— 304
Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der
heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten
an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die
Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von
den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das
heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des
heimatlichen Dichters ab:
„Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten,
Hohe Bilder, himmlische Gestalten!"
(Nach F. W. Hackländer u. a.)
Die Überschwemmungen des Wits.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter
einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar
haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei
keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen
sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der
Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur
Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien,
herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom
den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt
nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts
der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des
Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie
er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das
höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta
heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche
der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer
als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be-
völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: F._W._Hackländer Augusts
— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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§ 38. Schillers Werke. — Die lyrischen und epischen Dichtungen. 225
Der Natur furchtbare Stimme siege.
Und der Freude Wange werde bleich,
Und der heil'gen Sympathie erliege
Das Unsterbliche in euch!
Aber in den heitern Regionen,
Wo die reinen Formen wohnen,
Rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr.
Hier darf Schmerz die Seele nicht durchschneiden,
Keine Träne fließt hier mehr dem Leiden,
Nur des Geistes tapfrer Gegenwehr.
Lieblich, wie der Iris Farbenfeuer
Auf der Donnerwolke duft'gem Tau,
Schimmert durch der Wehmut düstern Schleier
Hier der Ruhe heitres Blau.
Ties erniedrigt zu des Feigen Knechte,
Ging in ewigem Gefechte
Einst Alcid des Lebens schwere Bahn,
Rang mit Hydern und umarmt' den Leuen,
Stürzte sich, die Freunde zu befreien.
Lebend in des Totenschiflers Kahn.
Alle Plagen, alle Erdenlasten
Wälzt der unversöhnten Göttin List
Auf die will'gen Schultern des Verhaßten,
Bis sein Lauf geendigt ist —
Bis der Gott, des Irdischen entkleidet,
Flammend sich vom Menschen scheidet
Und des Äthers leichte Lüfte trinkt.
Froh des neuen, ungewohnten Schwedens,
Fließt er aufwärts, und des Erdenlebens
Schweres Traumbild sinkt und sinkt und sinkt.
Des Olympus Harmonien empfangen
Den Verklärten in Kronions Saal,
Und die Göttin mit den Rosenwangen
Reicht ihm lächelnd den Pokal.
6. Las Glück.
(1798.)
Selig, welchen die Götter, die gnädigen, vor der Geburt schon
Liebten, welchen als Kind Venus im Arme gewiegt,
Welchem Phöbus die Augen, die Lippen Hermes gelöset,
Und das Siegel der Macht Zeus aus die Stirne gedrückt!
Ein erhabenes Los, ein göttliches ist ihm gefallen,
Schon vor des Kampfes Beginn sind ihm die Schläfen bekränzt.
Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl. 15
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236
Siebte Periode ober zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
2.
(1799.)
Dreifach ist des Raumes Maß:
Rastlos fort ohiu Unterlaß
Strebt die Länge; fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.
Dir ein Bild find sie gegeben:
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn.
Willst du die Vollendung sehn;
Mußt ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahr-
heit.
20. örrite und Liefe.
(1795.)
Es glänzen viele in der Welt,
Sie wissen von allem zu sagen,
Und wo was reizet und wo was gefällt,
Man kann es bei ihnen erfragen;
Man dächte, hört man sie reden laut.
Sie hätten wirklich erobert die Braut.
Doch gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr Leben war verloren.
Wer etwas Treffliches leisten will,
Hätu gern was Großes geboren,
Der sammle still und unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.
Der Stamm erhebt sich in die Lust
Mit üppig prangenden Zweigen;
Die Blätter glänzen und hauchen Duft,
Doch können sie Früchte nicht zeugen;
Der Kern allein im schmalen Raum
Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum.
21. 8cr Kaufmann.
(1795.)
Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer,
Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn.
Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde,
In bewirtender Bucht rauscht ihm ein trinkbarer Quell!
Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen
Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an.
22. Oie Johanniter.
(1795.)
Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschützt.
Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet
Und nlit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab.
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346
Achte Periode.
