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1. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 125

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 125 — 18. d. Mts. 3145. Diese Massen von jetzt weit über 5000 Mann werden in preußischen Festungen wie preußische Soldaten gehalten. In den Spitälern, namentlich den wahrhaft luxuriösen des Johanniterordens, liegen dänische Offiziere und Gemeine in denselben Sälen mit den preußischen. Überhaupt ist ein Krieg wohl noch nie mit mehr Menschlichkeit geführt als dieser, welcher freilich von den Truppen die unbeschreiblichsten Entbehrungen und Leiden erfordert hat. Das Bombardement von Sonderburg war nicht zu umgehen; die Dänen wissen am besten, welchen militärischen Wert dieser Teil ihrer befestigten Stellung hatte. Die Sommation zur Räumuug erfolgte zehn Tage vorher in Gestalt von ein paar Granaten, die hineingeschleudert wurden, ohne die Beschießung fortzusetzen. Die Zivilbevölkerung zog damals fort, kehrte aber wieder zurück. Bei der Zähigkeit der Dänen wird es noch eines zweiten entscheidenden Schlages bedürfen, um den militärischen Teil der Sache zu Ende zu führen. Die Schwierigkeit ist nur, an sie heranzukommen. Was dann die Diplomatie daraus machen wird, mag Gott wissen. Möchten doch auch in Dänemark die konservativen Elemente sich gegen den Truck der herrschenden Demokratie emanzipieren. Ein Dänemark, das nicht auf Kosten Deutschlands existieren will, wäre sofort der natürlichste Verbündete Deutschlands. Ich glaube gewiß, daß der selbständigen Nationalität Dänemarks Schweden weit gefährlicher ist als Deutschland. Die Truppeuzusammen-ziehnng in Schonen, zu spät, um Dänemark zu helfen, bedroht dieses wohl mehr als uns. 63. Moltke an seine Gattin. Hauptquartier Apenrade, Sonntag, den 3. Juli 1864. Berlin hat sich vorerst mit den hundertundem Kanonenschüssen begnügen müssen. Es ist aber denen, die die

2. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 62

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 62 — betrachten dieses Verfahren mit Abneigung und Mißtrauen. Da der jetzige dänische Krieg beide Veranlassungen in sich schließt, so ist die Stellung der europäischen Mächte zu diesem Kriege eine bedenkliche, ja eine gefahrdrohende geworden. Soll dieser Streit durch eiueu für die Interessen der Herzogtümer, und also auch für die uusrigeu, für die deutschen, gedeihlichen Frieden geschlichtet werden, so wird derselbe folgende Puukte erringen müssen: Daß Holstein in seiner untrennbaren Realverbindung mit Schleswig gesichert werde und infolgedessen eine in allen Teilen getrennte Verwaltung von Dänemark erhalte; daß die Personalunion beider Herzogtümer mit der dänischen Krone klargestellt weroe, damit es bei der einstigen Anwendung der verschiedenen Erbfolgegesetze keinem Zweifel unterliege, daß Schleswig bei Holstein verbleibe, und daß endlich Dänemark die Einverleibung Schleswigs in den deutschen Bundesstaat anerkenne. Dieses sind die höchsten Ziele, die einem solchen Frieden unsererseits gesteckt werden können; wir wollen von ganzem Herzen wünschen, daß es gelinge, sie zu erreichen. Vergleiche ich nun diese Grundlagen eines günstigsten Friedens mit den Bedingungen des vorliegenden Waffenstillstandes, so bin ich nicht imstande, mich zu überzeugen, daß jenen irgendwie wesentlich vorgegriffen werde. Auch ich, meine Herren, bin mit mehreren Bedingungen dieses Waffenstillstandes keineswegs einverstanden; ich finde sie ungünstig; aber ich werde deshalb nie zugeben, daß sie die zukünftigen Geschicke der Herzogtümer reell gefährden. Daß Dänemark jetzt dazu habe genötigt werden können, vorteilhaftere Bedingungen einzuräumen, dafür möchte der Beweis sehr schwer werden. Diejenigen daher, welche uns raten, dem geschlossenen Waffenstillstand die Genehmigung vorzuenthalten, fordern die Fortsetzung des Krieges. Meine Herren! In dem bisherigen halben Zustande konnte und kann der schleswigsche Kamps nicht verbleiben; er würde den Herzogtümern ganz ebenso unerträglich

