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Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
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1254 Die Anfänge des rheinischen Städtebundes.
1256 Doppelwahl Alphon s’, Königs von Kastilien,
und Richards, Grafen von Cornwallis.
1266 König Manfred (gekrönt 1258) fällt in der
Schlacht bei Benevent.
1268 Konradins Niederlage bei Scurcola. Seine Hin-
richtung zu Neapel. — Graf Karl von Provence und Anjou, König beider Sicilien.
1270 Siebenter Kreuzzug. Ludwig Ix. f 1282 Sicilianische Vesper.
1291 Akkon, die letzte Besitzung der Christen im Morgenlande, fällt in die Hände der Ungläubigen.
1312 Aufhebung des von Philipp dem Schönen von Frankreich verfolgten Templerordens durch Papst Clemens V.
1226 Der deutsche Orden (Hochmeister Hermann von Salza 1210—1239) wird von Herzog Konrad von Masovien gegen die Preussen zu Hülfe gerufen.
1230—1283 Eroberung Preussens durch den Orden.
1351—1382 Hochmeister Winrich von Kniprode. Blüthezeit des Ordens.
1410 Niederlage des deutschen Ordens bei Tannenberg durch die Polen.
1411 Erster Friede von Thorn. Hochmeister Heinrich Reuss von Plauen.
1466 Zweiter Friede von Thorn.
1525 Säcularisierung Preussens durch den Hochmeister Albrecht von Brandenburg.
Yierte Periode.
1273—1291 Rudolf I.; Graf von Habsburg. — Erzbischof Werner von Mainz. Burggraf Friedrich von Nürnberg.
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Extrahierte Personennamen: Doppelwahl_Alphon Richards Cornwallis Manfred Konradins Scurcola Karl_von_Provence Karl Ludwig_Ix Ludwig Vesper Philipp Philipp Clemens_V. Hermann_von_Salza Konrad_von_Masovien Konrad Winrich_von_Kniprode Heinrich_Reuss Heinrich Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Rudolf_I.;_Graf_von_Habsburg Rudolf_I. Werner_von_Mainz Friedrich_von_Nürnberg Friedrich
Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
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620 Unsre Zeit.
1867. Otto ging nach Bayern zurück, rvo er 1867 starb. Nachdem sechs fürstliche Personen die erledigte Krone, die man ihnen anbot, abgewiesen hatten, nahm sie der Prinz Wilhelm von Dänemark an. Er trat zur griechischen Kirche über und 1863. regiert seit 31. Oktober 1863 als Georg I. über die Hellenen.
Anmerkungen.
1. Die Griechen standen gerade in der Zeit auf, als die Häupter der heiligen Allianz auf dem Kongresse von Laibach versammelt waren, um Maßregeln zu ergreifen, die überall auftauchende Revolution zu bändigen. Zu diesem Geschäfte* paßte der griechische Aufstand schlecht, und darum wurde Npsilauti von Alexander I. verleugnet, und als er nach der unglücklichen Schlacht von Dragotschon (1821), wo „die heilige Scha r", welche 800 Mann stark war, größtenteils fiel, sich nach Siebenbürgen begab, wurde er von der österreichischen Regierung 6v2 Jahre lang zuerst auf der ungarischen Festung Mnn katsch, daun zu Theresienstadt „interniert". Er starb 1828 in Wien. Sein Bruder, Demetrius Npsilanti, ebenfalls in russischen Kriegsdiensten, war zuerst Oberbefehlshaber der griechischen Truppen und leistete, ungeachtet mannigfacher Parteiverfolgungen, als General wie als Staatsmann wichtige Dienste. Er starb 1832 zu Athen. Die Schwester, Maria Apsilanti, schenkte den Griechen ihre ganze Mitgift im Betrage von 160 000 Gulden.
