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1. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 34

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 34 — dar. An ihm hat die Abtragung wohl am gründlichsten gearbeitet; denn das ehemalige Hochgebirge hat jetzt nur noch eine Höhe von durch- schnittlich 500 m. Nur die Höhenrücken, die aus festeren Gesteinen aufgebaut sind, haben der Zerstörung besser widerstehen können; sie steigen etwa 700 m hoch auf. Aus der Entstehung des Rheinischen Schiefergebirges erklärt es sich, daß das ganze Gebiet eine wellige Hoch- fläche bildet, die nur vou den tief eingeschnittenen Flußtälern aus als ein zerrissenes Gebirgsland erscheint. Die einzelnen Gebirge sind eben nur Teile dieser Hochebeue, also selbst Hochflächen. Wie in dem süddeutschen Berglande, so haben auch hier Brüche und Senkungen stattgefunden. Auf diese Weise sind z. B. das Neuwieder Becken, die Cölner und die Münsterer Bucht entstanden. Die Folge dieser Einbrüche war die gleiche wie indem Rheingraben (vgl. Seite 12). Auch hier wurden durch den Druck feurigflüssige Massen des Erd- innern herausgepreßt, die sich zu vulkanischen Massengebirgen auf- türmten. Die bedeutendsten sind das Siebengebirge und die Basaltkegel der Eiset. I. Der Taunus. § 29. /l. Bodengestalt. Der Taunus wird von Rhein, Main und Lahn eingeschlossen. Nach Süden fällt er steil ab, so daß er vom Rhein- und Maintal aus als eine ansehnliche Gebirgskette aufsteigt. Nach Norden dacht er sich allmählich ab; auf dieser Seite geht er in eine sanft geneigte Hochfläche über. Die höchsten Erhebungen (Großer Feldberg 880 m, Kleiner Feldberg 830 in und Altkönig 800 in) liegen in dem östlichen Teil, der die Höhe genannt wird. 2. Bodenschätze. Der Taunus ist das lieblichste unter den rheinischen Schiefergebirgen. Herrliche Laub- und Nadelwälder krönen seine Höhen. In den fruchtbaren Tälern gedeiht Getreide in üppiger Fülle. An den sonnigen Abhängen, die dem Rhein zugekehrt sind, reift die Traube. Aus dem Innern der Erde sprudeln viele Mineral- quellen hervor. Die kohlensäurehaltigen Wasser dienen als Getränk; große Mengen davon werden nach auswärts versandt, von Selters allein jährlich etwa 4 Millionen Krüge. — Die Mineralquellen haben auch die Entstehung zahlreicher Badeorte veranlaßt, z. B. Nauheim, Homburg, Soden, Wiesbaden, Langenschwalbach, Ems. Zu den besuchtesten Taunusbädern gehört Homburg, wo unser Kaiser gerne weilt. In der Nähe, an einem Paß über den Taunus, liegt die Saal- bürg, ein altes Römerkastell. Es hat die Form eines Rechtecks von 221 m Länge und 146 m Breite. Die Umfassungsmauer ist wieder hergestellt, ebenso einige Gebäude im Innern des Kastells, die nun als Museum dienen. Das Kastell ist von dem römischen Kaiser Antoninus Pius (138—161) erbaut worden, dessen Bildsäule den Eingang schmückt.

2. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 8

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
8 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. ihrer Stimme. Er nötigte die Schiffer, an das felsige Ufer zu fahren,- dann sprang er aus dem Nachen, um zu der Jungfrau hinaufzueilen. Aber er hatte den Sprung zu kurz genommen und versank in dem Strome, dessen schäumende wogen schauerlich über ihm zusammenschlugen. Oie Nachricht von dieser traurigen Begebenheit kam schnell zu den Vhren des Pfalzgrafen. Schmerz und Wut zerrissen die Seele des armen Vaters. Er erteilte auf der Stelle den strengen Befehl, ihm die Unholdin tot oder lebendig zu überliefern. Einer seiner Hauptleute übernahm es, den willen des Pfalzgrafen zu vollziehen. Doch bat er es sich aus, daß er die hexe ohne weiteres in den Rhein stürzen dürfe, damit 5>bb. 7. St. Goar und Ruine Rheinfels. (Nach: „Oer Rhein". Verlag der ttunstanstalt Gerhard Blümlein & To,, Frankfurt a. M.) sie sich nicht vielleicht durch lose Künste wieder aus Kerker und Banden befreie. Oer Pfalzgraf war damit zufrieden. Nun zog der Hauptmann gegen Abend aus und um- stellte mit seinen Reisigen den Berg. Er selbst nahm drei der Beherztesten aus seiner Schar und stieg die Lurlei hinan. Die Jungfrau satz oben auf der Spitze und hielt eine Schnur von Bernstein in ihrer lilienweißen Hand. Sie sah die Nlänner herankommen und rief ihnen zu, was sie hier suchten. „Dich, verwünschte Zauberin!" antwortete der Hauptmann, „du sollst einen Sprung in den Rhein hinunter machen." — „Ei," sagte die Jungfrau lachend, „der Rhein mag mich holen!" Bei diesen Worten warf sie die Bernsteinschnur in den Strom hinab und sang mit schauerlichem Ton: „Vater, Vater, geschwind, geschwind, Die weißen Rosse schick deinem Kind, E? will reiten mit wogen und wind."

3. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 24

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
24 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. marschieren nach Pünderich. Die Mosel macht hier einen sehr weiten Bogen- um diesen zu durcheilen, braucht das Dampfschiff 1% Stunde. Wandern wir aber über den Berg, so schneiden wir den Bogen ab und legen die Strecke in einer Stunde zurück. Kuf den Trümmern der Marienburg dürfen wir uns noch eine kurze Zeit aufhalten und die schöne Aussicht genichen. In Pünderich erwarten wir unser Schiff, das uns nun nach dem durch seinen regen Wein- Handel bekannten Trarbach bringt, wo wir übernachten. Km andern Tage setzen wir unsere genutzreiche Zahrt fort. Zn Lernkastel, dessen Weine sich großer Beliebtheit erfreuen, nimmt das Schiff kurzen Aufenthalt. Z e l t i n g e n , Erden und noch andere Weinorte ziehen an uns vorüber. Ein turmreiches Stadtbild tut sich vor unseren Blicken auf- es ist das alte Trier. Abb. 18. Ports nigra (schwarzes Tor in Trier). 3. Trier. In dieser grötzeren Stadt des Moselgebietes wollen wir nun kurze Umschau halten. Bewundernd bleiben wir vor einem aus schweren, nun dunkel gewordenen Sandsteinblöcken erbauten Tore stehen- es ist die berühmte Porta nigra (schwarzes Tor). Könnten die altersgrauen Steine reden, sie würden uns von jener Zeit erzählen, als die stolzen Römer durch die Pforten ein- und ausgingen. Mancher ihrer gewaltigen Kaiser wählte das lieblich gelegene „Nordische Rom" zu seinem Wohnsitz. Welch reges Leben und Treiben, welch üppige Pracht mögen einst die alten Mauern des Kaiserpalastes, auf dessen Trümmer wir jetzt sehen, in sich geborgen haben! Kn gar manchem blutigen Kampf zwischen Tier und Mensch ergötzte sich das wollustige Volk in dem Amphitheater. Seine Überbleibsel lassen uns erkennen, datz es ein groß-