3. Quellenbuch zur deutschen Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 107

1906 - Leipzig [u.a.] : Ehlermann
— 107 — Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches auf den sittlichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht. Der engere Anschluß an die realen Kräfte dieses Volkslebens und das Zusammentreffen der letzteren in Form korporativer Genossenschaften unter staatlichem Schutz und staatlicher Förderung werden, wie Wir hoffen, die Lösung auch von Aufgaben möglich machen, denen die Staatsgewalt allein in gleichem Umfange nicht gewachsen sein würde. Immerhin aber wird auch auf diesem Wege das Ziel nicht ohne die Aufwendung erheblicher Mittel zu erreichen fein. Wenn danach auf dem Gebiete der inneren Reichseinrichtungen weitgreifende und schwierige Aufgaben bevorstehen, deren Lösung in der kurzen Frist einer Session nicht zu bewältigen ist, zu deren Anregung Wir Uns aber vor Gott und den Menschen, ohne Rücksicht auf den unmittelbaren Erfolg derselben, verpflichtet halten, so macht es Uns um so mehr Freude, Uns über die Lage unserer auswärtigen Politik mit völliger Befriedigung aufsprechen zu können. Wenn es in den letzten zehn Jahren, im Widerspruch mit manchen Vorherfagungen und Befürchtungen, gelungen ist, Deutschland die Segnungen des Friedens zu erhalten, so haben Wir doch in keinem dieser Jahre mit dem gleichen Vertrauen auf die Fortdauer dieser Wohltat in die Zukunft geblickt, wie in dem gegenwärtigen. Die Begegnungen, welche Wir in Gastein mit dem Kaiser von Österreich und König von Ungarn, in Danzig mit dem Kaiser von Rußland hatten, waren der Ausdruck der engen persönlichen und politischen Beziehungen, welche Uns mit den Uns so nahe befreundeten Monarchen und Deutschland mit den beiden mächtigen Nachbarreichen verbünden. Diese von gegenseitigem Vertrauen getragenen Beziehungen bilden eine zuverlässige Bürgschaft für die Fortdauer des Friedens, auf welche die Politik der drei

4. Bismarcks Reden und Briefe in Auswahl - S. 44

1910 - Leipzig : Ehlermann
— 44 — strafe des Verfassungslebens, sobald es geht, wiederzugewinnen, immer aber eingedenk sein, daß unser Verfassungseid die „Treue dem König" voranstellt. Die inneren Gegensätze waren nicht ohne Einflnß barauf, bafj B. sich entschloß, ans berrt Hauptfelde seiner Tätigkeit, in der auswärtigen Politik, entschieben und kraftvoll vorzugehen, also den Kampf um die Bunbesreforrn und die Vorherrschaft in Deutschland zu eröffnen. Da er aber erkannt hatte, daß die deutsche Frage eine europäische war, so suchte er zunächst Preußen die ihm in Europa gebührenbe Stellung wieberzuver-schaffen und tat den ersten Schritt zum Anschluß' an eine Großmacht durch den sehr geschickten und vorsichtigen Vertrag mit Rußl anb vom 8. Februar 1863. In Warschau war Ende Januar ein Aufstanb ausgebrochen; Napoleon zeigte sich den Polen günstig, und der leitenbe russische Minister Gortschakow suchte einen russisch-französischen Bunb herbeizuführen, der für Preußen eine bebenfliche Fessel geworben wäre. Dieser Gefahr ging B. kühn entgegen: jener Vertrag ‘entschieb die Partie'. Unter bestimmten Voraussetzungen würde den Russen das Überschreiten der preußischen Grenze gestattet, Preußen machte einige Regimenter mobil. Die Angelegenheit kam im Abgeorbneten-hause zur Sprache. 20. Aus der Rede zur polnischen Frage im Abgeordnetenhause. 26. Februar 1863. Es war nichts Überraschendes, daß die Herren Abgeordneten polnischer Nationalität, welche unter Ihnen sitzen, diesen äußeren Anlaß benutzten, um den antipreußischen Tendenzen, welche von Ihnen in diesem Hause wiederholt vertreten sind, einen neuen Ausdruck zu geben. Befremdlicher war es, daß die Interpellation der polnischen Fraktion von deutschen Abgeordneten mitunterzeichnet war. Die Neigung, sich für fremde Nationalitäten und Nationalbestrebungen zu begeistern, auch dann, wenn dieselben nur auf Ko-