2. Die Türken hatten auf der Insel Sc io gegen 40 000 Einwohner niedergemetzelt. Als die Leichname die Luft verpesteten, schafften die Türken von dem benachbarten Smyrna eine große Anzahl Juden hinüber, um die Leichname zu beerdigen. Auch die Eroberung von Misso-lunghi war von ähnlichen Greuelszenen begleitet.
3. Zuerst wurde Griechenland von den Großmächten für unabhängig, aber tributpflichtig erklärt. Es sollte jährlich 160000 Thaler an die Pforte zahlen. Allein nachdem die Russen über die Türken in Armenien und am Balkan gesiegt, wurde Griechenland auch mit dem Bezahlen eines Tributes verschont.
4. Die Personen, welchen nach der Entthronung Ottos die griechische Krone angeboten wurde, sind: Ferdinand von Kobnrg-K oh ary, Gemahl der verstorbenen portugiesischen Königin Maria da Gloria; Herzog Ernst Ii. von Kobnrg-Gotha; der englische Prinz Alfred; der Fürst von Lein ingen ; Erzherzog Maximilian von Österreich; Prinz Leopold von H o h e nz ol ler n-S igm ari n g e n.
5. Prinz Otto. geb. 1. Juni 1815, war der zweite Sohn König Ludwigs I. von Bayern. Er hatte nur den Fehler, daß er den Griechen die Schulden nicht bezahlen und sie auch nicht untereinander einig machen konnte.
6. Prinz Wilhelm ist der zweite Sohn des Königs Christian von Dänemark, ans dem Hanse Schleswig-Holstein - Sonderburg-Glücksburg. Er ist geboren am 24. Dez. 1845, und war demnach bei seiner Thronbesteigung so alt, wie Otto bei der feinigen. Ehe er in Griechenland ankam, fanden (am 30. Juni 1863) Szenen großer Unordnung und der Auflehnung gegen das Ministerium in der Nationalversammlung statt. Die Parteianführer wollten nämlich noch vor Ankunft des Königs sich der besten Ämter bemächtigen.
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Extrahierte Personennamen: Otto Wilhelm_von_Dänemark Wilhelm Alexander_I. Demetrius_Npsilanti Maria_Apsilanti Maria Ottos Ferdinand_von_Kobnrg-K Ferdinand Maria_da_Gloria Maria Ernst_Ii Ernst Kobnrg-Gotha Alfred Maximilian_von_Österreich Maximilian Leopold_von_H Leopold Otto König_Ludwigs_I._von_Bayern Ludwigs_I. Wilhelm Christian_von_Dänemark Otto
Extrahierte Ortsnamen: Laibach Theresienstadt Wien Athen Smyrna Griechenland Armenien Balkan Griechenland Ottos Griechenland
524 Die neue Zeit.
die ihnen ans dem republikanischen Geist des Nachbarstaates er-
1793. wachse. Den Polen blieb nur noch ein Drittel des alten Gebiets. Vergeblich kämpfte Thaddäus Kosciuszko für die Befreiung
1794.seines Vaterlandes. Bei Macziewize (Matschiewize) wurde er mit seinen Polen geschlagen und gefangen nach Rußland ^abgeführt. Die Erhebung hatte nur zur Folge, daß die drei Mächte
1795. deu letzten Nest sich vollends einverleibten.
Anmerkungen.
1. Livlaud, Esthland und Kurland, welches die Schwertritter im Besitz hatten, waren stets der Zankapfel zwischen Polen, Rußland und Schweden. Als Rußland 1558 in Livland einfiel, übergab Großmeister Gotthard Kettler die Souveränität an Sigismund 21 iigiist dou Polen, trat der Reformation bei und erhielt Kurland und Semg allen für sich und seine männlichen Erben als polnisches Reichslehen. Mit diesem Sigismund Ii. August starben die Ja-gellonen aus (1572). Livlaud kam im Frieden von Oliva an Dchwe-deu (1660) und im Nystädter Frieden an Rußland (1721).
