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1. Erdkunde - S. 304

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 304 Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des heimatlichen Dichters ab: „Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten, Hohe Bilder, himmlische Gestalten!" (Nach F. W. Hackländer u. a.) Die Überschwemmungen des Wits. Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils" genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien, herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be- völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen

2. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

3. Dichtung der Neuzeit - S. 22

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
22 Fünfte Periode, von 1500—1624. warumb Gott die Sprache erfür lies kamen, bis das man nu allererst sitzet *, das es umb das Evangelii willen geschehen ist, welches er hernach hat wollen offen- baren und dadurch des Endechrists * regiment aufdecken und zerstören. Darumb hat er auch Griechenland dem Türken geben, auf das die Griechen, verjagt und zerstrewet, die griechische Sprach ausbrechten und ein ansang würden, auch andere Sprachen mit zu lernen. . . . „Ja", sprichstu, „ein jeglicher mag seine Töchter und Söne wol selber leren oder sie ziehen mit zucht." Antwort: Ja, man sitzet wol, wie sichs leret und zeucht b. Und wenn die Zucht aufs höhest getrieben wird und wol geret, so kompts nit ferner, denn das ein wenig ein eingezwungen und erbar Geberde da ist; sonst bleibens gleichwol eitel Holzblöcke, die weder hievon noch davon wissen zu sagen, niemand weder raten noch helfen können. Wo man sie aber lerete und zöge in Schulen oder sonst, da gelerte und züchtige Meister und Meisterinnen weren, die da Sprachen und andere Künst und Historien lereten, da würden sie hören die gschichten und Sprüche aller Welt, wie es dieser Stad, diesem Reich, diesem Fürsten, diesem Man, diesem Weibe gangen were, und künden also in kurzer zeit gleich der ganzen Welt von anbegin wesen, leben, rat und anschlage, gelingen und ungelingen für sich fassen wie in eim Spiegel, daraus sie denn jren sinn schicken 4 und sich in der Welt lauf richten künden mit Gottesfurcht, dazu witzig und klug werden aus denselben Historien, was zu suchen und zu meiden were in diesem eusserlichen Leben, und andern auch darnach raten und regiren. Die Zucht aber, die man daheime on solche Schulen sürnimpt, die wil uns weise machen durch eigen Erfahrung; ehe das geschicht, so sind wir hundert mal tot und haben unser lebenlang alles unbedechtig gehandelt, denn zu eigener Erfahrung gehört viel zeit. . . . Am letzten ist auch das wol zu bedenken allen denjenigen, so lieb und lust haben, das solche Schulen und Sprachen in Deutschen Landen aufgericht und erhalten werden, das man vleis und koste nit spare, gute Librareien oder Bücher- heuser, sonderlich in den grossen Stedten, die solchs wol vermögen, zu verschaffen. Denn so das Evangelium und allerley Kunst sol bleiben, mus es je in Bücher und Schrift verfasst und angebunden 5 sein. . . . Aber mein rat ist nit, das man on unterschied allerley Bücher zu Haus raffe und nit mehr gedenke denn nur auf die menge Bücher. Ich wolte die Wahl darunter haben und mit rechtschaffen Büchern meine Librarey versorgen und gelerte Leut darüber zu rat nehmen. Erst- lich soll die heilige Schrift beide auf Latinisch, Griechisch, Ebreisch und Deutsch und ob sie noch in mehr Sprachen were, darinnen sein; darnach die besten Aus- leger und die Eltesten beide Griechisch, Ebreisch und Latinisch, wo ich sie finden künde; darnach solche Bücher, die zu den Sprachen zu lernen dienen, als die Poeten und Oratores, nit angesehen, ob sie Heiden oder Christen weren, Griechisch oder Latinisch, denn aus solchen mus man die Grammatica lernen; darnach sollen sein die Bücher von den freien Künsten und sonst von allen andern Künsten; 1 etwas beschränkte Auffassung. 4 ordnen. 5 wohl verwahrt. 2 Antichrist. 3 zieht.

