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1. Das Mittelalter - S. 134

1893 - Leipzig : Dürr
ihn so günstig, daß er daran denke sonnte, einen entscheidenden Schlag zu wagen. Da führte ihn der Tod von der dornenvollen Laufbahn hinweg. In Fiorentino in Apulien starb er im Dezember 1250. 12. Untergang der Hohenstaufen. Nach dem Tode des letzten großen hohenstanfischen Kaisers trat sogleich eine vollständige Auflösung der staatlichen Verhältnisse ein. Friedrichs Sohn, der deutsche König Konrad Iv., konnte sich kaum noch ein Jahr im Reiche halten. Er begab sich nach Italien, um sich seines sicilianischen Reiches zu versichern, das sein Bruder Manfred nach des Vaters Tode für 'ihn verwaltete. Aber nach wenigen Jahren schon ereilte ihn der Tod, er starb im Mai des Jahres 1254 in Lavello in Unteritalien, in demselben Jahre schied der erbitterte Gegner der Hohenstaufen, Jnnoeenz Iv., aus dem Leben. Seinen kleinen Sohn hatte König Konrad in Deutschland zurückgelassen, wo derselbe unter der Obhut seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Bayern heranwuchs. In ©teilten ward nun Manfred zum König gekrönt. Aber auch der neue Papst ruhte nicht, bis er die Hohenstaufen aus Neapel und Sicilien Vertrieben hatte. Er bot dem habgierigen Bruder des französischen Königs, Karl von Anjou, die Krone von Sieilien an. Dieser ging ans das Anerbieten ein und landete mit Heeresmacht in Unteritalien. Bei Beuevent (1266) rangen die Hohenstaufen mit hohem Mute aber mit sinkender Kraft um den Besitz des schönen Landes. In heißer Schlacht wurde Manfred überwunden und fiel. Die Seinen errichteten ihm ein Grabmal mit einem Steinhügel unweit des Meeresufers. Zwei Jahre später kam Konradin mit seinem Freunde, dem Markgrafen Friedrich von Baden, um sein Erbe wieder zu erobern. In ihm lebte die Ritterlichkeit des hohenstaustfchen Geschlechtes noch einmal auf, aber auch das tragische Geschick desselben erreichte in ihm seinen Höhepunkt. Anfangs nahm fein Abenteuer einen günstigen Verlaus. Die Ghibellinen aus allen Teilen Italiens schlossen sich ihm an, sogar Rom öffnete ihm seine Thore. Aber als er 1268 nach Unteritalien hinabzog, sah ihm selbst der Papst von der Engelsburg aus mit einem wehmütigen Blicke nach, er erkannte in ihm das Opfer, das zur Schlachtbank geführt ward. Bei Tagliagozzo erfolgte der Zusammenstoß der feindlichen Heere. Die Deutschen waren den Franzosen an Zahl etwas überlegen, dennoch verlor Konradin die Schlacht. Er floh nach der Küste und bestieg ein Schiff, das ihn nach Pisa bringen sollte, aber ein italienischer Edler Giovanni Frangi-pane holte ihn mit einem Schnellrudrer ein und lieferte ihn an Karl

2. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 206

1903 - Leipzig : Dürr
206 Die Geschichte des Mittelalters von 15—30 Hektar). Auf diesem Grund und Boden sollte der Ansiedler freier Herr sein, denn er erhielt das Land in Erbpacht und war für den Anfang der Wirtschaft, oft bis auf 16 Jahre, von jeder Abgabe frei. Dann hatte er einen geringen Erbzins an den Grundherrn, den Fürsten und den Zehnten an die Kirche zu zahlen. Der Unternehmer erhielt zwei oder auch wohl mehr Hufen und wurde Erbfchulze des Dorfes; mit seinem Gute, dem Erblehngericht, war häufig die Schankgerechtigkeit oder auch das Recht des Verkaufs von Fleisch und Brot verbunden?) Noch bleibt zu erklären, wie es möglich gewesen ist, daß die ehemals slavischen Länder völlig deutsch geworden sind, daß sich von der slavischen Bevölkerung nichts erhalten hat, daß eine Vermischung zwischen Germanen und Slaven nicht stattgefunden hat. — Unbarmherzig gingen vielfach die Kolonisten gegen die Slaven vor; besonders in Brandenburg scheint man es von vornherein auf ihre Vernichtung abgesehen zu haben. So flohen denn die ehemaligen Einwohner, wenn sie sich nicht in die Knechtschaft begeben wollten, vor den neuen Herren in die Wälder, an die Seen und Flüsse, einem kümmerlichen Leben preisgegeben. Die deutschen Herrn *) Die Anlage der Dörfer und Städte geschieht nach bestimmtem Typus. „Die Ansiedler nahmen unbebautes Weidland oder altslavisches Gemeindeland, oder eine slavische Dorsslur, ganz oder teilweise, nach Ausweisung der Slaven in Besitz, deren Namen sie dann beibehielten, während eine Gründung auf neuem Boden nach dem Unternehmer benannt wurde. Ihre Höfe bauten sie in langer offener Reihe zu beiden Seiten der Straße, am Bach oder am Moor hin und maßen jedem die Hufe zu, die sich vom Hofe aus etwa rechtwinklig zur Straße als ein langer schmaler Landstreisen von 32—50 ha nach der Flurgrenze hin erstreckte." „Auch für die bürgerlichen Anlagen bildete sich ein bestimmter Typus der Anlage und Unternehmung heraus. Ein Lokator oder ein Konsortium von Lokatoren übernahmen die Gefahr der Gründung, der Unternehmer wurde mit der Vogtei der Stadt belehnt; er erhielt neben Freihufen und Freiheit von der Haussteuer ein Drittel der Gerichtsgebühren, ein Drittel der Marktgefälle, ein Drittel der Einkünfte vom Kaufhaus und anderen Einnahmen aus Handel und Gewerbe; seine Stellung entwickelte sich nach Art derjenigen des Erb-schulzen der Dörfer. Und wie das Dorf in Hufen angelegt ward, systematisch, unter ängstlicher Rücksicht auf die Gleichheit jeglichen Loses und die bequeme Wirtschaft aller, so bildete sich auch ein bestimmtes Schema städtischer Anlage heraus, das eine möglichst große Anzahl von Hausstellen in einem möglichst kleinen schützenden Mauerbering zu saffen bestrebt war. So ward unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des Handels und der Industrie ein Markt angelegt mit alles beherrschendem Rat- und Kaufhaus; den Markt umgaben die Hausstellen der Bürger, schmal, höchstens 2—4 Fenster breit, nicht zu tief; kaum irgendwo beträgt die Ausmessung bis zur nächsten Parallelstraße mehr als etwa 20 Schritt. So entstanden kleine bürgerliche Besiedlungen, deren etwa zwei Dutzend auf die Hofstelle eines mittleren Bauern auf dem platten Lande gegangen wären. Und eng wenn auch gradlinig, drängten sich auch die etwa sonst noch gezogenen Gassen an den Markt, alle umfaßt von der dichtgürtenden Stadtmauer, deren Umfang gleichwohl die Anlage mäßiger Wirtschafts- und Dungstätten für einen feineren Anbau noch zu gestatten pflegte."

3. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 63

1903 - Leipzig : Dürr
Die ständischen und sozialen Kämpfe in der römischen Republik 63 sich die wachsende Selbstsucht des römischen Patriziats betritt, daß fast nur — mit dem vejentinischen Gebiet ward einmal eine Ausnahme gemacht — das Land an das patrizische Proletariat verteilt wurde, daß man überflüssiges Staatsland lieber unterteilt als Gesamtgemeindebesitz liegen ließ, ehe man es der doch so sehr bedürftigen Plebs gab. Diese parteiische Maßregel lag im Interesse der Patrizier, weil sich baburch ihre Zahl und bamit ihre politische Macht verstärkte; sie durchzusetzen, war ihnen um deswillen nicht schwierig, weil Senat und Konsuln ihrer Mitte entstammten und sie in den Centuriatkomitien (vgl. die Servianische Verfassung) das Übergewicht hatten. Die Notlage der Plebejer ward also verstärkt durch den Ausschluß vom Gemeindeland. Anstatt für das unterteilte Gemeindeland ein gemeinsames Benutzungsrecht festzusetzen, gestattete die herrschende Partei nur ihren Angehörigen die Okkupation dieses Ackerlandes, ließ auch den anfangs dafür zu zahlenden Zins allmählich verfallen. So häuften sich denn große Grundstücke zu einem Dominium zusammen; Sklaven, deren es ja nach den italischen Kriegen genug gab, bebauten für den besitzenden Patrizier das Land. Er konnte infolge des großen Produktionsmaßstabes und der billigen Arbeitskräfte das Getreide billiger herstellen und verkaufen, schädigte aber umsomehr den selbst und mit ganz attderm Kraft- und Kostenaufwand arbeitenden Kleinbauern. Auch mit der Viehzucht konnte dieser sich aus den Nöten der Landwirtschaft nicht retten. Die Weide war gemeinsamer Besitz, und bald verdrängten die großen Herden des Reichen die wenigen Stücke Vieh, die der Bauer noch auf die Weide trieb. Weil Landwirtschaft und Viehzucht für den Kleinbauer nicht mehr lohnten, mußte fein wirtschaftlicher Notstand immer mehr wachsen. Daß durch die Kreise der Plebejer bald ein bedrohliches Gären hindurchging, hatte noch einen ernsteren Grund in dem römischen Schuldrecht. Viele der Bauern konnten sich nicht mehr auf ihrem Besitztum halten, verkauften es dem benachbarten Großgrundbesitzer, der darauf schon lange gewartet hatte, und gingen nach Rom, hier die besitzlose und unruhige Masse noch vermehrend. Andre versuchten, sich durch Borgen die Mittel zu verschaffen, ihr Gut in die Höhe zu bringen. Das geschah in jenen Zeiten der Naturalwirtschaft so, daß der Reiche dem Armen Saatkorn, Acker- und Zuchtvieh lieh. Wie leicht konnten nun nicht durch einen neuen Krieg, durch ein verwüstendes Unwetter alle die Mühen und Kosten umsonst sein! Der Bauer konnte seinem Gläubiger die geliehene „Summe" nicht zurückzahlen und stand jetzt unter dem harten Zwange des römischen Schuldrechtes. Wenn ein Landmann ein Darlehen aufnahm, so verkaufte er nach diesem Recht sein Gut an seinen Gläubiger, und durch Zurückzahlung der Schuld erst ging es wieder in seinen Besitz über. War ihm diese unmöglich, so haftete er nicht nur mit seinem Besitz,

