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1. Heimatkunde von Ostpreußen - S. 20

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
20 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen. eine immerwährende Zlamme brannte, die von keuschen Jungfrauen bewacht und unterhalten wurde. Zu diesem Dienste war auch einmal ein Mägdlein erkoren, das durch seine Schönheit das herz eines samländischen Edeln entzündet hatte. Dieser schwur, trotz des Spruches des (Dberpriesters, die Erwählte dem Mar zu entreißen und als Gattin in seine Wohnung zu führen. Dreimal stürmte er das Heiligtum, drei- mal wurden seine Scharen von den Wächtern zurückgeworfen. Endlich drang der Jüngling durch die Pforte, schon umfaßte sein Arm die Jungfrau. Da erbrauste plötzlich eine wütende Windsbraut, Blitze durchzuckten die Luft, und die Mauern des heilig- tums stürzten zusammen, den Zreoler unter ihrer Last begrabend. Die heilige Zlamme aber war auf ewig erloschen. Seitdem hört man oft auf dem Gipfel des Berges um Mitternacht ein wirres Getöse wie Schlachtendrang und Rasseln der Waffen, bis auf einmal ein flammendes Licht aus dem Loden herausfährt. Dann verstummt plötzlich das Toben. Z. Hans von Sagan. In der Litauerschlacht bei Rudau im Samlande, unweit der Hauptstadt Königsberg, ging es über den Orden hart her, und seine Streiter fingen an zu weichen. Da trat ein Schustergeselle aus dem Kneiphof, mit Namen Hans von Sagan auf. Oer ergriff die schon niedergesunkene Zahne, richtete sie wieder auf und machte dadurch sowie durch mutiges Zureden das schon fliehende Ordensvolk wieder beherzt und freudig, so daß die Schlacht gewonnen und das Zeld behauptet wurde. Oerselbe Schustergeselle trug aber einen blauen Ärmel. Oeshalb verlieh der Orden der Stadt Kneiphof in ihrem Wappen eine Hand mit einem blauen Ärmel und gab der Bürgerschaft alljährlich am Himmelfahrtstage auf dem Schlosse ein großes Fest, welches das Schmeckbier genannt würde. Oieses geschah aber deshalb, weil Hans von Sagan, als der Hochmeister nach der gewonnenen Schlacht ihm befahl, sich eine Gnade auszukitten, nichts weiter verlangte, als daß jährlich am Himmelfahrtstage den Kneiphöfischen Bürgern zur Lust und Zreude ein Gastmahl im Schloß auf Unkosten der Herrschaft gegeben werde. Zur Erinnerung an den tapferen Gesellen soll sich dessen Bild früher lange Zeit auf einer Wetterfahne des Schloßturmes befunden haben. 5luch eine Pumpe auf dem Haberberg hat lange die holzgeschnitzte Zigur des mutigen Schusters getragen. Ooch auch sie ist vor noch nicht langer Zeit verloren gegangen. Aber im Gedächtnis des Volkes sowie in Lied und Sage lebt der Held des edeln Handwerker- standes vom Nudauer Zelde weiter. B. Litauen. a) Grenzen. Die Landschaft Litauen nimmt den nordöstlichsten Teil unserer Provinz ein. Sie breitet sich von der äußersten Nordostecke Ostpreußens bis zum Goldapfluß im Süden aus und umfaßt das Mündungsgebiet der Niemel und das Ouellgebiet des pregels. d) vas Landschaftsbild wird im Süden vom pregel, im nördlichen Teile von der Ntemel und ihren Mündungsarmen beherrscht. Diese kommt aus Nuß- land und heißt dort Njemen. Sie gehört nur in einem Teile ihres Unterlaufes der Provinz Ostpreußen an. Lei dem Hauptzollamte Schmalleningken tritt sie in preußisches Gebiet. In nordwestlicher Richtung fließt sie dem Kurischen Haffe zu. Lei der Stadt Nagnit wird sie von waldigen Uferbergen begleitet, unter denen der sagenreiche Roinbinus am bekanntesten ist. Oer stattliche Strom ist oft von zahlreichen Holzflößen bedeckt, welche mächtige Holzstämme aus Nußland stromabwärts führen, die zu langgestreckten Traften verbunden sind. Oesgleichen erblickt man häufig auf ihm aus einfachen Brettern zu- sammengeschlagene Wittinnen, die Getreide, holz, Klachs und Hanf aus Nuß-

2. Alte Geschichte - S. 61

1879 - Dillenburg : Seel
— 61 — dem berühmten griechischen Philosophen Aristoteles übertragen, welcher den reichbegabten Jüngling in die Tiefen griechischer Weisheit einführte. Besonders war Alexander für Homer begeistert, dessen Jlliade er in einer Abschrift stets unter seinem Kopfkissen hatte. Er bewunderte hauptsächlich den Achilles, den er sich Zum Vorbilde nahm, und wie jener wählte er sich einen Freund, Hephästion, den er seinen Patroklus nannte und bis an's Ende treu liebte. Ein unauslöschlicher Thatendurst beseelte ihn, Als einst seinem Vater eine gewonnene Schlacht gemeldet wurde und alle in der Nähe des Königs sich befindenden Personen darüber freudig bewegt waren, war allein Alexander stumm und traurig. Auf die Frage nach dem Grunde seiner Traurigkeit antwortete er: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" Wiewohl es ihm in körperlichen Uebungen keiner zuvor that, betheiligte sich Alexander an den öffentlichen Wettkämpfen nicht, da er dort, wie er sagte, nicht mit Königsföhnen kämpfen könne. Als achtzehnjähriger Jüngling betheiligte er sich an der Schlacht bei Chäronea und soll durch seine Unerschrockenheit als Befehlshaber einer Reiterabtheilung nicht wenig zum Siege beigetragen haben. Als einst seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Pferd, Bueephalus, zum Kaufe angeboten wurde und selbst die besten Reiter das Pferd nicht besteigen und reiten konnten, bat Alexander seinen Vater, der das Pferd eben abführen lassen wollte, ihm auch einen Versuch zu gestatten. Er hatte bemerkt, daß das Pferd sich vor feinem Schatten fürchtete und führte es deshalb gegen die Sonne. Dann streichelte er es ein wenig, und plötzlich faß er ihm auf dem Rücken. Das erschreckte Thier flog pfeilschnell mit ihm davon, so daß man für fein Leben fürchtete. Bald aber kehrte er zurück und lenkte das Roß bald rechts, bald links. Alle staunten, und König Philipp rief aus: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich; Macedonien ist für dich zu klein." c. Alexanders erste Thaten. Alexander war 20 Jahre alt, als er die Regierung antrat. Nachdem er sich in Macedonien Geltung verschafft hatte, ließ er sich auf einer Staaten-Verfamm-lung in Korinth zum unbeschränkten Oberfeldherru der Griechen ernennen. Dann wandte er sich mit feinem Heere in den nördlichen Theil Macedoniens, um dessen empörte Völkerschaften zum Gehorsam zurückzuführen. Während dieses siegreichen Feldzuges verbreitete sich in Griechenland die Nachricht von seinem Tode.

3. Neue und neueste Geschichte - S. 25

1880 - Dillenburg : Seel
— 25 — wurde ein junger Bauer herbeigebracht, der dem Kaiser eine Fnrt durch den Strom zu zeigen versprach; die Sachsen hatten ihm zwei Pferde weggenommen, und aus Rache verrieth er den Ueber-gang. Am andern Morgen, als noch dichter Nebel den Fluß deckte, wurde der Uebergang versncht, aber durch das heftige Feuer der Sachsen vereitelt. Da diesseits keine Kähne aufzutreiben waren — die Sachsen hatten sie au das jenseitige Ufer geholt und hielten sie besetzt —, so befahl der Kaiser, dem Feinde die Nachen zu nehmen. Schnell sprangen zehn kühne Spanier in den Strom, schwammen hinüber und nahmen den Sachsen nach einem kurzen, aber blutigen Gefechte die Nachen ab; diese wurden sofort mit Scharfschützen besetzt, und während durch das Feuer derselben der Feind beschäftigt wurde, setzte ein Theil der Reiterei auf der Furt über. Bald folgten auch Herzog Albrecht, Moritz, König Ferdinand und der Kaiser; des letzteren Pferd führte jener Bauer. Mit Hülfe der Kähne schlng man eine Schiffbrücke und führte so mit Leichtigkeit das Fußvolk und die Munition über den Fluß; noch ehe letztere ankam, war schon das Heer in Schlachtordnung ausgestellt. Es war ein schöner Sonntagmorgen, der 24. April 1546. 1546 Der Kurfürst, in dem festen Glauben, daß das ihm gegenüberstehende Heer nicht das kaiserliche sei, war zur Kirche gegangen, und als er während des Gottesdienstes die Nachricht von dem Stromübergang erhielt, glaubte er es nicht, wartete auch erst das Ende der Predigt ab, ehe er zu seinem Heere eilte. Noch immer hoffte er, Wittenberg erreichen zu können; aber auf der Lochauer Heide wurde sein Heer von den Kaiserlichen zum Stehen gebracht und zum Kampfe gezwungen. Unter dem Geschrei: „Hispania! Hispauia!" warf sich die spanische Reiterei auf die sächsische und schlug sie so zurück, daß diese auf ihrer Flucht Unordnung in das Fußvolk brachte; als daher der Hauptangriff des kaiserlichen Heeres erfolgte, war das sächsische bald überwältigt. In regelloser Flucht zerstreute sich das sächsische Heer über die ganze Heide; Tausende lagen erschlagen; viele waren gefangen genommen worden. Der Sohn des Kurfürsten erreichte mit großer Mühe und schwer verwundet Wittenberg; der Kurfürst selbst war auf der Flucht eingeholt worden; er wehrte sich tapfer, erhielt aber .einen Hieb ins Gesicht und mußte sich ergeben. Bor den Kaiser gebracht, rief er aus: „Herr Gott! erbarme dich meiner! Nun bin ich hier!" Der Kaiser empfing ihn sehr ungnädig. Als der Gefangene ihn anredete: „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!"

4. Neue und neueste Geschichte - S. 164

1880 - Dillenburg : Seel
erstürmt und mußte trotz aller Anstrengung wieder aufgegeben werden. Erst nachmittags vier Uhr erschien Bernadotte auf dem Schlachtfelde, und da nun der Angriff ein allgemeiner wurde, war auf andern Seiten der Sieg bald errungen, und der Sturm auf Probslhaida konnte aufgegeben werden. Mitten in der Schlacht gingen die Sachsen und Würtemberger zu den Verbündeten über, wurden aber hinter die Schlachtlinie geschickt, weil man ihnen nicht recht traute und weil die Würtemberger während des Waffenstillstandes das Lützow'sche Corps niedergemacht hatten. Trüb und finster saß Napoleon auf einem alten Schemel bei der Windmühle; er sah seinen Schlachtenstern untergehen; stumm und düster umstanden ihn seine Generäle. Mit Anbruch der Nacht war die Schlacht entschieden; Napoleon raffte sich auf und eilte nach Leipzig, wo er sofort Anordnungen zum Rückzüge traf. Am Morgen des 19. October war das Schlachtfeld von Feinden leer; sofort ging es auf Leipzig zu, um auch die Stadt ' zu nehmen. Um 8 Uhr war Blücher schon vor Leipzig. Trotz tapferer Vertheidigung durch die Franzosen wurde die Stadt erobert; mittags 1 Uhr war sie in den Händen der Verbündeten. Schon den ganzen Morgen hatte der Rückzug des französischen Heeres gedauert; erst um 11 Uhr konnte der Kaiser die Stadt verlassen. Aber noch waren 20 000 in derselben zurück. Da ertönt plötzlich ein furchtbarer Schlag; die Elsterbrücke war durch ein Mißverständnis zu frühe in die Luft gesprengt worden. Nun wurde die Verwirrung noch größer; alles drängte in wilder Hast nach dem Flusse, mit auf irgend eine Weise zu entkommen; viele, die sich den Wellen anvertraut hatten, um hiuüberzuschwimmen, ertranken, unter ihnen auch der tapfere Polenheld Poniatowsky. Um 1 Uhr hielten die verbündeten Fürsten ihren Einzug in Leipzig, als Erretter und Befreier freudig begrüßt. Der König von Sachsen wurde als Kriegsgefangener nach Berlin geschickt. Ungeheurer Jubel erhob sich, als Blücher ankam; Kaiser Alexander ging ihm entgegen, umarmte ihn und dankte ihm dafür, daß er das Beste gethan habe. Auch Friedrich Wilhelm dankte ihm gerührt für seine Verdienste und erhob ihn zum General-Feld-^ marschall. Napoleon hatte in der Schlacht bei Leipzig an 70000 Mann an Todten und Verwundeten verloren; 300 Geschütze und 1000 Wagen waren die Beute der Verbündeten. Mit 100 000 Mann floh er dem Rheine zu. Aber auch die Verbündeten hatten schwere Opfer Zu verzeichnen; an 50000 lagen todt oder verwundet auf den Schlachtfeldern. Die Verwundeten waren kantn uuterzu-bringen; die Pflege derselben mußte bei der ungeheuren Zahl

5. Hellas - S. 325

1876 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
Die Zeit nach Alexander des Groen Tod. 325 Makedonien und trennten sich hier, immer noch 100,000 Mann stark in 2 Heereshaufen, von denen der eine nach Jllyrien, der andere nach Thra-kien zog. Dieser Theil der Gallier lie sich theils hier nieder, theils zogen sie der den Hellespont nach Kleinasien, wo sie von den hellenischen Fürsten Kleinasiens hufig in ihren Kriegen als Soldknechte benutzt wurden, und sich schlielich in Galatia ein Reich grndeten. Pyrrhos in Epeiros. In dem zerrtteten Makedonien erlangte jetzt des Demetrios fluger Sohn Anngonos Gonats das K'nigthum und suchte die brgerliche Ordnung wieder herzustellen. Der Epeirotenknig Pyrrhos war damals gerade von seinem italischen Feldzuge zurckgekehrt, ans dem er viele Verluste erlitten hatte, und suchte sich durch einen Einfall in Makedonien zu entschdigen. Er brachte dem Antigonos mehrere Niederlagen bei und bemchtigte sich Makedoniens. Pyrrho s war halb Held, halb Abenteuerer: er besa einen krftigen Charakter, Tugend und Sittenreinheit und riss Mit- und Nachwelt zur Bewunderung und Liebe hin. Ihm ward durch seinen Thatendrang das wechselvollste Leben; aber leider besa er nur die Kunst des Erwerbens, nicht die des Erhaltens. Seine streitbaren Epeiroten liebten ihn mit begeisterter Hingebung, sie nannten ihn den Adler. Whrend Antigonos in den Kstenstdten Thrakiens ein neues Heer sammelte, zog Pyrrhos mit einem Heere von 25,000 Mann, 2,000 Reitern und 24 Elephanten vor Sparta, wohin ihn der seine Vaterstadt befehdende König Klenymos rief. Vergebens strmte Pyrrhos gegen das wohlbefestigte Sparta: die Spartaner strengten sich an wie in den Tagen der Vter, (besonders muthig bewiesen sich dabei die Frauen), und Pyrrhos musste den Rckzug antreten. Da zog er nach Argos, wohin sich Antigonos mit seinen Truppen begeben hatte. Schon war der Epeirotenknig in der Nacht in die Stadt eingedrungen, da musste er sich am Morgen vor der Ueberzhl der Feinde wieder zurckziehen. In der Nhe des Stadtthores entstand ein starkes Gedrnge. Da sah eine arme alte Frau von dem Dache ihres Hauses aus ihren Sohn mitten in dem Waffengetmmel mit dem Könige im Kampfe. Sie schleuderte verzweiflungsvoll einen Ziegelstein auf den schon verwundeten König und dieser sank betubt zu Boden. Einer von des Antigonos Leuten schnitt ihm den Kops ab und brachte denselben vor Antigonos. Dieser verhllte sein Antlitz und weinte, denn er gedachte des Schicksals seines Grovaters Antigonos und seines Vaters Demetrios. Bald nach dem Tode des Pyrrhos 'erlosch das akidengeschlecht, und das epeirotische Knigreich zerfiel in einzelne Vlkerschaften. Das Heer des Pyrrhos lste sich auf und der grte Theil desselben trat in die Dienste des Siegers Antigonos. Dieser brachte Makedonien und Thessalien in seinen Besitz und suchte ganz Griechenland an sich zu fesseln. In den meisten Staaten dieses Landes erlangte jetzt die makedonisch-aristokratische Partei die Herrschaft; in vielen Staaten warfen sich Zwing-Herrn auf, welche sich alle unter den Schutz des makedonischen Knigs stellten, und dieser schickte Burgbesatzungen in die wichtigsten Städte. Athen verschwand von dieser Zeit an als politische Macht von der Weltbhne, blieb aber noch viele Menschenalter hindurch der Sitz vielseitiger Bildung und Gelehrsamkeit.

6. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 164

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
164 noch ein paar Stündchen zu schlummern; denn in der nächsten Nacht wird wenig an Schlaf zu denken sein. Dann geht es um Skagen und durch das gefürchtete Kattegatt, und er kann das Deck nicht verlassen, während er es bei Tage seinem bewährten Ober- torpeder wohl anvertrauen darf. Schon beginnen seine Oedanken zu verschwimmen; da schnellt er plötzlich von seinem Lager empor. Ein Schrei hat ihn geweckt. Im selben Augenblicke stoppt auch die Maschine, und über seinem Kopfe hört er die Schritte von hin und her laufenden Menschen. Er stürmt an Deck. „Was ist vorgefallen?" ruft er mit gepreßter Stimme. „Mann über Bord!“ lautet die Antwort, jener schaurige Ruf an Bord, der alle Herzen erzittern läßt. Der Kommandant braucht keine weiteren Befehle zu erteilen; der umsichtige Obertorpeder hat bereits die richtigen gegeben. Im Augenblicke, wo der Mann auf dem schlüpfrigen, nur von einem Strecktau umzogenen Deck ausglitt und über Bord fiel, flog ihm auch schon die stets klar hängende Rettungsboje zu, die einen Verunglückten bis zur Brust über Wasser hält. Ohne weiteren Befehl stürzte die Besatzung zu dem auf dem Deck liegenden Boote, um es blitzschnell zu lösen und mit nervigem Arm über Bord zu schieben, während ein Unteroffizier und ein zweiter Mann auf den Kommando- und den Steuerturm sprangen, um den Verunglückten mit den Augen zu verfolgen und dem nacheilenden Boote die Richtung anzugeben. Es dauert keine Minute, bis das letztere zu Wasser gebracht ist und abstößt; aber trotz des kräftigen Rückwärts- schlagens der Schraube ist das Torpedoboot bei seiner rasenden Fahrt noch Hunderte von Schritten vorausgeschossen, ehe es zum Stillstände gebracht werden konnte. Aller Augen spähen nach dem Mann; er ist verschwunden, und das Herz krampst sich zusammen. „Ich sehe ihn, ich sehe ihn!“ ruft freudig der Obertorpeder und zeigt mit ausgestrecktem Arm, wohin die Leute im Boote zu rudern haben. „Er hat die Boje!“ ergänzt er seine Meldung; alle atmen tief auf. Gott sei Dank! Diesmal ist das drohende Unheil noch glücklich abgewendet worden, und ein jubelndes Hurra begrüßt den Augenblick, in dem der Ver- lorengeglaubte vom Boote geborgen wird. Das Torpedoboot dampft ihm entgegen, und bald befindet er sich an Bord, freilich fast erstarrt in dem eisigen Wasser; aber ein Glas heißen Grogs setzt sein Blut in die nötige Wallung und bringt ihn schnell wieder auf die Beine.

7. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 252

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
252 großen Stadt, täglich 400 Taler zu seinem Unterhalt erpreßt, der Herzog von Abrantes vier Wochen lang täglich 75 Taler. Die Offiziere halten von der Frau des armen Dorfgeistlichen gefordert, daß sie ihnen die Schinken in Rotwein koche; den fettesten Rahm tranken sie aus trügen und gossen Zimtessenz darüber; auch der Gemeine bis zum Trommler hatte getobt, wenn er des Mittags nicht zwei Gänge erhielt, wie Wahnsinnige hatten sie gegessen. Aber schon damals ahnte das Volk, daß die Franzosen so nicht zurückkehren würden, und diese glaubten es selbst. Wenn sie sonst mit ihrem Kaiser in den Krieg gezogen waren, hatten ihre Rosse gewiehert, so oft sie aus dem Stalle geführt wurden; damals ließen sie traurig die Köpfe hängen; sonst waren die Krähen und Raben dem Heere des Kaisers entgegengeflogen; damals begleiteten die Vögel der Walstatt das Heer nach Osten, ihren Fraß erwartend. Aber was jetzt zurückkehrte, das kam kläglicher, als einer im Volk geträumt hatte. Es war eine Herde armer Sünder, die ihren letzten Gang angetreten hatten, es waren wandelnde Leichen. Ungeordnete Hausen, aus allen Truppengattungen und Nationen zusammengesetzt, ohne Kommandoruf und Trommel, lautlos wie ein Totenzug, nahten sie der Stadt. Alle waren unbewaffnet, keiner beritten, keiner in voll- ständiger Montur, die Bekleidung zerlumpt und unsauber, aus den Kleidungsstücken der Bauern und ihrer Frauen ergänzt. Was jeder gefunden, hatte er an Kopf und Schultern gehängt, um eine Hülle gegen die markzerstörende Kälte zu haben: alte Säcke, zerrissene Pferde- decken, Teppiche, Schals, frisch abgezogene Häute von Katzen und Hunden; man sah Grenadiere in großen Schafpelzen, Kürassiere, die Weiberröcke von buntem Fries wie spanische Mäntel trugen. Nur wenige hatten Helm und Tschako, jede Art Kopftracht, bunte und weiße Nacht- mützen, wie sie der Bauer trug, tief in das Gesicht gezogen, ein Tuch oder ein Stück Pelz zum Schutz der Ohren darübergeknüpft, Tücher auch über den untern Teil des Gesichts. Und doch waren der Mehrzahl Ohren und Nase erfroren und feuerrot, erloschen lagen die dunkeln Augen in ihren Höhlen. Selten trug einer Schuh oder Stiefel; glücklich war, wer in Filzsocken oder in weiten Pelzschuhen den elenden Marsch machen konnte; vielen waren die Füße mit Stroh umwickelt, mit Decken, Lappen, dem Fell der Tornister oder dem Filz von alten Hüten. Alle wankten, auf Stöcke gestützt, lahm und hinkend. Auch die Garden unter- schieden sich von den übrigen wenig; ihre Mäntel waren verbrannt, nur

8. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 146

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
10. Wie wird das Bild der alten Tage Durch eure Träume glänzend weh'n! Gleich einer stillen, frommen Sage Wird es euch vor der Seele steh'n. 11. Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden: Gott schütz' euch, Mann und Weib und Greis; Sei Freude eurer Brust beschieden Und euren Feldern Reis und Mais! 64. Die Trompete von Bionville. Ferdinand Freiligrath. 1. Sie haben Tod und Verderben gespie'n; — Wir haben es nicht gelitten. Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Batterien, Wir haben sie niedergeritten. 2. Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt, Tief die Lanzen und hoch die Fahnen, — So haben wir sie zusammengesprengt, Kürassiere wir und Ulanen. 3. Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt; Wohl wichen sie unsern Hieben; Doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt, Unser zweiter Mann ist geblieben. 4. Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft, So lagen sie bleich auf dem Rasen, In der Kraft, in der Jugend dahingerafft! — Run, Trompeter, zum Sammeln geblasen! 5. Und er nahm die Trompet', und er hauchte hinein; Da, — die mutig mit schmetterndem Grimme Uns geführt in den herrlichen Kampf hinein, Der Trompete versagte die Stimme! 6. Nur ein klangloses Wimmern, ein Schrei voll Schmerz Entquoll dem metallenen Munde; Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz, — Um die Toten klagte die wunde!

9. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 388

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
388 sich die rasenden Wellen empor, und niemand wagte mehr, auf Rettung zu hoffen. In diesem Augenblicke bewährte sich deutsche Vaterlands- liebe und Königstreue. Der Kommandant, Kapitän Cochius, ließ den Befehl geben: „Alle Mann achteraus!" And hier auf dem Achterdeck erscholl mitten im heftigsten Wogengebrüll aus 150 Kehlen ein das Pfeifen des Sturmes übertönendes Hoch auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser. Es wäre dieser Vorgang wohl nie bekannt geworden, wenn nicht eine große Flutwelle das Schiff noch einmal flott gemacht und näher ans Land geworfen hätte. Hierdurch wurde es möglich, die Rettung der schon dem Tode anheimgefallenen Mannschaft zu bewerk- stelligen. Die Brigg war von den Strandbewohnern bemerkt worden. Sofort hatte man die Mannschaft der Rettungsstation alarmiert. Da ein Hinausfahren mit dem Rettungsboote wegen der hohen Brandung unmöglich war, wurde der Raketenapparat aufgestellt. Die erste Rakete ging fehl; sie fiel kurz vor dem Bug des Schiffes ins Wasser. Die zweite traf zwischen die Masten. An der Schußleine wurde der Steert- block hinübergezogen, das ist eine Rolle mit einer Schnur ohne Ende, dem sogenannten Läufer. Doch was ist das? Die Leine bleibt plötzlich stecken. Sie hat sich in dem Tauwerk des Schiffes verfangen, und wenn es nicht gelingt, sie zu lösen, so ist die Mannschaft im Angesichte des Landes doch dem sicheren Untergange geweiht. Bis zur Brust im Wasser stehend, verharrt die Rettungsmannschaft an ihrem Platze. Es ist stockdunkle Nacht geworden. Stunden vergehen in bangem Erwarten. Die bis zum Tode erschöpfte Mannschaft der „Undine" kann das Tauwerk nicht entwirren. Da — eine halbe Stunde nach Mitter- nacht — gelingt es dem Leutnant z. S. Ianke mit Aufbietung der letzten Kräfte, die Leine klar zu machen. Nun wird durch eine Laterne ein Zeichen nach dem Lande gegeben, daß das Rettungswerk seinen Fortgang nehmen kann. Die Mannschaft faßt neuen Mut. Bald ist der Steertblock herübergeholt. An dem Läufer wird nun auch das dicke Rettungstau an Bord gezogen und über der Rolle am Mast befestigt. Schnell ist auch die Hosenboje hinübergezogen, das ist ein Nettungsgürtel mit einer daran befindlichen Hose, in welche die Schiff- brüchigen hineinsteigen müssen. Um eineinhalb Uhr wird der erste Mann an Land gebracht. Es ist ein Marineleutnant. Bald folgen andere Leute der Besatzung mit ihren Waffen nach. Um siebeneinhalb Uhr morgens ist die ganze Mannschaft gerettet. Außer einem Matrosen,

10. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 115

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
115 „Iltis" mit einem südlichen Kurse dem Hafen von Kiautschou zu. Unter dem Kommando des Kapitänleutnants Braun stehend, hatte es bei stür- mischer See mit Wind und Wetter hart zu kämpfen, und je weiter der Tag vorrückte, desto bewegter wurde die See. Um zehn Uhr am Übend mußten die Segel geborgen werden, und der Gang der Maschine wurde verlangsamt, denn die Leuchtfeuer der stellenweise gefährlichen Küste waren des strömenden Kegens halber nicht sichtbar, plötzlich, gegen elf Uhr in der Nacht, erschütterte ein harter Stotz das kleine Schiff. Dem ersten folgte schnell ein zweiter, und das Schiff saß jetzt fest auf einem Felsenriff im Süden der Sangkaubai. „Klle Mann auf Deck!" erscholl sofort das Kommando, und die ganze dienstfähige Mannschaft stellte sich auf dem Hinterdeck in Keih und Glied. Während Hagel und Kegen herniederprasselten, stand alles in strammer Haltung da. Unter die Kranken aber wurden Schwimm- gürtel verteilt, und ein Krrestant ward in Freiheit gesetzt. In den Maschinenraum war binnen wenigen Minuten durch ein Leck so viel Wasser eingedrungen, daß Maschinisten und Heizer ihn ver- lassen mußten. Der zum Orkan angewachsene Sturm peitschte die Brandung über das Schiff hinweg. Kn den Klippen, die durch das Dunkel der Nacht herüberschimmerten, wurde sie zerstäubt. Das Schiff zu retten, war keine Hoffnung mehr vorhanden. Kapitän Braun aber wich nicht von der Kommandobrücke, auch dann noch nicht, als die holz- wie die Eisenteile des Dampfers schon barsten. Seine Stimme überhallte das Tosen des Sturmes. Ein erschütternder Wogenprall riß plötzlich das Hinterdeck von dem zwischen zwei Felsen eingeklemmten Vorderdeck und schleuderte jenes diesem an die Seite. Es war eine Mahnung an das nahe Ende. „Ein Hurra Sr. Majestät!" donnerte des Kapitäns mächtige Stimme da von der Kommandobrücke herab. Und „Hurra!" erbrauste es aus den Kehlen der dem Tode geweihten Schar. Ein dreimaliges „Hurra!" mischte sich mit dem Brausen des Sturmes und dem Branden der Wogen. Kaum aber war der patriotische Ruf verhallt, da schleuderte eine Woge den Führer der Heldenschar von der Kommandobrücke herab; der Kapitän verschwand in der Tiefe und wurde nie mehr gesehen. Kls Notsignale brannte der Oberfeuerwerker Kaehm nun auf dem Kchterdeck mehrere Kaketen ab, wenn auch ohne Hoffnung auf Erfolg. Dann schmetterte seine prächtige Stimme, die so oft schon in froher Stunde den Gesangeschor der Kameraden geleitet hatte, die geliebten Klänge des deutschen Flaggenliedes in die Nacht hinaus: 8*
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