2. Das Geschick Polens lag weniger in den Händen der Könige als des polnischen Reichstages, auf dem es so stürmisch zuging, daß die Mitglieder uicht selten die Schwerter gegeneinander zogen. Der Reichstag bestand ans der Ma gn at en kamm er, d. i. aus den Bischöfen und Woiwodeu (Statthalter der einzelnen Bezirke), und aus der Landboteukammer, d. i. aus den Abgeordneten des Adels, deren aus jeder Woiwodschaft zwei gesandt wurden. Aber nur ein Beschluß, welcher mit Stimme ne in Helligkeit gefaßt wurde, war gültig, und jeder Landbote konnte einen Beschluß dadurch zu nichte machen, daß er sein liberum veto (freier Protest) einlegte. Dieses liberum veto war seit 1652 gesetzlich gestattet. Seit 1572 legte der Reichstag jedem neu zu wählenden König eine Wahlkapitulation vor (pacta conventa).
3. August Ii. erscheint in der Geschichte Sachsens als August I. oder der Starke, so genannt von seiner Körperkraft (er konnte z. B. ein Hufeisen mit den Händen zerbrechen). Um König von Polen werden zu können, mußte er, wie ehedem Johann Iii. von Schweden, zur katholischen Kirche zurückkehren (1697). Seitdem ist die Alber-tinische Linie des Hauses Sachsen katholisch geblieben.
4. Stanislaus Lescinsky kam nach seiner Vertreibung nach Frankreich, und Ludwig Xv. begehrte seine Tochter Maria Les-cinska zur Ehe. Als August Ii. starb, verwendete sich Ludwig für seinen Schwiegervater, konnte aber nur durchsetzen, daß er im Wiener Frieden die Herzogtümer Lothringen und Bar erhielt und den Titel eines Königs von Polen behalten durfte (siehe Nr. 488). Er trat aber beide Herzogtümer an Frankreich ab gegen eine Pension von zwei Millionen Francs und starb 1766 zu Lüueville.
5. Bei der ersten Teilung Polens erhielt Rußland Politisch-Litauen, die Woiwodschaften Minsk, Witebsk und Mieczis-law, zusammen 1975 Qiiadratmeilen mit 1 800 000 Einwohnern; Preußen erhielt 631 Qiiadratmeilen mit 600 000 Einwohnern in Westpreußen, wodurch das Königreich Preußen mit dem Kurfürstentum Brandenburg in Verbindung gesetzt wurde, um was es Preußen Haupt-
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Extrahierte Personennamen: Livlaud Gotthard_Kettler Sigismund Sigismund_Ii August August August_I. Johann_Iii Johann Stanislaus_Lescinsky Ludwig_Xv. Maria_Les-cinska Maria August Ludwig_für Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Rußland Esthland Kurland Polen Schweden Livland Polen Kurland Oliva Sachsens Schweden Sachsen Frankreich Lothringen Polen Frankreich Minsk Witebsk
390 Die mittlere Zeit.
und erhielten durch Vermählung Neapel, wurden aber dadurch in schwere Kämpfe verwickelt. Ludwig I. der Große machte sich sogar die Tataren zinsbar und vereinigte Polen mit Ungarn. Dessen Tochter Maria verehelichte sich mit Sigismund, dem nachmaligen deutschen Kaiser. Unter den späteren Königen zeichneten sich insbesondere der Türkenbezwinger Matthias I. Hu-nyady (Matthias Corviuus) aus. Die Uneinigkeit unter den deutschen Kaisern und den Königen von Ungarn ließen aber die .Türken doch bis vor Wien kommen. Unter dem gewählten Könige Ferdinand von Österreich erklärten die ungarischen Stände das Land für ein Erbreich in der männlichen Nachkommen-. schaft. Von da an bildet Ungarn einen Teil der österreichischen Monarchie.
Anmerkungen.
