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1. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

2. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 280

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
280 Deutschland und Italien sinken. bereits in den Händen der Türken, sie übernachteten in den Festungs- gräben und Hunyades zog langsam ab; da entflammte der Minorite Johannes Kapistran die Besatzung zu einer letzten Anstrengung; mit brennenden Reisbündeln und Pech steckten sie die Faschinen der Türken in Brand und machten einen Ausfall, als sie die Verwirrung sahen, welche sie angerichtet hatten. Hunyades kehrte augenblicklich zurück und die Türken wurden so geschlagen, daß 24,000 auf dem Platze blieben und der Sultan bis Adrianopel floh. So war für diesmal Belgrad und Ungarn gerettet. Auch von Skanderbeg wurde Mohammed Ii. bei jedem Angriffe blutig zurückgewiesen; als aber 1467 Skanderbeg zu Alisso gestorben war, hörte die Einigkeit der Albanesen auf und sie mußten sich bald der tür- kischen Oberherrlichkeit fügen. Schon 1458 bemächtigte sich der Sultan Thebens, Athens und Achaias, wurde Serbien von ihm vollständig un- terjocht, ein Theil der Bevölkerung vertilgt und durch türkische Kolo- nisten ersetzt. Bosnien hatte dasselbe Schicksal, doch trat hier der Adel zu dem Islam über und behielt seine Besitzungen, während das ge- meine Volk christlich blieb und deßwegen in die Knechtschaft gestoßen wurde. In Europa entriß Mohammed Ii. den Venetianern die Inseln Negroponte (Euböa) und Zante, ihre Besitzungen auf Morea, in Alba- nien Skutari; er eroberte 1475 die genuesischen Plätze auf der Krim und nöthigte den Chan der krimschen Tataren zur Huldigung; 1476 be- siegte er den Fürsten der Moldau und machte ihn zum Vasallen; um I486 nahm er Otranto in Unteritalien weg, das der Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen gegen Italien sein sollte. In Asien ver- loren die Genuesen Amastra und Amisus, ihre Stapelplätze am schwarzen Meere, dem kleinen griechischen Kaiserthum Trapezunt machte er 1462 ein Ende und vertilgte alle Mitglieder der kaiserlichen Familie. Zum Glücke für das christliche Europa wurde Mohammed Ii. viel durch Auf- stände türkischer Vasallenfürsten in Asien beschäftigt, trotzdem ließ er bis zu seinem Tode (I486) fast jährlich einen Raubzug gegen Siebenbürgen und Ungarn oder von Bosnien aus gegen Kärnthen, Krain und Steyer- mark unternehmen. Zehntes Kapitel. Erneuerung des französisch-englischen Krieges. Frankreich hatte unter Karl V. (1364—1380), für welchen du Gues- klin die meisten Besitzungen der Engländer eroberte, sich nur erholt, um wieder eine Beute innerer Zwietracht und zum Schauplatze englischen

