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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

2. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 983

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Nußland. 983 man jährlich an 500000 Ctr. Auch der lebhafte Bergbau und Hütteubetrieb im Ural gehört diesem mittleren Landgürtel an. — Im Junern sind Moskau und Nischnej Nowgorod (wohin die ehemalige Makariew-Messe verlegt ist), Kasan, Oreuburg und Charkow die bedeutendsten Handelsplätze; an der See: Petersburg und R'.ga, Odessa, Astrachan, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Flachs und Flachs- sameu, Häuf und Hanfsamen, Getreide, Nutzholz, Wolle, Talg, Häuten, Pelzwerk, Schlachtvieh, Pferden, Graphit u. a. Rohprodukten, ferner (besonders nach Asien hin) in Metall-, Webe- und S eilerw a aren, Seifen und Kerzen, sowie Leder, letzteres vorzüglich als Saffian und als Insten, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel zur See ist übrigeus noch zum großen Theil in den Händen der Ausländer; die Haudelsstotte zählt ca. 2600 Schiffe (hievon 750 Seeschiffe, 114 Dampfer) mit 230000 Tonnen (ä 1000 Kilogramm) Tragfähigkeit. Die Gesammtansfnhr von Rußland und Polen hat einen Werth von 410, die Einfuhr von 384 Mill. vr. Thalern; dazu kommt noch Finnland mit einer Ausfuhr von 10 und einer Einfuhr von 11 Mill. Thlr. Der innere Verkehr hebt sich, da man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und Dwina, den Dnjepr mit Riemen und Düna in Verbindung gesetzt hat, und gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersburg nach den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum Riemen folgte; in den Jahren von 1867 bis 1872 hat sich das russische Eisenbahnuetz um 1255 Mln. verlängert, und der größte Theil dieser Linien entfällt auf die Verbindung mit Südrußland. Deutlich bekundet Rußland durch diese Bahubanten das Streben, durch die Verbindung des Westens und Nordens mit dem Süden seine politische und wirtschaftliche Entwicklung immer mehr gegen das schwarze Meer hin zu verlegen und anf diesem Wege die orientalische Frage in Europa, die kaukasische in Asien einer Lösung entgegenzuführen. Durch diese Bahubauteu steht einerseits Petersburg mit Königsberg und (über Warschau) mit Krakau in Verbindung, anderseits führt eine Hauptlinie von Libau und Riga nach Odessa, eine andere von Finnland und Petersburg uach Moskau und von da nach Odessa, nach Sewastopol und auch zur Wolga und nach Astrachan. (Selbst jenseit des Kaukasus wird zur Verbindung von Poli und Baku, also des schwarzen und des kaspischeu Meeres eiue Bahu gebaut und ist durch dieselbe bereits Tiflis mit dem Pontus verbunden). Die Länge der russischen Bahnen betrug schon 1872 ca. 1900 Mln. — Obwohl die Zahl der Schulen sich vergrößert, ist der Volks- Unterricht (mit Ausnahme der Ostseeproviuzeu und Finnlands) doch noch sehr Mangel- Haft, da vonseiten der griechischen Kirche gar nichts für Hebung desselben geschieht. Kaum Vio der Bevölkerung des Reiches genießt Elementarunterricht; i. I. 1869 konnten von der Gesammtzahl der eingestellten Rekruten 30^o °/o weder lesen noch schreiben. Es gibt unter den Grundbesitzern und Kanflenten Millionäre, die nicht lesen und nicht schreiben können. Gymnasien sind zwar jetzt in jedem Gouvernement; doch werden nurv gewisse Stände zum höhern Unterricht zugelassen, und es herrscht (wie auch an andern Mittelschulen und an den Universitäten) an den meisten großer Lehrermangel. Universitäten hat das Reich 8: zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew, Kasan, Char- kow, Odessa, Helsingfors. Sehr hart war es, daß Kaiser Nikolaus die 1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufhob und den Polen nur die medicinifch-chirur-

3. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 988

1874 - Mainz : Kunze
988 Europa — Nußland. fchisarai Tschnfut-Kaleh, zionartig auf einem malerischen Fels gelegen, nach Demi- dow die einzige Stadt der Erde, welche ausschließlich von Israeliten bewohnt ist, und zwar von Karäern (Karaiten, d. i. Schriftforschern, Textlern), welche den Talmud ver- werfen und. sich streng an den Buchstaben des mosaischen Gesetzes halten. Die im Mittelalter wichtige Handelsstadt Feodosia oder Kaffa hat heutzutage wenig Be- deutung. An die älteste Zeit, wo es griechische Niederlasfungen in Taurien gab, und an den pontifchen König Mithridat erinnern noch Ruinen und ausgegrabene schätzbare Nlterthümer; die Uferstelle, wo unweit Balaklava das Gebirgskloster liegt, hält man für den Platz, wo Jphigenia den Tempel der Diana bediente. Panti- kapäum lag unweit des jetzigen Städtchens Kertsch. Nach der kleinen Feste Jeni- kale wird die Meerenge genannt, welche die Krim von Asien trennt. Der Ort Or- kapi oder Perekop am Isthmus ist jetzt völlig unbedeutend. — Die Bevölkerung Südrußlands, namentlich in den Städten, nimmt sichtbar zu, und die Benutzung der unlängst entdeckten Steinkohlenlager im Kosakenlande am Donez wird den Steppenbewohnern, die bisher gedörrten Mist als Brennmaterial gebrauchten, sehr zu gut kommen. 6) Kasan und Astrachan. (S. S. 514 u. ff.) — a) Das ehemalige Königreich Kasan wird im südlichen Theile von der Wolga, im nordöstlichen von der Kama durch- flössen. Kasan nahe der Wolga mit 79000 E., wichtig durch Gewerbe und durch den Handel, den die Tataren besorgen, die in den Sloboden oder Vorstädten wohnen. Die Universität ist für das Studium der nordasiatischen Sprachen von Bedeutung. Von den andern Städten sind zu merken: das hübsche Pensa mit behäbigen Dörfern und adligen Gütern umher; sie liegen im schon erwähnten Schwarzboden. Sim- birsk a. d. Wolga. Perm in knpfer» und eisenreicher Gegend an der Kama mit 23000 E>, Hauptort Permiens, wozu jetzt der 60 Meilen lange Metalldistrikt an beiden Seiten des mittleren Ural, nördlich bis Werchoturje, südlich bis Slatust gehört. Je- katerinburg mit 25000 E. ist vornehmste Bergstadt und Sitz des kaiserlichen Ober- bergamts. Auch Private sind im Besitz von Gruben, Hütten, Gold- und Platina- Wäschen. So ist die Familie Demidoff dort sehr reich geworden; der große Hütten- ort Nischnej Tagilsk, wo 1752 der Schmied Nikita Demidoff — er war aus Tula — zuerst Erze entdeckte, ist ihr Eigenthum. Außer den Erzeu noch andre werthvolle Minerale, wie Marmor, Markasit :c. — b) Im Reiche Astrachan, das meistens ans ungeheuren Steppen besteht, gibt es an der Ufa und Wolga auch fruchtbare Landstriche. Das ganze linke Ufer dieses Stromes, das sogen. Wiesenufer, von Kasan über 150 Meilen abwärts, ist unübersehbare Grasfläche. Seit der Kaiserin Katharina hat man auch hieher deutsche Kolonisten gezogen, deren Zahl jetzt in und um Saratow (Philippsfeld, Alexandersdorf, Weizenfeld :c.) allein 150000 beträgt; au beiden Seiten des Stroms ziehen sich die Koloniedörfer hin. Der vornehmste Sitz deutscher Herrnhuter ist der saubere gewerbthätige Ort Sarepta (Zarizyn), am Zusammenflusse von Sarpa und Wolga, 1765 gegründet und malerisch schön gelegen; 12000 E, Die von Paul I. 1797 verliehene Selbstverwaltung hat man ihnen jetzt genommen und dadurch ihre Blüte be- deutend geschädigt. Der Hauptort im westlichen Theile Astrachans ist aber Saratow an der Wolga mit 93000 E. und steigendem Handel. Samara mit 34000 am Znsammenflnsse der Samara und der Wolga und zwar gerade da, wo diese in raschester

