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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Aus der Heimat - S. 225

1910 - Nürnberg : Korn
— 225 — nommen haben, können wir beim Bräuhause in die Stadt kommen." Und er zeigte ihm einen Schlüssel, der sperrte außen den Wall auf. Aber Mayer wollte ihn nicht nehmen und fragte: „Was schreiben die Unterländer? Sind keine Briefe von ihnen da?" — „Ja, es ist ein -Zettel von Anzing gekommen," antworteten die anderen Anführer: „sie können nicht eintreffen, weil Wendt mit seinen Soldaten dort steht." — Und der Jäger Adam zeigte ihm einen anderen Zettel, den hatte ein reitender Bote aus der Stadt mitgebracht. Darin stand, sie sollten nicht einrücken, sie seien zu schwach. Der Verräter. In Starnberg war der Pfleger Öttlinger, der hatte oft über den Kurfürsten gespottet. „Ihr Narren," sagte er zu den Bauern, „wa^ vertröstet ihr euch auf den Kurfürsten? Seiner Lebtag kommt kein Bein mehr von ihm ins Stxrtd!" — Trotzdem schickte er nun seine Amtsleute von Haus zu Haus und ließ seinen Bauern sagen, sie müßten kommen nach Starnberg, wenn sie nicht Haus und Hof verlieren wollten. Und als sie kamen, da sagte er zu den Bauern: „Ihr könnt mit dem Haufen gehen! Ich befehle es keinem und verwehre es keinem!" Und er führte sie nach Schäftlarn zur Musterung, 200 frische Burschen. Wie er nun dort war, da spionierte er herum, wie viele Bauern es seien, wer ihr Kommandant sei und was sie im Sinne hätten. Und er kam mit den anderen Pflegern ins Zimmer und horchte zu und erfuhr alle Bürger von München und alle Hauptleute, die dabei waren. Nun hatte sich aber ein österreichischer Trommler als Spion bis Bayerbrunn herausgewagt; da wurde er eingefangen. Den Tambour setzte nun Öttlinger hinter sich aufs Pferd und ritt davon, München zu. Als er in der Nacht in Forstenried zum Wirtshause kam, trug der Wirt ein Licht heraus. Schnell löschte Öttlinger es mit dem Hute aus, damit niemand dem Trommler ins Gesicht sehe, Dann ritt er weiter in die Stadt zur Herzog Maxburg, wo der Graf Löwenstein wohnte, und verriet ihm alles. Der Stadthalter schickte einen reitenden Boten zu Wendt, daß er mit seinen Husaren sogleich nach München komme. Kriechbaum solle bei Anzing stehen bleiben, aber sogleich nachrücken, wenn er den ersten Kanonenschuß von München höre. Die Christmette in der Stadt ließ er abstellen, damit es keinen Auflauf gebe. Der Scheiblhüber. Aus der Heimat. 15