3. Geschichte des Mittelalters - S. 310

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
310 Deutschland und Italien finken. tere Festung war bereits in den Händen der Türken, sie übernachteten in den Festungsgräben und Hunyades zog langsam ab; da entflammte der Minorite Johannes Kapistran die Besatzung zu einer letzten An- strengung; mit brennenden Reisbündeln und Pech steckten sie die Fa- schinen der Türken in Brand und machten einen Ausfall, als sie die Verwirrung sahen, welche sie angerichtet hatten. Hunyades kehrte au- genblicklich zurück und die Türken wurden so geschlagen, daß 24,000 auf dem Platze blieben und der Sultan bis Adrianopel floh. So war für diesmal Belgrad und Ungarn gerettet. Mohammed erobert Albanien, Livadien, Serbien, Bosnien, Morea, die genuesischen Städte am schwarzen Meere, das Kaiserthum Trapezunt (1458—1480). Auch von Skanderbeg wurde Mohammed Ii. bei jedem Angriffe blu- tig zurückgewiesen; als aber 1467 der löwenherzige Fürst zu Alisso ge- storben war, hörte die Einigkeit der albanesischen Stämme auf und sie mußten sich bald der türkischen Oberherrlichkeit fügen. Schon 1458 be- mächtigte sich der Sultan Thebens, Athens und Achaias, wurde Serbien von ihm vollständig unterjocht, ein Theil der Bevölkerung vertilgt und durch türkische Kolonisten ersetzt. Bosnien hatte dasselbe Schicksal, doch trat hier der Adel zu dem Islam über und behielt seine Besitzungen, während das gemeine Volk christlich blieb und deßwegen in die Knecht- schaft gestoßen wurde. In Europa entriß Mohammed Ii. den Vene- tianern die Inseln Negroponte (Euböa) und Zante, ihre Besitzungen auf Morea, in Albanien Skutari; er eroberte 1475 die genuesischen Plätze auf der Krim und nöthigte den Chan der krimschen Tataren zur Huldigung; 1476 besiegte er den Fürsten der Moldau und machte ihn zum Vasallen; um 1480 nahm er Otranto in Unteritalien weg, das der Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen gegen Italien sein sollte. In Asien verloren die Genuesen Amastra und Amisus, ihre Sta- pelplätze am schwarzen Meere, dem kleinen griechischen Kaiserthum Tra- pezunt machte der Sultan 1462 ein Ende und vertilgte alle Mitglieder der kaiserlichen Familie. Zum Glücke für das christliche Europa wurde Mohammed Ii. viel durch Aufstände türkischer Vasallenfürsten in Asien beschäftigt, trotzdem ließ er bis zu seinem Tode (1480) fast jährlich einen Raubzug gegen Siebenbürgen und Ungarn oder von Bosnien aus ge- gen Kärnthen, Krain und Steyermark unternehmen.

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 413

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Griechenland. 413 (Zeugen davon sind vorzugsweise Jerusalem, der Athos, überhaupt die griechischen Klöster und Kirchen). Napoleon erkannte es ganz gut, daß Rußland durch die christliche Bevölkerung die Türkei allmählig zerbröckle, wie die Wurzeln von Sträuchern und Kräutern im Laufe der Zeit ein Gemäuer sprengen, und als er über Italien gebot, auch Dalmatien und die jonischen Inseln inne hatte, entwarf er den Plan die Türken aus Europa zu vertreiben; allein weil er Rußland einstweilen noch gegen Eng- land und Oesterreich brauchen wollte, überließ er die Türkei dem Kaiser Alerander, und nach seinem Sturze hatte Rußland das entschiedene Uebergewicht in Europa. Deßwegen kehrten sich die Hoffnungen der Griechen wieder ausschließlich nach St. Petersburg und unmittelbar nach dem zweiten Pariser Frieden organisierte sich die Hetärie, die griechische Nachahmung des deutschen Tugendbundes gegen Napoleon. Ihr Stifter war der russische Minister Kapo d'jstria (er schrieb sich Kabodistria), ein Grieche aus Korfu, ihr angeblicher Zweck die Beför- derung der Bildung unter den Griechen, und sie breitete sich vom Pruth bis in den Peloponnes (Morea) und über die Inseln aus. Der Aus- bruch erfolgte im Januar 1821 in der Walachei durch einen Gutsbesitzer Wladimiresko, einen ehemaligen russischen Offizier, der aber mit der Hetärie in keiner Verbindung gestanden haben soll. Den Anlaß gab der eben ernannte Hospodar Kalimachi, von dem nach dem gewöhn- lichen Gange der Dinge die Erpressungen gefürchtet wurden, durch welche sich die neu ernannten Hospodare für die zur Bestechung der türkischen Großen verwendeten Summen (den Weg zum Hospodariate) schadlos zu halten pflegten. Wladimircskos Haufen wuchs auf 4000 Mann und den Hetäristen schien der Augenblick zum Losschlagen sehr günstig. Sie rechneten so: „Die christliche Bevölkerung wird sich allgemein gegen die Türken erheben und da sie denselben an Zahl wohl dreifach überlegen ist, muß der Aufstand gelingen, um so leichter, da auch den mohamme- danischen Albanesen und Bosniaken die Türken kaum weniger verhaßt sind als den Griechen, der Pascha von Janina aber gegen die Pforte in offener Empörung begriffen und mit den christlichen Bergbewohnern Aetoliens, den Sulioten, im Bündnisse ist. Es ist daher nicht schwer, die zerstreuten Türken in den Provinzen zu überfallen und in die schlecht oder gar nicht befestigten Städte einzuschlicßen, ein großes christliches Heer zu sammeln und mit demselben vor Konstantinopel zu marschieren, dessen Eroberung durch den Aufstand der zahlreichen Griechen in der Stadt möglich wird." Allein die ganze Berechnung schlug fehl. Ale- xander Ipsilanti, ein mit den Komnenen verwandter Fanariote (Grieche von adeliger Abkunft, in Konstantinopel wohnend), General in russischen Diensten, und ein anderer Fanariote, Kantukazeno, über- schritten mit etwa 30 Griechen die russische Gränze und riefen zu Jassy

