Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen.
19
durch Branntweinbrennerei sind Nordhausen und Quedlinburg berühmt. — Von andern
Fabriken nennen wir solche für: Panzerplatten (Buckau), Tuche (Burg und Calbe). Kattun
(Eilenburg), Thonwaren und Porzellan (Neuhaldensleben, Ziesar, Buckau, Bitterfeld),
Papier (Kröllwitz, Calbe), Leder und Handschuhe (Halberstadt und Neuhaldensleben).
Eine so große Ergiebigkeit des Bodens und so reges Großgewerbe muß
notwendigerweise einen starken Handelsverkehr zur Folge haben.
Die Erzeugnisse gehen meistens aus der Provinz hinaus, wofür andere notwendige
Waren eingeführt werden. Hierunter sind zu nennen: Kolonialwaren aller Art, Tuche,
Leinwand, Seide, Kohlen aus Böhmen, Salz, Eisenwaren, Steinöl. Die Hauptmärkte
sind von alters her Magdeburg, Halle, Erfurt, welche durch ihre Lage zu dieser Bedeu-
tung schon in sehr srüher Zeit gelangten. Für Zucker und Zichorien ist Magdeburg der
Hauptmarkt in ganz Deutschland.
Die natürlichen Verkehrswege bilden von alters her die Elbe und die
Saale, dazu tritt das dichte Netz der Landstraßen und Eisenbahnen.
Jetzt durchschneiden eine Menge Eisenbahnlinien die Provinz in den verschie-
densten Richtungen; ihre Hauptknotenpunkte sind Stendal, Magdeburg, Halle. Die erste
Strecke wurde vor 50 Jahren (1839) zwischen Magdeburg und Schönebeck eröffnet. Es
giebt jetzt in der Provinz Sachsen 2077,25 km Eisenbahnen, also kommen bei 25249,97 qkm
Flächenraum 8,23 km auf 100 qkm Fläche und bei 2473533 Ew. 8,40 km aus 10000 Ew.,
während im Königreich Preußen, 6,72, im deutschen Reich 7,4 auf 100 qkm Fläche und
in elfterem 8,14, in letzterem 8,6 km auf 10000 Ew. fallen. Das Herzogtum Anhalt hat
247,57 km Eisenbahnen, also kommen bei 2347,35 qkm und 253959 Ew. 10,54 auf
100 qkm Fläche und 9,75 auf 10000 Ew.
Der Postverkehr wird geleitet von den Oberpostdirektionen zu Magdeburg (zu
der auch Anhalt gehört), Halle und Erfurt (die auch einen Teil der thüringischen Staaten
umfaßt).
In der Direktion Magdeburg kommt eine Postanstalt auf 27,4 qkm und 2444 Ew.;
eine Telegraphenanstalt aus 44,9 qkm und 3995 Ew.
In der Direktion Halle kommt eine Postanstalt auf 21,9 qkm und 2184 Ew.; eine
Telegraphenanstalt auf 46,2 qkm und 4615 Ew.
In der Direktion Erfurt kommt eine Postanstalt auf 24,2 qkm und 2441 Ew.; eine
Telegraphenanstalt auf 42 qkm und 4269 Ew.
4. Staatliche Einrichtungen.
A. Provinz Sachsen.
Die staatliche Verwaltung der Provinz wird geleitet vom Oberpräsidenten,
unter dem zunächst die Regierungspräsidenten die Leitung der Regierungsbezirke haben;
an der Spitze der Kreise stehen Landräte. Daneben Bezirksausschüsse und Kreisausschüsse.
Die nicht staatlichen Angelegenheiten (Straßenbau und Wohlthätigkeitsanstalten,
Kranken- und Erziehungswesen, wissenschaftliche Unternehmungen n. s. w.) werden vom
Provinzial-Landtag besorgt, der aus 116 Mitgliedern besteht. Dieser wählt den
Landesdirektor und den Provinzial-Ansschnß (15 Mitglieder). Die Altmark hat noch einen
eigenen Kommunal-Landtag zu Stendal.