2. Aus der Heimat - S. 239

1910 - Nürnberg : Korn
— 239 — und um ihn saßen die Schöffen in der Reihe. Hatten sie aber einen zum Tode verurteilt und der Zentgraf über ihn den Stab gebrochen, dann warteten sie nicht länger und hingen ihn auf der Stelle. Nun sah aber der Zentgraf, wie der Galgen alt war und ganz verfault. Denn schon vor 29 Jahren hatten ihn die Scheinfelder Maurer und Zimmerleute aufgerichtet, und der vorigsjährige Sturmwind hatte ihn niedergerissen. Darüber freuten sich alle Diebe, Räuber, Mörder und Brandstifter. Aber der Herr Zentgraf dachte, daß trotz der teueren Zeit ein neues Halsgericht gebaut werden müsse. So ließ er durch die Stadtknechte in der ganzen Bürgerschaft ansagen, daß der Donnerstag bestimmt sei zur Aufrichtung des neuen Galgens. Jeder solle dazu kommen mit seinem besten Gewehr. Der älteste Zimmergeselle, Hans Randäschel, hatte schon beim alten Galgen mitgeholfen. Er lud alle Zimmerleute ein von der Zunft, Meister, Gesellen und Lehrjungen, 24 im Ganzen, sie sollten zusammenkommen schon am Tage vorher in ihrer Herberge im Schwanenwirtshaus. Die Bauern zu Grappertshoseu aber säuberten unterdessen von allem Gebüsch den neuen Platz, den der Zentgraf ausgesucht hatte. Als nun der Donnerstag anbrach, trommelten die Tamboure durch die Straßen und riefen die ganze Bürgerschaft zusammen. Um sechs Uhr standen schon alle da, und der Wagen von Tierberg hielt vor dem Rathause; da lud man die Hauen, Pickeln und Schaufeln, Laternen, Seile und Stangen ans, die man zur Arbeit brauchte. Der Stadtleutnant stellte die Bürgerschaft auf in der Ordnung. Und der Zentgraf verteilte an alle Zimmerleute und Musikanten und an den Fähnrich blaue Livreebänder; dann zog er ein Papier aus der Tasche und las allen laut vor, wie der Fürstbischof geschrieben habe, es müsse ein neuer Galgen gebaut werden. „Vorwärts, marsch!" rief der Stadtleutnant Müller. Die Trommler trommelten, die Feldpfeifer pfiffen und der Zug marschierte ab. Allen voran ging ganz allein der Zentgraf mit Stock und Degen. Hinter ihm schritten die Schöffen in ihren Mänteln. Und dann kam das ganze Zimmerhandwerk, zwölf Paare, mit den Äxten über der Schulter. Zuletzt marschierte der Hauptmann mit der Bürgerschaft; in der Mitte des Haufens ging der Herr Stadttürmer, der Fähnrich; der trug das Fähnlein und ließ es im Winde flattern. So marschierten sie hinaus und durch das Schloß Schwarzenberg in den Herrschaftswald. Dort hinterm Schloß beim Wolfssee warteten schon die sechs bespannten Wagen zum Holzführen, einer von Grappertshofen, zwei von Hohl-

3. Aus der Heimat - S. 240

1910 - Nürnberg : Korn
— 240 — Weiler, einer von Unterleimbach, einer von Ruppertsweiler und einer von Kronhöchstaüt. Hier im Walde hatten sie am vorigen Tage die sechs Eichen ausgesucht. Und nun zeigte der Zentgraf mit seinem Stocke auf eine Eiche nach der andern und fragte bei jeder die geschworenen Meister: „Ob gegenwärtige Eiche zum Halsgericht unseres gnädigsten Fürsten und Herrn tauglich sei?" Und als sie ja dazu sagten, da tat er mit der Axt drei Hiebe in jede Eiche. Dann hieben die Zimmerleute die Bäume vollends um, die Bauern luden jede Eiche auf einen Wagen und fuhren sie auf den Platz. Aber keiner hatte große Lust zu dem unsauberen Geschäft, und die Zimmerleute wollten ihr Handwerk nicht unehrlich machen durch solche Arbeit wie das Geschäft der Schinder und Henker. Darum stellten sich die Zimmerleute im Kreise um den Wagen, und der Zentgraf rief den Fähnrich hinein in die Mitte, damit er das Fähnlein über allen schwinge. Nun erst luden sie die Stämme ab und behieben sie mit der Axt zu Balken. Und der Zentgraf zeigte die Stellen, wo die Löcher gegraben werden sollten, und tat gleich ein paar Schaufelstiche und gab die Schaufel einem Schöffen weiter. So wanderte sie von Hand zu Hand. Und sie arbeiteten den ganzen Tag, und während der Arbeit kam der Rösleinswirt mit dem Wagen und brachte den Zimmerleuten Wein und Speisen. Für die Bürgerschaft wurde das Bier von der hochfürstlichen Burgvogtei herbeigeführt und die gesamten Bäcker von Scheinfeld gaben das weiße Brot dazu. So richteten sie den Galgen auf, hefteten oben die drei Säulen und die drei Querhölzer zusammen mit drei starken eisernen Klammern und machten den Galgen dreischläferig. Und wie sie am Abend fertig waren, da stellten sich die Zimmerleute wieder im Kreise auf, der Zentgraf dankte ihnen für die Arbeit und gab jedem die herkömmliche Münze zum Lohn. Und nun befahl er, daß der Fähnrich nochmal das Fähnlein über alle schwinge, über ihn und die ganze Bürgerschaft, damit sie wieder zusammen ehrlich würden und keiner dem andern etwas vorwerfen könne. Dann schoß die Bürgerschaft die Gewehre ab in einer Salve und alle marschierten in guter Ordnung vom Platze geradewegs heim aufs Städt-lein. Vor dem Rathause dankte der Zentgraf nochmal einem jeden, und dann gingen die Bürger nach Hause. Die Zimmerleute aber gingen mit den Spielleuten zu ihrer Herberge im Schwan und tanzten dort und waren lustig.

