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1. Neuere Geschichte - S. 119

1869 - Mainz : Kunze
Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur ijülje seiner Macht». 1804-1812. Die Gründung der neuen Monarchie. Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen * seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker, des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai. jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem. Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung. Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen) Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas, Piacenzas und Gnastallas. Napoleons siegreiche Kämpfe. I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805. Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 20

1868 - Mainz : Kunze
20 Erste Periode der neueren Geschichte. u. im Frieden zu Madrid 1526 zur Nachgiebig, keit ge- ^ zwungen. Der zweite Krieg zwi- schen Karl und Franz 1527—1529. Der Damen- friede in Cambray. Die Türken bedrängen Ungarn und Deutschland 1529 träglich, und darum unterzeichnete er 1526 den Frieden zu Madrid, worin er Karls Forderungen nachgab und dessen Schwester Eleonore zu heirathen versprach. Kaum befand sich Franz in Freiheit, so ließ er sich vom Papste seines Eidschwures entbinden und schloß mit diesem und Heinrich Viii. von England, sowie mit einigen italienischen Fürsten einen Bund gegen den Kaiser. Der Krieg entbrannte von neuem. Die deutschen und spanischen Truppen des Kaisers, von Karl von Bourbon geführt, drohten, da es an Sold fehlte, mit Aufstand und Desertion. Um sie zu befriedigen, ließ Bourbon sie nach Rom marschiren und die Stadt erstürmen, worauf eine großartige Plünderung folgte. Der Papst hatte sich nach der festen Engelsburg geflüchtet, wo unter seinen Fenstern übe.rmüthige Landsknechte ihn und die Cardinäle durch Nach- äffung der kirchlichen Gebräuche verhöhnten und Luther in wildem Jubel zum Papste ausriefen. Jetzt erschien ein französisches Heer unter dem Marschall Lautrec und drang siegreich bis Neapel vor, welches belagert wurde (1528). Allein der verschwenderische, prachtliebende Franz schickte seinem Heere kein Geld; eine furchtbare Pest lichtete die Reihen der Franzosen, auch Lautrec starb. Franz sehnte sich eben so sehr nach dem Frieden, als Karl, welchem die Türken und die Evan- gelischen in Deutschland Sorge machten. Karls Tante, Margaretha von Oesterreich, und Franzens Mutter, Louise von Savoyen kamen in Cam- brah zusammen (1529) und schlossen einen Frieden, in welchem Franz gänzlich auf Italien verzichtete, des Kaisers Schwester heirathete und Burgund um zwei Millionen Kronen erhielt. Dieser Friede heißt der Damenfriede. Auch mit deni Papste föhnte sich Karl aus und enipsing von demselben in Bologna im nämlichen Jahre noch die lom- bardische und die römische Krone, obwohl er schon seit seiner Krönung in Aachen den Kaisertitel geführt hatte. Es ist dies die letzte Kaiser- krönung, welche Italien gesehen hat. In dem nämlichen Jahre ward Wien von den Türken hart be- drängt. Gegen den König Ludwig von Ungarn hatte sich Johann Zapolya, der reichste Graf in Ungarn, aufgelehnt und unverhohlen seine Absichten auf die Königskrone bekannt. Die größte Verwirrung herrschte im Lande, da erschien noch der Sultan Solyman mit 300,000 Mann. Franz I. hatte ihn während seiner Gefangenschaft in Madrid zu diesem Einfalle veranlaßt. Bei Mohacz kam es zur Schlacht. Trotz aller Tapferkeit wurden die Ungarn besiegt und verloren ihren König. Nun entstanden zwei Parteien; die eine, die Iagellonische, wählte des Kaisers Bruder Ferdinand zürn König, die andere den