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 432

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
i 432 Die Zeit von 1815 bis 1857. danellen, Varnas, Schumlas, der Donaufestungen re. verwendet werden mußten. Die Türken entschloßen sich deßwegen zu einem geharnischten Vertheidigungssvstcme und führten dasselbe im ersten Feldzuge beharrlich und ziemlich glücklich durch. Auch die Russen stellten keine Armeen Ln das Feld, wie man gemäß den officiellen Ziffern ihrer Militärmacht erwartet hätte; über höchstens 120,000 Mann verfügte der alte Feld- marschall Wittgenstein, als er im Mai 1828 den Krieg durch den Uebergang über den Pruth eröffnete. Die Türken räumten Galacz und zogen sich nach Braila, vor welcher Festung am 21. Mai Kaiser Niko- laus selbst ankam. Der Kommandant, Solyman Pascha, ließ sich dadurch nicht einschüchtern und leistete kräftigen Widerstand; selbst als Wittgen- stein bei Jsatschka den Uebergang über die Donau erzwungen hatte und Braila von aller Verbindung mit Schumla abschnitt, auch am 11. Juni Jsatschka durch Kapitulation nahm, schlug Solpman am 14. Juni einen allgemeinen Sturm der Russen blutig ab und kapitulierte erst, als die Stadt zusammengeschossen war, gegen freien Abzug nach Silistria. Die schwachen Festungen Matschin, Tultscha, Hirsowa und Kustendschi gingen nun gleichfalls über und die russische Armee bewegte sich in langsamen Märschen von Karasu über Bazardschik gegen die türkischen Hauptplätze Schumla und Varna, während ein russisches Armeekorps unter Geis- mar Widdiu gegenüber lagerte und ein anderes unter Roth Silistria und Giurgewo blockierte. Am 19. Juli kam die russische Armee vor Schumla an und schlug sich mit den Türken in nichts entscheidenden aber blutigen Gefechten herum; am 26. August gelang den Türken ein Ueberfall gegen eine russische Abtheilung, welche sie niedermachtcn, da- gegen verloren sie am 31. August ein Gefecht bei Jenibazar. Die Ein- schließung Schumlas konnte nicht bewerkstelligt werden, im Gegentheile litten die Russen Mangel an Zufuhr, und als sich die herbstlichen Regen und mit ihnen die gewöhnlichen Krankheiten einstellten, mußte sich Wittgenstein anfangs November auf die Belagerungsarmee vor Silistria zurückziehen, wobei das 3. Korps, das die Nachhut bildete, von den Türken so lebhaft gedrängt wurde, daß es all sein Gepäck verlor. Vor Silistria ging es nicht besser; der Regen füllte die Laufgräben, die Besatzung machte häufige Ausfälle, und als Hussein Pascha von Schumla her nachdrängte, zogen die Russen auch hier ab, wobei sie wegen der grundlosen Wege fast alles Geschütz im Stiche ließen. Glück- licher waren die russischen Waffen auf beiden Flügeln; der Pascha von Widdin drängte Geismar durch Ucbermacht bis Krajova zurück, ließ sich aber in der Nacht des 27. Septembers überfallen und mit großem Verluste über die Donau zurückwerfen. Viel wichtiger war die Eroberung Varnas, welche nur durch die Mitwirkung der russischen Flotte unter Admiral Greigh, einem geborncn Engländer, gelang. Sie