4. Dichtung der Neuzeit - S. 43

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 12. Gellert. 43 Er starb und ließ bei seinem Sterben Den dreifach spitzen Hut dem Erben. Der Hut war freilich nicht mehr rein; Doch sagt! wie konnt' es anders sein? Er ging schon durch die vierten Hände. Der Erbe färbt ihn schwarz, damit er was erfände. „Beglückter Einfall!" ries die Stadt, „So weit sah keiner noch, als der ge- sehen hat. Ein weißer Hut ließ lächerlich; Schwarz, Brüder, schwarz, so schickt es sich." Er starb und ließ bei seinem Sterben Den schwarzen Hut dem nächsten Erben. Der Erbe nimmt ihn in sein Haus Und sieht, er ist sehr abgetragen; Er sinnt und sinnt das Kunststück aus. Ihn über einen Stock zu schlagen. Durch heiße Bürsten wird er rein, Er faßt ihn gar mit Schnüren ein. Nun geht er aus, und alle schreien: „Was sehn wir? Sind es Zaubereien? Ein neuer Hut! O glücklich Land, Wo Wahn und Finsternis verschwinden! Mehr kann kein Sterblicher erfinden, Als dieser große Geist erfand." Er starb und ließ bei seinem Sterben Den umgewandten Hut dem Erben. Erfindung macht die Künstler groß Und bei der Nachwelt unvergessen; Der Erbe reißt die Schnüre los. Umzieht den Hut mit goldnen Tressen, Verherrlicht ihn durch einen Knopf Und drückt ihn seitwärts auf den Kopf. Ihn sieht das Volk und taumelt vor Vergnügen. Nun ist die Kunst erst hoch gestiegen. „Ihm", schrie es, „ihm allein ist Witz und Geist verliehn; Nichts sind die andern gegen ihn!" Er starb und ließ bei seinem Sterben Den eingefaßten Hut dem Erben. Und jedesmal ward die erfundne Tracht Im ganzen Lande nachgemacht. (Ende des ersten Buches.) Was mit dem Hute sich noch ferner zugetragen, Will ich im zweiten Buche sagen. Der Erbe ließ ihm nie die vorige Gestalt. Das Außenwerk war neu; er selbst, der Hut, blieb alt. Und daß ich's kurz zusammenzieh': Es ging dem Hute fast wie der Philosophie. Zu dem Leipziger Dichtervereine gehörte auch Klopstock, der 1748 in den „Bremer Beiträgen" die drei ersten Gesänge seines „Messias" er- scheinen ließ, mit deren Herausgabe die neue Periode der Literatur anhebt. Liebte Periode oder zweite Ltüteperiode, von 1748 ab. 8 13. Auf allen Gebieten der Wissenschaften und Künste zeigte das deutsche Volk in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein emsiges Arbeiten und Vorwärtsstreben, ein überraschendes Fortschreiten; so in der klassischen Philologie, in der Altertumswissenschaft, besonders in der Geschichte der

5. Dichtung der Neuzeit - S. 225

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 38. Schillers Werke. — Die lyrischen und epischen Dichtungen. 225 Der Natur furchtbare Stimme siege. Und der Freude Wange werde bleich, Und der heil'gen Sympathie erliege Das Unsterbliche in euch! Aber in den heitern Regionen, Wo die reinen Formen wohnen, Rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr. Hier darf Schmerz die Seele nicht durchschneiden, Keine Träne fließt hier mehr dem Leiden, Nur des Geistes tapfrer Gegenwehr. Lieblich, wie der Iris Farbenfeuer Auf der Donnerwolke duft'gem Tau, Schimmert durch der Wehmut düstern Schleier Hier der Ruhe heitres Blau. Ties erniedrigt zu des Feigen Knechte, Ging in ewigem Gefechte Einst Alcid des Lebens schwere Bahn, Rang mit Hydern und umarmt' den Leuen, Stürzte sich, die Freunde zu befreien. Lebend in des Totenschiflers Kahn. Alle Plagen, alle Erdenlasten Wälzt der unversöhnten Göttin List Auf die will'gen Schultern des Verhaßten, Bis sein Lauf geendigt ist — Bis der Gott, des Irdischen entkleidet, Flammend sich vom Menschen scheidet Und des Äthers leichte Lüfte trinkt. Froh des neuen, ungewohnten Schwedens, Fließt er aufwärts, und des Erdenlebens Schweres Traumbild sinkt und sinkt und sinkt. Des Olympus Harmonien empfangen Den Verklärten in Kronions Saal, Und die Göttin mit den Rosenwangen Reicht ihm lächelnd den Pokal. 6. Las Glück. (1798.) Selig, welchen die Götter, die gnädigen, vor der Geburt schon Liebten, welchen als Kind Venus im Arme gewiegt, Welchem Phöbus die Augen, die Lippen Hermes gelöset, Und das Siegel der Macht Zeus aus die Stirne gedrückt! Ein erhabenes Los, ein göttliches ist ihm gefallen, Schon vor des Kampfes Beginn sind ihm die Schläfen bekränzt. Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl. 15

