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1. Freiburger Lesebuch - S. 30

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 30 — früher, und für Zuspätkommende hatte der Lehrer die große Birkenrute, die beim Schulausflug am 1. Mai die Kinder im Walde selbst geschnitten hatten. Ii. Unterdessen war es Tag geworden. Die zweite Frühmesse im Münster und in den Klosterkirchen am Augustiner-, Franziskaner- und Predigerplatz war ausgeläutet. Jetzt gingen die Kaufleute und Handwerker in ihre Werkstätten und Buden am Markte, denn zuhause durfte keiner verkaufen. Marktplatz war damals die Kaiserstraße. In der Nähe des Martinstores gegenüber der Grünwälderstraße boten die Metzger Fleisch und Würste feil, gerade vor dem Schlachthaus (Kaiserstraße 104), wo sie das Vieh schlachteten und den durch die ganze Große Gaffe fließenden Bach in aller Bequemlichkeit zum Wegschwemmen des Unrates benützten. Daneben ließen im Fischbrunnen (heute Bertholds-brunnen) die Fischer die Forellen und Lachse ans der Dreisam schwimmen, und die Bäcker legten bei den Brotlauben am Haus „zum Freiburger" (Kaiserstraße 96) und „zum weißen Löwen" (Apotheke) ihre Brote und Wecken aus, und je nach der Jahreszeit noch allerlei Gebäck, das Sankti-Clansbrot, die Birenwecken, die Sonnenräder oder Springerle, die Neujahrsbretzeln und Osterkuchen. Da hatten sie alle gute Kundschaft. Denn der Platz war sehr wichtig. Am Fischbrunnen war nämlich auch die „Schupfe"; hier standen die Fälscher von Nahrungsmitteln am Pranger, dem allgemeinen Gespött ausgesetzt, Diebe wurden mit der Rute gefetzt und Lästerzungen mußten stundenlang den Lasterftein oder die „Geige" tragen. In kriegerischen Zeiten wurde hier auch Blutgericht gehalten und zur Abschreckung von Plünderern der Galgen aufgerichtet. Weiter die Straße hinunter standen die Verkaufsbuden der Schmiede, Hämischer (Waffenschmiede), der Goldarbeiter und Granatschleifer, die bei ihrem Zunfthaus „zur Krone" (Kaiserftraße 88) die Achat-, Granat- und Kristallfchleifereien, die sie in den Schleifhütten am Gewerbekanal kunstreich geschliffen hatten, verlockend zum Verkauf auslegten. Ganz in der Nähe saßen die Geldwechsler hinter ihren Tischen; die beiden Häuser am Eingang der Schufterstraße, wo der Weg zum Kaufhaus führte, hatten davon den Namen „zum goldenen Eck". Beim Spital an der Kaiser- und Münsterstraße bis zum Georgsbrunnen auf dem Münsterplatz verkauften bei den sog. Lugstühleu die Tuchhändler, Gewandschneider, Kürschner; die Apotheker hatten ihren Platz in der Eisengasfe. Erst von einer bestimmten Stunde ab, meist von 8 bis 12 Uhr, durfte verkauft werden. Fremde Händler durften auf dem Wochenmarkt nicht immer selbst feilbieten, sie mußten ihre Waren ins Kaufhaus tragen. Nur an den beiden Jahrmärkten, von denen noch die Inschrift rechts am Haupteingang des Münsters erzählt, dauerte der Verkauf den ganzen Tag über. Das war ein lebhaftes Treiben! Händler aus Tirol, der