4. Aus der Heimat - S. 270

1910 - Nürnberg : Korn
— 270 — war von mittelmäßiger Größe, hatte ein sehr alltägliches Gesicht und war ungefähr 60 Jahre alt. Er spaßte mit mir über das Drnnter-und Drüberliegen meiner Papiere, Bücher, Halsbinden und Über-schläglein vor meinem Schreibschrank. Was denn das wäre? — Ich sagte: „Das hat die Infanterie getan." — „£> gut! Nicht die Kavallerie? Nein! — Kommen Sie, mein lieber Pastor! Auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohl!" — Hier schöpfte er mit einem großen Bierglas aus der Butte, die mitten in der Stube mit Wein gefüllt stand, und trank mir zu. Ich mußte aus dem nämlichen Glas Bescheid tun. Mortier trank mit und alle schöpften ihre Gläser voll und tranken auf mein Wohl. Die Generale saßen auf hölzernen Stühlen, Hautpoule auf einem niedrigen Spinnstühlchen und hatte anstatt Messer und Gabel, deren ich, so viel ich noch hatte, vorlegte, einen sogenannten Schnappbastel, wie die ärmsten Bauern dergleichen Messer haben, der Griss nämlich von Holz und eine kleine, sehr spitze Klinge. Er hat mir denselben zum Andenken zurückgelassen; ich würde aber keinen Schnappbastel hiezu nötig gehabt haben; das traurige Andenken wird ohnedem nicht erlöschen. Man aß mit dem größten Appetit. Wenn die Generäle saßen, so traten die obersten Majore und anderen Offiziere um sie herum, nahmen ihre Portionen in die Hände und schmauzteu wie die Schweine auf dem Felde. Indem kam mein Schullehrer in voller Angst und eröffnete mir heimlich, daß ein Trupp Soldaten in die Kirche eingebrochen sei und sich oben über die Orgel hermachte. „Ei," sagte ich, „das muß man laut sagen." Ich ergriff die Hand des Generals Hautpoule und bat jammervoll um Schonung meiner Kirche. Er auf, — ergriff meinen Stock, lief ohne Hut mit dem Schullehrer der Kirche zu und prügelte alles mit vollem Generalseifer zum Tempel hinaus. Dies Verfahren fiel mir sehr auf. Ich meinte, ein Offizier hätte diese Prügelei mit etlichen Husaren auf Befehl des Generals auch vornehmen können. Er tat's aber selbst, und ich bin ihm Dank dafür schuldig. Als abgegessen war und etliche Butten Wein von den Herren ausgeleert worden waren, geschah Aufstehen und Aufbruch in einem Augenblick. — „Adieu, Monsieur Pasteur, Adieu!" — Der General ließ mir einen Leutnant mit etlichen Dragonern, die Bärenmützen mit Roßschweifen daran aufhatten, als Schutzwache da. Allein das war wirklich Überfluß, denn ich hatte nichts mehr als mich, — und war mir sehr nachteilig; denn ich mußte dafür den Rest meiner Barschaft bezahlen, jedem Dragoner zwei Laubtaler. Der Offizier

