Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 618

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
618 Unsre Zeit. Verfügung, die sich als Werkzeuge brauchen ließen, ihre Befehle zu vollstrecken. 4. Ju der neuesten Zeit geht Rußland so weit, sogar auf die in polnischer Sprache gedruckten Gebetbücher Jagd zu machen. Polizei-Offizianten dringen in die Kirchen, untersuchen die Gebetbücher und konfiszieren die in polnischer Sprache verfaßten. Aus allen Lehranstalten ist die polnische Sprache verbannt, aus allen Kreisen verdrängt. Nur wer der russischen Sprache vollkommen mächtig ist, kann eine Anstellung in Polen erhalten und darf nur dieser Sprache sich in seinen Amtshandlungen bedienen. 8 222. Griechenland. (Seit 1821.) 613) Mit ebenso großem Freiheitssinn, wie die Polen, aber mit mehr Unterstützung der Großmächte kämpften die Griechen 1770. wider die Türken um ihre Unabhängigkeit. L-chon 1770 waren sie, von den Russen verleitet, aufgestanden, aber im Stiche gelassen und der Rache der Pforte preisgegeben worden. Diese ließ Griechenland durch geworbene Albanesen furchtbar verwüsten. Aber immer wieder wurden die Hoffnungen der Griechen von den Russen genährt, da diese aus der Schwächung der Türkei für sich selbst Vorteil zogen. Es entstand unter auswärtigen Griechen ein Verein (Hetärie), welcher sich zur Aufgabe machte, Hilfsmittel zum Kriege herbeizuschaffen. An den Klephten, den Bewohnern der Gebirgsgegenden, die stets mit den Türken im Kampfe lagen und in ihren Schlupfwinkeln nie^ unterworfen werden konnten, hatten die Griechen kriegsgeübte Häupter. S>o brach uach langer Vorbereitung der Anfstand an zwei Punkten zugleich aus. Der russische Generalmajor Alexander Apsilanti^, welcher sich (ohne Wissen der russischen Regierung) an die Dpitze der Hetärie gestellt hatte, versuchte in der Walachei mit griechischen Freiwilligen die Bevölkerung gegen die Türken aufzureizen. Aber sein Unternehmen mißglückte, und er geriet sogar in österreichische i82i. Gefangenschaft. In Morea rief der Erzbischof German os die Griechen zu den Waffen. Der Anführer der Mainoten, der Nachkommen der Spartaner, Petro Manromichalis, erließ eine Proklamation an die europäischen Höfe, in der er um Hilfe bat. Da wurde in Konstantino'pel eine Verschwörung entdeckt. Der Sultan sollte ermordet, das Arsenal und die türkische Flotte in Brand gesteckt werden. Nun rief Mahmud Ii. alle Muselmänner wider die Griechen ans. Wo sich Griechen fanden, wurden dieselben von den Türken niedergemetzelt. In einer dreimonatlichen Schlächterei verloreu über 30 000 Griechen das Leben.

