— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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Verhältnisse der europäischen Staaten. 199
gen, Sigismund 3 von Schweden. — Dieser Wech-
sel, und Kriege gegen Rußland, Schweden, und gegen
die Osmanen schwächten dieses Reich sehr.
in) Preußen.
Preußen blieb unbedeutend, bis es 1618 an Bran-
dcnburg kam; ob man gleich Hochmeister aus mächtigen
Fürstenhäusern genommen hatte. Der lezte dieser Hoch-
nieistcr war Albrecht von Brandenburg, welcher
1625 zu dem Protestantismus überrrat, und Preußen für
c n erbliches Herzogthum erklärte. 1618 erbte das Haus
Brandenburg dieses Herzogthum; welches durch die
Kurfürsten Georg Wilhelm 1630, und Friedrich
Wilhelm, (reg. v. 1640 bis 1688), ein bedeutender
Statt wurde.
n) Uncsarn.
Dieses Reich litt noch immer durch die Einfälle
der Türken; und durch innere Zwiste zwischen dem ho-
hen und niedern Adel. Wladislaw 7, (reg. v. 1490
bis 1514), war allenthalben unglücklich; deswegen ver-
pflichtete er die Großen seines Reiches, nach dem Aus-
sterben seiner Familie sich Könige aus dem östreichischeu
Hause zu nehmen. Ihm folgte auf dem Throne, wie
im Unglücke sein Sohn Ludwig 2, (reg. v. 1514 bis
1526); die Türken verheerten Ungarn bis andre Raab,
und der König fiel in der Schlacht bei M o hacz, 1526.
Die Großen wählten nun ihres Versprechens gemäß,
Ferdinand 1 von Oestreich zu ihrem Könige. — Sie-
benbirgen wurde in der Folge mit Ungarn vereiniget,
und dieses Reich, wie Böhmen, welches durch Heirath
an Oersteich gekommen war, wurden östreichische Erb-
staaten.
o) Rußland
Rußland dehnte sich gegen Osten ungeheuer aus,
und fing nun an, durch seine Größe bedeutend zu wer-
den. Unter Wasilei Iwanowitsch, (reg. v. 1505
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Wladislaw Ludwig_2 Ludwig Raab Ferdinand_1_von_Oestreich Ferdinand Wasilei_Iwanowitsch
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schweden Haus
Brandenburg Ungarn Oersteich
1ö5
Europäische Staaten.
mehr für Böhmen, als für Deutschland, 1346.— Unter
Wenzeslaw 4, 1419, brachen die Hussiten-Unruhen
aus , und dauerten bis 1437, wo Sigismund als König
anerkannt wurde. Der hierauf folgende Thronenwechsel
verursachte, daß Böhmen immer schwach blieb.
in) Preuße rr.
Noch immer waren die slavischen Bewohner Preußens
Heiden; erst als sic Maffovien verheeret, und die gegen
sie anrückendcn Schwcrdtbrüder geschlagen batten, rief
man die deutschen Ritter aus Venedig, welche Preußen
nach 53sahrigem Kampfe eroberten. Deutsche Kolonisten
siedelten sich nun hier an; das Christenthum verbreitete
sich; man bauete Städte, und das Land stieg in der
Kultur. Marienberg war die Residenz des deutschen
Hochmeisters.
Durch beständige Kämpfe mit Polen, und durch die
Ausartung des Ordens sank dieser Staat wieder. Innere
Unruhen beschleunigte den Verfall, besonders seit 1450,
wo die verbundenen Städte gegen die Ritter förmlich
au 'standen.
,->) Rustí and.
Rusiland war in dem Anfange dieses Zeitraumes
durch die wladimirische Theilung in einer misilichen
Lage. Vier Sohne Wladimrrs warden crmordet. Einige
Stádte erklarten sich fur fret: Altes lag in Verwir--
rung, welcher Wladimirs jüngster Sohn Jaro slaw
nicht abhelfen konnte.
