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1. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 63

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 63 — fallen, wie den deutschen Ostseeländern. Aber auch das qesamte Deutschland würde dereinst bei der Abrechnung mit Schmerz bemerkt haben, welche Lasten ein lang dauernder bewassneter Waffenstillstand mit sich führt. Man nutzte dann jedenfalls die dänische Grenze überschreiten, die ganze Halbinsel erobern und bis zum Frieden festhalten. Tre kleine dänische Macht würde dies allerdings nicht zu hindern vermögen. Sind wir aber imstande, hier die weiteren Folgen zu übersehen, die aus einem Angriffskriege erwachsen würden? Ter europäische Krieg, der uns seit dreiunddreißig Jahren fast ganz aus dem Gedächtnis geschwunden scheint, stände dann wieder vor der Tür. Unter welcher Gestalt nun ein solcher Krieg dann auftreten würde, dieses zu beurteilen, setzte allerdings eine Kenntnis der Verhältnisse zu den auswärtigen Mächten voraus, die wir hier nicht besitzen. Gesetzt aber, Rußland und Schweden hätten bestimmt erklärt, daß jede Überschreitung der dänischen Grenze eine Kriegserklärung sei, und daß sie sodann an dem Kriege aktiven Teil nehmen würden! Gesetzt ferner, die englische Regierung wolle in diesem Falle augenblicklich ihre vermittelnd Tätigkeit einstellen und sich die Schritte vorbehalten, zu denen sie sich durch die offenkundige Stimmung ihres Volkes gedrängt fühlte! Gesetzt endlich, Frankreich habe sich in gleicher bedrohlicher Weise über unser Verhalten gegen Dänemark ausgesprochen! Meine Herren! Hat sich wirklich jeder unter uns die Folgen ganz veranschaulicht, die aus einem allgemeinen Bruche unter solchen Umständen erwachsen müssen? Ich kann und darf hier nicht die Kräfte und die Mittel abwägen, die bei einem europäischen Kriege einander gegenübertreten würden, und ich will nicht das Bild der Ereignisse ausmalen, deren Schauplatz dann Deutschland sein würde. Nur für einen einzigen Zweig derselben, für den Kampf auf der Halbinsel selbst, erbitte ich mir noch Ihre Aufmerksamkeit.

2. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 119

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 119 — Rücksicht gegen die Herzogtümer auferlegen Ein wirklicher Beistand ist freilich nur von der Erhebung deutscher Nation zu erwarten, und dazu gehört ein allgemeiner Krieg für den jedoch Louis Napoleon vielleicht in wenig fahren sorgen wird. Tein Kaisertum nimmt immer mehr den Charakter eines großartigen Schwindels an Seine Vermählung mit der Spanierin schließt ihn von dem Eintritt in die legitime Monarchenfamilie vollends aus, und die Londoner Börse kann durch einfache Erhöhung des Agios fein ganzes Finanzsystem erschüttern. _ Tie Franzosen werden des Abenteurers bald müde lem, der ev schwieriger finden wird, Kaiser zu bleiben, als zu werden. Ohne Siege kann er sich wohl kaum behaupten, und ob er selbst Feldherr ist und zwar imßtil des Onkels, das muß sich erst zeigen. Selbst muß er aber Schlachten schlagen, denn sein Feldherr würde Kaiser sein. 60. An denselben. Magdeburg, den 4. März 1853. Im allgemeinen sehen die Dinge jetzt friedlicher aus als lange. Tie orientalische Krisis ist zwar keineswegs beendet, aber vertagt. Tas Wichtigste dabei ist das Verhalten Napoleons. Läge Krieg in seinen Absichten, so war hier die sür ihn günstigste Chance geboten, mit England vereint aufzutreten. Er scheint aber wirklich den Frieden zu wollen. Fragt sich nur, wie lange er das dem Inland und der Armee gegenüber kaun. Auch die nun abgeschlossene Handelseinigung zwischen Österreich und Preußen ist von großer politischer Wichtigkeit. Ta sich von den beiden deutschen Großmächten keine zur alleinigen Hegemonie in Deutschland hat aufschwingen können, so haben sie sich einstweilen zu einer gemeinsamen verständigt. Ties hat nach außen doch den großen Vorteil, daß nicht mehr die eine Hälfte Deutschlands die andere paralysiert, wie es während der schleswig-holsteinischen Händel gc-

3. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 62

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 62 — betrachten dieses Verfahren mit Abneigung und Mißtrauen. Da der jetzige dänische Krieg beide Veranlassungen in sich schließt, so ist die Stellung der europäischen Mächte zu diesem Kriege eine bedenkliche, ja eine gefahrdrohende geworden. Soll dieser Streit durch eiueu für die Interessen der Herzogtümer, und also auch für die uusrigeu, für die deutschen, gedeihlichen Frieden geschlichtet werden, so wird derselbe folgende Puukte erringen müssen: Daß Holstein in seiner untrennbaren Realverbindung mit Schleswig gesichert werde und infolgedessen eine in allen Teilen getrennte Verwaltung von Dänemark erhalte; daß die Personalunion beider Herzogtümer mit der dänischen Krone klargestellt weroe, damit es bei der einstigen Anwendung der verschiedenen Erbfolgegesetze keinem Zweifel unterliege, daß Schleswig bei Holstein verbleibe, und daß endlich Dänemark die Einverleibung Schleswigs in den deutschen Bundesstaat anerkenne. Dieses sind die höchsten Ziele, die einem solchen Frieden unsererseits gesteckt werden können; wir wollen von ganzem Herzen wünschen, daß es gelinge, sie zu erreichen. Vergleiche ich nun diese Grundlagen eines günstigsten Friedens mit den Bedingungen des vorliegenden Waffenstillstandes, so bin ich nicht imstande, mich zu überzeugen, daß jenen irgendwie wesentlich vorgegriffen werde. Auch ich, meine Herren, bin mit mehreren Bedingungen dieses Waffenstillstandes keineswegs einverstanden; ich finde sie ungünstig; aber ich werde deshalb nie zugeben, daß sie die zukünftigen Geschicke der Herzogtümer reell gefährden. Daß Dänemark jetzt dazu habe genötigt werden können, vorteilhaftere Bedingungen einzuräumen, dafür möchte der Beweis sehr schwer werden. Diejenigen daher, welche uns raten, dem geschlossenen Waffenstillstand die Genehmigung vorzuenthalten, fordern die Fortsetzung des Krieges. Meine Herren! In dem bisherigen halben Zustande konnte und kann der schleswigsche Kamps nicht verbleiben; er würde den Herzogtümern ganz ebenso unerträglich

4. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 192

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 192 — tuefert wären, mtö die uns deshalb angriffen, weil wir den russischen Wünschen vorausgegaugen waren in der Erfüllung. Wir haben das auch auf dem Kongreß getan, es wird uus aber nicht wieder passieren. Wenn Rußland uns amtlich auffordert, die Schritte zur Herstellung der kougreßmäßigeu Situation in Bulgarien beim Sultan als Souverän zu unterstützen, so trage ich kein Bedenken, Seiner Majestät dem Kaiser zu raten, daß das geschieht. Dies erfordern die Verträge von unserer Loyalität dem Nachbar gegenüber, mit dem wir, mag die Stimmung sein, wie sie will, doch immer das grenznachbarliche Verhältnis und große und gemeinsame monarchische Interessen, sowie Interessen der Ordnung allen Gegnern der Ordnung in Europa gegenüber zu vertreten haben, und dessen Monarch vollständiges Verständnis hat für diese Aufgaben der verbündeten Monarchen. Daß der Kaiser von Rußland, wenn er findet, daß die Interessen seines großen Reiches von hundert Millionen Untertanen ihm gebieten, Krieg zu führen, daß er dann Krieg führen wird, daran zweifle ich gar nicht. Aber die Interessen können ihm ganz unmöglich gebieten, diesen Krieg gerade gegen uns zu führen; ich halte es auch nicht für wahrscheinlich, daß ein solches Jnteressengebot überhaupt nahe liegt. Ich glaube nicht an eine unmittelbar bevorstehende Friedensstörung — weitn ich mich resümieren soll — und bitte, daß Sie das vorliegende Gesetz unabhängig von diesem Gedanken und dieser Befürchtung behandeln, lediglich als eine volle Herstellung der Verwendbarkeit der gewaltigen Kraft, die Gott in die deutsche Nation gelegt hat, für den Fall, daß wir sie brauchen; brauchen wir sie nicht, dann werden wir sie nicht rufen; wir suchen den Fall zu vermeiden, daß wir sie brauchen. Dieses Bestreben wird uns noch immer einigermaßen erschwert durch drohende Zeitungsartikel vom Auslande, und ich möchte die Mahnung hauptsächlich an das Ans-

5. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 88

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
werden heute und morgen den französischen Boden betreten, ^ch erwarte, daß die Manneszucht, durch welche Ihr Euch bisher ausgezeichnet habt, sich auch besonders auf feindlichem Gebiete bewähren wird. Wir führen keinen Krieg gegen die friedlichen Bewohner des Landes- es ist vielmehr die Pflicht jedes ehrliebenden Soldaten/das Privateigentum zu schützen und nicht zu dulden, daß der gute Ruf unseres Heeres auch nur durch einzelne Beispiele von Zuchtlosigkeit angetastet werde. Ich baue auf den guten Geist, der die Armee beseelt, zugleich aber auch auf die Strenge und Umsicht aller Führer. Wilhelm. 36. Proklamation an das französische Volk. Hauptquartier Saarbrücken, vom 11. August. Wir Wilhelm, König von Preußen, tun den Bewohnern der durch die deutschen Armeen besetzten französischen Gebietsteile zu wissen, was folgt: Nachdem der Kaiser Napoleon die deutsche Nation, welche wünschte und noch wünscht, mit dem französischen Volke m Frieden zu leben, zu Wasser und zu Lande angegriffen hatte, habe Ich den Oberbefehl über die deutschen Armeen übernommen, um diesen Angriff zurückzuweisen. •0$ bin durch die militärischen Ereignisse dahin gekommen, die Grenzen Frankreichs zu überschreiten. Ich führe Krieg mit den französischen Soldaten und nicht mit den Bürgern Frankreichs. Diese werden demnach fortfahren, einer vollkommenen Sicherheit ihrer Person und ihres Eigentums zu genießen, und zwar so lange, als sie Mich nicht selbst durch feindliche Unternehmungen gegen die deutschen Truppen des Rechts berauben werden, ihnen Meinen Schutz angedeihen zu lassen. Die Generale, welche die einzelnen Korps kommandieren, werden durch besondere Bestimmungen, welche zur Kenntnis des Publikums werden gebracht werden, die Maßregeln festsetzen, welche gegen die Gemeinden oder

6. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 107

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 107 — Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches auf den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht. Der engere Anschluß an die realen Kräfte dieses Volkslebens und das Zusammentreffen der letzteren in Form korporativer Genossenschaften unter staatlichem Schutz und staatlicher Förderung werden, wie Wir hoffen, die Lösung auch von Aufgaben möglich machen, denen die Staatsgewalt allein in gleichem Umfange nicht gewachsen sein würde. Immerhin aber wird auch auf diesem Wege das Ziel nicht ohne die Aufwendung erheblicher Mittel zu erreichen fein. Wenn danach auf dem Gebiete der inneren Reichseinrichtungen weitgreifende und schwierige Aufgaben bevorstehen, deren Lösung in der kurzen Frist einer Session nicht zu bewältigen ist, zu deren Anregung Wir Uns aber vor Gott und den Menschen, ohne Rücksicht auf den unmittelbaren Erfolg derselben, verpflichtet halten, so macht es Uns um so mehr Freude, Uns über die Lage unserer auswärtigen Politik mit völliger Befriedigung aufsprechen zu können. Wenn es in den letzten zehn Jahren, im Widerspruch mit manchen Vorherfagungen und Befürchtungen, gelungen ist, Deutschland die Segnungen des Friedens zu erhalten, so haben Wir doch in keinem dieser Jahre mit dem gleichen Vertrauen auf die Fortdauer dieser Wohltat in die Zukunft geblickt, wie in dem gegenwärtigen. Die Begegnungen, welche Wir in Gastein mit dem Kaiser von Österreich und König von Ungarn, in Danzig mit dem Kaiser von Rußland hatten, waren der Ausdruck der engen persönlichen und politischen Beziehungen, welche Uns mit den Uns so nahe befreundeten Monarchen und Deutschland mit den beiden mächtigen Nachbarreichen verbünden. Diese von gegenseitigem Vertrauen getragenen Beziehungen bilden eine zuverlässige Bürgschaft für die Fortdauer des Friedens, auf welche die Politik der drei

7. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 168

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 168 — Während die übrigen europäischen Mächte mit Erwägungen Beschäftigt todten, toie sie dieser neuen und unerwarteten Phase begegnen und vielleicht auf diese angeblichen Verhandlungen, deren Natur und Gegenstand niemand ahnen konnte, einen versöhnenden und vermittelnden Einfluß üben sollten, hat die französische Regierung es für gut befunden, durch eine öffentliche und feierliche Erklärung, welche den Drohungen vom 6. d. Mts. unter Entstellungen bekannter Tatsachen neue ^Beleidigungen hinzufügte, die Verhältnisse ans eine Spitze zu treiben, too jeder Ausgleich unmöglich werden und, indem den befreundeten Mächten jede Handhabe der Einwirkung entzogen wurde, der Bruch unvermeidlich werden sollte. Schon seit einer Woche konnte es für uns keinem Zweifel mehr unterworfen fein, daß der Kaiser Napoleon rücksichtslos entschlossen sei, uns in eine Lage zu bringen, in der uns nur die Wahl zwischen Krieg oder einer Demütigung bliebe, welche das Ehrgefühl keiner Nation ertragen kann. Hätten, wir noch Zweifel hegen können, so hätte uns der Bericht des Königlichen Botschafters über seine erste Unterredung mit dem Herzog von Gra-mont und Herrn Ollivier nach seiner Rückkehr aus Ems, tn welcher ersterer den Verzicht des Erbprinzen als Nebensache bezeichnete und beide Minister die Zumutung aufsprachen, Seine Majestät der König solle einen entschuldigenden Brief an den Kaiser Napoleon schreiben, dessen Publikation die aufgeregten Gemüter in Frankreich beschwichtigen könne, belehren müssen. Abschrift dieses Berichts füge ich bei; es Bedarf keines Kommentars. Der Hohn der französischen Regierungspresse antizipierte den erstrebten Triumph; die Regierung scheint gefürchtet zu haben, daß ihr der Krieg dennoch entgehen könnte, und Beeilte sich, durch ihre amtlichen Erklärungen vom 15. d. Mts. die Sache auf ein Feld zu verlegen, auf dem es keine Vermittlung mehr gibt, und uns und aller Welt zu beweisen, daß keine Nachgiebigkeit, welche

8. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 171

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 171 — wie den Grundsätzen internationaler Höflichkeit gegen die Vertreter fremder Souveräne und Nationen entspricht. In bezug endlich auf die Abreise unseres Botschafters bemerke ich nur, wie es dem französischen Kabinett amtlich bekannt war, daß diese keine Abberufung, sondern ein vou dem Botschafter aus persönlichen Rücksichten erbetener Urlaub war, bei welchem der letztere die Geschäfte dem ersten Botschaftsrat, der ihn schon öfter vertreten, übergab und dies, wie üblich, anzeigte. Auch die Angabe ist uuwahr, daß Se. Majestät der König mir, dem unterzeichneten Bundeskanzler, von der Kandidatur des Prinzen Leopold Mitteilung gemacht habe. Ich habe gelegentlich durch eine bei den Verhandlungen beteiligte Privatperson vertraulich Kenntnis von dem spanischen Anerbieten erhalten. Wenn hiernach alle von den französischen Ministern angeführten Gründe für die Unvermeidlichst des Krieges in nichts zerfallen und absolut aus der Luft gegriffen erscheinen, so bleibt uns leider nur die traurige Not-, Wendigkeit, die wahren Motive in den schlechtesten und seit einem halben Jahrhundert von den Völkern und Regierungen der zivilisierten Welt gebrandmarkten Traditionen Ludwigs Xiv. und des ersten Kaiserreichs zu suchen, welche eine Partei iu Frankreich noch immer aus ihre Fahne schreibt, und denen Napoleon Iii., wie wir glauben, glücklich widerstanden hatte. Als bewegende Ursachen dieser bedauerlichen Erscheinung können wir leider nur die schlechtesten Instinkte des Hasses und der Eifersucht auf die Selbständigkeit und Wohlfahrt Deutschlands erkennen, neben dem Bestreben, die Freiheit im eigenen Lande durch Verwicklung desselben in auswärtige Kriege niederzuhalten. Schmerzlich ist es zu denken, daß durch einen so riesenhaften Kampf, wie ihn die nationale Erbitterung und die Größe und Macht der beiden Länder in Aussicht stellt, die friedliche Entwicklung der Zivilisation und

9. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 187

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 187 — zusehen, daß wir angegriffen werden; meiner Überzeugung nach glaube ich es als Diplomat nach militärischen Nachrichten hierüber, es ist nützlicher für uns, daß wir als Defensive den Vorstoß des Angriffes benutzen, daß wir jetzt gleich schlagen; der Angriffskrieg ist für uns vorteilhafter zu führen, und ich bitte also den Reichstag um einen Kredit von einer Milliarde oder einer halben Milliarde, um den Krieg gegen unsere beiden Nachbarn heute Zu unternehmen, — ja, meine Herren, ich weiß nicht, ob Sie das Vertrauen zu mir haben würden, mir das zu bewilligen. Ich hoffe nicht. Aber wenn Sie es täten, würde es mir nicht genügen. Wenn wir in Deutschland einen Krieg mit der vollen Wirkung unserer Nationalkraft führen wollen, so muß es ein Krieg sein, mit dem alle, die ihn mitmachen, alle, die ihm Opfer bringen, kurz und gut, mit dem die ganze Nation einverstanden ist; es muß ein Volkskrieg sein; es muß ein Krieg sein, der mit dem Enthusiasmus geführt wird wie der vou 1870, wo wir ruchlos angegriffen wurden. Es ist mir noch erinnerlich der ohrengellende, freudige Zuruf am Kölner Bahnhöfe, und so war es von Berlin bis Köln, so war es hier in Berlin. Die Wogen der Volkszustimmung trugen uns in den Krieg hinein, wir hätten wollen mögen oder nicht. So muß es auch sein, wenn eine Volkskraft wie die unsere zur vollen Geltung kommen soll. Es wird aber sehr schwer sein, den Provinzen, den Bundesstaaten und ihren Bevölkerungen das klar zu machen: Der Krieg ist unvermeidlich, er muß sein. Man wird fragen: Ja, seid ihr denn dessen so sicher? Wer weiß? Kurz, wenn wir schließlich zum Angriff kommen, so wird das ganze Gewicht der Imponderabilien, die viel schwerer wiegen als die materiellen Gewichte, auf der Seite unserer Gegner sein, die wir angegriffen haben. Das „heilige Rußland" wird entrüstet fein über den Angriff. Frankreich wird bis an die Pyrenäen hin in Waffen starren. Ganz

10. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 191

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 191 — kann. Ob, wenn Rußland die Rechte gewaltsam geltend machen wollte, sich daran Schwierigkeiten knüpfen würden, das weiß ich nicht; das geht uns auch nichts an. Wir werden gewaltsame Mittel nicht unterstützen und auch nicht dazu raten; ich glaube auch nicht, daß Neigung dazu da ist, — ich bin ziemlich gewiß, daß sie nicht vorhanden ist. Wenn aber Rußland auf diplomatischem Wege versucht, sei es auch durch eine Anregung auf das Einschreiten des Oberherrn von Bulgarien, des Sultans, wenn es versucht, das herbeizuführen, so halte ich es für die Aufgabe einer loyalen deutschen Politik, sich dabei rein an die Bestimmuugeu des Berliner Vertrages zu halten und an die Auslegung, die wir ihnen damals ganz ohne Ausnahme gegeben haben, und an der — mich wenigstens — die Stimmung der Bulgareu nicht irre machen kann. Bulgarien, das Läudcheu zwischen Donau und Balkan, ist überhaupt kein Objekt von hinreichender Größe, nm daran die Konsequenzen zu knüpfen, um seinetwillen Europa von Moskau bis au die Pyrenäen und von der Nordsee bis Palermo hin in einen Krieg zu stürzen, dessen Ausgang kein Mensch voraussehen kann; man würde am Ende nach dem Kriege kaum mehr wissen, warum man sich geschlagen hat. Also das kann ich erklären, daß die Unfreundlichkeiten, die wir in der russischen öffentlicher: Meinung, in der russischen Presse namentlich, erfahren haben, uns nicht abhalten werden, sobald Rußland den Wunsch ausspricht, die diplomatischen Schritte diplomatisch zu unterstützen, welche Rußland eben tun kann, um seinen Einfluß auf Bulgarien wieder zu gewinnen. Ich sage absichtlich: so bald Rußland den Wunsch ausspricht. Wir siud früher mitunter bemüht gewesen, russische Wünsche auf vertrauliche Andeutungen hin zu erfülle::; wir haben aber erleben müssen, daß russische Blätter sich fanden, die sofort nachzuweisen versuchten, daß gerade diese Schritte der deutschen Politik die feindseligsten gegen Rußland ge-
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