Unterthanen eifrig zu sorgen, Toleranz und geistige Bildung zu pflegen. Man nennt diese Periode die Zeit des aufgeklärten Absolu-tismus oder der humanen Selbstherrschaft. Die Unterthanen verloren aber darüber oft den Trieb, selbst thätig zu sein; sie versanken in Gleichgültigkeit gegen die politischen Jntereffen des Vaterlandes und, da die Reformen der Regierenden häufig aus die Beseitigung des kirchlichen Einflusses gingen, auch in Gleichgültigkeit gegen Religion und Sitte. Den Anstoß zu der zur Zeit Friedrichs des Großen aufkommenden freigeistigen Richtung gab der Engländer John Locke (1632—1704), der in seinen „Untersuchungen über den menschlichen Verstand" zu dem Resultate kam, die Seele sei eine tabula rasa und nichts sei im Verstaude, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist (Empirismus). Die Fortführung des Empirismus zum Extreme, dem Materialismus, haben die Franzosen auf sich genommen und hängt eng zusammen mit den Zuständen des französischen Volkes und Staates im Zeitalter vor der Revolution (unter Ludwig Xv). 1. Frankreich. Ludwig Xv., 1715—1774, folgte auf Ludwig Xiv., der dem Volke eine Schuldenlast von 3000 Millionen Livres hinterließ. Während seiner Minderjährigkeit führte der Herzog Philipp von Orleans die Regierung, der die höchste Weisheit in der Kunst fand, das Leben zu genießen, und daher der Befriedigung aller Gelüste die Staatseinkünfte opferte. a) Die Verwaltung Fleurys. Im Jahre 1726 übertrug der jugendliche König die Staatsleitung seinem Erzieher, dem Kardinal Fleury, bessert weise Sparsamkeit die Verwüstungen der Regentschaft schnell verschwinden ließ. Im polnischen Erbfolgekriege gewann Frankreich Lothringen (siehe S. 270) und im österreichischen Erbfolgekriege befolgte es seine alte Politik, sich den Feinden Habsburgs anzuschließen. b) Änderung der Politik. Allmählich aber suchten die an Ränke und sinnlichen Genuß gewöhnten Höflinge Einfluß auf den König auszuüben und gewöhnten ihn an den Umgang mit sinnlich schönen und lasterhaften Frauen, von denen namentlich die berüchtigte Marquise von Pompadour eine verhängnisvolle Herrschaft über den König ausübte. Sie war der Mittelpunkt einer glänzenden Gesellschaft, welcher Schamhaftigkeit und Frömmigkeit fremd ivaren; keine der höheren Stellen wurde ohne ihre Einwilligung besetzt; ihre prachtvollen Schlöffer und ihre überreichen Einkünfte mehrten sich von Jahr zu Jahr. Millionen wurden vergeudet, während die notwendigsten Staatsausgaben unberücksichtigt blieben. Auch in die auswärtigen

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 307

1888 - Habelschwerdt : Franke
307 2. Die verderbliche Regierung Ludwigs Xv. a) Der König selbst hatte durch sein unwürdiges, sittenloses Leben jede Achtung vor der monarchischen Würde im Volke erstickt. b) Die äußere Politik war von den Maitressen des Königs beeinflußt. Die unnütze Beteiligung an Kriegen, die zum Teil der geschichtlichen Vergangenheit Frankreichs entgegen waren (österreichische Erbfolgekrieg, der siebenjährige Krieg und der Seekrieg mit England), hatten die Schuldenlast des Landes vermehrt und das Ansehen der Armee erschüttert. Ludwig Xiv. hatte eine Schuld von 3 Milliarden Frank hinterlassen; beim Regierungsantritte Ludwigs Xvi. betrug das jährliche Defizit 100 Millionen. Die Disziplin in der Armee war gelockert; die Regierung konnte sich auch aus die Offiziere nicht mehr verlassen, die meist durch Kaus in ihre Stellen gelangt waren. c) In der inneren Politik war die königliche Gewalt aufs straffste angespannt und hatte alle Selbstverwaltung und mit ihr den Sinn für politische Freiheit und Selbständigkeit vernichtet. In jeder Provinz übte ein königlicher Intendant eine starke polizeiliche Gewalt aus und trieb mit Strenge die drückenden Steuern ein. tl) Das Volk ermangelte auch eines sicheren Rechtsschutzes. Den Parlamenten, welche die obersten Gerichtshöfe bildeten, entriß der König die richterliche Befugnis. Jede Opposition wurde durch geheime Haftbriefe im Keime erstickt. 3. Der Einfluß der sogenannten Philosophen. Die Encyklopädisten Diderot und dälembert hatten für die Verbreitung der verschiedensten Kenntnisse unter dem Volke gewirkt. Die Litteratur der Philosophen war voll Spott und scharfer Angriffe auf die staatlichen und kirchlichen Zustände. Montesquieu stellte seinen Landsleuten die konstitutionelle Regierungsform als erstrebenswert hin, Rousseau forderte in dem „Gesellschaftsvertrage" demokratische Zustände. 4. Unter diesen Umständen mußte der Eindruck, den der Sieg der politischen Freiheit in Nordamerika bei den gebildeten Franzosen machte, ein mächtiger sein. B. Die nähere Veranlassung. Unter Ludwig Xvi., der im Jahre 1774 den Thron bestiegen hatte, war das jährliche Defizit bis auf 198 Millionen Frank gestiegen, und Frankreich stand vor dem Staatsbankerott. Der König selbst war sittenrein, sparsam, aber zu wenig energisch, um durchgreifende Maßregeln zur Beseitigung der Geldnot treffen zu können. Seine Gemahlin Marie Antoinette, die Tochter Maria Theresias, wurde bei ihrem arglos jugendlichen Benehmen inmitten eines verderbten Hofes das Opfer schamloser Verleumdungen; gegen sie besonders wandte sich der Haß des Volkes. Als die schnell wechselnden Finanzminister (Turgot, Necker, Calonne, de Brienne) sich in vergeblichen Versuchen zur Besserung der Finanzen erschöpft hatten, riet der zum zweitenmale ernannte Necker dein Könige zur Berufung der Reichsstünde, die seit 1614 nicht mehr versammelt worden waren. Mit dieser In- 20*

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 194

1906 - Leipzig : Dürr
194 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons Dienern (die Prfekten bekamen 1224 000 Frks. jhrlich, jeder Staats-rat 25 000, die Prsidenten 35000 Frks.). Der erste Konsul zeigte aber auch ein bewundernswrdiges Verstndnis fr alle Zweige des ffentlichen Lebens. Es gibt kaum ein Gebiet der gesamten nationalen Lebensttig-keit, in das Napoleon nicht ordnend und bessernd eingriff. Eine erstaunens-werte Arbeitskraft entwickelte er in der kurzen Zeit des Friedens, und es gelang ihm, in unermdlicher Arbeit nach kurzer Zeit den franzsischen Staat finanziell, wirtschaftlich und geistig zu heben. Es ist nicht mglich, in diesem engen Rahmen seine groartige Regierungs- und Verwaltungs-ttigkeit erschpfend zu schildern; einige Beispiele mgen gengen, seine eigenartigen, durchaus modernen und praktischen Gedanken und die von ihm ausgehenden Anregungen zu kennzeichnen. Die Steuerreform der Konsulatsregierung von 1799 brachte schnell eine Besserung der Finanzlage des Staates hervor. Mit dem neuen Glauben an die Staatsgewalt wurden der Staatskasse Darlehen zugefhrt, so da sich die Finanzen schnell besserten (Grndung der Bank von Frankreich). Die Ordnung des Mnzwesens (1803) vollendete die Finanzreform. Die neuen vorgeschlagenen Gesetze wurden infolgedessen vom Tribunat und vom gesetzgebenden Krper ohne nderung angenommen. So auch das neue Wehrgesetz (Mrz 1800), auf dem die Heeresreform beruhte. Es lt ebenso den praktischen Blick, die der Wirklichkeit Rechnung tragende Auffassung Napoleons, wie seine nchterne und richtige Beurteilung der Menschen erkennen. Die allgemeine Wehrpflicht wird eingefhrt, doch mit der Einschrnkung, da die Ausgehobenen, die nicht imstande sein sollten, die Strapazen des Krieges zu ertragen, sowie die, von denen anerkannt werden wird, da sie durch Verbleiben bei ihren Arbeiten oder ihrem Studium dem Staate ntzlicher sein werden, als im Heerdienste, sich durch einen Ersatzmann vertreten lassen knnen." Napoleon rechnete im Gegensatze zu den Schwarmgeistern der Revolution mit der Selbstsucht der menschlichen Natur, die die meisten Männer abhlt, sich nach unbezahlten Ehrenmtern oder nach dem persnlichen Waffendienst zu drngen. Im Interesse der Selbsterhaltung mu der Staat seine Untertanen zur Arbeit und zur Heerespflicht zwingen. Das Recht der Stellvertretung im Heeresdienst war eine politische Tat allerersten Ranges; die besitzende und gebildete Klasse ward dadurch von einem wahren Alp-druck befreit; der Verwaltung aber, die in jedem Fall das Recht auf Stell-Vertretung versagte oder verlieh, wuchs eine neue Quelle ungeheuren Einflusses auf die Bevlkerung zu." x) J) In der Verordnung der die Ergnzung des Landheeres heit es (Art. 4): Die Unterprfekten entscheiden nach Anhrung des Maires, ob ein Dienstpflichtiger

5. Volksschulenfreund - S. 189

1860 - Leipzig : Dürr
der allgemeinen Weltgeschichte. 189 lassen; in und noch mehr um Leipzig, wo auf 50 Dörfer gelitten hatten. 1847 Denkmal auf dem Monarchenhügel. Die Verbündeten rückten mit dem Jahre 1814 in Frank- reich und den 31. März in Paris ein, das nicht wußte, wie ihm geschah. Am 2. April wurden Napoleon und seine Fa- milie des Thrones verlustig erklärt und ihm die Insel Elba angewiesen. Der Kongreß in Wien sollte Alles vollends 1815 ordnen. Das war eben sehr schwer, da so Vieles geändert worden, und die vielerlei Wünsche, Forderungen und An- sprüche nicht leicht zu vereinigen waren. Da erschien Napo- leon wieder in Frankreich und fand sehr bald einen großen Anhang. Der Kongreß endete schnell, der Krieg begann wie- der; man hatte kein Vertrauen mehr zu Napoleon. Er hatte ein großes, nach Rache dürstendes Heer; jedoch die Verbün- deten sammelten sich auch bald; am 18. Juni 1815. errangen Wellington und Blücher den großen Sieg bei dem Dorfe Waterloo, 2 Meilen von Brüssel, freilich auch mit einem großen Menschenverlnste. Napoleon mußte sich endlich ergeben und wurde auf die Insel Helena verwiesen und streng bewacht, wo er auch am 5. Mai 1821 starb. Der zweite Pariser Friede verlangte von Frankreich 175 Mill. Thaler Kriegskosten, einige Festungen, wie Landau, und verschiedenes Geraubte zurück. Ludwig Xviii. bestieg den Thron. Das war das Ende Napoleons, der so hoch begabt, so hoch gestiegen war, ein so ausgezeichnetes Reich beherrschte, die Würde eines französischen Kaisers, eines Königs von Jta- » lien, eines Vermittlers der Schweiz und eines Beschützers des Rheinbundes erhalten hatte, noch 1812 über 44 Million in seinem Reiche zu gebieten, und da seine Bundesgenossen sich nach ihm fügen mußten, auf 88 Million gebieterischen Einstuß hatte. Seine Einrichtungen und Gesetze, wenn sie auch ihre Mängel haben und nicht durchgängig für alle Staaten anwendbar sind; sein kräftiges Einschreiten gegen päpstliche und priesterliche Uebergrisse beweisen, daß es ihm nicht an Einsicht und Sinn für das Bessere fehlte. Aber ein grenzenloser Ehrgeiz, der Mangel an religiöser Ansicht, was ein Regent vor Gott sein soll; seine Geringschätzung des Menschen haben ihn mehr in die Reihe der Welten- stürmer als der Weltbeglücker versetzt und erinnern uns an 1 Kor. 13, 1. 2. Die alte Reichsverfassung war nicht mehr haltbar. Da- für wurde in Wien 1815 der Bundestag gestiftet, der die

6. Die neue Zeit - S. 18

1895 - Leipzig : Dürr
— 18 — daneben den besonderen Wunsch, daß einmal ein tüchtiger Rechtsgelehrter aus ihm werden möchte. Unter harten Entbehrungen, sich mit Singen vor den Thüren sein Brot erwerbend, besuchte er, nachdem er das Vaterhaus verlassen, die lateinischen Schulen zu Magdeburg und Eisenach; hier, im Thüringerlande, nahm sich eine Kaufmannsfrau, die Witwe Cotta, seiner an, gab ihm Wohnung und beköstigte ihn. 1501 bezog er die Universität Erfurt, um Rechtswissenschaft zu studieren, aber schon nach kurzer Zeit wandte er sich der Theologie zu. Ein tiefes religiöses Bedürfnis und außerdem eine heftige Gemütserschütterung, hervorgerufen durch den plötzlichen Tod eines Freundes, reiften den Entschluß in ihm, Mönch zu werden. Im Jahre 1505 trat er in das Augustinerkloster zu Erfurt ein. Mit strengster Gewissenhaftigkeit unterzog er sich jeder Anforderung des abgelegten Gelübdes, betete unzählige Male den Rosenkranz ab, fastete, ging betteln, kasteite sich, aber bald sah er ein, daß er in dieser Werkheiligkeit den Frieden der Seele nicht finden würde. Durch das Studium der Kirchenväter und der heiligen Schrift gelangte er zu der, das innerste Wesen des Christentums erfassenden Einsicht, daß nicht die Werke, sondern der Glaube gerecht und selig mache, und die väterliche Teilnahme des Ordensvorstehers Dr. Staupitz gab ihm auch die Thatenlust und Lebensfreudigkeit zurück; unumwunden sprach er aus, was ihn bewegte. Bald sollte er auf einem größeren Schauplatze thätig sein. Sein hoher Gönner Dr. Staupitz empfahl ihn dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen, dieser berief ihn an die 1502 gegründete Universität zu Wittenberg als Professor und übertrug ihm außerdem das Predigeramt an der Schloßkirche. 1511 unternahm er im Aufträge seines Ordens eine Reise nach Rom; dort lernte er die Verweltlichung der Geistlichkeit und die äußere Frömmigkeit der Menge an erster Stelle kennen. Empört darüber kam er zurück, der Zorn schärfte fortan sein Auge für die Mißbräuche in der Kirche. Nicht lange darnach zog der Ablaßkrämer Tetzel unter dem Schutze des Erzbischofs von Mainz durch Thüringen und bot an allen Orten Briefe oder Zettel aus, die für die verschiedensten Sünden Vergebung zusicherten. Tetzel verkaufte sie nach einer gewissen Taxe, so bezahlte z. B. der Kirchenräuber 9 Dukaten, der Totschläger 7, der Hexenmeister 6, der Eltern- oder Geschwistermöder 4. Der Erzbischof Albrecht von Mainz hatte nämlich einen großen Sündenerlaß (Ablaß) ausgeschrieben und betrachtete die Angelegenheit zugleich als Geldgeschäft, indem er von den Spenden der Gläubigen und Büßenden die Schulden tilgen wollte, in die er durch die Abgaben an den Papst bei seinem Amtsantritte geraten war. Um, wie es Sitte und Vorschrift war, das

7. Die neue Zeit - S. 234

1895 - Leipzig : Dürr
234 — worden waren, sah man ihn Tag für Tag. Wie Prinz Eugen, so schnupfte er aus der Westentasche und achtete nicht darauf, wenn er sich dabei die Kleider mit Tabak bestreute. Das Volk nannte ihn mit Vorliebe den „alten Fritz". Im Jahre 1786 am 17. August starb er nach schwerem Leiden an der Wassersucht. Er hinterließ seinem Neffen Friedrich Wilhelm ü., dem Sohne des Prinzen August, ein Preußen von 3600 Qu.-Meilen mit 6 Millionen Einwohnern und 22 Millionen Thalern Jahreseinkünften, dazu einen Staatsschatz von 54 Millionen Thalern. In der Garnisonkirche zu Potsdam, an der Seite seines Vaters, ist er begraben. Als ein schwäbisches Bäuerlein hörte, daß er gestorben sei, ries es aus: „Wer soll nun die Welt regieren!" Ii. Kaiserin Katharina Ii. von Mußland 1762—1796. 1. Erste Teilung Polens. Katharina Ii. war eine deutsche Prinzessin, die Tochter des Fürsten von Anhalt-Zerbst. Sie hatte im Elternhause schlicht und fromm dahin gelebt, ehe sie mit dem damaligen Großfürsten Peter von Rußland vermählt wurde. Schon der Religionswechsel — sie mußte zur griechisch-katholischen Kirche übertreten — mag auf ihren Charakter nachteilig eingewirkt haben, noch mehr die rohe Behandlung, die sie von feiten ihres Gemahls erfuhr. Peter war von Geburt ein Deutscher, er war der Sohn des Herzogs von Holstein, nur seine Mutter war eine Russin, eine Tochter Peters des Großen. Allein Beschränktheit und Roheit machten ihn unliebenswürdig. Wie er für Friedrich den Großen schwärmte, haben wir schon gesehen. Aber seine Nachahmung des großen Königs war rein äußerlicher Art. Die Kleidung und Einexercierung der Truppen nach preußischem Muster war ihm die Hauptsache, daneben trug er eine Verachtung der kirchlichen Gebräuche zur Schau. Durch alles dies machte er sich die Altrussen zu Feinden, und da auch Katharina ihres Lebens nicht sicher war, so verband sie sich mit dieser Partei zum Sturze des Kaisers. Noch im Jahre 1762 wurde der unglückliche, unentschlossene Mann, nachdem er auf die Regierung verzichtet hatte, auf einem Landgute ermordet. Wenn auch Katharina nicht unmittelbar bei dieser Greuelthat beteiligt war, so hatte sie doch darum gewußt, und dieses Schuldgefühl verwilderte ihren Charakter noch mehr. Anstatt in der

8. Die neueste Zeit - S. 202

1897 - Leipzig : Dürr
— 202 — die ja ohnedies bisher im Anschluß an Rußland ihre gegenseitige Eifersucht beschwichtigt hatten. Von den Westmächten allein glaubte Nikolaus nicht ernstlich bedroht zu sein, da ihm ein Zusammengehen Englands mit Frankreich nicht wahrscheinlich dünkte. Deshalb that er rasch den ersten Schritt. Der Admiral Fürst Menzikow ging im Aufträge des Kaisers nach Konstantinopel und verlangte das Protektorat Rußlands über die grichisch-katholischen Unterthanen des Sultans. Hätte die Psorte sogleich nachgegeben, so wäre der russische Kaiser Mitregent des Sultans geworden, und die Vertreibung der Türken war nur noch eine Frage der Zeit. Aber der Sultau verwarf die trotzige Forderung. Rußland schien aus diese Antwort gefaßt zu fein, denn alsbald zog es eine starke Flotte im Schwarzen Meer zusammen und schob ein beträchtliches Heer bis an deu Pruth vor. Am 2. Juli 1853 überschritten zwei russische Armeecorps unter dem Oberbefehl des Fürsten G o r t s ch a k o w den Pruth und rückten iu die Douaufürstentümer ein. Kurz vorher war ein englisches und ein französisches Geschwader am Eingänge der Dardanellen erschienen, doch hofften die Großmächte den Streit noch in Güte beilegen zu können. Ihre Gesandten hielten unter Österreichs Vermittelung eine Konferenz in Wien ab, allein die Verwicklung war schon zu weit fortgeschritten. Die Pforte befand sich bereits mit Rußland auf dem Kriegsfuß. Omer Pascha nahm mit dem türkischen Hauptheere am linken Donauufer Aufstellung. Während er dort den Russen kräftig Widerstand leistete, überfielen diese die türkische Flotte im Hafen von Sinope und vernichteten sie fast gänzlich. Infolgedessen fühlten sich auch die Westmächte zu einem rascheren Vorgehen bewogen. Napoleon Iii. hatte dies schon lange gewünscht, denn es lag ihm daran, daß Frankreich sogleich im Anfange des wiedererstandenen Kaisertums ein bedeutendes Gewicht in die Wagfchale der europäischen Politik legen könnte, und Lord Palm ersten, der neue englische Premierminister, war einem Zusammengehen mit ihm geneigt. Im März 1854 schlossen die beiden Mächte ein Bündnis mit der Türkei ab und erklärten Rußland den Krieg. Österreich und Preußen blieben neutral, doch kamen sie überein, die Gegner Rußlands zu unterstützen, falls dieses die Donau- fürstentümer für sich behalten oder feine Truppen den Balkan überschreiten würden. Auch ließ sich Österreich von der Türkei die Erlaubnis erteilen, die Moldau und Walachei bis zum Frieden zu besetzen. Frankreich und England machten außerordentliche Anstrengungen. Gewaltige Truppenmassen, mit vielem Geschütz versehen, wurden nach dem

9. Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte - S. 194

1907 - Leipzig : Dürr
194 Die römische Geschichte. bäuerlichen Mittelstandes im ganzen Reiche nur zeitweise aufhalten, aber nicht verhindern. Die Vermögenseinziehungen und andere Räubereien der Bürgerkriege begünstigten die Anhäufung großer Kapitalien in den Händen einzelner; diese kauften die Kleinbauern, die in den unruhigen Seiten ihr gefährdete» Besitztum gern aufgaben, aus. Die unaufhörlichen Kriege verödeten ausgedehnte Läuderstrecken; Epidemien rissen in die er-»erbfähige Bevölkerung gewaltige Lücken. Mit dem Wachsen der Steuern, die den stets erschöpften kaiserlichen Schatz wieder füllen sollten, ging eine unglaubliche Münzverschlechterung Hand in Hand. Infolge der regen Handelsverbindungen mit Ostasien flössen ungeheure Silbermassen besonders nach Indien ab. Diese waren meist für immer verloren, da die indischen Fürsten das seine römische Silber mit Vorliebe durch Einschmelzen znr Vermehrung ihres Schatzes an silbernen Geräten verwandten. Wegen des eintretenden Silbermangels griffen die römischen Kaiser zu dem bedenklichen Mittel, den Silbergehalt der Münzen stark zu verringern. Diese Entwertung der Silbermünzen, mit der natürlich eine bedeutende Steigerung der Warenpreise verbunden war. hatte von neuem den wirtschaftlichen Ruin weiter Kreise der Minderbemittelten zur Folge. So steht am Ausgauge der Kaiserzeit das römische Reich unmittelbar vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch. 3. Religiöser und sittlicher Verfall. Die in den ersten Jahrhunderten der Republik begonnene Religionsmengerei (S. 125) wurde fortgesetzt. Eine Reihe orientalischer Kulte, vielfach unsittlicher Natur, hatte Eingang gefunden. Dazu kam die Vergötterung der Inhaber des kaiserlichen Thrones. Cäsar und Augustus hatte man nach ihrem 4.oi)e unter die Götter versetzt, besondere Priesterschasten für sie gestiftet und für ihre gottesdienstliche Verehrung eingehende Bestim-tnungen getrosten. Bald verlangten sogar die lebenden Herrscher göttliche Verehrung für sich, ließen ihrem Genius Opfer darbringen und forderten den Eidschwur beim kaiserlichen Bildnis. Es ist kein Wunder, daß bei dieser Verzerrung der Gottesverehrung viele der Religion überhaupt den Rücken kehrten und im wildesten Sinnengenuß ihre Befriedigung suchten.1) Andere glaubten in der Philosophie Stillung ihres religiösen Sehnens zu finden; sie wurden entweder zum Zweifel an der Wahrheit überhaupt, zum Skeptizismus, geführt,2) oder sie folgten der Lehre der Stoiker, die Weltverachtung und Weltentsagung verlangte, ohne den nach Gott sich sehnenden Menschenherzen einen wirklichen Halt geben zu können. *) So auch die philosophische Schule der Epikureer. 2) Pilatus: „Was ist Wahrheit?"

10. Neuzeit - S. 226

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 226 — mißlang denselben die mit großen Mitteln ins Werk gesetzte Belagerung von Gibraltar, das von Elliot aufs ruhmvollste verteidigt wurde. Entscheidend aber wirkten die erfolgreichen Kämpfe Georg Washingtons, der in Verbindung mit Lafayette das chm gegenüberstehende Heer des Generals Lord Eorn-wallis im Jahre 1781 bei Iorktown zur Ergebung nötigte. Auf eine Änderung der dadurch geschaffenen Lage durste England nicht rechnen, und so schloß es 1783 den Frieden zu Versailles, in welchem es sich zu einigen Abtretungen an Frankreich und Spanien verstand und die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten anerkannte. Vier Jahre später gaben sich die letzteren eine eigene Verfassung und erwählten Washington zu ihrem ersten Präsidenten. Der Verlust, welchen England durch den Abfall Nordamerikas erlitt, wurde durch seine in Asien gemachten Erwerbungen so gut wie ausgewogen. Nachdem im Jahre 1600 die ostindische Handelskompanie gegründet worden, ließ sich dieselbe 1652 in Bengalen nieder, setzte sich 1698 in Ealcutta fest und dehnte mit Hilfe geworbener Truppen ihre Herrschaft auch nach Dekan aus. Jetzt geriet sie in Streit mit den Franzosen, welche von dem ihnen gehörigen Pondich er y aus ihr Machtgebiet ebenfalls zu erweitern suchten, und mit dem Nabob von Bengalen, der sich als Statthalter des einst gewaltigen Großmoguls eine fast völlige Unabhängigkeit errungen hatte und die Fortschritte der Briten mit gerechter Besorgnis betrachtete. Gegen beide Teile gewann die Kompanie durch die Tapferkeit und Entschlossenheit ihres Heerführers Lord E l i v e den Sieg, indem dieser von Madras, dem Felde seiner bisherigen rühmlichen Thätigkeit, nach Ealcutta eilte, den Nabob zurückschlug und. zugleich die in derselben Richtung vorgedrungenen Franzosen zum Aufgeben ihrer Eroberungspläne nötigte. Die letzteren mußten froh sein, im Frieden von 1762 Pondichery zu behalten, Bengalen aber kam 1765 gänzlich unter die Oberhoheit der englischen Handelsgesellschaft, die dafür dem Titular-Großmogul eine jährliche Rente von 1 Million Pfund Sterling (20 Millionen Mark) zahlte. Hierauf brachte die Kompanie den König von Aude zur Abtretung der Provinz Benares und wurde dann in einem langen Krieg mit dem Sultan Hyder Alt von Myfore, dem Nizam von Gol-konda und den Marattenstaaten verwickelt, aus dem sie trotz der gleichzeitigen Feindseligkeiten der Franzosen durch die ihr günstigen Friedensschlüsse von 1782 und 1784 mit einem neuen Zuwachs an Macht und An sehn hervorging. Hyder Alis Sohn Tippo Sahib nahm den Kampf wieder auf, verlor aber im Jahre 1799 nach heftigem Ringen Reich und Leben, womit der
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