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1. Der neuern Geschichte zweite Hälfte - S. 127

1812 - Frankfurt am Main : Andreä
12? Peter Hi- (Herzog von Holstein Gottorp) regieret keine 6 Monate. Friede mir Preußen weit der Kaiser der größte Bewunderer Friedrich Ii. war, und Verbindung mit diesem gegen Oesireich Neuerungen wegen vertiehrt er Thron und Leben durch seine Gemahlin Katharina, Prinzessin von Anhalt-Zerbst. H. 245. Katharina n. (regieret von 1762 bis 1796) mit Rer gentenfählgkeitcn, setzt die Kultur des Reiches iu jeder Hinsicht fort: — Günstlinge: Orlow , Pan in, Potemkiu. — Eingriffe in die polnische Königswahl, daher Poniatowski König von Polen 1764 — Krieg mit den Türken durch Ro- manzow geführet und durch den Frieden zu Kutschuck-Kai' nardge »774 geenbiget; Rußland gewinnt Afow, Distrikte zwischen dem Bog nnbdneper; die Krimm wird Unabhängig. Gestillte Empörung deskofacken Pngatschew Erste Thei- lung Polens. Besitznahme derkrimm. Der Czar Herakljus von Georgien unterwirft sich Rußland. §. 246. ^ Zweiter Krieg gegen die Türken , mit welchen die Schwe- den sich verbinden 1767. Joseph Ií. unterstützt seine Ver- bündete. (Snwarow, Ko bürg, Laudon.) In dem Frieden zu Jassy '791, der Dniéster, die südliche Gränze. — Zweite Tbeilung Polens ,795, und zwei Jahre darauf die dritte. — Kathari n a ll. starb 1796. §. 247. Pauli, (regieret von 1796 bis 1801.) Große Verände- rungen in Rußland aus Besorgmß vor Frankreich's Beispiel. >797 nimmt Rußland thütigen Antheil an dem Kriege gegen Frankreich; — Snwarow in Italien und in der Schweiz. »796 Paul l., Großmeister von Malta , verläßt die Allianz mit Oestreich und verbindet sich mit Frankreich. Gewaltsamer Tod des launenhaften Kaisers itícu, §. 248. ' v Alexander I. (regieret von 1801 —) mild und men- schenfreundlich ; die Kultur des Reiches wieder befördert.. Ver- bindung mitoestreich gegen Frankreich i8oö, die.schlacht der drei Kaiser bei Austerlitz '— Verbindung mit Preußen gegen Frank- reich, ebenso unglücklich, wiedievorige 1806. — Schlacht bei Friedland; doch vvrtheilhafter Friede für Rußland zu Tilsit. (Ein District von Neu - Ostpreußen kömmt zu Rußland). Der Krieg gegen Schweden 1808 gewinnt Finnland; und die neue Verbindung mit Frankreich gegen Oestreich einen Theil Gali- ziens 1809. — Der Krieg gegen die Pforte wird mit Glücke noch forrgeführer.