1. Die Bojen, von welchen Böhmen den Namen trägt, nahmen von dem Lande Besitz, nachdem die Markomannen, die unter Marbod eine Herrschaft gegründet, dasselbe wieder verlassen hatten. Die Ahnfran der Prager Herzoge ist Libnssa, die Tochter des weisen Gesetzgebers Krok, die einen Mann ans dem Volke, P remis li (Przemysl), zum Gemahl und zugleich zum Mitregenten annahm. Nach Libussas Tode wollte Premisli allein regieren, die böhmischen Weiber verlangten aber (nach einer alten Sage) noch einen weiblichen Regenten und es entstand der böhmische Aiägdekrieg, der sieben Jahre dauerte. Unter Wenzel Ii., der Judith, die Tochter Rudolfs von Habsburg, heiratete, kam die Kurwürde und das Erzmnndschenkenamt an Böhmen. Die Przemysliden (23 Herzoge und 7 Könige) erloschen mit Wenzel Iii. (1306); von da an wnrde Böhmen ein Wahlreich. In den Hussitenkriegen wurde Böhmen gänzlich verwüstet. __
2. Stephau der Heilige nannte sich zuerst König von Ungarn. Zn seiner Krönung erhielt er vorn Kaiser eine Lanze und vorn Papste eine Krone, welche noch jetzt den obern Teil der ungarischen Krone ausmacht, während den untern Teil derselben eine vom griechischen Kaiser Manuel Dnkas dem Könige Geysa I. geschenkte Krone bildet. Zugleich erhielt Stephan vom Papste den Titel „apostolischer König", welchen die Kaiser von Österreich als Könige von Ungarn noch führen. Die Geschichte Ungarns bietet übrigens, wie die Böhmens, ein trostloses Bild ewigen inneren Unfriedens und äußerer Bedrängnis. Namentlich wurde Ungarn oft von den Türken verwüstet.
8 144.
Rußland. Dänemark. Schweden und Norwegen.
397) Die ungeheuren Länderstrecken, welche das heutige Rußland ausmachen, wurden von einer Menge Völkerstämme bewohnt, die ihre eigenen Häuptlinge hatten, so daß wir noch tausend Jahre nach Christns über sechzig Fürsten finden, welche sich gegenseitig befehdeten. Nowgorod und Kiew sind die ältesten
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_I. Maria Maria Sigismund Matthias_Corviuus Ferdinand_von_Österreich Ferdinand Krok Judith Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Manuel_Dnkas Stephan Christns
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 761
nicht rechnen ließ. Doch der Reichstag zu Regensburg bewilligte die
Unterstützung des Reiches, und auf die Bitten des Kaisers sandte selbst
Ludwig Xiv., der öffentlich doch lieber als Vertheidiger der Christen-
heit, denn als Bundesgenosse der Türken erscheinen mochte, ein kleines
französisches Heer zu Hülfe. Die Türken hatten bereits im Jahre 1663
Neuhäusel an der Neutra, eine Grenzfeste des östreichischen Ungarns,
genommen, und ihre Schaaren schweiften bis nach Mähren hinein. Im
folgenden Jahre nahm Montecuculi mit dem Heere, das sich unterdessen
zusammengezogen hatte, eine Stellung am linken Ufer der Raab, und
durch eine Bewegung, die der türkische Heerführer im Laufe des neuen
Feldzuges gegen den oberen Lauf dieses Flusses machte, verlegte sich der
Schauplatz der Entscheidung in die Nähe von Steiermark, in die Gegend,
wo die Naab aus dem Gebirge tritt. Hier, bei St. Gotthard, erlitten
die Türken eine Niederlage, welche den Wendepunkt ihres Glückes bildet.
Darauf schlossen sie noch im Jahre 1664 einen Frieden, der ihnen
Neuhäusel ließ, dem Kaiser einen Theil des zwischen der Theiß und
Siebenbürgen liegenden Gebietes übergab und Siebenbürgen unter An-
erkennung des von den Türken eingesetzten Fürsten unabhängig machte.
