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1. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 5

1914 - München : Oldenbourg
— 5 — (siehe nachfolgend „Stockstatt"). Das Badegebäude lag 50 m vor der rechten Flanke des Befestigungswerkes. Die bürgerliche Niederlassung gehörte jedenfalls zu den bedeutenderen Siedelungen am vorderen Limes, da dieselbe Gunst der Verhältnisse, durch die das mittelalterliche Miltenberg 3utn Stapel- und Umschlagplatz für die mainauf- und mainabwärts wandernden Güter geworden ist, schon zur Römerzeit die militärische Station zu einem der wichtigeren Plätze des Grenzverkehrs machte. Genauere Ausgrabungen zur Feststellung der Ausdehnung und Anlage des Lagerdorfes fanden noch nicht statt. Unfern des römischen Schutzwalles lief die Grenzstraße, von der die Straßen zu den Kastellen abzweigten. Sie deckt sich auf weite Strecken mit alten, noch heute begangenen Verkehrswegen. Bei dem Kastell Altstadt erwies sie sich als ein 9 m breiter Straßenkörper, der teilweise noch 60 cm dick, an vielen Stellen aber bis auf die unterste Steinlage zerstört war. Zum Unterbau waren rauhe, mauersteinartige Bruchsteine, anderwärts große Wacken aus dem Fluß oder dem tieferen Untergrund verwendet. Den £?auptkörper bildete gröberes und feineres, zu einer festen Masse zusammengestampftes Sandgeröll. Die Straße lief von dem Kastell Walldürn über Altstadt, tlrennfurt, wörth, ©bernburg, Niedernberg, Stockstadt nach Großkrotzenburg, weitere Straßenzüge verbanden die Kastelle mit den rückwärts gelegenen Siedelungen. So zog von Stockstadt eine Straße nach Dieburg, Pfungstadt und Gernsheim am Rhein, eine andere nach Groß-Gerau, die vielleicht den Verkehr mit dem Mainzer Legionslager vermittelte. (Db außer ihr noch eine direkte Verbindung mit Mainz und ob eine solche mit Frankfurt in römischer Zeit bestanden hat, ist ungewiß. Die Zerstörung des Kastells muß bald nach der Mitte des 3. Jahrhunderts erfolgt sein. Allem Anschein nach wurde die Befestigung mit stürmender ^and genommen und niedergebrannt, wie der Brandschutt bei Aufdecken der Überreste bezeugt. Die alemannischen (Eroberer mögen die Ruinen gemieden haben. (Erst später, vielleicht bei der Ausdehnung der fränkischen Herrschaft auf das Gebiet südlich des Maines, wurde in der Nordecke ein kleiner (Einbau (28 X 30 m) zur Sicherung der wichtigen Maintalstraße angebracht*). Der gesamte Kastellbering wurde in frühkarolingischer Zeit einheitlich wiederhergestellt. Die nicht allzusehr beschädigten Türme erstanden wieder; die Tore führten durch das Torhaus oder den Torturm. )m f^aupthof des römischen Mittelgebäudes wurde jedenfalls aus den Steinen des Prätoriums eine romanische Kirche errichtet, deren (Entstehungszeit nicht ermittelt werden kann. *) F. Winkelmann hält die Errichtung des Lindaus als einen Versuch, das Kastell noch einmal zu einem militärischen Stützpunkt zu machen (vielleicht unter Aurelianus [2?o—275]) für wahrscheinlicher. Deutsche Gaue Xiv, Heft 263/26^.

2. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 60

1914 - München : Oldenbourg
— 60 — wurde die Stadt Würzburg durch einen Ladebrief, der auf dem Pfarraltare im Dome gefunden worden mar, vor den Freistuhl zu Neustadt gerufen. Stadt und Fürstbischof gingen allmählich schärfer gegen die Eingriffe der Feme vor. Der Stadtrat „steckte \<{<o2 einen Bürger ins Loch", da er mit dem westfälischen Gericht gedroht hatte. Bischof Johann Iii. von Grumbach sprach ^6- durch eine Verordnung die Wahrung feiner Gerichtsbarkeit ganz entschieden aus und verbat sich jede fernere Ladung seiner Untertanen an auswärtige Gerichtsstätten. Für Freigrafen und Schöffen erwirkte er den päpstlichen Bannfluch. Rudolf von Scherenberg fand wie in vielen Dingen auch gegen die Femgerichte tatkräftige Maßnahmen (^67). wer in Zukunft unrechtmäßige Vorladungen überbrachte, sollte an Leib und Gut gestraft werden, wer Briefe auf Altären, Zäunen oder sonstwo fand, hatte bei strenger strafe dem Bürgermeister Meldung zu machen. Der Spruch des Femgerichtes durfte nicht vollstreckt werden. Diese Bestimmungen wurden von allen Kanzeln verlesen und ^89 nochmals erneuert. Damit nahmen die „unbilligen Händel" mit den westfälischen Gerichten ein rasches (Ende. „Beugung des Rechtes" infolge Habsucht und Bestechlichkeit der Richter führte allmählich zur Ausartung und zum Untergang der Hi. Feme. 13, Der Markgrafenkrieg und die Grumbachischen Händel. Markgraf 2ilbrecht 2iicibiades von Brandenburg-Kulmbach, ein kriegslustiger Söldnerführer, zog ^552 brandschatzend und verwüstend durch Deutschland. Die Reichsstadt Nürnberg und die Bistümer Bamberg und Würzburg sollten ungeheure Summen entrichten, um von den wilden Scharen des Markgrafen verschont zu bleiben. Wilhelm von Grumbach, ein ehemaliger Würzburger £?ofmarfchali und dann Rat Albrechts, brachte einen Vertrag zustande, demzufolge der Bischof von Würzburg 220 000 fl. zahlen, 320 000 fl. von den Schulden des Markgrafen übernehmen und das Amt Mainberg an Grumbach als Entschädigung für Geldforderungen abgeben sollte. Der Kaiser erklärte aber die erpreßte Übereinkunft für null und nichtig. Daraufhin fiel Albrecht in das Bistum Würzburg ein, plünderte i^aßfurt und Theres und ging nach Schweinfurt, das ihm freiwillig die Tore öffnete. Don hier aus überfiel er alle benachbarten Städte und Dörfer und ließ feine Söldner rauben und brennen nach Herzenslust. 3m )uni \553 sammelten sich Truppen verschiedener Reichsstände in Franken. Albrecht entwich mit jsoo Reitern nach Sachsen, wurde aber von dem nachsetzenden Beere bei Sievershausen geschlagen. (Ende des Jahres gelang es ihm, sich wieder nach Schweinfurt zu werfen, worauf die Stadt von den Verbündeten belagert wurde. Als

3. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 62

1914 - München : Oldenbourg
— 62 — Abgeordneten der Stadt bleich und zitternd zu Füßen und flehten um Nachlaß. (Er aber erwiderte, wie solche Bitten und Fußfall ganz unnötig seien, das Geld sollten sie erlegen, und wo dies nicht bis den 8. des Abends 7 Uhr geschehen sei oder Geisel hiefür und zwar vier Personen von der Geistlichkeit und dem Adel, vier vom Rate und vier von der Gemeinde gestellt werden, wurde er alsbald das Schloß, die Stadt und alle umliegenden Flecken in lichte Flammen stellen." Ungeachtet der von der Stadt und dem Stifte, das viele silberne Kir-cheugefäße nach Frankfurt verkaufen mußte, aufgebrachten und gezahlten Brandschatzung wurde dennoch das Residenzschloß abgebrannt und in den Häusern der Stiftsgeistlichen übel gehaust. 15, Ein Kaiser in Würzbnrg (1658). Seitdem die Krönung der deutschen Könige zu Frankfurt üblich geworden war, zogen die von den Kurfürsten erwählten Habsburger auf der alten Heeresstraße, die von Wien über Regensburg, Nürnberg und Würzburg führte, zum Krönungsfeste. Infolgedessen erhielt die alte Bischofsstadt am Maine öfter kaiserliche Besuche, die uns von den Chronisten ausführlich geschildert werden. Am ](v August ^658 kam Kaiser Leopold I. auf dem Rückwege von Frankfurt unter dem Donner der Geschütze in Würz bürg an. Bis an die Zeller Steige waren 5000 Mann vom Landesausschusse und einige hundert geworbene Soldaten in Parade aufgestellt. Die gesamte Geistlichkeit war dem Kaiser bis ans Zellertor entgegengegangen und begleitete den von da unter einem Himmel Reitenden in den Dom. Pom Tore an bis zum Dome waren die Bürger und die Garnison mit Musik und Fahnen zu beiden Seiten aufgestellt, die Straßen mit Blumen bestreut, die Häuser mit grünen Zweigen und Bäumen verziert. Als der Kaiser nach abgehaltenem Tedeum mit dem (Erzherzoge und dem Kurfürsten auf das Schloß fuhr, wurde ihm an der Greden von 20 Jungfrauen ein Kranz überreicht. Am folgenden Tage nach der Tafel besuchte der Kaiser eine theatralische Aufführung in der akademischen Aula, wo er bei seiner Ankunft von dem damaligen Domprediger mit einer lateinischen Rede empfangen wurde. Nach Beendigung der Vorstellung besah Leopold die neuerbaute Mainmühle diesseits und das neue Kinderhaus und die Schneid- und Papiermühle jenseits des Maines. Am ^3., nachmittags um 3 Uhr, verließ er Würzburg unter denselben (Ehrenbezeugungen wie beim (Einzuge und reiste noch bis Kitzingen.

4. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 63

1914 - München : Oldenbourg
— 63 — fünfter Abschnitt. Die Sauern. 1. Der Bauer als Grundhold. Mit der fränkischen Besiedlung begann für die Bauernschaft unserer Gegend die Zeit der Hörigkeit. Da damals der gesamte Grund und Boden als Kronland oder Königsland erklärt wurde, so war damit das Eigentumsrecht der Siedler auf ihre Buben aufgehoben. Sie wurden gezwungen, den König als (Dbereigentümer anzuerkennen durch Dienstleistungen und Entrichtung gewisser Abgaben. Durch die Verteilung der Ländereien an Edelinge und Klöster wurden auch die Abgaben der den Boden nutzenden Grundholden den neuen Eigentümern zugewiesen. Dafür hatten aber diese wieder durch die Zahlung von Reis- oder Königsgeld sowie durch Heerfolge dem König dienstbar zu fein. In der ältesten Zeit finden wir das Z^örigkeitsderhältnis in verschiedene Grade abgestuft. So werden zur Karolingerzeit genannt Lidi, Mancipia, Coloni, Tributarii und Servitores triduani. Die eingewanderten Franken wurden eben milder behandelt als die unterworfenen Ureinwohner und die zwangsweise angesiedelten Kriegsgefangenen. Ein Besitzrecht auf den Boden hatte aber weder der eine noch der andere. Der Grundherr konnte jederzeit dem Grundholden die Z)ube wieder abnehmen. Erst im \5. Jahrhundert verlor sich die strenge Form der Leibeigenschaft. Aber die Bauern erhielten die Güter noch nicht erblich, sondern nur laßweise, auf Leibgeding. Das entsprach einem Pachtverhältnis auf Lebenszeit. Der Besitzer mußte seinen jährlichen Laßzins oder die Bestandgabe teils in Geld teils in Naturalien entrichten. Er konnte sein Gut weder verändern noch verkaufen. Die Kinder hatten kein erbliches Anrecht auf das Gut. Ein zur Gutsübernahme befähigter Erbe wurde bei der erneuten Vergebung nur dann bevorzugt, wenn er versprach, dieselbe Gebühr wie der Verstorbene zu entrichten. Dazu mußte er eine bestimmte Summe als Liebnüß oder Beschankungshe^d erlegen. Der Gutsherr konnte nun das Laßgeding nur bei verweigerter Zinszahlung aussagen. Und wieder einige Zeit später standen die Grundherren den Grundholden auch das Recht zu, das Laßgut zu vererben und zu veräußern. Doch als neue Belastung kamen dafür ^andlohrt, Fallgeld und Besthaupt auf. Handlohn war eine Abgabe bei Güterkäufen, im J8. Jahrhundert 6°/0 des wertes, die der Käufer dem Grundherrn bezahlen mußte. Fall-geld nannte man eine Summe, die sowohl beim Tode des Zinsherrn

5. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 35

1914 - München : Oldenbourg
— 35 •— gebäude zwar vorhanden, aber eng und beschränkt. Nur besonders reiche Herren konnten ihre Wohnungen nach der Art der Wertheimer Burg ausbauen. Zudem wurde Burg Wertheim vorn Schicksal sehr begünstigt. Da sich Graf Georg Ii. mit seinen Bauern einigte, ging der Bauernaufstand, der den meisten fränkischen Burgen den Untergang brachte, ohne Schaden für ihn und sein Schloß vorüber. (Erst ü_654 sank die Burg infolge einer Beschießung durch die Kaiserlichen in Schutt und Asche. Line Belagerung. Leinde sind nah! Gellend kündet es des Wächters Horn vorn hohen Bergfried herab. Droben am Waldessaum hat das scharfe Auge des verlässigen Mannes einen Trupp Reiter erspäht. Jetzt traben 50—60 Berittene über die Talwiese; hinterdrein folgen Fußgänger, bewaffnet mit langen Speeren, dann folgen wagen, beladen mit Leitern und langen, mit Eisen beschlagenen Balken. Die Leute auf der Burg eilen an die Ringmauern, schauen durch die Scharten und rufen einander zu: Mordio, Blordio! Die Feinde kommen! Auf, auf zur wehr! Line bange Stunde ist vergangen. Der Feind geht daran die Burg zu umschließen. Drunten im Tale stehen die feindlichen Ritter. Die Knechte beginnen mit Leitern die Felsen zu besteigen. Etliche Fußgänger huschen auf dem Burgwege aufwärts. Überall suchen sie Deckung. Sie wollen heimlich das äußere Burgtor erreichen. Doch ist es zu spät. Rechtzeitig drehte sich die Zugbrücke in ihren Angeln und verschloß den Eingang gleichsam als zweite Türe. Der Burggraben ist jetzt ohne Übergang. Auf den runden Türmen und auf den Mauern hinter den Zinnen stehen die Burgleute, um ihr Heim zu schützen. Große Steine werfen sie hinab auf den Feind. Pfeile fliegen herab und herauf. Jetzt reiten drei Ritter den Burgweg herauf; der mittlere trägt eine Fahne und ruft hinüber in die Burg: „Graf, öffnet Euer Nest! wir schonen Haus und Leute l“ Aber der Burgvogt entgegnet ihnen aus dem äußeren Burgtor: „Kommt nur herein, wenn ihr könnt! wir haben euch ein feines Gericht hergerichtet; eilt euch, das Essen ist noch heiß!" Die drei Reiter ziehen sich zurück, denn schon schwirren Speere und pfeile ihnen entgegen. Nun kommen feindliche Knechte den Burgweg herauf. Sie suchen mit Reisigbündeln und Erde den tiefen Graben zu füllen. Mühselig und gefährlich ist die Arbeit, die die Burginsassen mit allen Mitteln zu hindern versuchen. )n der Nacht aber gelingt das Werk. Der Feind steht an der Mauer. Mit eisernen Haken sucht er die Zugbrücke 3*

6. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 41

1914 - München : Oldenbourg
— — hervorbrachen, die Umgegend plünderten und deren Bewohner auf Lösegeld gefangen wegführten. Diesem Unwesen zu steuern, zog Bischof Gerhard an Pfingsten ^393 vor das Raubschloß, belagerte dasselbe mit allem Kraftaufwands vermochte es aber nicht zu erobern und mußte an 5t. Michaels-Tag nach manchen Verlusten wieder abziehen. 3. 3m Freigerichte Alzenau finden wir in der unruheoollen Zeit Deutschlands nicht wenige Ritter, die plündern und Hauben als einträgliches Gewerbe betrieben. Besonders waren es die Herren von Bonneburg, die viele der Märker in ihren Wohnungen anfielen und plünderten, oft zu Fehde zogen, Steuern erpreßten und das Ländchen feindlichen Reisigen preisgaben, obwohl in ihrer „edelsten" Z}and das Amt des Landrichters ruhte. Wiederholt setzten deshalb die freien Märker diese unwürdigen Vögte ab (H36l[ und ^386). Aber auch nach dem Aussterben dieser Familie nahmen die Räubereien kein Ende. Die Schelrisse von Wasserlos, die Herren der Womburg bei Mömbris und Ulrich von Bergheim auf Z?üttelngefäß waren kecke Stegreifritter und vergewaltigten Bauern und Bürger, Kaufleute und pilger, so daß König Ruprecht in Verbindung mit den benachbarten Reichsstädten Ruhe schaffen mußte. Am Sonntag, den 22. Februar ^05, wurden die Burgen der Strauchritter von Reisigen eingenommen und verbrannt. Damit war den raublustigen Rittern für längere Zeit das Handwerk gelegt. 4. Aus fehdereicher Zeit. Au Beginn des ^5. Jahrhunderts herrschte in Franken auf den Straßen große Unsicherheit, allenthalben hörte man von Mord, Raub und Brandschatzung. Um diesem Übel zu steuern, schlossen die fränkischen Bischöfe, der Abt von Fulda, der Burggraf von Nürnberg und Abgesandte der fränkischen Reichsstädte im )ahre ^03 zu Mergentheim ein Bündnis, „Landfriede zu Franken" genannt. Aus den Bestimmungen des Vertrages kann man auf die Vergehen gegen Person und (Eigentum sehr leicht Schlüsse ziehen. So mußte ein Artikel vorschreiben: Alle pilger und Wallfahrer, die Kaufleute und die Ackerbauer, welche Feldfrüchte und Edein bauen, sollen in ihren Wohnungen und Gewerben sicher sein; frei sollen sein alle Straßen, Kirchen, Klöster, Geistliche, Kaufleute, Kirchhöfe, Mühlen, Pflüge mit ihren Pferden, Gchsen und Zugehör, alle Ackerleute und Weinbauer. Wer diese beschädigt, soll als Verletzer des Landfriedens und Räuber bestraft werden. Bald mußte denn auch der Bischof von Würzburg gegen Landfriedensbrecher zu Felde ziehen. Noch im gleichen )ahre belagerte er das Raub-schloß Werberg, dessen Inhaber die Stiftsuntertanen in den Ämtern

7. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 88

1914 - München : Oldenbourg
Am 2. September \625 brach er mit dem Heere, bessert Verköstigung der Stadt 27 ^56 fl. gekostet hatte, nach Fulda und der Weser auf. Don da an hörte der Durchzug der kaiserlichen Völker nicht mehr auf. wallenstein und Tilly entrissen dem Dänenkönig Holstein, Schleswig und Jütland. 5. Die Schweden im Lande. Noch ehe der Bischof von Würzburg die benachbarten Fürsten um Beistand ersucht und die Grenzen seines Landes gedeckt hatte, war das schwedische Beer vor der Würzburger Grenzfestung Königshofen erschienen. Jn wenigen Stunden war die Botschaft davon durch das ganze Land geflogen und hatte dieses in Angst und Schrecken versetzt. Verzweiflungsvoll suchte jedermann, arm und reich, die liebsten und besten Habseligkeiten gegen Plünderung des rachgierigen Feindes zu sichern. Ulan vergrub oder vermauerte sie, warf sie in Brunnen oder brachte sie an Orte, die man für sicher hielt. Das Landvolk flüchtete seine kostbarsten Sachen in die Stadt; die Städter, besonders Adel und Geistlichkeit, brachten ihre Schätze auf das bischöfliche Schloß luarienberg ob Würzburg. Geistliche, fürstliche Räte und reiche Bürger mit Weibern und Kindern flohen nach Mainz oder Bayern, viele begaben sich in Wälder und litten an allem Mangel. Am jo. Oktober war Königshofen nach heftiger Beschießung an den Schwedenkönig Gustav Adolf übergeben worden. Die Besatzung durfte frei abziehen. Nun war für die Schweden der weg zur Hauptstadt frei. Am \2. Oktober übernachtete der König in (Seltersheim, am J3. im Schlosse zu Unterpleichfeld. In der Frühe des J^. Oktober brach er gegen Würzburg auf. Schon um 6 Uhr morgens erschien plötzlich am Dicken Turme vor dem äußersten östlichen Tore würzburgs ein schwedischer Trompeter, welcher ein Schreiben des Königs an die wache übergab. Darin wurde der freie und ungehinderte Durchzug der Armee durch die Stadt gefordert und gedroht, Gewalt zu gebrauchen und das Schicksal Magdeburgs an würz bürg zu rächen, wenn widerstand geleistet werde. Man versprach Antwort innerhalb vier Tagen. Die Tore der Vorstadt und der Stadt sollten eiligst gesperrt und verrammelt werden. Die Bürger mußten die Waffen ergreifen und sich an die Tore, Türme und Zwinger verteilen. Aber schon nach einer Stunde ließ sich der feindliche vortrab auf dem Greinberge sehen. Seine Haufen und weitausgedehnten Reihen wurden durch anhaltendes Kanonenfeuer vom Schlosse Marienberg zwar einigemal getrennt, aber nicht zum weichen gebracht. Sie senkten sich eiligst in die Weinberge und die (Ebene herab, umringten bald die ganze Stadt und bemächtigten sich des Teufelstores bei dem Dicken Turme. Unaufhaltsam drang nun der Feind in die Vorstadt und besetzte das pleichacher und Hauger viertel, besonders die

8. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 92

1914 - München : Oldenbourg
— 92 — geplündert und ausgeraubt, Kellergewölbe, Truhen, Risten und alles durchsucht. Die Leute wurden geschlagen, geprügelt, manche sogar ausgehängt um Geld, Silber und Geschmeide von ihnen zu erpressen. Oberst vieedon ließ die Bürgermeister eine Haussuchung bei den Bürgern vornehmen, was jeder noch an Geld und Silbergeschirr hatte, mußte ihm ins Quartier geliefert werden. Beim Abmarsche nahm er alles mit. vor dem Abzug verlangte er noch ein Verehrungsgeld für seine fleißige Aufsicht und gute Ordnung (!). (Er erhielt *oo Taler. Der wein des Pfarrers wurde den Soldaten preisgegeben. Darauf kam der Kavalleriegeneral Wolf ßcinrich von Baudiß in die Stadt. Seine Abteilung lagerte in Karlstadt, Gbersfeld, Hundsbach, Münster, Aschfeld, (Eufsenhcim acht Lage lang, streifte, plünderte und tat großen Schaden. Der Hofmeister des Generals ließ die Kirche aufschließen, die Truhen aufsprengen und raubte alles Gold- und Silbergeschmeide, darunter zwei schöne Monstranzen. wenige Tage nach der Einnahme des Schlosses Marienberg kam Gustav Adolf mit einigen Reitern nach Karlstadt. Der Hat machte ihm irt der Kellerei Aufwartung, tat einen ^ußfall und überreichte eine Bittschrift, der König möge die ganze Bürgerschaft mit Weib und Kind an ihrem Leben und vor Brand und weiterer Plünderung beschützen. Der König hieß sie aufstehen und sagte, wenn die Stadt treu fei und mit dem Feinde keine Verbindung halten wolle, wolle er sie in seinen Schutz nehmen; wäre der Bischof im Lande verblieben und hätte mit ihm ein Abkommen getroffen, so wäre das Unglück des Landes verhütet worden. Des Mittags nahm der König einen Imbiß in der Kellerei, ritt dann nach Gemünden, wo er den Paß und das Städtlein ansah, kehrte wieder nach Karlstadt zurück, verbrachte die Nacht bei General Baudiß in der Kellerei und zog andern u.ags wieder nach Würzburg. Dort unterzeichnete er dann den erbetenen Schutzbrief für Karlstadt. vor dem Abzüge des Königs kam Oberst Georg Wolf von wilden-stein mit 200 Musketieren nach Karlstadt als Stadtkommandant. (Er ließ alles Gemäuer, alle Zäune, Gärten und Bäume, sogar das neuerbaute Siechenhaus niederreißen und dann um die Stadt, besonders vor den beiden Toren, Verschanzungen anlegen. Die weiden an der Wern dienten zum flechten der Schanzkörbe. Sie mußten zur Fron hereingetragen werden, da alle Pferde gestohlen waren. Steinhauer, Maurer und die Bürger der Stadt und der Amtsdörfer mußten zehn Wochen lang an werkund Sonntagen fronen. Alle Feldarbeiten blieben liegen, im Advent wurden die Trauben gelesen. Karlstadt wurde eine namhafte Schweden-festung. Bald entstand Mangel an Getreide, Mehl und Salz, da für vorüberziehendes Kriegsvolk viel Brot geliefert werden mußte. Zehnt- und Amtskorn nahm der Oberst einfach hinweg. Die Gramschatzer Bauern hatten ihr Vieh in den Wald getrieben, wo es ganz verwilderte. Oberst wilden-