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 433

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Türkei. 433 beherrschte das schwarze Meer, weil die türkische nach der Katastrophe von Navarin sich vor derselben nicht blicken lassen durfte. Greigh hatte am 14. Mai etwa 20,000 Mann unter Mentschikoff bei Añapa an der kaukasischen Küste an das Land gesetzt und zwang nach kurzer Belagerung den Platz zur Uebergabe, welchem Beispiele bald darauf Poti folgte, das die Mündungen des Phasis beherrscht. Ein Theil dieses Korps wurde nach Varna übergesetzt, wo unter General Suchtelen bereits eine russische Di- vision stand und begann am 20. Juli den Angriff. Varna hatte keine regelmäßigen Festungswerke, aber eine starke Garnison und in Jzzet Me hem et, dem Kapudan Pascha, einen tapfern Kommandanten. Die Hoffnung der russischen Generale, Varna in kurzer Zeit zu nehmen, schlug gänzlich fehl, obwohl die russische Flotte die türkischen Fahrzeuge im Hafen verbrannte, dann den Platz selbst bombardierte, endlich Ge- schütz und Mannschaft zur Belagerung ausschiffte. Die- Türken erhielten von Schumla her Verstärkung und bewiesen den Russen durch unaufhör- liche Gefechte und Ueberfälle, daß der kriegerische Geist der Osmanen noch nicht erloschen sei. Darum entsandten die Russen vor Schumla und Silistria alle entbehrlichen Truppen nach Varna, Kaiser Nikolaus erschien selbst auf der Flotte und forderte Jzzet Mehemet zur Uebergabe auf, die entschieden verweigert wurde. Varna mußte regelmäßig be- lagert werden und dies ging sehr langsam vorwärts; im Bajonetge- fechte zeigten sich die Russen überlegen, dagegen feuerten die türkischen Schützen mit mörderischer Sicherheit. Im September erschien Omer Vrione mit etwa 15,000 Mann in der Nähe Varnas und lieferte einige blutige Gefechte, namentlich warf er am 20. September den Prinzen Eugen von Württemberg, der ihn vertreiben sollte, in Folge eines mör- derischen Kampfes zurück. Nach diesem kühnen Auftreten blieb aber der türkische Feldherr ruhig in seiner Stellung und ließ den Belagerungs- arbeiten und Kämpfen um Varna ihren Lauf; noch am 6. Oktober unternahmen die Russen vergeblich und mit großen Opfern einen nächt- lichen Sturm; eine Aufforderung des Kaisers zur Uebergabe wies Jzzet am 8. entschieden zurück, aber am 10. kam der Unterbefehlshaber von Varna, Jussuf Pascha, in das Lager und übergab die Stadt, während Jzzet Mehemet die Citadelle noch einen Tag vertheidigte und freien Abzug erhielt. In diesem Feldzuge verloren die Russen nach einer Be- rechnung, der nicht widersprochen wurde, 45,000 Mann an Todten, den Mehrtheil davon durch Krankheiten. Besser ging es ihnen in Asien, wo die Türken dem General Paskewitsch keine 30,000 Mann entgegen- setzen konnten. Dieser eröffnete im Juni den Feldzug von Gumri aus und erstürmte am 5. Juli das wichtige Kars. Am 17. August war er nordwärts gegen Achalzik gerückt, schlug am 21. eine irreguläre tür- kische Armee von 25,000 Mann und erstürmte die Stadt am 24.; bald Dumüller, Neue Zeit Oq.