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 22

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
22 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. die Beute 10 Millionen Goldgulden betragen haben soll. Der schwä- bische Hauptmann Schertlin aus Schorndorf erzählt selbst, daß er „12,000 Florin heimgebracht habe, nebst anderem Kleinod mit Gottes Hilf", wo- für er die Herrschaft Burtenbach kaufte. Es ist erwiesen, daß der Kaiser um den Angriff auf Rom nichts wußte, und als der Papst in der Engelsburg belagert und in die höchste Noth gebracht wurde, konnte er von Spanien aus seinen Hauptleuten nicht Befehle geben, welchen weder diese noch die Soldaten gehorcht hätten. Daher machte der Papst unter harten Bedingungen einen Waffenstillstand mit den Hauptleuten in Rom und entfloh bei der nächsten Gelegenheit. Unterdessen waren die Franzosen unter Lautrek (1528) bis Nea- pel vorgedrungen und gingen dort im Sommer durch ansteckende Krank- heiten zu Grunde. Ebenso verloren sie Genua, das wieder in ihre Hände gefallen war; Andreas Doria, der Seeheld, glaubte besser für seine Vaterstadt zu sorgen, wenn er sie unter den Schutz des Kai- sers und einer aristokratischen Verfassung stellte, als wenn sie als fran- zösischer Angriffspunkt gegen Italien dienen würde. Darum vertrieb er die Franzosen und Genua hatte sein Unternehmen nicht zu bereuen. Auch der Papst war zum Frieden geneigt; außer der Reformation in Deutschland wirkte auf ihn der Aufstand der Florentiner, die in demo- kratischer Aufwallung die mediceische Familie vertrieben und die Republik eingeführt hatten. Er versöhnte sich mit Karl und krönte ihn zu Bo- logna im Februar 1530 zum Kaiser und zum lombardischen Könige. Karl gab dafür alles zurück, was er im Kriege dem Kirchenstaate ent- rissen hatte, zwang Florenz nach harter Belagerung zur Uebergabe und setzte den Alexander von Medici als Fürsten von Florenz ein. Der Friede mit Venedig war die nächste Folge. Mit Franzen waren die Unterhandlungen am schwierigsten; seine beiden Söhne befanden sich als Geiseln des Madrider Friedens in Karls Gewalt; aber was sollte dieser mit den Prinzen anfangen? Franz hielt dafür Burgund fest und wollte es um keinen Preis fahren lassen. Karl hatte Ursache, von die- ser Seite her Ruhe zu wünschen; daher überließ er seinem Gegner Burgund für zwei Millionen Thaler und gegen eine nochmalige Ver- zichtleistung desselben auf Mailand und Neapel. Dies geschah 1529 in dem Frieden von Kambrai, welcher der Damenfriede genannt wird, weil Franzens Mutter und Karls Tante zwischen den beiden Herrschern vermittelten. Nun endlich konnte Karl als Kaiser nach Deutschland zurückkehren, nachdem er Italien erobert, sich mit dem Papste ausgesöhnt und Frankreich zweimal zum Frieden genöthigt hatte.

4. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 441

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland. 441 der Menschenverlust wurde um so mehr empfunden, als die Bevölkerung des Reichs ohnehin eine dünne ist, und die finanziellen Kräfte waren so abgespannt, daß sie allein schon den Frieden als das einzige Heilmittel rathsam machten. Unter Alerander ruhten daher von 1815 bis 1825 die russischen Waffen und die seit Peter I. traditionelle russische Politik zeigte sich während dieses Decenniums nur dadurch, daß 1824 die Nord- westküste von Amerika zum großen Aergeruisse der Briten und Nord- amerikaner förmlich in Besitz genommen wurde; wie das Augenmerk der russischen Herrscher unverrückt gegen Centralasien schaut, bewies die Ge- schicklichkeit, mit der im gleichen Jahre 7 kirgisische und kalmückische Hor- den sich dem chinesischen Reiche entziehen und zu russischen Schützlingen machen ließen. Für den Ackerbau sorgte der Kaiser, insoweit dies über- haupt ein Fürst thun kann, in dessen Lande die Mehrzahl der Bauern Leibeigene sind. Den Ausfuhrhandel mit den Erzeugnissen des Acker- baues, der Viehzucht, der Jagd, des Fischfangs, des Bergbaues (Hanf, Lein, Talg, Häute, Pelzwerk, Hausenblase, Kaviar, Holz, Theer, Kupfer), beförderte er durch weise Gesetze; die Industrie, die den Bedürfnissen Rußlands bei weitem nicht genügte, versuchte er bereits durch die un- mittelbare Betheiligung des Staats zu heben, indem er z. B. Wollen- tuchfabriken auf Regierungskosten anlegte. Erst 1823 jedoch wurde durch den Finanzminister Kankrin (einen Deutschen aus Hanau) das System der russischen Handelspolitik in seinen Grundzügen aufgestellt, das jetzt vollendet dasteht: Ausschließung jedes fremden Fabrikats, dessen Erzeu- gung in Rußland nur irgendwie möglich ist; Herstellung einer einheimi- schen Industrie nicht allein durch diese Sperre gegen das Ausland, son- dern nöthigenfalls dadurch, daß aus den Leibeigenen Arbeiter für die Fabriken wie Rekruten ausgehoben, gedrillt und eingetheilt werden; Ver- schließung des alten Handelswegs nach Centralasien über Kolchis und das kaspische Meer für alle nichtrussischen Maaren. Dadurch strebte Ruß- land sein ungeheueres Gebiet der Abhängigkeit von fremder Industrie zu entziehen, wie es auch andererseits als eine eigene Welt dastehen und dem, was man in dem andern Europa den Zeitgeist zu nennen pflegt, keine Opfergaben oder Tribute darbringen wollte. Anfangs gehörte Ale- rander selbst der liberalen Richtung an (das beweisen die finnländische und polnische Verfassung, die Manifeste im Kriege von 1812—15 re.), er entzog ihr jedoch bald seine Gunst. Er gründete allerdings 5 Uni- versitäten, 50 Gymnasien, 100 Kreis- und mehrere tausend Volksschulen, aber er ließ den öffentlichen Unterricht streng überwachen und führte eine scharfe Censur ein, Maßregeln, die unter seinem Nachfolger bis zur äußersten Konsequenz ausgebildet wurden, so daß der Umfang des Wis- sens jedem Russen der unteren Stände genau zugemessen ist. Religiö- sen Bewegungen und Differenzen wurde er schon 1816 sehr abhold; in

5. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 66

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
66 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. seinem französischen Heere, dessen Fußvolk aber es noch immer nicht mit dem deutschen und spanischen aufnehmen konnte, warb er 10,000 Schwei- zer; in seinen Zeughäusern hatte er 400 Kanonen, 200,000 Kugeln, 4 Millionen Pfund Pulver, Waffen für 30,000 Mann Fußvolk und für 8000 Reiter, in seinem Schatze aber 36 Millionen Livres. Gegen Spa- nien verbündete er sich insgeheim mit England, Dänemark und Savoyen, unterstützte die Niederländer mit Hilfsgeldern, und schloß im Jahre 1610 einen Bund mit der protestantischen Union in Deutschland, wurde aber noch in demselben Jahre von einem Fanatiker Ravaillak ermordet. Gewisse Schriftsteller legen diesen Mord den Jesuiten, die Heinrich 1605 in Frankreich ausgenommen hatte, oder den französischen Katholiken über- haupt zur Last, weil der König mit den deutschen Protestanten Bündniß geschlossen habe. Diese Anschuldigung ist unverständig und schmählich, denn Heinrich dachte nicht daran, den Protestanten das Uebergewicht zu verschaffen; er wollte Deutschland bloß mit Hilfe der deutschen Prote- stanten berauben, welche Politik auch seine Nachfolger, von den Kardi- nälen Richelieu und Mazarin geleitet, ins Werk setzten, ohne daß sie ermordet wurden. Der Kampf zwischen dem Protestantismus und der Kirche war auf dem Festlande bereits entschieden, nur die Politik beutete den Glauben bei guter Gelegenheit aus. Zehntes Kapitel. Die Deformation in England. Zur Zeit, als Luther in Wittenberg auftrat, regierte in England Heinrich Viii., Sohn Heinrichs Vii., der Richard Hi. bei Bos- worth geschlagen und getödtet hatte. Heinrich Vii. war sparsam wie Vespasian und hinterließ seinem Sohne eine gefüllte Schatzkammer, außerdem einen demüthigen Adel; denn Heinrich Vii. hatte die Stern- kammer errichtet, einen Gerichtshof, bestehend aus den Ministern des Königs, einem Bischof, einem weltlichen Pair, dem Präsidenten der Kingsbench und dem des Gerichtshofs für Civilklagen, welcher über Ver- gehen gegen die öffentliche Ordnung urtheilte, vermittelst dessen Hein- rich Vii. und nach ihm sein Sohn die Großen tyrannisierte. Heinrich Viii. (ein Tudor; Heinrichs V. Wittwe heirathete den Walliser Owen Tudor, und ihre drei Söhne rückten in den Rang des hohen Adels; ein Enkel von ihr ist Heinrich Viii war 18 Jahre alt, da er den Thron bestieg; das Volk begrüßte ihn mit Jubel, weil sein Vater sich durch seine Geldwirthschaft verhaßt gemacht hatte. Heinrich heirathete die Tante Karls V., Katharina von Aragonien, die jungfräuliche

