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1. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 120

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
120 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. reich" führte, als Herzog von Berg in seine neue Residenzstadt ein. Km alten Berger Tor überreichten ihm „die Altesten" die Schlüssel der Stadt. Zung- frauen kredenzten ihm einen Ehrenwein, und unter dem Geläute der Glocken zog ihm die Geistlichkeit in voller Prozession entgegen. An der Treppe des Regierungsgebäudes, in dem er Wohnung nahm, beglückwünschten die Ab- gesandten des Adels und der Städte den neuen Monarchen. Dieser hielt eine Ansprache an das Volk und verhieß ihm das Glück des Landes. In das Treiben der Erwachsenen mischte sich der fröhliche Lärm der Zugend, die einen schul- freien Tag hatte. Unter den Knaben befand sich auch Heinrich Heine, der spätere Dichter. Er hatte etwas von den Worten des neuen Herzogs auf- geschnappt, lief nach Hause und rief: „Nlutter, man will uns glücklich machen, deshalb ist heute keine Schule!" Nach dem Zest ging alles seinen alten Gang, hätte das Volk nicht immer die französischen Namen und Titel der Verwaltung?- bezirke und Beamten gehört, es würde von der neuen Herrschaft wenig gemerkt haben- denn Murat, den der Kaiser bald zum Großherzog erhob, hielt sich nur zweimal kurze Zeit in Düsseldorf und Benrath auf- meist war er als General der „Großen Armee" auf den Zeldzügen des Kaisers von seinem Lande weit entfernt. Oas wurde anders, als Napoleon 1808 seinem Schwager das Königreich Neapel schenkte und das Großherzogtum Berg in eigene Verwaltung nahm. Ein kaiserlicher Statthalter kam nach Düsseldorf. Seitdem folgten sich die Neuerungen in raschen Schritten, nützliche und schädliche, wie es eben den selbstsüchtigen Plänen des Kaifers dienlich war. Durch die Kufhebung der Leibeigenschaft wurde der berg.ische Bauer ein freier Mann,- alle Zrondienste, alle Hand- und Spanndienste wurden abgeschafft. Ulan errichtete Arbeits- Häuser für Arme, ließ Pflegestätten für Altersschwache und Rinder, für kranke und Wahnsinnige erstehen. Ein neues Gesetzbuch mit zweckmäßigeren Ein- richtungen trat an die Stelle des veralteten Rechts,- Düsseldorf wurde der Sitz des höchsten Gerichtshofes. Auch sonst hat die Stadt dem Kaiser manches zu danken. Ist auch der Plan, eine Universität dort zu gründen, nicht zur Aus- führung gekommen, so hat sie doch in dem kaiserlichen Lyzeum eine Stätte höherer Bildung erhalten, aus der das heutige Königliche Hohenzollern-Grjm- nasium sich entwickelt hat. Wo ehedem die geschleiften Kestungsmauern und Wälle gestanden hatten, sind unter der napoleonischen Regierung durch die Kunst des Gartendirektors Weihe die großartigen Anlagen des Hofgartens entstanden, die Düsseldorf den Namen der rheinischen Gartenstadt eingetragen haben. Drückend aber empfanden Stadt und Land die Aushebung ihrer Söhne zu der Armee des Kaisers- denn wenige kehrten zurück von denen, die mit hinauszogen. Am schwersten jedoch lag die Hand des Gewaltigen hemmend auf dem regen bergischen Gewerbefleiß. Um den Wohlstand Englands zu ver- nichten, hatte Napoleon in allen seinen Ländern den Handel mit englischen Waren untersagt. Sein Gebot, sie zu verbrennen, wo man sie finde, war auch in Düsseldorf und im ganzen Großherzogtum mit Strenge durchgeführt worden. Alle Bittgesuche blieben ohne Erfolg.