5. Der neuern Geschichte zweite Hälfte - S. 128

1812 - Frankfurt am Main : Andreä
12b ' Das Reich der Osmanen in Europa. tz. 249. Geographisches und politisches Verhältniß. ^er Staat der Osmanen in Europa vcrlohr durch schwache aus dem Serail oder dem Gefängnisse hervorgezogene Sultane immer mehr von seinem politischen Ansehen, sowtevon seinen europäischen Besitzungen, z.b. die Krilumund andere Distrikte; Nur die Lage, worin sich die benachbarten christlichen Staaten befanden, konnte die Türken im Anfänge dieser Periode noch in etwas gefährlich machen. — Jetzt ist auch diese Geschichte zu Ende, und blos diepolitikpreußen'snndengland's erhielt dieses Reich in dem letzten Kriege der Obstreicher und Nüssen gegen die Pforte. — Die Moldau und Wallachei hat sich nun der türkischen Oberherrschaft auch entzogen. §. 200. Regiekttngsform, Industrie. Die Negierungsform bleibt noch immer despotisch, aber das Sekatl, die Rizallen, dieulema, und die Jarritfcharen theilen unter schwachen Großherrn die höchste Gewalt. Ger schickte Gkvßwessire wußten sie noch zu Zeiten zu behaupten» das Reich selbst liegt ohne Gcisiesknltur, durch Rußland ge- schwächt, in der elendesten Verfassung fast wie in einer Ohm macht. Von Künsten und Wissenschaften kann gar nicht die Rede seyn. Der Handel der Türken ist nur Passivhandel. Geschichte des Osmanischen Staates in Europa, von dem westphälischen Frieden bis zu dem lezten russischrtürkischen Krieg, von 164« bis 1807, l59 Jahre. §. 201. Es herrschen in dieserperiodc n Sultane, fast keiner mit Regenten-Eigenschaften oder Fähigkeiten. Muhamed Iv. (regieret von bis 1687.) — Anfangs unter dervormnndr schaft seiner Großmutter; ein schwacher, schläfriger Regent, der aber kriegerische und tapfere Wessire hatte. Fortsetzung des Krieges gegen die Venetianer; der tapfere Kinprili erobert 1649 Kandia. — Krieg gegen Oestreich, uln Dtu bedrängten ungarischen Protestanten zu helfen. Die Türken dränge»! bis Wien vor, wurden aber von Joh. Sobieski rlnd einigen deutschen Relchsständen mit großem Verluste wie- der zurückgefchlagen ioü3» Muhamed Iv. abgesetzt. H 2ü2. So lim an nt. sregieret von i687bis 1691) desvorigcn Bruder wird ans deil Thron gesetzt, nachdem er 40 Jahre in der Gefangenschaft war. — Die Staatsgeschafte leitete der große

6. Der neuern Geschichte zweite Hälfte - S. 79

1812 - Frankfurt am Main : Andreä
79 Nastadt ). Neuer Krieg mit Ocstreich, welches sich mit Nuß, land verbunden hatte. Glück der Oestreicher und Russes in Italien (Suwarow) bis an die französischen Grñnzeu; Einfall der Engländer in Holland. Bei dieser für Frankreich mißlichen Lage kam sein Retter, der Obergenersil Bonaparte aus Aegypten zurück. §. j56. Bonaparte fand bei seiner Rückkehr das Directorium ohne Achtung, den Staat ohne Ordnung, und wüthende Factionen- er hob deswegen die bisherige Regierung auf, und gab Frankreich die vierte Constitution: drei Cousu ln, doch fast alle Gewalt in den Händen des ersten Consuls Bonar parte, und daher Einheit in der Verwaltung des Staates i799. Der Krieg bekam eben so schnell eine andere Wendung- Die Russen werden aus der Schweiz, die Engländer aus Holland getrieben, und die Oestreicher bei Marengo 1800 den i4tcn Iunius/ und bei Hohenlinden besieget, daher Friede zu Lüneville, worin die östreichischen Niederlande, und alle deutt fche Länder an dem liükeu Rheiuufer, so wie der größte Theil der Staaten des Königes von-Sardinien zu Frankreich kamen; und die italische Republik entstand. (iöoi den 9ten Febr. ) H. 187. Frankreich war nach dem Lünevitler Frieden überwiegend' in Europa. Auch England schloß mit demselben den Frieden zu Amiens (1602 den 27ten März), welcher aber bald wieder gebrochen wurde. — ' Der erste Consul Bonaparte hob Frankreich zum höchr sten Glanze, — Befestigung der inner» Ruhe und Ordnung, Belebung des Handels, Errichtung der Fabriken *, neue Ger richtshöfe, in Hinsicht ver Religion Concordat mit dem Pabste; Ehrenlegion u. s. w. il«4erfolgte die fünfte Constitution, indem Frank« reich in ein erbliches Kaiserthum umgeschaffen wurde. Der erste Consul B 0 n a p a r t e besteigt den kaiserlichen Thron