6. Dichtung der Neuzeit - S. 236

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
236 Siebte Periode ober zweite Blüteperiode, von 1748 ab. 2. (1799.) Dreifach ist des Raumes Maß: Rastlos fort ohiu Unterlaß Strebt die Länge; fort ins Weite Endlos gießet sich die Breite; Grundlos senkt die Tiefe sich. Dir ein Bild find sie gegeben: Rastlos vorwärts mußt du streben, Nie ermüdet stille stehn. Willst du die Vollendung sehn; Mußt ins Breite dich entfalten, Soll sich dir die Welt gestalten; In die Tiefe mußt du steigen, Soll sich dir das Wesen zeigen. Nur Beharrung führt zum Ziel, Nur die Fülle führt zur Klarheit, Und im Abgrund wohnt die Wahr- heit. 20. örrite und Liefe. (1795.) Es glänzen viele in der Welt, Sie wissen von allem zu sagen, Und wo was reizet und wo was gefällt, Man kann es bei ihnen erfragen; Man dächte, hört man sie reden laut. Sie hätten wirklich erobert die Braut. Doch gehn sie aus der Welt ganz still, Ihr Leben war verloren. Wer etwas Treffliches leisten will, Hätu gern was Großes geboren, Der sammle still und unerschlafft Im kleinsten Punkte die höchste Kraft. Der Stamm erhebt sich in die Lust Mit üppig prangenden Zweigen; Die Blätter glänzen und hauchen Duft, Doch können sie Früchte nicht zeugen; Der Kern allein im schmalen Raum Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum. 21. 8cr Kaufmann. (1795.) Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer, Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn. Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde, In bewirtender Bucht rauscht ihm ein trinkbarer Quell! Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an. 22. Oie Johanniter. (1795.) Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung, Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschützt. Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet Und nlit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab.

7. Dichtung der Neuzeit - S. 292

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
292 Achte Periode. Er spritzt in ungezählten Strahlen Sein inneres Leben in die Welt, Die Freude nippt aus seinen Schalen Und bleibt ihm ewig zugesellt. Er nahm, als Geist der goldnen Zeiten, Von jeher sich des Dichters an, Der immer seine Lieblichkeiten In trunknen Liedern aufgetan. 2. August Wilhelm von Schlegel (1767—1845). August Wilhelm von Schlegel, geb. zu Hannover 1767, kenntnis- reich und formgewandt, ist weniger bedeutend durch seine Lieder, Sonette, Romanzen („Arion") und seine Tragödie „Jon", die nach Goethes „Iphigenie", aber ohne Goethes Geist angelegt ist, als durch die meister- hafte, genau „die feine Mittellinie zwischen der Treue gegen das Original und der Treue gegen das einheimische Sprach- und Formgesetz" inne- haltende Übersetzung Caldera ns und Shakespeares, welche letztere Ti eck s Tochter und Graf Baudissin vollendeten, durch seine „Blumen- sträuße der italienischen, spanischen und portugiesischen Poesie" und namentlich durch seine „Vorlesungen über dramatische Kunst und Literatur". Durch diese wurde er in seiner kritischen Schärfe und seinem feinen Geschmack der eigentliche Ästhetiker der romantischen Schule. Gemeinschaftlich mit seinem Bruder Friedrich gab er in Jena (1798—1801) als das Organ der romantischen Schule das „Athenäum" heraus. Von 1804 an war er Freund und Reisebegleiter der von Napoleon verbannten französischen Schriftstellerin Frau von Staäl; 1818 wurde er als Professor der Kunst- geschichte und Literatur nach Bonn berufen, wo er nach eifrigem Studium der indischen Literatur 1845 starb. 1 1. 3tt der Fremde. Oft hab' ich dich rauh gescholten, Muttersprache, so vertraut! Höher hatte mir gegolten Südlicher Sirenenlaut. Und nun irr' ich in der Ferne Freudenlos von Ort zu Ort, Und vernahm', ach! wie so gerne. Nur ein einzig deutsches Wort! Manches regt sich mir im Innern, Doch wie schaff' ich hier ihm Luft? All mein kindliches Erinnern Findet in mir seine Gruft. Einsam schweif' ich in die Felder, Such' ein Echo der Natur, Aber Bäche, Winde, Wälder Rauschen fremd auf dieser Flur. Unverstanden, unbeachtet, Wie mein deutsches Lied verhallt. Bleibt es, wenn mein Busen schmachtet Und in bangem Sehnen wallt.

