158
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Karl Xii.
rückt ins In-
nere von
Rußland
und wird bei
Pultawatotal
geschlagen
1709.
Karl flieht in
die Türkei,
erhält Hülfe
vom Sultan
an dem mühsamen Bau in morastigem Boden; viele erlagen dem
Sumpfsieber und den übermäßigen Strapazen. Da man anfangs nur
hölzerne Häuser baute, so konnte die Stadt schon im zweiten Jahre
nach der Gründung bewohnt und befestigt werden. Die Versuche der
Schweden, den Bau zu stören, blieben erfolglos. Da erschien (1708)
Karl nach seinem Abzüge aus Sachsen aus russischem Gebiet, nachdem
er die unwegsamsten Moräste unter Entbehrungen aller Art mit seinen
Truppen durchwatet hatte. Er gedachte zuerst graden Weges auf
Moskau loszugehen, um sich im Herzen Rußlands festzusetzen, allein
der Plan des ehrgeizigen Kosaken-Hetmans Mazeppa brachte ihn hiervon
wieder ab. Dieser war bisher dem Czaren zinsbar gewesen und hoffte
nun mit Karls Beistand sich in den unumschränkten Besitz der Ukraine *),
seines Gebietes, zu setzen. Er bot Karl X!k. ein Hülfscorps und Le-
bensmittel an, wenn er ihm die Ukraine verschaffe. Karl ging auf
diesen Vorschlag ein und brach nach der Ukraine auf, ohne seine frischen
Truppen abzuwarten, welche ihm der tapfere General Löwenhaupt zu-
führte. Peter der Große griff dieselben an, als sie über den Dniepr
gegangen waren, und trieb sie nach argen Verlusten vor sich her, bis
sie sich mit Karl vereinigten. Die Nachricht, daß der Czar mit einem
ungeheuren'heere herannahe, hatten Mazeppas Bemühungen, das Volk
der Ukraine aufzuwiegeln, gänzlich vereitelt. Noch wäre es Zeit für
Karl gewesen, umzukehren, aber Karl mochte nichts unternehmen, was
einer Flucht ähnlich sah, und marschirte auf Pultawa los. Wegen
Mangel an Geschütz konnte er jedoch nichts ausrichten; er verlor noch
obendrein die polnischen Hülfstruppen, welche zum Feinde übergingen,
und erhielt bei einem Ausfalle der russischen Besatzung einen gefähr-
lichen Schuß durch den Knöchel des linken Fußes. Zu allem Unglück
erschien noch Peter der Große mit 65,000 Mann. Jetzt kam es zur
unglücklichen Schlacht bei Pultawa, in welcher General Löwenhaupt mit
16,000 Mann das Gewehr strecken mußte und Karls Armee sich auflöste.
Karl überschritt nach dieser Niederlage die türkische Grenze und
bewog den Sultan, den Russen den Krieg zu erklären. Sobald diese
in die Moldau einrückten, traten ihnen 200,000 Türken entgegen und
umzingelten sie. Peter der Große sah den Augenblick herankommen,
wo er mit seinen Truppen entweder verhungern oder sich ergeben muffe.
Aus dieser Noth befreite ihn seine Gemahlin Katharina, eine kluge
Frau, welche eine Leibeigene gewesen und durch ihre Schönheit, sowie
*) Die Ukraine ist eine Landschaft in Rußland links am Dniepr; ihre be-
deutenste Stadt ist Charkow.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Karl Karl Karl Karl Mazeppa Karls Karl_X!k Karl Karl Karl Löwenhaupt Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karls Karl Karl Katharina
Extrahierte Ortsnamen: Rußland Schweden Sachsen Moskau Karls Ukraine Ukraine Pultawa Karls Rußland Charkow
184
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Die letzten
Jahre der
Kaiserin
Maria
Theresia.