5. Aus der Heimat - S. 291

1910 - Nürnberg : Korn
— 291 — soffen, wenn nicht der Hansvater ober die Mntter zuvor davon etwas genossen haben. Diese Ordre wurde im Freien dem ein Viereck bildenden Bataillon mitgeteilt, um welches Vorposten aufgestellt wurden, damit sich kein Unberufener demselben nähern konnte. Ähnliche Vergiftungsversuche fanden auch in den übrigen Stationen unseres Besatzungskorps von Tirol statt. Am Christabend kam Ordre, daß alle Bataillone des Truppencorps umquartiert werden müssen und ich alles marschfertig halten solle. In der Nacht brachen wir auf und machten so den Tirolern einen strich durch die Rechnung; denn sie wollten jene, welche noch nicht alle vor der Christmette durch Gift weggeschafft worden wären, jetzt mit Kolben totschlagen. Ungeheuer zahlreich strömte das Ge-birgsvolk zur Christmette nach Wörgel- wie erstaunte dasselbe, als es das Bataillon ganz vollständig, ohne Abgang, vor der Kirche aufgestellt sah! Wir hatten Befehl, nicht eher aufzubrechen, als bis das Volk völlig in der Kirche versammelt war. Plötzlich rapportierten mir Offiziere und Gemeine, daß sie im dunklen Hintergründe der Volksgruppen glänzende Beschläge der Tirolerstutzen unter den Joppen hervorblitzen sahen, was ich sogleich dem Bataillonschef hinterbrachte. Werl ohnehin die Tiroler zögerten in die Kirche zu gehen, ungeachtet schon längst zusammengeläutet war, so wurde ich von ihm beauftragt, zum Pfarrer in die Sakristei zu gehen und ihn zu ersuchen, daß er das Volk von der Stiege herab (die Kirche lag auf einem Hügel) zum schleunigsten Abgehen in die Kirche ermahne, da es außerdem mit Gewalt hineingetrieben werden würde. Als dessenungeachtet niemand Folge leistete, wurde nun Bataillonsschwenkung mit vorgestrecktem Bajonett kommandiert und die Masse des Volkes wie Schweine in die Kirche getrieben. Die Stutzen führten, entfernten sich, begünstigt von der Nacht, und als der Platz gereinigt war, zog das Bataillon in der Stille ab. Das ganze Ge-btrg von Tirol schien um Mitternacht zu brennen. Wohin man sah, erblickte man Karawanen von Älplern, die aus dem hohen Gebirge zur Christmette wanderten und von denen jeder eine Spanfackel trug. Die Kälte war außerordentlich streng. Der Abmarsch aus Tirol (isu). j aliien Satain<m<m war vor dem Abmarsch schärsstens geboten, fa ls die Tiroler auf dem Wege uns höhnen, sie durch keine Gegen-