4. Das Altertum - S. 67

1893 - Leipzig : Dürr
— 67 — 4. pte Werserkriege. a) Das Perserreich unter Darius Hystaspis und der Zug gegen die Skythen. Das von Cyrus begründete Perserreich hatte nicht nur die früher zum assyrischen Reiche gehörigen Länder in sich ausgenommen, sondern sich auch über Kleinasien und Ägypten ausgedehnt Aber immer weiter und weiter wollte es seine Grenzen nach Westen vorschieben. Dadurch kam es mit Griechenland in feindliche Berührung, und dies führte zu den ewig denkwürdigen Perserkriegen. Als Darius Hystaspis der Ausstände im Innern seines Reiches Herr geworden war, ging er zunächst daran, das Reich zu ordnen. Er teilte es in zwanzig Satrapien (Statthalterschaften) ein und legte jeder Satrapie eine bestimmte jährliche Reichssteuer auf, die au sich nicht zu hoch war, denn sie betrug im ganzen Reich 66 Millionen Mark nach unserem Gelde. Doch wurden infolge dieser Einteilung die griechischen Kolonien an der kleinasiatischen Küste (Jonien) dem Perserreiche völlig einverleibt. Darius ließ auch Reichsmünzen in Gold prägen, die insofern für uns noch von Interesse sind, als ein Stater (Dareikos) nach unserem Gelde einem Zwanzigmarkstück gleich kam, und Silbermünzen im Werte von einer Mark, Siglen genannt. Nun wollte er auch gleich seinen Vorfahren als Mehrer des Reichs, als Eroberer auftreten. Im Jahre 514 unternahm er einen Zug gegen die Skythen im Norden des Schwarzen Meeres. Wahrscheinlich reizten ihn der Kornreichtum dieser Gegenden und die griechischen Handelsstädte daselbst. Erst ließ er über den Bosporus eine Brücke bauen, dann brach er von Susa auf und überschritt, im Sommer 513, den Meeresarm. Das Landheer bestand aus mindestens einer halben Million Streiter, die Flotte, welche den Auftrag hatte, vom Schwarzen Meer aus in die Donau einzufahren und an einer geeigneten Stelle eine Brücke über den Strom zu schlagen, zählte 700 Schiffe. Der König zog, ohne Widerstand zu finden, durch Thrakien, überschritt den Balkan, besiegte die tapferen Geten und kam an die Donau, wo er die Brücke vorfand. Zur Bewachung derselben ließ er die kleinasiatischen Ionier zurück, dann drang er in das Land der Skythen ein. Dort wohnten nomadische Volks-.stamme, die bei dem Herannahen des Feindes mit ihren Zelten und ihren Herden tief in das Innere des Landes zurückwichen. Mühsam drang das große persische Heer in den unwegsamen Gegenden nach, immer von feindlichen Reitern umschwärmt, ohne Rast und ohne Lebensmittel. Der König sah das Vergebliche seines Unternehmens ein und gab den Befehl zum Rückzüge. Viele Taufende fielen noch unter den 5*

5. Die neue Zeit - S. 94

1895 - Leipzig : Dürr
— 94 — und Boden feil, denn auch die weniger schuldigen protestantischen Edelleute, denen man nur die Hälfte oder drei Viertel ihrer Besitzungen entzog, mußten das übrige an die Regierung verkaufen und das Land verlassen. Nicht nur, daß die kaiserlichen Beamten selbst die Güter, die sie erstehen wollten, abschätzten und natürlich den allergeringsten Preis genehmigten, es wurde auch zu ihrem Gebrauche eine besondere Münze geprägt, die nur den vierten Teil des angeblichen Wertes hatte. Die hohen Herren, welche diese Schandmünzstätte pachteten, verschlechterten die Stücke nicht um das vier-, sondern um das zehnfache und bereicherten sich außerdem noch durch den Ankauf der Grundstücke. So verloren die armen Vertriebenen durch den abscheulichsten Handel, der sich denken läßt, auch noch den Rest ihrer Habv.. Der Kaiser, unter dessen Augen dies geschah, fand seine Rechnung am wenigsten dabei, seine Kassen blieben leer. Furchtbar lastete der Druck auf Böhmen und Mähren. Die Heere hausten wie Räuber, am schlimmsten die kaiserlichen Truppen unter Buquoy, die Mansselder und die Ungarn, die Bethlen Gabor Zu Hilfe sandte. Meilenweit verschwanden die Dörfer von der Erde, die Bewohner wurden ausgeplündert, gemißhandelt, umgebracht. Die Zahl der Einwohner in Böhmen betrug vor dem Kriege etwa 4 Millionen, nach dem Kriege nur noch 700 000, in Mähren blieb von 90 000 selbständigen Bauerhöfen kaum noch der dritte Teil erhalten. Die Hunnen zur Zeit der Völkerwanderung haben nicht mehr gewütet als die Söldnerheere mit ihrem Troß von Weibern und Buben, und im Aussinnen von Martern, um die Herausgabe versteckter Reichtümer zu erzwingen, in Roheit und teuflischer Lust überboten diese „Christen" bei weitem die blutdürstigsten Kannibalen. 4. Der Krieg um die Pfalz. Wenn der Krieg mit den böhmischen Greueln ein Ende gehabt hätte, so wäre er schon schrecklich genug gewesen. Aber er setzte sich fort in der Pfalz, und damit wurde ganz Deutschland in den Abgrund hineingerissen. Die Schuld davon tragen drei Fürsten in gleicher Weise: Kaiser Ferdinand, der die Acht über Friedrich V. aussprach, Maximilian von Bayern, der die Acht bereitwillig vollzog, um in den Besitz der Pfalz zu kommen, und Friedrich V., der nichts that, um den Kaiser zu versöhnen, sondern im Gegenteil noch Entschädigung für die in Böhmen verschwendeten Summen verlangte. Maximilian drängte den Kaiser, ihm die Kurwürde zugleich mit der Pfalz zu übertragen,