Was schreibest. Dichter, du? „In Glutbuchstabeu
Einschreib' ich mein' und meines Volkes Schande,
Das seine Freiheit nicht darf denken wollen."
5.
Wer sind die Jünglinge, die mit unwilligen
Glutblicken über ihren Feind, den Buben,
Von ihren Sitzen plötzlich sich erhuben,
Dem Vaterland sich bietend zu Freiwilligen?
Sie kommen, o ein Tausch setzt hoch zu bill'gen,
Sie kommen aus der Musen stillen Stuben,
Wo sie in ernster Weisheit Schachten gruben,
Und wollen setzt im Feld sich pflücken Liligen.
O würd'ges Schauspiel, o erhabne Szenen,
O wahrhaft feierliche Katastrophe,
Wie nur sie sah das Land einst der Hellenen!
Mit in die Reihin gestellt gehn Philosophen,
Und vor den Reihin, trunken von Hippokrenen,
Gehn auch die Dichter her und wirbeln Strophen.
6.
Frau'n Preußens, nehmt für eure Opfergaben
Das Opfer an des Lieds, das ich euch bringe;
Ihr, die ihr gabt vom Finger eure Ringe,
So wie ihr gabt vom Busen eure Knaben
Dem Vaterland! In Erzschrift sei gegraben
Eu'r Preis, daß ihn kein Mund der Zeit bezwinge!
Des Ruhms, den eurer Männer blut'ge Klinge
Erfechten wird, sollt ihr die Hälfte haben.
Denn wenn sie selbst, im Sturm des Feindes, Wunden
Erbeuteten, so habt ihr mit dem Kleide
Von euren Schultern ihnen sie verbunden;
Und wenn der Freiheit Tempel aus dem Leide
Nun steigt durch sie, so soll's die Welt erkunden,
Daß ihn zu schmücken ihr gabt eu'r Geschmeide.
7.
Es steigt ein Geist, umhüllt von blankem Stahle,
Des Friedrich Geist, der in der Jahre sieben
Einst tat die Wunder, die er selbst beschrieben.
Er steigt empor aus seines Grabe Male
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Geist Friedrich
§ 23. Walther von der Bogelweide.
193
er- trat vil lise, im was niht gäch,
im sleich ein hôcligeborniu küniginne näch
rôs’ âne dorn, ein tube sunder gallen,
diu zuht was mener anderswä:
die Düringe und die Sahsen dienden also da,
daz ez den wîsen muoste wol gevallen.
Gemesfnen Schritts ging er dahin.
Ihm folgte sacht die hochgeborne Königin,
Rost ohne Dorn, ein Täublein sonder Gallen.
Solch Fest noch sah man nirgendwo:
Es dienten ihm die Thüringer und Sachsen so.
Daß es den Weisen mußte Wohlgefallen. (Simrock.)
Oer Pfaffen Wahl.
Hüne Constantin 1 2 * der gap so vil,
als ich ez iu bescheiden wil,
dem stuol ze Rome: sper, kriuz’
unde kröne s.
Zehant der engel lute schre:
„öwe, öwe, zem dritten we!
e stuont diu kristenheit mit zühten
schöne.
Der ist nü ein vergift gevallen,
ir honec ist worden z’einer galten:
daz wirt der werlt her näch vil leit.“
alle fürsten leb ent nü mit eren,
wan der hoehest’4 ist geswachet.
daz hat der pfaffen wal gemachet.
daz si dir, süezer got, gekleit.
die pfaffen wellent leien reht ver-
hören :
der engel hat uns wär geseit.
Es hat der König Konstantin
Dem Stuhl zu Rom so viel verliehn,
Speer, Kreuz und Krone, daß er Macht
erlangte.
Da rief der Engel laut: „O weh.
Und aber weh, zum dritten weh!
Die Christenheit, die setzt so herrlich
prangte.
Der ist ein Gift herabgefallen,
Ihr Honig wandelt sich zu Gallen;
Einst steht die Welt darob verzagt."