6. Aus der Heimat - S. 70

1910 - Nürnberg : Korn
— 70 — Vom Herzog Ludwig dem Strengen aase). Als der Herzog Otto starb, da teilten die zwei Söhne Ludwig und Heinrich das Erbe. Ludwig bekam die Pfalz am Rhein, das obere Bayern mit dem Nordgau. Und Heinrich nahm das niedere Bayern. Da ist zum ersten Mal geteilt worden in Ober- und Niederbayern, und diese Namen wurden zuvor nie gehört bis ans diese Zeit. Der Herzog Ludwig hatte zur Ehe die Frau Maria, die Schwester des Herzogs Heinrich von Brabant, und wohnte auf der Burg zu Schwäbisch Wörth. An seinem Hos hatte er einen frommen Ritter, der war ungeheuer stark und mutig und kannte die Gesetze. Deshalb wurde er auch am Hof des Fürsten hochgehalten und der Herzog und auch die Herzogin hatten ihn in besonderen Gnaden. Nun kam es oft, daß er mit der Fürstin zur Kurzweil Schach spielte. Einmal, als sie nach ihrer Gewohnheit wieder spielten, da sprach der Ritter zur Frau: „Gnädige Frau, ich bitte Euer Gnaden, da Ihr gegen mich so gütig seid, so wollet mir eine Bitte gewähren." Die Frau antwortete: „Wenn ich es mit Ehren tun kann, so sollt Ihr eine gnädige Antwort hören." Er sprach: „So bitte ich Euer Gnaden, Ihr wollet mich von nun an nicht mehr mit Ihr, sondern mit Du anreden, da doch Euer Gnaden manchen hochgebornen Mann dutzen, der höher von Stand und Geburt ist als ich." So bat er die Fürstin öfter; allein es blieb wie zuvor. Nach dieser Zeit kam es, daß der Herzog feind wurde auf den schwäbischen Bund und in den Krieg zog vor Augsburg, aus der Seite, wo jetzt Friedberg steht. Da tat der Ritter manche ritterliche Tat und es geschah den Städten viel Abbruch; denn der Ritter war der Hauptmann des Herzogs und führte das Heer. So ritt er einmal mit viel Rittern und Knechten ins Land und verheerte es mit Raub und Brand. Unterdessen schickte die Fürstin dem Herzog Briefe und bat ihn, er selber solle aus dem Feld heimziehen, er hätte doch sonst viele gute Leute genug. Das wollte der Herzog nicht tun. Nachdem schrieb sie dem Hanptmann besonders, er möge Fleiß anwenden und ihrem Herrn raten, daß er aus dem Krieg heimziehe. Dafür wollte sie ihm die Bitte erfüllen, weswegen er so oft gebeten habe. Und als der Bote, der nicht lesen konnte, in das Heer kam, fand er den Ritter nicht, und die Briefe bekam der Herzog. Als er aber die Briefe las, dachte er sogleich, die Frau habe die Ehe mit dem Ritter gebrochen oder ganz den Willen dazu.

7. Aus der Heimat - S. 312

1910 - Nürnberg : Korn
— 312 — Aber da ritt zwischen neun und zehn Uhr der Reichsherold durch die Straßen und rief es mit lauter Stimme aus: „Nachdem der allmächtige Gott mit seinem unersorschlichen Willen den allerdurchlauchtigsten und großmächtigsten König und Herrn Maximilian Joseph diesen Morgen aus der Zeitlichkeit abgefordert hat, so wird dieser höchst traurige Fall öffentlich bekannt gemacht; zugleich daß Seiner Majestät dem König Ludwig unverweilt Anzeige gemacht worden ist und dessen allerhöchste Befehle erwartet werden." Da weinten viele um den Vater Max. Um elf Uhr fingen alle Glocken an zu lauten; die Kaufläden wurden geschlossen. Nachmittags stellten sich die Garden und alle Soldaten der Hauptstadt mit ihren Gewehren auf den Max Josephplatz und schworen dem neuen König Ludwig den Eid der Treue. König Ludwig kam in der Nacht in München an, tief traurig, die Augen vom Weinen geschwollen. X. Die deutsche Revolution und die neue Zeit. Kronprinz Ludwig in Italien. Aus einem Postwagen in den anderen war er gestiegen; aber immer wärmer wurde die Luft und immer milder das Wetter, und das tat ihm wohl; denn er hatte eine gefährliche Lungenentzündung gehabt und war nach Italien abgereist, um dort ganz gesund zu werden. Und nun war er in Rom. „Die schönsten Bilder will ich bei den Malern suchen und kaufen," dachte er, „und die schönsten Statuen bei den Bildhauern, daß die Leute sich wundern, wenn sie das alles sehen in meinen Sammlungen." Denn drei große Häuser mit vielen schönen Sälen wollte er später bauen in München in seiner Hauptstadt, wenn er einmal König war: eines sür die älteren Bilder, eines für die neueren, und eines für die Statuen.

