Z. 3. Der große polnische Theil.
Das Stromgebiet laßt sich am besten nach der Sprachgrenze
abtheilen. Die bei weitem größere Hälfte von den Gebirgen hinab
bis nahe der Stadt Thorn wird von Polen, der untere Küsten-
strich von Deutschen bewohnt.
Ortschaften im polnischen Theil: Krakau, im schönen
Thal der bereits schiffbaren Weichsel, eine freie Stadt mit eigner Re-
gierung, also keinem der königlichen Nachbarstaaten unterworfen. 26000
E., Gräber ehemaliger Polenkönige, vorzüglich des Ioh. Sobiesky, im
Dome, wo auch die Gebeine des unvergeßlichen Patrioten Koscinsko,
und des Fürsten Jos. Poniatowsky ruhen. — Zwei M. ostwarrs, wo
sich der Fuß der Karpathen ins Weichselthal abflacht, W ieliczka, ein
kleiner reinlicher Bergflecken; merkwürdig durch seine Salzbergwerke.
Etwa 400 Schritt vom Orte steht ein hölzernes Gebäude über dem Haupt-
schacht. Zum Einfahren erhalt der Reisende einen weißen Linnenmantel statt
der anderwärts bräuchlichen schwarzen Grubenkittel, und wird beim Schein des
Grubenlichtes 200' hinabgelassen. Hier ist ein Gang (Strecke) durch braun-
grauen Salzstein gehauen, und führt zur sogenannten Kapelle. Dies ist ein
großes Gewölb mit spitzbogigem Eingang, Kanzel und Altar, an dessen Stufen
zwei Mönche knieen und die oberhalb stehenden Gestalten Christus und Maria
anbeten; alles ist nach Angabe eines geschickten Bergmannes aus dem Salzstein
gehauen. Setzte sich über die Oberfläche des abgebrochenen und abgemeißelten
Gesteins nicht ein düsterer Salzschleim, so müßten die Wände und Gestalten
bei gehörigem Fackellicht flimmern und glitzern. So aber sieht es düster aus.
Mehrere Gänge streifen von der Kapelle weiter und durchschneiden sich mannig-
fach, so daß man in einem Labyrinthe zu sein glaubt. Da begegnet man häufig
Bergleuten, die in einer klotzrädrigen Kastenart (Hunde) die großen Salzbrocken
fortschieben, während man die Hauptmassen, tonnenförmig zurecht gehauen, bis
zu dem Schachte fortwälzt und hinauf ziehen läßt. Da gehts oft viele Stufen
hinunter und hinauf, wie in verschiedenen Stockwerken. Zuweilen kömmt man
in ungeheure Gewölbe (Verhaue), deren ausgeleerte Räume nicht geringe Massen
Salz geliefert haben. Da wird mit Pulver gesprengt, mit Meißel und Ham-
mer, mit Keil und Brechstange stückweis oder banderweis das Gestein abgelöst.
Damit sie nicht einstürzen, hat man Felsstützen wie Pfeiler stehen lassen. Be-
sonders merkwürdig ist der große Saal, ein Verhau, worin eine Dorfkirche bequem
stehen könnte. Er dient zur Aufbewahrung solcher Dinge, die in den mancherlei
Abtheilungen des weitschichtigen Bergwerkes sehenswerth sind, und hier auf ein-
mal betrachtet werden können, z. B. Stufen in den Wänden, getrennte Salz-
bänder, erste Anfänge dazu, Anlagen von Strecken, Fossilien, Versteinerungen
und Krystallisationen, die im Salzstein gefunden werden, u. a. nt. Pyramiden
aus geöltem Papier und andere Vorkehrungen zum Ziluminiren stehen umher.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Sobiesky Koscinsko Maria Maria
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Kronleuchter (aus Salz) hängen von der Decke, und in gewisser Höhe ist ein
Chor für Musikanten ausgehauen. — Der unerschöpfliche Reichthum des Minerals
wird für die Zukunft noch eine Menge Verhaue und Streckeil im Innern des
Gebirgs, eine unterirdische Salzwelt, veranlassen. Zwar wohnen noch keine
Menschen unten, aber Ställe für 36 Pferde finden sich schon, und weiten sich
die Werke noch mehr aus, so möchte die Anlage von Häusern nöthig werden.
Die Pferde werden gebraucht, um die Maschinen in Bewegung zu setzen, womit
aus untern Stockwerken die Salzlaften hinauf gefördert werden. — Frisch ge»
brochnes Salz sieht so ziemlich aus wie ein zerschlagener Kieselstein, flimmert
auch ein wenig, ergraut aber bald a» der Lust. Mitunter finden sich jedoch
reine durchsichtige Krystallsiücke, die man zu Kunftsachen, Leuchtern z. B., verar-
beitet. — Das Steinsalz müßte, um es weiß und schön zu bekommen, erst ge-
sotten werden; man verkauft es indeß wie cs ist, weil der Sud zu viel kostet.
Jeder zerstößt sich, soviel er braucht, was denn halb grau halb grünlich und
unappetitlich auf den Tisch kommt. —
Zm Ost des obern Weichselgebietes, nicht weit vom Ursprung des
Bug, liegt Lemberg mit 52000 E., Hauptort des südpolnischen Landes
Galizien (Halicz), das gegenwärtig der östreichische Staat besitzt. —
Hauptstadt der Polen ist Warschau an der Weichsel, mit der gegenüber-
liegenden Vorstadt Praga durch eine Schiffbrücke verbunden. 126000
E., worunter 25000 Juden. Die Bauart in Warschau ist auffallend
gemischt; neben viel steinernen Häusern und prächtigen Palästen stehen
noch elende Hütten. Das gleiche bemerkt man im ganzen Polenlande,
wo hin und wieder stattliche Landgüter zwischen den erbärmlichsten Dör-
fern liegen. — Das polnische Volk, das sich durch nationale Eigen-
heiten und große Vaterlands - und Freiheitsliebe auszeichnet, hat großes
Unglück erlitten und erwartet erst noch die Zeit, wo es seine Fähigkei-
ten entwickeln und den ihm gebührenden Rang unter den Europäern
einnehmen kann. Nach manchem innern Hader, der von Seite des
russischen Hofs unterhalten und vermehrt ward, unterlag es dem trau-
rigen Geschick, gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts eine Beute
der Nachbarn zu werden. Preußen bekam einen Theil des Landes an
der Wartha, Oestreich einen andern an der Nordseite der Karpathen,
und Rußland bei weitem das meiste. Vielleicht war dies heilsam, um
die Poleu über ihren Zustand aufzuklären und für neue Unabhängigkeit
und Nationalgröße reif zu machen.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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