Alle Fürsten leben nun mit Ehren,
Indes der Höchste Schmach erduldet.
Das hat der Pfaffen Wahl verschuldet.
Das sei dir, süßer Gott, geklagt!
Die Pfaffen wollen Laienrecht ver-
kehren :
Der Engel hat uns wahr gesagt.
(Simrock.)
In den nächsten Jahren, die sich für Philipp von 1204 ab günstiger
gestalteten, indem er seinen Gegner Otto schlug und am 6. Januar 1205
zu Aachen zum zweitenmale gekrönt wurde, schweigt das politische Lied
Walthers. Er hielt sich während dieser Zeit bald an dem Hofe des frei-
1 Die Königin Irene, Tochter des Kaisers Alexius von Konstantinopel.
2 Die sog. Schenkung Konstantins an Papst Silvester I., die sagenhafte Grund-
lage des späteren Kirchenstaates.
b Speer und Krone bezeichnen die weltliche, Kreuz die geistliche Herrschaft.
4 Der Kaiser.
Heuse, Lesebuch. I. 4. Ausl.
13
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb]]
Extrahierte Personennamen: Walther Simrock Hüne_Constantin Constantin Simrock Philipp Philipp Otto Alexius_von_Konstantinopel Silvester_I.
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rom Aachen Walthers
23. Walther von der Vogelweide.
191
velt unde walt, loup, rôr und gras ;
swaz kriuchet unde fliuget
und bein zer erden biuget,
daz sach ich unde sage iu daz :
der keinez lebet âne haz.
daz wilt und daz gewürme
die strîtent starke stürme,
sam tuont die vogel under in;
wan daz sie habent einen sin :
sie diuhten sich ze nihte,
sie schüefen starc gerihte :
sie kiesent künege unde reht,
sie setzent hêrren unde kneht.
sô wê dir, tiuschiu zunge,
wie stêt dîn ordenunge,
daz nü diu mugge ir künec hat,
und daz dîn ère also zergât!
bekêrâ 1 dich, bekêre !
die zirken sint ze hère,
die armen künege* 2 3 dringent dich :
Philippe setze en weisen üf und
heiz sie treten hinder sich !
Wald, Laub und Rohr und Gras und
Was kriechet oder flieget, sfeld,
Was Bein zur Erde bieget,
Das sah ich, und ich sag' euch das:
Da lebt nicht eines ohne Haß.
Das Wild und das Gewürme,
Die streiten starke Stürme,
So auch die Vögel unter sich;
Doch tun sie eins einmütiglich:
Sie schassen stark Gerichte,
Sonst würden sie zunichte;
Sie wählen Kön'ge, ordnen Recht
Und unterscheiden Herrn und Knecht.
So weh dir, deutschem Lande,
Wie ziemet dir die Schande,
Daß nun die Mücke hat ihr Haupt,
Und du der Ehren bist beraubt!
Bekehre dich! Vermehre
Nicht noch der Fürsten Ehre.
Die armen Kön'ge drängen dich:
Philippen setz den W a i s e n ^ ans, so
weichen sie und beugen sich.
(Simrock.)
Freilich wird Philipp, dessen Rechte Walther kräftig vertritt, am
8. September 1198 zu Mainz mit den Reichskleinodien durch die Erz-
bischöfe von Tarantaise und von Trier gekrönt und hält zu Weihnachten
1199 zu Magdeburg einen glänzenden Hoftag, doch schon bald, im März
1201, trifft ihn der Bannstrahl des nach Walthers Meinung durch den
Besitz der weltlichen Macht übermütig gewordenen Papstes Innozenz Iii.
Der Bann trieb viele der Anhänger Philipps in das Lager des vom
Papste begünstigten Otto, der bereits am 12. Juli 1198 zu Aachen durch
den Erzbischof von Köln, aber mit falschen Reichsinsignien, gekrönt war und
kurz darauf geschworen hatte, „seinem Herrn, dem Papste Innozenz Iii.,
und dessen Nachfolgern alle der römischen Kirche zustehenden Besitzungen
zu sichern und nötigenfalls wiederherzustellen". Aus tiefstem Herzens-
gründe beklagt der Dichter des Reiches Zerrüttung.