Für die Rechtspflege sorgt das Oberlandesgericht zu Naumburg, Laudgerichte zu
2*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
6 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
(nach der Zählung vom Jahre 1885). Während der Größe nach also Sachsen
die 9. Stelle unter den preußischen Provinzen einnimmt, hat es seiner Ein-
wohnerzahl nach die 4. Stelle (Schlesien, Brandenburg mit Berlin und die
Rheinprovinz sind stärker bevölkert). Die Provinz, an deren Spitze ein Ober-
Präsident steht, zerfällt in die 3 R.-B. Magdeburg, Merseburg und Erfurt;
au der Spitze eines jeden steht ein Regiernngs-Präsident, die R.-B. zer-
fallen in Kreise unter der Verwaltung eines Landrats.
1. Der Regierungsbezirk Magdeburg hat! 11512,86 qkm mit
989716 Ew. — 859 auf 10 qkm — und zerfällt in 15 Kreise.
2 Der Regierungsbezirk Merseburg hat' 10207,06 qkm mit
1027228 Ew, — 1006 auf 10 qkm — und zerfällt in 17 Kreise.
3. Der Regierungsbezirk Erfurt hat! 3529,61 qkm mit 411379ew.
— 1166 auf 10 qkm — und zerfällt in 11 Greife.
Das Herzogtum Anhalt hatl 2294,36 qkm mit 248166 Ew. — 1080
auf 10 qkm —, übertrifft also die Provinz Sachsen sehr an Volksdichte. Es
zerfällt in 5 Kreise, an deren Spitze Kreisdirektoren stehen.
Ii. Landschaftskunde.
Die Provinz Sachsen ist von allen preußischen Provinzen die am meisten
zerrissene. Der nördliche Teil, welcher den R.-B. Magdeburg umfaßt, bildet
allerdings ein zusammenhängendes Ganze, aber er ist im S. durch das Her-
zogtum Anhalt vielfach eingezackt und hängt nur durch einen schmalen Streifen
(bei Aschersleben), der wiederum Anhalt in 2 große Teile scheidet, mit dem
R.-B. Merseburg zusammen. Ein Stück von Anhalt (Grafschaft Mühlingen)
liegt als Enklave^) im R.-B. Magdeburg, wogegen kleine preußische Gebietsteile
von Anhalt umschlossen sind. Auch eine Braunschweigische Enklave (Calvörde)
findet sich innerhalb dieses R.-B. Noch mehr fremde Gebietsteile umschließen
die beiden südlichen R.-B.: Teile von Weimar (Allstedt) und Schwarzburg-
Rudolstadt (Frankenhausen), sowie die Hauptmasse vou Schwarzburg-Souders-
hausen. Dafür liegen die Kreise Schleusiugeu und Ziegenrück gesondert weit
nach S. vorgeschoben.
Im W. werden die Provinz Sachsen und Anhalt vom Harz berührt.
Dieser ist ein in sich fest abgeschlossenes Massengebirge von etwa eiförmiger
Gestalt mit der größten Ausdehnung von N.w. nach S.o. (110 km); der
Querdurchmesser beträgt nur 30 km.
■sen, Jtappboile. Selke. mppra, jtusieoen.
Längsschnitt durch den Harz von Seesen bis Eisleben. (Nach R. Aßinann.)
Nach N.w. hin hat das Gebirge mehrere Vorstufen; es verflacht sich im
*) Exklave nennt man ein von der Hauptmasse eines Landes getrenntes, in einem
andern Staate liegendes Stück Land. Von jenem anderen Lande aus würde man es
als Enklave bezeichnen.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Landschaftskunde.
7
S.o. nach der Saale, während der S.w. gegen das Thüringische Hügelland
:md der N.o. gegen das Tiefland scharf abgeschnitten sind. Das Gebirge bildet
ein großes Hochland, dessen obere Platte sich allmählich in seiner ganzen Län-
genausdehnung von N.w. nach S.o. sehr beträchtlich senkt. Dieser Umstand
hat die gewöhnliche Scheidung in Ober- und Unterharz herbeigeführt, in-
dem das Gebiet westlich vom Brocken dem Oberharz (Flußgebiet der Weser;
Nadelholz überwiegend), östlich davon dem Unterharz (Flußgebiet der Elbe)
zugerechnet wird. Hier überwiegt das Laubholz. In dieses Hochlaud sind die
Thäler der Bäche tief eingeschnitten, während gewaltige Berge auf demselben
emporragen. Am höchsten ist der Bro cken (Blocksberg), nahe dem Nordrande
mit 1141 m über dem Meeresspiegel über die Grenze des Baumwuchses auf-
steigend, der höchste Berg Mitteldeutschlands; er bildet mit einigen kleineren
Bergen eine besondere Gruppe. Der Ramberg (Viktorshöhe) ebenfalls im
Unterharz, 537 m, besteht wie der Brocken aus Granit, während sonst das Ge-
birge meist aus Grauwacke besteht. Auch der Auersberg (Josephshöhe) ist
ein Granitkegel von 575 in Höhe.