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 434

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
434 Die Zeit von 1815 bis 1857. darauf ergab sich auch Bajazid mit andern minder wichtigen Plätzen. Während des Winters rüstete sich der Sultan zur kräftigen Fortsetzung des Krieges, fand aber bei den Moslemin, die ihm weder die Hin- schlachtung der Janitscharen noch seine Reformen verziehen, den nöthigen Anklang nicht; andererseits bemühte sich Oesterreich vergebens, Frank- reich und England zu einer Tripelallianz zu bewegen, deren Zweck ge- wesen wäre, Rußland die Erneuerung des Krieges zu verbieten, den Sultan aber zur Haltung der vor dem Kriege bestandenen Verträge zu nöthigen; die beiden Westmächte hatten sich in der griechischen Frage von Rußland zu weit führen lassen, als daß sie jetzt eine Frontänderung machen konnten. Im Frühjahre begann daher der Krieg wieder, zu welchem die Russen auch die Moldauwalachen in einigen Freikorps ver- wendeten; am 17. Mai erschien die russische Hauptarmee, jetzt von Feldmarschall Diebitsch, einem geborenen Schlesier, angeführt, vor Si- listria, während der Großwesier Reschid Pascha, der Sieger von Athen, das Roth'sche Korps bei Parawedi an demselben Tage mit Uebermacht angriff und nur durch einen unerschütterlichen Widerstand an der voll- ständigen Vernichtung desselben verhindert wurde. Am 4. Juni brach Diebitsch von Silistria auf, dessen Belagerung er den nachrückenden Korps überließ, vereinigte sich mit den Ueberresten des Roth'schen Korps und nöthigte dadurch den Großwesier die Belagerung von Parawedi aufzuheben und auf Schumla zurückzugehen. Aber auf dem Marsche zwang ihn Diebitsch am 11. Juni bei Kuletscha zur Schlacht; die tür- kische Reiterei jagte eine steinige Anhöhe hinunter, wo jede europäische Reiterei gestürzt wäre, und hieb ein russisches Infanterieregiment zu- sammen, allein die andern hielten ruhig Stand und ihr Feuer, das von einer überlegenen Artillerie unterstützt wurde, zwang den Großwesier zur Flucht nach Schumla. Am 30. Juni ergab sich Silistria nach tapferer Vertheidigung und das Belagerungskorps wurde alsbald von Diebitsch an sich gezogen, der nun an den Uebergang über den Balkan dachte. Den Großwesier, der in Schumla liegen blieb, ließ er durch ein starkes Korps unter Suchtelen beobachten, während Roth und Rüdiger über den Kamtschik gingen (18. — 20. Juni) und bereits am 22. Juni den südlichen Abhang des Balkans Hinabstiegen, am 24. Burgas besetzten, wodurch die Verbindung mit der russischen Flotte hergestellt war, welche auch Siscepoli besetzt hatte. Im Juli- wandte sich Rüdiger gegen Aidos, das Korps von Pahlen vereinigte sich mit ihm und endlich ging Die- bitsch über den Balkan, da sich der Großwesier in Schumla festhalten und die Stimmung der Türken keinen allgemeinen Aufstand befürchten ließ. Am 12. August schlug er ein türkisches Korps bei Sliwno und am 19. erschien er vor Adrianopel, am 20. kapitulierte die Stadt und der russische Vortrab drang bis Kirklissa vor. In Asien war es den

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 485

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Polen russische Provinz. 485 seiner Flanke wieder über die Weichsel gegangen, den General Kreutz und den Prinzen Adam von Württemberg wiederholt geschlagen und hinter Lublin zurückgetrieben hatte. Ein starkes Korps, das der Feld- marschall entsandte, nöthigte den kühnen Polen unter den Wällen von Zamosk die Gelegenheit zu einem neuen Hervorbrechen abzuwarten, während Diebitsch mit der Hauptmacht sich auf Plock wandte, um dort den Uebergang über die Weichsel zu bewerkstelligen. Praga beobachteten die Generale Geismar und Rosen mit etwa 25,000 Mann in vor- theilhaften Stellungen bei Wawer und Dembie Wielkie, sie wurden aber am 31. März von Skrzynecki angegriffen und vollständig geschlagen; über 10,000 Gefangene, 3 Fahnen, 16 Kanonen kostete die Russen dieser Ueberfall, durch den das Centrum der russischen Armee durch- brochen war, so daß Diebitsch sie bei Siedlce koncentrieren mußte, worauf Skrzynecki wieder auf Praga zurückging. Diese Erfolge der polnischen Waffen wurden in Deutschland und Frankreich mit Jubel begrüßt, obwohl sie nur den Todeskampf der un- glücklichen Nation verlängerten; zu gleicher Zeit aber erfüllte die Nach- richt, daß die Cholera auf dem Kriegsschauplätze erschienen sei und Polen wie Russen ohne Unterschied hinwegraffe, die Gemüther mit einer bisher nicht bekannten Angst, da man im centralen und westlichen Eu- ropa von dem „Weltsterben" und „schwarzen Tode" in früheren Jahr- hunderten nur aus Geschichte und Sage wußte, gegen Pest und gelbes Fieber, aber sich durch die Quarantänen geschützt glaubte. Die Cholera zeigte sich zum erstenmale in dem Gangesdelta und auf den Molukken 1817 epidemisch und begann von dort zu Wasser und zu Lande die Reise um die Welt. Im Jahre 1820 war sie in China, 1821 in Ara- bien, Persien, Bagdad, von 1823 an verwüstete sie Mesopotamien, Sy- rien, Kypern, Astrachan und kam 1830 nach Moskau; 1831 erschien sie in Archangel, Abo, Petersburg, Odessa, Jassy, in Warschau und anderen polnischen Städten und während sie westwärts Wien, Berlin, Hamburg, Hannover und London wie im Fluge erreichte, machte sie auch südwärts einen Ausfall und füllte Aegypten, sonst das Lieblingsland der Pest, mit Leichen. Man hörte im Herbste 1830, als die Revolution in vollem Zuge zu sein schien, oft an die Worte Mirabeaus als an prophetische erinnern: „die Revolution hat ihren Lauf begonnen und sie wird die ganze Welt durchwandern", 1831 im April durfte man dazu setzen: „und der Schatten des Todes begleitet sie und lagert sich über die Mensch- heit, so daß ihr Herzblut zu stocken droht." Die Polen setzten ihre Hoffnung auf einen allgemeinen Aufstand, der in den ehemals polnischen, seit 1772 und 1793 abgerissenen Pro- vinzen: Lithauen, Samogitien, Volhynien und Podolien ausbrechen und die Verbindung der an der Weichsel operierenden russischen Armee mit