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 632

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
632 Unsre Zeit. die Bewegung, so daß Ferdinand I. sich zweimal veranlaßt sah, Wien zu verlassen und das erste Mal nach Innsbruck, das zweite Mal nach Olmütz sich zu begeben. In Wien gestaltete sich unter den Augen des Reichstages eine Studenten- und Pöbelherrschaft, während welcher blutige Exzesse undstraßen-kämpfe vorfielen. Die Ruhe konnte erst wiederhergestellt werden, 28.Ok-nachdem der Fürst Windischgrätz in förmlicher Belagerung im die Stadt erobert hatte. Der Reichstag wurde nach Kremsier verlegt. Da derselbe aber ebensowenig etwas Lebensfähiges zustande brachte, als die konstituierende Versammlung in Berlin, so wurde er aufgelöst und eine neue Gesamtstaatsversas-sung aus kaiserlicher Machtvollkommenheit gegeben (oktroyiert). 2.De-Kaiser Ferdinand I. dankte zu guusten seines Neffen, Franz ^i8?8?Joseph I., ab. 628) Die Bedrängnisse, in welche der Kaiser durch die Wiener Revolution geraten war, benützten sowohl die Böhmen als die Ungarn, um ihre Ansprüche durchzusetzen. In Prag kam es ebenfalls zu einem Volksaufstande, den der Fürst Windischgrätz nur dadurch unterdrücken konnte, daß er Prag bombar-i2. feierte. Noch ernsthafter standen die Dinge in Ungarn, dem ms! gestattet worden war, durch einen eigenen Vizekönig in Ofen regiert zu werden. Die Ungarn bestanden auch darauf, daß die Nebenländer (Kroatien, Slawonien, Siebenbürgen, Militärgrenze) mit Ungarn vereinigt bleiben sollten, wogegen die Kroaten unter dem Ban Jellachich (—tschitsch) sich wehrten. Der Advokat io.ok-Ludwig Kossuth wurde zum Diktator gewählt und das Haus 184& Habsburg der ungarischen Krone verlustig erklärt. Gegen die ^^kaiserliche Streitmacht, welche die Revolution bekämpfen sollte, er-1849. fochten die ungarischen Generale, namentlich Görgey und die Polen Bem und Dembinski, um so leichter glänzende Siege, als sie aus Ungant alle Hilfsmittel zum Kriege in reichlichem Maße bezogen. Da die Armee, welche unter Radetzky in Italien kämpfte, nicht abgerufen werden konnte und in Deutschland, Böhmen und Galizien ebenfalls bedeutende Streitkräfte notwendig waren, nahm der Kaiser, der sich selbst an die Spitze der in Ungarn operierenden Armee gestellt hatte, die Intervention Rußlands an. Der Generalfeldmarschall Fürst Paskewitsch führte eine russische Armee über die Karpathen nach der obern Donau. Nach mehrfachen Niederlagen trat Kossuth seine Diktatur an Görgey ab, der aber vor dem russischen General Rüdiger i3.Au-bei Vilagos die Waffen streckte. Die ungarische Verfassung 1849. wurde aufgehoben und Ungarn den übrigen Kronländern eingereiht. Da wenige Tage vor dem Siege bei Vilagos Viktor

4. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 160

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
160 Makedonien. Thessalien. Albanien. §. 49. reichste und gewerbsamste Provinz der europäischen Türket enthält deren zweite Handelsstadt, Saloniki (70,000 E.), außerdem Ser es, den Mittelpunkt des türkischen Baumwollehandels. 3. Thessalien, südlich von Macedonien, hat ebenfalls nach allen Weltgegenden hin sehr bestimmte Naturgrenzen und bildet nach seiner jetzigen Begrenzung im S. durch den Othrys ein kesselartiges, an allen Seiten durch steile, hohe Gebirgsmauern geschütztes, fruchtbares Becken, welches ehemals ein See gewesen sein soll, bis eins der in Griechen- land nicht seltenen, gewaltsamen Erdbeben den Ossa vom Olympus trennte und der, alle Gewässer des Landes in sich ausnehmenden Salam- brta (Peneus) durch das enge, malerische Thal Tempe einen Ausgang verschaffte. In diesem Flußthale liegt Larissa (25,000 E.). die wich- tigste Stadt dieser wohlangebauten und zugleich durch überseeischen Han- del wie durch eine beschränkte Industrie blühenden Landschaft. Die Berg- völker Thessaliens sind zum Theil räuberische Kriegerstämme, wie die K l e p h t e n. 4. Albanien, bewohnt von dem halbcivilisirten, kriegerischen Volke der Ar narrten (oder Skipetaren, d. h. Felsbewohner), welche theils untereinander in beständigem Kriege leben (daher bestellt der Land- mann seine Aecker mit dem Schwert in der Hand und verbirgt seine Ernten unter der Erde), theils auswandern und den besten Theil der ägyptischen und türkischen Heere ausmachen. Ihre fast vollständige Un- abhängigkeit verdankt die Landschaft der erschwerten Zugänglichkeit der- selben, da sie an drei Seiten von hohen Gebirgen umwallt ist und an der vierten, der Seeseite, theils seichte Gewässer (in Oberalbanien), theils steile, klippenreiche Küsten (in Niederalbanien) ebenfalls natürliche Schutz- wehren bilden. In Oberalbanien (Jllyrien) liegt außer der Haupt- stadt S k o d r a (Skutari am See gl. N.) die befestigte Hafenstadt D u r a z z o (Dyrrachium) an der flachen Meeresküste, welche größeren Fahrzeugen die Annäherung versagt, weshalb die Stadt früher, als man noch weniger tiesekngehende Schiffe gebrauchte, bedeutender war. — Niederalbanien (Epirus) wurde schon im Alterthum wegen seiner wilden, schauerlichen Naturformen, der durch Erdbeben und vulkanische Thätigkeit zerklüfteten Kalkgebirge mit verschwindenden und wieder er- scheinenden Flüssen und mit Seen ohne Abfluß als das Land betrachtet, wo der Eingang zur Unterwelt sei und daher epirotischen Flüssen die Namen Achareon und Cocytus bcigelegt. Die Hauptstadt Janina liegt in der Nähe eines solchen Sees ohne sichtbaren Abfluß, die Hafenstadt Arta nahe am Busen gl. N. Ganze Districte sind verödet, wie der der Sulioten am Acheron heute nur eine Felsenwüste ist. 5. Bosnien erhält (wie Serbien) seine Bedeutung als schützen- des Vorland der Türkei (gegen Oesterreich) durch die gedrängte Anhäu- fung vielfach verzweigter Bergmassen. Als solches wurde diese verhält- nißmäßig stark bevölkerte Provinz von der türkischen Regierung stets mit besonderer Schonung behandelt und den Bosniaken eine Selbstver- waltung unter (36) eingebornen Häuptlingen gelassen. Die Hauptstadt ist Bosna Serai oder Serajewo (70,000 E.), der.mittelpunkt

5. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 280

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
280 Deutschland und Italien sinken. bereits in den Händen der Türken, sie übernachteten in den Festungs- gräben und Hunyades zog langsam ab; da entflammte der Minorite Johannes Kapistran die Besatzung zu einer letzten Anstrengung; mit brennenden Reisbündeln und Pech steckten sie die Faschinen der Türken in Brand und machten einen Ausfall, als sie die Verwirrung sahen, welche sie angerichtet hatten. Hunyades kehrte augenblicklich zurück und die Türken wurden so geschlagen, daß 24,000 auf dem Platze blieben und der Sultan bis Adrianopel floh. So war für diesmal Belgrad und Ungarn gerettet. Auch von Skanderbeg wurde Mohammed Ii. bei jedem Angriffe blutig zurückgewiesen; als aber 1467 Skanderbeg zu Alisso gestorben war, hörte die Einigkeit der Albanesen auf und sie mußten sich bald der tür- kischen Oberherrlichkeit fügen. Schon 1458 bemächtigte sich der Sultan Thebens, Athens und Achaias, wurde Serbien von ihm vollständig un- terjocht, ein Theil der Bevölkerung vertilgt und durch türkische Kolo- nisten ersetzt. Bosnien hatte dasselbe Schicksal, doch trat hier der Adel zu dem Islam über und behielt seine Besitzungen, während das ge- meine Volk christlich blieb und deßwegen in die Knechtschaft gestoßen wurde. In Europa entriß Mohammed Ii. den Venetianern die Inseln Negroponte (Euböa) und Zante, ihre Besitzungen auf Morea, in Alba- nien Skutari; er eroberte 1475 die genuesischen Plätze auf der Krim und nöthigte den Chan der krimschen Tataren zur Huldigung; 1476 be- siegte er den Fürsten der Moldau und machte ihn zum Vasallen; um I486 nahm er Otranto in Unteritalien weg, das der Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen gegen Italien sein sollte. In Asien ver- loren die Genuesen Amastra und Amisus, ihre Stapelplätze am schwarzen Meere, dem kleinen griechischen Kaiserthum Trapezunt machte er 1462 ein Ende und vertilgte alle Mitglieder der kaiserlichen Familie. Zum Glücke für das christliche Europa wurde Mohammed Ii. viel durch Auf- stände türkischer Vasallenfürsten in Asien beschäftigt, trotzdem ließ er bis zu seinem Tode (I486) fast jährlich einen Raubzug gegen Siebenbürgen und Ungarn oder von Bosnien aus gegen Kärnthen, Krain und Steyer- mark unternehmen. Zehntes Kapitel. Erneuerung des französisch-englischen Krieges. Frankreich hatte unter Karl V. (1364—1380), für welchen du Gues- klin die meisten Besitzungen der Engländer eroberte, sich nur erholt, um wieder eine Beute innerer Zwietracht und zum Schauplatze englischen