4. Erdkunde - S. 173

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
173 Fig. 27. Der Kreml zu Moskau. nales Heiligtum der Nüssen. — Charkow (160000 Einwohner) hat blühenden Handel, besonders mit Pferden und Wolle. Jähr- lich vier große Messen. Universität. 3. Süd- oder Neurußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (130000 Einwohner) wichtiger Getreidemarkt. — Odessa unweit der Mündung des Dnjestr (217 000 Einwohner) mit einem den größten Seeschiffen zugänglichen Hafen, ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapelplatz und Hauptausfuhrort für Getreide. Universität. — Sewastopol auf der Halbinsel Krim ist durch die Belage- rung 1854—1855 bekannt. — Taganrog am Asowschen Meere (63 000 Einwohner) verliert infolge zunehmender Versandung seines Hafens immer mehr seine Bedeutung als hervorragender Getreide-

5. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 658

1855 - Mainz : Kunze
656 Russisches Reich. — Jetziger Bestand. Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland 58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener, mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und 345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans 3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.) noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten 2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und Buddhisten 300000. — Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See: Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg, Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill. Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber, Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6 Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks- unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver- größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew, Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die 1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill. Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-

6. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 565

1855 - Mainz : Kunze
Deutscher Bund Oestreich. 563 Salzburg und dem benachbarten Salzkammergute, und viele kleinere, liefern jährlich an 6 Mill. Ctr., also auf den Kopf 17% Pfd. Rechnet man als zum Berbrauch nöthig 12 Pfd. auf den Kopf, so können %7 des ganzen Salzertrags ausgeflihrt werden. Des Eisenö in Steyermark ist schon im Kap. über die Alpen Erwähnung geschehen. Der Gesammtertrag an Eisen in der Monarchie beläuft sich auf 1688000 Ctr., und der Steinkohlen, die indeß in noch größerer Menge zu gewinnen sind, ans 4500000 Ctr. Das Quecksilberbergwerk zu Jdria ist schon erwähnt. Mineralquellen zählt man 1500, worunter höchst berühmte, wie Baven unweit Wien. Gastein im Salzburgischen, Carlsbad und Töplitz in Böhmen n. a. m Das Gewerbwesen hätte bei so großer Fülle von Produkten Anlaß genug zur bedeutendsten Thätigkeit; auch rühmt man Quantität und Qualität von Leinwand, Tüchern, Seiden-, Banmwoll-, Stahl- und Eisenwaaren, Papier, Por- cellan, Glas, Lederarbeiten, Quincarllerie- und Galanteriewaaren, namentlich die glänzenden Fabrikate aus Wien, Mailand, Prag, Pesth u. s. w. Dennoch be- findet sich die Industrie noch lange nicht im Verhältniß zur Mannigfaltigkeit der Naturprodukte. Die Ostprovinzen besonders sind hinter den deutschen und itali- schen zurück. Da aber die vorhandenen Hindernisse allmählig weggeräumt wer- den , so steht dem östreich. Gewerbwesen noch eine größere Entwickelung bevor. Wie mit der Industrie, so ists mit dem Landhandel, dem fahrbare Flüsse, vermehrte Straßen, einige Kanäle, jetzt auch Dampfschiffe und Eisenbahnen zu Hülfe kommen. Früher hemmten inne-e Zolllinien ven gegenseitigen Verkehr der Provinzen. Es gab Mauthen zwischen ven deutschen, ungrischen und italischen Landestheilen, ja sogar zwischen Oestreich und Tprol; auch Dalmatien hotte ein eignes Zollsystem. — Zum S eeha nd e l, nainentlich auf dem Mittelmeere, ermun- tert der adcialische Golf. Trieft ist der wichtigste Hafen, außerdeni Venedig, Fiume, Ragusa, Caltaro. Man zählt ohne die kleinen Küstenschiffe und Fischer- barken 1100 Kauffahrer von 100 bis 500 Tonnen. Die Bevölkerung beläuft sich fast aus 38 Mill. Menschen in 798 Städten, 2290 Marktflecken und 67680 Dörfern, mit 5300000 Wohnhäusern, ist also größer als die von Frankreich. Allein der östreichische Staat ist kein gleichartiger, er umfaßt Völker verschiedenen Stammes, sowohl nach Sprachen und Gesittung, als nach Geschichte und Verfassungen. Es sind: Deutsche fast 8 Mill., Slawen 15% (nämlich Tschechen, Wenden, Moraven. Slowaken, Polen, Ruthenen, Croaten, Serben, Slawonier, Dalmatiner, Schokazen u. Jstrier), Magyaren 5% , Rumänen oder Walachen 2690000, Juden 730000, Friauler 394000, Zigeuner 94000, Italiener 5 Mill., und zerstreut noch mehrere tausend Griechen, Armenier u. s. w. Bei weitem die Mehrheit ist römisch-katholisch; Protestanten gibt es 3% Million. meist in Ungarn. Zu bemerken ist, daß die staatsbürgerlichen Rechte der verschiedenen christlichen Confessionen nicht, wie in andern deutschen Staaten, einander gleich sind; nur in Ungarn und Siebenbürgen stehen die Protestanten den Katholiken ziemlich gleich, in den andern Provinzen, also auch im eigentlichen Oestreich, wurden sie bisher nur geduldet, während in 36*

7. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 126

1855 - Mainz : Kunze
124 Mittel-Europa. alten Burg hinauf zu gehen, wo die an Kirchen und Klöstern reiche Stadt und die Umgegend bis zu den Karpathen hin den herrlichsten Anblick gewahren. Die Burg selbst, früher in königlichem Glanz, heutzutag eine Kaserne und verunstaltet, ist ein Bild vom Schicksale Polens. Wer die öffentlichen Plätze und sehenswer- then Banwerke durchwandert, trifft überall auf denselben Gegensatz der Gegen- wart und Vergangenheit, aber auch auf Zeugnisse von der Unverwüstlichkeit des polnischen Nationalkarakters. Am meisten fühlt man sich angezogen von der ehr- würdigen Kathedrale oder Schloßkirche, und von dem Koscziuskoberg. In der Kathedrale erinnert eine Reihe von Grabmälern und Bildnissen an die Ge- schichte der Könige und Helden, besonders an Johann Sobiesky, Thaddäus Kosczinsko und Jos. Poniatowskv, während inmitten des Doms der silberne Sarg des Märtyrers Stanislaus, als Schutzheiligen des Reichs, von silbernen Engeln emporgehoben wird. Auch zwei eigentliche Kunstwerke schmücken den Tempel, ein segnender Christus und ein Graf Potocki, der vor Moskau fiel, beide aus Marmor und von Thorwaldsens Hand. Noch bedeutsamer ist das Kos- czinsko - D e n km a l, draußen vor der Stadt. Es ist ein Berg, aber nicht von der Natur, sondern von Menschenhand geschaffen, ein kolossales Hünengrab, das grün beraset, mit Schneckeuwindungen, fast zu der Höhe von 300 Fuß aufsteigt. Das Volk, in seiner Verehrung des Helven, hat mit Spaten und Karren ihm dieses Denkmal aufgethürmt, und zwar das Volk ohne Unterschied des Standes und Alters; Greise wie Jünglinge, Senatoren, Bürger und Bauern waren daran bethätigt. Ans allen Woiwodschaften Polens ward etwas Erde beige- steuert, selbst aus Amerika, wo Kosczinsko unter Washington seine Kriegsschule gemacht, und aus der Schweizerstadt Solothurn, wo er gestorben. Das muß man sagen: Was auch der Pole verschuldet hat, seine Vaterlandsliebe kann manchem Volke zum Muster dienen. Von Krakau ostwärts, etwa 40 M. entfernt, liegt Lemberg mit 72,000 E. vornehmster Ort im südpolnischen Lande Galicien oder Halicz, das 1773 bei der ersten Theilung Polens an Oestreich fiel. Unter östreichischem Scepter hat die Stadt au Bevölkerung und Wohlstand sehr gewonnen, sie ist Sitz des Gouver- neurs und 3 geistlicher Oberhirten, nämlich eines griechischen, lateinischen und armenischen Bischofs. Die jüdische Gemeinde ist groß, wie überall in Polen, sie zählt 21,000, die zu Krakau 13,000, die zu Warschau an 40,000. — Fast eben so weit von Krakau wie Lemberg, aber nordwärts, liegt Warschau, am linken Ufer der Weichsel, mit der Vorstadt Praga gegenüber durch eine Schiff- brücke verbunden. Einwohnerzahl 157,000. Die Bauart ist austallend gemischt; neben steinernen Häusern und prächtigen Palästen stehen noch elende Hütten. Das gleiche bemerkt man im ganzen Polenlande, hin und wieder stattliche Land- güter zwischen den erbärmlichsten Dörfern. Warschau hat nicht den Trost, unter Oestreich oder Preußen zu stehen; es ist russisch und wird seit dem letzten Kampfe von 1831 durch eine neugebaute Citadelle im Zaum gehalten. §. 3. Der kleine deutsche Theil. a) Geschichtliches. — In früheren Jahrhunderten, ehe Litthauen am Niemen und Polen an der Weichsel ein gemeinsames Reich ausmachten, erstreckte

8. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 123

1831 - Mainz : Kunze
Z. 3. Der große polnische Theil. Das Stromgebiet laßt sich am besten nach der Sprachgrenze abtheilen. Die bei weitem größere Hälfte von den Gebirgen hinab bis nahe der Stadt Thorn wird von Polen, der untere Küsten- strich von Deutschen bewohnt. Ortschaften im polnischen Theil: Krakau, im schönen Thal der bereits schiffbaren Weichsel, eine freie Stadt mit eigner Re- gierung, also keinem der königlichen Nachbarstaaten unterworfen. 26000 E., Gräber ehemaliger Polenkönige, vorzüglich des Ioh. Sobiesky, im Dome, wo auch die Gebeine des unvergeßlichen Patrioten Koscinsko, und des Fürsten Jos. Poniatowsky ruhen. — Zwei M. ostwarrs, wo sich der Fuß der Karpathen ins Weichselthal abflacht, W ieliczka, ein kleiner reinlicher Bergflecken; merkwürdig durch seine Salzbergwerke. Etwa 400 Schritt vom Orte steht ein hölzernes Gebäude über dem Haupt- schacht. Zum Einfahren erhalt der Reisende einen weißen Linnenmantel statt der anderwärts bräuchlichen schwarzen Grubenkittel, und wird beim Schein des Grubenlichtes 200' hinabgelassen. Hier ist ein Gang (Strecke) durch braun- grauen Salzstein gehauen, und führt zur sogenannten Kapelle. Dies ist ein großes Gewölb mit spitzbogigem Eingang, Kanzel und Altar, an dessen Stufen zwei Mönche knieen und die oberhalb stehenden Gestalten Christus und Maria anbeten; alles ist nach Angabe eines geschickten Bergmannes aus dem Salzstein gehauen. Setzte sich über die Oberfläche des abgebrochenen und abgemeißelten Gesteins nicht ein düsterer Salzschleim, so müßten die Wände und Gestalten bei gehörigem Fackellicht flimmern und glitzern. So aber sieht es düster aus. Mehrere Gänge streifen von der Kapelle weiter und durchschneiden sich mannig- fach, so daß man in einem Labyrinthe zu sein glaubt. Da begegnet man häufig Bergleuten, die in einer klotzrädrigen Kastenart (Hunde) die großen Salzbrocken fortschieben, während man die Hauptmassen, tonnenförmig zurecht gehauen, bis zu dem Schachte fortwälzt und hinauf ziehen läßt. Da gehts oft viele Stufen hinunter und hinauf, wie in verschiedenen Stockwerken. Zuweilen kömmt man in ungeheure Gewölbe (Verhaue), deren ausgeleerte Räume nicht geringe Massen Salz geliefert haben. Da wird mit Pulver gesprengt, mit Meißel und Ham- mer, mit Keil und Brechstange stückweis oder banderweis das Gestein abgelöst. Damit sie nicht einstürzen, hat man Felsstützen wie Pfeiler stehen lassen. Be- sonders merkwürdig ist der große Saal, ein Verhau, worin eine Dorfkirche bequem stehen könnte. Er dient zur Aufbewahrung solcher Dinge, die in den mancherlei Abtheilungen des weitschichtigen Bergwerkes sehenswerth sind, und hier auf ein- mal betrachtet werden können, z. B. Stufen in den Wänden, getrennte Salz- bänder, erste Anfänge dazu, Anlagen von Strecken, Fossilien, Versteinerungen und Krystallisationen, die im Salzstein gefunden werden, u. a. nt. Pyramiden aus geöltem Papier und andere Vorkehrungen zum Ziluminiren stehen umher.

9. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 124

1831 - Mainz : Kunze
12 4 Kronleuchter (aus Salz) hängen von der Decke, und in gewisser Höhe ist ein Chor für Musikanten ausgehauen. — Der unerschöpfliche Reichthum des Minerals wird für die Zukunft noch eine Menge Verhaue und Streckeil im Innern des Gebirgs, eine unterirdische Salzwelt, veranlassen. Zwar wohnen noch keine Menschen unten, aber Ställe für 36 Pferde finden sich schon, und weiten sich die Werke noch mehr aus, so möchte die Anlage von Häusern nöthig werden. Die Pferde werden gebraucht, um die Maschinen in Bewegung zu setzen, womit aus untern Stockwerken die Salzlaften hinauf gefördert werden. — Frisch ge» brochnes Salz sieht so ziemlich aus wie ein zerschlagener Kieselstein, flimmert auch ein wenig, ergraut aber bald a» der Lust. Mitunter finden sich jedoch reine durchsichtige Krystallsiücke, die man zu Kunftsachen, Leuchtern z. B., verar- beitet. — Das Steinsalz müßte, um es weiß und schön zu bekommen, erst ge- sotten werden; man verkauft es indeß wie cs ist, weil der Sud zu viel kostet. Jeder zerstößt sich, soviel er braucht, was denn halb grau halb grünlich und unappetitlich auf den Tisch kommt. — Zm Ost des obern Weichselgebietes, nicht weit vom Ursprung des Bug, liegt Lemberg mit 52000 E., Hauptort des südpolnischen Landes Galizien (Halicz), das gegenwärtig der östreichische Staat besitzt. — Hauptstadt der Polen ist Warschau an der Weichsel, mit der gegenüber- liegenden Vorstadt Praga durch eine Schiffbrücke verbunden. 126000 E., worunter 25000 Juden. Die Bauart in Warschau ist auffallend gemischt; neben viel steinernen Häusern und prächtigen Palästen stehen noch elende Hütten. Das gleiche bemerkt man im ganzen Polenlande, wo hin und wieder stattliche Landgüter zwischen den erbärmlichsten Dör- fern liegen. — Das polnische Volk, das sich durch nationale Eigen- heiten und große Vaterlands - und Freiheitsliebe auszeichnet, hat großes Unglück erlitten und erwartet erst noch die Zeit, wo es seine Fähigkei- ten entwickeln und den ihm gebührenden Rang unter den Europäern einnehmen kann. Nach manchem innern Hader, der von Seite des russischen Hofs unterhalten und vermehrt ward, unterlag es dem trau- rigen Geschick, gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts eine Beute der Nachbarn zu werden. Preußen bekam einen Theil des Landes an der Wartha, Oestreich einen andern an der Nordseite der Karpathen, und Rußland bei weitem das meiste. Vielleicht war dies heilsam, um die Poleu über ihren Zustand aufzuklären und für neue Unabhängigkeit und Nationalgröße reif zu machen.
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