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1. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 16

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 16 — in zahlreichen Tunnel geht sie durch das wildromantische Hölleutal. Nur die Hauptverkehrslinie, die Süddeutschland in westöstlicher Richtung durchquert, die Orient-Expreßlinie, führt nicht durch den Schwarz- wald. Sie biegt von Straßburg nach Norden aus, um Karlsruhe zu berühren, und geht dann durch das niedrige Neckarbergland weiter nach Stuttgart, München und Wien. e) Besiedelung. Die Schwarzwäldler wohnen meist in Einzel- Höfen. Eigenartig ist die Bauart des Schwarzwaldhauses. Es ruht auf einem steinernen Unterbau. Darauf erheben sich zwei bis drei Abb. 10. Schwarzwaldhaus. Stockwerke, die aus Holz gebaut sind. Das Dach ist mit Stroh oder Schindeln gedeckt und ragt weit über die Umfassungsmauern des Hauses hinaus. Dadurch ist vor dem Hause ein breiter Platz vorhanden, der auch bei Regenwetter trocken bleibt und zur Aufbewahrung vou Holz usiv. dient. Ilm die Giebel- und Längsseite läuft eine Galerie. Die Wohnstube hat getäfelte Wände und einen großen Kachelofen, der von einer Bank umgeben ist. Wohn-, Wirtschasts- und Stallgebände sind unter einem Dache vereinigt. Das Haus lehnt sich mit der Rückseite an einen Bergabhang, so daß man von hier aus oft über eine Brücke in die hochgelegenen Speicherräume gelangen kann. 2. Der Odenwald. 10. Der Odenwald, d. h. öder Wald, vielleicht auch „Odins Wald", erreicht eine durchschnittliche Höhe von 400 m. Die höchsten Gipfel

2. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 60

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
60 Ii. Heimatkunde der Provinz (Ostpreußen. Auf dem Gutshofe zeigte das Plünderungswerk ein anderes Bild. Aus dem viehstalle war ein Ochse geholt und geschlachtet worden, Oas noch warme Fleisch lag in mehreren Ivaschkesseln, welche die aufschlagenden Klammen um- lohten. In anderen versuchte man Kartoffeln zu kochen. Doch nichts kam zum Garwerden. Oie heißhungrige Schar stürzte sich auf den Inhalt der Gessel, ehe er noch zubereitet war. Oas vorhandene Getreide wurde in Säcke geschüttet und auf Schlitten fortgeführt. In den Scheunen durchstachen wiederum andere die Futtervorräte mit ihren Lanzen und Säbeln in der Annahme, dort könnten Wertsachen verborgen sein. Gegen Abend waren die Feinde in der Richtung auf Landsberg abgezogen, um einer neuen Schar von Plünderern Platz zu machen. Oasselbe Treiben hatte sich wiederholt. Oie sich wie wütend be- nehmenden Franzosen hatten die Gutsinsassen mehrfach mißhandelt, da diese nicht mehr ihre Wünsche erfüllen konnten. In den Jnsthäusern war es wie im Gutshause zugegangen. Oas Vieh war bis auf einige alte und magere Kühe fort- getrieben worden und hatte den ausgehungerten Franzosen der großen Biwaks in der Umgebung des Schlachtfeldes die Kochkessel gefüllt. Zuletzt wurden die Letten ausgeschüttet und die Bezüge mitgenommen, um zu Kußlappen und verband- stoff verwendet zu werden. Schließlich durchsuchte ein Soldat der Garde mit mehreren seiner Kameraden das schon so oft geplünderte Gutshaus, und da er nichts mehr fand, forderte er den Gutsherrn auf, ihm einen Grt zu weisen, wo noch etwas zu plündern wär^. Oer ging mit ihm hinaus ins Freie und zeigte ihm das erste beste Gehöft der Umgegend. Oabei war ihm ein Handschuh zur Erde gefallen, den der Gardist, scheinbar aus Höflichkeit, aufhob. Bald jedoch zog er seinen Säbel und forderte nicht allein den andern Handschuh, sondern auch die Stiefel des Gutsherrn. Und dann kam um die Abendzeit noch ein Haufe, vom Keller bis zum Dache wurde der alte Herrensitz nochmals durchstöbert. In einer Giebelkammer lagen noch einige Klachsbündel, die bisher keinen Liebhaber gefunden hatten- ihnen mußte wohl einer der Soldaten mit dem Lichte zu nahe gekommen sein. Oenn kaum hatten sie das Gebäude verlassen, als sich ein brandiger Geruch darin bemerkbar machte, der die geängstigten Hausbewohner ahnen ließ, was geschehen war. Und als dann die Wintersonne des nächsten Tages aufging, da fielen ihre kalten Strahlen auf ein bis zu den Ringmauern ausgebranntes Gebäude, das seinen einstigen Bewohnern keine Unterkunft mehr zu bieten vermochte. 9. Ostpreußen und die königliche Kamilie im Unglücksjahr 1806/07. vor den Heeren Napoleons hatte die königliche Familie im herbste 1806 nach Osten fliehen müssen. Königsberg war zu ihrem ferneren Aufenthaltsorte erkoren. Ooch auch dort war sie vor den Feinden, welche bald auch die östlichste Provinz des preußischen Staates besetzten, nicht mehr sicher. Trotz ihres durch Krankheit geschwächten Zustande? sprach die Königin Luise: „Ich will lieber in Gottes, als in die Hände dieser Renschen fallen." Im Januar 1807 wurde daher die Flucht nach Hlernei fortgesetzt, hier, im äußersten Nordosten des Reiches, hoffte man vor den Franzosen Ruhe zu finden. Oie Reise war äußerst beschwerlich und ging 20 Nieilen weit über die Kurische Nehrung. In strenger Kälte und dichtem Schneegestöber, das oft den fahrbaren

3. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 10

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
10 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. Die feindlichen Brüder. Auf den nachbarlichen Burgen Sterrenberg und Liebenstein am Rhein wohnten zwei Brüder, die waren sehr reich und hatten die Burgen stattlich von ihres Vaters Erbe erbaut. Als ihre Mutter starb, wurden sie noch reicher. Beide hatten aber eine Schwester, die war blind,- mit der sollten nun die Brüder der Mutter Erbe teilen. Sie teilten aber, da man das Geld in Scheffeln maß, daß jedes ein volles Matz nach dem andern nahm, und die blinde Schwester fühlte bei jedem, daß eins so richtig voll war wie das andere. Die arglistigen Brüder drehten aber jedesmal, wenn es an das Maß der Schwester ging, dieses um und deckten nur den von schmalem Rande umgebenen Boden mit Gold zu; da fühlte die Blinde oben darauf und war zufrieden, daß sie ein volles Maß empfing, wie sie nicht anders glaubte. Sie war aber gottlos betrogen? dennoch war mit ihrem Gelds Gottes Segen, und sie konnte reiche Andachten in drei Klöstern stiften. Aber mit dem Gelde der Brüder war der Unsegen für und für; ihre habe ver- ringerte sich, ihre Herden starben, ihre Felder verwüstete der Hagel, ihre Burgen begannen zu verfallen, und sie wurden aus Freunden Feinde und bauten zwischen ihren nachbarlich nahe gelegenen Burgen eine dicke Mauer als Scheidewand, deren Reste noch heute zu sehen sind. Kbb. y. ttönigsstuhl zu Rhense. Als all ihr Erbe zu Ende gegangen war, versöhnten sich die feindlichen Brüder und wurden wieder Freunde, aber auch ohne Glück und Segen. Leide bestellten einander zu einem gemeinschaftlichen Zagdritt; wer zuerst munter sei, solle den andern Bruder frühmorgens durch einen Pfeilschuß an den Fensterladen wecken, ver Zufall wollte, daß beide gleichzeitig erwachten, beide gleichzeitig die Armbrust spannten, im gleichen Augenblick den Laden aufstießen und schössen, und der Pfeil eines jeden von ihnen dem andern in das herz fuhr. — Das war der Lohn ihrer untreuen Tat an ihrer blinden Schwester (Sechste in.) Die prächtige Marksburg, auf die wir bei dem Grtchen Brau- dach hingewiesen werden, ist wie Rheinstein in alter Herrlichkeit wieder her- gestellt, lvir bemerken, daß das Tal sich ein wenig erweitert, als wir die freund- liche Stadt Boppard in Sicht bekommen. Unvergleichlich schön muß diese

4. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 64

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
64 Heimaikunde für die Provinz Rheinland. werke in Betrieb setzt, prächtige Blumenbeete, sanfte Rasenflächen und blinkende Teiche, die Sonntags von zahllosen Zähnen wimmeln, erfreuen in der Umgebung der Talsperre das Auge des Besuchers, von der Terrasse des Gasthauses, das in der Nähe der Sperrmauer errichtet ist, kann man so recht den Blick über glitzernde Wasserspiegel schweifen lassen. 7. Ein Besuch auf Schloß Burg. Nachdem wir die Wunderbauten des Bergischen Landes, die Schwebebahn, die Müngstener Brücke und die Nem- scheider Talsperre eingehend betrachtet, versäumen wir nicht, auch seine be- rühmten Bauten aus alter Zeit zu würdigen. Wir folgen dem Eschbachtale und erblicken an seiner Einmündung in die Wupper das Städtchen Burg. Oer Eschbach durchfließt es in seiner ganzen Länge. Sein enges Tal gewährt Kbb, 35. Schloß Burg an der Wupper, nur Raum für eine Straße. Schwalbennestern gleich kleben die altbergischen, von freundlichen Gärten umschlossenen Häuschen an den Kelsabhängen. Es find Aachwerkbauten mit schwarzem Balkenwerk und weißgetünchten Feldern. Um sie gegen die Unbill der Witterung zu schützen, hat man die Wetterseite mit holzschindeln, Brettern oder Schiefer bekleidet, hier und da laden hinter den kleinen Zenstern die berühmten Bürger Brezeln zum Kaufe ein. Wir steigen höher, um die Stammburg der Grafen von Berg in Augenschein zu nehmen. Mehr als 200 Jahre lag der stattlich schöne Bau in Trümmern, bis sich im Iahre 1887 Männer aus dem ganzen Bergischen Lande zusammen- taten, um das alte Grafenschloß wiederherzustellen. Ein mächtiges, eisen- beschlagenes Tor führt uns in den Burghof. Oer untere Rittersaal ist jetzt als Gaststube hergerichtet, wo die Besucher sich nach dem mühsamen Aufstieg er-

5. Alte Geschichte - S. 61

1879 - Dillenburg : Seel
— 61 — dem berühmten griechischen Philosophen Aristoteles übertragen, welcher den reichbegabten Jüngling in die Tiefen griechischer Weisheit einführte. Besonders war Alexander für Homer begeistert, dessen Jlliade er in einer Abschrift stets unter seinem Kopfkissen hatte. Er bewunderte hauptsächlich den Achilles, den er sich Zum Vorbilde nahm, und wie jener wählte er sich einen Freund, Hephästion, den er seinen Patroklus nannte und bis an's Ende treu liebte. Ein unauslöschlicher Thatendurst beseelte ihn, Als einst seinem Vater eine gewonnene Schlacht gemeldet wurde und alle in der Nähe des Königs sich befindenden Personen darüber freudig bewegt waren, war allein Alexander stumm und traurig. Auf die Frage nach dem Grunde seiner Traurigkeit antwortete er: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" Wiewohl es ihm in körperlichen Uebungen keiner zuvor that, betheiligte sich Alexander an den öffentlichen Wettkämpfen nicht, da er dort, wie er sagte, nicht mit Königsföhnen kämpfen könne. Als achtzehnjähriger Jüngling betheiligte er sich an der Schlacht bei Chäronea und soll durch seine Unerschrockenheit als Befehlshaber einer Reiterabtheilung nicht wenig zum Siege beigetragen haben. Als einst seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Pferd, Bueephalus, zum Kaufe angeboten wurde und selbst die besten Reiter das Pferd nicht besteigen und reiten konnten, bat Alexander seinen Vater, der das Pferd eben abführen lassen wollte, ihm auch einen Versuch zu gestatten. Er hatte bemerkt, daß das Pferd sich vor feinem Schatten fürchtete und führte es deshalb gegen die Sonne. Dann streichelte er es ein wenig, und plötzlich faß er ihm auf dem Rücken. Das erschreckte Thier flog pfeilschnell mit ihm davon, so daß man für fein Leben fürchtete. Bald aber kehrte er zurück und lenkte das Roß bald rechts, bald links. Alle staunten, und König Philipp rief aus: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich; Macedonien ist für dich zu klein." c. Alexanders erste Thaten. Alexander war 20 Jahre alt, als er die Regierung antrat. Nachdem er sich in Macedonien Geltung verschafft hatte, ließ er sich auf einer Staaten-Verfamm-lung in Korinth zum unbeschränkten Oberfeldherru der Griechen ernennen. Dann wandte er sich mit feinem Heere in den nördlichen Theil Macedoniens, um dessen empörte Völkerschaften zum Gehorsam zurückzuführen. Während dieses siegreichen Feldzuges verbreitete sich in Griechenland die Nachricht von seinem Tode.