1147 wurde unter Isas law der Grand zu Mos-
kan gelegt, und 1158dasgrosifurstenthum Wladimir
gestiftet. Vicrzchn Grosifursten, alle, bis anf Einen
Nachkommen Jaroslaws folgten bier aufeinander,
bis 1224 die Mongola in Rusiland einbrachen, und 224
Iahre die russischen Grosifürsten durch harte Abgaben
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Jaro
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wenzeslaw Venedig Marienberg Rusiland
164
Europa i s ch e Staate n.
Königen wegen Thronanwartschaften an, bis 1397 die
drei Reiche durch den kalmarischen Vertrag förmlich ver-
einiget wurden. — i486 hatte Schweden schon wieder
seinen eignen Reichsverweser, dessen Nachfolger bald wie
unabhängige Könige handelten.
ll) P o i e n.
Nach Boleslaw 2. Tode kam Polen in große Zer-
rüttungen, theils durch Theilungen, und Familien-
kricge, theils durch die Einfalle drr Mongoln. 1138 wurde
Schlesien für immer von Polen getrennt. Die Plünde-
rungen der Mongoln dauerten bis 1320, wo sie durch
W la d i s law L o ki et ek vertrieben wurden, welcher auch
den königlichen Titel wieder annahm. Unter Kasimir
dem Großen, 1335, gewann das Reich in jeder Hin-
sicht; nur zogen auf Veranlassung einer zweiten Esther
zu viele Juden dahin. Mit Ludwig dem Großen,
welcher auch König von Ungarn war, starb 1386 der
plastische Mannsstamm ans. Ihm folgten die Jaget-
lonen, und Polen wurde von nun an ein Wahlreich.
Unter Kasimir 3. erstreckte sich die polnische Oberherr-
schaft auch über Preußen.
1) Böhmen.
Böhmen war schon eine eingeschränkte Monarchie;
von 1300 an wurde es ein Wahlreich, und durch diehnssi-
tenunrnhen die Gewalt des Königes noch mehr verringert.
Von 1198 an behielten die Regenten beständig den Titel
König, vor dieser Zeit hießen sie bald Könige, bald
Herzoge.
Ottokar 2. verlor 1278 die östreichischen Lander,
weil er Rud olp h 1. nicht huldigen wollte. Mit Wcn-
zeslaw 3. starb veralte slavische Fürstenstamm aus;
und die Krone kam nach heftigen Streitigkeiten an Jo-
hann von Luremburg, 1311. — Karl 4. sorgte
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Extrahierte Personennamen: Boleslaw Boleslaw Kasimir Ludwig_dem_Großen Ludwig Kasimir Ottokar Ottokar Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Polen Polen Ungarn Polen Luremburg
Europa —
Österreich-Ungarn.
871
der Bildung, des Handels, des Völkerverkehrs. Noch jetzt sprechen und schreiben
in Ungarn viel mehr Menschen deutsch, als magyarisch; das Deutsche
wird überall in Ungarn verstanden, nicht aber das Magyarische.
Denn was Heroen wie Ludwig und Matthias in der Kraftzeit des selbständigen Un-
garns versäumt hatten, war später nicht nachzuholen. Nach Corviuus Tode sank Un-
garns Macht und Bedeutung. Schon längst (seit dem Aussterben der Arpaden 1301)
war das Reich unter dem Einflüsse einer übermächtigen Aristokratie ein Wahlreich ge-
worden; es gab schwache Regenten, Zerwürfnisse im Reich, Niederlagen im Krieg mit
den Türken, namentlich die bei Mohacs 1526 (Tod Ludwig Ii.); ferner eine zwie-
spältige Königswahl, wodurch die Krone an Oesterreich, Siebenbürgeu aber abhanden
kam*): widrige Kircheuzwiste zwischen Katholiken und Protestanten, deun auch die Je-
suiten fanden sich ein; und außerdem große Läuderverluste. In Oseu schlug auf 160
Jahre ein türkischer Beglerbeg seine Residenz auf, und nur ein Rest Ungarns verblieb
dem neueu Königshause Habsburg, unter dessen Prinzen die Magyaren, eingegangener
Verbindlichkeit gemäß, von nun an ihren König zu wählen hatten. Endlich, im letzten
Drittel des 17. Jahrhunderts, als der türkische Halbmond zu erblassen begann, führte
das Glück dem Kaiserhause nacheinander einige tüchtige Generale zu: den Montecuculi
aus Italien, der 1664 bei St. Gotthard wieder bewies, daß mau Türken schlagen
könne; ven Herzog Karl von Lothringen, der 1683 Wien retten half, 1686 Buda im
Sturm nahm und 1687 bei Mohacs die frühere Niederlage daselbst rächte; endlich den
edeln Prinz Eugen von Savoyen, der im glorreichen Kampfe bei Zentha 1697 die
Befreiung Ungarns vollendete, und später bei Peterwardein und um Belgrad eben so
ruhmreich focht. So wurde durch österreichische und deutsche Heere Ungarn den Türken
wieder abgerungen und gleichzeitig der Aufstand einer den Türken verbündeten Adels-
Partei niedergeschlagen.
