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1. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 215

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
215 wäre durch eine solche Bestimmung nicht ausgeschlossen gewesen. Diese Befugnis der Partiknlarstaaten war um so mißlicher, als drei fremde Könige Mitglieder des Staates waren, England für Hannover, Niederland für Luxemburg, Dänemark für Holstein. Ohne Zweifel wurde die Regierung dieser Bundeslande nicht nach deutschen, sondern nach fremden Interessen geführt, und bald genug sollte sich die Gefahr dieser Zwitterstellung nicht bloß für die darin befindlichen Territorien, sondern für das ganze öffentliche Leben Deutschlands zeigen. Daß die Präsidialmacht des Bundes, Österreich, bei dem Übergewicht ihrer anßer-bündischen Kronlande kaum ein wärmeres Herz als jene drei Höfe für die deutschen Interessen haben konnte, braucht nicht weiter erörtert zu werden. Vollendet wurde die Unsicherheit aller dieser Dinge durch die Aufnahme des deutschen Verfassungsgesetzes in die Wiener Kongreßakte, welche die fünf Großmächte nebst Schweden, Spanien und Portugal zur Regelung des gesamten europäischen Zustandes vereinbarten. Österreich und Preußen hatten diese Maßregel in dem guten Glauben betrieben, daß damit die Sicherung des Bundes gegen fremde Eingriffe durch Europa gewährleistet sei. Ganz anderer Meinung aber war man in Petersburg, Paris und London: nachdem die Bundesakte als Teil der Kongreßakte unter den Schutz der Mächte gestellt sei, dürfe auch Deutschland ohne die Erlaubnis der Garanten daran nichts ändern, stehe also unter europäischer Vormundschaft, genau so wie im 18. Jahrhundert Polen unter der russischen gestanden hatte. Der Zweifel war um so gefährlicher, als vom ersten Tage an recht viele deutsche Fürsten keine Bedenken trugen, bei innern Nöten oder nachbarlichen Händeln den hohen Schutz vornehmlich des russischen Kaisers anzurufen; soweit wie aus diplomatischem Wege möglich, lehnten wohl die beiden Großmächte derartige Einmischung ab, aber erst als im Jahre 1831 gegen eilten von jenen veranlaßten Bnndesbeschlnß die drei fremden Großmächte als Garanten der deutschen Verfassung einen förmlichen Protest anmeldeten, wies der Bundestag unter Preußens Vorgang die Anmaßung des Auslandes grundsätzlich zurück. Die Fremden ließen daraus den einzelnen Fall auf sich beruhen, hielten aber ihren Anspruch ausrecht und haben ihn noch oft in gefährlicher Weise durchzusetzen versucht. Die wichtigste Forderung eines großen Volkes, die nationale Unabhängigkeit, war

2. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 247

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
247 waren die Häfen verfallen, viele große Handelshäuser ruiniert, in Schlesien herrschte in den Weberdörfern die bitterste Armut. Es kam noch erschwerend für sie hinzu, daß überall im Innern Preußens und Deutschlands Zollgrenzen den einheimischen Verkehr hinderten. Die tief geschädigte Landwirtschaft, von der sich damals noch achtzig Prozent der Bevölkerung nährten, ward noch in den Jahren 1816 und 1817 durch schlimme Mißernten hart betroffen. In vielen Teilen Preußens waren die Gutsbesitzer und Bauern bereits stark verschuldet. Wie die Provinzen und Städte durch Kriegsanleihen und -kon-tribntionen verarmt waren — Ost- und Westpreußen hatten allein seit 1806 über 150 Millionen Thaler an Kriegsleistungen u. s. w. verausgabt — so war auch der Staat selbst verschuldet. Preußen hatte eine Schuldenlast von 177 Millionen Thalern, sein Kredit war erschöpft; nur mit Mühfe konnte es Anleihen zu niedrigem Kurse aufbringen. Wie nach dem dreißig^ und siebenjährigen Kriege mußte aufs neue an einen Wiederaufbau des Staates gegangen werden, aber welch eine gewaltige Lebenskraft hatte doch dieser tiefgeschädigte Staat bereits bewiesen, als mitten in Not und Kriegswirren die Reformen Steins und Hardenbergs in Angriff genommen und durchgeführt wurden! Doch Großes blieb noch zu leisten, sollte Preußen ganz wieder d i e Stellung einnehmen, die dem Staate Friedrichs des Großen gebührte. Diese Wiederausrichtung des preußischen Staa-t e s ward noch dadurch so sehr erschwert, daß ihm in Wien eine große Masse der verschiedenartigsten Gebietsteile überwiesen war, deren Bewohner sich nicht ohne Widerstreben den neuen Verhältnissen fügten. Der polnische Adel wehrte sich aus konfessionellen, wie aus nationalen Gründen gegen das Deutschtum, geheim wie offen hetzte er gegen die preußischen Beamten; in den sächsischen wie den rheinischen Gebietsteilen war das stramme, pflichtbewußte preußische Wesen im höchsten Grade unbeliebt. Die Bewohner des linken Rheinusers vornehmlich waren durch die jahrelange Vereinigung mit Frankreich, durch die Vorliebe für die Jdeeen der französischen Revolution und für französische Gesetze und Einrichtungen vielfach dem deutschen Wesen entfremdet worden. Es galt, diese neuen, teils widerstrebenden Elemente mit den alten Stammlanden zu einem Staate zusammenzuschmieden — ein Werk, das noch dadurch er-

3. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 324

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
324 ; Rappen mit der Lokomotive nicht Schritt halten konnten, und eines Tages erfuhren die Berliner zu ihrer freudigen Überraschung, Seine Majestät sei heute früh mit dem Bahnzuge nach Potsdam gereist. Tie Magdeburger Kaufmannschaft rührte sich kräftig. Derweil die Leipziger Bahn in Angriff genommen wurde, begannen schon erfolgreiche Vorarbeiten für eine zweite Linie über Köthen nach Berlin und zugleich Verhandlungen wegen einer dritten Bahn nach Hamburg. Dort freilich zeigte sich der Senat sehr ängstlich, er fürchtete die Abnahme der Elb-fchiffahrt und die Verarmung der Schiffer. Sehr lauge währten die Vorbereitungen für die wichtige Bahn von Köln zur belgischen Grenze. Da mußten sich erst zwei streitende Gesellschaften verschmelzen. Dazwischen hinein spielten widerwärtige Verhandlungen mit dem Brüsseler Hofe, der damals, aufgestachelt durch die Westmächte, dem preußischen Nachbarn eine wenig freundliche Gesinnung zeigte und, dem Geiste der Neutralität zuwider, schon an eine umfassende Befestigung seiner Ostgrenze dachte. Der König schrieb deshalb selbst an König Leopold und drohte mit dem Abbruch der diplomatischen Verbindungen (1837). Trotzdem ließ er, auf Werthers verständigen Rat und die dringenden Bitten König Ludwigs von Bayern, den Plan der Köln-Antwerpener Eisenbahn nicht fallen. Die Bahn war zu wertvoll, nicht bloß für den Handel der Rheinlande, sondern auch für die deutsche Politik: sie sollte Hollands allezeit unberechenbare Zöllen umgehen und das belgische Land fester an Deutschland anschließen, da die Brüssel-Pariser Eisenbahn immer noch nicht fertig wurde. Endlich lenkte Belgien ein, und man ward handelseinig. Im August 1839, am Vorabend des königlichen Geburtstages, eröffnete Ammon, der Vorsitzende der neuen Gesellschaft, die erste Bahnstrecke. Er wußte, wie lebhaft Rother und mehrere der anderen Minister die Abhängigkeit vom Auslande fürchteten, und sagte darum in seiner Festrede stolz: „die deutsche Treue beruht auf festem Grunde, auf der angestammten Liebe für König und Vaterland, auf der klaren Erkenntnis unserer nationalen Vorzüge, unserer sittlichen Volkswürde." Unterdessen berieten die Kölner schon über die unentbehrliche große Eisenbahn nach dem Osten, nach Minden und Magdeburg. Ungeheuer war der Umschwung. Die Eisenverzehrung des Zollvereins stieg in den Jahren 1834—41 von 10,6 auf 18,1

4. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 363

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
363 erklärung die ausschlaggebende Stimme eingeräumt, 2) Preußen muß in betreff des Vorsitzes Österreich gleichgestellt und 3) an Stelle der delegierten Bundesabgeordneten eine aus der direkten Wahl hervorgehende Nationalvertretung gesetzt werden. Tie preußischen „Vorbedingungen" nannte der österreichische Minister Graf R e ch b e r g Irrtümer und schreiende Widersprüche, in die sich, wie man leicht nachweisen könne, die preußischen Minister verworrenermaßen verwickelt hätten. Ein feindlicher Zusammenstoß schien unvermeidlich, als ein ^cken äußeres Ereignis, die Einverleibung Schleswigs in Dänemark, unerwartet noch einmal das Zusammengehen beider Mächte cleu -herbeiführte. Dieses Ereignis veranlaßte den schleswig-holstei-nischen Krieg (1864), aus dem sich dann der deutsche Krieg entwickelte (1866), der seinerseits wieder den Anstoß zu dem deutsch-srauzösischeu Kriege (1870/71) gab. Die Waffen lösten nun auch sowohl den inneren preußischen Konflikt, als auch die schwierige Frage der deutschen Einheit. Durch den ersten jener Kriege wurden die „meerumschlungenen" deutschen Fürstentümer von der dänischen Fremdherrschaft befreit; der zweite brach den unhaltbaren Dualismus in dem abgelebten deutschen Bunde und bereitete statt jener eifersüchtigen Doppelherrschaft ein sestes und treues Bündnis zweier gleichstarker Reiche vor, das inzwischen auch abgeschlossen ist; der dritte, der zu hohem Glücke ein in patriotischer Begeisterung geeinigtes Volk vorfand, machte den Rhein wieder zum deutschen Strome und schns ein neues deutsches Reich, dessen Spitze der Staat einnahm, dem sie nach Macht und Verdienst gebührte. Es ist hier unsere Ausgabe nicht, den Verlaus dieser Kriege zu schildern; nur zwei Bilder aus dem letzten Völkerringen, die uns von dem Kriegsschrecken und Kriegselend erzählen, wollen wir hier wiedergeben. Aus der „Fröschweiler (Lhrouik". 1. Diepaniknachdemtreffenbeiweißenburg. Es war am Abend des 4., in der Nacht und am Morgen des 5. August. Man sollte es nicht für möglich halten — und mancher lächelt jetzt stillvergnügt bei der Erinnerung an die vergangenen Tage — und doch ist es Wahrheit: Wenn drei-malhnnderttansend wilde Menfchenfreffer zähneknirschend durchs

5. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 32

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
32 Bestrebungen unterstützte, die auf eine Auflösung der Habsburgischen Hausmacht ausgingen. Die Trennung des habsburgischen Erbes, die Abtretung wichtiger Stücke an Bayern, Sachsen und Preußen selbst, die Übertragung der Kaiserwürde auf die bayrischen Wittelsbacher und die Protektion dieser dann in sich machtlosen Würde durch Preußeu, dies mußte, wenn es gelang, die ganze Gestalt des Reiches verändern. Aber noch einmal erhob sich in Maria Theresia das Haus Habsburg iu einem Glanze, wie seit Jahrhunderten nicht; die Unterstützung Englands, die klägliche Schwäche der bayrisch-französischen Allianz selber machte die Pläne scheitern, das habsburgifche Erbe ward nicht aufgelöst, kam vielmehr mit der Kaiserkrone an das lothringische .Herzogsgeschlecht, das sich durch Ehebande mit den Habsburgern verschmolzen, und der Plan des wittelsbachischen Kaisertums fiel ruhmlos zu Boden. Die Kaiserwürde, wie sie jetzt auf die Lothringer überging, war damit keine andere und mächtigere geworden, als sie früher gewesen; aber ihr Verlust wäre für das Haus Habsburg-Lothringen das entscheidende Symbol der Erniedrigung gewesen, ihre Behauptung gönnte dem äußeren Bestände der*' Reichsformen noch eine kurze Frist. Darin war allerdings eine durchgreifende Veränderung eingetreten, daß diese Reichsformen selbst in der Gestalt, wie sie der westfälische Friede überliefert, eine allgemeine Geltung und Anwendung nicht mehr gewinnen konnten. Dem Kaiser, der selbst mehr auswärtiger als deutscher Fürst war, stand ein Landesfürst gegenüber, deffen überwiegende Stellung eine europäische, nicht die eines deutschen Reichsstandes war. Neben dem Königreich Preußen, als einer selbständigen, nordischen Großmacht, die in die Lücke Schwedens, Polens, Dänemarks eingetreten, verschwand schon beinahe die Erinnerung an den Kurfürsten von Brandenburg. Oder konnte man sich ernstlich einbilden, dieser Macht, die sich zu einer schiedsrichterlichen Stellung in Europa erhoben, die Geltung der deutschen Reichsgesetze, der Reichsgerichte, die Besolgnng kaiserlicher Anordnung ausdringen zu wollen? Versuchte mau es wirklich, wie es in den Anfängen des siebenjährigen Krieges geschah, so lies man nur Gefahr, die ganze Ohnmacht der alten Formen aufs kläglichste allen Augen bloßzustellen. Während diese Formen in den Regensburger Reichstagsbeschlüssen von 1757 und in der Niederlage von Roßbach den empfindlichsten Stoß erlitten, der sie vor der Auflösung

6. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 105

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
105 Befreiung geschlossen, den Krieg zu erklären. Bei dem August-Aufstande des Pöbels flüchtet die königliche Familie in die gesetzgebende Versammlung, welche sie in das Temple-Gefängnis bringen läßt. Die Nachricht von dem Vorrücken der Deutschen ruft die entsetzlichen Septembermorde, die Hinschlachtung von Tausenden von eingekerkerten „Verdächtigen", hervor. Österreicher und Preußen kämpfen unglücklich in der Champagne; die Schlacht bei Valmy geht verloren. Die Franzosen dringen in den Niederlanden und bis nach Mainz vor. 1793. Der Nationalkonvent, eine neue Landesversammlung, in der die wildesten Republikaner herrschen, erklärt Frankreich als Republik und lätzt am 21. Januar den König hinrichten. Er über-giebt die Regierung den: Wohlfahrtsausschutz, in den: die blutdürstigsten Jakobiner: Marat, Danton und Robespierre, die Herrschaft haben. Die Anhänger der Monarchie wie auch die gemäßigten Republikaner werden zu Tausenden hingerichtet, auch die Königin Marie Antoinette und die Prinzessin Elisabeth müssen das Schafott besteigen. Das Christentum ward abgeschafft, jedoch nach einem halben Jahre der Glaube an Gott und die Unsterblichkeit angeordnet. 1793. Die erste Koalition (Österreich, Preußen, England, Sardinien und Spanien gegen Frankreich) kommt zustande. Belgien und die Pfalz, die von den Franzosen erobert waren, gehen an die Österreicher und Preußen verloren, Toulon wird von den Engländern, Südfrankreich von den Spaniern besetzt. Im Süden tobt überdies der Bürgerkrieg. Nun ruft der Wohlfahrtsausschuß alle Waffenfähigen unter die Fahnen, und überall wendet sich der Sieg auf die Seite der begeisterten republikanischen Heere (Marseillaise): Belgien wird aufs neue erobert, Holland in die batavifche Republik verwandelt. Preußen schließt 1795 den Frieden von Basel; nur England und Österreich setzen den Krieg fort. Die „Schreckensherrschaft" der Jakobiner geht zu Ende. Marat findet durch Charlotte Corday den Tod, Danton wird von Robespierre und dieser von seinen früheren Genossen unter das Fallbeil gebracht. Dadurch erlangen die gemäßigten Männer die Oberhand, die den Wohlfahrtsausschuß beseitigen. 1795—1799. Die Regierung wird von dem Direktorium, bestehend aus fünf Männern, verwaltet, dem der „Rat der Alten" (250 Mitglieder) und der „Rat der Fünfhundert" zur Seite stehen. 1796. Napoleon Äon aparte, geboren 1769 zu Ajaccio auf der Insel Corsica, erhält den Oberbefehl gegen die Österreicher in Italien. Während in Deutschland die französischen Generale Jourdau und Moreau gegen den tapferen Erzherzog Karl

7. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 106

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
oft unglücklich kämpfen, erringt Bonaparte eine ganze Reihe von Siegen (Lodi, Arcole a. d. Etsch, Eroberung von Mantua), besetzt die Republik Venedig und erzwingt 1797, 17. Oktober, den Frieden zu Campo-Formio, in dem Österreich die Lombardei und Belgien (gegen Venedig) abtritt. Oberitalien und Genua, der Kirchenstaat und die Schweiz iverden in Republiken verwandelt und von Frankreich abhängig gemacht. 16. November. Friedrich Wilhelm Ii. stirbt. Wahlspruch: „Mein Wille ist rein, das Weitere gebe ich der Vorsehung anheim." 1799. Die zweite Koalition (England, Rußland, Neapel, Österreich und die Türkei) gegen Frankreich wird geschlossen. Preußen hält sich neutral. Erzherzog Karl wirft die französischen Heere unter Jou rdan und Massena über den Rhein zurück; der russische General Suworow siegt in Italien über Moreau und Macdonald, wird dann aber bei Zürich geschlagen und von dem launenhaften Kaiser Paul mit seinen Truppen zurückgerufen. 9. November. Bonaparte stürzt das Direktorium und läßt sich zum Ersten Konsul ernennen. 1800. Napoleon geht mit einem neugeschaffenen Heere über den großen St. Bernhard nach Italien und erringt am 14. Juni bei Marengo einen vollständigen Sieg über die Österrei che r. 3. Dezember. Moreau dringt wieder in Süddeutschland vor und schlägt den Erzherzog Johann bei Hohenlinden östlich von München. 1801. Im Frieden zu Luneville tritt Deutschland das ganze linke Rheinuser (31/,, Mill. Einw.) an Frankreich ab. 1802. Friede zwischen Frankreich und England. 1803. Der Rei chsdeputations-Hauptschluß regelt die Verhältnisse in Deutschland. England nimmt den Krieg wieder auf; Napoleon läßt Hannover besetzen und mit einer Kriegssteuer von 21 Mill. Frank belegen. 1804. 2. Dezember. Napoleon läßt sich vom Papste zu Paris salben und setzt sich die Kaiserkrone auf. 2. Deutschlands Fall. 1805—1808. 1805. Der dritten Koalition gegen Napoleon treten bei England, Österreich, Schweden und Rußland; während Preußen wieder neutral bleibt, schließen sich Bayern, Württemberg und Baden sogar an Napoleon an. 20. Oktober. Der österreichische General Mack kapituliert bei Ii l m.

8. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 111

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
111 20. Mai. Im Ersten Pariser Frieden erhält Frankreich seine Grenzen von 1792 mit einer Erweiterung von 8250 qkm; es hat weder Kriegssteuern zu bezahlen, noch braucht es die geraubten Kunstschätze herauszugeben. 6. Juni bis 12. Juli. Friedrich Wilhelm, Kaiser Alexander und einige hervorragende Generale (Blücher) machen einen Ausflug nach England. 3. November. Auf dem Wiener Kongreß soll die Ordnung der europäischen Staatsverhältnisse hergestellt werden. 1815, 1. März. Napoleon entkommt aus Elba, landet bei Cannes und zieht im Triumphe nach Paris: „Herrschaft der hundert Tage." 25. März. Preußen, Österreich, Rußland und England vereinigen sich zum neuen Kriege. 16. Juni. Die Preußen unter Blücher werden bei Ligny geschlagen: Ney kämpft unentschieden gegen die Engländer bei Quatrebas, wo der Herzog von Braunschweig fällt. 18. Juni. Napoleon wird bei Waterloo (Belle-Alliance) von den Engländern (Wellington) und den zur Hilfe eilenden Preußen (Blücher) völlig besiegt. Wellington um 4 Uhr nachmittags: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Blücher an den General von Knesebeck, Generaladjutant Friedrich Wilhelms: „Mein Fremd die Schönste Schlagt ist geschlagen. Der herligste Sieg ist erfochten. Daß Detaille wird er vollgen, ich denke die Bonaparrttische gefchigte ist nun wohl zimlich wieder zu ende. La Bellaliance den 19ten früh, ich kan nicht mehr Schreiben den ich Zittere an alle glider, die anstrengung wahr zu groß." 7. Juli. Die Verbündeten ziehen zum zweitenmale in Paris ein. Napoleon, der sich den Engländern ergeben hat, wird auf die einsame Insel St. Helena verbannt, wo er am 5. Mai 1821 stirbt. 26. September. Rußland, Österreich und Preußen schließen die „Heilige Allianz". 20. November. Im Zweiten Pariser Frieden wird Frankreich auf den Besitzstand von 1790 beschränkt: es muß 175 Mill. Thaler Kriegskosten zahlen, alle geraubten Kunstschätze zurückgeben und eine Besatzung von 150 000 Mann aufnehmen. Preußen verlangt auch, daß Elsaß und Lothringen wieder mit Deutschland vereinigt werden; Rußland und England widersprechen. Stein sagt darüber: „Es ist klar, die russische Politik will, daß wir verwundbar bleiben." 5. von Napoleon- Sturze bis zur Märzrevslutisn. Mh— 1816, 5. November. Der deutsche Bundestag, dessen Seele Fürst Metternich ist, wird in Frankfurt a. M. eröffnet. Da die durch die

9. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 119

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
119 die Skythen, stumpfsinnig wie die Böotier, verworfene Sklaven, die sich bei dem Worte „Minister", „Direktor", breimal zur Erde warfen und mit bei Stirne den Staub aufküßten, Gauner, die dem Volke bi,e Taschen leerten, den Raub von den Dächern Vrebigten . . ." „Die Freiheit der Franken", sagte berselbe Schriftsteller, „kann nicht jenes reine, hohe Wesen sein, das in nackter Einfalt, uugeschrnückt und einfach vor unserem inneren Sinn strahlt. Nein, in Seibe und Gazen muß sie sich hüllen, von der Mobe des Tages ausgeputzt muß sie einhertreten, mit ihren Reizen soll sie spielenb wuchern. Die Freiheit des Deutscheu hingegen soll eine Mabonna sein, mit liebevoller Güte soll sie ihren Segen und nichts als Segen spenben; nicht Glanz, Tanb und Flitter soll sie umstrahlen, nur Liebe aus ihr sprechen; an ihrem Busen sollen ihre Kinder Wohlsein saugen und in ihrer Gabenfülle sich sättigen." Mit schnellen Schritten eilte das alte Reich unter den Schlägen einer neuen Zeit, mit der es unvereinbar geworben, die aber dem Lanbe vorberhanb nichts Besseres brachte, seinem unabwenbbaren Verhängnis entgegen. Das linke Rheinufer, seit sieben Jahren von den Franzosen erobert, mußte 1801 im Frieden von Luneville enbgültig vom deutschen Reiche an das französische Konsulatsreich abgetreten werben. Die seit lange vaterlanbslosen und nun vollenbs eingeschüchterten kleinen deutschen Fürsten wetteiferten in Kriecherei vor dem „ersten Konsul", in bessen £mnb ihr Dasein lag, um bei der neuen Verteilung der Gebiete boch auch etwas zu gewinnen. Man versteigerte in Paris die geistlichen Besitzungen und kleinen Reichsstäbte rechts vom Rhein an die Meistbietenben unter jenen Fürsten, welche ihr Land links von dem vorher deutschen Strome verloren hatten und nun entfchäbigt werben sollten. Dabei würden Bestechung wie Schmeicheleien bei den nicht sehr sauberen Persönlichkeiten, die in Frankreich den größten Einfluß befaßen, angeroanbt. Der korsische Emporkömmling aber benutzte biefen Anlaß, um unter den so tief gefunkenen Deutschen, von benen selbst die ihren großen Friedrich vergessenben Preußen keine Ausnahme machten, Zwietracht zu säen. So kam im Jahre 1803 der „Reichsbepn-lationshauptschluß" zuftanbe, der zusammen mit der „Mebia-tionsakte", durch welche die Schweiz schwach und abhängig gemacht würde, dem Rumpfe des deutschen Reiches für kurze Zeit eine neue Gestalt gab. Als nur noch einziges geistliches Fürsten-