2. Freiburger Lesebuch - S. 80

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 80 — 34» Der Miintterplatr. Er ist nicht viereckig, und er ist nicht rund, wie die Plätze, die man in modernen Städten anlegt; sondern er ist ganz unregelmäßig eingerahmt, unser lieber alter Münsterplatz, und das Münster steht schräg über feine Mittellinie hinüber, nicht so genau von allen Seiten gleich weit entfernt, wie man heute gewöhnlich die Kirchen auf die Platze stellt. Das ist's aber gerade, was den Münsterplatz so malerisch macht und so gemütlich. Wo du auch stehen magst, du kannst ihn nicht ganz überschauen und kannst dir auch nicht, wie bei einem regelmäßigen Platz, die unsichtbaren Grenzen im Denken zurechtlegen; denn wie die gebrochenen und gebogenen Linien der Häuserreihen ringsum sich schließlich hinter dem Münster zusammenfügen, das kannst du ihnen von vorne her nicht ansehen. So bleibt dem Auge immer ein ferner Winkel, wo der Platz sich in uugekannter Gestalt verliert, und das eben macht es, daß er so freundlich und so wechfelvoll erscheint. Und wcchselvoll wie seine Gestalt ist auch das Leben auf dem Münster-platz- In aller Frühe schon regt sichs auf ihm. Da kommen die Marktleute, stellen die Bänke auf und breiten ihre Waren aus. Ja für den Samstagsmarkt kommen die ersten Fuhrleute schon in der Freitagsnacht, und von morgens 2 Uhr an steht man die Marktfrauen ihre Plätze einnehmen. Wenn es Winter ist und naß und kalt dazu, so kann man nur mit Mitleid hinabschauen auf diese mantelmnhüüten Menschen da draußen. Sic stellen den Freiburgern ihre Lebensmittel bereit in der nächtlichen Kälte, indessen diese in warnten Betten und warmen Stuben der Ruhe pflegen. Um 1/26 Uhr ist der Markt schon sehr belebt, und um 8 Uhr morgens kann man nur noch mit ganz kleinen Schritten über den Platz gehen, so voll ist er von Menschen und Bänken und Korben und Tischen und Handkarren und Buden. Das ist ein prächtiges Bild, dieser Samstagsmarkt: schwarz wimmeln die Leute durcheinander, grellweiße Kopftücher, feuerrote Blusen leuchten aus dem schwarzen Grunde; frühlingsgrüne Ge-müfe und ein Heer buntstrahlender Blumen und Sträucher beleben das Bild. Das summt und schwirrt von tausend Stimmen und dazwischen ertönt von Zeit zu Zeit der klagende Schrei eines wiehernden Esels oder der laute Ruf eines krähenden Hahnes. Um 12 Uhr ist's merklich leerer geworden, um 1 Uhr sind schon viele Plätze und Bänke leer, und wenn es o Uhr schlägt, so haben die Männer der Stadtverwaltung nicht nur alle Bänke weggeräumt, sondern den ganzen Platz schon gereinigt, und kein Mensch sieht dem stillen Kirchenplatz an, daß vor 3 Stunden noch ein solches Gewimmel auf ihm fein Wesen getrieben. Da und dort fährt noch ein später Marktkarren mit Körben, von einem starken Gaul gezogen, davon; die meisten sind schon draußen auf der Landstraße, und unter der Blache des Wagens sitzen Bauer und Bäuerin und überzählen das gelöste

3. Freiburger Lesebuch - S. 124

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 124 — gesetzt. Aber wie friedlich liegt heute dieses Breisach da — die winklige Altstadt, am Berg hinaufgebaut, die freundlicheren, gartenreichen Außenteile, die Brücke über den Rhein nach dem elsässischen Ufer! Wir haben es gut getroffen! Hübsch belebt ist der herrliche Strom. Dort schaukeln ein paar leichte Fischeruacheu, und ein Lustfahrzeug mit singenden Ans-flüglern strebt hinaus ins goldne Abendlicht, wohl nach der Limbnrg hart am Kaiserstuhl, wo die Wiege Rudolfs von Habsburg soll gestanden haben. Ein Dampfboot sogar, schwer mit Gütern beladen, zieht vorüber. Daß schon auf dem jungen Strom solch' schwere Fahrzeuge verkehren können, verdanken wir einem tüchtigen Manne namens Tnlla. Das Betragen des Rheins auf seiner Wanderschaft am Kaiserstuhl vorüber war einmal wie das eines uugeberdigen Buben, der den Leuten zeigen will, wie stark er ist, indem er einen tollen Streich nach dein andern verübt. Da war es dieser Tulla, der den Rhein durch technische Künste sittsamer und verträglicher machte, daß er dem Landmann nur noch ganz selten die Felder verwüstet und Schiffe und Lasten auf seinem Rücken duldet. Oberst Tulla aber (er ist schon seit mehr als achtzig Jahren tot) wird der Bändiger des wilden Rheins genannt, und ein Turm steht ihm zu Ehren droben auf dem Schloßberge zu Breisach. Zum Schönsten von Breisach gehört der Eckartsberg mit dem trutzi-gen Mauerwerk, an dem uralte Sage haftet. Zu einer Zeit, die unendlich weit vor der unsrigen liegt, lebte ein König Ermanrich. Der hatte zwei blühende Neffen namens Fritel und Jmbreck, und sie gehörten dem mutigen Geschlechte der Härtungen an, das zu Breisach hauste. Sorglich bewachte die Beiden ihr Burgvogt und Erzieher, der getreue Eckart. Nun hatte Ermanrich die Hausehre seines Ratgebers Siebich verletzt, und dieser trachtete fortan, wie er seines Herrn Geschlecht am sichersten verderben möchte. Schon waren seiner Rachgier Ermanrichs Sohne zum Opfer gefallen. Mit übler Rede lenkte er das Herz des Königs nun wider seine Neffen; zugleich machte er ihn gierig nach dem reichen Goldschatz, der wohlverwahrt zu Breisach in der Bnrg lag. Wohl war der treue Eckart, da er den bösen Plan am Hose Ermanrichs erfuhr, Tag und Nacht geritten, daß er die Harlnnge warne. Er weilte wieder fern von Breisach, als Ermanrich mit vielem Heervolk vor der Rheinburg erschien. Heldenmütig war die Verteidigung; gleich jungen Löwen wehrten sich Fritel und Jmbreck. Aber sie und ihre Getreuen erlagen der Übermacht, und so grausam war Ermanrich, daß er die Brudersöhne erhenken ließ. Sein Schicksal erreichte ihn in der Rabenschlacht, wo ein anderer Harlnnge, Dietrich von Bern, den König vernichtete. Viele sagen, Eckart sei es gewesen, der den Ermanrich erschlug. Jahrhunderte sind darüber hinweggegangen; die Erinnerung an den getreuen Eckart aber blieb in vielen Erzählungen lebendig. Es wird von ihm berichtet, daß er in Gestalt eines alten Mannes mit wallendem weißem Bart schon manchen warnte, den der böse Geist in Versuchung führen wollte. Deutschlands größter

