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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 58

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 58 Neu-Orsova endet, und durchzieht die walachische Niederung in einem flachen, nach Norden offenen Bogen. Durch die hügelige Platte der Dobrudscha wird der Strom noch einmal auf eine kurze Strecke nordwärts gedrängt und biegt dann rechtwinklig nach Osten. Von den drei Hauptmündungen, die ein sumpfiges Delta einschließen, ist nur die mittlere, die Sülina, schiffbar. Nebenflüsse der Donau siud: a) rechts: 1. die Jller, 2. der Lech, 3. die Isar links mit den Abflüssen des Ammer- und Starnbergersees, 4. der Inn, der links die Gewässer des Tegern- und rechts die des Chiemsees sowie die Salzach aufnimmt, 5. die Traun aus den Seen des Salzkammerguts, 6. die Enns, 7. die Leitha, 8. die Raab, 9. die Drau links mit der Mur, 10. die Save vom Terglou. Alle diese Nebenflüsse kommen von den Alpen und führen der Donau gewaltige Waffermengen zu. Vom Balkan- system strömen noch zur Douau: 11. die Morawa und 12. der Jsker; b) links: 1. die Wörnitz, 2. die Altmühl, 3. die Naab und 4. der Regen münden in der Nähe von Regensburg, wo die Dampf- fchiffahrt auf der Donau beginnt, 5. die March, 6. die Waag, 7. die Gran, 8. die fischreiche Theiß, der größte Nebenfluß (so lang wie der Rhein), 9. der Alt, 10. der Seret und 11. der Prut. Der Rhein. Der Rhein, „Deutschlands Strom, nicht Grenze", ist wirklich ein ganz deutscher Strom, denn wenn auch das Quell- und Mündungsgebiet nicht zum Deutschen Reiche gehören, so haben sie doch deutsche Bevölkerung. Der Rhein entsteht auf der Ostseite des St. Gotthard aus dem Vorder- und Mittelrhein, fließt zuerst nach Nordosten und ver- einigt sich bei Reichenau mit dem Hinterrhein vom Rheinwaldgletscher. Bei Chur wendet er sich nach Norden, durchströmt den grünen Boden- see und den Untersee, durchbricht westwärts den Jura und bildet bei Schaffhausen den 24 in hohen Rheinfall. Bei Basel nach Norden umbiegend, fließt er, immer noch ein reißender Strom, durch die oberrheinische Tiefebene. Von der Münduug des Mains ab wendet

2. Erdkunde - S. 100

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 100 — die zweitgrößte Stadt Ungarns, ein sehr lebhafter Handelsplatz. Nördlich vom Franzens-Kanal, welcher die Donau mit der Theiß verbindet, liegt Maria-Theresiopel (75 000 E.), der Marktplatz für die Produkte der getreide- und viehreichen Umgebung. •—- Östlich der Theiß, zwischen Maros und Donan liegt Temesvar (40 000 E.). — An der Grenze gegen Rumänien, am „Eisernen Thor", der nunmehr für die Schiffahrt regulierten Stromschnelle der Donau (Bild S. 57), ist Alt-Orsova. In der Nähe die warmen Schwefelquellen (Herkulesbad) von Mehadia. Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (etwa V^Mill.), die sogenannten Sachsen, deren wichtigste Orte das gewerbreiche Kronstadt (33 000 E.) und Hermannstadt sind. — In dem von Magyaren bewohnten Gebiete liegt Klausenburg (34000 E.). Universität. — Die im Westen lebenden Rumänen, über die Hälfte der Bevölkerung, haben keine größere Stadt. 2. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (31000 E.) am Busen vou Quarnero ist der Hauptplatz für den ungarischen Seeverkehr. 3. Kroatien und Slavonien. Die Hauptstadt Agram unfern der Save hat 38 000 E. Universität. —- Esseg ist eine Festuug oberhalb der Draumündung. (Bosnien und die Herzegowina siehe S. 125.) Die Schweiz. I. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In der südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen. An ihrem nördlichen Abhang breitet sich die wellenförmige schweizerische Hochebene aus, welche gegen Frankreich vom Jura, einem Wasser- armen, bis zu 1700 m hohen Gebirge abgeschlossen wird. — Die Schweizer Alpen sind alljährlich das Reiseziel Tausender von Frem- den, die hierher eilen, die Wunder der Hochgebirgswelt stauneud zu betrachten. Besonders besucht ist das sogeuannte Berner Ober- land. In kühnen Formen erheben sich hier Gipfel wie das Finster- aarhorn, die Jungfran u. a. zu einer Höhe von über 4000 m.

3. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 696

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
696 Unsre Zeit. Verpflichtung, an den Ufern des Schwarzen Meeres keine Seearsenale errichten und auf demselben nur eine bestimmte Anzahl Kriegsschiffe halten zu dürfen, nicht mehr anerkenne. Da von den Mächten keine im stände war, Einsprache zu erheben, so ging damit der ganze Erfolg des Krimkrieges zu Grunde und waren alle Opfer an Geld und Blut verschwendet. 689) Unterdessen hatte Rußland nicht aufgehört, die Vasallenstaaten des osrnanischen Reiches zur Unzufriedenheit zu reizen, was bei der erbärmlichen Weise, wie die Türken regierten, ein leichtes war, und denselben Waffen, Munition, Geld und namentlich Offiziere zur Verfügung gestellt. Dabei begnügte es sich aber nicht, sondern mischte sich auch in die innern Angelegenheiten, indem es die Großmächte dazu brachte, daß diese Garantien für die Reformen verlangten, welche die Türkei einführen sollte und da diese eine Abtretung von Gebiet an Montenegro ablehnte, 24. so erklärte Rußland den Krieg, und nun wurde dieser sowohl diesseits als jenseits des Balkan geführt. Anfänglich hatten die Russen sowohl auf dem europäischen, als asiatischen Kriegsschauplatz Mißgeschick, aber nach der Übergabe von Plew na, welches Osman Pascha tapfer verteidigte und der Eroberung von s. Ja-Kars konnte die russische Armee sich vereinigen, und General ms. Radetzky nahm bei Schipka die ganze türkische Armee kriegsgefangen. Jetzt standen Serbien, Rumänien und Montenegro auf, der Weg stand den Russen bis Konstantinopel offen, und sie drangen auch wirklich bis Adrianopel vor. Da suchten die Großmächte, namentlich England, das die russischen Siege nicht mit guten Augen anblickte, zu vermitteln, und es folgte auf 1878.den vorläufigen Frieden von San Stefano der Berliner Kongreß, auf welchem die Türkei an die Vasallenstaaten und Griechenland namhafte Gebietsteile abtreten mußte. 690) Während die Türkei so vou außen von allen Seiten bestürmt wurde, bot sie im Innern ein elendes Bild von Leichtsinn und Schwäche. Abdnl -Aziz, Groß-Padischah, hatte im Anfange seiner Regierung zu manchen Hoffnungen berechtigt, war aber bald in die gewohnte Unthätigk’eit und Verschwendung gefallen. Angesichts der tiefen Erniedrigung der Türkei fetzten die Minister endlich 1876. denselben ab und hoben den Neffen Mur ad Y. auf den Thron. Abdul-Aziz wurde schon ein paar Tage darauf ermordet, der Nachfolger aber schon nach drei Monaten ebenfalls wieder abgesetzt und dessen Bruder Abdul-Hamid Ii. vom Minister-rate mit der Großherrlichen Würde bekleidet. Durch große Nachgiebigkeit hat dieser feit der Berliner Konferenz die äußern Kriege vermieden, dagegen ist er ebensowenig wie feine Vorgänger im

5. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 232

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
232 Die untere Donau. Die Rhone. §. 55. Die Drau und Sau (slavisch: Save) find Zwillingsströme, welche von den östlichen Alpen, in der nämlichen Richtung, einer vorherrschend östlichen, in fast gleich langem Laufe (83 und 93 M.) und in einer sich meist gleichbleibenden Entfernung (10—15 M.) von einander, der Donau zueilen. Da diese Entfer- nung eine sehr geringe ist. so hat ihr Gebiet nur auf den entgegengesek ten Seiten eine größere Ausdehnung durch Verzweigung von Nebenthälern. Die Drau erhält links die Mur. die Sau rechts die Kulpa, die Bosna. die Drina. Nebrigens liegt das Drauthal viel höher als das Sauthal und hat daher in klimatischen und Vegetations-Verhältnissen mehr Alpencharakter als dieses. Die Schifffahrt auf beioen Flüssen ist nicht nur durch Untiefen und Sandbänke vielfach erschwert, sondern auch periodisch bald durch Eisgang, bald durch Hochwasser, bald durch Wassermangel unterbrochen; beide sind jedoch im untern Laufe, rie Sau auch im Mittlern Laufe (von der Einmündung der Kulpa an), für Dampfschiffe fahrbar. Beive Flußbecken haben in ihrem obern Gebiete noch deutsche Bevölkerung. Die Karpathenflüsse auf der linken Seite, Waag, Gran und Theiß, fließen mit einem gewissen Parallelismus zuerst in südwestlicher, dann in süd- licher Richtung der Donau zu. Die Theiß fließt mit der Donau selbst parallel und erhält von O. aus dem Hochlande Erdely vier Zuflüsse (Samos. Körös, Maros, Bega), welche einen ähnlichen, nur weniger strengen Parallelismus dar- stellen, wie die vier östlichen Zuflüsse de§ Niederrheins. c. Die untere Donau, vom eisernen Thor bei Orsowa bis zum Meere, strömt unter vielfachen Spaltungen und Jnsel- bildnngen in ruhigem, trägem Laufe durch die walachische Tief- ebene, im S. von dem Rande der Gebirge der griechischen Halb- insel, im N. von sumpfigen Niederungen begleitet, in vorherrschend östlicher Richtung. Schon hat sie° sich dem Meere ans eine Ent- fernung von 8 Meilen genähert, da wird sie durch einen vor der Küste sich erstreckenden natürlichen Wall (Dobrudscha) genöthigr, sich gegen N. zu wenden, ehe sie ihren östlichen Lauf fortsetzen kann. Auf einem Umwege von 30 Meilen erreicht sie das Meer in drei Hauptmündungen, welche ein sumpfiges Delta cinschlicßen und von denen nur die mittlere, die Snlina-Mündung, zum Ein- laufen größerer Seeschiffe tauglich ist. Die untere Donau erhält nur von der linken Seite bedeutende Nebenflüsse: die Aluta, den Sereth und den Prnth, bildet also in dieser Beziehung einen Gegensatz zur obern Donau, die nur von der rechten, und gewisser- maßen auch zur Mittlern Donau, die von beiden Seiten ansehn- lichen Zuwachs erhält. 3. Die Rhone entströmt einem mächtigen (6 Stunden langen) Gletscher auf der Westseite des St. Gotthard. Sie fließt znerst (bis Brieg) in südwestlicher, dann in vorherrschend westlicher Rich- tung in ziemlich breitem, tiefem Thale (dem Ober- und Unter- Wallis) zwischen den höchsten Alpenketten, die ihr eine Menge reißen- der Alpenbäche von beiden Seiten zusenden. Bei Martinach wendet sie sich mit plötzlicher Biegung gegen N.-W., um sich vermittelst