10. Das Zeitalter Friedrichs des Großen, Deutschland in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. - S. 259

1902 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
259 Pathie und luden damit in den Augen der Monarchen den Verdacht revolutionärer Gesinnung in verstärktem Maße auf sich. So erklärte der König gleich nach der Rückkehr aus Te-plitz sein volles Einverständnis mit einer Note Metternichs vom 5. September, welche die beiden Grundsätze aufstellte: in den europäischen Angelegenheiten werden Rußland, Österreich und Preußen, in der Bekämpfung der Revolution auf deutschem Boden werden Österreich und Preußen unverbrüchlich zusammen-sammengehen. Bernstorff, seit langer Zeit erkrankt, gab bald darauf seine Entlassung; sein Nachfolger wurde Ancillon, der schon bisher zeitweise sein Vertreter gewesen, früher ein salbungsvoller Theologe, dann eüt schwächlicher Politiker, jetzt ein unbedingter Anhänger Metternichs. Unterdessen hatten sich am europäischen Horizont die Kriegswolken verzogen; Polen war unterworfen, in der belgischen Sache die Einigkeit der Mächte hergestellt. Jetzt, bei der erneuten Aussicht auf laugen Frieden, machte Metternich dem preußischen Hofe das harmlos gewordene Zugeständnis, daß im Kriegsfall nach Röders Vorschlägen verfahren werden sollte, und verhieß, gemeinsam mit Preußen am Bundestag für eine wirksame Reform der Bundeskriegsverfas-sung thätig zu fein. Es bedarf nicht der Bemerkung, daß diese Zusage in allen ihren Teilen folgenlos geblieben ist. Jedenfalls war mit ihr die letzte Differenz zwischen den beiden Mächten beseitigt. Preußen war, gereinigt von den ketzerischen Gedanken des engern Bundes, auf den Boden der großen Bundes-aste zurückgekehrt. Ter Kampf gegen die vorausgesetzte Revolution mochte nun beginnen. Zunächst beschloß der Bundestag ein Verbot, Unterschriften für Petitionen zu politischen Zwecken zu sammeln; es handelte sich um zahlreiche Eingaben zu Gunsten der polnischen Flüchtlinge und Auswanderer, ooduitn wurde die 1819 eingesetzte, seither aber eiugefchlcifene Bundeskommiffion zur Beaufsichtigung der Presse wieder in das Leben gerufen, und durch sie sogleich eine Anzahl freifinniger Zeitungen in Baden und Bayern von Bundeswegen unterdrückt. Die dadurch entwaffneten Herausgeber und Schriftsteller verfielen seitdem auf ein anderes Agitationsmittel: sie begannen vornehmlich in der bayerischen Pfalz, in Unterfranken und in Cberheffen Volksversammlungen zu veranlassen, dort tapfere Reden gegen die fürstliche Tyrannei zu halten und gelegentlich der Republik ein Hoch auszubringen. So
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