6. Geschichte des Mittelalters - S. 310

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
310 Deutschland und Italien finken. tere Festung war bereits in den Händen der Türken, sie übernachteten in den Festungsgräben und Hunyades zog langsam ab; da entflammte der Minorite Johannes Kapistran die Besatzung zu einer letzten An- strengung; mit brennenden Reisbündeln und Pech steckten sie die Fa- schinen der Türken in Brand und machten einen Ausfall, als sie die Verwirrung sahen, welche sie angerichtet hatten. Hunyades kehrte au- genblicklich zurück und die Türken wurden so geschlagen, daß 24,000 auf dem Platze blieben und der Sultan bis Adrianopel floh. So war für diesmal Belgrad und Ungarn gerettet. Mohammed erobert Albanien, Livadien, Serbien, Bosnien, Morea, die genuesischen Städte am schwarzen Meere, das Kaiserthum Trapezunt (1458—1480). Auch von Skanderbeg wurde Mohammed Ii. bei jedem Angriffe blu- tig zurückgewiesen; als aber 1467 der löwenherzige Fürst zu Alisso ge- storben war, hörte die Einigkeit der albanesischen Stämme auf und sie mußten sich bald der türkischen Oberherrlichkeit fügen. Schon 1458 be- mächtigte sich der Sultan Thebens, Athens und Achaias, wurde Serbien von ihm vollständig unterjocht, ein Theil der Bevölkerung vertilgt und durch türkische Kolonisten ersetzt. Bosnien hatte dasselbe Schicksal, doch trat hier der Adel zu dem Islam über und behielt seine Besitzungen, während das gemeine Volk christlich blieb und deßwegen in die Knecht- schaft gestoßen wurde. In Europa entriß Mohammed Ii. den Vene- tianern die Inseln Negroponte (Euböa) und Zante, ihre Besitzungen auf Morea, in Albanien Skutari; er eroberte 1475 die genuesischen Plätze auf der Krim und nöthigte den Chan der krimschen Tataren zur Huldigung; 1476 besiegte er den Fürsten der Moldau und machte ihn zum Vasallen; um 1480 nahm er Otranto in Unteritalien weg, das der Ausgangspunkt für weitere Unternehmungen gegen Italien sein sollte. In Asien verloren die Genuesen Amastra und Amisus, ihre Sta- pelplätze am schwarzen Meere, dem kleinen griechischen Kaiserthum Tra- pezunt machte der Sultan 1462 ein Ende und vertilgte alle Mitglieder der kaiserlichen Familie. Zum Glücke für das christliche Europa wurde Mohammed Ii. viel durch Aufstände türkischer Vasallenfürsten in Asien beschäftigt, trotzdem ließ er bis zu seinem Tode (1480) fast jährlich einen Raubzug gegen Siebenbürgen und Ungarn oder von Bosnien aus ge- gen Kärnthen, Krain und Steyermark unternehmen.