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 171

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ludwig Xiv. und die Kirche. 171 Hause Habsburg, so daß es in Europa nur noch zwei Wahlreiche gab, Polen, das an dieser Freiheit zu Grunde ging, und Deutschland, das darüber seine nationale Einheit verlor. Unterdessen wurde auch Siebenbürgen befreit und Michael Apasi huldigte dem Kaiser als Schirm- herrn; 1688 den 6. September fiel Belgrad durch einen fürchterlichen Sturm in die Gewalt des christlichen Heeres, wobei sich der bayerische Kurfürst wieder besonders auszeichnete. Nach Karl von Lothringen führte den Oberbefehl der wackere Markgraf Ludwig von Baden, der 1689 die Türken bei Patasch und Nissa schlug, diese Stadt sowie Semen- dria und Widdin eroberte und 1691 den großen Sieg bei Salanke- men erfocht, in welchem Mustafa Kiuprili blieb, der 1690 den Christen Belgrad und Serbien wieder entrissen hatte. Zuletzt befehligte Prinz Eugenius und vertrieb die Türken durch die Schlacht bei Zenta (11. Sept. 1697) aus Ungarn. Zm Frieden von Karlowitz (1699) trat der Sultan Ungarn bis auf das Banat von Temeswar und Sie- benbürgen (der junge Michael 11. Apasi legte 1690 die fürstliche Würde in die Hände des Kaisers nieder) an Oesterreich ab, an die Venetianer Morea und einige Inseln, denn auch Venedig half die Roßschweife rupfen, seit die kaiserlichen Waffen siegreich waren. So wurde Ungarn größten- theils durch deutsches Blut den Türken entrissen und die Magyaren soll- ten es nie vergessen, daß sie ohne deutsche Hilfe die Sklaven türkischer Paschen wären. Viertes Kapitel. Ludwig Xiv. und die Kirche. Aushebung des Edikts von Nantes (22. Vktober 1685). Während der französische König Eroberungen über seine Nachbarn machte und auf neue sann, setzte er den Uebergriffen seiner Vorfahren gegen die Kirche die Krone auf und die Päpste mußten es bereuen, daß sie in ihrem Kampfe gegen die deutschen Kaiser den französischen Königen zu gefällig gewesen waren. Wie Philipp der Schöne Bonifacius Viii. lohnte, wissen wir, und von dieser Zeit an geht ein Widerstreben gegen den päpstlichen Stuhl durch die Geschichte Frankreichs, dem auch der hohe Klerus nicht fremd blieb, der sich auf die alten Rechte der „galli- kanischen Kirche" berief und die Bestimmungen des Konstanzer und Basler Koncils über das Verhältniß der Päpste zu den Koncilien an- führte; keine Rede davon, daß Rom gegen den französischen Klerus jene Reservationen von Beneftcien, Erspektationen und Annaten geltend machen durfte, über welche in Deutschland so viel geklagt wurde. Papst Leo X.

7. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 205

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Rußland unter Peter dem Großen. 205 Schlüssel des baltischen Meeres besitzt und dadurch Petersburg und seine Städte an der Ostsee gegen jeden Angriff sicher stellt und kein englischer Admiral mehr Petersburg in Grund zu schießen droht. Andererseits wies Peter seine Nachfolger an das schwarze Meer. Asow war ein zu kümmerlicher Antheil, als daß sich das russische Reich damit begnügen konnte, und die zunehmende Schwäche der Pforte er- leichterte die Eroberungen der Küsten des schwarzen Meeres ans eine sehr einladende Weise. Seitdem ist das schwarze Meer bereits zu einem russischen Landsee geworden, und wenn Rußland vollends die Meerenge von Konstantinopel und die Dardanellen besitzt, so hat es ein zweites geschlossenes Meer und ist auch im Süden unangreifbar. Auch nach dem innern Asien richtete Peter seinen Blick. Auf dem kaspischen See baute er Schiffe und fing darauf mit Persien Krieg an, das ihm drei Provinzen: Masanderan, Asterabad und das seiden- reiche Ghilan abtreten mußte. Jetzt befahren russische Dampfschiffe das hyrkanische Meer der Alten und dringen den Orus und Jarartes hin- auf in das Innere vor; der Handel mit dem Turan der alten Perser ist in russischen Händen, Persien selbst an die russische Politik gekettet. Peter war es aber auch, welcher die unbeschränkte Macht der rus- sischen Herrscher seinen Nachfolgern fertig hinterlicß. Nach dem Frieden von Nystädt, den Schweden 1721 eingehen mußte, legte er sich mit gegründetem Stolze den Kaisertitel und den Beinamen des Großen bei. Er nahm dem Adel seinen Einfluß auf die Negierung des Landes, er- richtete statt des Bojarenhofes einen Senat, dessen Mitglieder der Kai- ser ernennt, als obersten Gerichtshof des Reiches, für die Provinzen aber Regierungskollegien. Die kaiserlichen Erlasse, Ukase, hatten auch gesetzliche Geltung ohne die Beistimmung der Bojaren, und eine euro- päisch-organisierte Polizei mit der geheimen Jnquisitionskanzlei wachte über die öffentliche Sicherheit und über das Treiben unzufriedener Rus- sen. Der russisch-griechischen Kirche war bisher ein Patriarch mit so großen Rechten vorgestanden, daß er mit dem Kaiser die erste Person des Reiches war; letzteres wurde besonders durch den Gebrauch ange- deutet, daß der Zar und der Patriarch am Neujahrstage sich öffentlich umarmten und küßten. Als (1700) der Patriarch Adrian starb, ließ Peter keinen neuen mehr wählen und ernannte während 20 Jahren nur Stellvertreter, so daß das Volk allmählig des sonst so hoch angesehenen Patriarchen vergaß; dann setzte er 1720 eine heilige dirigierende Synode ein, welche von ihm ihre Verhaltungsbefehle erhielt und wurde so auch das Haupt der russischen Kirche. Ausdrücklich bemerkte er der Geistlich- keit, er wolle nicht, daß das Volk neben dem Kaiser einen Patriarchen sehe, dessen Worte es wie eine Stimme Gottes anhöre und ihm viel- leicht gehorche, wenn er gegen die Verordnungen des Kaisers spreche.