Siege tragen ihre Frucht. Kaiser Leopold durfte (1687) es wagen, durch den
ungarischen Reichstag, der dnrch eine blutige Verfolgung der Protestanten (Blutgericht
zu Eperies!) erschreckt war, die Erblichkeit der Krone wiederherstellen und das wichtige
Recht, verfassungswidrigen Verordnungen sich widersetzen zu dürfen, aufheben zu lassen.
Uebrigens galt Ungarn bloß durch Personalunion mit Oesterreich verbunden und wurde
unter Mitwirkung eines Reichstages regiert, in welchem die Prälaten, die Magnaten,
der niedere Adel und die sogen, königlichen Freistädte vertreten waren. Das Band
zwischen Ungarn und Oesterreich ward sichtbar fester, und in welcher freundlichen Weise
sich die Verhältnisse gestalteten, sah man sowohl an der Pracht, womit die ungarischen
Maguaten das kaiserliche Hoflager zu Wien zierten, als auch an dem treuen Eifer, wo-
mit sie für „ihren König" Maria Theresia sich waffneren und in der That die
österreichische Monarchie retteten. Weiter gingen sie indes in der Untertänigkeit nicht,
ihre Staatsrechte wußten sie zu bewahren, und bei jedem Thronwechsel mußten die-
selben vom Herrscher beschworen werden. Alle iunern Verhältnisse des Landes blieben
aber dabei rein mittelalterlicher Art, und Ungarn blieb in seiner materiellen und geistigen
*) Dem von der einen Partei gewählten tapfern Woiwoden von Siebenbürgen,
Johann Zapolya, stellte die andre Partei den Ferdinand von Oesterreich
- Brnder Kaiser Karls V., entgegen.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Matthias Ludwig_Ii Ludwig Gotthard Karl_von_Lothringen Karl Eugen_von_Savoyen Eugen Leopold Leopold Maria_Theresia Maria Theresia Johann_Zapolya Johann Ferdinand_von_Oesterreich Ferdinand Karls_V. Karls_V.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarn Ungarn Oesterreich Oseu Habsburg Italien Wien Zentha Belgrad Ungarn Oesterreich Ungarn Oesterreich Wien Ungarn
•868
Europa
— Österreich-Ungarn.
Bodensee und der große Marktflecken Dornbirn, wo eifrig, wie im benachbarten
St. Gallen, fabricirt wird.
12) Böhmen ist eines der bedeutendsten Kronländer. Den Boden, meist granitisch,
reich an Metallen und Kohlen, zum Theil sehr fruchtbar, nur arm an Salz, kennen
wir schon. Die Deutschen (2 Mill.) wohnen hauptsächlich im Norden, Westen und
Süden des Landes und in den Städten Prag und Budweis. Man zählt 1800 deutsche
und 2000 tschechische Volksschulen, obschon unter den Gelehrten sich seit Jahrhunderten
auch Tschechen hervorgethan und selbst eine tschechische Literatur existirt. In diesem Jahrh.