Die Vortheile des Friedens entsprachen nicht dem Erfolge der Waffen.
Auch die ferneren Bemühungen Oestreichs, seine Herrschaft in Ungarn
zu befestigen, hatten nicht den gewünschten Fortgang, da Frankreich den
Widerstand der Ungarn verstärkte und endlich auch die Türken zu neuer
Kriegserklärung veranlaßte, um den Kaiser an wirksamem Eingreifen
in die westlichen Händel zu hindern.
5. Im Westen wurde der Krieg damit begonnen, daß nach dem im
Jahre 1665 erfolgten Tode des Königs Philipp Iv. von Spanien
der König von Frankreich, ungeachtet er bei seiner Vermählung in
seiner Gemahlin Verzicht auf alle Erbansprüche gewilligt hatte, unter
nichtigen Vorwänden nun doch auf die spanischen Niederlande ein Recht
zu haben behauptete. Er berief sich auf ein Recht der Devolution oder
des Heimfalles, welches in einigen Gegenden der Niederlande den Töch-
tern erster Ehe in Betreff der Erbfolge den Vorrang vor den Söhnen
zweiter Ehe gebe, und welches nun in Betreff der gesummten spanischen
Niederlande ihm, da seine Gemahlin aus Philipps erster Ehe mit einer
Tochter Heinrichs Iv. stamme, gegen König Karl Ii. als Sohn Philipps
mit seiner zweiten Gemahlin, der Tochter Kaiser Ferdinands Iii. zu Statten
kommen müsse. Dieses angebliche Recht geltend zu machen, ließ er im
Jahre 1667 durch Türenne einen großen Theil jenes Gebietes und
dazu im Jahre 1668 durch Conds die Freigrafschaft wegnehmen, während
Spanien unter König Karl Ii. (1665—1700) keine Vertheidigungs-
mittel hatte und Kaiser Leopold durch Ungarn beschäftigt war. Dem
Könige wurde jetzt plötzlich in seinen Siegen auf eine Weise Halt ge-
49«
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Extrahierte Ortsnamen: Neutra Ungarn Frankreich Ungarn Spanien Frankreich Niederlande Niederlande Ferdinands Spanien Ungarn
Das oströmische Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts- 279
Von dauernder Wirkung war, daß unter Constantin durch den Patriarchen
Michael Cärularius das Schisma erneuert wurde. Vergeblich suchte
Papst Leo Ix. denselben zur Einheit der Kirche zurückzuführen, und
obgleich der nächste Kaiser den Patriarchen absetzte, wurde die der Kirche
geschlagene Wunde nicht mehr geheilt. Die Trennung der griechischen
Kirche von der katholischen, die auch das kirchliche Schicksal Rußlands
entschied, war vollendet zu der Zeit, als der Islam durch die Seld-
schuken eine neue Macht erhielt.
5. Nachdem Constantin, der die Zoe überlebte, im Jahre 1054
gestorben war, bemächtigte sich Zoe's Schwester Theodora der Gewalt
und ernannte einen Nachfolger in der Person des Feldherrn Michael Vi.