8. Aus der Heimat - S. 314

1910 - Nürnberg : Korn
— 314 — der Kronprinz die anderen Herren und lachte. Die Herren fingen nun an zu trinken und lustige Lieder zu singen. Don Rafaele saß hinter seinem Schenktisch. Aber wie war denn das? Warum sind die Herren mit dem einen da höflicher als unter einander? Warum gießen sie ihm dienstfertig den Wein ins Glas? Und stoßen immer zuerst mit ihm an, wenn sie trinken? Und der Wirt ging mit dem Grafen Seinsheim ein wenig beiseite und sagte leise: „Ei, nun besinne ich mich. Das muß der Bruder des Kronprinzen von Bayern sein!" Und er sah den Kronprinzen nochmal von der Seite heimlich an. „Ja, ja, er sieht ihm ganz ähnlich. Aber der Kronprinz ist größer, trägt auch keinen Schnurrbart und spricht nicht spanisch." — Und nun machte er viele Bücklinge vor dem Kronprinzen und ging Schritt für Schritt näher. „Ja, ja, nun kenne ich Sie," sagte er. „Sie sind der Bruder des Kronprinzen von Bayern. Ich bitte Sie, grüßen Sie mir Ihren Bruder!" König Ludwig I. Der neue König stand jeden Morgen um vier Uhr aus. Zuerst kam der Kammerdiener, der unter seinem Vater reich geworden war. Im Namen der Hofdiener bat er um die reiche Garderobe des verstorbenen Königs. Der neue König sagte ihm, er lasse die Kleider versteigern. Auch seine Dienste wies er ab. „Ich danke Ihnen!" sagte er; „anziehen kann ich mich selbst, und ausziehen will ich mich nicht lassen." Dann kam der Hofbarbier; auch ihn schickte der König fort. „Ich rasiere mich selbst," sagte er. Endlich konnte er an den Schreibtisch gehen, wo eine Menge Akten und Briefe lagen. Der König las eine Schrift nach der andern und schrieb seinen Willen an den Rand der Akten oder auch auf kleine, schmale Papierstreifen, die er in die Akten legte. Einen Augenblick stand er auf, trat ans Fenster und sah hinaus auf den Platz. Der lag noch da in der Finsternis, alle Fenster ringsum waren noch dunkel. „Mein Licht," dachte er, „ist immer das erste, wertn ich morgens aus den Max-Josephplatz hinaussehe. Dann kommen erst nach und nach die Lichter der Bürgerhäuser zum Vorschein. Wenn andere auf ihr Bureau gehen, habe ich schon alle Mappen durchgearbeitet." Die große Herzensgüte seines Vaters war oft mißbraucht worden. Manche Hofbediensteten hatten freie Apotheke, und nun ließen sie sich Zucker, Kaffee und Tee aus der Apotheke holen. Wie nun der

9. Aus der Heimat - S. 316

1910 - Nürnberg : Korn
— 316 — teidigung Ihrer Rechte!" Allein der Kronprinz ließ sich dadurch nicht umstimmen. Da sagte Napoleon: „Der Kronprinz von Bayern, der Narr, möchte Straßburg dem Deutschen Reiche einverleiben, das es doch nicht mehr gibt. Dieser Prinz wird niemals König von Bayern werden." Und er ließ dem König Max durch seinen Gesandten sagen, er solle den Kronprinzen vom Hofe entfernen. Einmal nahm er den Prinzen Karl aus den Schoß und sagte: „Du wirst König von Bayern, nicht dein Bruder!" Wie nun Deutschland von den Franzosen wieder srei war, da baute König Ludwig zur Erinnerung daran auf dem Michelsberge oberhalb der Stadt Kelheim eine runde Halle aus gelbem Marmor. Als sie fertig war, kam der König mit vielen Leuten nach Kelheim. Der König ging herum, sah alles an und sagte zum Baumeister Klenze: „Das herrlichste von den Gebäuden, das Sie aufgeführt haben, ist die Befreiungshalle!" Am großen Tore oben auf der Treppe empfing er die Generale, die bei dem Be- freiungskämpfe gewesen und aus allen deutschen Ländern hieher gekommen waren. „Willkommen, tapfere Krieger, des Befreiungskampfes !" sagte er, „willkommen alle! Es ist Deutschlands herrlichste Zeit, an sie wollen wir uns halten. Ich kann nur sagen, was ich hier in der Befreiungshalle geschrieben habe." Die Tore öffneten sich; am Mosaikboden standen im Kreise die Worte: „Möchten die Deutschen nie vergessen, was den Befreiungskampf notwendig machte und wodurch sie siegten." Die Musikanten bliesen: „Was ist des deutschen Vaterland?" — Und alle sangen laut mit: „Das ganze Deutschland soll es sein!" Die Walhalla. 1. An beiden Ufern der Donau standen die Leute Kopf an Kopf und schauten hinaus aus die königliche Jacht und die anderen Schiffe. Endlich um 11 Uhr läuteten die Glocken von Regensburg. König Ludwig und die Königin Therese bestiegen das Schiss. Ein Schiff mit dem Musikchor, Schiffe mit altdeutsch gekleideten Jungfrauen und eine Menge anderer Schiffe fuhren hinterdrein; die Riesen--schisse von Ingolstadt ragten mit ihren Masten über alle anderen hinaus. Es war eine sternhelle Nacht. Und dann kam ein schöner Tag, und ruhig schwamm die kleine Flotte auf dem stillen Wasser abwärts.