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 486

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
486 Die Zeit von 1815 bis 1857. dem eigentlichen Rußland aufheben sollte. Aber russische Korps von beträchtlicher Stärke hüteten diese Provinzen und wurden der einzelnen Aufstände mit Leichtigkeit Meister, denn eine allgemeine Erhebung fand nicht statt, weil die Masse des Volkes, die Bauern, wenig Neigung dazu hatte, selbst der größere Theil des Adels hielt sich zurück und wartete auf die Entscheidung des Kampfes durch die Armee, die umgekehrt von den Aufständen im Rücken eine Diversion forderte. Zu diesem Zwecke war der kühne Dwernicki mit 5000 Mann und 12 Kanonen am 3. April (nach den glücklichen Schlägen Skrzyneckis gegen Geismar und Rosen) von Zamosk aufgcbrocheu und erschien am 10. in Volhynien jenseits des Bug, fand aber die gehoffte Unterstützung nicht; unter be- ständigen Gefechten mit dem doppelt so starken Korps des Generals Rüdiger öffnete sich Dwernicki den Weg nach Podolien, wo der Auf- stand mehr Anklang gefunden hatte, überschritt den Styr, wandte sich dann, als General Roth mit 18,000 Mann aus Podolien anrückte, gegen die österreichische Gränze, über welche er vom 27. April bis 1. Mai sein Korps mit den eroberten Geschützen rettete, als er gegen den fünffach überlegenen Feind nicht länger. Stand halten konnte. Dwernicki hätte sich aus Volhynien zurück an die Weichsel gewen- det, als er keinen allgemeinen Aufstand vorbereitet fand (die Adeligen waren meistens verreist oder krank), wenn es ihm noch möglich gewesen wäre; der alte General Sierawski nämlich, der mit 9000 Mann, meistens ungeübten und schlechtbewaffneten Leuten, den russischen Gene- ral Kreutz im Schach halten sollte, war zu weit vorgegangen und von diesem am 17. und 18. April bis zur Vernichtung geschlagen worden, so daß Dwernicki von Zamosk abgeschnitten war. Skrzynecki entsandte zwar auf die Nachricht von Sierawskis Niederlage zwei Brigaden unter Chrzanowski (am 4. Mai) um Dwernicki Luft zu machen, derselbe er- reichte auch Zamosk glücklich, aber viel zu spät für Dwernicki. Darauf führte Skrzynecki selbst mit der Hauptarmee eine ebenso meisterhaft entworfene und angefangene als schlecht vollendete Unternehmung aus. Diebi tsch wartete in seiner festen Stellung zwischen Bug und Weichsel mit der Front gegen Warschau die Verstärkungen ab, welche ihm über Lithauen zukommen sollten. Der polnische Feldherr ließ ihm gegenüber 16,000 Mann unter Uminski stehen und brach selbst mit 46,000 Mann gegen Lithauen auf; am 14. Mai ging er über die Narew und auf Lomza los, traf auch am 18. auf das Gardekorps unter dem Großfür- sten Michael, wurde aber durch dessen imposante Haltung von einem entscheidenden Angriffe zurückgeschreckt, worauf sich dasselbe fechtend zu- rückzog. Diebitsch hatte durch eine starke Rekognoscierung gegen Uminski sich unterdessen am 19. überzeugt, daß ihm die polnische Hauptarmee nicht mehr gegenüberstehe, daher zog er seine Streitkräfte möglichst schnell

