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1. Alte Geschichte - S. 61

1879 - Dillenburg : Seel
— 61 — dem berühmten griechischen Philosophen Aristoteles übertragen, welcher den reichbegabten Jüngling in die Tiefen griechischer Weisheit einführte. Besonders war Alexander für Homer begeistert, dessen Jlliade er in einer Abschrift stets unter seinem Kopfkissen hatte. Er bewunderte hauptsächlich den Achilles, den er sich Zum Vorbilde nahm, und wie jener wählte er sich einen Freund, Hephästion, den er seinen Patroklus nannte und bis an's Ende treu liebte. Ein unauslöschlicher Thatendurst beseelte ihn, Als einst seinem Vater eine gewonnene Schlacht gemeldet wurde und alle in der Nähe des Königs sich befindenden Personen darüber freudig bewegt waren, war allein Alexander stumm und traurig. Auf die Frage nach dem Grunde seiner Traurigkeit antwortete er: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" Wiewohl es ihm in körperlichen Uebungen keiner zuvor that, betheiligte sich Alexander an den öffentlichen Wettkämpfen nicht, da er dort, wie er sagte, nicht mit Königsföhnen kämpfen könne. Als achtzehnjähriger Jüngling betheiligte er sich an der Schlacht bei Chäronea und soll durch seine Unerschrockenheit als Befehlshaber einer Reiterabtheilung nicht wenig zum Siege beigetragen haben. Als einst seinem Vater ein prächtiges, aber sehr wildes Pferd, Bueephalus, zum Kaufe angeboten wurde und selbst die besten Reiter das Pferd nicht besteigen und reiten konnten, bat Alexander seinen Vater, der das Pferd eben abführen lassen wollte, ihm auch einen Versuch zu gestatten. Er hatte bemerkt, daß das Pferd sich vor feinem Schatten fürchtete und führte es deshalb gegen die Sonne. Dann streichelte er es ein wenig, und plötzlich faß er ihm auf dem Rücken. Das erschreckte Thier flog pfeilschnell mit ihm davon, so daß man für fein Leben fürchtete. Bald aber kehrte er zurück und lenkte das Roß bald rechts, bald links. Alle staunten, und König Philipp rief aus: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich; Macedonien ist für dich zu klein." c. Alexanders erste Thaten. Alexander war 20 Jahre alt, als er die Regierung antrat. Nachdem er sich in Macedonien Geltung verschafft hatte, ließ er sich auf einer Staaten-Verfamm-lung in Korinth zum unbeschränkten Oberfeldherru der Griechen ernennen. Dann wandte er sich mit feinem Heere in den nördlichen Theil Macedoniens, um dessen empörte Völkerschaften zum Gehorsam zurückzuführen. Während dieses siegreichen Feldzuges verbreitete sich in Griechenland die Nachricht von seinem Tode.

