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1. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 517

1877 - Leipzig : Teubner
Homeros. 517 aus später griechischer Zeit, aus beiten die historische Forschung nur geringe und unsichere Re-fultate ziehen kann. Vgl. Bernharby, Grnnbr. b. griech. Litt. Ii, 1, 73 sf. Die Deutung des Namens hat schon die Alten viel beschäftigt. Epho-ros wollte, an die Sage anknüpfenb, den Bliuben (o uv oqwv) barin erkennen, Die Neueren benken balb an den Meister der epischen Komposition, den Zufammeufüger (ö^ov -apw); w anbete an eine eng tierbunbette Sängerzunft (o>^oi, Gesellen) , und baraus fei der Name für den ibeellen Ahnherrn der Genossenschaft entlehnt; noch Anbere haben ihn mit dem Namen des alten thrakischen Sängers (9aju/u(ws ibentifteirt nnb ihn zu dem abstracten Dichter gemacht; in neuester Zeit hat Bergk von jeber symbolischen Bebeutung der Geißel ober des Bürgen abgesehen nnb einfach an der historischen Persönlichkeit festgehalten. Ueber das Zeitalter des Dichters weichen bic Alten sehr von einanber ab. Währenb States von Pergamon behauptete, er habe vor der Herakleibenwanbernng gelebt, fetzten Theopomp und Euphorion feine Lebenszeit 500 Jahre nach dem trojanischen Kriege an, so daß die älteste ihm zugewiesene Epoche von der jüngsten nicht weniger als 460 Jahre absteht. Der Wahrheit am nächsten mag die Combination des Herobot (2, 53.) kommen, daß die Blüte Homers 400 Jahre vor feilte Zeit, also ungefähr ums I. 854 v. C. zu fetzen fei. Ebenso streitig wie das Zeitalter ist das Vaterlaub des Homer. Gewöhnlich wurbeu 7 Städte angeführt, die sich um die Ehre, sein Geburtsort zu fein, stritten. Ein Epigramm beigellins (3,11.) nennt: Smyrna, Rhobos, Kolophon, Salantiit (aus Kypros), Jos, Argos, Athen, währenb Variationen bieses Epigramms noch Kynte, Ehios,Pylos nnbjthaka erwähnen. Manche von btefen Stäbten schrieben sich den Homer zu, weil homerische Poesie bei ihnen be-sottbers gepflegt würde, anbere Ansprüche grünbeten sich auf Eolonialtierbittbimgett. Die ältesten Zeugen weifen auf die ionische Küste Kleinasiens und die benachbarten Inseln hin, namentlich auf Smyrna, Jos, Chios und Kolophon. So würde Smyrna ein fruchtbarer Bobett für die epische Poesie, auf welchem ein Homer erwachsen konnte, den wir im Hinblick auf bett ganzen Charakter wie auf einzelne Züge seiner Gebichte für einen Ionier halten müssen. Ueber die Zustäube der epischen Poesie vor Homer s. Epos. Der große Schritt nun, welchen Homer in der Ausbilbung der epischen Poesie vorwärts that, besteht barin, daß er, währenb die Dichter vor ihm nur kleinere Partieen aus dem großen Gebiete der Sage in kurzen Gesäugen behanbetteii, größere, abgeschlossene Ganze eines Sagenkreises nach bett Gesetzen der poetischen Einheit in künstlerischer Composition zusammenfaßte. Der Sagenkreis, ans welchem Homer die Stoffe für feine beiben großen Epen, Ilias und Obyf fee, nahm, ist der troifche. — Die Ilias behaubelt einen kleinen Zeitraum von 2 51 Tagen aus dem 10. Jahre des trojanischen Krieges, den Zorn des Achilleus und beffen Folgen bis zum Tode des Hektor. Achilleus ist von Agamemnon durch den Raub der Briseis schwer gekränkt worben und hält sich daher, allen Griechen zürneitb, von dem Kampfe fern, bis fein heißgeliebter Freuub Patroklos, den