6. Die neueste Zeit - S. 202

1897 - Leipzig : Dürr
— 202 — die ja ohnedies bisher im Anschluß an Rußland ihre gegenseitige Eifersucht beschwichtigt hatten. Von den Westmächten allein glaubte Nikolaus nicht ernstlich bedroht zu sein, da ihm ein Zusammengehen Englands mit Frankreich nicht wahrscheinlich dünkte. Deshalb that er rasch den ersten Schritt. Der Admiral Fürst Menzikow ging im Aufträge des Kaisers nach Konstantinopel und verlangte das Protektorat Rußlands über die grichisch-katholischen Unterthanen des Sultans. Hätte die Psorte sogleich nachgegeben, so wäre der russische Kaiser Mitregent des Sultans geworden, und die Vertreibung der Türken war nur noch eine Frage der Zeit. Aber der Sultau verwarf die trotzige Forderung. Rußland schien aus diese Antwort gefaßt zu fein, denn alsbald zog es eine starke Flotte im Schwarzen Meer zusammen und schob ein beträchtliches Heer bis an deu Pruth vor. Am 2. Juli 1853 überschritten zwei russische Armeecorps unter dem Oberbefehl des Fürsten G o r t s ch a k o w den Pruth und rückten iu die Douaufürstentümer ein. Kurz vorher war ein englisches und ein französisches Geschwader am Eingänge der Dardanellen erschienen, doch hofften die Großmächte den Streit noch in Güte beilegen zu können. Ihre Gesandten hielten unter Österreichs Vermittelung eine Konferenz in Wien ab, allein die Verwicklung war schon zu weit fortgeschritten. Die Pforte befand sich bereits mit Rußland auf dem Kriegsfuß. Omer Pascha nahm mit dem türkischen Hauptheere am linken Donauufer Aufstellung. Während er dort den Russen kräftig Widerstand leistete, überfielen diese die türkische Flotte im Hafen von Sinope und vernichteten sie fast gänzlich. Infolgedessen fühlten sich auch die Westmächte zu einem rascheren Vorgehen bewogen. Napoleon Iii. hatte dies schon lange gewünscht, denn es lag ihm daran, daß Frankreich sogleich im Anfange des wiedererstandenen Kaisertums ein bedeutendes Gewicht in die Wagfchale der europäischen Politik legen könnte, und Lord Palm ersten, der neue englische Premierminister, war einem Zusammengehen mit ihm geneigt. Im März 1854 schlossen die beiden Mächte ein Bündnis mit der Türkei ab und erklärten Rußland den Krieg. Österreich und Preußen blieben neutral, doch kamen sie überein, die Gegner Rußlands zu unterstützen, falls dieses die Donau- fürstentümer für sich behalten oder feine Truppen den Balkan überschreiten würden. Auch ließ sich Österreich von der Türkei die Erlaubnis erteilen, die Moldau und Walachei bis zum Frieden zu besetzen. Frankreich und England machten außerordentliche Anstrengungen. Gewaltige Truppenmassen, mit vielem Geschütz versehen, wurden nach dem