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 413

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Griechenland. 413 (Zeugen davon sind vorzugsweise Jerusalem, der Athos, überhaupt die griechischen Klöster und Kirchen). Napoleon erkannte es ganz gut, daß Rußland durch die christliche Bevölkerung die Türkei allmählig zerbröckle, wie die Wurzeln von Sträuchern und Kräutern im Laufe der Zeit ein Gemäuer sprengen, und als er über Italien gebot, auch Dalmatien und die jonischen Inseln inne hatte, entwarf er den Plan die Türken aus Europa zu vertreiben; allein weil er Rußland einstweilen noch gegen Eng- land und Oesterreich brauchen wollte, überließ er die Türkei dem Kaiser Alerander, und nach seinem Sturze hatte Rußland das entschiedene Uebergewicht in Europa. Deßwegen kehrten sich die Hoffnungen der Griechen wieder ausschließlich nach St. Petersburg und unmittelbar nach dem zweiten Pariser Frieden organisierte sich die Hetärie, die griechische Nachahmung des deutschen Tugendbundes gegen Napoleon. Ihr Stifter war der russische Minister Kapo d'jstria (er schrieb sich Kabodistria), ein Grieche aus Korfu, ihr angeblicher Zweck die Beför- derung der Bildung unter den Griechen, und sie breitete sich vom Pruth bis in den Peloponnes (Morea) und über die Inseln aus. Der Aus- bruch erfolgte im Januar 1821 in der Walachei durch einen Gutsbesitzer Wladimiresko, einen ehemaligen russischen Offizier, der aber mit der Hetärie in keiner Verbindung gestanden haben soll. Den Anlaß gab der eben ernannte Hospodar Kalimachi, von dem nach dem gewöhn- lichen Gange der Dinge die Erpressungen gefürchtet wurden, durch welche sich die neu ernannten Hospodare für die zur Bestechung der türkischen Großen verwendeten Summen (den Weg zum Hospodariate) schadlos zu halten pflegten. Wladimircskos Haufen wuchs auf 4000 Mann und den Hetäristen schien der Augenblick zum Losschlagen sehr günstig. Sie rechneten so: „Die christliche Bevölkerung wird sich allgemein gegen die Türken erheben und da sie denselben an Zahl wohl dreifach überlegen ist, muß der Aufstand gelingen, um so leichter, da auch den mohamme- danischen Albanesen und Bosniaken die Türken kaum weniger verhaßt sind als den Griechen, der Pascha von Janina aber gegen die Pforte in offener Empörung begriffen und mit den christlichen Bergbewohnern Aetoliens, den Sulioten, im Bündnisse ist. Es ist daher nicht schwer, die zerstreuten Türken in den Provinzen zu überfallen und in die schlecht oder gar nicht befestigten Städte einzuschlicßen, ein großes christliches Heer zu sammeln und mit demselben vor Konstantinopel zu marschieren, dessen Eroberung durch den Aufstand der zahlreichen Griechen in der Stadt möglich wird." Allein die ganze Berechnung schlug fehl. Ale- xander Ipsilanti, ein mit den Komnenen verwandter Fanariote (Grieche von adeliger Abkunft, in Konstantinopel wohnend), General in russischen Diensten, und ein anderer Fanariote, Kantukazeno, über- schritten mit etwa 30 Griechen die russische Gränze und riefen zu Jassy