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 95

1914 - München : Oldenbourg
95 — 10. Plünderung und Mißhandlung der Bewohner im Dreißigjährigen Kriege. „Die Soldaten. stellten ihre Pferde ein und schlachteten alle Hühner und Schafe nacheinander ab. hernach hatte jeglicher feine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Derderbert anzeigte. Dann obzwar etliche anfingen zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein Festmahl gehalten werden, so waren hingegen andere, die burchstürtnten das Baus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große palete zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarft einrichten wollten. Was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen und zu Grunde gerichtet. (Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen; etliche schütteten die Federn aus den Betten und füllten hingegen Speck, dürres Fleisch und Gerät hinein, als ob alsdann besser darauf zu fchlafen wäre. Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu versündigen. Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen und packten die verbogenen und verderbten Stücke ein. Bettboden, Tische und Stühle verbrannten sie. Unsere lllagd war dermaßen mißhandelt, daß sie nicht mehr gehen konnte. Den Knecht legten sie gebunden auf die (Erde, steckten ihm ein Sperrholz in den Mund und schütteten ihm einen Kübel voll garstigen Mistlachenwassers in den Leib. Das nannten sie einen schwedischen Trunk, wodurch sie ihn zwangen, eine partei anderwärts zu führen, wo sie Menschen und Dieh hinwegnahmen und in unsern Hof brachten. Da fing man erst an, die Steine von den Pistolen und an deren Statt des Bauern Daumen auszuschrauben und die armen Schelme so zu foltern, als wenn man hätte Hexen brennen wollen, wie sie denn auch einen von den gefangenen Bauern bereits in den Backofen steckten und mit Feuer hinter ihm her waren, ungeachtet er noch nichts bekannt hatte. (Einem andern machten sie ein Seil um den Kopf und zogen es so zusammen, daß ihm das Blut zu Mund, Nase und Ohren heraussprang. In Summa: es hatte jeder seine eigene (Erfindung, die Bauern zu peinigen, und also auch jeder Bauer seine besondere Marter. Allein mein Vater war meinem damaligen Bedünken nach der glückseligste, weil er mit lachendem Munde bekannte, was andere mit Schmerzen und jämmerlicher Wehklage sagen mußten. Die Soldaten setzten ihn nämlich zu einem Feuer, banden ihn, daß er weder Hände noch Füße regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtetem Salze, welches ihm unsere alte Geiß wieder ab lecken und ihn also kitzeln mußte, daß er vor Lachen hätte zerbersten mögen. Das klang so spaßhaft, daß ich, weil ich es nicht besser verstand, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er, was man von ihm verlangte, und öffnete den verborgenen Schatz, welcher an Gold, perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauern hätte suchen mögen."