10. Aus der Heimat - S. 347

1910 - Nürnberg : Korn
— 347 — drein. So zogen sie durch die Sendlingerstraße; dort holten sie sich aus den Kaufläden Pulver und Blei. Leute reichten ihnen Gewehre zum Fenster heraus. Die Haufen hielten am Dultplatz und stellten sich dort in Reih und Glied auf. Es waren fast lauter junge Burschen; einem ging aus Versehen sein Gewehr los. Da kam ein General zu Pferd daher gesprengt. „Alle Wünsche sind erfüllt!" rief er. „Wir glauben es nicht!" rief die Schar. Da sagte einer: „Worauf warten wir hier auf dem Dultplatz? Ist es nicht besser, wir schließen uns den Bürgern an, die schon alle auf dem Promenadenplatz unter Gewehr stehen?" Sie marschierten ab. Als sie hinkamen, hatten die Soldaten den Weg abgesperrt; aber sie machten Platz, wie sie die Schar in ordentlichem Zuge kommen sahen. Sie wurden in mehreren Reihen zwischen die Bürgerwehr gestellt. Außen herum im Kreise standen die Soldaten und hinter diesen drängten sich die Zuschauer Herart, Männer und Frauen und Dienstmädchen mit kleinen Kindern auf dem Arm. Wie sie nun so dastanden und warteten, kam ein General in voller Uniform, ritt durch die Reihen und zeigte ein Quartblatt; daraus stand geschrieben: „Ich werde sofort die Stände einberufen." - „Wer weiß, ob das der König wirklich geschrieben hat?" rief einer aus den Reihen. Der Offizier war der Prinz Karl. „Ich bürge mit meinem prinzlichen Ehrenwort," sagte er, „daß die Stände nicht erst am 31. März, sondern schon bis 16. März einberufen werden sollen." Und er reichte jedem die Hand hin, ritt weiter und mahnte das Volk zur Ordnung. Nun ging ein Fragen los, ob damit etwas erreicht fei. Der Befehl ging durch die Reihen: „Alle sollen ihre Waffen wieder am Zeughaufe abliefern." Eine Schar Bürger zog ab; die andern marschierten hinterdrein, immer vier nebeneinander. So gingen sie zurück nach dem Zeughause; etliche schossen dort ihre Flinten ab; dann legten sie die Gewehre aus Hausen. Es war sechs Uhr Abend. Alle gingen ruhig heim; Fürst Wallerstein stand da und drückte jedem die Hand, der sie ihm hinreichte. Am andern Tage hingen Kränze unter den Fenstern und Fahnen von den Dächern, blau-weiße und weiß-rot-goldene. Gegen zwei Uhr nachmittags zogen viele tausend Personen auf den Refidenzplatz. „Der König hoch!" riefen sie. Ludwig erschien am Fenster und winkte freundlich mit der Hand. „Hoch Kronprinz Max!" riefen sie; „Hoch Prinz Karl! Prinz Luitpold!" und schwenkten die Hüte. Um vier Uhr mußten alle Soldaten den Eid auf die Verfassung schwören. Abends war die ganze Stadt beleuchtet; in dichtem Gedränge zogen
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