7. Der neuern Geschichte zweite Hälfte - S. 127

1812 - Frankfurt am Main : Andreä
12? Peter Hi- (Herzog von Holstein Gottorp) regieret keine 6 Monate. Friede mir Preußen weit der Kaiser der größte Bewunderer Friedrich Ii. war, und Verbindung mit diesem gegen Oesireich Neuerungen wegen vertiehrt er Thron und Leben durch seine Gemahlin Katharina, Prinzessin von Anhalt-Zerbst. H. 245. Katharina n. (regieret von 1762 bis 1796) mit Rer gentenfählgkeitcn, setzt die Kultur des Reiches iu jeder Hinsicht fort: — Günstlinge: Orlow , Pan in, Potemkiu. — Eingriffe in die polnische Königswahl, daher Poniatowski König von Polen 1764 — Krieg mit den Türken durch Ro- manzow geführet und durch den Frieden zu Kutschuck-Kai' nardge »774 geenbiget; Rußland gewinnt Afow, Distrikte zwischen dem Bog nnbdneper; die Krimm wird Unabhängig. Gestillte Empörung deskofacken Pngatschew Erste Thei- lung Polens. Besitznahme derkrimm. Der Czar Herakljus von Georgien unterwirft sich Rußland. §. 246. ^ Zweiter Krieg gegen die Türken , mit welchen die Schwe- den sich verbinden 1767. Joseph Ií. unterstützt seine Ver- bündete. (Snwarow, Ko bürg, Laudon.) In dem Frieden zu Jassy '791, der Dniéster, die südliche Gränze. — Zweite Tbeilung Polens ,795, und zwei Jahre darauf die dritte. — Kathari n a ll. starb 1796. §. 247. Pauli, (regieret von 1796 bis 1801.) Große Verände- rungen in Rußland aus Besorgmß vor Frankreich's Beispiel. >797 nimmt Rußland thütigen Antheil an dem Kriege gegen Frankreich; — Snwarow in Italien und in der Schweiz. »796 Paul l., Großmeister von Malta , verläßt die Allianz mit Oestreich und verbindet sich mit Frankreich. Gewaltsamer Tod des launenhaften Kaisers itícu, §. 248. ' v Alexander I. (regieret von 1801 —) mild und men- schenfreundlich ; die Kultur des Reiches wieder befördert.. Ver- bindung mitoestreich gegen Frankreich i8oö, die.schlacht der drei Kaiser bei Austerlitz '— Verbindung mit Preußen gegen Frank- reich, ebenso unglücklich, wiedievorige 1806. — Schlacht bei Friedland; doch vvrtheilhafter Friede für Rußland zu Tilsit. (Ein District von Neu - Ostpreußen kömmt zu Rußland). Der Krieg gegen Schweden 1808 gewinnt Finnland; und die neue Verbindung mit Frankreich gegen Oestreich einen Theil Gali- ziens 1809. — Der Krieg gegen die Pforte wird mit Glücke noch forrgeführer.