2. Heimatkunde von Schleswig-Holstein - S. 32

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
32 Schleswig-Holstein. Die Holsten sind groß gewachsen, haben blaue Augen und blondes haar- sie sind langsam und bedächtig, aber auch fleißig und ausdauernd. In alter Zeit hatten sie viele kämpfe mit den vithmarsen, Dänen und Wenden zu bestehen,- sie sind aber schließlich doch Sieger geblieben. Sie haben das eroberte Land der Wenden größtenteils, das südliche Schleswig bis zur Schlei ganz besiedelt und für das Deutschtum gewonnen. In der Gegend von Neumünster, dem sogenannten Aukrug, sind viele wenden ge- blieben und haben sich mit den Holsten vermischt? daher findet man dort mehr kleine und mittelgroße Personen mit dunklem haar und braunen flugen. Tmttelholstein ist ein rechtes Bauernland. Nur im (Dsten finden sich große Güter,- das eigentliche Holstenland kennt nur Bauernhöfe. Die Besitzer heißen hufner. In der ältesten Zeit gab es wohl nur ganze oder volle Hufen. Erst als mehr Wald gerodet und in Ackerland verwandelt war, wurden die Hufen in halb- und Viertelhufen ge- teilt, da diese Teilstücke nun hinreichten, eine Kamilie zu ernähren. Außer den hufnern gibt es in jedem Dorf Kätner (Kleinbauern) und Insten oder Heuerlinge. Oer Stand der Kätner ist wohl erst 200 Jahre alt. Er ist aus den jüngeren Kindern der hufner hervorgegangen. Oer ältem Sohn erbte die Hufe,- ein jüngerer Sohn bekam nur ein Haus mit etwas Land. Jetzt werden viele Hufen parzelliert, d. h. in Teilstücken ver- kauft. Dadurch wird die Zahl der Landstellen größer, und es steigt damit die Le- wohnerzahl. Nlittelholstein ist jetzt schon dichter bewohnt als das fruchtbarere (Dst- Holstein. Das holsteinische Dorf. Die holsteinischen Dörfer liegen geschlossen, haben aber ganz unregelmäßige Straßenzüge. Nur in den Kirchdörfern stehen die Häuser eng zusammen; sonst ist ein Bauernhof sehr geräumig und mit zahlreichen Gebäuden (Wohnhaus mit Viehhausflügel, Scheune oder Schuppen, Lackhaus, Schweinestall, verlehntshaus) besetzt. Ein holsteinisches Dorf mit uralten Eichen, schattigen Linden und blühenden Kastanien ist ein hübscher Anblick. Das alte Sachsenhaus (ein Rauchhaus ohne Schornstein und ohne Oiehhausflügel) ist eine Seltenheit geworden. Leider wird das Strohdach durch das Pappdach oder durch das noch häßlichere Zinkblechdach verdrängt. Die Städte in Mittelholstein. Die ältesten Städte der Landschaft sind Rendsburg, Itzehoe und Kiel? in späterer Zeit erfolgte die Gründung von Kellinghusen, Segeberg und Neumünster. Rendsburg liegt an der Eider und am Kaiser-Wilhelm-Kanal. Die Stadt ist aus einer Burg hervorgegangen, die auf einer Eiderinsel lag. Rendsburg hat eine sehr günstige Lage, da die wichtigste Verkehrsstraße, die die Provinz von Norden nach Süden durchzieht, über Rendsburg führt und dort die Eider und den Kanal kreuzt. fln die Stelle der alten Verkehrswege sind Eisenbahnen getreten. Zünf Eisenbahnlinien laufen in Rendsburg zusammen. Die Eider war früher eine wichtige Wasserstraße, besonders nach Erbauung des Eider- kanals. Bis hierher konnten Schiffe mit 3 m Tiefgang gelangen. Rendsburg und die Dörfer an der Eider hatten zahlreiche Segelschiffe, und bei Rendsburg waren mehrere Werften, die diese Segler bauten. Das ist nach Erbauung des Kaiser-Wilhelm-Kanals anders geworden,- denn die Segler können den Idett- kämpf mit den Dampfschiffen nicht aushalten,- ihre Zahl geht deswegen schnell zurück. Auch hat die Eider als Wasserstraße durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal verloren. Die Stadt selbst hat natürlich durch den Kanal an Bedeutung ge- wonnen. Rendsburg war früher eine wichtige Festung; einzelne Reste der

3. Für die Oberstufe - S. 49

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vi. Kulturbilö. 49 erstere erhielten. Als aber mit der Änderung der Nriegsverfassung aus den Rittern Landjunker wurden, richteten diese sich mehr und mehr auf ihrem Landsitz ein und fingen an, die Bewirtschaftung ihres Gutes als ihren Lebenszweck aufzufassen. Ihre landwirtschaftlichen Selbstbetriebe vergrößerten sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit durch Neurodung und seit dem Ende des 16. Jahrhunderts durch Einziehen der Bauernhöfe (Lauernlegen). 4. vie Wohnhäuser und Wirtschaftshöfe der adligen Grundherren unter- schieden sich zumeist von den Bauernhöfen nur durch die Größe und stellten sich wie diese nach außen hin als Vierseithof dar. Nach der Straße zu war die Hofstatt durch einen Zaun und ein besonderes Torhaus abgeschlossen, während an den Seiten die Scheunen und Ställe für das Vieh sich befanden. Diese §orm haben flbb. 44. Fränkische Hofanlage in Ulrichshagen, (Pfyot. R- Richter, Stettin.) die Gutshöfe im großen und ganzen beibehalten, wenn auch bei manchen großen Gütern das Herrschaftshaus oder Schloß jetzt von den Wirtschaftsgebäuden getrennt liegt. Das Herrschaftshaus hat dann immer eine große, parkartige Gartenanlage hinter sich oder liegt im park selbst, während der Gemüsegarten zu der Wirt- schaftsseite gehört, vie Häuser für die landwirtschaftlichen Arbeiter (Natenleute) sind meist an der Straße erbaut. Kuch an die Bauernhöfe schließt sich gewöhnlich aus der Rückseite der Obst- und Gemüsegarten an, der gegenüber der „Wurt", wo Speisekartoffeln, Wrucken usw. gebaut werden, besonders abgeschlossen ist. In frühern Zeiten bestand die Umfriedigung der Gärten und Höfe aus einer Mauer von Zindlingssteinen. viese Überbleibsel aus der Eiszeit haben die Besitzer jetzt zum Teil verkauft und dafür einen leicht vergänglichen Lattenzaun gesetzt. In den Ortschaften, deren Bewohner aus Niedersachsen stammen, sind die Bau- lichkeiten nach dem Grundsatz aufgeführt, alle zu dem Hof gehörigen lebenden lvaterstraat, Heimatkunde von Pommern Ii. 4

4. Alte Geschichte - S. 61

1879 - Dillenburg : Seel
— 61 — dem berühmten griechischen Philosophen Aristoteles übertragen, welcher den reichbegabten Jüngling in die Tiefen griechischer Weisheit einführte. Besonders war Alexander für Homer begeistert, dessen Jlliade er in einer Abschrift stets unter seinem Kopfkissen hatte. Er bewunderte hauptsächlich den Achilles, den er sich Zum Vorbilde nahm, und wie jener wählte er sich einen Freund, Hephästion, den er seinen Patroklus nannte und bis an's Ende treu liebte. Ein unauslöschlicher Thatendurst beseelte ihn, Als einst seinem Vater eine gewonnene Schlacht gemeldet wurde und alle in der Nähe des Königs sich befindenden Personen darüber freudig bewegt waren, war allein Alexander stumm und traurig. Auf die Frage nach dem Grunde seiner Traurigkeit antwortete er: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" Wiewohl es ihm in körperlichen Uebungen keiner zuvor that, betheiligte sich Alexander an den öffentlichen Wettkämpfen nicht, da er dort, wie er sagte, nicht mit Königsföhnen kämpfen könne. Als achtzehnjähriger Jüngling betheiligte er sich an der Schlacht bei Chäronea und soll durch seine Unerschrockenheit als Befehlshaber einer Reiterabtheilung nicht wenig zum Siege beigetragen haben. Als einst seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Pferd, Bueephalus, zum Kaufe angeboten wurde und selbst die besten Reiter das Pferd nicht besteigen und reiten konnten, bat Alexander seinen Vater, der das Pferd eben abführen lassen wollte, ihm auch einen Versuch zu gestatten. Er hatte bemerkt, daß das Pferd sich vor feinem Schatten fürchtete und führte es deshalb gegen die Sonne. Dann streichelte er es ein wenig, und plötzlich faß er ihm auf dem Rücken. Das erschreckte Thier flog pfeilschnell mit ihm davon, so daß man für fein Leben fürchtete. Bald aber kehrte er zurück und lenkte das Roß bald rechts, bald links. Alle staunten, und König Philipp rief aus: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich; Macedonien ist für dich zu klein." c. Alexanders erste Thaten. Alexander war 20 Jahre alt, als er die Regierung antrat. Nachdem er sich in Macedonien Geltung verschafft hatte, ließ er sich auf einer Staaten-Verfamm-lung in Korinth zum unbeschränkten Oberfeldherru der Griechen ernennen. Dann wandte er sich mit feinem Heere in den nördlichen Theil Macedoniens, um dessen empörte Völkerschaften zum Gehorsam zurückzuführen. Während dieses siegreichen Feldzuges verbreitete sich in Griechenland die Nachricht von seinem Tode.

5. Hellas - S. 325

1876 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
Die Zeit nach Alexander des Groen Tod. 325 Makedonien und trennten sich hier, immer noch 100,000 Mann stark in 2 Heereshaufen, von denen der eine nach Jllyrien, der andere nach Thra-kien zog. Dieser Theil der Gallier lie sich theils hier nieder, theils zogen sie der den Hellespont nach Kleinasien, wo sie von den hellenischen Fürsten Kleinasiens hufig in ihren Kriegen als Soldknechte benutzt wurden, und sich schlielich in Galatia ein Reich grndeten. Pyrrhos in Epeiros. In dem zerrtteten Makedonien erlangte jetzt des Demetrios fluger Sohn Anngonos Gonats das K'nigthum und suchte die brgerliche Ordnung wieder herzustellen. Der Epeirotenknig Pyrrhos war damals gerade von seinem italischen Feldzuge zurckgekehrt, ans dem er viele Verluste erlitten hatte, und suchte sich durch einen Einfall in Makedonien zu entschdigen. Er brachte dem Antigonos mehrere Niederlagen bei und bemchtigte sich Makedoniens. Pyrrho s war halb Held, halb Abenteuerer: er besa einen krftigen Charakter, Tugend und Sittenreinheit und riss Mit- und Nachwelt zur Bewunderung und Liebe hin. Ihm ward durch seinen Thatendrang das wechselvollste Leben; aber leider besa er nur die Kunst des Erwerbens, nicht die des Erhaltens. Seine streitbaren Epeiroten liebten ihn mit begeisterter Hingebung, sie nannten ihn den Adler. Whrend Antigonos in den Kstenstdten Thrakiens ein neues Heer sammelte, zog Pyrrhos mit einem Heere von 25,000 Mann, 2,000 Reitern und 24 Elephanten vor Sparta, wohin ihn der seine Vaterstadt befehdende König Klenymos rief. Vergebens strmte Pyrrhos gegen das wohlbefestigte Sparta: die Spartaner strengten sich an wie in den Tagen der Vter, (besonders muthig bewiesen sich dabei die Frauen), und Pyrrhos musste den Rckzug antreten. Da zog er nach Argos, wohin sich Antigonos mit seinen Truppen begeben hatte. Schon war der Epeirotenknig in der Nacht in die Stadt eingedrungen, da musste er sich am Morgen vor der Ueberzhl der Feinde wieder zurckziehen. In der Nhe des Stadtthores entstand ein starkes Gedrnge. Da sah eine arme alte Frau von dem Dache ihres Hauses aus ihren Sohn mitten in dem Waffengetmmel mit dem Könige im Kampfe. Sie schleuderte verzweiflungsvoll einen Ziegelstein auf den schon verwundeten König und dieser sank betubt zu Boden. Einer von des Antigonos Leuten schnitt ihm den Kops ab und brachte denselben vor Antigonos. Dieser verhllte sein Antlitz und weinte, denn er gedachte des Schicksals seines Grovaters Antigonos und seines Vaters Demetrios. Bald nach dem Tode des Pyrrhos 'erlosch das akidengeschlecht, und das epeirotische Knigreich zerfiel in einzelne Vlkerschaften. Das Heer des Pyrrhos lste sich auf und der grte Theil desselben trat in die Dienste des Siegers Antigonos. Dieser brachte Makedonien und Thessalien in seinen Besitz und suchte ganz Griechenland an sich zu fesseln. In den meisten Staaten dieses Landes erlangte jetzt die makedonisch-aristokratische Partei die Herrschaft; in vielen Staaten warfen sich Zwing-Herrn auf, welche sich alle unter den Schutz des makedonischen Knigs stellten, und dieser schickte Burgbesatzungen in die wichtigsten Städte. Athen verschwand von dieser Zeit an als politische Macht von der Weltbhne, blieb aber noch viele Menschenalter hindurch der Sitz vielseitiger Bildung und Gelehrsamkeit.

6. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 207

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
207 bodens zu vergrößern, neue Stellen für Ansiedler zu schaffen. Sümpfe wurden ausgetrocknet, Seen abgezapft, Deiche aufgeworfen. Kanäle wurden gegraben, Vorschüsse bei Anlagen neuer Fabriken gemacht, Städte und Dörfer auf Antrieb und mit Geldmitteln der Regierung fester und gesünder wieder aufgebaut; das landschaftliche Kreditsystem, die Feuer- sozietät, die königliche Bank wurden gegründet; überall wurden Volks- schulen gestiftet, unterrichtete Leute ins Land gezogen, überall Bildung und Ordnung des regierenden Beamtenstandes durch Prüfungen und strenge Kontrolle gefördert. Es ist Sache des Geschichtschreibers, dies zu rühmen, aber auch einzelne verfehlte Versuche des Königs, die bei dem Bestreben, alles selbst zu leiten, nicht ausbleiben konnten, aufzuzählen. Für alle seine Länder sorgte der König, nicht zuletzt für sein Schmerzenskind, das neuerworbene Schlesien. Als der König die so große Landschaft eroberte, hatte sie wenig mehr als eine Million Einwohner. Hundert Jahre hatten nicht ausgereicht, die handgreiflichen Spuren des Dreißigjährigen Krieges zu verwischen; in den Städten lagen noch die Schutthaufen aus der Schwedenzeit, überall neben den neu gebauten Häusern die wüsten Brandstellen. Viele kleine Städte hatten noch Block- häuser nach alter slawischer Art mit Stroh- und Schindeldach, seit lange dürftig ausgeflickt. Durch die Preußen wurden nicht nur die Spuren alter Verwüstung, sondern auch der neuen des Siebenjährigen Krieges nach wenigen Jahrzehnten getilgt. Friedrich ließ fünfzehn ansehnliche Städte zum größten Teil auf königliche Kosten wieder in regelmäßigen Straßen aufmauern und erbaute einige hundert neue Dörfer; er legte den Guts- herren den harten Zwang auf, einige tausend eingezogene Bauernhöfe wieder aufzubauen und mit erblichen Eigentümern zu besetzen. Zur Kaiserzeit waren die Abgaben weit geringer gewesen, aber sie waren ungleich verteilt und lasteten zumeist auf den Armen; der Adel war vom größten Teil befreit, die Erhebung war ungeschickt; viel wurde veruntreut und schlecht verwendet, es floß verhältnismäßig wenig in die kaiserlichen Kassen. Dfe Preußen dagegen teilten das Land in kleine Kreise und schätzten den Wert des gesamten Bodens ab; nach wenig Jahren war alle Steuerbefreiung aufgehoben; das Land zahlte jetzt seine Grundsteuer, die Städte zahlten ihre Akzise. So trug die Provinz die doppelten Lasten mit größerer Leichtigkeit, nur die Privilegierten murrten; und dabei konnte das Land noch 40000 Soldaten unterhalten, während es früher nur etwa 2000 aufgebracht hatte. Vor 1740 hatten die Edelleute die großen Herren gespielt; wer katholisch und reich war, der lebte in Wien; wer

7. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 216

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
216 des Vornehmen und Reichen, in zweifelhaftem Falle lieber des kleinen Mannes. Die Zahl der tätigen Menschen vermehren, jede Tätigkeit so lohnend als möglich machen und so hoch als möglich steigern, so wenig als möglich vom Ausland kaufen, alles selbst hervorbringen, den Überschuß über die Grenzen fahren, das war der Hauptgrundsatz seiner Staatswirtschaft. Unablässig war er bemüht, die Morgenzahl des Acker- bodens zu vergrößern, neue Stellen für Ansiedler zu schaffen. Sümpfe wurden ausgetrocknet, Seen abgezapft, Deiche aufgeworfen. Kanäle wurden gegraben, Vorschüsse bei Anlagen neuer Fabriken gemacht, Städte und Dörfer auf Antrieb und mit Geldmitteln der Regierung fester und gesünder wieder aufgebaut; das landschaftliche Kreditsystem, die Feuer- sozietät, die königliche Bank wurden gegründet; überall wurden Volks- schulen gestiftet, unterrichtete Leute ins Land gezogen, überall Bildung und Ordnung des regierenden Beamtenstandes durch Prüfungen und strenge Kontrolle gefördert. Es ist Sache des Geschichtschreibers, dies zu rühmen, aber auch einzelne verfehlte Versuche des Königs, die bei dem Bestreben, alles selbst zu leiten, nicht ausbleiben konnten, aufzuzählen. Für alle feine Länder sorgte der König, nicht zuletzt für sein Schmerzenskind, das neuerworbene Schlesien. Als der König die so große Landschaft eroberte, hatte sie wenig mehr als eine Million Einwohner. Hundert Jahre hatten nicht ausgereicht, die handgreiflichen Spuren des Dreißigjährigen Krieges zu verwischen; in den Städten lagen noch die Schutthaufen aus der Schwedenzeit, überall neben den neu gebauten Häusern die wüsten Brandstellen. Viele kleine Städte hatten noch Block- häuser nach alter slawischer Art mit Stroh- und Schindeldach, seit lange dürftig ausgeflickt. Durch die Preußen wurden nicht nur die Spuren alter Verwüstung, sondern auch der neuen des Siebenjährigen Krieges nach wenigen Jahrzehnten getilgt. Friedrich ließ fünfzehn ansehnliche Städte zum größten Teil auf königliche Kosten wieder in regelmäßigen Straßen aufmauern und erbaute einige hundert neue Dörfer; er legte den Guts- herren den harten Zwang auf, einige tausend eingezogene Bauernhöfe wieder aufzubauen und mit erblichen Eigentümern zu besehen. Zur Kaiserzeit waren die Abgaben weit geringer gewesen, aber sie waren ungleich verteilt und lasteten zumeist auf den Armen; der Adel war vom größten Teil befreit, die Erhebung war ungeschickt; viel wurde veruntreut und schlecht verwendet, es floß verhältnismäßig wenig in die kaiserlichen Kassen. Die Preußen dagegen teilten das Land in kleine Kreise und schätzten den Wert des gesamten Bodens ab; nach wenig Jahren war alle

8. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 267

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
267 Neustadt Brandenburg. Nachdem zwei Geschlechter vorübergegangen waren, zählte Brandenburg an hundert Städte und Städtchen. Nicht nur die Markgrafen bauten, sondern auch Adlige. 4. Auch im westlichen Mecklenburg blühte das Deutschtum mächtig empor, gestützt auf die neugegründete Stadt Schwerin und die Kolonisationsarbeit der Grafen von Holstein. Aber nicht bloß die Lande zwischen Elbe und Oder wurden dem Deutschtume gewonnen. Die Kolonisation nahm einen viel größern Umfang an. So wurde überall in Steiermark, Kärnten und Krain das slawische Gebiet von deutschen Ansiedlungen durchsetzt. Böhmen, Mähren und Schlesien wurden zum größern Teile deutsch. Auch Preußen wurde, nachdem die Deutschherren das Land erobert hatten, dem Deutschtume gewonnen. Ja, bis nach Livland einerseits und nach Siebenbürgen anderseits erstreckte sich die deutsche Auswanderung. — Und wenn wir zum Schluß fragen, was denn damals die vielen Menschen aus ihrer Heimat hinaustrieb, so geben uns die wirtschaftlichen Verhältnisse des Mutterlandes eine Antwort auf unsere Frage: die Kolonisten hofften, im Neulande ihre Lage zu verbessern. 162. l>38 Mainzer Reichsfest. Albert Richter. Im Jahre 1184, um Pfingsten, hielt Kaiser Friedrich I. einen Hoftag zu Mainz. Dahin kamen alle Großen des Reiches: Fürsten, Bischöfe und andere. Zur Aufnahme der zahlreichen Gäste erhob sich in der Ebene zwischen Rhein und Main eine neue Zeltstadt und in deren Mitte in reichgeschmücktem Holzbau der Palast des Kaisers und daneben eine mächtige Kirche. Um diesen Mittelpunkt breiteten sich in weitem Kreise die Zelte aus, welche die einzelnen Fürsten für sich herrichten ließen. Zahllose, in den verschiedensten Farben erglänzende Zelte bedeckten die weite Ebene, auf ihren Spitzen mit Fahnen und Bannern mannigfach geschmückt. Mehr noch staunte man die Vorräte von Lebensrnitteln an, welche auf des Kaisers Befehl von allen Seiten her, zu Wasser und zu Lande, rheinaufwärts und rheinabwärts herbeigebracht wurden. Eine ganze Flotte von Schiffen lag längs des Rheinufers,

9. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 291

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
-1s *. -xs 'L 291 gefangenen Mitbürger auszulösen. 73000 Goldgulden nutzte er er- legen, eine ungeheuere Geldsumme für jene Zeit. Aber durch das ein- mütige Zusammenstehen aller Bürger, die eine grotze Steuerlast auf sich nahmen, und durch das kluge Wirtschaften des Rates gelang es nicht nur, alle Geldnöte zu überwinden, sondern, unterstützt von den grotzen Metzeinkünften, konnte die Stadt daran denken, die Befestigungen nach der Landseite wie am Maine zu verstärken, mächtige Türme zu bauen und die „Landwehr", einen Damm mit zwei Gräben und einigen festen Warten, rings um das Stadtgebiet aufzuführen. Auch wandte man nun ein schönes Stück Geld daran, die gefährlichen adligen Herren der Umgegend an sich zu fesseln; z. T. nahm man sie sogar als Amt- leute und Stadthauptleute in seinen Dienst. Das Geld, an dem jene zu ihrem Leidwesen oft grotzen Mangel litten, milderte ihre Abneigung gegen die stolzen, anmatzenden „Pfeffersäcke", als welche ihnen die Bür- ger der reichen Metzstadl sonst erschienen, wie denn Frankfurt manche Adlige als feine Beamten in den Burgen Bonames, Niederursel und Eoldstein im Dienste hatte, während es in andern Burgen das Öff- nungs- oder Mitbesitzerrecht hatte, so letzteres in Rödelheim. So stand Frankfurt infolge der Opferwilligkeit und Heimatliebe seiner Einwohner bald wieder stark und gefestigt da, geachtet von den andern Städten, die mehrmals in ihren Nöten ihre Zuflucht von den mit reichen Einnahmen ausgestatteten Schwester nahmen. Bereitwillig half ihnen denn auch die wohlhabende Metzstadt mit Darlehen aus. 176. Die Kaiserkrönung zu Frankfurt am Main. Friedrich Boche. Die „Goldene Bulle" bezeichnete zwar Aachen als die Krönungsstadt, aber seit 1562 wurde diese feierliche Handlung meistens gleich nach der Wahl zu Frankfurt am Main vollzogen. Die Reichskleinodien oder Reli- quien, die teils zu Nürnberg, teils zu Aachen aufbewahrt wurden, holte man jedesmal in feierlichem Zuge unter Glockengeläute ein, ebenso die Reichsinsignien, die sich zu Nürnberg befanden. Es waren dieses: die Krone, die mit grotzen, ungeschliffenen Edelsteinen besetzt war, das Zepter, der Reichsapfel, das Schwert, das Karl dem Grotzen zugeschrieben wurde, sodann das kaiserliche Gewand, der Mantel aus golddurchwirkter Seide, reich mit Gold und Edelsteinen besetzt, der enge Rock, die reichgestickte Alba darüber, die Stola, die Ringe, die mit Perlen und Edelsteinen verzierten Handschuhe Karls des Grotzen, Gürtel und Schuhe. 19*