wächst die Industrie, vorzugsweise unter den Deutschen, und in vielen Zweigen. Der
böhmische Hopfen ist sehr gesucht. Ursprünglich von deutschen Markmannen be-
wohnt, wanderten später slavische Tschechen ein. Schon unter dem Karolinger
Arnulf (895) erkannten die Fürsten des Landes die '.deutsche Oberhoheit an; der Sachse
Otto I. unterwarf sie aufs neue, und Heinrich Iv. verlieh den Königstitel, mit dem
seit des Rothbarts Zeiten die Kurwürde verbunden ward. Mit Wenzel Iii. starb 1306
die Dynastie der Przimisliden aus, und das Land fiel auf kurze Zeit an die Habsburger,
denen es 1310 Heinrich von Luxemburg für seinen Sohn Johann entriß. Nun be-
gann eine Zeit der höchsten Blüte, besonders unter Kaiser Karl Iv. und durch Be-
günstigung deutschen Wesens. Mit Kaiser Sigismund starben 1437 die Luxemburger
aus, und das Königreich fiel zum zweitenmal? an die Habsburger, an Albrecht Ii. Die
Böhmen aber machten sich bald wieder frei und erklärten ihr Land für ein Wahlreich,
das bald nnter heimischen Königen (Georg v. Podiebrad!) stand, bald mit Polen, bald
mit Ungarn verbunden war. Der letzte Ungarkönig, Ludwig Ii, vererbte 1526 mit
Ungarn auch Böhmen durch seine Schwester Anna an Karls V. Bruder, Ferdinand I.
von Oesterreich. Infolge der Religionskriege (Friedrich V. von der Pfalz!) gelang es dem
Habsburger Ferdinand Ii., das Wahlrecht der böhmischen Stände zu vernichten und
die Erblichkeit einzuführen. „Diese Verschmelzung der Geschichte Böhmens mit der des
österreichischen Hauses, seine langdauernde Verbindung mit Mähren, seine Beziehungen
zu Ungarn wurden auch geographisch vermittelt. Denn es besteht zwischen Böhmen
und Mähren keine scheidende Gebirgswaud, Mähren selbst ist gegen Schlesien und durch
die Marchniederung gegen Oesterreich offen, und endlich durch das Donanthal setzt sich
die Wiener Ebene in die oberungarische fort. Deshalb finden wir auch in diesen durch
physische Scheidemauern nicht gesonderten Ländergebieten bis auf die gegenwärtige Zeit
dieselbe Sprache". — Prag an der Moldau hat jetzt mit der Garnison 162000 Bew.
kaum zur Hälfte Tschechen: also ist Prag vorzugsweise eine deutsche Stadt. Viele Juden.
Die von Kaiser Karl Iv. in seiner Residenz Prag 1348 gestiftete Universität ist die
älteste deutsche. Die zunächst größten Orte: Asch mit 28000, Pilsen mit 23600,
die Fabrikstadt Reichenberg ander Lausitzer Neiße mit 22300, Budweis mit
17400, Eger mit 13400, die alte Bergstadt Kuttenberg mit 12700 E. Kleiner
sind: die Festungen Königgrätz und Theresienstadt, Przibram, wo eine Berg-
akademie, das freundliche Leitmeritz, die schwarzenbergische Residenz Krnmmau, die
wegen großer Maschinenspinnereien vielgenannte Stadt Trauten an, ferner Bischof-
Teinitz nördl. von Taus, wo der astronomische Schriftsteller Littrow geboren, Tab o r
u. a. m. Berühmte Badeorte im Egergebiet.
13) Mähren wurde nach dem Zerfall des großmährischen Reiches von Böhmen
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_von_Luxemburg Heinrich Johann Johann Karl_Iv Karl Sigismund Albrecht_Ii Albrecht Georg_v Ludwig_Ii Ludwig Anna Karls_V. Karls_V. Ferdinand_I.
von_Oesterreich Ferdinand_I. Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand_Ii Ferdinand Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Städten_Prag Budweis Polen Ungarn Oesterreich Donanthal Moldau Asch Pilsen Budweis Eger Theresienstadt Leitmeritz
Europa —
Nußland.