2. Hellas - S. 325

1876 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
Die Zeit nach Alexander des Groen Tod. 325 Makedonien und trennten sich hier, immer noch 100,000 Mann stark in 2 Heereshaufen, von denen der eine nach Jllyrien, der andere nach Thra-kien zog. Dieser Theil der Gallier lie sich theils hier nieder, theils zogen sie der den Hellespont nach Kleinasien, wo sie von den hellenischen Fürsten Kleinasiens hufig in ihren Kriegen als Soldknechte benutzt wurden, und sich schlielich in Galatia ein Reich grndeten. Pyrrhos in Epeiros. In dem zerrtteten Makedonien erlangte jetzt des Demetrios fluger Sohn Anngonos Gonats das K'nigthum und suchte die brgerliche Ordnung wieder herzustellen. Der Epeirotenknig Pyrrhos war damals gerade von seinem italischen Feldzuge zurckgekehrt, ans dem er viele Verluste erlitten hatte, und suchte sich durch einen Einfall in Makedonien zu entschdigen. Er brachte dem Antigonos mehrere Niederlagen bei und bemchtigte sich Makedoniens. Pyrrho s war halb Held, halb Abenteuerer: er besa einen krftigen Charakter, Tugend und Sittenreinheit und riss Mit- und Nachwelt zur Bewunderung und Liebe hin. Ihm ward durch seinen Thatendrang das wechselvollste Leben; aber leider besa er nur die Kunst des Erwerbens, nicht die des Erhaltens. Seine streitbaren Epeiroten liebten ihn mit begeisterter Hingebung, sie nannten ihn den Adler. Whrend Antigonos in den Kstenstdten Thrakiens ein neues Heer sammelte, zog Pyrrhos mit einem Heere von 25,000 Mann, 2,000 Reitern und 24 Elephanten vor Sparta, wohin ihn der seine Vaterstadt befehdende König Klenymos rief. Vergebens strmte Pyrrhos gegen das wohlbefestigte Sparta: die Spartaner strengten sich an wie in den Tagen der Vter, (besonders muthig bewiesen sich dabei die Frauen), und Pyrrhos musste den Rckzug antreten. Da zog er nach Argos, wohin sich Antigonos mit seinen Truppen begeben hatte. Schon war der Epeirotenknig in der Nacht in die Stadt eingedrungen, da musste er sich am Morgen vor der Ueberzhl der Feinde wieder zurckziehen. In der Nhe des Stadtthores entstand ein starkes Gedrnge. Da sah eine arme alte Frau von dem Dache ihres Hauses aus ihren Sohn mitten in dem Waffengetmmel mit dem Könige im Kampfe. Sie schleuderte verzweiflungsvoll einen Ziegelstein auf den schon verwundeten König und dieser sank betubt zu Boden. Einer von des Antigonos Leuten schnitt ihm den Kops ab und brachte denselben vor Antigonos. Dieser verhllte sein Antlitz und weinte, denn er gedachte des Schicksals seines Grovaters Antigonos und seines Vaters Demetrios. Bald nach dem Tode des Pyrrhos 'erlosch das akidengeschlecht, und das epeirotische Knigreich zerfiel in einzelne Vlkerschaften. Das Heer des Pyrrhos lste sich auf und der grte Theil desselben trat in die Dienste des Siegers Antigonos. Dieser brachte Makedonien und Thessalien in seinen Besitz und suchte ganz Griechenland an sich zu fesseln. In den meisten Staaten dieses Landes erlangte jetzt die makedonisch-aristokratische Partei die Herrschaft; in vielen Staaten warfen sich Zwing-Herrn auf, welche sich alle unter den Schutz des makedonischen Knigs stellten, und dieser schickte Burgbesatzungen in die wichtigsten Städte. Athen verschwand von dieser Zeit an als politische Macht von der Weltbhne, blieb aber noch viele Menschenalter hindurch der Sitz vielseitiger Bildung und Gelehrsamkeit.

3. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 257

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
^ 257 Briefe zu öffnen und zu lesen. Auch kam regelmäßig Sonnabends um diese Zeit sein Vorleser, der die Sammlung seiner Bücher in Ordnung hielt, und erhielt seine Anweisungen. Von 9 Uhr an empfing der Kaiser hohe Beamte seines Hofes, Minister und Generale, hörte ihre Vorträge an und gab seinen Willen kund. Dabei stand er oft gegen den Schreibtisch gelehnt, so daß man ihn von der Straße aus sehen konnte. Jedem der Herren war Tag und Stunde des Vortrags fest bestimmt, niemand brauchte zu warten, pünktlich zur Minute erschien der Kaiser. Mit sorgfältig gewahrter Ordnung und immer gleicher Aufmerksam- keit arbeitete er die Schriftstücke durch, die er zu unterschreiben hatte. Was einlief, erledigte er an demselben Tage; er liebte nicht, aus den nächsten Tag zu verschieben. Auch auf seinen Badereisen, Iagdausflügen und in den Manövern arbeitete er täglich ein paar Stunden. Selbst in den Feldzügen fand er Zeit, sich mit diesen kleinern Dingen zu befassen. Wie er am Abend vor Königgrätz über seinen Mappen mit Schriftstücken saß, so fand man ihn am 3. September 1870 in Vendresse ruhig über der Arbeit, als wäre er in dem Alltagsleben von Berlin. Weiche und bequeme Kleider, die sich ein andrer innerhalb seiner vier Wände gönnt, erlaubte sich der Kaiser nicht. Wenn er morgens auf- stand, zog er die Uniform an und legte den Orden pour le mérite um den Hals. Saß er am Schreibtische, so knöpfte er wohl den Rock auf und klappte den steifen, unbequemen Kragen herunter. Sobald er sich aber erhob, um ans Fenster zu treten, etwa wenn Truppen vorüberzogen, schlug er den Kragen hoch, knöpfte den Rock zu und strich den Orden heraus. Dann erst zeigte er sich, in Anzug und Haltung, wie es der Dienst vorschrieb. Am frühen Nachmittage pflegte er auf eine Stunde in den Tier- garten spazieren zu fahren, von einem Flügeladjutanten begleitet. Er saß auch bei rauhem Wetter im offenen Wagen, der gewöhnlich mit zwei Rappen bespannt war. Es gab manchen, der schönere Pferde besaß, glänzenderes Geschirr und einen Wagen von gefälligerem und neuerem Bau. Nach alledem fragte der Kaiser nichts, er liebte auch hierin, wie in allen Dingen das Einfache. So war es auch mit seiner Tafel bestellt, wenn er allein speiste, wenige, kräftige Gerichte genügten ihm. Bis ins späte Alter verbrachte der Kaiser gern einen Abend oder wenigstens eine Stunde des Abends im Theater. Die großen Hoffeste uno Breidenstein, Miitelschullesebuch Ii. 17

4. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 252

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
252 12. Truppweis', in Rotten, zu dreien und zwei'n Stellen die ledigen Rosse sich ein. 13. Rosse wie Reiter versteh'n den Apell; Ruft die Trompete, so sind sie zur Stell'. 14. Über dreihundert hat man gezählt, Rosse, zu denen der Reitersmann fehlt. 15. Über dreihundert, o blutige Schlacht, Die so viel Sättel hat ledig gemacht! 16. Über dreihundert, o tapfere Schar, Wo bei vier Mann ein Gefallener war! 17. Über dreihundert, o ritterlich Tier, Ohne den Reiter noch treu dem Panier! 18. Wenn ihr die Tapfern von Gravelotte nennt, Denkt auch der Rosse vom Leibregiment! 179. Brief Bismarcks an seine Gemahlin. Vendresse, 3. September 1870. Mein liebes Herz! Vorgestern vor Tagesgrauen verließ ich mein hiesiges Quartier, kehrte heute zurück und habe in der Zwischenzeit die große Schlacht bei Sedan am 1. dieses Monats erlebt, in der wir gegen 30 000 Ge- fangene machten und den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar-le-Duc nachjagten, in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich 1 Uhr früh mit Moltke und den französischen Generalen über die abzuschließende Kapitulation verhandelt hatte, weckte mich der General Reille, den ich kenne, um mir zu sagen, daß Napoleon mich zu sprechen wünschte. Ich ritt ungewaschen und ungefrühstückt gegen Sedan, fand den Kaiser im offenen Wagen mit drei Adjutanten und drei zu Pferde daneben auf der Landstraße vor Sedan haltend. Ich saß ab, grüßte ihn ebenso höflich wie in den Tuilerien und fragte nach seinen Befehlen. Er wünschte den König zu sehen; ich sagte ihm der Wahrheit gemäß, daß Se. Majestät drei Meilen davon, an dem Ort, wo ich jetzt schreibe, sein Quartier habe. 'Stuf die Frage, wohin er sich begeben solle, bot ich ihm, da ich der Gegend unkundig war, mein Quartier in Donchery