7. Das Mittelalter - S. 101

1897 - Leipzig : Dürr
101 und das Jagdrecht in der Dorfflur, nahmen. Wehrlos, von den grausamsten Strafen bedroht, mute der Bauer zusehen, wie das Wild, das der Gutsherr hegte und Pflegte, seine cker verwstete, und konnte nichts thun, wenn der Herr mit seinen Jagdgsten schonungslos durch die fruchttragenden Saatfelder ritt. Hierzu kam, da seit Ausgang des 14. Jahrhunderts eine bervlkerung auf dem platten Lande eintrat. Denn die Städte durften und wollten keine Pfahlbrger mehr aufnehmen. Infolgedessen muten die alten Hufengter der Bauern im Erbe immer mehr geteilt werden, und trotzdem blieben noch viele Bauern ohne jeden Grundbesitz und verfielen, da sich fr sie keine andere Unterkunft bot, erst recht der Leibeigenschaft. Aber auch der Bauer, der ein Gut besa, ging schnell seinem Untergang entgegen. Konnte er den Hofzins nicht zahlen und den Kirchenzehnten nicht aufbringen, dann mute er borgen. Juden und Christen der benachbarten Stadt sprangen ihm bei, aber zu seinem Verderben. Denn hoch waren die Wucherzinsen, die der Bauer zahlen mute, niedrig der Preis, fr den man seine landwirtschaftlichen Er-zeugniffe statt der Geldzinsen annahm. Bald war der Bauer aus-gesogen, und auch hier war Leibeigenschaft das Ende. Wenn es nun auch nicht berall so schlimm war, so war es doch in vielen Gegenden Deutschlands mit dem Bauern so weit ge-kommen. Jmmerliche Armut, Roheit und Verkommenheit, kriechende Demut, aber auch Heimtcke und Verschlagenheit wurden die Haupt-kennzeichen buerlichen Lebens und Wesens. Aber es konnte auch nicht ausbleiben, da die besseren Geister unter den Bauern auf eine Hebung und Befreiung ihres armseligen Standes sannen. So kam es schon im 15. Jahrhundert besonders im Sdwesten des Reiches zu Zusammenrottungen, Bndnissen und Aufstnden der Bauern, die jetzt unter den kleinen, abhngigen Leuten der Städte leicht und schnell Bundesgenossen fanden.

8. Land und Stadt - S. 39

1905 - Leipzig : Dürr
39 auf den Anbau einer geringen Anzahl Sorten beschränken. Wenn bis jetzt in einem Dorfe zwanzig verschiedene Obstsorten gebaut wurden, so werden wir nun in demselben Dorfe nur die drei oder vier allerbesten Sorten, welche im Dorfe gedeihen, anbauen, alle übrigen Sorten aber abschaffen, indem wir diese Bäume umpfropfen. Wir erhalten dann im Dorfe im Herbste von den wenigen Sorten sehr viele Früchte, der einzelne wird mehr ernten, als er braucht. Der Überschuß aber kann zusammengetan werden und ist dann immer noch so groß, daß es lohnt, ihn zu verkaufen. Haben sich mehrere benachbarte Dörfer über einige wenige Sorten geeinigt und bauen sie nun alle dieselben Sorten, so wird der Überschuß bereits so groß sein, daß er im großen verkauft werden kann. Der Überschuß wird nicht mehr, wie bisher, verzettelt, sondern erhält einen Marktwert. 3. Wie der Überschuß zu verwerten ist, werden wir später sehen. Zunächst wollen wir uns mit der zweiten Frage beschäftigen, nämlich damit, wie wir gleichmäßig gute äußere Qualität erzielen. Sehen wir uns das in einer Tonne verpackte amerikanische Obst an, so finden wir, daß alle Früchte gleich groß sind. Ferner fehlen Fallflecke vollständig. Da nun ein Baum nicht lauter gleichgroße Früchte trägt, so müssen die Früchte vor der Verpackung gut sortiert sein. Das ist eins der großen Geschäftsgeheimnisse des amerikanischen Obstzüchters, durch das er seiner Ware so großen Absatz verschafft. Der Käufer weiß, daß er, wenn er eine Tonne amerikanischen Obstes kauft, die untersten Früchte ebensogut sind wie die obersten, und deshalb bewilligt er gern einen höheren Preis. Bei uns ist's leider meist gerade umgekehrt: oben liegen schöne Früchte, unten schlechte, kleine, verkrüppelte Früchte, und deshalb bewilligt der Käufer einen viel geringeren Preis. Die kleine Mühe des Sortierens macht sich also reichlich bezahlt, da das Sortieren gleich beim Pflücken vorgenommen werden kann. Damit kommen wir zu einem anderen Punkte. Der Deutsche schüttelt das Obst, der Amerikaner pflückt es. Ersterer bekommt Obst mit Fallflecken, letzterer unversehrte Früchte. Endlich sorgt der Amerikaner dafür, daß sein Obst frei von schwarzen Flecken bleibt. Die schwarzen Flecke werden durch Pilze hervorgerufen und verhütet, wenn man die Obstbäume im Laufe des Jahres mehrmals mit Bordelaiser Brühe (Lauge aus Kalk und Kupfervitriol) spritzt. Diese Bordelaiser Brühe tötet die gerade vorhandenen Pilze, hindert aber nicht, daß sich später von neuem Pilze ansiedeln. Deshalb muß im Laufe des Jahres mehrmals gespritzt werden und zwar: 2—3 Wochen vor der Blüte, nach der Blüte, wenn die jungen Früchte die Größe eines Haselnußkernes erreicht haben, kurz vor dem Johanuestrieb, gleich nach Beendigung des Johannestriebes und dann noch im August und Oktober. Durch das Bespritzen erzielt man nicht nur fleckenfreie, sondern auch schönere, größere Früchte. Man spritzt mit einer Nebelspritze, die die