Überschreiten wir von dem S.o.-Abhänge des Harzes ans die fruchtbare
Thalebene der Helme, die goldene Aue, so kommen wir in das aus Trias
(Buntfandstein, Muschelkalk, Keuper) bestehende Thüringische Hügelland,
eine wellenförmige Senkung zwischen Harz und Thüringer Wald. Den nord-
westlichen Teil bildet die rauhe Hochplatte des Eichsfeldes, welches der
waldreiche Düu in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt zerlegt. Vom
Eichsfelde aus laufen 5 Höhenzüge mit einer Durchschnittshöhe von 162 bis
227 m, unter sich und mit dem Harz und Thüringer Walde parallel bis zur
Saale, welche bald eine festgeschlossene Kette bilden, bald nur einen losen
Zusammenhang haben und vielfach von Flüssen durchbrochen sind. Die be-
dentendsten dieser Züge sind der von Mühlhausen ausgehende, 470 in errei-
chende Hainich, der bei Erfurt der Steiger (345 rn) heißt. Die Hainleite
zwischen Wipper und Helbe, über 30 km lang und bis 461 m ansteigend,
nimmt nach dem Durchbruch der Unstrnt (Sachsenburger Pforte) den Namen
die Schmücke (326 m) an und heißt später die Finne (470 m) bis zur Saale
bei Naumburg. Der dem Harz am nächsten liegende Zug, die Windlaite, hat
feine höchste Erhebung im Kisfhäufer (470 m). Zwischen diesen Höhen-
zügen find Mulden und Becken, mit Lehm und humusreichem Schlamm bedeckt,
eingesenkt, von denen das thüringische Zentralbecken nördlich von Erfurt am
Zusammenfluß der Gera und Unstrnt das bedeutendste ist. Erfurt verdankt
der Lage in dieser weiten fruchtbaren Niederung zum großen Teil seine Be-
deutung als Hauptort von Thüringen. Außerdem sind noch besonders frucht-
bar die Unstrnt-Niederung bei Artern und die goldene Aue an der Helme.
In den S.o.-Zipfel der Provinz, den Kreis Zeitz, sendet das sächsische
Bergland seine letzten Ausläufer.
Das ganze Gebiet östlich der Saale und nördlich vom Harz gehört dem
Tieflande an, welches, wie der meist nach N.w. gerichtete Lauf der Flüsse
beweist, sich in dieser Richtung senkt. Aus diesem ragen nur vereinzelte kleine
Erhebungen hervor, wie die Porphyrfelfen an der Saale bei Halle (135 in),
die Höhen bei Wettin (174 m), am höchsten der Petersberg bei Halle (240 in
Seehöhe). Auf dem rechten Elbufer zieht ein Teil des Südlichen Land-
rückens, der rauhe i ud wasserarme Rücken des Flä-
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
10 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt,
Stadt vergebens von Napoleon zurück. Seit 1870 wurde sie durch Erweiterung der
Festungswerke bedeutend vergrößert. — Schöner gothischer Dom mit den Gräbern Ottos I.