5. (Viertes und fünftes Schuljahr) - S. 254

1910 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Bellevue, das Bismarck als Ort der Zusammenkunft vorgeschlagen hatte, und in dem der Geschlagene seinen siegreichen Gegner erwartete. Kaiser Napoleon befand sich in einem der Elassalons des Schlößchens. Er ging mit großen Schritten auf und ab. Dann setzte er sich an die Glaswand, den Blick starr nach der Straße gerichtet. In der Ferne hörte er den Tritt von Pferden; näher und immer näher kam das Geräusch; Reiter sprengten an; donnerndes Hurra erscholl aus den Reihen der bayrischen Infanteristen und der Württembergischen Artilleristen, die mit 48 Kanonen vor dem Schlößchen standen. Der verhängnisvolle Augenblick war da. Der König und der Kronprinz stiegen vom Pferd und wandten sich nach der Treppe; das fürstliche Gefolge blieb zurück. Die Generaladjutanten des Kaisers kamen die Treppe herab bis zur untersten Stufe und empfingen ehrfurchtsvoll die beiden königlichen Sieger. Napoleon verließ den Glassalon, ging durch den gleichfalls mit Glaswänden versehenen Vorflur und stieg eine einzige Stufe der Treppe hinab. Während der König die Stufen hinanstieg, nahm Napoleon mit der rechten Hand die Militärmühe ab und gab dem König, der ihm die rechte Hand entgegenhielt, die linke. Darauf gingen beide, König Wilhelm und Kaiser Napoleon, durch den Vorflur und den Glassalon in den Mittelsalon, während der Kronprinz im Elassalon zurückblieb. Was im Mittelsalon unter vier Augen ge- sprochen wurde, darüber ist nichts Zuverlässiges zur öffentlichen Kenntnis gekommen. Ein württembergischer Artillerieoffizier, der, zu Pferde sitzend, das Zimmer übersehen und die Bewegungen beobachten konnte, berichtet hierüber, der König habe eine Karte in der Hand gehabt und ziemlich lange dem Kaiser gezeigt; dabei habe er eifrig gesprochen und zuweilen auf einzelne Punkte der Karte gedeutet; dann habe er eine Urkunde hervorgezogen, sei an einen Tisch getreten und habe Napleon unterschreiben lassen; darauf hätten beide einander die Hand gereicht. Es scheint also bei dieser Unterredung, die etwa eine Viertelstunde dauerte, von dem künftigen Aufenthaltsort des Kaisers und von dem dahin führenden Wege die Rede gewesen zu sein. Nach Beendigung der Unterredung trat, auf die Aufforderung des Königs, der Kronprinz in den Salon. Der Kaiser reichte ihm die Hand und sprach einige Worte mit ihm. Beim Abschied begleitete er den König und den Kronprinzen aus dem Salon. Beide stiegen wieder zu Pferd. ,,Wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen," schrieb der König in seinem Briefe vom 3. September; ,,was ich alles empfand, nachdem ich noch vor

6. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 235

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Kaiser ankamen, wurde dreimal, bei jedem König nur einmal die Trommel gerührt. Da geschah es denn, daß einmal die Wache, durch das Äußere des Wagens getäuscht, vor dem König von Württemberg den Trommel- wirbel wiederholte, der kommandierende Offizier aber zornig Einhalt gebot mit den Worten: ,,Schweigt, es ist ja nur ein König!" Jeden Morgen 9 Uhr fanden sich, nur die Könige ausgenommen, alle anwesenden Fürsten, ihre Minister und die Vornehmsten ihres Gefolges bei Napoleon ein. Nur die Fürsten und Großwürdenträger konnten in sein Kabinett eintreten, während die Zurückbleibenden sich mit den Offizieren und Höflingen begnügen mußten. Besondere Auf- merksamkeit ward von den anwesenden deutschen Vasallen natürlich keinem zuteil; Kaiser Alexander war der einzige Gegenstand eifriger Sorge. Anfangs Oktober wurde der Schauplatz der Festlichkeiten nach Weimar verlegt. Napoleon hatte den Wunsch geäußert, sich und seine Gäste hier festlich empfangen zu sehen, und wollte auch dem Zaren das Schlachtfeld von Jena zeigen. So wurden denn für den 6. und 7. Oktober außer einem Festmahl und einem Hofballe große Jagden vorbereitet, eine auf Hirsche und Rehe, die andere auf Hasen. Letztere fand zwischen Apolda und Jena statt, auf der Platte des Landgrafen- berges, wo Napoleon die Schlacht am 14. Oktober 1806 geleitet hatte. Es war vielleicht nur Zufall und Ungeschicklichkeit, daß man die festgesetzte Hasenjagd gerade mit dem von Napoleon gebotenen Besuche des Schlachtfeldes verband. Aber das geschah schwerlich ohne Absicht, daß der Sieger von Jena den Prinzen Wilhelm von Preußen einlud, sein Begleiter zu sein. Das war ja seine Art, sich des Sieges zu freuen. Wahrscheinlich hat die Brutalität diesmal eine Lebensgefahr von ihm abgewandt. Am Webicht, dem kleinen Gehölz bei Weimar, warteten auf raschen Rossen zwei Männer aus Preußen, die unter ihren Mänteln kurze Gewehre verborgen hatten und entschlossen waren, dem Unter- drücker Deutschlands ein gewaltsames Ende zu bereiten. Als sie den Bruder ihres Königs an seiner Seite erblickten, versagte ihr Arm den Dienst. Gewiß wäre es ewig zu beklagen gewesen, wenn der Gewaltige auf diese Weise sein Ende gefunden hätte; aber ein bedeutsames Zeichen der Zeit war es doch, daß sich in dem friedfertigen und geduldigen Deutschland Mordgedanken regten. Den Festlichkeiten liefen geräuschlos politische Verhandlungen zur Seite, in welche nur die beiden Kaiser und ihre nächsten Vertrauten eingeweiht waren. — Prinz Wilhelm wurde zwar mit Auszeichnung

7. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 269

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
sich zum Förster und den „feinen Leuten", die die Verwunderung über sein Kommen und Aussehen zu unterdrücken wissen. „Nun, was gibt's Neues, Herr Luckenbacher?" Denn das ist des roten Hannes eigentlicher Name. „Was machen die Franzosen? Gibt's 'n Krieg? Oder hat ihnen der Bismarck so schon ordentlich heimge- leuchtet?" fragte ihn der Gutsverwalter, der Herrn Luckenbacher im Beruf am nächsten steht. Das war die unglücklichste Frage, die man an einen roten Hannes richten konnte. Bismarck und „Stifter alles Unheils" war für Herrn Luckenbacher gleichbedeutend. Wie vom Flugfeuer erglüht sein Gesicht; seine Züge entstellen sich; alle Müdigkeit ist aus seinen Gliedern ent- flohn; sein ganzer Jähzorn hat ihn ersaßt. „Was? — Der Bismarck — den Franzosen heimgeleuchtet? Daß ich nit lach', Herr Verwalter!" krächzt er hervor. „Herrgott im Himmel! Ein einziger Franzos gilt mir ja mehr als hunderttausend Preußen mitsamt eurem Bismarck! Der — und den Franzosen heimgeleuchtet? Pfui Teufel, Herr Verwalter, schämen tät' ich mich, so was zu sagen, wenn ich ein richtiger Bayer sein wollt'! Pfui Teufel, noch einmal! Pfui Teufel, sag' ich!" „Der Bismarck bleibt allemal der Bismarck," erwiderte der Ver- walter, durch die Aufregung seines Gegners nicht im mindesten beirrt, „und der Bismarck, merken Sie's, Herr Luckenbacher, ist jetzt für uns Deutsche der einzig richtige Mann!" „Was? — Für uns Deutsche? —" eifert der rote Hannes dagegen, „seit wann sind denn wir Preußen? — Das möcht' ich wissen, he? seit wann?" „Preußen hin oder her! Wenn heut der Tanz losgeht, marschieren wir doch mit den Preußen gegen die Franzosen! Verstanden, Herr Luckenbacher?" Da war das Pulverfaß entzündet. Wie rasend springt der rote Hannes von seinem Sitz auf, wirft den Zwerchsack, den er immer noch nicht von der Schulter gebracht, mit einem Ruck zur Seite, hebt die Hände gen Himmel und tobt wie ein Besessener: „Was haben Sie g'sagt? Was? — Wir, mit den Preußen marschieren? Die Franzosen sind unsere Leut'! Zu denen gehören wir! Mit offenen Armen will ich sie draußen an der Zügelhütt'n empfangen!" Und nun ein Griff nach seinem Zwerchsack, und der rote Hannes ist seinen Zuhörern, die sprachlos sind über solches Gebaren, aus den Augen entschwunden.

8. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 275

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
275 antwortete Napoleon. Und wieder der Kanzler: „Aber wer vertritt dann Ihrer Ansicht zufolge gegenwärtig die Staatsgewalt Frankreichs?" Worauf Napoleon: „Die in Paris bestehende Regierung." Derweil hatte sich, durch Bismarck benachrichtigt, auch Moltke in dem Weber- häuschen eingefunden, vernahm die Wünsche des Gefangenen und ging wieder weg, um dieselben — „aber ohne sie zu befürworten" — dem König zu überbringen, zu welchem er sich nach Vendresse begab. Das Ergebnis dieser Sendung war, daß der deutsche Bundesfeldherr er- klärte, den gefangenen Kaiser erst dann sehen zu wollen, wenn die Kapitulation unterzeichnet wäre. Des Aufenthalts in der engen, dumpfen Stube überdrüssig, hatten sich inzwischen der Kanzler und Napoleon vor das Haus begeben und setzten auf einer Bank vor der Haustür ihr Gespräch fort, das zu Bismarcks geringem Behagen immer wieder daraus zurückkam, ob es nicht möglich wäre, die französische Armee schonender zu behandeln, sie etwa über die Grenze Belgiens gehen, dort entwaffnen und internieren zu lassen. Die Franzosen, welche mit Napoleon gekommen, saßen derweil am Abhang des kleinen Hügels auf dem Boden. Der gefangene Kaiser sprach kein Wort mit ihnen, sondern trat, als der Kanzler aufgestanden, um Meldungen zu empfangen und Befehle zu geben, in das Kartoffelgärtchen nebenan und ging da hin und her, Rauchwolken aus seinem Glimmstengel blasend. Mittlerweile war für die Unterkunft des Gefangenen in den nächsten Stunden Vorsorge getroffen und ein Trupp von preußischen Leib- kürassieren herbeigeholt worden, ihm das Geleite zu geben, zunächst hinüber zu dem Schlößchen Bellevue, das links der von Donchery nach Sedan führenden Straße gelegen ist. Hierher begab sich auch der Kanzler und ebenso Moltke, der den um 8 Uhr morgens von Ven- dresse aufgebrochenen Bundesfeldherrn unterwegs getroffen, ihm den Kapitulationsentwurf vorgelegt und die königliche Zustimmung erlangt hatte. Auch der General Wimpffen, der um 10 Uhr von Sedan her- geritten kam, wurde nach dem Schlößchen gewiesen. Als er daselbst angekommen, sah er den Wagen des gefangenen Kaisers vor dem schmalen Mittelgebäude vorfahren. Der General grüßte Napoleon und fragte: „Sire, was haben Sie erreicht?" — „Nichts. Ich habe den König noch gar nicht gesehen." — „Dann ist es die höchste Zeit, daß ich die Kapitulation zum Abschluß bringe." Damit trat er in das Zimmer, wo Bismarck und Moltke ihn erwarteten. Der Kapitulationsentwurf, wie ihn die Sieger aufgesetzt hatten, wurde vorgebracht und von Moltke 18*

9. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 276

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
276 und Wimpfsen unterzeichnet. Als das geschehen, ging der französische General wieder zu dem gefangenen Kaiser hinüber. „Sire, alles ist zu Ende." Weinend drückte ihm Napoleon die Hand. Während nun Wimpffen nach Sedan zurückeilte, um die durch die Kapitulation nötig gewordenen Maßnahmen zu treffen, machten sich Bismarck und Moltke zum König auf. Sie trafen ihn um 12 Uhr auf der Anhöhe von Donchery, wo am Tage zuvor der Kronprinz seinen Stand gehabt hatte, und überreichten ihn: die unterfertigte Kapitulations- urkunde. Es war ein großer Augenblick. Der Bundesfeldherr stand mit seinem Sohne im Vordergrund, eine große Anzahl von Fürsten und Prinzen um ihn her, im Halbkreis Generale und Diplomaten, noch weiter zurück das Gefolge. Generalleutnant von Treskow entfaltete die Urkunde und las sie vor. „Sie wissen nun, meine Herren," sprach der König nach beendigter Lesung, „welches große geschichtliche Ereignis sich zugetragen hat. Ich verdanke dies den ausgezeichneten Taten der vereinten Heere, denen meinen Dank auszusprechen ich gerade bei dieser Veranlassung mich gedrungen fühle, umsomehr, als diese Erfolge wohl geeignet sind, den Kitt noch fester zu gestalten, der die Fürsten des Norddeutschen Bundes und meine übrigen Verbündeten, deren fürstliche Mitglieder ich in diesen: großen Augenblick zahlreich um mich versammelt sehe, mit uns vereinigt." Bei diesen Schlußworten gab der Bundesfeldherr dem Prinzen Luitpold von Bayern und dem Prinzen Wilhelm von Württemberg die Hand. 124. Der Geworbene. Martin Greif. 1. Sie gruben einen Soldaten ein, Sie trommelten, präsentierten; Sie schossen ihm ins Grab hinein, Die Degen salutierten: „Leb' wohl, Kam'rad, leb' wohl!" 2. Und wie ihm nach die Trommel schlug, Dem Kriegsmann in der Erden, Da schwur der Knab', der's Kreuz ihm trug, Auch ein Soldat zu werden. „Wohlan, o Knab', .wohlan!"

10. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 284

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Festes, beschränkte sich darauf, der Feier ihr einfach religiös- militärisches Gepräge zu wahren und alles fernzuhalten, was ihr das Ansehen des Herausfordernden und Prunkhaften hätte geben können. Einen Thron wollte man ihm bauen, aber das lehnte er ab, nur einen einfachen Feldaltar ließ er zu, der sollte in der Mitte des Saales stehen, hier sollte der Geistliche sein Weihegebet sprechen, hier wollte er selber stehen, „um diese neue schwere Verpflichtung zu übernehmen“. Als ein Gottesdienst war die Feier gedacht, und stattgefunden hat sie als ein Gottesdienst, bei welchem eine Versammlung von 5—600 Offizieren sich um den König, die Fürsten und die Prinzen scharte, als eine große andächtige Gemeinde. Der Gottesdienst begann mit dem Gesang des 66. Psalms: „Jauchzet Gott, alle Lande“, der zu den Lieblingspsalmen Luthers gehörte und den der König selbst für die Feier ausgewählt. Der Soldatensängerchor trug ihn mit Kraft und Wohllaut vor; ihm folgte der gemeinsame Gesang des Chorals: „Sei Lob und Ehr’ dem höchsten Gut, Dem Vater aller Güte, Dem Gott, der große Wunder tut, Dem Gott, der mein Gemüte Mit seinem reichen Trost erfüllt, Dem Gott, der allen Jammer stillt: Gebt unserm Gott die Ehre!“ Während des Gesanges stand der König, den Helm in der Linken, in dem Halbrund gegenüber dem Altar, rechts der Kronprinz, links Graf Bismarck, hinter ihm die Fürsten und die Prinzen. Die Blicke hatte er zu Boden gesenkt und schlug sie auch während der ganzen folgenden Predigt nicht auf. Der Weihepredigt folgte der Choral „Nun danket alle Gott“, in den die ganze Versammlung einstimmte, den insbesondere auch der Kronprinz und Bismarck mit kräftiger Stimme mitsangen, dem Choral folgte der Segen des Geistlichen, das dreifache Amen des Chores schloß die kirchliche Handlung, und nun erst schaute der König auf. Bis dahin war er in demütige Andacht versunken gewesen, und nun erblickte er an der einen Schmalseite des Saales auf die Stufenbühne, auf welcher die Mann- schaften mit den Fahnen und Standarten aufgepflanzt waren, mitten unter diesen auch die Fahnen seines I. Garderegiments zu Fuß, bei dem er in die Armee eingetreten war, die Fahne seines Grenadier-
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