2. Bd. 2 - S. 36

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
36 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. Markt für die Erzeugnisse des Nordens und Ostens von Ungarn: Rindvieh, Pferde, Speck, Tabak, Wein, Wachs, Honig, Flachs u. s. w.; und ein großer Theil der Kleinhändler Siebenbürgens versieht sich von hier aus mit Colonial-Producten und den prangenden Waaren von Wien. Nicht weniger als 25,000 der von mir belobten Bnndas wer- den hier jährlich verfertigt und nach allen Theilen des Landes verschickt. Die ächte ungarische Pfeife ist ein anderes Erzeugniß Debreczins; sie stellt mit dem kurzen, dicken Rohre und langen, dünnen Kopfe eine gar drollige Figur vor. An dem einen Ende der übermäßig, zweimal so breiten Straße, wie die breiteste in London, thürmt sich, mit den einstöckigen Häusern, die zu beideu Seiten stehen, übel contrastirend, die reformirte Kirche und das Gymnasium von Debreczin auf; denn Debreczin ist nicht nur die Hauptstadt des Magyarismus, sondern auch des Calvinismus in Ungarn. Die Protestanten Ungarns zerfallen in zwei Classen, in Lu- theraner, die der Augsburgischen Confession anhangen, und in Rcfor- mirte, die den Lehren Calvins folgen. Die ersteren werden besonders im Norden und Osten Ungarns gefunden, und es sind unter ihnen viele Deutsche und Slowaken; die letzteren sind fast alle Magyaren und bewohnen hauptsächlich die Städte und Dörfer der Puszta. 145. Das Danat. (Nach John Paget, Ungarn und Siebenbürgen.) Das Banat ist ein Landstrich in der Südostecke von Ungarn, zwischen der Theiß, dem Maros und der Donau. Es sind noch nicht volle hundert Jahre, seit die Türken nicht mehr tut Besitz dieser Pro- vinz sind, und erst gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts wurde sie ganz frei von den Einfüllen der Moslemin. Diejenigen, die schon eins der unter türkischer Botschaft stehenden Länder besucht haben, wer- den sich leicht vorstellen können, in welchem wilden, rohen Zustande diese schöne Provinz damals gewesen ist. Der menschenfreundliche Jo- seph Ii. beschloß, sie eben so bevölkert und civilisirt zu machen, wie das übrige Ungarn. Durch den flachen Boden eines großen Theils der Oberfläche, und durch die Menge Flüsse, welche diese bewässern, hatten sich unermeßliche Moräste gebildet, welche die Luft verpesteten. Um Ansiedler herbeizulocken, wurde das Land zu äußerst mäßigen Preisen verkauft, und Deutsche, Griechen, Türken, Serbier, Watachen, ja, selbst Franzosen und Italiener kamen herbei, um diese üppige Wild- niß zu bevölkern. Der schwarze, fette Lehmboden, bisher noch nie vom Pfluge berührt, gab die reichsten Ernten. Viele wurden schnell wohl- habend, und heutigen Tages gibt es noch Manche unter dem ungarischen Adel, die vor einem halben Jahrhunderte als arme Abenteurer nach dem Banat gekommen waren.

3. Bd. 2 - S. 114

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
114 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. gen Nord-Westen Britannien vor, das die Nordwest-Stürine abhält. Gegen Norden hat es Holland selbst, das die erste Wuth der Meeres- windc abkühlt. Gegen Osten erstrecken sich längs der Maas die Arme des Ardennenwaldes und weiter hin scheiden die mitteldeutschen Gebirge, die sich im Norden mit dem Harze enden, sowohl das ganze mittlere Rheinland als anch Belgien mehr vom Osten und umfangen es, einen schützenden Wall gegen die slawischen Steppen bildend. Das Scheldeland (Flämisch-Belgien) erscheint ans diese Weise dem allseitig cxponirten Batavien gegenüber lvie in einem schützenden Busen geborgen, und diese Umstände haben einen größeren Contrast zwischen den klimatischen Verhältnissen beider Nachbarländer hervorgebracht, als der geringe Unterschied in der geographischen Breite, der höchstens einen bis zwei Grad betrügt. Schon diese klimatischen Verschiedenheiten spiegeln sich gleich in allen Zuständen des Landes und seiner Bevölke- rung ab, in der Flora, in dem Ackerbau, in dem Charakter der Land- schaft, in der Kleidung und den Sitten und Eigenthümlichkeiten der Bewohner. — Die Flora von Belgien ist viel reicher, nicht nur au Gattungen, sondern auch au Individuen. Der Garten- und Ackerbau hat hier eine Menge von Bäumen und Gewächsen einheimisch gemacht, die das Klima von Holland nicht mehr ertragen. Holland ist unvergleichlich viel „oceanischer" und insularischer, Belgien weit continentaler. Die Strecke Küstenlandes, mit welcher Belgien unmittelbar an das Meer stößt, ist mindestens 12 Mal ge- ringer als die ganze Küsteu-Entwickelung Hollands. Der bäum- und pflanzenlose Landstrich, der sich hier überall in der Nähe des Meeres zeigt, ist daher bei Belgien nur sehr unbedeutend, während er im Nor- den, in Holland, von allen Seiten her eingreift und fast das ganze Land waldlos nmcht. Belgien erscheint daher dem kahlen Holland ge- genüber als ein wahres Baum- und Waldland. Die Flamländer sind freilich vielfach von südlichen (romanischen) Volkselementen durchsetzt, allein vermuthlich haben sie nicht nur in Folge davon, sondern eben anch deswegen, weil sie in einem genießba- reren, minder rauhen und stürmischen Klima wohnen, jenen Anstrich von größerer Heiterkeit, Lebenszufriedenheit, jenes leichtere, gcsanglustigere und mehr poetische, mit Einem Worte: mehr südliche Wesen, welches sie vor ihren Brüdern, den Holländern, auszeichnet. Wie in ganz Europa der Norden jünger ist als der Süden, so ist er es auch in den Nieder- landen, und anch dieser Umstand trügt dazu bei, die ganze Physiognomie von Holland so sehr verschieden zu machen von der von Belgien. Die Cultur ging überall aus dem Süden zum Norden, wo sic langsamer reifte. Eben so wie sie im Süden Italiens oder Deutschlands um eine ganze Reihe von Jahrhunderten älter ist als im Norden dieser Länder, so ist sie auch in Belgien unvergleichlich viel älter als in Holland. Es dauerte sehr lange, bis Herkules alle Augiasställe des Landes Batavien gereinigt hatte, bis die Holländer Meister ivnrden