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 432

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
i 432 Die Zeit von 1815 bis 1857. danellen, Varnas, Schumlas, der Donaufestungen re. verwendet werden mußten. Die Türken entschloßen sich deßwegen zu einem geharnischten Vertheidigungssvstcme und führten dasselbe im ersten Feldzuge beharrlich und ziemlich glücklich durch. Auch die Russen stellten keine Armeen Ln das Feld, wie man gemäß den officiellen Ziffern ihrer Militärmacht erwartet hätte; über höchstens 120,000 Mann verfügte der alte Feld- marschall Wittgenstein, als er im Mai 1828 den Krieg durch den Uebergang über den Pruth eröffnete. Die Türken räumten Galacz und zogen sich nach Braila, vor welcher Festung am 21. Mai Kaiser Niko- laus selbst ankam. Der Kommandant, Solyman Pascha, ließ sich dadurch nicht einschüchtern und leistete kräftigen Widerstand; selbst als Wittgen- stein bei Jsatschka den Uebergang über die Donau erzwungen hatte und Braila von aller Verbindung mit Schumla abschnitt, auch am 11. Juni Jsatschka durch Kapitulation nahm, schlug Solpman am 14. Juni einen allgemeinen Sturm der Russen blutig ab und kapitulierte erst, als die Stadt zusammengeschossen war, gegen freien Abzug nach Silistria. Die schwachen Festungen Matschin, Tultscha, Hirsowa und Kustendschi gingen nun gleichfalls über und die russische Armee bewegte sich in langsamen Märschen von Karasu über Bazardschik gegen die türkischen Hauptplätze Schumla und Varna, während ein russisches Armeekorps unter Geis- mar Widdiu gegenüber lagerte und ein anderes unter Roth Silistria und Giurgewo blockierte. Am 19. Juli kam die russische Armee vor Schumla an und schlug sich mit den Türken in nichts entscheidenden aber blutigen Gefechten herum; am 26. August gelang den Türken ein Ueberfall gegen eine russische Abtheilung, welche sie niedermachtcn, da- gegen verloren sie am 31. August ein Gefecht bei Jenibazar. Die Ein- schließung Schumlas konnte nicht bewerkstelligt werden, im Gegentheile litten die Russen Mangel an Zufuhr, und als sich die herbstlichen Regen und mit ihnen die gewöhnlichen Krankheiten einstellten, mußte sich Wittgenstein anfangs November auf die Belagerungsarmee vor Silistria zurückziehen, wobei das 3. Korps, das die Nachhut bildete, von den Türken so lebhaft gedrängt wurde, daß es all sein Gepäck verlor. Vor Silistria ging es nicht besser; der Regen füllte die Laufgräben, die Besatzung machte häufige Ausfälle, und als Hussein Pascha von Schumla her nachdrängte, zogen die Russen auch hier ab, wobei sie wegen der grundlosen Wege fast alles Geschütz im Stiche ließen. Glück- licher waren die russischen Waffen auf beiden Flügeln; der Pascha von Widdin drängte Geismar durch Ucbermacht bis Krajova zurück, ließ sich aber in der Nacht des 27. Septembers überfallen und mit großem Verluste über die Donau zurückwerfen. Viel wichtiger war die Eroberung Varnas, welche nur durch die Mitwirkung der russischen Flotte unter Admiral Greigh, einem geborncn Engländer, gelang. Sie