8. Bd. 2 - S. 114

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
114 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. gen Nord-Westen Britannien vor, das die Nordwest-Stürine abhält. Gegen Norden hat es Holland selbst, das die erste Wuth der Meeres- windc abkühlt. Gegen Osten erstrecken sich längs der Maas die Arme des Ardennenwaldes und weiter hin scheiden die mitteldeutschen Gebirge, die sich im Norden mit dem Harze enden, sowohl das ganze mittlere Rheinland als anch Belgien mehr vom Osten und umfangen es, einen schützenden Wall gegen die slawischen Steppen bildend. Das Scheldeland (Flämisch-Belgien) erscheint ans diese Weise dem allseitig cxponirten Batavien gegenüber lvie in einem schützenden Busen geborgen, und diese Umstände haben einen größeren Contrast zwischen den klimatischen Verhältnissen beider Nachbarländer hervorgebracht, als der geringe Unterschied in der geographischen Breite, der höchstens einen bis zwei Grad betrügt. Schon diese klimatischen Verschiedenheiten spiegeln sich gleich in allen Zuständen des Landes und seiner Bevölke- rung ab, in der Flora, in dem Ackerbau, in dem Charakter der Land- schaft, in der Kleidung und den Sitten und Eigenthümlichkeiten der Bewohner. — Die Flora von Belgien ist viel reicher, nicht nur au Gattungen, sondern auch au Individuen. Der Garten- und Ackerbau hat hier eine Menge von Bäumen und Gewächsen einheimisch gemacht, die das Klima von Holland nicht mehr ertragen. Holland ist unvergleichlich viel „oceanischer" und insularischer, Belgien weit continentaler. Die Strecke Küstenlandes, mit welcher Belgien unmittelbar an das Meer stößt, ist mindestens 12 Mal ge- ringer als die ganze Küsteu-Entwickelung Hollands. Der bäum- und pflanzenlose Landstrich, der sich hier überall in der Nähe des Meeres zeigt, ist daher bei Belgien nur sehr unbedeutend, während er im Nor- den, in Holland, von allen Seiten her eingreift und fast das ganze Land waldlos nmcht. Belgien erscheint daher dem kahlen Holland ge- genüber als ein wahres Baum- und Waldland. Die Flamländer sind freilich vielfach von südlichen (romanischen) Volkselementen durchsetzt, allein vermuthlich haben sie nicht nur in Folge davon, sondern eben anch deswegen, weil sie in einem genießba- reren, minder rauhen und stürmischen Klima wohnen, jenen Anstrich von größerer Heiterkeit, Lebenszufriedenheit, jenes leichtere, gcsanglustigere und mehr poetische, mit Einem Worte: mehr südliche Wesen, welches sie vor ihren Brüdern, den Holländern, auszeichnet. Wie in ganz Europa der Norden jünger ist als der Süden, so ist er es auch in den Nieder- landen, und anch dieser Umstand trügt dazu bei, die ganze Physiognomie von Holland so sehr verschieden zu machen von der von Belgien. Die Cultur ging überall aus dem Süden zum Norden, wo sic langsamer reifte. Eben so wie sie im Süden Italiens oder Deutschlands um eine ganze Reihe von Jahrhunderten älter ist als im Norden dieser Länder, so ist sie auch in Belgien unvergleichlich viel älter als in Holland. Es dauerte sehr lange, bis Herkules alle Augiasställe des Landes Batavien gereinigt hatte, bis die Holländer Meister ivnrden

9. Bd. 2 - S. 123

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
245. Das Tiefland von Ost-Europa. 123 brüder (euphemistisch: Victualienbrüder, weil sie Stockholm mit Zufuhr von Victualien versorgen sollten) der ganzen Insel, und ihre Räubereien riesen die Rache aller baltischen Küstenbewohner wach. Im Jahre 1398 eroberte der Deutsche Orden unter dem Hochmeister Konrad von Jungingen die ganze Insel, die jedoch schon nach 10 Jahren (1408) in den Besitz der durch die Ealmarische Union zur Herrschaft der drei scandinavischen Reiche gelangten Margaretha überging. Nach der Auflösung jener Union blieb die Insel ein Gegenstand des Streites zwischen Schweden und Dänemark, bis sie durch den vom großen Oxenftierna, in Folge der Siege Torstenson's, dictirten Frieden von Brömsebro (1645) in den sactischen Besitz Schwedens kam, welches sie nochmals gegen die Dänen (1675) und später zweimal (1720 und 1802) gegen die Russen vertheidigen mußte. Der Plan des Königs Gustav Iv. Adolf, der unter die Malteserritter aufgenommen war, den Johanniter- Orden ins Baltische Meer zu versetzen, ihm Gotttland als Lehen mit eigener Souverainetät des Ordens zu übergeben und dagegen die Verpflichtung auf- zuerlegen, Fahrzeuge ins Mittelmeer zum Kampfe gegen die Barbaresken zu geleiten, kam nicht zur Ausführung, da er durch eine Verschwörung des Adels und des Heeres zur Abdankung genöthigt wurde (1809). «l. Ost-Europa. Rußland und Polen. 243. Das Tiefland von Oj't-Cnropa. (Vom Herausgeber.) Während Süd-Enropa und noch mehr Mittel-Europa sich durch eiue große Mannichsaltigkeit in den physischen, ethnographischen und politischen Erfchei- nungen auszeichnet und selbst auf kleinen Räumen (z. B. in der Schweiz) schroffe Gegensätze in der Bodenform, dem Klima, der Religion, der Sprache, den Sitten und Nahrungsquellen so wie der geistigen Bildung der Bewohner aufzuweisen hat, besteht das Charakteristische von Ost-Europa in der ent- schiedensten Einförmigkeit in diesen Verhältnissen: eine einzige, vom Meere nirgends durchbrochene, in sich geschlossene Continentalmasse ohne bedeutende horizontale und verticale Gliederung, ohne irgend erhebliche Küstenentwickelung, nur durch niedrige Landrücken und in Binnenmeere mündende Ströme unter- krochen, die klimatischen Unterschiede auf die Lage nach den Breitengraden be- schränkt, nicht aber durch die Contraste absoluter Höhe gesteigert, eine einzige vorherrschende Nationalität, Sprache und Kirche, und eine politische Jndivi-