4. Bd. 2 - S. 181

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
194. Die Bergschotten. tsl aber zugleich sehr bescheiden gegen ihn, anständig; aber rachgierig und unversöhnlich gegen den, der darauf ausgeht, sie zu kränken und zu unterdrücken. Religion ist ihnen Bedürfniß für das bedrängte Herz, um cs bei dein beständigen Kampfe mit den Umständen aufrecht zu erhalten. Bei diesen vortrefflichen Seiten dieses Völkchens, welche alle un- parteiischen Reisenden anerkennen, ist es zugleich sehr wahr, daß ihnen rasche Thätigkeit, emsiger Fleiß und ökonomische Industrie gänzlich fehlen. Die Bergschottcn leben im Zustande der Unterdrückung: denn sie sind zwar keine Leibeigene, haben aber auch kein Eigenthum. Sie be- sitzen kein Land eigenthümlich, das vom Vater auf den Sohn erbte, das sie nach Gutdünken anbauen, verbessern könnten, keine eigene Woh- nung, von der sie eine Abgabe an den Landesherrn entrichteten u. s. w. Hier ist aller Grund und Boden Eigenthum der Gutsbesitzer (Lairds), und gehört zu größeren oder kleineren Landgütern, die meistens von Pachtern (Taksmen) verwaltet werden, welche sie nun wieder zu drei bis zehn Aeckern an die sogenannten Tenants verafterpachten, die in England Cottagcr, sonst Tagelöhner, Käthncr, heißen. Die Lairds sind der hohe Adel des Landes. Der Bergschotte hat keinen Trieb, das Land zu bauen, die Hütte auszubessern, die Haide umzuroden, den Sumpf auszutrocknen, das Feld von Steinen zu reinigen: denn er muß Alles, was er dieses Jahr besitzt, das künftige wieder abgeben. Hierzu kommt noch die Bequemlichkeit und Gewohnheit, die bisher dem Schot- ten Viehzucht und Fischerei als Lieblingsbeschäftigung erhielten, unge- achtet beide nur die nächsten Bedürfnisse zu befriedigen im Stande sind. Bei der Armuth der Natur und der gedrückten Bewohner ist cs kein Wunder, daß sie oft, so mäßig sie auch sind, den bittersten Hunger- leiden müssen. Viele müssen Kriegsdienste nehmen, häufig werden unter ihnen Matrosen gepreßt; nicht selten ist Mißwachs in diesem rauhern Klima; ist es noch zu verwundern, daß die Schotten so gern die Ge- legenheit benutzen, um in Amerika ihr Heil zu suchen, und gern Allem sich unterwerfen, um nur ihr Leben zu fristen? Daher nimmt die Bevölkerung mehr ab als zu und mit ihr der Anbau des Landes; hierzu kommt die große Sterblichkeit der jünger» Bcrgschotten. Man schreibt sie theils dem Whisky oder Branntwein zu, an den sich die Bergschotten von der.muttermilch an gewöhnen und stlbst den kleinsten Kindern in hohen und niedern Ständen zum Früh- stück, Mittags und Abends geben. Theils schreibt man sic auch den elenden Wohnungen zu, in denen sie einen großen Theil der rauhen Jahreszeiten zubringen müssen. Ihre Häuser aus dem festen Lande sind schlecht, noch weit elender aber die auf den Inseln; nichts als kleine, länglich viereckige Mauer- kasten von Kiesel und Fclsstückcn, ohne Mörtel aufgeführt, die Ritzen dazwischen sind mit Moos verstopft. Tic besseren sind in zwei Räume abgetheilt, einer für die Familie, der andere für das Vieh. Die Haus- flur ist ungepflastert, daher der Boden immer feucht, kothig; in der