983
man jährlich an 500000 Ctr. Auch der lebhafte Bergbau und Hütteubetrieb im Ural
gehört diesem mittleren Landgürtel an. — Im Junern sind Moskau und Nischnej
Nowgorod (wohin die ehemalige Makariew-Messe verlegt ist), Kasan, Oreuburg und
Charkow die bedeutendsten Handelsplätze; an der See: Petersburg und R'.ga,
Odessa, Astrachan, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Flachs und Flachs-
sameu, Häuf und Hanfsamen, Getreide, Nutzholz, Wolle, Talg,
Häuten, Pelzwerk, Schlachtvieh, Pferden, Graphit u. a. Rohprodukten,
ferner (besonders nach Asien hin) in Metall-, Webe- und S eilerw a aren,
Seifen und Kerzen, sowie Leder, letzteres vorzüglich als Saffian und als Insten,
das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel zur See ist
übrigeus noch zum großen Theil in den Händen der Ausländer; die Haudelsstotte zählt
ca. 2600 Schiffe (hievon 750 Seeschiffe, 114 Dampfer) mit 230000 Tonnen (ä 1000
Kilogramm) Tragfähigkeit. Die Gesammtansfnhr von Rußland und Polen hat einen
Werth von 410, die Einfuhr von 384 Mill. vr. Thalern; dazu kommt noch Finnland
mit einer Ausfuhr von 10 und einer Einfuhr von 11 Mill. Thlr. Der innere
Verkehr hebt sich, da man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit
der Newa und Dwina, den Dnjepr mit Riemen und Düna in Verbindung gesetzt hat,
und gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersburg nach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum Riemen
folgte; in den Jahren von 1867 bis 1872 hat sich das russische Eisenbahnuetz um
1255 Mln. verlängert, und der größte Theil dieser Linien entfällt auf die Verbindung
mit Südrußland. Deutlich bekundet Rußland durch diese Bahubanten das Streben,
durch die Verbindung des Westens und Nordens mit dem Süden seine politische und
wirtschaftliche Entwicklung immer mehr gegen das schwarze Meer hin zu verlegen und
anf diesem Wege die orientalische Frage in Europa, die kaukasische in Asien einer Lösung
entgegenzuführen. Durch diese Bahubauteu steht einerseits Petersburg mit Königsberg
und (über Warschau) mit Krakau in Verbindung, anderseits führt eine Hauptlinie von
Libau und Riga nach Odessa, eine andere von Finnland und Petersburg uach Moskau
und von da nach Odessa, nach Sewastopol und auch zur Wolga und nach Astrachan.
(Selbst jenseit des Kaukasus wird zur Verbindung von Poli und Baku, also des
schwarzen und des kaspischeu Meeres eiue Bahu gebaut und ist durch dieselbe bereits
Tiflis mit dem Pontus verbunden). Die Länge der russischen Bahnen betrug schon
1872 ca. 1900 Mln. — Obwohl die Zahl der Schulen sich vergrößert, ist der Volks-
Unterricht (mit Ausnahme der Ostseeproviuzeu und Finnlands) doch noch sehr Mangel-
Haft, da vonseiten der griechischen Kirche gar nichts für Hebung desselben geschieht.
Kaum Vio der Bevölkerung des Reiches genießt Elementarunterricht; i. I. 1869 konnten
von der Gesammtzahl der eingestellten Rekruten 30^o °/o weder lesen noch schreiben. Es
gibt unter den Grundbesitzern und Kanflenten Millionäre, die nicht lesen und nicht
schreiben können. Gymnasien sind zwar jetzt in jedem Gouvernement; doch werden
nurv gewisse Stände zum höhern Unterricht zugelassen, und es herrscht (wie auch an
andern Mittelschulen und an den Universitäten) an den meisten großer Lehrermangel.
Universitäten hat das Reich 8: zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew, Kasan, Char-
kow, Odessa, Helsingfors. Sehr hart war es, daß Kaiser Nikolaus die 1816 gestiftete
Warschauer Universität 1832 wieder aufhob und den Polen nur die medicinifch-chirur-
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Extrahierte Personennamen: Nikolaus Nikolaus
Extrahierte Ortsnamen: Europa Moskau Kasan Oreuburg Charkow Petersburg Odessa Astrachan Asien Webe- Polen Finnland Petersburg Libau Europa Asien Petersburg Königsberg Warschau Krakau Libau Riga Odessa Finnland Petersburg Moskau Odessa Sewastopol Astrachan Baku Tiflis Ostseeproviuzeu Finnlands Moskau Petersburg Dorpat Kiew Kasan Odessa Helsingfors
134 Kaiser Franz Joseph I. Besiegung der Rebellen in Ungarn.
lerische Partei, die jetzt herrschte, die Übergabe verweigerte, umzingelt und am Tage darauf begattn die Beschießung. Am 31. Oktober aber wurden die letzten Barrikaden im Sturm genommen und sofort erfolgte die Verkündigung des Standrechts, dem auch die Demagogen Robert Blum, Meffenhauser it. ct. zum Opfer fielen.