9. Land und Stadt - S. 70

1905 - Leipzig : Dürr
70 nur in seiner Mundart: „Wat säeten wi mit bei Kaff, denn rin' tan danhn hewwen wi nicks nn rnt' krieg'n kaen wie ok nich vel. Wat sünd dei 300 dnsend Mark, wofür dei Provinz gant seggt hett, für uns all, dat reift jo knm für nnsen Kreis." Ich muß gestehen, daß ich anfangs diesem Manne nicht ganz Unrecht geben konnte. Ich konnte nicht einsehen, wie die vielen länd- lichen Genossenschaften ans dem Lande sich halten würden. Ans diesem Grunde war ich auch nicht gleich geneigt, das Amt eines Rendanten bei unserer Kasse zu übernehmen. Ich habe es aber getan ans wiederholtes Drängen der Groß- und Klcingrnndbesitzer in unserem Bezirk, und in der seltenen Einigkeit, die bei uns gerade zwischen dem Klein- und Groß- grundbesitz herrscht, habe ich den Grund gefunden, daß wir etwas vor- wärts gekommen sind und daß unsere Kasse sich recht erfreulich ent- wickelt. Unsere Kassen heißen ja nun zunächst „Spar-" und dann „Dar- lehnskassen", und gerade ans die Förderung des Sparkassenwesens als eines Grundpfeilers für ländliche Wohlfahrtspflege ans dem Lande habe ich besonders mein Augenmerk gerichtet. Indem ich mich nun mit der Geschichte des preußischen Sparkassenwesens nach verschiedenen Quellen etwas näher beschäftigte, stieß ich ans Einzelheiten, die mir zeigten, an welchen Mängeln bisher unsere städtischen Sparkassen litten, und ferner, wie wir unsere ländlichen Genossenschaften und besonders unsere länd- lichen Sparkassen weiter ausgestalten könnten. Ich möchte nun die erste Frage ganz kurz streifen. Vor einigen Jahren kam ich einmal in meinem Dorfe in eine Arbeiterfamilie. Ich erkundigte mich nach den Verhältnissen der Leute, und die Frau erzählte, daß ihr Mann durch günstige Akkordarbeit in den letzten 14 Tagen 70 Mark verdient hätte. Sie fügte gleich hinzu, daß sie dieses Geld nicht alles ausgeben, sondern zurücklegen wollten für schlechtere Zeiten. Als ich sagte: „Warum geben Sie es nicht in die Sparkasse", da entgegnete sie: „Das ist zu umständlich; da muß ich erst zur Stadt, und komme ich zur Stadt, dann kann ich dort auch noch nicht immer an- kommen; ich lege es in die Kommode; da kann ich es leicht hinlegen und wieder herausholen." Nun wissen wir aber alle, daß zu den vielen Landplagen auch die gehört, daß die Hausierer von Hans zu Hans ziehen und mit ihrer Überredungskunst es verstehen, die einfachen Landlente zu betören. Das Geld ist da, und gar zu leicht wird ein Stück gekauft, das vielleicht nicht nötig war. Wie anders wäre es, wenn das Geld zur Sparkasse gebracht würde! Man würde es sich überlegen, ehe man es wieder holte, und die betreffende Ware wird nicht gekauft. Es geht beim Sparen wie im gewöhnlichen Leben bei allen anderen Dingen: Aller Anfang ist schwer. Die gefährliche Klippe ist der Anfang.