erledigt wurde, verlangte die russische Kaiserin Katharina Ii., welche
die innere Zwietracht Polens aus eigennützigen Absichten schürte (S. 165),
die Krone für ihren Günstling, den Grafen Stanislaus Poniatowsky,
welcher früher Gesandte an ihrem Hofe gewesen war. Als russische
Truppen in Polen einrückten, um Katharinas Wunsch Nachdruck zu
geben, ward Poniatowsky gewählt. Allein der größere Theil der
Nation war unzufrieden über diese unfreie Wahl, einigte sich zu einer
Verbindung, Conföderation genannt, und erregte einen blutigen Bürger-
krieg. Rußland mehrte die Zwietracht fortwährend zu derselben Zeit,
wo es die Türken bekriegte. Es hoffte, Preußen und Oestreich werde
zu einer Theilung Polens zu gewinnen sein, und fand Preußen ge-
neigt. Maria Theresia war, 'so lange ihr Gemahl lebte, diesem Plane
durchaus abgeneigt*). Als aber Joseph Ii. 1769 an dessen Stelle
trat, wurden er und Kaunitz bald gewonnen. Der Letztere hielt es
für rathsam, die zwischen Oestreich und Preußen herrschende Spannung
beizulegen und eine engere Verbindung anzubahnen. Darum mußte
Joseph Ii. 1769 den König von Preußen in Neisse besuchen, und im
folgenden Jahre erwiderte Friedrich diesen Besuch in des Kaisers Lager
bei Neustadt in Mähren. Dieser Zusammenkunft wohnte auch Kaunitz
bei. Im Sommer 1772 waren Rußland, Oestreich und Preußen
einig und theilten ungefähr 4500 Ouadratmeilen unter sich. Rußland
erhielt den größten, Oestreich den fruchtbarsten und Preußen den kleinsten
Theil von Polen, welches fortan nur noch 9570 Quadratmeilen um-
faßte. Dies war die erste Theilung Polens.
Die Theilnahme Maria Theresias an der Theilung Polens und
ihre Einwilligung zur Vertreibung der Jesuiten waren ihre letzten
wichtigen Negierungshandlungen in ihrem vielfach bewegten Leben. Sie
hatte erst ihr 64. Jahr erreicht, als ihre sonst feste Gesundheit zu
wanken begann. Eine hartnäckige Erkältung, welche sie sich bei einer
Prozession zugezogen hatte, führte ihren Tod herbei (1780). Allge-
mein war die Trauer im ganzen Lande, als die edle Fürstin, die
Beschützerin des Rechtes, die Mutter der Armen, verschieden war.
*) Maria schrieb in dieser Angelegenheit an Kaunitz: „In dieser Sach, wo
nit allein das offenbare Recht himmelschreyent wider Uns ist, mueß be-
khenncn, daß zeitlebens nit so beängstigt mich befunten und mich sehen
zu lassen schäme. Bedenkh der Fürst, waß wir aller Welt für ein
Exempel geben, wenn wir um ein ellendes stück von Pohlen oder von der
Moldau und Walachey unser ehr und reputation in die schanz schlagen.
Ich merkh woll, daß ich allein bin und nit mehr en vizuour, darum lasse
ich die Sachen, jedoch nit ohne meinen größten Gram, ihren Weg gehen."
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Extrahierte Personennamen: Maria
Theresia Maria Theresia Katharina_Ii Stanislaus_Poniatowsky Poniatowsky Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii Kaunitz Joseph_Ii Friedrich Friedrich Kaunitz Oestreich Maria_Theresias Maria Theresias Maria Maria Kaunitz
Vom westfäl. Frieden bis znr ersten französischen Revolution. 165
zeigte großen Eifer für die griechische Kirche. Auf ihr Machtgebot
entstanden neue Städte/ erschienen zahlreiche Colonisten aus dem Aus-
lande, wurden Straßen und Canäle angelegt, den Städten größere
Rechte eingeräumt, dem Adel feine Privilegien bestätigt. Man be-
wunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im In- und
Auslande; demnngeachtet zeigten sich auch Ruhestörer und Unzufriedene.
Eines verunglückten Versuchs, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg ein-
gekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gedacht wor-
den (S. 104 Anmerk.). Gefährlicher war der Aufstand des Kosacken
Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heer Kasan
zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das
Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie
Vandalen im eignen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt
hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verrathen und starb (1775)
am Galgen. Dieser Aufstand hatte viele Städte und Dörfer in
Aschenhausen verwandelt und vielen Tausenden das Leben gekostet.
Katharinas Einstuß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung
Polens und in dem Türkenkriege. In Allem stand ihr eine Schaar
von Günstlingen und Rathgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen
war jedenfalls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig
beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem
Staate ein ungeheures Geld, verschwendete auf der einen, knauserte
auf der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien.