und Edithas, dem berühmten Epitaphium Erzbischos Ernsts (von Peter Bischer) und präch-
tiger Kanzel. Neben dem Dom der Kreuzgang. Die Marienkirche mit ihrem Kreuzgang
war Stiftskirche des Prämonstratenser-Klosters U. L. Frauen, dem Hauptkloster dieses
Ordens in Sachsen. Vor der Johanniskirche das Standbild Luthers, der hier als Knabe
die Schule besuchte. Die schönste Straße ist der die Stadt von N. nach S. durch-
schneidende Breite Weg. mit vielen herrlichen Renaissance-Bauten*).— Vorstädte auf dem
linken Elbufer sind Neustadt, Sudenburg, Buckau, zwischen beiden Elbarmen die Citadelle
und der Werder, auf dem rechten Ufer die Friedrichsstadt. — M. ist bedeutende Handels-
stadt, durch Schiffahrt und Eisenbahnverbindungen sehr begünstigt; besonders ländliche
Erzeugnisse (Korn, Zucker, Zichorien, auch Kaffee) werden gehandelt. Es hat eine be-
deutende Industrie in Maschinen, Panzerplatten und Geschossen, Spiritus, Tabak, Seife,
Dünger u. s. w. M. ist der Sitz des Oberpräsidiums und Regierungspräsidiums, hier
Landgericht, Steuer-Direktion, Konsistorium und General-Kommando; es hat 3 Gym-
nasien, 1 Realgymnasium, 1 Ober-Realschule, 2 höhere Mädchenschulen u. s. w. — In
der Nähe die schönen Anlagen des Herrenkrugs, des Vogelgesangs und des Friedrich-
Wilhelm-Gartens, dieser auf der Stelle des alten, berühmten Klosters Berge (Wieland),
welches 1812 von den Franzosen gänzlich zerstört wurde. Geburtsort Ottos von Guericke
(1602), des Erfinders der Luftpumpe, Elektrisiermaschine u. a., der Dichter Zschokke (1771)
und Jmmermann (1796). — Kolonie der französischen, wallonischen und pfälzischen Aus-
wanderer.
Rechts der Elbe die beiden Jerichowschen Kreise, nach dem Städtchen Jeri-
chow, früher Prämonstratenser-Stift, benannt. Genthin* am Plauescheu Kanal.
Schönhausen, Bismarcks Geburtsort. — Burg* an der Jhle, 16414 Ew., mit Tuch-
fabrikation, die besonders durch die Hugenotten gehoben ist. Möckern, siegreiches Gefecht
der Preußen am 5. April 1813. Leitzkau, altes Prämonstratenser-Stift, jetzt mit herrlichem
Renaissanceschloß der Freiherrn von Münchhausen. Ziesar, mit Töpferei.
Links der Elbe im früheren Holzkreise (Börde**)): W olmirstedt*. — Neu-
Haldensleben* 7415 Ew., mit Thonwarenfabriken; Sommerschenburg mit dem Grabe
Gneisenaus. — Wanzleben*; bei Dodendorf siegte Schill am 5. Mai 1809 über die
Franzosen. In Hohendodeleben ist Matthisson geboren. — Salbe*, 8850 Ew., mit
Tuchfabriken und Gemüsebau (Gurken, Zwiebeln). S taßsnrt a. Bode, 16459 Ew., mit
dem größten Steinsalzbergwerk und großen chemischen Fabriken. Barby a. Elbe, mit Se-
minar und Blindenanstalt, war früher Sitz der Grafen von Barby und Mühlingen,
dann der Herzöge von Sachfen-Barby, die den Herrenhutern Gnadau zur Ansiedelung
überwiesen. Schönebeck a. Elbe, 13319 Ew., mit dem größten Salzwerk Deutschlands
zur Herstellung von Kochsalz und chemischen Fabriken. Salze, mit dem Solbad Elmen und der
Zwangsarbeitsanstalt Burg Schadeleben, hat das größte Gradierwerk. An der Elbe Frohse,
wo 1278 Otto Iv. mit dem Pfeil geschlagen und gefangen wurde. Die drei letzten Orte
sind von König Friedrich Ii. durch Straßen verbunden, an welchen Kolonisten angesiedelt wurden.
3. Das Fürstentum Halberstadt, einst Bistum, von Karl d. Großen gestiftet, 1648
säkularisiert und Brandenburg überwiesen. Es gehörten dazu auch die Grafschaften Lora
und Klettenberg im R.-B. Erfurt.
*) Renaissance nennt man das Wiederaufleben des Studiums des klassischen Alter-
tums. Die Bauweise, die sich an das Altertum anlehnt, heißt daher Renaissance-Stil.
**) Der Name Börde ist noch nicht genügend gedeutet worden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ottos_I. Erzbischos_Ernsts Ernsts Peter_Bischer L. Wieland Ottos_von_Guericke Ottos Zschokke Jerichowschen Bismarcks Schill Schönebeck Otto Friedrich_Ii Friedrich Karl_d Karl Klettenberg
Ortschaftskunde.