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 652

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
652 Die Zeit von 1815 bis 1657. Ungarischer Revolutionskrieg. Schlacht bei Temeswar (9. Äug.). Kapitulation bei Magos (13. Äug.). Einen härteren Kampf als Ober- und Mittelitalien kostete die Un- terwerfung der kriegerischen Magyaren. Fürst Windischgrätz hatte am 5. Januar 1849 Pefth und Ofen besetzt und schob seine Posten bis an die Theiß vor, vereinigte sich mit dem Korps des Generals Schlick, der über Kaschau, wo er am 4. Januar ein Jnsurgentenkorps geschlagen hatte, heranzog. Im Februar überschritt die ungarische Armee, über welche der polnische General Dem bin ski den Oberbefehl erhielt, die Theiß, wurde aber durch die Schlacht bei Kapolna (26. Februar) zu- rückgetrieben, jedoch nicht entscheidend besiegt, worauf beide Heere vorläufig keine größere Operation unternahmen. Um so lebhafter war der Kampf in Siebenbürgen; die Magyaren und Szekler schloßen sich der Revolution an, die Sachsen und Wlachen aber blieben dem Kaiser treu. Die Insur- genten erhielten in dem polnischen General Bem, der sich bei Ostro- lenka als Artilleriekommandant ausgezeichnet hatte, einen geschickten An- führer; er nahm Klausenburg und Kronstadt im Januar, schlug ein russisches Korps, das am 31. Januar das schwache österreichische Korps des Generals Puchner verstärkt hatte, am 15. Februar bei Hermann- stadt, sprengte beide in die Walachei (20. März) und folgte selbst über die Gränze, um wo möglich einen Bruch zwischen der Pforte und Ruß- land herbeizuführen. Die Walachei hatte nämlich im Juni 1848 gleich- falls revolutioniert und eine provisorische Negierung eingesetzt, dadurch aber nur so viel gewonnen, daß russische und türkische Truppen inter- venierten und so lange im Lande blieben, bis das Fürstenthum wieder beruhigt, aber zugleich vollständig erschöpft war. Die Türken sympathi- sierten begreiflich mit den Russen nicht, doch ließen sie sich durch die Er- folge Bems so wenig als durch Kossuths Einflüsterungen zu einem über- eilten Schritte bewegen und blieben einstweilen auf der Lauer, auch als die Insurrektion an der Theiß und mittleren Donau vom Glücke begün- stigt wurde. Die ungarische Armee, welche den Streitkräften des Für- sten Windischgrätz jetzt weit überlegen war, eröffnete am 4. April ihre Angriffsoperationen durch ein glückliches Gefecht bei Szolnock, siegte bei Gödöllö und Waitzen, an der Gran, am 26. April bei Komorn, welche starke Festung wie Peterwardein im Südosten nicht nur ein Hauptstütz- punkt der Rebellion war, sondern sie auch aus den kaiserlichen Zeughäu- sern mit Geschütz und Munition versah. Am 3. Mai standen die Un- garn in Raab und am 21. erstürmte Görgey, der hierauf statt Dem- binskis den Oberbefehl erhielt, die Stadt Ofen, welche General Hentzi, der auf der Bresche den Tod fand, heldenmüthig vertheidigte. Auch in der ersten Hälfte des Juni war Görgey bei Acs und Csorna glücklich,
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