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 433

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Türkei. 433 beherrschte das schwarze Meer, weil die türkische nach der Katastrophe von Navarin sich vor derselben nicht blicken lassen durfte. Greigh hatte am 14. Mai etwa 20,000 Mann unter Mentschikoff bei Añapa an der kaukasischen Küste an das Land gesetzt und zwang nach kurzer Belagerung den Platz zur Uebergabe, welchem Beispiele bald darauf Poti folgte, das die Mündungen des Phasis beherrscht. Ein Theil dieses Korps wurde nach Varna übergesetzt, wo unter General Suchtelen bereits eine russische Di- vision stand und begann am 20. Juli den Angriff. Varna hatte keine regelmäßigen Festungswerke, aber eine starke Garnison und in Jzzet Me hem et, dem Kapudan Pascha, einen tapfern Kommandanten. Die Hoffnung der russischen Generale, Varna in kurzer Zeit zu nehmen, schlug gänzlich fehl, obwohl die russische Flotte die türkischen Fahrzeuge im Hafen verbrannte, dann den Platz selbst bombardierte, endlich Ge- schütz und Mannschaft zur Belagerung ausschiffte. Die- Türken erhielten von Schumla her Verstärkung und bewiesen den Russen durch unaufhör- liche Gefechte und Ueberfälle, daß der kriegerische Geist der Osmanen noch nicht erloschen sei. Darum entsandten die Russen vor Schumla und Silistria alle entbehrlichen Truppen nach Varna, Kaiser Nikolaus erschien selbst auf der Flotte und forderte Jzzet Mehemet zur Uebergabe auf, die entschieden verweigert wurde. Varna mußte regelmäßig be- lagert werden und dies ging sehr langsam vorwärts; im Bajonetge- fechte zeigten sich die Russen überlegen, dagegen feuerten die türkischen Schützen mit mörderischer Sicherheit. Im September erschien Omer Vrione mit etwa 15,000 Mann in der Nähe Varnas und lieferte einige blutige Gefechte, namentlich warf er am 20. September den Prinzen Eugen von Württemberg, der ihn vertreiben sollte, in Folge eines mör- derischen Kampfes zurück. Nach diesem kühnen Auftreten blieb aber der türkische Feldherr ruhig in seiner Stellung und ließ den Belagerungs- arbeiten und Kämpfen um Varna ihren Lauf; noch am 6. Oktober unternahmen die Russen vergeblich und mit großen Opfern einen nächt- lichen Sturm; eine Aufforderung des Kaisers zur Uebergabe wies Jzzet am 8. entschieden zurück, aber am 10. kam der Unterbefehlshaber von Varna, Jussuf Pascha, in das Lager und übergab die Stadt, während Jzzet Mehemet die Citadelle noch einen Tag vertheidigte und freien Abzug erhielt. In diesem Feldzuge verloren die Russen nach einer Be- rechnung, der nicht widersprochen wurde, 45,000 Mann an Todten, den Mehrtheil davon durch Krankheiten. Besser ging es ihnen in Asien, wo die Türken dem General Paskewitsch keine 30,000 Mann entgegen- setzen konnten. Dieser eröffnete im Juni den Feldzug von Gumri aus und erstürmte am 5. Juli das wichtige Kars. Am 17. August war er nordwärts gegen Achalzik gerückt, schlug am 21. eine irreguläre tür- kische Armee von 25,000 Mann und erstürmte die Stadt am 24.; bald Dumüller, Neue Zeit Oq.