er, halb erweicht durch das Unglück feiner Laubsleute, in feiner Rüstung mit den Myrtniboncit hatte ausziehen lassen, von Hektor in der Schlacht erschlagen wirb. Dies Ereigniß ist der eigentliche Mittel und Wenbepunet des Ganzen, der von dem Dichter allmählich und mit großer Kirnst herbeigeführt wirb. Born Anfang des Gcbichtes an werben wir mit dem Gninbe des Zornes bekannt gemacht, worauf alsbamt die Kampfessceitett folgen, in betten es dem Dichter möglich wirb, währenb Achilleus groceub in feinem Zelte liegt, die einzelnen Haupthelben der Griechen, vor allem int fünften Gesänge Diomedes, in bett Vorbergrutib treten zu lassen. Aber alle Helbenkrast ttttb Tapferkeit ist fruchtlos, so daß man mit steigen-betn Verlangen dem crtblichen Auftreten des Achilleus entgegensieht. So wirb der große Helb auch in feiner Zurückgezogenheit verherrlicht; enblich tritt er auf, aus einem versöhnten Griecheufeiiibe ein furchtbar züruenber Troerfeind geworben, und führt mit uniöiberftehlicher Gewalt die ersehnte Aenberuug des Kriegsglücks herbei: er rächt bett gefallenen Freuub durch Erlegung des Hektor. Währenb der erste Theil der Ilias nur langsam und zögerttb fortschreitet, eilt der letzte rascher seinem Ziele zu. Doch ettbet das Gebicht nicht unmittelbar mit dem Tode Hektors; erst mit der Auslieferung und Bestattung seiner Leiche, nachdem der wilbe Zorn des Achilleus sich in eine milbe Wehmnth umgestimmt hat, kommt das Ganze zu einem das erregte Gemüth des Hörers berithigeitbeu Schluß. Die Obyssee behanbeli die Rückkehr des Obysseus in einem engen Rah men von 40 Tagen; aber auch in biesett engen Grenzen ist ähnlich wie in der Ilias eine Masse Begebenheiten zusammengefaßt, so daß die beiben Gebichte uns eilte Uebersicht über beit ganzen trojanischen Sagenkreis liefern. Die Odyssee zerfällt in 4 Hauptpartieen. Die erste („der abweseube Odysseus") umfaßt B. 1—4. Während Odysseus in weiter Ferne auf der Insel Ogygia bei der Nymphe Kalypso weilt, drohen in seinem Hause die Freier der Penelope, sein ganzes Vermögen zu Grunde zu richten; aber sein Sohn Telemachos, der sich eben als Mann zu fühlen beginnt, ist entschlossen, ihrem Treiben entgegen zu treten, und unternimmt ans den Rath der Pallas Athene hin eilte Reife nach Pylos und Sparta, um nach dem Vater zu forschen. Der zweite Theil, B. 5—13, 92. („der zurückkehrenbe Odysseus"), führt Odysseus von Ogygia zum Lande der Phaiaken, benen er seine früheren Irrfahrten und Abenteuer er zählt, und von ba nach Jthctka. Im brüten Theile, B. 13,93 — B. 19. („der Rache finnenbe Obysseus") schmiebet er mit seinem zurückgekehrten Sohne bei feinem treuen Diener, dem Sauhirten Entnaios, bett Platt zur Rache an den Freiem, welcher im vierten Theile, 33.20—24. („der Rache übettbe Obysseus"), zur Ausführung kommt. Auch die Odyssee ist wie die Ilias ein nach einem kunstvollen Platte I angelegtes Ganze, in welchem alle Theile auf ein gemeinsames Ziel, auf die Heimkehr und Rache des Odysseus, hittstreben und überall das Interesse auf den Einen Haupthelben gerichtet ist; der Plan ist um so kunstvoller ttttb verwickelter, weil mit der einfachen Geschichte von der Rückkehr des Obysseus eine zweite Haitblung verflochten ist, das Auftreten des Telemach gegen die Freier und j feilte Reife. So spielen die Ereignisse und Hand-