Stratiotikus. Doch Unzufriedenheit in den Heeren des Ostens berief
in Paphlagonien den tapfern Feldherrn Isaak aus dem mächtigen Hause
der Komnenen zur Negierung, und ein Sieg bei Nicäa stürzte den Gegner,
worauf Isaak im Jahre 1057 in die Hauptstadt einzog und die Krönung
empfing. Das neue Haus, welches in Besitz der Kaiserwürde gekommen
war, befestigte sich in deren Besitz erst, nachdem die Reihe der aus ihm
stammenden Herrscher nach Isaak noch durch vier ihm fremde Herrscher in
Folge von Ereignissen, in welchen sich immer das alte Spiel von Ränken
im Palaste und Empörungen im Heere wiederholt, unterbrochen worden
war. In den Beginn der Begebenheiten, welche mit dem Schlüsse des
elften Jahrhunderts die Gestalt der Welt zu verändern anfangen, fällt die
Regierung des zweiten Komnenen Alerius (1081—1118), eines Neffen
Isaaks. In kleinliche Angelegenheiten verwickelt, steht er zwischen dem
Andrange des Sultans von Jkonium und des normannischen Herzogs
und sieht Italien ganz, Kleinasien fast ganz verloren. Zugleich wurde
nach Nordwesten hin, wo slavische Staaten nur in halber Abhängigkeit
von dem Reiche gestanden, durch zwei neu emporstrebende Mächte der
Einfluß und das Gebiet des Reiches geschmälert. Der König Ladislaw
von Ungarn streckte die Hand nach den Ländern der Kroaten und der
Slavonier. Diese Völker wohnten südwärts der Drau und an der
adriatischen Küste hin und durch ihre Sprache weisen sic sich aus als
Angehörige des servischen Stammes, obgleich der Name Kroatien sich
in der Folge auf einen Theil der zwischen Drau und Sau wohnenden
Bevölkerung beschränkt hat, der mit den Nachkommen der karantani-
schen Slaven eine besondere slavische Sprache, die slavonische, theilt.
Den ungarischen Ansprüchen auf diese Gebiete begegnete der venetianische
Staat. Dieser hatte, in die Mitte zwischen das westliche und östliche
Europa gestellt und durch Handel und Seemacht reich und mächtig ge-
worden, bei einer lange dem Namen nach fortdauernden Abhängigkeit von
dem oströmischen Reiche, endlich eine selbstständige Stellung erworben.
Der Doge, das Oberhaupt des Staates, hervorgegaugen aus dem kai-
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Extrahierte Personennamen: Constantin Michael_Cärularius Leo_Ix Leo Constantin Theodora Michael_Vi Isaak Isaak Isaak Isaak Isaak Isaak Alerius Isaaks Isaaks
Extrahierte Ortsnamen: Nicäa Jkonium Italien Kleinasien Ungarn Kroatien Europa
368 Das römisch-deutsche Reich im Zeitalter der Kreuzzüge.
einer Reise nach Bremen, wo er im Aufträge des Papstes Clemens Iii.
zum Bischöfe Liflands geweiht worden war, zurückkehrte, fand er die
junge Pflanzung von dem Grimme der Heiden zertreten. Papst Cöle-
stinus Iii. ließ das Kreuz gegen die nordischen Heiden predigen und
unter dem Schutze der Waffen konnte das Bekehrungswerk von Neuem
beginnen. Doch da die Heere immer bald wieder heimkehrten, entschloß
sich Meinhards Nachfolger zur Gründung eines Ritterordens, der,
während die Kreuzzüge fortdauerten, stets zum Schutze des Christen-
thums bereit wäre. So entstanden die Brüder des Ritterdienstes Christi,
nach dem Schwerte, dessen Zeichen sie neben einem schwarzen Kreuze
auf weißem Mantel trugen, die Schwertbrüder genannt. Als fester
Stützpunkt ward im Jahre 1200 die Stadt Riga gegründet. Die
Eroberung des Landes gelang ungeachtet der Angriffe, welche die benach-
barten Lithauer, Eftheu und Russen machten, und ungeachtet der zwi-
schen dem Bischöfe und dem Orden eintretenden Mißhelligkeiten. Selbst
das nördlich benachbarte Efthland, von einem Volke finnischen Stammes
bewohnt, ward bis zum Jahre 1217 mit Hülfe des Dänenkönigs Wal-
demar Ii. unterworfen, der dem Orden nur einzelne Striche abtrat.