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 434

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
434 Die Zeit von 1815 bis 1857. darauf ergab sich auch Bajazid mit andern minder wichtigen Plätzen. Während des Winters rüstete sich der Sultan zur kräftigen Fortsetzung des Krieges, fand aber bei den Moslemin, die ihm weder die Hin- schlachtung der Janitscharen noch seine Reformen verziehen, den nöthigen Anklang nicht; andererseits bemühte sich Oesterreich vergebens, Frank- reich und England zu einer Tripelallianz zu bewegen, deren Zweck ge- wesen wäre, Rußland die Erneuerung des Krieges zu verbieten, den Sultan aber zur Haltung der vor dem Kriege bestandenen Verträge zu nöthigen; die beiden Westmächte hatten sich in der griechischen Frage von Rußland zu weit führen lassen, als daß sie jetzt eine Frontänderung machen konnten. Im Frühjahre begann daher der Krieg wieder, zu welchem die Russen auch die Moldauwalachen in einigen Freikorps ver- wendeten; am 17. Mai erschien die russische Hauptarmee, jetzt von Feldmarschall Diebitsch, einem geborenen Schlesier, angeführt, vor Si- listria, während der Großwesier Reschid Pascha, der Sieger von Athen, das Roth'sche Korps bei Parawedi an demselben Tage mit Uebermacht angriff und nur durch einen unerschütterlichen Widerstand an der voll- ständigen Vernichtung desselben verhindert wurde. Am 4. Juni brach Diebitsch von Silistria auf, dessen Belagerung er den nachrückenden Korps überließ, vereinigte sich mit den Ueberresten des Roth'schen Korps und nöthigte dadurch den Großwesier die Belagerung von Parawedi aufzuheben und auf Schumla zurückzugehen. Aber auf dem Marsche zwang ihn Diebitsch am 11. Juni bei Kuletscha zur Schlacht; die tür- kische Reiterei jagte eine steinige Anhöhe hinunter, wo jede europäische Reiterei gestürzt wäre, und hieb ein russisches Infanterieregiment zu- sammen, allein die andern hielten ruhig Stand und ihr Feuer, das von einer überlegenen Artillerie unterstützt wurde, zwang den Großwesier zur Flucht nach Schumla. Am 30. Juni ergab sich Silistria nach tapferer Vertheidigung und das Belagerungskorps wurde alsbald von Diebitsch an sich gezogen, der nun an den Uebergang über den Balkan dachte. Den Großwesier, der in Schumla liegen blieb, ließ er durch ein starkes Korps unter Suchtelen beobachten, während Roth und Rüdiger über den Kamtschik gingen (18. — 20. Juni) und bereits am 22. Juni den südlichen Abhang des Balkans Hinabstiegen, am 24. Burgas besetzten, wodurch die Verbindung mit der russischen Flotte hergestellt war, welche auch Siscepoli besetzt hatte. Im Juli- wandte sich Rüdiger gegen Aidos, das Korps von Pahlen vereinigte sich mit ihm und endlich ging Die- bitsch über den Balkan, da sich der Großwesier in Schumla festhalten und die Stimmung der Türken keinen allgemeinen Aufstand befürchten ließ. Am 12. August schlug er ein türkisches Korps bei Sliwno und am 19. erschien er vor Adrianopel, am 20. kapitulierte die Stadt und der russische Vortrab drang bis Kirklissa vor. In Asien war es den
   bis 10 von 26 weiter»  »»
26 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 26 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 9
2 3
3 7
4 149
5 27
6 30
7 57
8 9
9 32
10 190
11 51
12 42
13 2
14 292
15 43
16 12
17 21
18 5
19 16
20 5
21 20
22 35
23 46
24 19
25 33
26 56
27 57
28 85
29 41
30 4
31 69
32 4
33 6
34 57
35 23
36 14
37 183
38 14
39 27
40 26
41 22
42 367
43 16
44 20
45 140
46 106
47 5
48 10
49 34

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 7
1 1
2 7
3 15
4 23
5 2
6 1
7 13
8 19
9 26
10 7
11 4
12 0
13 0
14 0
15 6
16 29
17 29
18 47
19 0
20 8
21 3
22 0
23 25
24 0
25 0
26 0
27 0
28 3
29 13
30 0
31 0
32 3
33 1
34 8
35 0
36 4
37 0
38 0
39 2
40 3
41 16
42 1
43 12
44 5
45 10
46 1
47 4
48 23
49 3
50 9
51 11
52 0
53 0
54 2
55 0
56 5
57 0
58 1
59 10
60 8
61 16
62 4
63 1
64 0
65 7
66 0
67 40
68 6
69 3
70 14
71 0
72 3
73 0
74 16
75 0
76 3
77 2
78 98
79 3
80 1
81 0
82 1
83 4
84 0
85 7
86 5
87 0
88 2
89 0
90 0
91 2
92 24
93 7
94 5
95 24
96 9
97 59
98 57
99 3

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 1
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 5
18 0
19 4
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 2
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 1
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 2
74 0
75 1
76 0
77 2
78 0
79 0
80 0
81 2
82 0
83 1
84 0
85 0
86 0
87 6
88 14
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0
100 0
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 2
109 1
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 1
120 0
121 0
122 2
123 0
124 2
125 0
126 0
127 1
128 1
129 1
130 0
131 1
132 0
133 0
134 0
135 0
136 1
137 0
138 4
139 0
140 10
141 0
142 0
143 1
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 1
152 0
153 8
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 2
160 0
161 0
162 0
163 0
164 1
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 0
174 0
175 2
176 0
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 3
183 0
184 0
185 0
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 0
192 0
193 1
194 0
195 0
196 0
197 0
198 3
199 0