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 65

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Vii. Die Römer. 65 Obrigkeiten und Gesetze, und hießen Buudesgeuossen Roms. Allmählich verschmolzen Alle zu Einem Volke. Der römische Seehandel erweiterte sich; die rauhen Sitten der Römer wurden milder; und ihr Ruf im Auslande war so groß, daß selbst der König von Aegypten Gesandte schickte, ihnen Glück zu den Siegen zu wünschen. 4. Die punischen Kriege. § 28. Nun wurde es Rom in Italien zu enge; und seine Kriegslust hatte es bald in den furchtbaren Kampf mit Karthago (Kartachadta d. H. Neustadt) verwickelt. Diese Stadt lag an der Nordküste Afrika's im heutigen Tunis. Phönicier d. H. Kanaaniter waren die ersten Ansiedler daselbst; daher der Name Pu nie r. Man will in Nnmidien zwei Säulen von weißem Marmor gesunden haben mit der phöuicischen Inschrift: „Wir sinds, die vor dem Räuber Jesu (Josua), dem Sohne Nave, geflohen sind." Indessen gründete erst um 888 eine flüch--tige Fürstin von Tyrus, Namens Dido die Stadt. Die Verfassung war aristokratisch, Sitten und Religion kanaa-nitisch. Der Handel war ihr Leben und alle Laster eines üppigen Handelsvolkes wurdeu einheimisch. Allmählich eroberten sie ganz Nordafrika; und zur See strebten sie nach dem Alleinhandel. Ueber dem Besitze S i c i l i e n s, mit dem sie schon manchen vergeblichen Kampf gehabt hatten, brach der erste pnnische Krieg ans (264—241). Sie sowohl als die Römer wurden von streitenden Parteien nach Sicilien gerufen; und darüber geriethen sie selbst einander in die Haare. Mörderischer kann nicht wohl ein Krieg geführt werden. Die Römer lernten nach dem Muster eines karthagischen Schiffes Kriegsschiffe bauen, und erfochten manchen Seesieg; aber auch manche Flotte wurde vom Sturm zerschmettert. Nach verschiedenen Niederlagen behielten sie doch die Oberhand. Die Karthager gaben im Friedensschluß Sicilien und die Herrschaft auf dem Mittelmeere aus, und zahlten 2200 Talente 3**

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 89

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
I. Die Völkerwanderung. 89 Worms, Straßburg, Speier, Reims, und machten das Laud zur Wüste. Dieselben Horden wandten sich auch 409 nach Spanien und verheerten es gleichermaßen. Dann mußte Britannien den von Schottland eindringenden Picten und Scoten überlassen werden; und die Briten riefen die Angelsachsen ans Deutschland zu Hilfe, welche nun selbst im Lande blieben. So hatte das Reich wichtige Provinzen verloren. Unterdessen wurde Stilicho ermordet; und Alarich, bitter gekränkt, kehrte nach Italien zurück. Des Kaisers Minister fuhren fort, ihn zu reizen, und so rückte er 410 racheschnaubend vor Rom. Er brachte der Sündenstadt das erste Wehe. Um Mitternacht wurden die Thore durch Verrath geöffnet; Trompeten und Flammen weckten die Bewohner. Alarich forderte seine Leute auf, sich mit der Beute eines weichlichen Volkes zu bereichern, die Wehrlosen dagegen und die Kirchen zu schonen. Die Straßen wurden mit Leichen bedeckt und ein beträchtlicher Theil der Stadt sank in Asche. Die Beute an Gold, Edelsteinen, Gefäfsen, Seide, Pnrpnr war unermeßlich. Nach fünf Tagen verließ Alarich die Stadt; und schon im Begriffe, auch Sicilien zu überwältigen, wurde er von schnellem Tode weggerafft (411). Im Bett eines Flnffes bei Consentia liegt er mit reichen Schätzen begraben; noch ruhen nnentdeckt unter den Wellen die Gebeine des großen Gothenkönigs. Sein Gefolge zog sich nach Spanien zurück und gründete dort das weft gothische Reich, das anfangs auch über Südgallien sich erstreckte und bis 711 bestand. 3. Die Vandalen und Hunnen. § 37. Unterdessen starb der nichtswürdige Honorins (423). Bis jetzt war seinem Reiche fast nur noch Afrika unangetastet geblieben. Auch dieses sollte verloren gehen. In Spanien nämlich machten sich neben den Westgothen die vorher eingewanderten Vandalen unter ihrem König Genserich oder Geiser ich mächtig. Der war klein von Statur, aus einem Fuße hinkend, aber jeder Kriegs- 4 **

