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1. Alte Geschichte - S. 61

1879 - Dillenburg : Seel
— 61 — dem berühmten griechischen Philosophen Aristoteles übertragen, welcher den reichbegabten Jüngling in die Tiefen griechischer Weisheit einführte. Besonders war Alexander für Homer begeistert, dessen Jlliade er in einer Abschrift stets unter seinem Kopfkissen hatte. Er bewunderte hauptsächlich den Achilles, den er sich Zum Vorbilde nahm, und wie jener wählte er sich einen Freund, Hephästion, den er seinen Patroklus nannte und bis an's Ende treu liebte. Ein unauslöschlicher Thatendurst beseelte ihn, Als einst seinem Vater eine gewonnene Schlacht gemeldet wurde und alle in der Nähe des Königs sich befindenden Personen darüber freudig bewegt waren, war allein Alexander stumm und traurig. Auf die Frage nach dem Grunde seiner Traurigkeit antwortete er: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" Wiewohl es ihm in körperlichen Uebungen keiner zuvor that, betheiligte sich Alexander an den öffentlichen Wettkämpfen nicht, da er dort, wie er sagte, nicht mit Königsföhnen kämpfen könne. Als achtzehnjähriger Jüngling betheiligte er sich an der Schlacht bei Chäronea und soll durch seine Unerschrockenheit als Befehlshaber einer Reiterabtheilung nicht wenig zum Siege beigetragen haben. Als einst seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Pferd, Bueephalus, zum Kaufe angeboten wurde und selbst die besten Reiter das Pferd nicht besteigen und reiten konnten, bat Alexander seinen Vater, der das Pferd eben abführen lassen wollte, ihm auch einen Versuch zu gestatten. Er hatte bemerkt, daß das Pferd sich vor feinem Schatten fürchtete und führte es deshalb gegen die Sonne. Dann streichelte er es ein wenig, und plötzlich faß er ihm auf dem Rücken. Das erschreckte Thier flog pfeilschnell mit ihm davon, so daß man für fein Leben fürchtete. Bald aber kehrte er zurück und lenkte das Roß bald rechts, bald links. Alle staunten, und König Philipp rief aus: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich; Macedonien ist für dich zu klein." c. Alexanders erste Thaten. Alexander war 20 Jahre alt, als er die Regierung antrat. Nachdem er sich in Macedonien Geltung verschafft hatte, ließ er sich auf einer Staaten-Verfamm-lung in Korinth zum unbeschränkten Oberfeldherru der Griechen ernennen. Dann wandte er sich mit feinem Heere in den nördlichen Theil Macedoniens, um dessen empörte Völkerschaften zum Gehorsam zurückzuführen. Während dieses siegreichen Feldzuges verbreitete sich in Griechenland die Nachricht von seinem Tode.