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 305

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ober- und Niederösterreich. Salzburg. Tirol. §. 62. 305 Wien (476,000 E.), von denen etwa V? der eigentlichen Stadt, die übrigen den 34 Vorstädten und den zur Stadt gerechneten naheliegen- den Ortschaften angehören. Ursprünglich erbaut an dem äußersten Rande des deutschen Landes, im Angesichte des letzten hohen Alpengipfels und der westlichen Schlußkette der Karpathen, war Wien Jahrhunderte lang eine starke Grenzfestung, welche dem Vordringen der östlichen Barbaren, namentlich der Türken, ein Ziel setzte, ehe sie durch die Befreiung Ungarns von der osmanischen Herrschaft in den Mittel- punkt des Reiches versetzt wurde. Durch diese Lage in der Mitte der sämmt- lichen Kronländcr und im Centralpunkte des größten Stromgebietes des culti- virten Europa, das von hier an seine bedeutendste Schiffbarkeit erlangt, sowie im Knotenpunkte der Hauptcommercialstraße» und des österreichischen Eisenbahn- systems, erhob sie sich zu dem ersten Handels- und dem wichtigsten Manufactur- platze der Monarchie. Sie vermittelt den Verkehr zwischen dem Norden und Westen einerseits und der Levante andrerseits nicht bloß auf der Donau, sondern auch auf dem Landwege über die östlichsten niedrigen Ketten der Alpe» nach dem adriatischen Meere, das auf keinem andern Punkte der Donau näher gerückt ist, als bei Wien, während zugleich die leichtesten Wege vom Norden (durch das Thal der March und den gangbarsten Theil der böhmischen Grenze) hier aus- laufen. Kaiserliche Lustschlösser: Schönbrunn und Laren bürg. Das Wiener Donaubecken, insbesondere das Marchfeld, ist eines der Hauptkampffelder Deutschlauds gewesen, wo schon Marc Aurel gegen die Deutschen, Karl der Große gegen die Avaren kämpfte, wo Rudolf von Habsburg den Ottokar von Böhmen schlug, wo (bei Aspern und Eßling) Napoleon seine erste Niederlage erlitt, aber auch (bei Wagram) die erlittene Schmach wieder tilgte. Im Süden von Wien: der .Badeort Baden und Wiener- Neustadt (Militär-Akademie.) 2. Das Herzogthum Salzburg hat die absolut und relativ geringste Bevölkerung (146,000 auf 130 □ M', also nur 1127 auf 1 □ M.) von allen Kronländern, denn es gehört ganz dem Alpenlande an. Die befestigte Hauptstadt Salzburg (17,000 E.) liegt an einem Haupteingange des Alpenlandes, aus welchem hier die Salza in die baierische Ebene hervortritt. Das Salzbergwerk von H a l l e i n wird wegen seiner Einrichtung vielbesucht, Gast ein wegen seiner berühmten Heilquellen. 3. Die Grafschaft Tirol und Vorarlberg (fast 7/e Mill. E., nur 1627 auf 1 H1m., da nur verhältnißmäßig schmale Boden- streifen anbaufähig sind). Wie Tirol drei parallele Alpeuketten enthält (s. S. 201), so auch drei große Hauptthäler: das Inn- thal, welches die ganze Breite des Landes durchzieht, das vielfach verzweigte Etschthal und das rauhe Pusterthal, jedes mit einer Anzahl Nebenthäler, die sich manchmal in ihrem oberu Theile wieder mehrfach verzweigen. Pütz, Lehrbuch d. vergl. Erdbesch. 4. Aufl. 20