4. Von 1198 bis zum Ende des Mittelalters - S. 16

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
] 6 Iv. Bus dem Lande des Deutschen (Dröens sie von dannen zu gehen, um zu ihrer Sicherheit die Weichsel zwischen sich und den Preußen in der Mitte zu haben. Sie baten daher besagten Herzog, ihnen eine Burg zu bauen; dieser als ein Gott ganz ergebener Mann ... versammelte sein Volk und erbaute ihnen gegenüber der heutigen Stadt Ilhorn auf einem Berge eine Burg, genannt Vogelfang, wo die Brüder mit wenigen Bewaffneten sich der ungeheuren Menge der Heiden entgegenstellten und den Gesang der Trauer und der Trübsal sangen. Sie hatten ja den süßen Boden ihres Heimatlandes verlassen und waren in ein fremdes Land gezogen, in dem es ihnen beschießen war, viele Jahre Bedrängnis zu leiden. ... Sie hatten ein fruchtbares, friedliches und ruhiges Land verlassen und waren gezogen in ein Land des Schreckens, der Öde und (Einsamkeit, das erfüllt war von hartem Kriege— — Nach Erbauung dieser Burg sandte der Bruder Kon-rad1 Boten an den verehrungswürdigen Mann und frommenbruder Hermann von Salza, den Hochmeister des Deutschen Grdens . . ., und bat ihn demütig, er möge ihm mehr Brüder und Bewaffnete schicken. Dieser schenkte seinen Bitten Gehör und schickte ihm den Bruder Hermann, genannt Balte, zum Meister. 2. Gründung einer Kolomftcndorfcs (Lenzen bei Elbing) 1299. Uötzschke a. a. (D. 109. Bruder Ludwig von Schöpfe, Komtur des Marienordens der Deutschritter zu Jerusalem in Elbing... Mit Rat und Zustimmung unserer Brüder haben wir an Albrecht und Reddimir ausgetan zur Vergabung nach Kul* mifchem Recht 80 zum Hofe Lenzen gehörige Hufen unter folgenden Bedingungen: Besagter Albrecht und Reddimir sollen zum (Entgelt für die Vergabung (locatio) die achte Hufe2 frei vom Zins und das Schulzenamt in besagtem Dorfe für immer besitzen, von diesen 80 Hufen aber haben wir 4 freie Hufen dem Pfarrer des Dorfes zuerteilt.... von den übrigen 68 Hufen sollten die Bauern 4 Freijahre haben vom nächstkommenden Martinstage an. Nach Verlauf dieser sollen sie an demselben Martinstage von jeder Hufe eine halbe Mark der gebräuchlichen Münze und 4 hühner unserm Haufe jährlich zu zahlen gehalten sein. — Außerdem sollen sie von jeder der 80 Hufen unserm Haufe jährlich ein Maß Weizen und ein Maß Roggen (Winterweizen?) liefern. Unter besagten Gütern nehmen wir auch aus Schenken, Mühlen und deren Grundstücke, Wege, Gärten. . ., die wir unserem Hause vorbehalten. Ferner übertragen wir besagtem Albrecht und Reddimir und deren (Erben ... die niedere Gerichtsbarkeit über die Deutschen, die höhere aber . . . behalten wir uns und unsern Brüdern vor. von den Gerichtsgefällen aber . . . wollen wir ihnen ein Drittel überlassen und behalten zwei Drittel unserm Haufe vor. 1 Konrad von Ittafooten. 2 Es soll hier wohl heißen „acht Hufen".