Jetzt, nachdem man mit der Revolution in Wieu zu Eude gekommen, berief der Kaiser den konstituierenden Reichstag nach Kremst er (einem kleinen Städtchen in Mähren) und ernannte ein neues Ministerium, an dessen Spitze er den hocharistokratischen , aber auch entschlossenen und tüchtigen Fürsten Felix von Schwarzenberg stellte. Acht Tage später, am 2. Dezember, legte er die Krone, die für ihn eine allzuschwere Bürde geworden, freiwillig nieder, und da fein Bruder, der Erzherzog Franz Karl, auf das Recht der Nachfolge verzichtete, ging dieselbe auf dessen Sohn, den achtzehnjährigen Erzherzog Franz Joseph über. Der junge Kaiser suchte nun vorerst die Revolution in Ungarn zu dämpfen und beauftragte den Fürsten Win-difchgrätz mit einem starken Heere dorthin zu ziehen und zugleich erhielt der Ban Jellachich den Auftrag, jenen mit feinen Kroaten zu unterstützen. Windischgrätz erfocht anfangs zwar einige Vorteile und es gelang ihm sogar am 5. Januar 1849 Pest zu erobern ; allein das Kriegsglück wandte sich, sobald die Generale Bem, Dembinsky und G ö r g e y die Führung der ungarischen Truppen übernahmen, und es half nicht einmal etwas, als Windifchgrätz abberufen und durch den Feldmarschall Melden, spater durch den General Haynau ersetzt wurde. Im Gegenteil, die Ungarn blieben siegreich und am 14. April 1849 war es bereits soweit gekommen , daß der ungarische Reichstag das Haus Habsburg der ungarischen Krone für verlustig erklärte , um dafür die Republik unter dem Präsidenten Kofsuth zu proklamieren. Nun bot Rußlaud dem Kaiser von Österreich feine Hilfe zur Niederwerfung des Aufstandes an. Kaiser Nikolaus handelte hierbei auch in seinem eigenen Interesse. In dem ungarischen Heere fochten nämlich viele Taufeude von Polen und es lag auf der Haud, daß, wettn erst die Selbständigkeit Ungarns gewonnen war, die Ungarn den Polen mit all' ihrer Macht bei-stehen würden, auch das polnische Reich wieder herzustellen. Somit erhielt der russische Feldherr, Fürst Paskiewitf ch, alsbald den Befehl, mit einer Armee von 120,000 Mann von Warschau aus in Ungarn einzurücken , während ein anderes fast ebenso starkes russisches Heer unter General Rüdiger seine Operationen über Siebenbürgen zu beginnen und sich mit
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Extrahierte Personennamen: Franz Robert_Blum Felix_von_Schwarzenberg Felix Franz_Karl Franz Karl Franz_Joseph Franz Windischgrätz Nikolaus Nikolaus
173
Fig. 27. Der Kreml zu Moskau.
nales Heiligtum der Nüssen. — Charkow (160000 Einwohner)
hat blühenden Handel, besonders mit Pferden und Wolle. Jähr-
lich vier große Messen. Universität.
3. Süd- oder Neurußland, das ehemals türkische Gebiet am
Schwarzen Meere. Kischinew (130000 Einwohner) wichtiger
Getreidemarkt. — Odessa unweit der Mündung des Dnjestr
(217 000 Einwohner) mit einem den größten Seeschiffen zugänglichen
Hafen, ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen
Meere, Stapelplatz und Hauptausfuhrort für Getreide. Universität.
— Sewastopol auf der Halbinsel Krim ist durch die Belage-
rung 1854—1855 bekannt. — Taganrog am Asowschen Meere
(63 000 Einwohner) verliert infolge zunehmender Versandung seines
Hafens immer mehr seine Bedeutung als hervorragender Getreide-
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Russisches Reich. — Jetziger Bestand.