Durch die Begründung des Christenthums in Lifland wurden die Preußen,
an deren Bekehrung von Polen aus schon lange ohne nachhaltigen
Erfolg gearbeitet worden war, von christlichem Gebiete umschlossen, zu-
mal sich die südwestlich von Lifland wohnenden Kuren ebenfalls dem
Christenthume unterwarfen. Es erwachte ein neuer Eifer für die Be-
kehrung dieses heidnischen Volkes. Der Mönch Christian aus dem
pommerischen Kloster Oliva trat als Glaubeusbote auf und erfreute sich
der Unterstützung des Herzogs Konrad, der in dem vielfach getheilten
Polen Masovien als besonderes Gebiet beherrschte. Christian, der von
Innocenz Iii. zum Bischöfe des Landes geweiht worden, fand aber bald
gleichen Widerstand, wie Meinhard in Lifland, und suchte auf demselben
Wege eine Hülfe, indem er einen Ritterorden stiftete, der die Regel der
Templer erhielt und nach einer mit Hülfe Herzog Konrads erbauten
Burg der Orden von Dobrin genannt wurde. Doch die furchtbaren
Preußen vertilgten in einer Schlacht fast den ganzen Orden und machten
nicht bloß in Masovien, sondern auch in Pommern, wo das Kloster
Oliva ihnen im Jahre 1224 erlag, Raubzüge. Nun warf der Bischof
Christian seinen Blick auf die deutschen Ritter, und in seinem und Herzog
Konrads Namen ging eine Gesandtschaft nach Italien zu Hermann von
Salza, erhielt gegen das Versprechen, dem Orden ein an der Nordwest-
grenze Masoviens gelegenes Gebiet, das Land nördlich von dem Flusse
Drewenz, abzutreten, dessen Zusage sowie die päpstliche Einwilligung,
und Kaiser Friedrich bestätigte im Voraus dem Orden den Besitz aller
zu machenden Eroberungen, wie es vorher Philipp und Otto Iv. den
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Clemens_Iii Meinhards Christian Konrad Konrad Christian Innocenz_Iii Innocenz Meinhard Konrads Konrads Christian Konrads Konrads Hermann_von
Salza Friedrich Friedrich Philipp Philipp Otto
550 Die pyrenäische Halbinsel, Skandinavien und Rußland rc.
die seine Alleinherrschaft über die Russen außer Zweifel setzte. Die
Vollendung seines Werkes erheischte Sorgfalt für die Ausbildung aller
Thätigkeiten des Volkes, durch welche das Bedürfniß der Ordnung ge-
steigert, und dem Herrscher größere Mittel zur Verfügung gestellt wer-
den. Er bemühte sich daher aus der Fremde Leute zu gewinnen, welche
Landbau und Gewerbe in lebhafteren Betrieb brachten. Eine Menge
von Familien aus Nowgorod wurde nach Moskwa versetzt, um hier
unter slavische Bevölkerung gemischt ihrer Vaterstadt, wo sie durch
slavische Ansiedler ersetzt wurden, die Kraft des Widerstrebens zu ent-
ziehen, und den neuen Wohnort zu einem Ausgangspunkte für Civilisation
machen zu helfen. Für die Zukunft sorgte ein Gesetz über die Untheilbar-
keit des Reiches, und da Conftantinopel die Hauptstadt des griechischen
Reiches und die Metropole der griechischen Kirche zu sein aufgehört
hatte, ward der Selbstherrscher aller Russen, der zu Moskwa in dem
von ihm erbauten Schlosse des Kreml wohnte, nicht allein der mächtigste
Fürst des Ostens, sondern auch der Schirmherr der Kirche seines Landes,
so daß die griechische Kirche für den Umfang des russischen Reiches ihr
geistliches Oberhaupt nun nicht mehr in dem Erzbischöfe von Kiew,
sondern in dem Patriarchen von Moskwa hatte, und für den russischen
Zweig der griechischen Kirche der Wille des neuen Schirmherrn so be-
stimmend wurde, als es einst für die gesammte griechische Kirche der
Wille des Kaisers zu Conftantinopel gewesen war.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Moskwa Moskwa Kiew Moskwa