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 229

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Dissidenten und Konföderierte in Polen. Erste Theilung Polens. 229 ihnen das Feld bauten, oder ihnen die Heerden der Rosse, Rinder und Schafe weideten; die Herren selbst vergnügten sich auf der Jagd in den ungeheuren Wäldern, praßten bei Gelagen oder reisten im Auslande, die wenigsten befaßten sich mit der Verbesserung des Zustandes ihrer Bauern. In den Städten konnte der Bürgerstand niemals aufkommen, die Handels- geschäfte waren daher in den Händen der Juden, deßwegen hatte Polen auch keinen Gewerbsfleiß und blieb ein armes Land. Durch das Aussterben der Jagellonen wurde es 1572 ein förmliches Wahlreich. Der Adel wählte den König, dem alle Macht entrissen und nur der Name gelassen war; denn der König mußte vor allem die pacta conventa unterschreiben, welche es ihm verboten, einem Prinzen von Geblüte eine Würde zu ver- leihen, wodurch dieser Sitz und Stimme in dem Reichstage erhalten hätte; er durfte keine Ländereien kaufen und sich keine konfiscierten Güter aneignen. Die höchste Gewalt blieb bei dem Reichstage, der aus den höhern geist- lichen und weltlichen Würdeträgern und den adeligen Deputierten der ein- zelnen Distrikte bestand; da galt das unsinnige Recht des liberum veto, dem zufolge das „Nein" eines einzigen Edelmannes jeden Beschluß ungiltig machte; der polnische Reichstag ist durch seine stürmischen Auftritte in Deutschland sprichwörtlich geworden. Das liberum veto hatte der Reichs- tag dem Könige Johann Ii. Kasimir (1648—1672) abgedrungen, welcher demselben vergebens den Untergang des Staates als nothwendige Folge einer derartigen Anarchie voraussagte. Dem liberum veto gegenüber hatte der Adel das Recht zur Durchführung eines Beschlusses Konfödera- tionen oder Bündnisse zu machen, welche in der Regel zu Bürgerkriegen führten. So mußte Polen untergehen, obwohl es auf ungefähr 14,000 Geviertmeilen 16 Millionen Einwohner zählte, der Adel kriegerisch war und eine treffliche Reiterei stellte, die rohen Bauern den besten Stoff zu einem Fußvolk darboten. Schon manchmal hatte Polen das Unheil- volle einer solchen Verfassung erfahren; mit Mühe erwehrte es sich der Schweden von Gustav Adolf bis auf Karl Xii., und unter Peter 1. hatte es bereits brutale russische Einmischung dulden müssen, nichtsdestoweniger blieb es bei seiner Verfassung. Selbst der edle Johannes Sobieski (1674 — 1696), der in ganz Europa gefeierte Held, vermochte über die Parteien nicht so viel, daß ihn während seiner Feldzüge gegen die Türken und Tataren nicht ganze Heeresabtheilungen unter der Anführung eines Großen, z. B. des Grafen Pac, verließen, und daß Polen (1699) seine verlorenen Landstriche in Podolien und der Ukraine von den Türken zu- rückerhielt, verdankte es nur dem Siege der österreichischen Waffen. Wie verderblich Polen die Theilnahme Augusts Ii. (1696 —1733) an dem nordischen Kriege war, ist oben bereits erzählt worden; unter dem glei- chen Könige erfuhren die Rechte der Dissidenten 1717 eine beträcht- liche Schmälerung, was sich 1737 unter seinem Nachfolger August Iii.

9. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 491

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Aufstandsversuche in Italien. 491 und Polen befestigte, so lange war Polen die schwache Seite Rußlands, seine Achillesferse; Kaiser Nikolaus aber hat es zu einem Vorwerke Ruß- lands gemacht; Modlin ist als Neugeorgiewsk Festung ersten Ranges, Warschau durch eine starke Citadelle beherrscht, Festungen und verschanzte Lager sichern alle militärisch wichtigen Punkte, namentlich die Stellungen zwischen Weichsel, Bug und Narew, die Napoleon als die stärksten in Europa bezeichnete; eine russische Armee ist deßwegcn in Polen nur sehr- schwer anzugreifen, während sie selbst Oesterreich und Preußen in der Flanke steht, daher als Freund den nachdrücklichsten Beistand gewähren, als Feind aber das Herz dieser Monarchieen bedrohen kann. Zwölftes Kapitel. Die Äusstandsvcrfuchc in Italien. Seit 1821, wo die Militärrevolutionen in Piemont und Neapel durch die Intervention Oesterreichs ein so rasches Ende gefunden hatten, herrschte zwar auf der Halbinsel ununterbrochene Ruhe, die Thätigkeit der revolutionären Verbindungen indessen entwickelte sich fortwährend und umspannte besonders den Kirchenstaat und die Herzogthümer am Po, trieb jedoch manche Ranken in die Lombardei, nach Piemont und Neapel. Die Iulirevolution fand trotzdem in Italien keine augenblick- liche Nachahmung, weil man die Oesterreicher fürchtete, die damals noch General Frimont kommandierte, der 1821 so wenig Federlesens ge- macht hatte, und erst als die Tribunen in der französischen Deputiertcn- kammer den Satz aufstellten, Frankreich werde keine Intervention dul- den, die etwa die eine oder andere Regierung gegen die Bewegungen in einem fremden Staate zu unternehmen im Sinne hätte, welchem Ge- rede die damals noch unbefestigte Negierung Louis Philipps nicht ent- schieden widersprechen durfte, wagten im Februar 1831 die Karbonari einzelne Schilvrrhebungen. Modena und Parma gingen mit dem Beispiele voran, von Bedeutung jedoch war allein der Aufstand im Kir- chenstaate, wo am 2. Febr. 1831 Gregor Xvi. den Stuhl Petri eingenommen hatte. Die freche Bevölkerung des heruntergekommenen Ferrara erhob sich zuerst, Bologna und die Städte der Romagna folg- ten, selbst Ankona wurde von den päpstlichen Soldaten nicht behauptet und bis Otrikoli spielten die Insurgenten den Meister. Papst Gregor Xvi. verließ aber Rom nicht, da er der Treue der Trasteveriner ver- sichert war, und Oesterreich erklärte der französischen Regierung, daß es das Jnterventionsverbot der Deputiertenkammer nicht anerkenne, sondern auf jede Gefahr hin gegen die Revolution in Italien einschreiten werde.

10. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 561

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Revolutionen und Aufstände in der europäischen Türkei. 561 lution 1848 vom Baume fiel. (Seitdem haben die Fürstenthümer bekannt- lich die Stellung Serbiens und einstweilige Union errungen.) Die Träume oder Plane der dacischen Partei in den beiden Hospo- dariaten scheinen wie das Spinngewebe, das man den fliegenden Som- mer nennt, sich nicht ganz auf ihre Geburtsstätte beschränkt zu haben, doch blieben sie ohne sichtbare Einwirkung auf den Gang der Dinge jen- seits der Gränze, und noch weniger Bedeutung hatten die wiederkehren- den Unruhen der muselmännischen Albanesen oder Arnauten, die von den türkischen Pascha noch jedesmal durch Gewalt und Hinterlist be- zwungen wurden. Die Häuptlinge der Albanesen gewähren bei ihrer gegenseitigen Feindschaft und ihrer Geldgier den Pascha ein leichtes Spiel; sind einige Köpfe gefallen, so ist wieder Ruhe und die Pforte kann gegen Sold so viele dieser irregulären Krieger anwerben, als sie für gut findet, lauft aber freilich Gefahr, daß dieselben auf türkischem Boden ihr räuberisches Gelüsten befriedigen und sich um großherrliche Befehle erst bekümmern, wenn dieselben von einer gehörigen Anzahl re- gulärer Truppen Nachdruck erhalten. So geschah es z. B. 1841 in Bulgarien. Die Bulgaren haben das Lob treuer, mäßiger und fleißiger Leute, welche nicht nur zum Acker- bau, sondern auch zu der Industrie und dem Handel viel Neigung und Geschick zeigen, aber unkriegerisch sind; sie bewohnen nicht bloß die nach ihnen benannte Provinz, sondern haben sich südwärts bis gegen Thessa- lien und Epirus ausgebreitet. In dem russisch-türkischen Kriege von 1828 und 29 zeigten sie für die Russen keine bcsondern Sympathieen und verhielten sich auch nach dem Kriege ruhig; 1836 jedoch, als in Bosnien und Türkisch-Kroatien vereinzelte Aufstände stattfanden, hörte man auch von Unruhen in Bulgarien, welche jedoch von keiner Bedeu- tung sein konnten, denn sie waren bald verschollen und wahrscheinlich nur die Folge einzelner Gewaltthaten, die sich der eine oder andere Türke erlaubte. Planmäßig angelegt scheint jedoch ein bulgarischer Aufstand im Jahre 1841 gewesen zu sein, möglicherweise war er eine verspätete Folge der Einverständnisse, die Mehemet Ali von Aegypten gegen den Sultan auf dessen europäischem Gebiete angesponnen oder veranlaßt hatte. Einige bulgarische Bezirke griffen zu den Waffen, es genügten aber we- nige Bataillone Arnauten zur Unterdrückung des Aufstandes, die hierauf nach altem Brauche so lange mordeten und plünderten, bis sie durch reguläres türkisches Militär zu einer andern Bestimmung abgeführt wur- den. Damals erschien ein poetischer Aufruf der Bulgaren an das christ- liche Europa, was den Verdacht wenigstens entschuldigt, der Aufstand sei eine fremde Machination gewesen, um die öffentliche Meinung Euro- pas gegen die Türken wieder aufzustacheln, denn die Katastrophe von Navarin so gut als der russisch-türkische Krieg von 1828/29 wären un- Duinüncr, Neue Zeit. Oc
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