5. Deutsche Sozialgeschichte - S. 157

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Anfänge Friedrich Wilhelms Iv. Die Revolution 1848. Das Bürgertum zeigte überraschendes Selbstbewußtsein und ließ eine Sprache hören, wie man sie in Preußen noch nicht vernommen hatte. Auch die bäuerlichen Abgeordneten hielten gelegentlich mit ihrer Unzufriedenheit nicht zurück. Ter vierte Stand aber war noch unvertreten. Weil die Verhandlungen des preußischen Landtags die soziale Kluft nur verbreiterten, so wuchs die Erregung in Preußen — die Geister, die der König gerufen, wurde er nicht los — und damit auch in ganz Deutschland in den Kreisen, die ihre Hoffnungen auf Preußen gesetzt hatten. Seit Anfang der dreißiger Jahre nahm das Vereinsleben wieder einen mächtigen Aufschwung. Schützen, Turner, Sänger — alle besonders aus bürgerlichen Ständen — kamen zu Festen zusammen. Auch in der Litteratur vernahm man das Rauschen der freiheitlichen Strömung. Begabte, aber politisch unreife junge Männer, namentlich Freiligrath, Heine, Herwegh, zogen gegen die Reaktion, die alle Freiheitsbestrebungen vereitelte, zu Felde: oft ertönten schrille Klänge wider gute, bürgerliche Sitte. „Das junge Deutschland" nannte man die Führer dieser Bewegung, die bei vielen Lauen politisches und soziales Interesse erweckten, aber leider die Gemüter nur verbitterten, ohne sie zu erheben. Überall, im Süden und im Norden Deutschlands, ward die öffentliche Meinung sehr erregt. Da fuhr in die allgemeine Gärung wie ein zündender Blitz die Nachricht von der Februarrevolution in Paris, 1848. Veranlaßt war sie durch das gewaltige Übergewicht der Bour- Die g?e. oiu geoisie (s. S. 140), in deren Kreisen tiefe, sittliche Verderbnis zu tton 1848‘ Tage trat. Frankreich ward Republik, in die vorläufige Regierung kam auch L. Blanc (f. S. 140). In die Nationalversammlung aber wurden meist Gegner der Sozialisten gewählt. Sie wollten die zur Beschwichtigung der aufgeregten Pariser Arbeitermassen unter Anerkennung des Rechtes auf Arbeit errichteten Nationalwerfftätten aufheben — der Staat fütterte in ihnen viele Tausende arbeits-

6. Deutsche Sozialgeschichte - S. 63

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Hoher Adel. Städte. Großkaufmännische Genossenschaften. 63 einbar war. Das Wort Friedrichs des Weisen von Sachsen: „Ein seliger Mann wäre, wer nicht viel am Hose zu schaffen hätte" giebt zu denken. Wenn schon die Fürstenmacht den niederen Adel aus seiner ©tobte. Herrenstellung verdrängte, so mußte er sich noch mehr durch die Städte beengt fühlen. Auch sie waren — wenigstens die großen — territoriale Mächte geworden (f. S. 44) und erfreuten sich im allgemeinen einer schönen Blüte. Im Handel und Geldverkehr herrschte der Groß-betrieb, die Macht des Kapitals stieg gewaltig, und der Gedanke der Genossen* Genossenschaft wurde nun in den Dienst der Spekulation gestellt. Um gewisse Handelsgegenstände, namentlich Gewürze und Spezereien, zu monopolisieren und so die Preisbestimmung in die Hand zu bekommen, bildeten die Großkaufleute Vereinigungen. Die Fugger in Augsburg beuteten in Gemeinschaft mit anderen süddeutschen Handelshäusern fast alle Gold- und Silberbergwerke Tirols und Ungarns aus und setzten bis zur Erschließung der amerikanischen Bergwerke den Preis der Edelmetalle in Europa^eigentlich allein fest, hatten daher 1539 bis 1546 dreizehn Millionen Gulden Reingewinn. Solche großkaufmännische Genossenschaften gleichen alfo durchaus den modernen „Ringen". Bei manchen bot sich auch dem Publikum Gelegenheit, durch Einlagen am „Geschäft" sich zu beteiligen: der „Giftbaum" der Spekulation trieb schon damals recht üppige Blüten. Angehörige aller Stände brachten ihre Ersparnisse zu „Gründern", und diese erzielten oft ungeheure Gewinne, z. B. die Höchstetter in Augsburg im 2. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts durchschnittlich 65 Prozent! Der großartige „Krach" blieb dann aber gelegentlich auch nicht aus; die Höchstetter wurden 1529 zahlungsunfähig mit einer Unterbilanz von 800000 Goldgulden; lange erhielten die Gläubiger gar nichts. Das ist nur ein einzelner Fall. Der Augsburger Chronist wird aber recht haben, wenn er sagt: „Viele reiche Kaufleute in der Stadt hatten große Gesellschaften miteinander.

7. Deutsche Sozialgeschichte - S. 85

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Preußens Bedeutung. Tie Zeit vor dem großen Kurfürsten. 85 einig, der Hand des Fürsten „den Strick zu entwinden", und benutzten dazu die Geldverlegenheiten vor allem Joachims Ii. (seit 1535). Dieser geriet wegen seiner Verschwendung und infolge der steigenden Entwertung der Edelmetalle in große Schuldennot und scheute sich daher nicht, den Landständen gegen Zahlungen und sonstige Hilfe obrigkeitlicherechte auch über diebauern zuzusprechen. Konnten doch die Köckeritz und Lüderitz, die Kracht und Jtzenplitz und die übrigen wegelagernden, unbotmäßigen Adligen, die Joachim I. (fett 1499) nur vorübergehend unter seine strenge Hand zu beugen gewußt — konnten sie doch leichter an friedliches Leben gewöhnt werden, wenn sie über die Arbeitskraft der Bauern verfügten. Dies war für sie um so wichtiger, da es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts nur wenig Tagelöhner auf dem Lande gab. ^fter wurden die Bauern roh behandelt. Klage zu führen war aber bedenklich; denn 1540 ward bestimmt, jeder mit seiner Klage Abgewiesene solle in den Turm wandern, „damit die andern sich dergleichen mutwilligen Beklagens enthalten." Ferner ward 1572 den Rittern vom Kurfürsten das Recht zugestanden, den Bauernhof gegen Entschädigung mit seiner Wirtschaft zu vereinen, die Bauern zu „legen". Wegen des Mangels an Tagelöhnern aber ward angeordnet, keiner dürfe ohne schriftliche Erlaubnis des Gutsherrn fortwandern. Immer schärfere Abzugsoerbote wurden erlassen, und bald zwang man sogar die ledigen Landleute sich zu verheiraten und zu „setzen". Also erst vergrößerte der Junker sein Land aus Kosten der Bauern und dann nötigte er sie noch, ihm zu dienen. So bestand Mitte des 17. Jahrhunderts die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung aus Lassiten, d.h. sie hatten ihren Hof gegen bestimmte Abgaben und Dienste inne. Die Besitzrechte waren sehr verschieden; von Erblichkeit kann oft nicht geredet werden, vielmehr durfte der' Gutsherr manche Bauern jeden Augenblick vom Hofe schicken und neue einsetzen.

8. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 64

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
64 Er war von starkem Körperbau und maß sieben seiner eigenen Fußlängen. der obere Teil seines Kopses war rund, seine Augen groß und lebhaft, die Nase stark, der Nacken dick und kurz, sein Leib etwas vorhängend. Sein Gang war fest, seine ganze Haltung zeugte von männlicher Kraft, hell und hoch erklang seine Stimme. Das freundliche Gesicht umrahmte im Alter weißes Haar. In den letzten vier Jahren seines Lebens plagte ihn das Fieber, und in der allerletzten Zeit hinkte er auf einem Fuße. Böse Ahnungen erfüllten seine Seele, als er, am Ufer des Meeres stehend, die Meerdrachen der Normannen gewahrte, deren Raubzüge seinem Reiche bald verhängnisvoll werden sollten, aber solange er selbst lebte, wußte er die gefährlichen Feinde fernzuhalten. 810 und 811 erlebte er noch eine furchtbare Pest unter dem Vieh und eine Hungersnot unter den Menschen. In ebenderselben Zeit verlor er seine älteste Tochter und seine beiden ältesten Söhne Karl und Pippin, Männer, die zu den schönsten Hoffnungen berechtigten, durch den Tod. Seinem letzten Sohn, Ludwig von Aquitanien, ließ er 813 die Kaiserkrone und die Herrschaft, dann legte er sich und hauchte am 28. Januar 814 seine Seele aus. An demselben Tage noch ward er im Dom zu Aachen bestattet. Nicht „auf goldenem Stuhle sitzend", wie die Sage berichtet, sondern in einem noch erhaltenen Marmorsarkophage (Steinsarg), den eine Darstellung des Raubes der Proserpina ziert, fand der Körper des mächtigen Herrschers seine Ruhestätte. Die Inschrift über seinem Grabe lautet folgendermaßen: „Unter diesem Steine ruht der Körper Karls des Großen und rechtgläubigen Kaisers, welcher das Reich der Franken herrlich erweitert und durch siebenundvierzig Jahre glücklich regiert hat. Er starb, da er siebzig Jahre zählte, im Jahre des Herrn 814, in der siebenten Jndiktion*), am 28. Januar. (Nach Erl er und Freytag.) *) Die Jndiktion giebt an, die wievielte Stelle ein Jahr in einem Cyklus von 15 Jahren einnimmt.

9. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 96

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
96 bestanden, auf dem Wege des Handels in klingende Münze zu verwandeln. Diesem Geschäft unterzogen sich die Kaufleute. Anfänglich waren es in der Regel Friesen und Juden, die von Hof zu Hof ziehend, den Vertrieb der Handelsartikel besorgten, allmählich aber griffen auch Leute aus der angesessenen Bevölkerung, Freie und Zinspflichtige, zu dieser Beschäftigung. Die Händler suchten mit ihren Waren naturgemäß gern die Orte aus, wo viele Menschen zusammenströmten, wo Heer- und Volksversammlungen stattfanden, religiöse Feste gefeiert wurden u. s. w. Diese Verbindung namentlich kirchlicher Feier mit dem Markttreiben spiegelt sich in dem Worte „Messe" wieder und hat sich an manchen Orten bis auf den heutigen Tag erhalten. In den älteren Städten lagen die Marktplätze häufig außerhalb der Altstadt oder an einem Flusse. Damit sie leichter zugänglich wären, wählte man gern Kreuzwege für den Marktverkehr. Ringsum waren die Grenzen durch Kreuze bezeichnet, auch in der Mitte des^ Platzes erhob sich ein Kreuz, an welches Handschuh oder Schwert oder auch beides gehängt war; man befestigte auch wohl eine Fahne, «inen Hut, einen Schild oder einen Busch an dem Kreuze. Diese sinnbildlichen Gegenstände deuteten darauf hin, daß der König Stadt und Markt unter seinen besonderen Frieden gestellt, die Stadt gleichsam als sein Eigentum erklärt hatte. Das Kreuz mit den Sinnbildern daran wandelte sich im Lause der Zeit zur Rolandssäule um (Bremen). Nach diesem Bilde wurde das ganze Marktgebiet das Weichbild, d. i. Bild des Wiks, des Fleckens, genannt. Es stand nun ebenso unter dem Schutze des Königs wie die Königsburg selbst, und der Bruch des Friedens war ein todeswürdiges Verbrechen. Je zahlreicher ein Markt besucht war, desto höher steigerte sich die Einnahme des Marktherrn. Alle Abgaben, Zölle u. s. w. flössen in seine Kasse. Hierbei gewann auch die Münze, da der gesteigerte Verkehr immer größere Mengen flüssigen Metalles verlangte. Über Verbrechen und Streitfälle, die auf dem Markte vorkamen, entschied das Marktgericht. Die Leitung desselben lag in den Händen des Schultheißen, Beisitzer waren diejenigen Grundbesitzer, denen Grundstücke im Weichbilde vom Marktherrn verliehen waren, also Kaufleute. Sie hatten, selbst wenn sie aus dem Stande der hörigen Leute hervorgingen, durch die Landleihe zu Weichbilbrecht die Freiheit und das Bürgerrecht erworben, ba sie Angehörige der Königsburg geworben waren. Eben bort würde auch das Markt- ober Stabtgericht

10. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 12

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
12 Friedrichs von Österreich 40000 Mark (1600000 Reichsmark), ebenso viel bei der Karls von Böhmen, dazu noch vier der ergiebigsten Rheinzölle, bei der Wahl Wenzels 30000 Mark (1200000 Reichsmark) und 6000 Schock Groschen (etwa 200000 Reichsmark). Karl Iv. versprach dem Erzbischof Balduin v. Trier für seine „Auslagen" 6000 Mark (240000 Reichsmark), drei Jahre später stellte er ihm einen Schuldschein über 16000 kleine Goldgulden (160000 Reichsmark) aus und verlieh dem Erzbischöfe und seinen Nachfolgern außerdem noch Zölle. Die Summen, welche Karl V. für seine Wahl bezahlte, sollen sich auf 10 Millionen Reichsmark belaufen haben, dazu traten noch Pensionen. Was hier von dem Kölner und dem Trierer Erzbischöfe mitgeteilt worden ist, läßt darauf schließen, daß die übrigen Kurfürsten nicht weniger gefordert haben, und es liegt darin immerhin ein Beweis von der Steuerkraft des Reiches, welches ja doch schließlich die genannten Summen in Gestalt von Zöllen liefern mußte. War das Schachergeschäft um die Krone abgeschlossn, so begann der neue Träger derselben die Jagd nach der Hausmacht. Wenig bedenklich in der Wahl der Mittel, diese zu erlangen, zeigten sich besonders Adolf v. Nassau in seinem Kampfe gegen die Wettiner in Thüringen und Meißen, Albrecht v. Österreich ebenfalls gegen die Wettiner und gegen die Schweizer, Karl Iv. gegen den Brandenburger Kurfürsten Ludwig, welchem er durch den falschen Waldemar Schwierigkeiten bereitete und dann diesen fallen ließ, um den Kurfürsten auf seine Seite zu ziehen, und Friedrich Iii., der die wilden Horden der Armagnacs herbeirief, um die Schweizer dem Hause Österreich zu unterwerfen. Nur dem habsburgischen Geschlechte gelang die Gründung einer großen Hausmacht, die Bemühungen aller andern Könige blieben ohne Erfolg. Für die Wohlfahrt des Reiches waren einst die Romfahrten der sächsischen, der salischen und namentlich der hohen staufischen Kaiser verhängnisvoll geworden, da sie die Herrscher oft jahrelang von Deutschland fern hielten, ebenso schlimm aber war es, daß die Wahlkönige die Kräfte und Mittel des Reiches oft zu Gunsten ihrer Hausmacht verwendeten. Bon Karl Iv. hat Kaiser Maximilian I. gesagt, er sei seinen Erblanden ein Vater, dem Reiche ein Erzstiefvater gewesen. Friedrich Iii. klagte, „das Reich sei voll Unrat, Gewaltthätigkeit, unehrlichem Angriff, Mord und Brand, davon es gar schädlich gemindert werbe,"
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