11
Halberstadt", 34025 Ew., an der Holzemme, hat noch ein sehr altertümliches
Äußere (Rathaus, Schuhhof) und zahlreiche schöne Kirchen (darunter der zierliche gotische
Dom mit kostbarem Domschatz) und die mit 4 Türmen geschmückte Liebsranenkirche. Wegen
der vielen Stifter und Klöster heißt die Stadt in einem alten Reimspruch ein „Pfaffen-
haus". .In der Nähe die schönen Anlagen der Spiegelschen Berge.*). In H. wurde zuerst
Broihan gebraut. — Hornburg, einst berühmter Badeort. Im Dorfe Ströbeck wird das
Schachspiel besonders gepflegt. — Ofchersleben* 967t Ew. — Aschersleben*,
21519 Ew., einst Hpst. der Grafschaft Askanieu, über der sich die Stammburg der Askanier
erhob. Seit 1315 halberstädtisch.^ Jetzt blühend durch Großgewerbe: Tuchfabriken, Kohlen,
Salz. Thal e am Eingange zum Bodethale (Roßtrappe und Hexentanzplatz), Suderode
(Ruinen Lauenburg und Stecklenberg), Regenstein, Exklave im Braunschweigischen, sind
wegen ihrer romantischen Lage viel besuchte Orte.
4. Die Abtei Quedlinburg ist von Heinrich I. gegründet und war reichsfreies Stift.
1803 wurde sie säkularisiert und kam an Preußen.
Quedlinburg an der Bode, 19323 Ew., ist eine altertümliche Stadt mit schönen
Kirchen. Im Dom sind die Grabstätten Heinrichs I. und Mathildes, denen die Stadt ihre
erste Blüte verdankt. Auf dem Schloß residierten die reichsfreien Äbtissinnen; Sarg der
Aurora von Königsmark. Die Stadt ist berühmt durch Brennerei, Gartenbau und
Samenhandel. Geburtsort Klopstocks (1724) und des Geographen Karl Ritter (1779).
5. Die Grafschaft Wernigerode* gehört den Grafen von Stolberg unter preußi-
scher Oberhoheit. Darin die gleichnamige Stadt mit dem Residenzschloß des Grafen.
Ilsen bürg, auch mit gräflichem Schloß und mit einer Eisenhütte, am Ausgange des
lieblichen Jlsethals (Jlsenstein).
B. Wegierungsöezirk Merseburg.
Er enthält nur wenige altpreußische Bestandteile und ist in der Hauptmasse aus
den im Jahre 1815 abgetretenen kursächsischen Landesteilen gebildet.
1. Der Saalkreis gehörte srüher zum Herzogtum Magdeburg. Darin Halle*
(= Salzwerk, Salzstadt), wo von uralter Zeit her von den Halloren (— Salzwirker) aus
der aus der Erde quellenden Sole Salz gesotten wurde. 81982 Ew. Am Ende des
Mittelalters und später war es Residenz der Erzbischöse (Kardinal Albrecht), an deren
Zeiten die sogen. Residenz und die in Trümmern liegende Moritzburg erinnern. So ver-
rufen Halle früher war wegen seiner engen, schmutzigen Straßen, wegen seines schlechten
Pflasters und der schrecklichen Dünste (man konnte es eher riechen als sehen, sagte der
Volksmund), so sehr hat es sich in der letzten Zeit durch neue Stadtteile und Anlagen
und durch Aushebung der „Halle", wo die Salzkothe standen, verschönert. Der Marktplatz,
mit dem Standbilde Händels (geb. 1685), ist einer der schönsten Plätze weit und breit.
Großartig sind die Franckeschen Stiftungen, welche aus dem Waisenhaus, einer großen
Zahl Schulen, Bibelanstalt, Buchhandlung und Druckerei, Apotheke u. s. w. bestehen. Hier
das von Rauch modellierte Standbild des Stifters. Die Universität, 1694 gestiftet und
1817 mit der von Wittenberg vereinigt, nimmt der Zahl der Studenten nach die 4. Stelle in
Deutschland ein. Provinzial-Jrrenanstalt, das Ober-Bergamt. Handel und Großgewerbe,
durch reiche Bodenschätze und durch die günstige Lage gefördert, stehen in hoher Blüte.
Die nächsten Umgebungen der Stadt haben große landschaftliche Schönheit, namentlich im
*) Das Wiegenlied: Muhkuh von Halberstadt oder gar Motschekühchen soll sich auf
den Bischof Buko (Burchard) beziehen.