Seit 1776 lenkte er alle Unternehmungen. Auf eine wunderbare Weise
suchte er seine Kaiserin über den Stand des Landes zu täuschen. 1787
beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin
hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte
und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen
lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen,
ungeheure Viehheerdeu, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln soll-
ten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welckw
man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein.die ganze
Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf
Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleiche»
Comödie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zu-
sammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über' den ganzen
Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er
trotz seiner Verschwendung 50 Millionen Rubel.
Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge
überhäufte sie mit Gunstbezeugungen, wie kein anderer Monarch je
Pugatschew
erregt einen
gefährlichen
Aufstand.
Katharinas
Günstling,
Fürst Polem-
kin.
Charakter u.
Verdienst
Katharinas.
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282
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Der Krieg der venetianische Königreich von Oestreich abgefallen und hatte die Truppen
derlombardet unter ^er Führung des greisen Feldniarschalls Radetzky zurückgedrängt.
Sardinische, römische und toskanische Freischaaren strömten den Lom-
barden zu, und der König Karl Albert von Sardinien, welcher zum
Herrscher des einigen freien Italiens ausersehen war, rückte ebenfalls
mit 100,000 Mann heran. Inzwischen hatte Radetzky bedeutende
Verstärkungen an sich gezogen, und durch seinen Sieg bei Mortara und
Novara lieferte er nicht nur Mailand wieder in die Hände des Kaisers,
sondern nöthigte auch den König von Sardinien zum Rückzüge in sein
Land. Nach der Eroberung von Brescia wurde der Aufstand in
der Lombardei von Haynau mit blutiger Strenge unterdrückt; Ve-
nedig, welches die Republik proklamirt hatte, wurde eng eingeschlossen
und mußte sich nach einer schwierigen Belagerung endlich ergeben. Auch
in Mittel- und Süditalien gab es Unruhen. Pius Ix., seit 1846
Papst, mußte in: November 1848 nach Gaeta fliehen, und Rom ward
für eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Oudinot
eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 zurückkehren. Tos-
cana hatte sich für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Groß-
herzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien,
und:» das sich von Neapel losgerissen, ward wieder unterjocht. In Böh-
Ungarn. men unk ¡n uit£arn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die
ersteren hatte Fürst Windifchgrätz bald gedämpft, die letzteren nahmen
einen so großartigen Charakter an, daß Oestreich allein sich außer Stand
sah, die Ruhe wieder herzustellen. Hier war nämlich der Gedanke an-
geregt worden, den Ungarn die alten Privilegien wieder zu erzwingen,
deren sie sich von je her zu erfreuen hatten, und darum verlangten die
Stände eine selbständige Natioualregierung unter dem Erzherzog Palatin,
eine Reforn: ihrer Verfassung, Minderung der Steuern und für das
ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb ihres Königreichs dienen
zu müssen. Kaiser Ferdinand I. hatte diese Forderungen nicht alle
unbedingt gewähren können, aber die Einsetzung eines besonderen ver-
antwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, dessen Seele der
Finanzminister Ludwig Kossuth wurde. Zwischen den Magyaren und
Slavoniern und Kroaten bestand schon längst Uneinigkeit, und den
Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der
Zeitverhältnisse abgenölhigt hatten, benutzte der Banus Iellachich von
Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche An-
sehen wieder auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des
ungehorsamen Banus verhängen, allein derselbe reiste nach Innsbruck,
wo Ferdinand weilte, und fand daselbst freundliche Aufnahme. Iellachich
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Radetzky Karl_Albert_von_Sardinien Karl Radetzky Mortara Ferdinand_I. Ludwig_Kossuth Ludwig Banus_Iellachich Ferdinand Ferdinand
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 157
nun mit Karls Beistand sich in den unumschränkten Besitz der Ukraine*), seines Gebietes, zu setzen. Er bot Karl Xii. ein Hülfscorps und Lebensrnittel an, wenn er ihm die Ukraine verschaffe. Karl ging auf diesen Vorschlag ein und brach nach dort auf, ohne feine frischen Truppen abzuwarten, welche ihm der tapfere General Lewenhaupt zuführte. Peter der Große griff diese an, als sie über den Dniepr gegangen waren, und trieb sie nach argen Verlusten vor sich her, bis sie sich mit Karl^vereinigten. Die Nachricht, daß der Czar mit einem ungeheuren Heere herannahe, hatte Mazeppa's Bemühungen, das Volk der Ukraine aufzuwiegeln, gänzlich vereitelt. Noch wäre es Zeit für Karl gewesen, umzukehren, aber er mochte nichts unternehmen, was einer Flucht ähnlich sah, und marfchirte auf Poltawa los. Wegen Mangels an Geschütz konnte er jedoch nichts ausrichten ; er verlor noch Pm^^iotal obendrein die polnischen Hülsstruppen, welche zum Feinde übergingen, geschlagen und erhielt bei einem Ausfalle der russischen Besatzung einen gefähr= 1709' liehen Schuß durch den Knöchel des linken Fußes. Zu allem Unglück erschien nun Peter der Große mit 65,000 Mann. Jetzt kam es zur unglücklichen Schlacht bei Poltawa, in welcher General Lewenhaupt mit 9000 Mann das Gewehr strecken mußte und Karls Armee sich auflöste.