* Siehe S. 181, A. 1.
2 Die mittellosen Kronbewerber.
3 Der Hauptedelstein in der deutschen Königskrone, den Herzog Ernst von
Schwaben (f. S. 31) vom Karfunkelberge mitgebracht haben sollte, und die Krone
selbst. Der Edelstein heißt der Waise, weil er seinesgleichen nicht hat.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Philippe Simrock Philipp Philipp Walther Innozenz_Iii Philipps Philipps Otto Innozenz_Iii Ernst_von
Schwaben Ernst
§ 23. Walther von der Vogelweide.
195
Von der Elbe unz an den Rin
und her wider unz an der Ttnger lant
mugen wol die besten sin,
die ich in der werlte hän erkant.
kan ich rehte schouwen
guot geläz und lip,
sam mir got, so swüere ich wol,
daz hie diu wip
bezzer sint dann’ ander frouwen.
Tiusche man sint wol gezogen,
rehte als engel sint diu wip getan.
swer sie schiltet, der’st betrogen:
ich enkan sin anders niht verstän.
tugent und reine minne,
swer die suochen wil,
der sol körnen in unser lant: da
ist wünne vil.
lange müeze ich leben dar inne!
Von der Elbe bis zum Rhein
Und zurück bis an der Ungarn Land,
Da mögen wohl die besten sein.
Die ich irgend auf der Erde fand.
Weiß ich recht zu schauen
Schönheit, Huld und Zier,
Hilf mir Gott, so schwör' ich, daß sie
besser hier
Sind als andrer Länder Frauen.
Züchtig ist der deutsche Mann,
Deutsche Fraun sind engelschön und rein;
Töricht, wer sie schelten kann.
Anders wahrlich mag es nimmer sein;
Zucht und reine Minne,
Wer die sucht und liebt,
Komm' in unser Land, wo es noch
Wonne gibt;
Lebt' ich lange nur darinne!
(Sirnrock.)
Ungünstige politische Verhältnisse ließen den Dichter bald wieder
Klage- und Mahnlieder anstimmen. Nach der Ermordung Philipps
(1208) war das Reich ohne Widerstreit dem Gegenkönige Otto zugefallen,
der im folgenden Jahre auch zum Kaiser gekrönt wurde. Aber schon
1210 belegte ihn der Papst wegen Zurückhaltung der Mathildischen Güter
mit dem Banne. Dieser Vorgang rief aufs neue den ganzen Grimm
Walthers hervor, der gleich den Rittern und Fürsten nach Philipps Tode
sich an Otto angeschlossen hatte. Aber mag der Dichter auch, vornehmlich
als politischer Parteimann, mit den schärfsten Waffen gegen Papst und
Hierarchie kämpfen, in seinem Innern bleibt er guter Christ; als solcher
fordert er den Kaiser auch zum Kreuzzuge auf. Seine Mahnung blieb
jedoch ebenso ohne Erfolg, wie seine Hoffnung, von Otto ein Lehen zu
erhalten, ohne Verwirklichung.
Fluch und Segen.
Rer badest, ich mac wol genesen,
wan ich wil iu gehorsam wesen,
wir hörten iuch der kristenheit ge-
bieten,
wes wir dem keiser1 selten pflegen,
dö ir im gäbent gotes segen,
Herr Papst, ich fürchte mich noch nicht.
Denn ich gehorch' Euch, wie es Pflicht.
Wir hörten Euch der Christenheit ge-
bieten.
Dem Kaiser untertan zu sein;
Ihr selber segnetet ihn ein.
* Kaiser Otto Iv.
13*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Walther Philipps Philipps Otto Grimm
Walthers Philipps Otto Otto Otto
200
Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode.
wilt aber dü daz guot ze sere
minnen,
dü mäht Verliesen sele und ere.
dü von so volge miner lere:
leg’ üf die wäge ein rehtez lot
und wig ouch dar mit allen dinen
sinnen,
als ez diu maze uns ie gebot.