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Extrahierte Personennamen: Regenstein Heinrich_I. Heinrichs_I. Heinrichs_I. Karl_Ritter Karl Albrecht) Albrecht Burchard
Extrahierte Ortsnamen: H. Hornburg Lauenburg Stecklenberg Quedlinburg Stolberg Jlsenstein Herzogtum_Magdeburg Moritzburg Wittenberg Deutschland Halberstadt
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Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
Erfurt, Halberstadt. Halle, Magdeburg, Naumburg, Nordhausen. Stendal, Torgau, Dessau.
— j 13 Amtsgerichte. Reichsgericht zu Leipzig.
Die oberste geistliche Behörde der Evangelischen ist das Konsistorium zu
Magdeburg, die katholischen Gemeinden stehen unter dem Bischof von Paderborn.
Das Unterrichtswesen erfreut sich hoherblüte Die Universität Halle steht unter dem
Ministerium. Die höheren Schulen stehen unter dem Provinzial-Schulkollegium zu Mag-
deburg. Es sind 27 Gymnasien, 5 Realgymnasien, 2 Ober-Realschulen, 3 Progymnasien,
7 Real-Progymnasien, 1 Realschule, 1 höhere Bürgerschule. — 10 Seminarien, darunter
1 katholisches. — Fachschulen.
Provinzial-Jrrenanstalten zu Halle und Alt-Scherbitz, Blindenanstalt zu Barby,
Taubstummenanstalten zu Halberstadt, Erfurt, Osterburg, Weißenfels. — Proviuzial-
Museum zu Halle. Staatsarchiv zu Magdeburg. — Prediger-Seminar zu Wittenberg.
Zum deutschen Reichsheere stellt die Provinz und das Herzogtum Anhalt das
4. Armeekorps, (7. Division Magdeburg, 8. Division Erfurt) bestehend aus 8 Infanterie-,
4 Kavallerie-, 2 Feld-Artillerie-, 1 Fuß-Artillerie-Regiment, 1 Jäger-, 1 Pionier-, l Train-
Bataillon, 19 Landwehr-Bezirken. Außerdem stehen in der Provinz noch Truppenteile des
3.Armeekorps (Wittenberg, Torgau) und des 11. Korps (Mühlhausen, Langensalza).
In den Reichstag sendet die Provinz 20 Abgeordnete.
Das Wappen der Provinz ist das sächsische Balkemvappen mit dem Rautenkranz,
die Farben schwarz und gelb.
B. Herzogtum Anhalt.
Die Landesregierung führt der Herzog, unter ihm der aus 36 Abgeordneten be-
stehende Landtag.
Die oberste Verwaltungsbehörde ist das herzogliche Staatsministerium zu
Dessau. Unter ihm stehen:
1. Die Finanzdirektion für die Verwaltung des Staatseigentums und der
direkten Steuern; 2. die Zolldirektion für die indirekten Steuern; 3. die Herzog-
liche Regierung (Abteilung des Innern und Abteilung für das Schulwesen) für alle
übrigen Zweige der Verwaltung. — Landarmendirektion.
An der Spitze der 5 Kreise stehen die Kreisdirektoren; daneben Kreisvertreter und
Kreistage.
Die geistlichen Angelegenheiten besorgt das Konsistorium, die Leitung des Schul-
wesens hat die Regierung. Es giebt 4 Gymnasien, 2 Realgymnasien, 1 Realprogym-
nasium, 1 höhere Bürgerschule, 1 Lehrerseminar.
Das anhaltische Jnfanterie-Regiment (Nr. 93) gehört zum 4. Armeekorps.
Ein Landgericht zu Dessau; außerdem 11 Amtsgerichte.
Das Herzogliche Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. — Die Landesstrafanstalt zu
Coswig.
Im Zoll-, Gerichts-, Post- und Militärwesen steht Anhalt unter den entsprechenden
höheren Behörden der Provinz Sachsen.
Zum Reichstage wählt das Herzogtum Anhalt 2 Abgeordnete.
Das kleinere Wappen von Anhalt ist längsgeteilt und zeigt links den halben roten
Adler im silbernen Felde, rechts den sächsischen Rautenkranz. — Landesfarben: Grün
und Weiß (auch mit Rot).
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]