Karl überschritt nach dieser Niederlage die türkische Grenze und 1^"’ bewog den Sultan, den Russen den Krieg zu erklären. Sobald diese erhält Hülfe in die Moldau einrückten, traten ihnen 200,000 Türken entgegen und com <Suitan' umzingelten sie. Peter der Große sah den Augenblick herankommen, wo er mit seinen Truppen entweder verhungern oder sich ergeben müsse.
Aus dieser Noth befreite ihn seine Gemahlin Katharina, eine kluge Frau, welche eine Leibeigene gewesen und durch ihre Schönheit, sowie durch ihr einnehmendes Wesen zur Kaiserin erhoben worden war. Sie übersandte, um ihren Gemahl zu retten, ihre Juwelen nebst einer roirb a6er bedeutenden Summe Geldes dem Großvezier und bewog ihn zum v. Katharina Frieden. Karl tobte vor Wuth, als er den Abschluß des Friedens uberilftet vernahm, vermochte jedoch nichts mehr wider den Czaren. $ie ^
Auf die Nachricht von Karls Niederlage bei Poltawa regten sich u. Sachsen brauch seine Feinde in Sachsen und Dänemark aufs neue. König August ^Niederla^ bemächtigte sich der polnischen Krone wieder, allein die Dänen fanden tapferen Widerstand. Auch neue Feinde rüsteten sich, Preußen, England und Holland. Peter der Große versuchte den Sultan durch fünf Mil-
*) Die Ukraine ist eine Landschaft in Rußland links am Dniepr; ihre bedeutendste Stadt ist Charkow.
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_Xii Karl Karl Karl Karl Peter_der_Große Karls Karl Katharina Katharina Karl Karl Karls August
Extrahierte Ortsnamen: Karls Poltawa Poltawa Karls Karls Poltawa Sachsen Sachsen England Holland Charkow
228
Dritte Periode der neueren Geschichte.
Institution . (3ofort wurden die Gefängnisse geöffnet und viele Tausende be° vom Jahre freit. Die Schreckenszeit hatte innerhalb 14 Monaten 2 Millionen Men-|1795- schendas Leben gekostet. Nachdem der berüchtigte Jakobinerklub geschlossen war, erlangte die gemäßigte Partei entschieden die Oberhand. Der Convent löste sich auf, und am 28. Oktober 1795 erschien die dritte Constitution, nach welcher ein Ratlj von 500 Männern Gesetze vorschlagen, der Rath der Alten (250 Männer) solche prüfen und fünf Direktoren die Vollziehungsbehörde bilden sollten. Diese neue Verfassung wurde, nicht ohne heißen Kampf in den Straßen von Paris, eingeführt; General Napoleon Bonaparte hatte die Erhebung der Sektionen von Paris mit Gewalt unterdrückt.
§. 20. Der Intergang $Mens 1795.