Metropolitanen, 28 Erz- und 38 Bischöfen, wird vom Kaiser durch die heilige
Synode oder obern Kirchenrath regiert. Im I. 1831 zählte man in Rußland
58000 orthodoxe (d. h. griechisch - katholische) Priester und 68000 Kirchendiener,
mit ihren Familien 330000 Köpfe; eben so groß war die Kaufmannschaft mit
ihren Familien. Der gesummte Adel aber bestand aus 375000 Männern und
345000 Frauen, und die Bürgerschaft (den Kausinannsstand abgerechnet) ans
3,200000 Köpfen. In Polen ist mau mehrentheils römisch-katholisch, unter den
Deutschen und Finnländern lutherisch, im Süden hängen viele (Tartaren n. a.)
noch am Islam und ganz im Norden (Lappen u. a.) am Heidenthum. Der
römisch-katholischen und armenischen Christen sollen 8 und der Protestanten
2 Millionen sein, Juden l4/s, Mnhamedaner über 23/10 Millionen und
Buddhisten 300000. —
Das Gewerbwesen ist sichtbar im Steigen, besonders im Gouvernement
Moskau, wo neben der älteren Stahlfabrikation die Bearbeitung der Baumwolle
so in Schwung gekommen ist, daß Rußland jetzt nur noch y6 feines Bedarfs an
Banmwollwaaren ans der Fremde bezieht. Die Fabrikation von Wollewaaren
konnte aber bedeutender sein als sie ist, denn immer noch geht eine große
Quantität (164000 Ctr.) der inländischen Wolle roh ins Ausland. Zucker aus
Runkelrüben verfertigt man jährlich fast 350000 Ctr. — Im Innern sind
Moskau und Nischnei Nowgorod (wohin die ehmalige Makariew - Messe verlegt
ist) Kasan und Orenbnrg die bedeutendsten Handelplätze; an der See:
Petersburg und Riga, Odessa, Archangel. Die meiste Ausfuhr besteht in Talg,
Flachs, Hanf, Getraide (über 57 Mill. Scheffel) Nutzholz für 2% Mill.
Silberrubel, Pelzwerk und Leder, letzteres vorzüglich als Saffian uno als
Jnfleu, das seinen Geruch durch Gerbung mit Birkentheer erhält. Der Handel
zur See ist übrigens noch meist in den Händen der Ausländer, wirft aber,
Ein- und Ausfuhr gegen einander gerechnet, einen jährlichen Gewinn von 6
Mill. Silberrubel ab. Der innere Verkehr hebt sich seit einiger Zeit, da
man die Flußsysteme durch Kanäle, besonders die Wolga mit der Newa und
Dwina, den Dnepr mit Niemeu und Duna, in Verbindung gesetzt hat, und
gegenwärtig Schienenwege baut. Die kleine Eisenbahn von Petersbnrg uach
den nahen kaiserlichen Schlössern war der Anfang, worauf die von Libau zum
Niemen, von Warschau bis zur Ferdinands Nordbahn, von Morschansk im
Gouvernement Tambow bis zur Mündung der Zna in die Mokscha, und zuletzt
als die wichtigste die von Petersbnrg nach Moskau folgte. — Der Volks-
unterricht ist noch sehr mangelhaft, obwohl sich die Zahl der Schulen ver-
größert. Gymnasien sind jetzt in jedem Gouvernement, doch werden nnr gewisse
Stände zum höhern Unterricht zugelassen; es gibt neue und strenge Vorschriften
darüber. Universitäten hat das Reich 7, zu Moskau, Petersburg, Dorpat, Kiew,
Kasan, Charkow, Helsingfors. Sehr bedeutsam ist es, daß der jetzige Kaiser die
1816 gestiftete Warschauer Universität 1832 wieder aufgehoben und den Polen
nur die medicinisch-chirurgiiche Facultät zu Wilna gelassen hat. — Die Finanzen
sind wenig bekannt; die Staatsansgabe beträgt in Friedenszeit etwa 162 Mill.
Thaler preußisch. Zu Anfang 1853 ward die Staatsschuld auf 400 Mill. Sil-
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