2. Hellas - S. 325

1876 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
Die Zeit nach Alexander des Groen Tod. 325 Makedonien und trennten sich hier, immer noch 100,000 Mann stark in 2 Heereshaufen, von denen der eine nach Jllyrien, der andere nach Thra-kien zog. Dieser Theil der Gallier lie sich theils hier nieder, theils zogen sie der den Hellespont nach Kleinasien, wo sie von den hellenischen Fürsten Kleinasiens hufig in ihren Kriegen als Soldknechte benutzt wurden, und sich schlielich in Galatia ein Reich grndeten. Pyrrhos in Epeiros. In dem zerrtteten Makedonien erlangte jetzt des Demetrios fluger Sohn Anngonos Gonats das K'nigthum und suchte die brgerliche Ordnung wieder herzustellen. Der Epeirotenknig Pyrrhos war damals gerade von seinem italischen Feldzuge zurckgekehrt, ans dem er viele Verluste erlitten hatte, und suchte sich durch einen Einfall in Makedonien zu entschdigen. Er brachte dem Antigonos mehrere Niederlagen bei und bemchtigte sich Makedoniens. Pyrrho s war halb Held, halb Abenteuerer: er besa einen krftigen Charakter, Tugend und Sittenreinheit und riss Mit- und Nachwelt zur Bewunderung und Liebe hin. Ihm ward durch seinen Thatendrang das wechselvollste Leben; aber leider besa er nur die Kunst des Erwerbens, nicht die des Erhaltens. Seine streitbaren Epeiroten liebten ihn mit begeisterter Hingebung, sie nannten ihn den Adler. Whrend Antigonos in den Kstenstdten Thrakiens ein neues Heer sammelte, zog Pyrrhos mit einem Heere von 25,000 Mann, 2,000 Reitern und 24 Elephanten vor Sparta, wohin ihn der seine Vaterstadt befehdende König Klenymos rief. Vergebens strmte Pyrrhos gegen das wohlbefestigte Sparta: die Spartaner strengten sich an wie in den Tagen der Vter, (besonders muthig bewiesen sich dabei die Frauen), und Pyrrhos musste den Rckzug antreten. Da zog er nach Argos, wohin sich Antigonos mit seinen Truppen begeben hatte. Schon war der Epeirotenknig in der Nacht in die Stadt eingedrungen, da musste er sich am Morgen vor der Ueberzhl der Feinde wieder zurckziehen. In der Nhe des Stadtthores entstand ein starkes Gedrnge. Da sah eine arme alte Frau von dem Dache ihres Hauses aus ihren Sohn mitten in dem Waffengetmmel mit dem Könige im Kampfe. Sie schleuderte verzweiflungsvoll einen Ziegelstein auf den schon verwundeten König und dieser sank betubt zu Boden. Einer von des Antigonos Leuten schnitt ihm den Kops ab und brachte denselben vor Antigonos. Dieser verhllte sein Antlitz und weinte, denn er gedachte des Schicksals seines Grovaters Antigonos und seines Vaters Demetrios. Bald nach dem Tode des Pyrrhos 'erlosch das akidengeschlecht, und das epeirotische Knigreich zerfiel in einzelne Vlkerschaften. Das Heer des Pyrrhos lste sich auf und der grte Theil desselben trat in die Dienste des Siegers Antigonos. Dieser brachte Makedonien und Thessalien in seinen Besitz und suchte ganz Griechenland an sich zu fesseln. In den meisten Staaten dieses Landes erlangte jetzt die makedonisch-aristokratische Partei die Herrschaft; in vielen Staaten warfen sich Zwing-Herrn auf, welche sich alle unter den Schutz des makedonischen Knigs stellten, und dieser schickte Burgbesatzungen in die wichtigsten Städte. Athen verschwand von dieser Zeit an als politische Macht von der Weltbhne, blieb aber noch viele Menschenalter hindurch der Sitz vielseitiger Bildung und Gelehrsamkeit.

3. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 152

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
152 117. Ein Christabend in Feindesland. H. Schramm. In keiner Stunde seit Ausbruch des Krieges mochten wohl unsre wackeren Krieger mit größerer Sehnsucht an die traute deutsche Heimat gedacht haben, als da der Christabend heraufdämmerte. Diesmal tönten keine jubelnden Kinderstimmen an ihr Ohr; sie waren allein, fern von Weib und Kind, fern von Eltern, Geschwistern und Freunden, fern von allen Lieben. Trotz alledem wurde das schönste, dem deutschen Herzen liebste Fest der Christenheit vielfach auf eine würdige Weise gefeiert. Nirgends aber im ganzen deutschen Feldlager, so berichtet ein deutscher Soldat, ist wohl der Weihnachtsabend in so weihevoller Stimmung gefeiert worden als von unsrer Kompagnie. Die Feier wurde von unserm Hauptmann, der überhaupt immer wie ein Vater für seine Kinder sorgte, veranstaltet. Um den Soldaten und sich selbst eine Weihnachtsfreude zu bereiten, ließ er eine mitten im Garten seines Quartiers stehende Fichte mit Äpfeln und allerhand von den Soldaten aus buntem Papier angefertigten Christbaum- verzierungen behängen und mehrere hundert Kerzen auf den Ästen und Zweigen befestigen. Abends Xi21 Uhr versammelte sich die Kompagnie vor dem Quartier ihres Hauptmanns, und nachdem dieser die Lichter auf dem riesigen Christbaum hatte anzünden lassen, führte er seine Leute selbst in den Garten, wo nun zehn Musiker des Regiments auf ein von ihm gegebenes Zeichen eine ernste Weise zu blasen begannen. Die Kompagnie stellte sich im Kreise um den Christbaum; dann trat, nachdem das Musikstück beendet war, der Hauptmann in die Mitte und hielt folgende Ansprache an die Soldaten : ,,Da es mir nicht vergönnt ist, den heutigen Freudentag im Kreise meiner Lieben daheim im teuern Vaterland zu verleben, da ferner die meisten von euch selbst verheiratete Männer sind, die gewiß mit heißer Sehnsucht an diesem Abend ihrer Familie gedenken, so habe ich euch, meine lieben Leute, um mich versammelt, um mit und unter euch den Weihnachtsabend zu feiern; gehört ihr doch jetzt zu meiner Familie, seid ihr doch jetzt alle meine Kinder! Zuerst laßt uns gemeinschaftlich singen: Nun danket alle Gott!" Einige Male mußte der Hauptmann seine schlichte Rede unter- brechen; denn tiefe Rührung erstickte seine Stimme. Auch die Sol-

4. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 189

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
189 Hier blieb er stehen, setzte seine Pfeife an den Mund und fing an zu pfeifen. Diesmal klangen aber die Töne nicht grell und schneidend, wie dazumal, wo er die Ratten gefangen hatte, sondern eine süße, wunderliebliche Weise floß von seinen Lippen, und die Klänge er- schallten so reizend und lockend, wie das Läuten silberner Glöcklein oder das Klingen von Harfen und Flöten. Als die Kinder in der Schule die wonnigen Töne vernahmen, da hörten sie nicht mehr auf die Stimme ihrer Lehrer, sondern rannten, wie von einer un- widerstehlichen Macht getrieben, aus der Schule und versammelten sich um den Rattenfänger her. Als der all die Kinder sah, lächelte er recht greulich und pfiff weiter und weiter, indem er langsamen Schritts durch die Straßen der Stadt wandelte. Der ganze Haufe der Kinder folgte ihm nach, und immer größer wurde der Schwarm im Weiterschreiten, da nun auch die Kinder aus den Häusern kamen und sich dem Zuge anschlossen, ohne auf die Befehle der Eltern zu achten. Diese selber standen meistens ganz stumm und starr und schauten, verwundert und ohne ein Glied zu regen, auf das seltsame Getümmel hinab. Vor den Häusern des Bürgermeisters und des Stadtschreibers blieb der Rattenfänger ein paar Minuten stehen, und seine Pfeife erschallte hier so lockend und süß, daß selbst die erwachsenen Töchter der beiden Ratsherren ihren Tönen nicht widerstehen konnten, sondern wie verzaubert und verhext aus den Häusern herausstürzten und sich mitten unter die Kinder mischten. Da lächelte der Rattenfänger abermals recht greulich und satanisch und ging nun unaufhaltsam aus der Stadt hinaus ins Freie, einem Berge zu, der in der Nähe gelegen war. Der ganze Schwarm der Kinder folgte ihm hüpfend und jubilierend nach. Einige Väter und Mütter, in deren Herzen die Liebe zu ihren Kindern doch noch stärker war als die Gewalt der zauberhaften Töne, suchten ihre Kleinen aus dem Schwarme herauszureißen und festzuhalten; aber die Kinder stießen unwillig die besorgten Eltern von sich und wußten ihnen so geschickt zu entschlüpfen, daß alle Mühe, sie einzufangen, vergeblich war. Der ganze Zug ging auf den Berg zu, der Koppenberg genannt wird. Als der Rattenfänger dorthin kam, spaltete der Berg sich auseinander, und die Kinder folgten dem Pfeifer nach, der geradewegs in den Berg hineinschritt. Als das letzte darin war, klappte der Berg wieder zu, und die Kinder waren für immer verschwunden.

5. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 206

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
dann die Kassen, dann die Schule. Ich kenne mein Land und meine Mittel, und ich werde die Jungen nicht in der Dummheit aufwachsen lassen. Denn es wird der Tag kommen, wo Geld, ein offener Kopf mit guter Weisheit drinnen und gute preußische Soldaten notwendig sind, und kein Engländer oder Franzose soll über uns Deutsche gebieten. Adieu, ich bin zufrieden mit Ihm, brave Wirtschaft hier." Der König warf sich in den Wagen, und dieser rollte mit ihm davon. 143. Mittwoch-Nachmittag. Karl Fröhlich. Fridricus Rer, der große Held, ctam siegreich aus dem Kriegesfeld, Und wenn er durch die Straßen ritt, So liefen alle Kinder mit. Sie stellten sich wohl auf die Zeh'n, Den lieben Vater Fritz zu seh'n, Sie faßten ihn an Pferd und Rock; Doch Vater Fritz erhob den Stock Und sagte lächelnd: „Habet acht, Daß ihr mein Pferd nicht böse macht!" Doch einst ein wilder Knaben- schwarm Den Kopf ihm machte gar zu warm; Da hat er böse drein geseh'n: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule geh'n!" Da sprach ein dicker Bube: „Ach, Heut' ist ja Mittwoch-Nach- mittag!" Der ganze Chor fiel jubelnd ein: „Der alte Fritz will König sein Und weiß nicht mal, daß dieser Frist Des Mittwochs keine Schule ist!" Der König stille vor sich lacht Und hat in seinem Sinn gedacht: Wie reich bist, liebe Einfalt, du! Ich alter Mann hab' keine Ruh'! Des Morgens ruft mich Sorge wach, So drückt mich Müh' den ganzen Tag, Daß meine Kinder, groß und klein, Sich ihrer Feierstunde freu'n. Gewiß, so hat der Held gedacht, Er hat sein Denken wahr gemacht. Drum, wo man Gutes liebt und ehrt, Sein Angedenken ewig währt, Und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll Den Edlen kennen lernen soll. 144. Der Choral von Lenthen. Hermann Besser. 1. Gesiegt hat Friedrichs kleine Schar. Rasch über Berg und Tal Von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl; Die Preußen stehn auf Leuthens Feld, das heiß noch von der Schlacht; Des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht.

6. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 213

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
213 149. Der alte Zieten. Theodor Fontane. 1. Joachim Hans von Zieten, Husaren-General, Dem Feind die Stirne bieten, Er tat es hundertmal. Sie haben's all' erfahren, Wie er die Pelze wusch Mit seinen Leibhusaren, Der Zieten aus dem Busch. 2. Sie kamen nie alleine, Der Zieten und der Fritz; Der Donner war der eine, Der andre war der Blitz. Es wies sich keiner träge, Drum schlugs auch immer ein, Ob warm', ob kalte Schläge, Sie pflegten gut zu fein. 3. Hei, wie den Feind sie bleuten Bei Lowositz und Prag, Bei Liegnitz und bei Leuthen Und weiter Schlag auf Schlag. Bei Torgau, Tag der Ehre, Ritt selbst der Fritz nach Haus; Doch Zieten sprach: „Ich kehre Erst noch mein Schlachtfeld aus!" 4. Der Friede war geschlossen; Doch Krieges Lust und Qual Die alten Schlachtgenossen Durchlebten's noch einmal. Wie Marschall Daun gezaudert Und Fritz und Zieten nie, Es ward jetzt durchgeplaudert Bei Tisch in Sanssouci. 5. Einst möcht' es ihm nicht schmecken, Und sieh, der Zieten schlief. Ein Höfling wollt' ihn wecken; Der König aber rief: „Laßt schlafen mir den Alten! Er hat in mancher Nacht Für uns sich wach gehalten; Der hat genug gewacht!" 6. Und als die Zeit erfüllet Des alten Helden war, Lag einst, schlicht eingehüllet, Hans Zieten, der Husar. Wie selber er genommen Die Feinde stets im Husch, So war der Tod gekommen Wie Zieten aus dem Busch. 15v. Mein Ururgrotz Vater und der Alte Fritz. Nach W. Bruchmüller. Unter den vielen Kolonisten, die dem Ruf des großen Friedrich in das von ihm urbar gemachte Oderbruch folgten, befand sich auch mein Ururgroßvater. Er muß ein lebhafter, tatkräftiger und unter- nehmender Mann gewesen sein, den eine gewisse unruhige Tatenlust zu immer neuen Unternehmungen anreizte. Zunächst ließ er sich im Ober- Oderbruch bei Frankfurt an der Oder nieder, wo er auf einem Sandberge

7. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 215

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
215 spannte, war der Name Bruchmüller nur zu gut bekannt. Und dieser Name hatte jetzt in seinem Ohr keinen allzu guten Klang; denn so gerne er es sah, daß Fremde in sein Land kamen, so sehr erregte es seinen Zorn, wenn preußische Untertanen auswandern wollten. Unwirsch stampfte er deshalb mit dem Fuß und erhob drohend den berühmten und berüchtigten Krückstock. Die arme, heftig erschrockene Frau stand wie versteinert vor dem zürnenden König. Die Sache meines Urur- großvaters schien verloren. Da griff der kleine Bruchmüller als rettender Engel ein. Ängstlich seine Mutter am Rock zupfend, rief der Bursche: ,,Modder, kum weg, de Kerl will di slan!" Der Zorn des Königs war augenblicklich erstickt in einem lauten Lachen über den komischen Ausruf des Kleinen, und die Frau wurde mit freundlichen und er- mutigenden Worten entlassen. Schon nach wenigen Tagen kehrte der gefangene Bruchmüller ohne jede Strafe zu seiner Frau zurück. Er hatte nur schwören müssen, nie wieder auswandern zu wollen. Und er hat Wort gehalten, die Wanderlust war ihm gänzlich vergangen. Sein Sohn und Enkel folgten ihm auf dem Lehnschulzenhofe, und noch jetzt baut der größte Teil ihrer zahlreichen Nachkommenschaft in Neurüdnitz und den umliegenden Dörfern als kernhafte Bauern ihre Scholle. Und noch jetzt danken alle Bruchmüllers es dem Alten Fritz, daß sein Eingreifen uns in dem Vaterlande zurückgehalten hat, wäh- rend wir sonst vielleicht im fernen Rußland um unser Deutschtum ringen müßten oder gar schon zu Russen gemacht wären. 151. Das Lager des Königs. Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Großen. im Siebenjährigen Kriege war der König einstmals, als er sich gerade auf einem Vorposten befand, äußerst ermüdet und gab zu verstehen, er wünsche etwas zu schlafen. Die Soldaten, welche die Feldwache hatten, machten ihm von Stroh ein Lager zurecht, hüllten ihn in seinen Mantel, und er schlief so sanft darauf, als läge er in dem weichsten Bette. Indes ward die Feldwache abgelöst. Einer von den neuangekommenen Soldaten sah den König schlafen und glaubte, es wäre bloß ein Offizier. Da er ebenfalls große Neigung zum Schlaf spürte und kein bequemes Lager hatte, zog er von dem Stroh, auf dem der König ruhte, einen Wisch nach dem andern hervor, um sich davon eins zu bereiten. Er tat dies

8. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 224

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
224 ^ Diese Erntefeste, die bald einen Ruf gewannen, machten das stille Paretz zu einem Wallfahrtsort für nah und fern. Jeder Besucher hatte Zutritt, König und Königin ließen sich die Fremden vorstellen, äußerten ihre Freude über den zahlreichen Zuspruch und baten, „übers Jahr wieder unter den Gästen zu sein." 159. Der letzte Besuch der Königin Luise in Paretz. Theodor Fontane. Am 20. Mai des Jahres 1810 fuhr die Königin Luise allein mit ihrem Gatten nach Paretz — es sollte nach Gottes Ratschluß das letzte- mal sein. Erinnerungsvoll begrüßte sie die alten, traulichen Stätten, die sie so oft in glücklichen Tagen mit Freud' und Wonne gesehen hatte; nicht trennen konnte und wollte sie sich von jener Anhöhe im Park, die das Rohrhaus trägt, und die an jenem Tage eine weite Fern- sicht über den mit schwellenden Segeln und zahllosen Schwänen be- lebten Havelstrom mit seinen Buchten und Seen, sowie auf die im schönsten Maiengrün prangenden Wiesen und Äcker bot. Zu ihren Füßen lag das friedsame Paretz, im Grün der Bäume halbversteckt die Kirche. Die Sonne neigte sich; tiefer und länger dehnten sich die Schatten über die Landschaft und mahnten zum Aufbruch. Aber die Königin wollte so lange wie möglich an diesem, ihrem Lieblingsorte bleiben; sie wartete bis zum Niedergang der Sonne und sprach dann vor sich hin: „Die Sonne eines Tages geht dahin: Wer weiß, Wie bald die Sonne unsres Lebens scheidet?" Auf den Wunsch der Königin, den Wagen nicht an dem entfernter liegenden Schlosse, sondern hier an der Landstraße besteigen zu dürfen, wodurch der Aufenthalt verlängert wurde, war das Gefährt beim Rohr- hause angelangt. Die Königin schritt am Arm ihres Gemahls den kurzen Gang zu Füßen der Anhöhe hinab und durch die Parktür nach der Landstraße. Das war am 20. Mai; am 19. Juli starb sie. Unvergeßlich blieb dem Könige die Stätte, unvergeßlich das Wort, das sie hier gesprochen hatte. Er besuchte oft diese Stelle, doch stets

9. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 230

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
230 sie abhanden kämen oder mitgenommen würden. Aber mein Seliger tat gar nicht, als ob ihn das was anginge. „Wenn sie kommen, sind sie da!“ sagte er, und dabei blieb er, und wenn die Nachbarn kamen und klagten und jammerten, sagte er nur: „Einmal wir, einmal sie!“ Und wenn sie ihm die Ohren zu voll schrien, zog er eine weiße Zipfelmütze, die er zu meiner Verwunderung seit kurzer Zeit immer in der Tasche führte, darüber und tat, als ob er einschliefe. Er war immer ein sonderlicher Mann, Annchen, dein Vater. Gut. Eines Morgens erhob sich ein Lärm: „Sie sind da!“ Heiliger Gott! mir fuhr's ordentlich in die Knie; meine Jungen — Gott hab’ sie selig! — in allen Gassen, Gott weiß wo, und nur mein Annchen hatt’ ich in der Wiege; mein Alter hatte ’mal wieder die Zipfelmütze hervorgekriegt und übergezogen und sägte im Hofe. „Gottfried, Gottfried!“ schrie ich, „sie sind da! sie sind da!“ Er tat, als ob er’s nicht hörte, obgleich ich dicht bei ihm stand. In meiner Angst und auch vor Ärger riß ich ihm die runde Mütze ab, warf sie auf die Erde und schrie wieder: „Und die Jungen sind auf der Straße, — heiliger Vater! — und unsere Löffel! — Mann! Mann!“ Er hob ganz ruhig seine Mütze auf, klopfte die Sägespäne an ihr ab, setzte sie ruhig wieder auf und sagte: „Ja, wenn’s so ist, werden sie wohl durchs Wassertor kommen, daher geht der Weg von Jena.“ Ich glaube, so hieß es. Dann sägt’ er weiter. Richtig, da trommelte es schon die lange Straße vom Wassertor herunter, — mir zitterte das Herz immer mehr! „Meister Karsten! Meister Karsten! Schnell, schnell!“ schrien plötzlich mehrere Nachbarn, die in den Hof stürzten im besten Sonntagsstaat, „Ihr sollt mit zur Deputation an den französischen General!“ „So?“ sagte mein Gottfried, stellte seine Säge hin und ging langsam in das Haus, gefolgt von den Nachbarn. Alle zogen mit meinem Alten in die Stube, weil sie dachten, er würde nun gleich in den Sonntagsrock fahren und mitrennen. Aber proste Mahlzeit! An den Tabakskasten ging mein Alter, stopfte sich eine Pfeife, schlug langsam Feuer und sagte: „Nun, so kommt, meine Herren!“ Da standen alle mit offenen Mäulern da, aber mein Gottfried

10. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 343

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
343 Orgeldreher begegneten ihnen und ein Dudelsackpfeifer. Sogar einen Affen, der Kunststücke machen konnte, sahen sie. Es war Jahrmarkt in der Stadt, und mitten in das dichteste Markt- gewühl trug der Händler seine Vögel, bis er unter einem Bogen am Rathause Halt machte und die Vögel zum Verkauf ausstellte. Nun blieben viele Vorübergehende stehen und besahen die zahllosen flatternden, gefangenen Vögel. Eine alte Dame besah den Buchfinken von allen Seiten. ,,Der gefällt mir!" ries sie, ,,der sieht gerade aus wie mein Hans." Er wurde verkauft. Ei, in welch ein herrliches Zimmer wurde er gebracht! Was für ein großes Fenster war darin. Man konnte durch die Scheiben in einen Garten sehen, so groß wie der Pastorengarten, nur nicht so schön wie er. Der Buchfink wurde in einen goldenen Käfig gesteckt und bekam das schönste Futter und das klarste Wasser, aber er saß traurig auf seinem Stock. So gingen ihm die Tage hin. Lange Zeit noch war der Garten draußen in Schnee gehüllt. Dann kamen die ersten schönen Frühlings- tage. Die alte Dame, die eben so gut zu dem Buchfinken war wie der Pastor, bekam Besuch. Ein kleines Mädchen von sieben oder acht Jahren trat ins Zimmer und war sehr artig und freundlich mit der alten Dame. Sie tranken zusammen Kaffee und aßen Kuchen dazu, und die Sonne schien so hell und warm ins Zimmer, daß die alte Frau das Fenster weit öffnete, um die frische Osterluft herein zu lassen. Draußen zwitscherten die Vögel. Das kleine Mädchen trat zum Vogelbauer. Der Buchfink aber, der es noch nicht kannte, flatterte gegen die Stangen. ,,Männi! Männi!" rief die alte Dame, ,,sei nur ruhig! Warte, ich hole dir etwas, damit du auch merkst, daß der Frühling kommt!" Damit ging sie hinaus, um ein wenig Grünes zu holen. — ,,Männi! Männi!" rief das kleine Mädchen, das nun allein im Zimmer blieb. Sie steckte einen Finger durch die Stangen, da wurde der Vögel noch ängstlicher. — „Ich tue dir ja nichts! Komm nur her!" Sie wollte den Vogel streicheln und öffnete die Tür. Sie griff nach dem Vogel, der flatterte hin und her, bis er, in die Enge getrieben, an ihrem dünnen Arme vorbei ins Zimmer flog, und dann durch das offene Fenster in den Garten.
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