4. Freiburger Lesebuch - S. 32

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 32 — kirchen und von der St. Nikolanskirche in der Vorstadt Neuburg die Glocken läuteten, wurde der Englische Gruß gebetet. Dann wurde zu Mittag Suppe, Fleisch, Gemüse, reichlich Brot, sehr oft statt des Fleisches Fische, namentlich Heringe und Stockfische gegessen; auch Milch wurde viel getrunken; denn viele Bürger hatten noch eine Kuh im Stalle stehen. Manchmal, an Waschtagen, wenn die Wäsche auf den Wiesen vor der Stadt zur Bleiche ausgelegt wurde, da aßen Mutter und Kinder draußen im Freien unter dem Nußbaum. Das war allemal ein Fest! Oder wenn gar um Martini der Vater das fette Schwein aus dem Stalle holte, der Metzger das Messer schliff, und zum Mittag die frischen Blut- und Leberwürste mit dem neuen Sauerkraut oder den sauren Rüben auf den Tisch kamen! Am Nachmittag, wenn die Bauern und fremden Händler die Stadt wieder verlassen hatten, war es stille in den engen Gassen. Da saßen nun die Bürgersfrauen vor den Häusern, hüteten die Kinder und besorgten daneben allerlei Hausarbeit, nähten, strickten und flickten und sangen dazwischen wohl auch ein fröhliches oder ernstes Lied. Dieses Verweilen in der freien Luft war nötig, denn die alten Häuser waren oft recht schmal und hatten nicht viel Luft und Licht, und besonders die Schlafräume lagen in den dunkeln Alkoven. An Sonn- und Feiertagen gab es allerlei Abwechslung in dieser stillen, fleißigen Tätigkeit. Am Morgen ging der Vater, an hohen Feiertagen mit dem Degen an der Seite, die Mutter in der goldgestickten Haube, in das Münster ins Hochamt, wo der Vater bei seinen Zunftgenossen den Platz hatte. Nachher wurden die Gräber auf dem Kirchhof ums Münster besucht; am Bäckerlicht und bei der St. Andreas-Kapelle (bei der Volksbibliothek) brannten Lichter für die armen Seelen. Schon um elf Uhr wurde Sonntags zu Mittag gegessen. Um ein Uhr war Christenlehre. Erst nach der Vesper begann das fröhliche Sonntagstreiben. Im Stadtgraben um die Festungsmauern lockten die Kinder die Hirsche und Rehe, die in Friedenszeiten, wenn der tiefe Graben nicht mit Wasser gefüllt war, da gehalten wurden. Droben beim Schützen übten sich die Gesellen vom Stahl im Scheibenschießen. Auf der Wiese drehten sich Burschen und Mägde im Tanz. Auch in der Stadt gab es allerlei Belustigung, namentlich auf dem Münsterplatz. Da trieben die Ritter vor dem adeligen Gesellschaftshaus „zum Ritter" (Erzbischöfliches Palais) das Wasfenspiel. Auch friedlichere Schauspiele wurden auf dem Platz aufgeführt, Szenen aus dem Heiligenleben oder der Bibel, auch aus der Geschichte und Sage. Den Höhepunkt bildete aber das Fronleichnamsfest. Alle Zünftigen traten in Harnisch und Gewehr an. Der Zunftmeister trug stolz während der Prozession die Zunftfahne, die schon in vielen Kämpfen mit dabei war. Die Meister trugen in feierlichem Schritt die Büste des Zunftheiligen oder wirkten in den Darstellungen mit, die auf Wagen allerlei Szenen aus der biblischen Geschichte boten. Nach der Prozession hielten die Meister
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