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 238

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
238 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re. englischen Gesandten; sie wurde geschieden und ging nach Celle in Han- nover, wo sie nach drei Jahren am gebrochenen Herzen starb. Nach Struensees Tode bemächtigte sich Juliane der Regierung und Guldberg wurde ihr erster Minister; nach zwölf Jahren aber stürzte sie der Kron- prinz Friedrich, der im Namen seines Vaters bis zu dessen Tode regierte. Katharinas zweitrr Türkenkrieg (1787—1792). Katharina gab Europa abermals Gelegenheit, über türkische Nieder- lagen ^u jubeln; sie stiftete in der Türkei Aufstände an und forderte die Türken durch einen derartigen Uebermuth, der sich besonders auf der von Potemkin veranstalteten triumphierenden Reise Katharinas nach Cher- son, wo sie mit Joseph Ii. zusammenkam, kund gab, heraus, daß sie ihn nicht länger ertrugen und im gleichen Jahre noch (1787) den Krieg erklärten, wozu sie außerdem von den Engländern gereizt wurden. Letztere unterstützten aber die bedrängte Pforte so wenig als es die Holländer thaten, sie ließen selbst Gustav Ili. von Schweden im Stich, der Rußland auf der verwundbarsten Seite angriff, während Katharina mit Joseph Ii. verbündet war, der mit ihr die Türkei theilen wollte, wie es mit Polen geschehen war. Die Russen erstürmten unter Potemkin in der Nacht des 17. Dezembers 1788 die Festung Otschakow in ihrer fürchterlichen Weise; über die mit Leichen gefüllten Gräben drangen sie in die Stadt und erwürgten in derselben nicht allein die Bewaffneten, sondern die ganze Bevölkerung. Doch waren ihre Fortschritte keines- wegs besonders groß, nicht allein deßwegen, weil die Türken im kleinen Kriege eine Menge Russen aufrieben, sondern weil Hunger und Krank- heiten, zum Theil eine Folge der schlechten Verpflegung, im russischen Heere mehr Leute wegrafften, als eine verlorene Hauptschlacht. Noch rühmloser wurde der Krieg von Oesterreich geführt; Joseph Ii. hatte über 200,000 Mann ausgestellt, diese waren aber durch den Feldmar- schall Lascy (Laudon operierte seitwärts in Kroatien und Bosnien) in einen großen Kordon von dem adriatischen Meere bis an die walachische Gränze vertheilt. Die Türken brachen auf mehreren Punkten durch, er- fochten bei Lugos durch Ueberfall einen Sieg (24. September) und nöthigten die Hauptmasse des kaiserlichen Heeres zu einem Vcrtheidigungs- krieg. In den Ebenen des Banats und Niederungarns entwickelten sich in dem heißen Sommer verderbliche Krankheiten, welche über 30,000 Mann hinwegrafften. Der Feldzug des folgenden Jahres hatte besseren Erfolg; ein österreichisches Heer unter dem Prinzen von Koburg vereinigte sich in der Walachei mit dem Russen Suwarow, der rasch und kühn zu handeln verstand, und sogleich zeigte es sich, daß die öster- reichischen Soldaten die Türken wenigstens ebenso gut zu schlagen wuß-

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 413

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Griechenland. 413 (Zeugen davon sind vorzugsweise Jerusalem, der Athos, überhaupt die griechischen Klöster und Kirchen). Napoleon erkannte es ganz gut, daß Rußland durch die christliche Bevölkerung die Türkei allmählig zerbröckle, wie die Wurzeln von Sträuchern und Kräutern im Laufe der Zeit ein Gemäuer sprengen, und als er über Italien gebot, auch Dalmatien und die jonischen Inseln inne hatte, entwarf er den Plan die Türken aus Europa zu vertreiben; allein weil er Rußland einstweilen noch gegen Eng- land und Oesterreich brauchen wollte, überließ er die Türkei dem Kaiser Alerander, und nach seinem Sturze hatte Rußland das entschiedene Uebergewicht in Europa. Deßwegen kehrten sich die Hoffnungen der Griechen wieder ausschließlich nach St. Petersburg und unmittelbar nach dem zweiten Pariser Frieden organisierte sich die Hetärie, die griechische Nachahmung des deutschen Tugendbundes gegen Napoleon. Ihr Stifter war der russische Minister Kapo d'jstria (er schrieb sich Kabodistria), ein Grieche aus Korfu, ihr angeblicher Zweck die Beför- derung der Bildung unter den Griechen, und sie breitete sich vom Pruth bis in den Peloponnes (Morea) und über die Inseln aus. Der Aus- bruch erfolgte im Januar 1821 in der Walachei durch einen Gutsbesitzer Wladimiresko, einen ehemaligen russischen Offizier, der aber mit der Hetärie in keiner Verbindung gestanden haben soll. Den Anlaß gab der eben ernannte Hospodar Kalimachi, von dem nach dem gewöhn- lichen Gange der Dinge die Erpressungen gefürchtet wurden, durch welche sich die neu ernannten Hospodare für die zur Bestechung der türkischen Großen verwendeten Summen (den Weg zum Hospodariate) schadlos zu halten pflegten. Wladimircskos Haufen wuchs auf 4000 Mann und den Hetäristen schien der Augenblick zum Losschlagen sehr günstig. Sie rechneten so: „Die christliche Bevölkerung wird sich allgemein gegen die Türken erheben und da sie denselben an Zahl wohl dreifach überlegen ist, muß der Aufstand gelingen, um so leichter, da auch den mohamme- danischen Albanesen und Bosniaken die Türken kaum weniger verhaßt sind als den Griechen, der Pascha von Janina aber gegen die Pforte in offener Empörung begriffen und mit den christlichen Bergbewohnern Aetoliens, den Sulioten, im Bündnisse ist. Es ist daher nicht schwer, die zerstreuten Türken in den Provinzen zu überfallen und in die schlecht oder gar nicht befestigten Städte einzuschlicßen, ein großes christliches Heer zu sammeln und mit demselben vor Konstantinopel zu marschieren, dessen Eroberung durch den Aufstand der zahlreichen Griechen in der Stadt möglich wird." Allein die ganze Berechnung schlug fehl. Ale- xander Ipsilanti, ein mit den Komnenen verwandter Fanariote (Grieche von adeliger Abkunft, in Konstantinopel wohnend), General in russischen Diensten, und ein anderer Fanariote, Kantukazeno, über- schritten mit etwa 30 Griechen die russische Gränze und riefen zu Jassy