Die Kaiserin . .. @eit der ersten Theilung Polens übte Rußland auf die Verhält-Katharina. nifse dieses Landes den entschiedensten Einfluß. Die Kaiserin Katharina Ii. Conföde! ""hrte absichtlich die inneren Zwistigkeiten des unglücklichen Landes, um ration Vortheil daraus zu ziehen. Die Polen ertrugen den russischen Ein-
fluß nicht, und als Rußland in einen Krieg mit der Türkei verwickelt war, glaubten sie, es sei die Zeit gekommen, die frühere Selbständigkeit wieder zu erlangen. Zunächst entwarfen sie eine neue Verfassung, welche mit Preußens Zustimmung ungeachtet des widersprechenden Adels ins Leben trat. Die Edelleute baten daher die Kaiserin um ihren Beistand zur Wiederherstellung der alten Wahlverfassung und schlossen Icon Targo-, Konföderation zu Targowicz. Die erbetene Hülfe säumte nicht dem herbei. Wunsche der Conföderirten zu entsprechen; russische Colonnen rückten in Polen ein und unterdrückten die Bestrebungen der Patrioten. An ihre Spitze stellte sich der edle Kosciusko, welcher in Nordamerika unter Georg Washington mit Auszeichnung gefochten hatte; er kämpfte auch in seinem Vaterlande anfangs mit glücklichem Erfolge. Allein Verrath und Zwietracht hemmten den Fortgang des begonnenen Kampfes. Sobald der schwache König Stanislaus Poniatowsky den Aufforderungen teiterregen. ^er Kaiserin Gehör gab und sich den Conföderirten anschloß, mußten die Patrioten die Waffen niederlegen und ihr Vaterland verlassen. Zu spät gewahrten die Conföderirten ihren Irrthum; Rußland und Preußen erklärten eine neue Theilung Polens für unerläßlich. Da der polnische Reichstag sich nicht gefügig erwies, umstellten russische Truppen das Sitzungshaus und setzten es durch, daß Litthauen, Kleinpolen, der Rest von Volhynien, Podolien und der Ukraine an Rußland, Großpolen nebst Danzig und Thorn an Preußen abgetreten wurden. Polen
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_Bonaparte Napoleon Katharina_Ii Georg_Washington Stanislaus_Poniatowsky
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Polens Polen Nordamerika Podolien Danzig Thorn
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 267
Wittgensteins Oberbefehl gegen die Türken über die Donau, eroberten 7 Donaufestungen und das noch nie genommene Varna am schwarzen Meere (1828). Im folgenden Jahre übernahm General Diebitsch das Commando der Russen, schlug den Großvezier bei Schumla, erstürmte Silistria, überstieg den Balkan und rückte nach Konstantinopel vor, während Fürst Paskiewitsch Eriwansky Erzerum in Kleinasien eroberte.
In dieser Noth bequemte sich der Sultan zum Frieden von Adrianopel (1829), worin er die Unabhängigkeit der Griechen anerkennen, den Russen aber die freie Schiffahrt auf der Donau und in den Dardanellen , sowie die Schutzherrschaft über die Donausürstenthümer einräumen mußte.
Noch waren die inneren Angelegenheiten Griechenlands nicht ge-ordnet. Das Volk war insbesondere mit der Strenge des Präsidenten wird Kömg Kapodistrias unzufrieden, welcher zuletzt (1831) ein Opfer des Meu- 6lie^*Iani) chelmordes wurde. Die Großmächte, welche Griechenlands Unabhängigkeit durchgesetzt hatten, ordneten nun auch die äußeren und inneren Verhältnisse des neuen Staates und bestimmten, daß der Peloponnes, die Inseln des Archipels mit Ausnahme von Samos und Candia, und Hellas vom Busen von Volo bis zu dem von Zeitun dazu gehören sollten. Nachdem der Prinz Leopold von Sachsen-Coburg die Krone des neu gegründeten Königreichs ausgeschlagen hatte, übertrugen sie dieselbe dem Prinzen Otto von Baiern, welcher sie 1833 unter höchst unglücklichen Verhältnissen übernahm. Er regierte bis 1862, wo ihn eine Empörung aus dem Lande vertrieb. Im Jahre 1863 bestieg Prinz Wilhelm Georg von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks-burg, der zweite Sohn des jetzigen Königs von Dänemark, als Georg I. den erledigten griechischen Thron. Ihm trat auch England die bisher unter seinem Schutze stehenden jonischen Inseln ab; dagegen mißlang eine von den Griechen angestiftete und unterstützte Insurrektion der Insel Kreta (Candia), die somit den Türken erhalten blieb.