10. Land und Stadt - S. 74

1905 - Leipzig : Dürr
74 veranlassen, daß sie einen Teil des Lohnes ans die Sparkasse brächten. Das ist in vielen Fällen geschehen. Mit einem Streiche fällt keine Eiche, und eine pommersche erst recht nicht. Aber steter Tropfen höhlt den Stein; so ist es auch mit der Agitation für unsere Sparkassen. Wir haben heute in unserm Bezirk 80 500 Mark Spareinlagen eingenommen. Das ist eine ganz anständige Summe, und was hinzu- kommt: es sind diese Einlagen fast ausschließlich von kleinen Leuten ge- macht worden. Unsere sämtlichen Handwerker, Hofbesitzer und Guts- besitzer stehen mit uns in Kontokorrentverkehr und haben ihr eventuelles Guthaben in diesem Konto, das sind zurzeit auch noch 24 000 Mark. Wir sind auf diese Weise so weit gekommen, daß z. B. in dem Dorfe, wo ich wohne, in Kl. Rakow, auf je drei Einwohner ein Sparkassen- buch kommt, in Gr. Rakow, dem benachbarten Dorf, kommen auf 19 Familien 27 Sparkassenbücher — das macht pro sechs Seelen ein Buch; in dem benachbarten Dorfe Bretwisch kommt auf je sieben Seelen ein Buch. Heute sagt derselbe Gemeindevorsteher, den ich zu Anfang erwähnte: „Alles möcht ich missen, aber unsere Kasse nicht." Wenn andere sich über den Fortgang der Kasse wundern, dann ruft er mit einem gewissen Selbstbewußtsein aus: „Rakow ist Rakow." Ii. Ich möchte nun, da es gewiß nicht uninteressant ist, noch einige Agitationsmittel mitteilen, die bei uns angewandt werden. Wenn ich sonst bei meinen Spaziergängen planlos manchmal umherirrte, so bin ich jetzt dabei zielbewußt, indem ich heute dies, morgen jenes Dorf besuche, und der Erfolg ist der, daß ich in den meisten Fällen bei der Rückkehr mehrere Sparkassenbücher ausstellen kann. Es ist mir das bei kleinen und bei großen Leuten gelungen, z. B. auch bei einer Gntspächterfrau. Nachdem ich dieser von der Ein- richtung und den Vorteilen unserer Kasse erzählt hatte, gab sie mir vier Sparkassenbücher ihrer Kinder, die Beträge über mehrere 100 Mark enthielten, mit dem Auftrage, das Geld bei der Sparkasse in der be- nachbarten Stadt abzuheben und bei uns anzulegen. Da ich amtlich nicht nur in meinem Dorfe, in Kl. Rackow, zu tun habe, sondern als Küster durch die ganze Parochie komme, so bin ich überall bekannt, und es wird die Mußezeit nachher zur Agitation für die Kasse oder zu einer einfachen Unterhaltung über diese benutzt, und ich bin dadurch so weit gekommen, daß es mir jetzt fast nicht ein ein- ziges Mal, wenn ich aus dem Nachbardorfe Bretwisch komme, passiert, daß ich nicht eine Tasche voll Geld mitnehme. Mein eigenes Porte- monnaie hat sich allmählich als zu klein erwiesen, und ich habe mir deshalb ein großes Genossenschaftsportemonaie angeschafft. Ferner haben wir bei unseren Amtshandlungen, z. B. bei Taufen,
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