10. Bd. 2 - S. 126

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
126 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. in dem gänzlichen Mangel des Racenstolzes gegenüber den dem ungeheuren Reiche einverleibten Bestandtheilen liegt das Geheimniß der natürlichen Russi- ficirung. Die seit 1861 immer entschiedener durchschlagenden Reform-Bestre^ bungen in humanem Sinne tragen wesentlich zur Beschleunigung des Ver- schmelzungsprocesses bei. Der russische Eultur-Typus breitet sich unaushalt- sam in dem asiatischen Machtgebiete des russischen Weltstaates aus und findet nur in der erstarrten chinesischen Cultursorm eine Schranke. Der Eng- länder beherrscht in Asien die eroberten Gebiete, der Russe russificirt die seinem Einflüsse unterworfenen Völkerschaften. Darin liegt ein verhäng- nißvoller, für die Zukunft Asiens entscheidender Gegensatz. Rußlaud ist eine Eontinentalmacht, England eine Seemacht, während Nordamerika, geographisch wie politisch, beide Machtrichtungen repräsentirt. Rußland beherrscht von einem Mittelpunkte aus halb Europa und ein Drittel von Asien; England beherrscht von mehreren weit entfernten Punkten aus die Meere und den Ocean. Jenes hat durch seine Landkriege die gerade Richtung nach den Küsten und Strommündungen genommen: die Levante ist seinem Handel und seinen Kriegsschiffen geöffnet, und von Persien aus weist ihm der Euphrat den Weg nach Indien: dieses kann nicht mit gleichem Vor- theil von den Küsten aus, die es sperrt, in das Land eindringen und Ge- setze vorschreiben. Seine indische Landmacht ist nach so vielen Eroberungen mehr die unsichere Besatzung eines eroberten Landes, als ein taugliches Werkzeug für Vertheidigung und Angriff. Die Politik des Eabinets von St. James muß alles umspannen, was in den Bereich seiner Macht gehört: von Singapur bis zum Eap, von Malta bis Jamaica und zum Niagara. Dadurch wird Englands Kraft zersplittert: und hat es gleich den Welthandel in seiner Gewalt, so kann es doch nicht die übrigen Seemächte von dem Markte ausschließen, ohne sich selbst den größten Schaden zuzufügen. Noch wichtiger ist ein anderer Unterschied zwischen den beiden politischen Kolossen. Rußland befindet sich auf den ersten Stadien der allseitigsten Entwickelung seiner ungeheuren Natur- und Volkskraft: es kann rasch und uugehindert auf dieser Bahn vorwärts schreiten; die Einheit und Stärke seiner Central- regieruug, die Menge von Talenten, welche der Thron um sich versammelt und über die er frei verfügt, der unbedingte Gehorsam von 80 Millionen Menschen, die großenteils uur wenig über die ersten Stufen der Bildung sich erhoben haben: alles dies sichert dem aufgeklärten, über seinem Volke stehenden Selbstherrscher, sobald er nur weiß, was er will, was er kann und soll, den Erfolg. Er erblickt in der Zukunft seines Reiches mehr Hoffnungen als Gefahren. Was zu der Macht dieser in strenger Einheit geschlossenen Nation noch sehr viel beiträgt, ist die Uebereinstimmung des kirchlichen Glaubens. In der „orthodox- (rechtgläubig) griechischen" Kirche ruht eine der stärksten Wurzeln der Nationalität; in ihr fühlen sich die Taufende von Meilen entfernt
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