8. Dichtung der Neuzeit - S. 346

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
346 Achte Periode. Was schreibest. Dichter, du? „In Glutbuchstabeu Einschreib' ich mein' und meines Volkes Schande, Das seine Freiheit nicht darf denken wollen." 5. Wer sind die Jünglinge, die mit unwilligen Glutblicken über ihren Feind, den Buben, Von ihren Sitzen plötzlich sich erhuben, Dem Vaterland sich bietend zu Freiwilligen? Sie kommen, o ein Tausch setzt hoch zu bill'gen, Sie kommen aus der Musen stillen Stuben, Wo sie in ernster Weisheit Schachten gruben, Und wollen setzt im Feld sich pflücken Liligen. O würd'ges Schauspiel, o erhabne Szenen, O wahrhaft feierliche Katastrophe, Wie nur sie sah das Land einst der Hellenen! Mit in die Reihin gestellt gehn Philosophen, Und vor den Reihin, trunken von Hippokrenen, Gehn auch die Dichter her und wirbeln Strophen. 6. Frau'n Preußens, nehmt für eure Opfergaben Das Opfer an des Lieds, das ich euch bringe; Ihr, die ihr gabt vom Finger eure Ringe, So wie ihr gabt vom Busen eure Knaben Dem Vaterland! In Erzschrift sei gegraben Eu'r Preis, daß ihn kein Mund der Zeit bezwinge! Des Ruhms, den eurer Männer blut'ge Klinge Erfechten wird, sollt ihr die Hälfte haben. Denn wenn sie selbst, im Sturm des Feindes, Wunden Erbeuteten, so habt ihr mit dem Kleide Von euren Schultern ihnen sie verbunden; Und wenn der Freiheit Tempel aus dem Leide Nun steigt durch sie, so soll's die Welt erkunden, Daß ihn zu schmücken ihr gabt eu'r Geschmeide. 7. Es steigt ein Geist, umhüllt von blankem Stahle, Des Friedrich Geist, der in der Jahre sieben Einst tat die Wunder, die er selbst beschrieben. Er steigt empor aus seines Grabe Male

9. Dichtung des Mittelalters - S. 193

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 23. Walther von der Bogelweide. 193 er- trat vil lise, im was niht gäch, im sleich ein hôcligeborniu küniginne näch rôs’ âne dorn, ein tube sunder gallen, diu zuht was mener anderswä: die Düringe und die Sahsen dienden also da, daz ez den wîsen muoste wol gevallen. Gemesfnen Schritts ging er dahin. Ihm folgte sacht die hochgeborne Königin, Rost ohne Dorn, ein Täublein sonder Gallen. Solch Fest noch sah man nirgendwo: Es dienten ihm die Thüringer und Sachsen so. Daß es den Weisen mußte Wohlgefallen. (Simrock.) Oer Pfaffen Wahl. Hüne Constantin 1 2 * der gap so vil, als ich ez iu bescheiden wil, dem stuol ze Rome: sper, kriuz’ unde kröne s. Zehant der engel lute schre: „öwe, öwe, zem dritten we! e stuont diu kristenheit mit zühten schöne. Der ist nü ein vergift gevallen, ir honec ist worden z’einer galten: daz wirt der werlt her näch vil leit.“ alle fürsten leb ent nü mit eren, wan der hoehest’4 ist geswachet. daz hat der pfaffen wal gemachet. daz si dir, süezer got, gekleit. die pfaffen wellent leien reht ver- hören : der engel hat uns wär geseit. Es hat der König Konstantin Dem Stuhl zu Rom so viel verliehn, Speer, Kreuz und Krone, daß er Macht erlangte. Da rief der Engel laut: „O weh. Und aber weh, zum dritten weh! Die Christenheit, die setzt so herrlich prangte. Der ist ein Gift herabgefallen, Ihr Honig wandelt sich zu Gallen; Einst steht die Welt darob verzagt." Alle Fürsten leben nun mit Ehren, Indes der Höchste Schmach erduldet. Das hat der Pfaffen Wahl verschuldet. Das sei dir, süßer Gott, geklagt! Die Pfaffen wollen Laienrecht ver- kehren : Der Engel hat uns wahr gesagt. (Simrock.) In den nächsten Jahren, die sich für Philipp von 1204 ab günstiger gestalteten, indem er seinen Gegner Otto schlug und am 6. Januar 1205 zu Aachen zum zweitenmale gekrönt wurde, schweigt das politische Lied Walthers. Er hielt sich während dieser Zeit bald an dem Hofe des frei- 1 Die Königin Irene, Tochter des Kaisers Alexius von Konstantinopel. 2 Die sog. Schenkung Konstantins an Papst Silvester I., die sagenhafte Grund- lage des späteren Kirchenstaates. b Speer und Krone bezeichnen die weltliche, Kreuz die geistliche Herrschaft. 4 Der Kaiser. Heuse, