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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Konrad_Iv. Konrad_Iv. Manfred Jnnoeenz_Iv. Konrad Konrad Ludwig_von_Bayern Ludwig Manfred Karl_von_Anjou Karl Manfred Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Konradin Konradin Giovanni_Frangi-pane
206
Die Geschichte des Mittelalters
von 15—30 Hektar). Auf diesem Grund und Boden sollte der Ansiedler freier Herr sein, denn er erhielt das Land in Erbpacht und war für den Anfang der Wirtschaft, oft bis auf 16 Jahre, von jeder Abgabe frei. Dann hatte er einen geringen Erbzins an den Grundherrn, den Fürsten und den Zehnten an die Kirche zu zahlen. Der Unternehmer erhielt zwei oder auch wohl mehr Hufen und wurde Erbfchulze des Dorfes; mit seinem Gute, dem Erblehngericht, war häufig die Schankgerechtigkeit oder auch das Recht des Verkaufs von Fleisch und Brot verbunden?)
Noch bleibt zu erklären, wie es möglich gewesen ist, daß die ehemals slavischen Länder völlig deutsch geworden sind, daß sich von der slavischen Bevölkerung nichts erhalten hat, daß eine Vermischung zwischen Germanen und Slaven nicht stattgefunden hat. — Unbarmherzig gingen vielfach die Kolonisten gegen die Slaven vor; besonders in Brandenburg scheint man es von vornherein auf ihre Vernichtung abgesehen zu haben. So flohen denn die ehemaligen Einwohner, wenn sie sich nicht in die Knechtschaft begeben wollten, vor den neuen Herren in die Wälder, an die Seen und Flüsse, einem kümmerlichen Leben preisgegeben. Die deutschen Herrn
*) Die Anlage der Dörfer und Städte geschieht nach bestimmtem Typus. „Die Ansiedler nahmen unbebautes Weidland oder altslavisches Gemeindeland, oder eine slavische Dorsslur, ganz oder teilweise, nach Ausweisung der Slaven in Besitz, deren Namen sie dann beibehielten, während eine Gründung auf neuem Boden nach dem Unternehmer benannt wurde. Ihre Höfe bauten sie in langer offener Reihe zu beiden Seiten der Straße, am Bach oder am Moor hin und maßen jedem die Hufe zu, die sich vom Hofe aus etwa rechtwinklig zur Straße als ein langer schmaler Landstreisen von 32—50 ha nach der Flurgrenze hin erstreckte." „Auch für die bürgerlichen Anlagen bildete sich ein bestimmter Typus der Anlage und Unternehmung heraus. Ein Lokator oder ein Konsortium von Lokatoren übernahmen die Gefahr der Gründung, der Unternehmer wurde mit der Vogtei der Stadt belehnt; er erhielt neben Freihufen und Freiheit von der Haussteuer ein Drittel der Gerichtsgebühren, ein Drittel der
Marktgefälle, ein Drittel der Einkünfte vom Kaufhaus und anderen Einnahmen aus
Handel und Gewerbe; seine Stellung entwickelte sich nach Art derjenigen des Erb-schulzen der Dörfer. Und wie das Dorf in Hufen angelegt ward, systematisch, unter ängstlicher Rücksicht auf die Gleichheit jeglichen Loses und die bequeme Wirtschaft aller, so bildete sich auch ein bestimmtes Schema städtischer Anlage heraus, das eine möglichst
große Anzahl von Hausstellen in einem möglichst kleinen schützenden Mauerbering zu
saffen bestrebt war. So ward unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Handels und der Industrie ein Markt angelegt mit alles beherrschendem Rat- und Kaufhaus; den Markt umgaben die Hausstellen der Bürger, schmal, höchstens 2—4 Fenster breit, nicht zu tief; kaum irgendwo beträgt die Ausmessung bis zur nächsten Parallelstraße mehr als etwa 20 Schritt. So entstanden kleine bürgerliche Besiedlungen, deren etwa zwei Dutzend auf die Hofstelle eines mittleren Bauern auf dem platten Lande gegangen wären. Und eng wenn auch gradlinig, drängten sich auch die etwa sonst noch gezogenen Gassen an den Markt, alle umfaßt von der dichtgürtenden Stadtmauer, deren Umfang gleichwohl die Anlage mäßiger Wirtschafts- und Dungstätten für einen feineren Anbau noch zu gestatten pflegte."
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Die ständischen und sozialen Kämpfe in der römischen Republik 63
sich die wachsende Selbstsucht des römischen Patriziats betritt, daß fast nur — mit dem vejentinischen Gebiet ward einmal eine Ausnahme gemacht — das Land an das patrizische Proletariat verteilt wurde, daß man überflüssiges Staatsland lieber unterteilt als Gesamtgemeindebesitz liegen ließ, ehe man es der doch so sehr bedürftigen Plebs gab. Diese parteiische Maßregel lag im Interesse der Patrizier, weil sich baburch ihre Zahl und bamit ihre politische Macht verstärkte; sie durchzusetzen, war ihnen um deswillen nicht schwierig, weil Senat und Konsuln ihrer Mitte entstammten und sie in den Centuriatkomitien (vgl. die Servianische Verfassung) das Übergewicht hatten. Die Notlage der Plebejer ward also verstärkt durch den Ausschluß vom Gemeindeland.
Anstatt für das unterteilte Gemeindeland ein gemeinsames Benutzungsrecht festzusetzen, gestattete die herrschende Partei nur ihren Angehörigen die Okkupation dieses Ackerlandes, ließ auch den anfangs dafür zu zahlenden Zins allmählich verfallen. So häuften sich denn große Grundstücke zu einem Dominium zusammen; Sklaven, deren es ja nach den italischen Kriegen genug gab, bebauten für den besitzenden Patrizier das Land. Er konnte infolge des großen Produktionsmaßstabes und der billigen Arbeitskräfte das Getreide billiger herstellen und verkaufen, schädigte aber umsomehr den selbst und mit ganz attderm Kraft- und Kostenaufwand arbeitenden Kleinbauern. Auch mit der Viehzucht konnte dieser sich aus den Nöten der Landwirtschaft nicht retten. Die Weide war gemeinsamer Besitz, und bald verdrängten die großen Herden des Reichen die wenigen Stücke Vieh, die der Bauer noch auf die Weide trieb. Weil Landwirtschaft und Viehzucht für den Kleinbauer nicht mehr lohnten, mußte fein wirtschaftlicher Notstand immer mehr wachsen.
Daß durch die Kreise der Plebejer bald ein bedrohliches Gären hindurchging, hatte noch einen ernsteren Grund in dem römischen Schuldrecht. Viele der Bauern konnten sich nicht mehr auf ihrem Besitztum halten, verkauften es dem benachbarten Großgrundbesitzer, der darauf schon lange gewartet hatte, und gingen nach Rom, hier die besitzlose und unruhige Masse noch vermehrend. Andre versuchten, sich durch Borgen die Mittel zu verschaffen, ihr Gut in die Höhe zu bringen. Das geschah in jenen Zeiten der Naturalwirtschaft so, daß der Reiche dem Armen Saatkorn, Acker- und Zuchtvieh lieh. Wie leicht konnten nun nicht durch einen neuen Krieg, durch ein verwüstendes Unwetter alle die Mühen und Kosten umsonst sein! Der Bauer konnte seinem Gläubiger die geliehene „Summe" nicht zurückzahlen und stand jetzt unter dem harten Zwange des römischen Schuldrechtes. Wenn ein Landmann ein Darlehen aufnahm, so verkaufte er nach diesem Recht sein Gut an seinen Gläubiger, und durch Zurückzahlung der Schuld erst ging es wieder in seinen Besitz über. War ihm diese unmöglich, so haftete er nicht nur mit seinem Besitz,
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— 67 —
4. pte Werserkriege.
a) Das Perserreich unter Darius Hystaspis und der Zug gegen die Skythen.
Das von Cyrus begründete Perserreich hatte nicht nur die früher zum assyrischen Reiche gehörigen Länder in sich ausgenommen, sondern sich auch über Kleinasien und Ägypten ausgedehnt Aber immer weiter und weiter wollte es seine Grenzen nach Westen vorschieben. Dadurch kam es mit Griechenland in feindliche Berührung, und dies führte zu den ewig denkwürdigen Perserkriegen.
Als Darius Hystaspis der Ausstände im Innern seines Reiches Herr geworden war, ging er zunächst daran, das Reich zu ordnen. Er teilte es in zwanzig Satrapien (Statthalterschaften) ein und legte jeder Satrapie eine bestimmte jährliche Reichssteuer auf, die au sich nicht zu hoch war, denn sie betrug im ganzen Reich 66 Millionen Mark nach unserem Gelde. Doch wurden infolge dieser Einteilung die griechischen Kolonien an der kleinasiatischen Küste (Jonien) dem Perserreiche völlig einverleibt. Darius ließ auch Reichsmünzen in Gold prägen, die insofern für uns noch von Interesse sind, als ein Stater (Dareikos) nach unserem Gelde einem Zwanzigmarkstück gleich kam, und Silbermünzen im Werte von einer Mark, Siglen genannt. Nun wollte er auch gleich seinen Vorfahren als Mehrer des Reichs, als Eroberer auftreten. Im Jahre 514 unternahm er einen Zug gegen die Skythen im Norden des Schwarzen Meeres. Wahrscheinlich reizten ihn der Kornreichtum dieser Gegenden und die griechischen Handelsstädte daselbst. Erst ließ er über den Bosporus eine Brücke bauen, dann brach er von Susa auf und überschritt, im Sommer 513, den Meeresarm. Das Landheer bestand aus mindestens einer halben Million Streiter, die Flotte, welche den Auftrag hatte, vom Schwarzen Meer aus in die Donau einzufahren und an einer geeigneten Stelle eine Brücke über den Strom zu schlagen, zählte 700 Schiffe. Der König zog, ohne Widerstand zu finden, durch Thrakien, überschritt den Balkan, besiegte die tapferen Geten und kam an die Donau, wo er die Brücke vorfand. Zur Bewachung derselben ließ er die kleinasiatischen Ionier zurück, dann drang er in das Land der Skythen ein. Dort wohnten nomadische Volks-.stamme, die bei dem Herannahen des Feindes mit ihren Zelten und ihren Herden tief in das Innere des Landes zurückwichen. Mühsam drang das große persische Heer in den unwegsamen Gegenden nach, immer von feindlichen Reitern umschwärmt, ohne Rast und ohne Lebensmittel. Der König sah das Vergebliche seines Unternehmens ein und gab den Befehl zum Rückzüge. Viele Taufende fielen noch unter den
5*
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Extrahierte Personennamen: Darius_Hystaspis Darius Cyrus Cyrus Darius_Hystaspis Darius Darius Darius
— 94 —
und Boden feil, denn auch die weniger schuldigen protestantischen Edelleute, denen man nur die Hälfte oder drei Viertel ihrer Besitzungen entzog, mußten das übrige an die Regierung verkaufen und das Land verlassen. Nicht nur, daß die kaiserlichen Beamten selbst die Güter, die sie erstehen wollten, abschätzten und natürlich den allergeringsten Preis genehmigten, es wurde auch zu ihrem Gebrauche eine besondere Münze geprägt, die nur den vierten Teil des angeblichen Wertes hatte. Die hohen Herren, welche diese Schandmünzstätte pachteten, verschlechterten die Stücke nicht um das vier-, sondern um das zehnfache und bereicherten sich außerdem noch durch den Ankauf der Grundstücke. So verloren die armen Vertriebenen durch den abscheulichsten Handel, der sich denken läßt, auch noch den Rest ihrer Habv.. Der Kaiser, unter dessen Augen dies geschah, fand seine Rechnung am wenigsten dabei, seine Kassen blieben leer.
Furchtbar lastete der Druck auf Böhmen und Mähren. Die Heere hausten wie Räuber, am schlimmsten die kaiserlichen Truppen
unter Buquoy, die Mansselder und die Ungarn, die Bethlen Gabor
Zu Hilfe sandte. Meilenweit verschwanden die Dörfer von der Erde, die Bewohner wurden ausgeplündert, gemißhandelt, umgebracht. Die Zahl der Einwohner in Böhmen betrug vor dem Kriege etwa 4 Millionen, nach dem Kriege nur noch 700 000, in Mähren blieb von 90 000 selbständigen Bauerhöfen kaum noch der dritte Teil erhalten. Die Hunnen zur Zeit der Völkerwanderung haben nicht mehr gewütet als die Söldnerheere mit ihrem Troß von Weibern
und Buben, und im Aussinnen von Martern, um die Herausgabe versteckter Reichtümer zu erzwingen, in Roheit und teuflischer Lust überboten diese „Christen" bei weitem die blutdürstigsten Kannibalen.
4. Der Krieg um die Pfalz.
Wenn der Krieg mit den böhmischen Greueln ein Ende gehabt hätte, so wäre er schon schrecklich genug gewesen. Aber er setzte sich fort in der Pfalz, und damit wurde ganz Deutschland in den Abgrund hineingerissen. Die Schuld davon tragen drei Fürsten in gleicher
Weise: Kaiser Ferdinand, der die Acht über Friedrich V. aussprach, Maximilian von Bayern, der die Acht bereitwillig vollzog, um in den Besitz der Pfalz zu kommen, und Friedrich V., der nichts that, um den Kaiser zu versöhnen, sondern im Gegenteil noch Entschädigung für die in Böhmen verschwendeten Summen verlangte. Maximilian drängte den Kaiser, ihm die Kurwürde zugleich mit der Pfalz zu übertragen,
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Extrahierte Personennamen: Gabor Ferdinand Ferdinand Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich_V. Friedrich_V. Maximilian Maximilian
— 202 —
die ja ohnedies bisher im Anschluß an Rußland ihre gegenseitige Eifersucht beschwichtigt hatten. Von den Westmächten allein glaubte Nikolaus nicht ernstlich bedroht zu sein, da ihm ein Zusammengehen Englands mit Frankreich nicht wahrscheinlich dünkte. Deshalb that er rasch den ersten Schritt. Der Admiral Fürst Menzikow ging im Aufträge des Kaisers nach Konstantinopel und verlangte das Protektorat Rußlands über die grichisch-katholischen Unterthanen des Sultans. Hätte die Psorte sogleich nachgegeben, so wäre der russische Kaiser Mitregent des Sultans geworden, und die Vertreibung der Türken war nur noch eine Frage der Zeit. Aber der Sultau verwarf die trotzige Forderung. Rußland schien aus diese Antwort gefaßt zu fein, denn alsbald zog es eine starke Flotte im Schwarzen Meer zusammen und schob ein beträchtliches Heer bis an deu Pruth vor. Am 2. Juli 1853 überschritten zwei russische Armeecorps unter dem Oberbefehl des Fürsten G o r t s ch a k o w den Pruth und rückten iu die Douaufürstentümer ein. Kurz vorher war ein englisches und ein französisches Geschwader am Eingänge der Dardanellen erschienen, doch hofften die Großmächte den Streit noch in Güte beilegen zu können. Ihre Gesandten hielten unter Österreichs Vermittelung eine Konferenz in Wien ab, allein die Verwicklung war schon zu weit fortgeschritten. Die Pforte befand sich bereits mit Rußland auf dem Kriegsfuß. Omer Pascha nahm mit dem türkischen Hauptheere am linken Donauufer Aufstellung. Während er dort den Russen kräftig Widerstand leistete, überfielen diese die türkische Flotte im Hafen von Sinope und vernichteten sie fast gänzlich. Infolgedessen fühlten sich auch die Westmächte zu einem rascheren Vorgehen bewogen. Napoleon Iii. hatte dies schon lange gewünscht, denn es lag ihm daran, daß Frankreich sogleich im Anfange des wiedererstandenen Kaisertums ein bedeutendes Gewicht
in die Wagfchale der europäischen Politik legen könnte, und Lord Palm ersten, der neue englische Premierminister, war einem Zusammengehen mit ihm geneigt. Im März 1854 schlossen die beiden Mächte ein Bündnis mit der Türkei ab und erklärten Rußland den Krieg. Österreich und Preußen blieben neutral, doch kamen sie überein, die Gegner Rußlands zu unterstützen, falls dieses die Donau-
fürstentümer für sich behalten oder feine Truppen den Balkan überschreiten würden. Auch ließ sich Österreich von der Türkei die Erlaubnis erteilen, die Moldau und Walachei bis zum Frieden zu besetzen.
Frankreich und England machten außerordentliche Anstrengungen. Gewaltige Truppenmassen, mit vielem Geschütz versehen, wurden nach dem
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus Fürst_Menzikow Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Konstantinopel Wien Frankreich Frankreich England
101
und das Jagdrecht in der Dorfflur, nahmen. Wehrlos, von den grausamsten Strafen bedroht, mute der Bauer zusehen, wie das Wild, das der Gutsherr hegte und Pflegte, seine cker verwstete, und konnte nichts thun, wenn der Herr mit seinen Jagdgsten schonungslos durch die fruchttragenden Saatfelder ritt.
Hierzu kam, da seit Ausgang des 14. Jahrhunderts eine bervlkerung auf dem platten Lande eintrat. Denn die Städte durften und wollten keine Pfahlbrger mehr aufnehmen. Infolgedessen muten die alten Hufengter der Bauern im Erbe immer mehr geteilt werden, und trotzdem blieben noch viele Bauern ohne jeden Grundbesitz und verfielen, da sich fr sie keine andere Unterkunft bot, erst recht der Leibeigenschaft. Aber auch der Bauer, der ein Gut besa, ging schnell seinem Untergang entgegen. Konnte er den Hofzins nicht zahlen und den Kirchenzehnten nicht aufbringen, dann mute er borgen. Juden und Christen der benachbarten Stadt sprangen ihm bei, aber zu seinem Verderben. Denn hoch waren die Wucherzinsen, die der Bauer zahlen mute, niedrig der Preis, fr den man seine landwirtschaftlichen Er-zeugniffe statt der Geldzinsen annahm. Bald war der Bauer aus-gesogen, und auch hier war Leibeigenschaft das Ende.
Wenn es nun auch nicht berall so schlimm war, so war es doch in vielen Gegenden Deutschlands mit dem Bauern so weit ge-kommen. Jmmerliche Armut, Roheit und Verkommenheit, kriechende Demut, aber auch Heimtcke und Verschlagenheit wurden die Haupt-kennzeichen buerlichen Lebens und Wesens. Aber es konnte auch nicht ausbleiben, da die besseren Geister unter den Bauern auf eine Hebung und Befreiung ihres armseligen Standes sannen. So kam es schon im 15. Jahrhundert besonders im Sdwesten des Reiches zu Zusammenrottungen, Bndnissen und Aufstnden der Bauern, die jetzt unter den kleinen, abhngigen Leuten der Städte leicht und schnell Bundesgenossen fanden.
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39
auf den Anbau einer geringen Anzahl Sorten beschränken. Wenn bis
jetzt in einem Dorfe zwanzig verschiedene Obstsorten gebaut wurden, so
werden wir nun in demselben Dorfe nur die drei oder vier allerbesten
Sorten, welche im Dorfe gedeihen, anbauen, alle übrigen Sorten aber
abschaffen, indem wir diese Bäume umpfropfen. Wir erhalten dann im
Dorfe im Herbste von den wenigen Sorten sehr viele Früchte, der
einzelne wird mehr ernten, als er braucht. Der Überschuß aber kann
zusammengetan werden und ist dann immer noch so groß, daß es lohnt,
ihn zu verkaufen. Haben sich mehrere benachbarte Dörfer über einige
wenige Sorten geeinigt und bauen sie nun alle dieselben Sorten, so wird
der Überschuß bereits so groß sein, daß er im großen verkauft werden
kann. Der Überschuß wird nicht mehr, wie bisher, verzettelt, sondern
erhält einen Marktwert.
3. Wie der Überschuß zu verwerten ist, werden wir später sehen.
Zunächst wollen wir uns mit der zweiten Frage beschäftigen, nämlich
damit, wie wir gleichmäßig gute äußere Qualität erzielen. Sehen wir
uns das in einer Tonne verpackte amerikanische Obst an, so finden wir,
daß alle Früchte gleich groß sind. Ferner fehlen Fallflecke vollständig.
Da nun ein Baum nicht lauter gleichgroße Früchte trägt, so müssen die
Früchte vor der Verpackung gut sortiert sein. Das ist eins der großen
Geschäftsgeheimnisse des amerikanischen Obstzüchters, durch das er seiner
Ware so großen Absatz verschafft. Der Käufer weiß, daß er, wenn er
eine Tonne amerikanischen Obstes kauft, die untersten Früchte ebensogut
sind wie die obersten, und deshalb bewilligt er gern einen höheren Preis.
Bei uns ist's leider meist gerade umgekehrt: oben liegen schöne Früchte,
unten schlechte, kleine, verkrüppelte Früchte, und deshalb bewilligt der
Käufer einen viel geringeren Preis. Die kleine Mühe des Sortierens
macht sich also reichlich bezahlt, da das Sortieren gleich beim Pflücken
vorgenommen werden kann. Damit kommen wir zu einem anderen
Punkte. Der Deutsche schüttelt das Obst, der Amerikaner pflückt es.
Ersterer bekommt Obst mit Fallflecken, letzterer unversehrte Früchte.
Endlich sorgt der Amerikaner dafür, daß sein Obst frei von schwarzen
Flecken bleibt. Die schwarzen Flecke werden durch Pilze hervorgerufen
und verhütet, wenn man die Obstbäume im Laufe des Jahres mehrmals
mit Bordelaiser Brühe (Lauge aus Kalk und Kupfervitriol) spritzt.
Diese Bordelaiser Brühe tötet die gerade vorhandenen Pilze, hindert
aber nicht, daß sich später von neuem Pilze ansiedeln. Deshalb muß
im Laufe des Jahres mehrmals gespritzt werden und zwar: 2—3 Wochen
vor der Blüte, nach der Blüte, wenn die jungen Früchte die Größe eines
Haselnußkernes erreicht haben, kurz vor dem Johanuestrieb, gleich nach
Beendigung des Johannestriebes und dann noch im August und Oktober.
Durch das Bespritzen erzielt man nicht nur fleckenfreie, sondern auch
schönere, größere Früchte. Man spritzt mit einer Nebelspritze, die die
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70
nur in seiner Mundart: „Wat säeten wi mit bei Kaff, denn rin' tan
danhn hewwen wi nicks nn rnt' krieg'n kaen wie ok nich vel. Wat sünd
dei 300 dnsend Mark, wofür dei Provinz gant seggt hett, für uns all,
dat reift jo knm für nnsen Kreis."
Ich muß gestehen, daß ich anfangs diesem Manne nicht ganz
Unrecht geben konnte. Ich konnte nicht einsehen, wie die vielen länd-
lichen Genossenschaften ans dem Lande sich halten würden. Ans diesem
Grunde war ich auch nicht gleich geneigt, das Amt eines Rendanten bei
unserer Kasse zu übernehmen. Ich habe es aber getan ans wiederholtes
Drängen der Groß- und Klcingrnndbesitzer in unserem Bezirk, und in
der seltenen Einigkeit, die bei uns gerade zwischen dem Klein- und Groß-
grundbesitz herrscht, habe ich den Grund gefunden, daß wir etwas vor-
wärts gekommen sind und daß unsere Kasse sich recht erfreulich ent-
wickelt.
Unsere Kassen heißen ja nun zunächst „Spar-" und dann „Dar-
lehnskassen", und gerade ans die Förderung des Sparkassenwesens als
eines Grundpfeilers für ländliche Wohlfahrtspflege ans dem Lande habe
ich besonders mein Augenmerk gerichtet. Indem ich mich nun mit der
Geschichte des preußischen Sparkassenwesens nach verschiedenen Quellen
etwas näher beschäftigte, stieß ich ans Einzelheiten, die mir zeigten, an
welchen Mängeln bisher unsere städtischen Sparkassen litten, und ferner,
wie wir unsere ländlichen Genossenschaften und besonders unsere länd-
lichen Sparkassen weiter ausgestalten könnten.
Ich möchte nun die erste Frage ganz kurz streifen.
Vor einigen Jahren kam ich einmal in meinem Dorfe in eine
Arbeiterfamilie. Ich erkundigte mich nach den Verhältnissen der Leute,
und die Frau erzählte, daß ihr Mann durch günstige Akkordarbeit in
den letzten 14 Tagen 70 Mark verdient hätte. Sie fügte gleich hinzu,
daß sie dieses Geld nicht alles ausgeben, sondern zurücklegen wollten
für schlechtere Zeiten.
Als ich sagte: „Warum geben Sie es nicht in die Sparkasse", da
entgegnete sie: „Das ist zu umständlich; da muß ich erst zur Stadt, und
komme ich zur Stadt, dann kann ich dort auch noch nicht immer an-
kommen; ich lege es in die Kommode; da kann ich es leicht hinlegen
und wieder herausholen." Nun wissen wir aber alle, daß zu den vielen
Landplagen auch die gehört, daß die Hausierer von Hans zu Hans ziehen
und mit ihrer Überredungskunst es verstehen, die einfachen Landlente zu
betören. Das Geld ist da, und gar zu leicht wird ein Stück gekauft,
das vielleicht nicht nötig war. Wie anders wäre es, wenn das Geld
zur Sparkasse gebracht würde! Man würde es sich überlegen, ehe man
es wieder holte, und die betreffende Ware wird nicht gekauft.
Es geht beim Sparen wie im gewöhnlichen Leben bei allen anderen
Dingen: Aller Anfang ist schwer. Die gefährliche Klippe ist der Anfang.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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74
veranlassen, daß sie einen Teil des Lohnes ans die Sparkasse brächten.
Das ist in vielen Fällen geschehen. Mit einem Streiche fällt keine
Eiche, und eine pommersche erst recht nicht. Aber steter Tropfen höhlt
den Stein; so ist es auch mit der Agitation für unsere Sparkassen.
Wir haben heute in unserm Bezirk 80 500 Mark Spareinlagen
eingenommen. Das ist eine ganz anständige Summe, und was hinzu-
kommt: es sind diese Einlagen fast ausschließlich von kleinen Leuten ge-
macht worden. Unsere sämtlichen Handwerker, Hofbesitzer und Guts-
besitzer stehen mit uns in Kontokorrentverkehr und haben ihr eventuelles
Guthaben in diesem Konto, das sind zurzeit auch noch 24 000 Mark.
Wir sind auf diese Weise so weit gekommen, daß z. B. in dem Dorfe,
wo ich wohne, in Kl. Rakow, auf je drei Einwohner ein Sparkassen-
buch kommt, in Gr. Rakow, dem benachbarten Dorf, kommen auf
19 Familien 27 Sparkassenbücher — das macht pro sechs Seelen ein
Buch; in dem benachbarten Dorfe Bretwisch kommt auf je sieben Seelen
ein Buch. Heute sagt derselbe Gemeindevorsteher, den ich zu Anfang
erwähnte: „Alles möcht ich missen, aber unsere Kasse nicht." Wenn
andere sich über den Fortgang der Kasse wundern, dann ruft er mit
einem gewissen Selbstbewußtsein aus: „Rakow ist Rakow."
Ii.
Ich möchte nun, da es gewiß nicht uninteressant ist, noch einige
Agitationsmittel mitteilen, die bei uns angewandt werden.
Wenn ich sonst bei meinen Spaziergängen planlos manchmal
umherirrte, so bin ich jetzt dabei zielbewußt, indem ich heute dies,
morgen jenes Dorf besuche, und der Erfolg ist der, daß ich in den
meisten Fällen bei der Rückkehr mehrere Sparkassenbücher ausstellen
kann. Es ist mir das bei kleinen und bei großen Leuten gelungen,
z. B. auch bei einer Gntspächterfrau. Nachdem ich dieser von der Ein-
richtung und den Vorteilen unserer Kasse erzählt hatte, gab sie mir vier
Sparkassenbücher ihrer Kinder, die Beträge über mehrere 100 Mark
enthielten, mit dem Auftrage, das Geld bei der Sparkasse in der be-
nachbarten Stadt abzuheben und bei uns anzulegen.
Da ich amtlich nicht nur in meinem Dorfe, in Kl. Rackow, zu tun
habe, sondern als Küster durch die ganze Parochie komme, so bin ich
überall bekannt, und es wird die Mußezeit nachher zur Agitation für
die Kasse oder zu einer einfachen Unterhaltung über diese benutzt, und
ich bin dadurch so weit gekommen, daß es mir jetzt fast nicht ein ein-
ziges Mal, wenn ich aus dem Nachbardorfe Bretwisch komme, passiert,
daß ich nicht eine Tasche voll Geld mitnehme. Mein eigenes Porte-
monnaie hat sich allmählich als zu klein erwiesen, und ich habe mir
deshalb ein großes Genossenschaftsportemonaie angeschafft.
Ferner haben wir bei unseren Amtshandlungen, z. B. bei Taufen,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]