4. Alte Geschichte - S. 61

1879 - Dillenburg : Seel
— 61 — dem berühmten griechischen Philosophen Aristoteles übertragen, welcher den reichbegabten Jüngling in die Tiefen griechischer Weisheit einführte. Besonders war Alexander für Homer begeistert, dessen Jlliade er in einer Abschrift stets unter seinem Kopfkissen hatte. Er bewunderte hauptsächlich den Achilles, den er sich Zum Vorbilde nahm, und wie jener wählte er sich einen Freund, Hephästion, den er seinen Patroklus nannte und bis an's Ende treu liebte. Ein unauslöschlicher Thatendurst beseelte ihn, Als einst seinem Vater eine gewonnene Schlacht gemeldet wurde und alle in der Nähe des Königs sich befindenden Personen darüber freudig bewegt waren, war allein Alexander stumm und traurig. Auf die Frage nach dem Grunde seiner Traurigkeit antwortete er: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" Wiewohl es ihm in körperlichen Uebungen keiner zuvor that, betheiligte sich Alexander an den öffentlichen Wettkämpfen nicht, da er dort, wie er sagte, nicht mit Königsföhnen kämpfen könne. Als achtzehnjähriger Jüngling betheiligte er sich an der Schlacht bei Chäronea und soll durch seine Unerschrockenheit als Befehlshaber einer Reiterabtheilung nicht wenig zum Siege beigetragen haben. Als einst seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Pferd, Bueephalus, zum Kaufe angeboten wurde und selbst die besten Reiter das Pferd nicht besteigen und reiten konnten, bat Alexander seinen Vater, der das Pferd eben abführen lassen wollte, ihm auch einen Versuch zu gestatten. Er hatte bemerkt, daß das Pferd sich vor feinem Schatten fürchtete und führte es deshalb gegen die Sonne. Dann streichelte er es ein wenig, und plötzlich faß er ihm auf dem Rücken. Das erschreckte Thier flog pfeilschnell mit ihm davon, so daß man für fein Leben fürchtete. Bald aber kehrte er zurück und lenkte das Roß bald rechts, bald links. Alle staunten, und König Philipp rief aus: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich; Macedonien ist für dich zu klein." c. Alexanders erste Thaten. Alexander war 20 Jahre alt, als er die Regierung antrat. Nachdem er sich in Macedonien Geltung verschafft hatte, ließ er sich auf einer Staaten-Verfamm-lung in Korinth zum unbeschränkten Oberfeldherru der Griechen ernennen. Dann wandte er sich mit feinem Heere in den nördlichen Theil Macedoniens, um dessen empörte Völkerschaften zum Gehorsam zurückzuführen. Während dieses siegreichen Feldzuges verbreitete sich in Griechenland die Nachricht von seinem Tode.

5. Neue und neueste Geschichte - S. 114

1880 - Dillenburg : Seel
1759. Das Jahr 1759 war für Friedrich ein schweres; der Herzog von Braunschweig machte bei Bergen (unweit Frankfurt a/M.) einen vergeblichen Angriff ans die Franzosen, so daß diesen das nordwestliche Deutschland zufiel; doch vertrieb er sie wieder daraus durch seinen Sieg bei Minden; im Osten wurde der preußische General Wedell von den Russen geschlagen, so daß die so lange verhinderte Vereinigung der Russen und Oestreicher bei Kunersdorf (gegenüber Frankfurt a/O.) zu Stande kam. Das Heer der Verbündeten war 70 000 Mann stark; Friedrich hatte nur 48 000 Mann. Dennoch wagte er die Schlacht, erlitt aber eine so furchtbare Niederlage, daß alles verloren gewesen wäre, wenn ihn nicht die Uneinigkeit der Feinde gerettet hätte. Friedrich hatte mit seinem Heere wieder eine sehr ungünstige Stellung; dennoch war der russische Flügel des feindlichen Heeres in sechs Stunden gänzlich besiegt. Aber noch waren die Oestreicher gar nicht ins Gefecht gekommen, weshalb die Generäle dem Könige riethen, die Schlacht abzubrechen, da seine Leute zu ermüdet seien. Aber Friedrich wollte nichts davon wissen; i er ließ auch den andern Flügel der Feinde angreifen. Da aber wurden von den feindlichen Kartätschen ganze Reihen niedergemäht, ganze Regimenter wurden vernichtet. Der König befahl den Reiterangriff; zweimal weigerte sich Seidlitz, mußte aber gehorchen; auch seine Scharen sanken dahin; er selbst wurde schwer verwundet aus dem Gefecht getragen. Nun führte Friedrich den Rest seines Heeres gegen den Feind, konnte aber auch nichts ausrichten, und als jetzt die östreichische Reiterei in die Schlacht Eingriff, wurde die Niederlage und die Flucht allgemein. Der König war wie vernichtet; ] „kann mich denn keine verwünschte Kugel treffen?" rief er, und es war, als sollte sein Wunsch erfüllt werden; eine Kugel traf ihn, prallte aber an einem goldnen Etui, welches er in der Westentasche trug, ab. Nur 5000 Mauu rettete er ans der Schlacht; seine Hauptstadt stand dem Feinde offen. Friedrich schrieb nach der Schlacht an den Minister Finken stein: „Retten Sie die königliche Familie; alles ist verloren. Adieu für immer!“ Aber auch die Russen hatten sehr große Verluste; General Soltikow sprach: „Noch einen solchen Sieg, und ich muß allein nach Petersburg wandern, denselben zu verkünden. — In dieser Schlacht fiel auch der Dichter Ewald von Klei st. j Nach der Schlacht forderte Laudon Soltikow auf, den Feind zu verfolgen; aber Soltikow entgegnete, daß er keinen Auftrag habe, den König von Preußen zu vernichten; er wandte sich nach ' Colberg und von da nach Polen; Laudon ging nach Schlesien, j In Sachsen hatte General Fink Dresden erobert, wurde aber dann von Dann unweit Dresden geschlagen und mit 11000 Mann gefangen genommen; dies nannten die Oestreicher den „Finkenfang." Doch konnte Friedrich das übrige Sachsen behaupten. So beschloß er das schwerste Jahr des ganzen Krieges; er war jetzt nur aus die Vertheidigung angewiesen.

6. Hellas - S. 325

1876 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
Die Zeit nach Alexander des Groen Tod. 325 Makedonien und trennten sich hier, immer noch 100,000 Mann stark in 2 Heereshaufen, von denen der eine nach Jllyrien, der andere nach Thra-kien zog. Dieser Theil der Gallier lie sich theils hier nieder, theils zogen sie der den Hellespont nach Kleinasien, wo sie von den hellenischen Fürsten Kleinasiens hufig in ihren Kriegen als Soldknechte benutzt wurden, und sich schlielich in Galatia ein Reich grndeten. Pyrrhos in Epeiros. In dem zerrtteten Makedonien erlangte jetzt des Demetrios fluger Sohn Anngonos Gonats das K'nigthum und suchte die brgerliche Ordnung wieder herzustellen. Der Epeirotenknig Pyrrhos war damals gerade von seinem italischen Feldzuge zurckgekehrt, ans dem er viele Verluste erlitten hatte, und suchte sich durch einen Einfall in Makedonien zu entschdigen. Er brachte dem Antigonos mehrere Niederlagen bei und bemchtigte sich Makedoniens. Pyrrho s war halb Held, halb Abenteuerer: er besa einen krftigen Charakter, Tugend und Sittenreinheit und riss Mit- und Nachwelt zur Bewunderung und Liebe hin. Ihm ward durch seinen Thatendrang das wechselvollste Leben; aber leider besa er nur die Kunst des Erwerbens, nicht die des Erhaltens. Seine streitbaren Epeiroten liebten ihn mit begeisterter Hingebung, sie nannten ihn den Adler. Whrend Antigonos in den Kstenstdten Thrakiens ein neues Heer sammelte, zog Pyrrhos mit einem Heere von 25,000 Mann, 2,000 Reitern und 24 Elephanten vor Sparta, wohin ihn der seine Vaterstadt befehdende König Klenymos rief. Vergebens strmte Pyrrhos gegen das wohlbefestigte Sparta: die Spartaner strengten sich an wie in den Tagen der Vter, (besonders muthig bewiesen sich dabei die Frauen), und Pyrrhos musste den Rckzug antreten. Da zog er nach Argos, wohin sich Antigonos mit seinen Truppen begeben hatte. Schon war der Epeirotenknig in der Nacht in die Stadt eingedrungen, da musste er sich am Morgen vor der Ueberzhl der Feinde wieder zurckziehen. In der Nhe des Stadtthores entstand ein starkes Gedrnge. Da sah eine arme alte Frau von dem Dache ihres Hauses aus ihren Sohn mitten in dem Waffengetmmel mit dem Könige im Kampfe. Sie schleuderte verzweiflungsvoll einen Ziegelstein auf den schon verwundeten König und dieser sank betubt zu Boden. Einer von des Antigonos Leuten schnitt ihm den Kops ab und brachte denselben vor Antigonos. Dieser verhllte sein Antlitz und weinte, denn er gedachte des Schicksals seines Grovaters Antigonos und seines Vaters Demetrios. Bald nach dem Tode des Pyrrhos 'erlosch das akidengeschlecht, und das epeirotische Knigreich zerfiel in einzelne Vlkerschaften. Das Heer des Pyrrhos lste sich auf und der grte Theil desselben trat in die Dienste des Siegers Antigonos. Dieser brachte Makedonien und Thessalien in seinen Besitz und suchte ganz Griechenland an sich zu fesseln. In den meisten Staaten dieses Landes erlangte jetzt die makedonisch-aristokratische Partei die Herrschaft; in vielen Staaten warfen sich Zwing-Herrn auf, welche sich alle unter den Schutz des makedonischen Knigs stellten, und dieser schickte Burgbesatzungen in die wichtigsten Städte. Athen verschwand von dieser Zeit an als politische Macht von der Weltbhne, blieb aber noch viele Menschenalter hindurch der Sitz vielseitiger Bildung und Gelehrsamkeit.

7. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 4

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
4 achtete ich nicht, und daß ich ihn nicht wiederfinden könnte, dachte ich nicht. Ich ging von Bude zu Bude und versank in immer tiefere Be- wunderung. Hier sah ich so schöne Reiter aus den Rossen, oben rot und unten blau, und Säbel und Gewehre daneben und schöne Wagen aller Art, dort Pelzkappen und Gold darum, an einem dritten Orte ganze Haufen von Büchern und Bilder dabei und daneben Lebkuchen, ganze Stöße und groß wie Ofenbretter. Vor allem stand ich still, wie lange, weiß ich nicht. Ich hatte Vater und Zeit und alles vergessen. Den Batzen hielt ich in der Hand, dachte vor dem Sehen lange nicht an das Kaufen, und als endlich Wünsche nach dem Besitzen von etwas in mir aufstiegen, wußte ich lange nicht, was ich nehmen sollte. Mich hungerte, und die Lebkuchen lockten mich gar sehr. Aber die Pelzkappen wären so schön, die Männer auf den Rossen so stattlich, und die Bilder, ach! die gefielen mir gar zu wohl. Endlich siegte die Lust nach diesen; ich drängte mich durch, streckte den Batzen dar und begehrte das Bild, welches mir am besten gefiel. Aber da lachte der Krämer und sagte, dieses koste manchen Batzen. Kleinere wollte er mir zeigen; aber mein Sinn war einmal auf dieses gestellt. Da gedachte ich des Vaters, daß der viele Batzen habe, kehrte um, ihn zu suchen und Batzen zu holen. Ich lief und lief, aber fand den Vater nicht, fand den Ort nicht, wo ich ihn gelassen. Da wurde mir auf einmal entsetzlich bange ums Herz; eine Angst, von welcher man sich keinen Begriff macht, befiel mich; der Schweiß bedeckte mich, das Weinen übernahm mich, und ich fing an zu schreien: „Ätti, o Ätti, wo bist?" Aber kein Ätti gab Bescheid. Alleine war ich in der großen Stadt, die mir endlos schien, allein unter den Tausenden; unter ihnen kein bekanntes Gesicht, keine teilnehmende Seele. Nirgends einen Ätti, nicht einmal das Tor fand ich, zu welchem wir hereingekommen. In unendlichem Jammer drückte ich mich endlich an eine Mauer, hielt die Hände vor das Gesicht und weinte bitterlich. Die Reiter, Pelzkappen, Bilder, Lebkuchen — alles war noch da und auch mein Batzen noch. Aber für alles dieses hatte ich keine Augen mehr; für mich gab es keinen Trost, da der eine mir fehlte, der mir alles war, der Ätti. Ich weinte bitterlich, wie lange, weiß ich nicht. Da nahm mir jemand die Hände von den Augen, und eine bekannte Stimme fragte: „Eh, Peterli! bist du's? Was hast, daß du so weinst?" Mit ver- dunkelten Augen sah ich durch Tränen auf und erkannte unsern Lehrer. O, was so ein bekanntes Gesicht einem wohltun kann, wenn man sich

8. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 105

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
105 nach, und alle schrien: „Heil Mizra, dem Herrscher von Bagdad!" Da sahen die beiden Störche auf dem Dache des Palastes einander an, und der Kalif Chasid sprach: ,,Ahnst du jetzt, warum ich verzaubert bin, Grotzwesir? Dieser Mizra ist der Sohn meines Todfeindes, des mächtigen Zauberers Kaschnur, der mir in einer bösen Stunde Rache schwur. Aber noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Komm mit mir, du treuer Gefährte meines Elends, wir wollen zum Grab des Propheten wandern; vielleicht, datz an heiliger Stätte der Zauber gelöst wird." Sie erhoben sich vom Dache des Palastes und flogen der Gegend von Medina zu. Mit dem Fliegen wollte es aber nicht gar gut gehen, denn die beiden Störche hatten noch wenig Übung. ,,O Herr," ächzte nach ein paar Stunden der Grotzwesir, ,,ich halte es mit Eurer Erlaubnis nicht mehr lange aus, Ihr fliegt gar zu schnell! Auch ist es schon Abend, und wir tüten wohl, ein Unterkommen für die Nacht zu suchen." Chasid gab der Bitte seines Dieners Gehör; und da er unten im Tale eine Ruine erblickte, die ein Obdach zu gewähren schien, so flogen sie dahin. Der Ort, wo sie sich für diese Nacht niedergelassen hatten, schien ehemals ein Schloß gewesen zu sein. Schöne Säulen ragten unter den Trümmern hervor, mehrere Gemächer, die noch ziem- lich erhalten waren, zeugten von der ehemaligen Pracht des Hauses. Chasid und sein Begleiter gingen durch die Gänge umher, um sich ein trockenes Plätzchen zu suchen; plötzlich blieb der Storch Mansor stehen. „Herr und Gebieter," flüsterte er leise, „wenn es nur nicht töricht für einen Grotzwesir, noch mehr aber für einen Storchen wäre, sich vor Gespenstern zu fürchten! Mir ist ganz unheimlich zumul, denn hier neben hat es ganz vernehmlich geseufzt und gestöhnt." Der Kalif blieb nun auch stehen und hörte ganz deutlich ein leises Weinen, das eher einem Menschen als einem Tiere anzugehören schien. Voll Erwartung wollte er der Gegend zugehen, woher die Klagetöne kamen; der Wesir aber packte ihn mit dem Schnabel am Flügel und bat ihn flehentlich, sie nicht in neue, unbekannte Gefahren zu stürzen. Doch vergebens! Der Kalif, dem auch unter dem Storchenflügel ein tapferes Herz schlug, ritz sich mit Verlust einiger Federn los und eilte in einen finsteren Gang. Bald war er an einer Tür angelangt, die nur angelehnt schien, und woraus er deutliche Seufzer mit ein wenig Geheul vernahm. Er stietz mit dem Schnabel die Tür auf, blieb aber überrascht auf der Schwelle stehen. In dem verfallenen Gemach, das nur durch ein kleines

9. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 216

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
216 endlich so dreist und unsanft, daß der König darüber erwachte und zu dem Soldaten sagte: „Nun, wahrhaftig! du wirst mir noch alles Stroh wegnehmen !" Dies hörten die übrigen und verwiesen ihrem Kameraden seine Unvorsichtigkeit und Kühnheit. Dieser erkannte nun den König und steckte ihm, um den Fehler wieder gut zu machen, hastig das Stroh wieder unter den Leib. Der König sagte aber: „Laß es nur gut sein und behalte, was du hast." 152. Friedrich der Trotze und der Unteroffizier. Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrichs des Großen. Als der König im Jahre 1757 auf einem Marsch in Böhmen begriffen war, ritt er mit einem Husarenunteroffizier und sechs Mann Gemeinen voraus, die Gegend auszukundschaften. Bei dieser Gelegen- heit kam dem König eine feindliche Husarenpatrouille von fünfzehn Mann entgegen. „Was will Er nun machen?" fragte Friedrich den Unteroffizier. — „Wenn Jhro Majestät erlauben, dast ich denken darf, Sie wären nicht zugegen, so jagte ich die fünfzehn Husaren alle zum Teufel." — „Nun, so denk' Er das einmal!" — Der Unteroffizier wen- dete sich jetzt zu seinen sechs Mann und rief ihnen zu: „Kinder, nun vorwärts, marsch! Ein jeder von euch erhält einen Friedrichsdor. Ihr kennt mich." Er liest seine Mannschaft in einer Reihe aufmarschieren, und so jagte er auf die feindliche Patrouille los und hieb so lebhaft ein, dast nach einigen Minuten die Feinde flohen und zwei Tote und sechs Verwundete hinterliesten, die als Gefangene zurückgebracht wurden. Auf preustischer Seite waren der Unteroffizier und ein Gemeiner ver- wundet und ein Pferd totgeschossen. Der König ritt dem verwundeten Unteroffizier entgegen, nahm den Hut ab und sagte: „Herr Leutnant, ich danke für Seine Bravour und Seine guten Gesinnungen gegen mich. Den Husaren werde ich Sein Versprechen doppelt erfüllen, und Seine Ausrüstung besorge ich auch." 153. Friedrich der Trotze und sein Kammerdiener. Rulemann Friedrich Eylerk. Friedrich der Graste hatte einst, wie es so oft geschah, anhaltend gearbeitet und säst noch schreibend an seinem Pulte, als die Mitter- nachtstunde schon geschlagen hatte. Der hereintretende Kammerdiener

10. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 267

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Vs'-y'-X-'-S ^S^S''4s~'Ss^S''4s-'^S~'4s~'-Ss''4s~~^S~ 267 Warum ist er aber gerade heute, am Sonntag, zur nächsten Stadt gegangen und schleppt sich jetzt trotz Staub und Hitze mit seinem Zwerch- sack auf dem Heimweg? Das sind nicht die nichtigen Habseligkeiten allein, die ihn in die Stadt getrieben. Die hätte er wohl noch manchen Tag missen mögen! Nein, es schwirrt etwas in der Lust, das ihn bedrückt und um seinen Besitz fürchten läßt, ihn mehr als „die andern"; denn die haben ja nichts zu verlieren. Aber er — der reiche Bauer! Das ist was andres! Und es ist so schwül jetzt im Völkerleben und so drückend, wie auf seiner staubigen Landstraße, die er dahinzieht. In der Natur zwar zeigt sich kein Wölkchen, soweit er zu blicken vermag; kein Lufthauch streicht durchs Maintal — aber am Völkerhimmel, da braut sich was zusammen, da droht's gewitterschwer. Denn man schreibt den Juli 1870, und die Gerüchte alle und die Kriegsahnung, die haben den roten Hannes nicht zu Hause gelassen. Er muß sich Gewißheit verschaffen; er will wissen, wie es steht, wenn „die andern" draußen auf dem Dorfe träumen und schlafen. Deshalb ist er in die Stadt gegangen. Und sein scharfes Auge, dort hat es deutlich gesehen: die Menschen sind nicht wie sonst, ruhig und gelassen, nein, sie tragen etwas in sich, wie vom Fieber ergriffen, sind erregt und doch nicht mitteilsam. Denn im stillen fürchtet jeder etwas für sich: die Frau für den Gatten, die Mutter für den Sohn! Und wer weiß, wie bald der Krieg beginnt, vielleicht noch heute, und wenn heute nicht — morgen! Um Frankreich handelt sich's — und so ein Franzose ist hitzköpfiger Natur. „Hitzköpfig, ja, das sind sie, die Franzosen — die könnten am Ende anfangen!" sagt sich der rote Hannes und vergißt dabei, daß ihn selbst trotz seiner Jahre oft der grimmigste Jähzorn packt. Wenn die Franzosen wirklich kämen! — Dieselbe Beklemmung, die er drinnen in der Stadt, an jedem Ort und an jedem Menschen verspürt, drückt auch auf ihn. Aber — wenn die Franzosen kämen — das ist's ja zunächst gar nicht, was ihn beklemmt. Da gibt's zuvor noch andere Fragen! Mit wem gehen wir denn eigentlich, wir Franken, wir Bayern, wenn's wirklich losgehen sollte? Die Sorge beschäftigt ihn jetzt. Mit den Preußen? Mit den Franzosen? Daß dich der Teufel — am End' gar mit den Preußen? Und mein Lennert? So nennen sie seinen ein- zigen Sohn Leonhard im Dorfe. Mein Lennert? Wird der auch mit- müssen? Auch ausrücken? In den Krieg ziehen? Er ist zwar schon bei
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