Und willst du allzusehr den Reichtum
minnen,
So verlierst du Seel' und Ehre.
Darum folge meiner Lehre,
Leg auf die Wag' ein rechtes Lot
Und wäg es ab mit deinen schärfsten
Sinnen,
Wie Maß uns jederzeit gebot.
(Simrock.)
imnkung.
8elbwahsen kind, dü bist ze krump:
sit nieman dich gerillten mac
(dü bist dem besemen leider alze gröz,
den swerten alze kleine),
nü släf unde habe gemach.
ich hän mich selben des ze tump,
daz ich dich ie so höhe wac.
ich bare din ungefüege in friundes schöz,
min leit bant ich ze beine,
minen rucke ich nach dir brach.
nü si din schuole meisterlös an miner stat: i’n kan dir niht.
kan ez ein ander baz, mir’st liep, swaz liebes dir da von
geschiht.
doch weiz ich wol, swä sin gewalt ein ende hat,
da stet sin kirnst noch sunder obedach.
Verwahrlost Kind, du bist zu krumm,
Gerade biegt dich niemand mehr;
Du bist dem Besen leider schon zu groß
Und noch zu klein dem Schwerte:
Schlaf in Ruhe denn vor mir.
Ich schelte mich nun selber dumm:
Was ehrt' ich dich auch stets so sehr?
Ich barg dein Ungeschick in Freundes Schoß,
Dein Leid war mein Gefährte,
Tief verneigt' ich mich vor dir.
Nun lass' ich deine Schule meisterlos: nicht meistern kann ich dich.
Kann es ein andrer, daß du Freude dran erlebst, so freut es mich;
Doch weiß ich wohl, sobald sein Reich zu Ende geht, raubt seiner
Kunst Unsitte Dach und Zier. (Simrock.)
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
§ 16. Oden und Lieder von Klopstock.
Der Pilot kennet ihn. Immer steigender hebst, Woge, du dich!
Ach, die letzte, letzte bist du! Das Schiff geht unter.
Und den Totengesang heult dumpf fort
Auf dem großen, immer offenen Grabe der Sturm.
4. Die Frühlingsfeirr.
(1759.)
Nicht in den Ozean der Welten alle
Will ich mich stürzen, schweben nicht.
Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts,
Anbeten, tief anbeten und in Entzückung vergehn!
Nur um den Tropfen am Eimer,
Um die Erde nur will ich schweben und anbeten!
Halleluja! Halleluja! der Tropfen am Eimer
Rann aus der Hand des Allmächtigen auch!
Da der Hand des Allmächtigen
Die größeren Erden entquollen.
Die Ströme des Lichts rauschten und Siebengestirne wurden.
Da entrannest du, Tropfen, der Hand des Allmächtigen!
Da ein Strom des Lichts rauscht und unsre Sonne wurde,
Ein Wogensturz sich stürzte, wie vom Felsen
Der Wölk' herab, und den Orion gürtete,
Da entrannest du, Tropfen, der Hand des Allmächtigen!
Wer sind die Tausendmaltausend, wer die Myriaden alle.
Welche den Tropfen bewohnen und bewohnten? Und wer bin ich
Halleluja dem Schaffenden! Mehr wie die Erden, die quollen!
Mehr wie die Siebengestirne, die aus Strahlen zusammenströmten
Aber du, Frühlingswürmchen,
Das grünlichgolden neben mir spielt.
Du lebst und bist vielleicht
Ach! nicht unsterblich!
Ich bin herausgegangen, anzubeten.
Und ich weine? Vergib, vergib
Auch diese Träne dem Endlichen,
O du, der sein wird!
Du wirst die Zweifel alle mir enthüllen,
O du, der mich durch das dunkle Tal
Des Todes führen wird! Ich lerne dann,
Ob eine Seele das goldene Würmchen hatte.
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