5. Bd. 1 - S. 187

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
52. Die Campagna von Rom. 187 Villen zerstörten den Ackerbau völlig: was sie nicht mit Gärten, Teichen, Wasserwerken und Wildgehegen bedeckten, ward, wie jetzt, von den uner- meßlich reichen Besitzern zur Viehzucht als Triften benutzt, da diese reicheren Gewinn abwarf. Dieser Zustand steigerte sich immer mehr, je tiefer das Reich allmählich sank. Die Einfälle der nordischen Eroberer tilgten auch die letzten Reste der früheren Bevölkerung vom Boden der Campagna oder trieben sie auf die Gebirge. Sie verewigten das in der Kaiserzeit ausge- bildete Unheil. Die großen Gütercomplexe blieben, sie wechselten nur die Besitzer. Wenige Barone theilten mit der Geistlichkeit das Erbe der römi- schen Aristokraten der Kaiserzeit. Ganze Stadtgebiete kamen so in die Hand eines Klosters oder eines Feudalherrn. Die wenigen Versuche zum Wieder- anban der Campagna, von einzelnen Päpsten unternommen, scheiterten an dem ewigen Kriegszustande der großen Barone unter sich oder selbst mit Rom, an den Verheerungen, welche deutsche und normannische Kriegszüge über Italien brachten. Die großen geistlichen und weltlichen Grundbesitzer verpachten noch heute ihre Besitzungen an wenige Generalpächter, die sogenannten Mercanti di Campagna. Diese bebauen durchschnittlich jetzt etwa den zwölften Theil des Bodens mit Korn, Mais, Bohnen, Hafer ic. Bestellung und Aernte besor- gen Arbeiter aus den heimischen Gebirgen und aus dem angrenzenden Neapel gegen hohen Lohn. Aufseher zu Pferde commandiren diese geworbenen Scharen, deren Lagerstätte die sieberschwangere Erde ist, wenn nicht die Nähe Roms einigen das Asyl der Treppen und Vorhallen der Kirchen oder den Schutz der Ruinen von Gräbern bietet. Dazu die Gluthitze der rö- mischen Julisonne am Tage und die feuchte Kälte der Nächte, welche große Riesenfeuer, im Kreise um die Lagernden angezündet, nur schlecht abwehren, die elende Kost, das schlechte Wasser und der erhitzende, oft verdorbene Wein. Daher ergreift denn das Fieber gegen Ende der Aerntezeit einen nach dem andern: dann füllen sich die römischen Spitäler. Manche werden in wenigen Tagen dahingerafft, die meisten schleppen sich elend und siech in ihre heimischen Berge zurück. Mehr noch als bei den Schnittern, ist das Gesagte der Fall bei den Dreschern und übrigen Arbeitern, die spät in den Sommer hinein, wo die Lust immer verpesteter wird, auf den Aeckern blei- den müssen. Also der Ackerbau ist in der römischen Campagna reine Nothsache, gegen welche sich die großen Gutsbesitzer und ihre Mercanti di Campagna daher auch mit Händen und Füßen sträuben. Sie bebauen den Boden nur, weil er ohne allen Anbau zuletzt auch als Weideland unbrauchbar wird. <^ie bebauen ihn mit Schaden, während ihnen die Benutzung als Weide- land zur Zucht von Ochsen, Büffeln, Schweinen, Schafen :c. bei verhält- nißmäßig geringen Auslagen großen Vortheil bringt.