10. (Sechstes und siebentes Schuljahr) - S. 154

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
154 '•-S'*.s~~®A-4s4s^4s ~~Ssis 4s 4s"4s "*.v Der König war Herr von allem Land in Mitternacht bis Trachis, sie dagegen beherrschten alles, was gen Mittag liegt auf diesem Festlande. Die Hellenen, die die Perser an selbiger Stätte erwarteten, waren zusammen ungefähr fünftausend. Der Oberste des gesamten Heerhaufens war Leonidas, König von Sparta. Er hatte sich seine dreihundert Begleiter besonders ausgewählt, alle von gesetztem Alter, die schon Kinder hatten. Diese waren denn auch die Tapfersten der ganzen Schar; die Thebaner aber waren die Schlechtesten, denn sie waren nicht mit willigem Herzen mitgezogen, sondern Leonidas hatte sie mitgenommen, weil man sie sehr im Verdacht hatte, daß sie persisch gesinnt wären. Dies war die gesamte Schar derer, die sich den Persern bei Thermopylä entgegenstellten; es waren ihrer aber nicht mehr, weil gerade ein Fest bevorstand. Das wollten die Hellenen erst feiern und dann mit ihrer gesamten Macht ins Feld ziehen; denn sie glaubten gar nicht, daß der Kampf in Thermopylä so schnell würde entschieden werden; darum schickten sie jene nur einstweilen voran. 2. Als nun das ungeheure Perserheer dem Paß sich näherte, fürchteten doch die Hellenen, sie seien zu schwach, die Feinde abzuwehren, und hielten Rat, ob sie nicht abziehen sollten. Die Peloponnesier wollten nach dem Peloponnes gehen und den Isthmus besetzen; Leonidas aber, als die Phoker und Lokrer sich dieser Meinung heftig widersetzten, stimmte dahin, zu bleiben und Boten in die Städte zu senden, die um Verstärkung bitten sollten. Wie sie so beratschlagten, sandte Xerxes einen Späher zu Pferde ab, um zu sehen, wie stark sie wären, und was sie vornähmen. Und als der Reiter an das Lager heranritt, überschaute er zwar nicht das ganze Lager, — denn die, die jenseits der Mauer standen, konnte er nicht sehen, —- sondern er bemerkte nur die, die außerhalb vor dem Eingang lagerten. Es hatten aber gerade zu derselbigen Zeit die Lakedämonier draußen die Wache, und er sah, wie einige Männer turnten, andere aber ihre Haare kämmten. Als er das erblickte, verwunderte er sich und merkte sich ihre Zahl. Dann ritt er ganz ruhig wieder zurück, — denn keiner verfolgte ihn, sie kümmerten sich gar nicht um ihn, — und er berichtete Xerxes
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