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 440

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
440 Die Zeit von 1815 bis 1857. nische Bevölkerung haust, z. B. Bosnien, Albanien, Kurdistan rc. Da- her verfielen die Finanzen des Reichs immer mehr, so daß die Ver- schlechterung des Metallgeldes, die bereits vor 100 Jahren begonnen hat, fortdauerte; denn die Türkei ist wohl reich an Naturerzeugnissen, die sich zur Ausfuhr eignen, aber die Kriege und Empörungen schwäch- ten diesen Ertrag, und die alte Industrie ist durch die Europäer wenig- stens zur Hälfte vernichtet; Hof, Militär, Flotte re. verlangen mehr als früher, woher sollten nun die zureichenden Mittel kommen? Eben so ließ sich die charakteristische Erscheinung bei jedem nationalen Zerfalle, die Abnahme der wehrhaften Bevölkerung, so wenig mehr in Abrede stellen, daß vielfach die Rede davon war, auch die Rajahs (d. h. christ- liche Unterthanen) zum Militärdienste auszuheben, eine Sache, die we- gen ihrer baaren Unmöglichkeit unterblieb. Fünftes Kapitel. Uußlanl (von 1815-1830). Kaiser Alexander hatte als Bundesgenosse Napoleons von Schwe- den Finnland, von der Türkei Bessarabien erobert, als Napoleons Feind gewann er den größten Theil von Polen und rückte die russischen Grän- zen wie einen Keil zwischen den österreichischen und preußischen Ländern gegen Wien und Berlin vor. Alerander gönnte aber Europa den Frie- den und bewirkte deßwegen die heilige Allianz, auch war seine Freund- schaft mit den Beherrschern Oesterreichs und Preußens eine aufrichtige. Mit denselben war er die Seele der Kongresse zu Aachen, Trop- pau, Laibach und Verona (1818—1822), wo über die revolutionä- ren Bestrebungen und Bewegungen Gericht gehalten und die Vollstrecker des Urtheils ernannt wurden. Der Widerwille des Kaisers gegen alles Aufständische so wie seine Friedensliebe waren auch die Ursache, daß die russischen Truppen 1822 den Pruth nicht überschritten, obwohl die Tür- ken mehr als genügenden Anlaß zu einem Bruche gaben, das russische Volk und Heer den Krieg wünschte und die Stimmung Europas gegen die Türken dermaßen erbittert war, daß keine Macht es hätte wagen dürfen, gegen Rußland einzuschreiten, wenn dasselbe als Befreier der Griechen aufgetreten und gegen Konftantinopel marschiert wäre. Ruß-' land bedurfte übrigens des Friedens so sehr als irgend ein anderer eu- ropäischer Staat; durch den gigantischen Angriff im Jahre 1812 so wie durch die Vertheidigung, die zu eben so unerhörten Waffen gegriffen hatte, war ein großer Theil Rußlands zur Wüste geworden, Moskau und Smolensk mit zahllosen Dörfern waren noch Jahre lang Brandstätten;