6. Hellas - S. 325

1876 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
Die Zeit nach Alexander des Groen Tod. 325 Makedonien und trennten sich hier, immer noch 100,000 Mann stark in 2 Heereshaufen, von denen der eine nach Jllyrien, der andere nach Thra-kien zog. Dieser Theil der Gallier lie sich theils hier nieder, theils zogen sie der den Hellespont nach Kleinasien, wo sie von den hellenischen Fürsten Kleinasiens hufig in ihren Kriegen als Soldknechte benutzt wurden, und sich schlielich in Galatia ein Reich grndeten. Pyrrhos in Epeiros. In dem zerrtteten Makedonien erlangte jetzt des Demetrios fluger Sohn Anngonos Gonats das K'nigthum und suchte die brgerliche Ordnung wieder herzustellen. Der Epeirotenknig Pyrrhos war damals gerade von seinem italischen Feldzuge zurckgekehrt, ans dem er viele Verluste erlitten hatte, und suchte sich durch einen Einfall in Makedonien zu entschdigen. Er brachte dem Antigonos mehrere Niederlagen bei und bemchtigte sich Makedoniens. Pyrrho s war halb Held, halb Abenteuerer: er besa einen krftigen Charakter, Tugend und Sittenreinheit und riss Mit- und Nachwelt zur Bewunderung und Liebe hin. Ihm ward durch seinen Thatendrang das wechselvollste Leben; aber leider besa er nur die Kunst des Erwerbens, nicht die des Erhaltens. Seine streitbaren Epeiroten liebten ihn mit begeisterter Hingebung, sie nannten ihn den Adler. Whrend Antigonos in den Kstenstdten Thrakiens ein neues Heer sammelte, zog Pyrrhos mit einem Heere von 25,000 Mann, 2,000 Reitern und 24 Elephanten vor Sparta, wohin ihn der seine Vaterstadt befehdende König Klenymos rief. Vergebens strmte Pyrrhos gegen das wohlbefestigte Sparta: die Spartaner strengten sich an wie in den Tagen der Vter, (besonders muthig bewiesen sich dabei die Frauen), und Pyrrhos musste den Rckzug antreten. Da zog er nach Argos, wohin sich Antigonos mit seinen Truppen begeben hatte. Schon war der Epeirotenknig in der Nacht in die Stadt eingedrungen, da musste er sich am Morgen vor der Ueberzhl der Feinde wieder zurckziehen. In der Nhe des Stadtthores entstand ein starkes Gedrnge. Da sah eine arme alte Frau von dem Dache ihres Hauses aus ihren Sohn mitten in dem Waffengetmmel mit dem Könige im Kampfe. Sie schleuderte verzweiflungsvoll einen Ziegelstein auf den schon verwundeten König und dieser sank betubt zu Boden. Einer von des Antigonos Leuten schnitt ihm den Kops ab und brachte denselben vor Antigonos. Dieser verhllte sein Antlitz und weinte, denn er gedachte des Schicksals seines Grovaters Antigonos und seines Vaters Demetrios. Bald nach dem Tode des Pyrrhos 'erlosch das akidengeschlecht, und das epeirotische Knigreich zerfiel in einzelne Vlkerschaften. Das Heer des Pyrrhos lste sich auf und der grte Theil desselben trat in die Dienste des Siegers Antigonos. Dieser brachte Makedonien und Thessalien in seinen Besitz und suchte ganz Griechenland an sich zu fesseln. In den meisten Staaten dieses Landes erlangte jetzt die makedonisch-aristokratische Partei die Herrschaft; in vielen Staaten warfen sich Zwing-Herrn auf, welche sich alle unter den Schutz des makedonischen Knigs stellten, und dieser schickte Burgbesatzungen in die wichtigsten Städte. Athen verschwand von dieser Zeit an als politische Macht von der Weltbhne, blieb aber noch viele Menschenalter hindurch der Sitz vielseitiger Bildung und Gelehrsamkeit.

7. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 215

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
215 spannte, war der Name Bruchmüller nur zu gut bekannt. Und dieser Name hatte jetzt in seinem Ohr keinen allzu guten Klang; denn so gerne er es sah, daß Fremde in sein Land kamen, so sehr erregte es seinen Zorn, wenn preußische Untertanen auswandern wollten. Unwirsch stampfte er deshalb mit dem Fuß und erhob drohend den berühmten und berüchtigten Krückstock. Die arme, heftig erschrockene Frau stand wie versteinert vor dem zürnenden König. Die Sache meines Urur- großvaters schien verloren. Da griff der kleine Bruchmüller als rettender Engel ein. Ängstlich seine Mutter am Rock zupfend, rief der Bursche: ,,Modder, kum weg, de Kerl will di slan!" Der Zorn des Königs war augenblicklich erstickt in einem lauten Lachen über den komischen Ausruf des Kleinen, und die Frau wurde mit freundlichen und er- mutigenden Worten entlassen. Schon nach wenigen Tagen kehrte der gefangene Bruchmüller ohne jede Strafe zu seiner Frau zurück. Er hatte nur schwören müssen, nie wieder auswandern zu wollen. Und er hat Wort gehalten, die Wanderlust war ihm gänzlich vergangen. Sein Sohn und Enkel folgten ihm auf dem Lehnschulzenhofe, und noch jetzt baut der größte Teil ihrer zahlreichen Nachkommenschaft in Neurüdnitz und den umliegenden Dörfern als kernhafte Bauern ihre Scholle. Und noch jetzt danken alle Bruchmüllers es dem Alten Fritz, daß sein Eingreifen uns in dem Vaterlande zurückgehalten hat, wäh- rend wir sonst vielleicht im fernen Rußland um unser Deutschtum ringen müßten oder gar schon zu Russen gemacht wären. 151. Das Lager des Königs. Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Großen. im Siebenjährigen Kriege war der König einstmals, als er sich gerade auf einem Vorposten befand, äußerst ermüdet und gab zu verstehen, er wünsche etwas zu schlafen. Die Soldaten, welche die Feldwache hatten, machten ihm von Stroh ein Lager zurecht, hüllten ihn in seinen Mantel, und er schlief so sanft darauf, als läge er in dem weichsten Bette. Indes ward die Feldwache abgelöst. Einer von den neuangekommenen Soldaten sah den König schlafen und glaubte, es wäre bloß ein Offizier. Da er ebenfalls große Neigung zum Schlaf spürte und kein bequemes Lager hatte, zog er von dem Stroh, auf dem der König ruhte, einen Wisch nach dem andern hervor, um sich davon eins zu bereiten. Er tat dies

8. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 343

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
343 Orgeldreher begegneten ihnen und ein Dudelsackpfeifer. Sogar einen Affen, der Kunststücke machen konnte, sahen sie. Es war Jahrmarkt in der Stadt, und mitten in das dichteste Markt- gewühl trug der Händler seine Vögel, bis er unter einem Bogen am Rathause Halt machte und die Vögel zum Verkauf ausstellte. Nun blieben viele Vorübergehende stehen und besahen die zahllosen flatternden, gefangenen Vögel. Eine alte Dame besah den Buchfinken von allen Seiten. ,,Der gefällt mir!" ries sie, ,,der sieht gerade aus wie mein Hans." Er wurde verkauft. Ei, in welch ein herrliches Zimmer wurde er gebracht! Was für ein großes Fenster war darin. Man konnte durch die Scheiben in einen Garten sehen, so groß wie der Pastorengarten, nur nicht so schön wie er. Der Buchfink wurde in einen goldenen Käfig gesteckt und bekam das schönste Futter und das klarste Wasser, aber er saß traurig auf seinem Stock. So gingen ihm die Tage hin. Lange Zeit noch war der Garten draußen in Schnee gehüllt. Dann kamen die ersten schönen Frühlings- tage. Die alte Dame, die eben so gut zu dem Buchfinken war wie der Pastor, bekam Besuch. Ein kleines Mädchen von sieben oder acht Jahren trat ins Zimmer und war sehr artig und freundlich mit der alten Dame. Sie tranken zusammen Kaffee und aßen Kuchen dazu, und die Sonne schien so hell und warm ins Zimmer, daß die alte Frau das Fenster weit öffnete, um die frische Osterluft herein zu lassen. Draußen zwitscherten die Vögel. Das kleine Mädchen trat zum Vogelbauer. Der Buchfink aber, der es noch nicht kannte, flatterte gegen die Stangen. ,,Männi! Männi!" rief die alte Dame, ,,sei nur ruhig! Warte, ich hole dir etwas, damit du auch merkst, daß der Frühling kommt!" Damit ging sie hinaus, um ein wenig Grünes zu holen. — ,,Männi! Männi!" rief das kleine Mädchen, das nun allein im Zimmer blieb. Sie steckte einen Finger durch die Stangen, da wurde der Vögel noch ängstlicher. — „Ich tue dir ja nichts! Komm nur her!" Sie wollte den Vogel streicheln und öffnete die Tür. Sie griff nach dem Vogel, der flatterte hin und her, bis er, in die Enge getrieben, an ihrem dünnen Arme vorbei ins Zimmer flog, und dann durch das offene Fenster in den Garten.

9. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 153

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
daten waren tief ergriffen, und manches bärtige, von Wind und Wetter gebräunte Antlitz zuckte schmerzlich zusammen; in aller Augen aber glänzten Tränen der Rührung, und feierlich ernst war jedem zumute bei diesem heiligen Akt. Markig und voll fielen die Stimmen der Krieger ein in den Gesang, den der Hauptmann anstimmte, und gewaltig wie Orgelton brauste er dahin durch die stille, heilige Nacht. Es war tief ergreifend, dieses kleine Häuflein deutscher Soldaten zu sehen in der Christnacht dort im feindlichen Lande. Andachtsvoll standen sie in der freien Natur, über sich den gestirnten Himmel, zu beiden Seiten den roten Schein mehrerer Wachtfeuer und vor sich die brennenden Kerzen des stattlichen Christ- baums. Da ward's auch licht und hell in ihren Herzen; die Hoffnung auf bessere Zeiten zog wieder ein in die Brust der Krieger, und freudig brachten sie ein feuriges Hoch ihrem geliebten Führer, dem sie diese Feier verdankten. 118. Vom Weihnachtsmarkt. Johannes Trojan. Weihnachtsbäume sind sehr knapp dies Jahr! Dies Gerücht war von den Händlern ausgesprengt worden, um möglichst hohe Preise zu bekommen; bald aber zeigte sich, daß es durchaus unbegründet war. Der Markt war sehr gut mit Weihnachtsbäumen befahren, und drei Tage vor dem Fest standen noch ganze Wälder unverkauft da. Die große Masse der diesjährigen Weihnachtsbäume bildete wieder die Rottanne unserer Gebirge, Edeltannen kamen hier und da in ge- ringer Zahl vor, und sehr selten sah man eine Kiefer. Im ganzen war Nadelholz genug da in der Stadt, aber es war kein Weihnachtswetter, und auf der schmutzigen Straße im Regen nahmen die Tannenbäumchen sich auch nur trübselig aus — sie brauchen einen Untergrund von Schnee. Endlich wurde die Witterung fester, und es schneite. Es war aber ein etwas ungestümes Gestöber, das auf dem Weihnachtsmarkt einige Bestürzung hervorrief. Die Flocken wirbelten, von lebhaftem Winde getrieben, durcheinander und wollten durchaus in alle Buden hinein. Da galt es zunächst, den am meisten bedrohten Pfefferkuchen zu retten. Schnell wurden Decken und Tücher darüber gebreitet. Die Puppen, die vorn am Rande der Verkaufstische saßen, erhoben ein Geschrei, als es ihnen in die Gesichter schneite, und mußten in die Hintergründe geflüchtet werden.

10. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 207

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
207 bodens zu vergrößern, neue Stellen für Ansiedler zu schaffen. Sümpfe wurden ausgetrocknet, Seen abgezapft, Deiche aufgeworfen. Kanäle wurden gegraben, Vorschüsse bei Anlagen neuer Fabriken gemacht, Städte und Dörfer auf Antrieb und mit Geldmitteln der Regierung fester und gesünder wieder aufgebaut; das landschaftliche Kreditsystem, die Feuer- sozietät, die königliche Bank wurden gegründet; überall wurden Volks- schulen gestiftet, unterrichtete Leute ins Land gezogen, überall Bildung und Ordnung des regierenden Beamtenstandes durch Prüfungen und strenge Kontrolle gefördert. Es ist Sache des Geschichtschreibers, dies zu rühmen, aber auch einzelne verfehlte Versuche des Königs, die bei dem Bestreben, alles selbst zu leiten, nicht ausbleiben konnten, aufzuzählen. Für alle seine Länder sorgte der König, nicht zuletzt für sein Schmerzenskind, das neuerworbene Schlesien. Als der König die so große Landschaft eroberte, hatte sie wenig mehr als eine Million Einwohner. Hundert Jahre hatten nicht ausgereicht, die handgreiflichen Spuren des Dreißigjährigen Krieges zu verwischen; in den Städten lagen noch die Schutthaufen aus der Schwedenzeit, überall neben den neu gebauten Häusern die wüsten Brandstellen. Viele kleine Städte hatten noch Block- häuser nach alter slawischer Art mit Stroh- und Schindeldach, seit lange dürftig ausgeflickt. Durch die Preußen wurden nicht nur die Spuren alter Verwüstung, sondern auch der neuen des Siebenjährigen Krieges nach wenigen Jahrzehnten getilgt. Friedrich ließ fünfzehn ansehnliche Städte zum größten Teil auf königliche Kosten wieder in regelmäßigen Straßen aufmauern und erbaute einige hundert neue Dörfer; er legte den Guts- herren den harten Zwang auf, einige tausend eingezogene Bauernhöfe wieder aufzubauen und mit erblichen Eigentümern zu besetzen. Zur Kaiserzeit waren die Abgaben weit geringer gewesen, aber sie waren ungleich verteilt und lasteten zumeist auf den Armen; der Adel war vom größten Teil befreit, die Erhebung war ungeschickt; viel wurde veruntreut und schlecht verwendet, es floß verhältnismäßig wenig in die kaiserlichen Kassen. Dfe Preußen dagegen teilten das Land in kleine Kreise und schätzten den Wert des gesamten Bodens ab; nach wenig Jahren war alle Steuerbefreiung aufgehoben; das Land zahlte jetzt seine Grundsteuer, die Städte zahlten ihre Akzise. So trug die Provinz die doppelten Lasten mit größerer Leichtigkeit, nur die Privilegierten murrten; und dabei konnte das Land noch 40000 Soldaten unterhalten, während es früher nur etwa 2000 aufgebracht hatte. Vor 1740 hatten die Edelleute die großen Herren gespielt; wer katholisch und reich war, der lebte in Wien; wer
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