Auch auf der apenninischen Halbinsel war der Zeitraum von 1820 bis 1830 ein bedenklicher. Ueber Neapel und Sieilien herrschte nach ®ie Mec0lu’ Murats Vertreibung^) König Ferdinand Iv. aus dem bourbonischen pel und Stamme. Das Volk, mit der Regierung desselben höchst unzufrieden, @icuien-begehrte eine neue Verfassung, während der geheime Bund der Car-
*) Nach seiner Vertreibung hatte Mnrat den Versuch gemacht, mit einer zusammengerafften Schar sein Königreich wieder zu gewinnen; er ward jedoch ergriffen und als Aufrührer erschossen (15. Oktober
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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Extrahierte Personennamen: Diebitsch Schumla Paskiewitsch_Eriwansky_Erzerum Kömg_Kapodistrias Leopold_von_Sachsen-Coburg Leopold Otto Wilhelm_Georg_von_Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücks-burg Wilhelm Ferdinand_Iv Ferdinand
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 283
eine Republik erklärt; aber ein französisches Heer unter Dubinot eroberte die Stadt, und der Papst konnte 1850 wieber einziehen. Toscana hatte sich ebenfalls für eine Republik erklärt, aber der geflüchtete Großherzog kehrte in Folge einer Gegenrevolution zurück. Auch Sicilien, das sich von Neapel losgerissen, warb wieber unterjocht. In Böhmen und in Ungarn waren gefährliche Unruhen ausgebrochen. Die ^”b l”n ersteren hatte Fürst Winbischgrätz balb gebämpst, die letzteren nahmen einen so großartigen Charakter an, daß Oesterreich allein sich außer Stanbe sah die Ruhe wieber herzustellen. Hier war nämlich der Gebanke angeregt worben, den Ungarn die alten Privilegien wieber zu erzwingen, bereit sie sich von jeher zu erfreuen hatten, und barum verlangten die Stänbe eine selbstänbige Nationalregierung unter einem Erzherzog (Palatin), eine Reform ihrer Verfassung, Minberung der Steuern und für das ungarische Militär das Vorrecht, nicht außerhalb des Königreiches bienen zu müssen. Kaiser Ferbinanb I. hatte diese Forberungen nicht alle unbebingt gewähren können, aber die Einsetzung eines befonberett verantwortlichen ungarischen Ministeriums bewilligt, besten Seele der Finanzminister Ludwig Kossuth würde. Zwischen den Magyaren und Slavoniern und Kroaten bestanb schon längst Uneinigkeit, und den Augenblick, wo die Ungarn dem Kaiser jene Vorrechte im Drange der Zeitverhältnisse abgenöthigt hatten, benutzte der Banus Jellachich von Kroatien, um sich von Ungarn loszureißen und das kaiserliche Ansehen wieber auszurichten. Zwar mußte der Kaiser die Absetzung des ungehorsamen Banus verhängen, allein berselbe reiste nach Innsbruck, wo Ferbinanb weilte, und fanb baselbstsreunbliche Aufnahme. Jellachich überschritt alsbalb die ungarische Grenze, mußte sich aber wieber zurückziehen. Kurz baraus ernannte der Kaiser, nachdem er die ungarische Nationalversammlung aufgehoben hatte, den Banus zu feinem Stell- ^tiotutiontn Vertreter in Ungarn und bekleibete ihn mit unumschränkter Gewalt. 2bien 1848-Die Wiener «übersetzten sich sofort dem Abmärsche der österreichischen Truppen, welche zu Jellachichs Armee nach Ungarn aufzubrechen Befehl erhalten hatten, und das gefammte Proletariat der Kaiserstabt bewaffnete sich- Der Kriegsminister Latour würde vom Volke grausam ermorbet.
Da verhängte der Kaiser den Belagerungszustanb über Wien, schloß die Stadt ein und ließ sie durch den Fürsten Winbischgrätz beschießen, den Reichstag aber nach Kremster in Mähren verlegen. Wien konnte sich nicht lange halten und fiel bett Truppen in die Hänbe. Ein blutiges Strafgericht warb über die Räbelsführer „der Wiener Oktoberrevolution" verhängt. Robert Blum, ein Mitglieb des Frankfurter Parlaments, welcher auf die Kunbe von biefen Vorgängen nach Wien geeilt war,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Kossuth Ludwig Latour Robert_Blum
Extrahierte Ortsnamen: Sicilien Neapel Ungarn Oesterreich Ungarn Kroatien Ungarn Ungarn Ungarn Wien Wien