6. Bd. 1 - S. 311

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
93. Der Mensch in den Alpen. 311 seiner Wirtschaft in alle Regionen und Zonen des Gebirges seine Thätig- fett: in die obersten, in denen sein Vieh weidet; in die mittleren, in denen er sein Holz findet; in die unteren, wo mancher kleine Streifen Feldes oder der kleine Weinberg zu bestellen ist, bis in die Thalsohle hinab, wo oft sein vornehmster Acker liegt. Und kann der Bewohner der Flecken und Städte, der Gebildete, der Handelsmann das Gebirge missen? Der Arzt muß seine Hülfe, der Priester den Trost der Religion hinauftragen in entlegene Hütten, hinter Wasserstürzen und Gletschern; und der Verkehrsmann, sei es der Spitzen- und Schnittwaarenhändler aus Vorarlberg, der Handschuh- und Tep- Pichverkäufer aus dem Ziller- und Teferegger-Thale, der Grödener mit Schnittwaaren, der Viehhändler aus Paffeir oder der Wein- und Frucht- Händler aus den gesegneten Etschgauen — sie alle ziehen über die Alpen- Pässe, aus einem Thal in's andere, vorüber an den gehörnten und gletfcher- bepanzerten Bergriesen, die in vielfachem Wechsel von Kleid und Miene sich ihrem Blicke darstellen, bald in der blendenden Hülle des Winters, bald im lachenden, bunten Frühlingskleide, bald von stürmenden Wolken umsaust, bald wieder von Regenstrichen gepeitscht oder von Blitzen umzuckt, gestern von dicken Nebeln umzogen, heute vom Glänze der scheidenden Sonne verklärt. In der That erlebt man bei dem Uebergange über solche Höhen an einem Tage mehr, als in der Ebene oft in einem ganzen Jahre. Mit dieser Natur von Jugend auf verwachsen, durch sie täglich in An- spruch genommen, auf ihren Umgang fast allein hingewiesen, sollte nicht der Bewohner der Alpen vorzugsweise von lebendiger Liebe zur Heimat er- füllt werden? So ist es. Er bleibt damit erfüllt, auch wenn seine Gewandt- heit in der Ferne Behaglichkeit und Glück des Lebens ihm erwirbt. Zurück- gekehrt mit Reichthümern, wird er unmerklich von der Alpennatur dermaßen gefesselt, daß er sich der einfachen, alpinischen Lebensweise und den alten Gewohnheiten der Väter wieder zuwendet, fremde Bedürfnisse und fremde Weise alsbald ablegend. So begegnet man in fast allen Theilen Graubün- dens, selbst in unwirthlichen Gegenden, Leuten, die daselbst sich aufs Neue niedergelassen haben, nachdem sie, in jungen Jahren ausgewandert, in den verschiedensten Weltgegenden ein Vermögen erworben haben. Sie bringen nicht einmal das Gefühl und Verständniß von Dingen, die nur einigermaßen nach Bequemlichkeit des Lebens aussehen, aus der großen Welt zurück. So sehr ist ihr sonst heiterer Sinn von der Härte des Lebens in ihrem strengen Thale gefesselt. Viele gewöhnliche Geschäfte, bei deren Verrichtung der Bewohner des Flachlandes wenig oder gar nichts von Mühe verspürt,-sind für den Aelpler nicht nur höchst anstrengend, sondern bisweilen ebenso gefährlich, als in dem Erfolge unsicher. Jahre hat er auf die Urbarmachung seiner Wiesen und seines Ackers an des Berges Abhange verwendet; ein einziger Gewitterguß vernichtet schonungslos diese Mühe, die Felder sußhoch mit Steingetrümmer

7. Bd. 1 - S. 397

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
120. Der Rheinstrom. Die deutsche Mundart ist weich und klingt angenehm und treuherzig. Ueberall aus den Bauden, aus den Hütten an den Wasserfällen tönt Harfenklang und Gesang, schallen Geigen und Clarinetten dem Wanderer entgegen. Der größte Theil der Gebirgsbewohner, mit Ausnahme derjenigen, welche bloß Viehzucht treiben, besteht aus Webern, die zwar kärglich ihr tägliches Brod verdienen, das ihnen aber die Genügsamkeit versüßt. Andere finden Unter- halt in den Bergwerken, Eisenhämmern, Glashütten, oder sie sind Holzhauer und Holzarbeiter. Die Letztgenannten verfertigen mit staunenswerther Ge- schicklichkeit: Schachteln, Spielzeug, Küchengeräthe, ja, sogar musikalische Instrumente: Geigen, Guitarren u. s. w. Die Glücklichsten leben von Ackerbau und Viehzucht. Freilich ist hier der Ackerbau mit größeren Schwierigkeiten und Anstrengungen als in der Ebene verbunden. Wo nur ein Fleck tragbar gemacht werden kann, an Stellen, wohin kein Zugthier zu gelangen vermag, dahin tragen sie Dünger, selbst Erde hinauf und sichern durch Steinwände den mühevoll urbar gemachten Fleck vor dem Abspülen durch die Schneegewässer. Wo Roggen nicht mehr gedeiht, da bauen sie Hafer an, der oft schon vom Schnee bedeckt wird, ehe er reif geworden. Die Hirten benutzen jeden Grasfleck, und wo das Thier auf steiler Höhe ihn nicht felbst abweiden kann, da klettern sie empor und schneiden mit der Sichel das Futter ab. Und trotz so vieler Entbehrungen und Mühseligkeiten han- gen sie mit unerschütterlicher, kindlicher Liebe an ihren Bergen und vertäu- scheu sie selten mit einer bequemern und bestem Wohnung. Sie freuen sich, wenn der Fremde aus weiter Ferne zu ihnen kommt, ihre Berge und Wafferstürze zu bewundern. Es erhebt sie, zu erfahren, daß der Ruhm ihrer schönen Heimat in ferne Länder gedrungen ist. Ii. West-Deutschland. 120. Der Ahcinstrom. (Nach G. B. Mendelssohn, Das germanische Europa, und F. H. Müller, Die deutschen Stämme.) Der Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein! Nicht auf seine Größe; viele andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn weit an Länge, Breite, Wasserfülle, an kolossaler Ausdehnung ihres Gebietes; nicht einem aber ist ein so edles Ebenmaß beschieden, so richtige Verhältnisse, so vollständige Entwicklung; nicht einer sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und Natur, geschichtliche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem erhabensten centralen Gebiete des mächtigen Alpengürtels hangen an himmelhohen Felsgipfeln mehr als dreihundert Gletscher, welche dem Rheine ihre vollen, tobenden Gewässer zusenden. Wo diese ungestümen Alpensöhne aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen und läutern sie sich

8. Bd. 1 - S. 337

1859 - Köln : DuMont-Schauberg
90. Die Cantone der französischen Schweiz. 337 Aber wie wunderbar ist der Anblick, wenn man endlich la Chanx- de-Fonds erreicht! Hier in dem dürren, bäum- und wasserleeren Thale, wo man kaum die Hütten armer Hirten und Grasmäher vermuthen sollte, erhebt sich eine Stadt von mächtigen großen Gebäuden, in welchen mehr als 12,000 Menschen wohnen, die größtenthcils Uhren machen und ganz unter denselben Verhältnissen zu den Fabrikanten reichlich ihr Brod verdienen, wie ich dieses bei Genf dargestellt habe. Es gibt hier Mil- lionäre und sehr viele reiche Leute, aber selbst die allerrcichsten machen keinen Aufwand. Sie haben keine Landhäuser, sie geben keine Feste; sie leben nur für die Arbeit, für ihr Geschäft und dessen Gewinn, und ihr höchstes Vergnügen besteht darin, Abends mit ähnlichen Freunden beisammen zu sitzen, zu rauchen und eine Partie Boston oder Whist zu spielen. So ist es in allen diesen Thälern, in Locle, in Val Travers, und diesem ganzen Jnralande, sowohl in dem, was zu Neufchatel gehört, wie in dem südlich anstoßenden Theil der Waadt, oder in dem berni- schen Jura, der nördlich liegt. Ueberall werden Uhren gemacht, überall erblickt man statt des Hirten und Ackerbauers, die in diesen Felsenthä- lern wenig zu thun haben, Menschen, welche hinter den hellen Glas- fenstern in den großen Steinhäusern sitzen und mit Hülfe von Lonpcn, Mikroskopen und feinen Instrumenten penible Arbeiten verrichten. Das ist ein sonderbarer, eigenthümlicher Anblick, der von Gemeinde zu Ge- meinde sich wiederholt, und wenn man von la Chanx-de-Fonds nach Basel fährt, nicht eher endet, als bis man die breiten fruchtbaren Thäler des der- ncr Landes erreicht, wo Ackerbau und Viehzucht wieder in ihre Rechte treten. Es ist ein schöner Weg durch diese Jurathäler nach Basel, nament- lich der Weg durch das romantische Münsterthal, wo die Birs sich durch enge Felsenspalten drängt und steile Kalksteinwände mit zackigen Gipfeln nur Raum für die Landstraße übrig lassen. Es ist die letzte Erinnerung an die Felsen-Natur der Schweiz, denn immer mehr öffnet sich das Land, und hat man den Canton Baselland erreicht, so weichen die Hügel weit zurück und bilden ein fruchtbares, welliges Land, besetzt mit weiten Kornfeldern, mit Obstbäumen und Gärten, das sich in nichts mehr von dem nahen deutschen Grenzlande unterscheidet. bb. Deutschland. 91. Deutschlands Weltgeltung und deren Folgen*). (Nach F. H. Müller, die deutschen Stämme, und I. Kutzen, das deutsche Land.) Das Heimathland des deutschen Volkes gehört nach seinen natür- lichen wie nach seinen historisch-ethnographischen Verhältnissen zu den wichtigsten Theilen von Europa. Zwar finden wir Deutschland nicht *) Vgl. E. M. Arndt, Bersuch in vergleichender Völkergeschichte, S. 346 ss. Pütz, Charakteristiken zur vergleichenden Erdkunde. I. ^2