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 675

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Stellung Oesterreicks und der Weftmäckte. 67o gegen ihre ganze Flottille; dieselbe hatte Truppen und Munition nach Datum geführt und lag auf der von einigen schwachen Batterieen ver- theidigten Rhede von Sinope so sorglos vor Anker, als ob es 60 Stunden nördlich kein Scbastopol und keine russische Flotte gäbe; diese erschien auch so plötzlich und in solcher Uebermacht, daß nur ein türki- sches Dampfschiff entkam, um die Botschaft von der Vernichtung des ganzen Geschwaders nach Konftantinopel zu bringen. Jetzt lief die eng- lisch-französische Flotte in den Pontus ein, um die türkischen Schiffe und Küsten zu decken, worauf die russische sich nach Sebaftopol zurückzog. Die Katastrophe von Sinope störte die Diplomaten, welche an der Wie- derberstellung des Friedens arbeiteten, nicht wenig, denn Rußland hatte durch diesen Schlag, den es gleichsam unter den Kanonen der westmächt- lichen Flotten führte, offenbar bewiesen, daß es von Frankreich und Eng- land kein ernsthaftes Einschreiten befürchte, und dadurch die Regierungen der beiden ehrsüchtigen Völker in eine schlimme Stellung gebracht. Die vier Großmächte Unterzeichneten am 5. Dezember zu Wien ein Pro- tokoll zur Wahrung der Integrität der Türkei, Rußland aber theilte die Milizen der Donaufürstenthümer in seine Armee ein, ließ die Ent- fernung der Hospodare zu, ordnete eine russische Verwaltung der Fürsten- thümer an und erschöpfte sie durch Requisitionen für seine Armee, lehnte endlich die Vermittlung der Mächte förmlich ab, weil Rußland cs allein mit der Türkei zu thun habe, die nur den Status quo ante anzuerkenncn brauche, wenn sie Frieden wolle. Indem aber Kaiser Nikolaus auf diese Weise die Wünsche und Warnungen der europäischen Großmächte ab- weisen zu dürfen glaubte, hatte er sich nach zwei Seilen verrechnet. Er rechnete darauf, Oesterreich werde dem Kriege gegen die Türkei wie 1828 — 29 zwar sehr unwillig, aber doch unentschlossen und unthätig zuschauen und blieb bei dieser Voraussetzung, obwohl sein Vertrauter, der Graf Orlow, welchen er gegen Ende Januar nach Wien gesandt hatte, von der österreichischen Regierung nichts weniger als die unbe- dingte Zusicherung eines neutralen Verhaltens zurückbrachte. Oesterreich verstärkte damals sein Armeekorps an der türkischen Gränze bis auf 50,000 Mann und hielt eine noch stärkere Streitmacht bereit, wodurch es bewirkte, daß Serbien ehrlich neutral blieb, wie es dessen Fürst am 6. November versprochen hatte, daß selbst die Montenegriner nicht gegen die Türken loszuschlagen wagten und Bosnien wie die Herzegowina sick- ruhig verhielten. Hätte Oesterreich sich nicht als geharnischter Wächter an der westlichen Gränze des türkischen Reiches aufgestellt, so wäre von den serbischen Stämmen eine Insurrektion ausgegangen, welche sich über Bulgarien und Makedonien mit Sturmeseile verbreitet und die ganze Armee Omer Paschas im Rücken gefaßt hätte; denn im Süden waren bereits Epirus und Thessalien, wo die christliche Bevölkerung der türki- 43*"
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TM Hauptwörter (200)200

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