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 124

1914 - München : Oldenbourg
— 124 — 7. Das Regiment Not-Würzburg bei Leuthen. Trotz der von den Österreichern erlittenen Niederlage bildet die Schlacht bei Leuthen vorn 5. Dezember \?57 einen Ruhmestag für das Regiment Rot-Würzburg, das in ein Bataillon zusammengelegt war. (Es kam in das Dorf Leuthen zu stehen und hatte die Besetzung des ungefähr in der Mitte des Dorfes liegenden, von einer starken Steinmauer umgebenen Friedhofes der katholischen Kirche zu übernehmen, dessen Festhaltung allerdings dadurch unterstützt wurde, daß sich an den Ecken der Mauer runde Türme befanden, die man ebenso wie die Mauer selbst schon bei ihrer Anlage mit Schießscharten versehen hatte. So bildete der Kirchhof einen um so festeren Stützpunkt der Verteidigung, als sich von dort aus die von Schriegwitz herführende Straße vollkommen bestreichen ließ. Die richtige Besatzung aber fand er in dem Bataillon Würzburger, die sich rasch und geschickt einnisteten und dabei nicht versäumten, ihren Regimentsgeschützen eine wirksame Aufstellung zu geben. Obwohl unter dem Feuer der schweren preußischen Geschütze, die den Nahangriff auf das Dorf vorzubereiten hatten, der Glockenstuhl und das Kirchendach mit gewaltigem Dröhnen in sich zusammenstürzten, blieb die wackere Truppe völlig unerschüttert, und als um 1/2^ Uhr die zum Sturme gegen den Südrand von Leuthen ansetzende feindliche Infanterielinie an verschiedenen stellen in das Dorf einbrach, beherrschten die Würzburger mit ihrem Geschütz- und Gewehrfeuer die Schriegwitzer Straße und hielten den anvertrauten Posten mit aller «Zähigkeit fest, mochten sich auch rechts und links die anderen österreichischen Bataillone im heftigen Bajonettkampfe Schritt für Schritt zurückgedrängt sehen. Lange Zeit stürmen drei Bataillone erfolglos gegen die feste Mauer an, vergebens bringen die preußen auch ihre Regimentsgeschütze ins Feuer, Rot-Würzburg steht ohne Wanken. In Heller Wut wirft sich das Iii. Bataillon Garde nochmals gegen das eichene Tor an der ©ftseite des Kirchhofs, Kolben und Axt vollenden ihr Werk, der (Eingang bricht zusammen. Dahinter aber bilden die Bajonette der Würzburger ein neues Gatter und von der Mauer herab speit ihr Feuer Tod und Verderben auf den Angreifer. Da reißt schließlich Hauptmann von Möllendorf das preußische Bataillon mit sich und dringt in den Kirchhof ein; in höchster (Erbitterung tobt der Kampf zwischen Leichensteinen und Grabkreuzen fort. Inzwischen war es dem Feinde jedoch gelungen, mit den Regimentsgeschützen auf der Südseite eine breite Bresche in die Mauer zu legen; von zwei Seiten angefallen, werden die heldenmütigen Verteidiger von der Übermacht erdrückt. Ihre Artillerie mit sich schleppend, räumen die Würzburger den Leichenacker. Ihren zahlreichen im Verzweiflungskampfe gebliebenen Kameraden aber gilt nicht weniger wie den ©pfern des todesverachtenden Angriffs die Inschrift jenes Steinkreuzes, das sich in späterer Zeit von der Südseite der Kirchhofmauer an der Stelle der während des heißen
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