9. Bd. 2 - S. 73

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
224. Die Bergschotten. 73 Seen und Nebeln, in Familienverhältnissen, die ächte patriarchalische Sitten beibehielten. Bei dieser Einfalt erhielt sich Nationalstolz, Enthusiasmus, Energie. Das beweisen ihr lebhafter Blick, ihr rascher, fester Gang, ihr kühner Muth in Gefahren, als treffliche Schiffer und Mattofen und als tapfere Soldaten. Die g älifche Bevölkerung Schottlands, wie wir sie heute noch finden, ist auf die niedrigsten (Staffen der Gesellschaft beschränkt. Alles, was aus diesem engen Kreise heraustritt, sich Bildung aneignet, zu höheren Stellun- gen gelangt, anglisirt sich damit vollkommen und vergißt dabei gar bald seine celtische Herkunft. Auf diese Weise nimmt das angelsächsische Element fortwährend gälisches Blut in sich auf, während bei den celtischen Bewoh- nern das Umgekehrte in ungleich geringerem Maße der Fall ist; Niemand findet darin einen Vortheil, sich zu diesem aussterbenden Volksthum zu be- kennen, das darum auch in nationaler Beziehung viel reiner als das angel- sächsische uns entgegentritt. Die Gälen sind Hirten, kleine Pächter, Fischer und Küstenschiffer im beschränkten Maße, und hier und da Handwerker in den kleinen Städten. Die Hirten sind Knechte der Großgrundbesitzer oder der größeren Pächter: statt des Lohnes erhalten sie eine Hütte zur freien Benutzung, dabei etwas Land, auf dem sie Kartoffeln, Hafer und Rüben bauen. Auch dürfen sie einige Kühe oder Ziegen halten, die sie mit den Schasen zusammen austrei- den. Mißräth die Kartoffel- oder Haferernte, so gerathen diese Leute nicht selten in große Noth und ziehen dann bettelnd in die Städte der Nachbar- schast. Schottland kennt keine Dörfer nach unserem Begriffe. Ueber all' die Halbwüsten Berge und Thäler stehen die Hütten vereinzelt oder in klei- nen Gruppen zusammen. Das ist charakteristisch für die Hochlande. Diese Hütten nun zählen zu den elendesten menschlichen Wohnungen in Europa. Die vier Wände sind bei den meisten aus rohen Feldsteinen, wie sie der Boden eben bietet, ausgeführt; von Mörtel ist keine Rede, an seiner Stelle dient Moos oder Haidekraut, mit dem man die Ritzen und Fugen verstopft, und über das eine Lage von Lehm geschlagen wird. Das Dach, welches über einigen schwachen Holzsparren aufgeführt ist, besteht gewöhnlich aus großen Rasenstücken, die im Sommer lustig grünen und aus denen allerlei Unkraut ausschießt, so daß man einen bewachsenen Schutthaufen, statt des Daches einer menschlichen Wohnung, vor sich zu haben glaubt. In der Mitte ist die sehr niedrige Thür; zuweilen zu beiden Seiten derselben je ein Fenster, zuweilen fehlen diese aber in den Mauern, wenn man die Hauswände so nennen darf, ganz; statt ihrer sind dann einige Scheiben in das Haidekraut des Daches eingefetzt. Das Innere besteht häufig nur aus einem einzigen Räume, gewöhnlich ist es aber in zwei Hälften, die eine für Menjchen, die andere sür's Vieh, geschieden. Dicht auf dem aus hart ge- ftampfter Erde gebildeten Fußboden glimmt zwischen ein paar Steinen ein
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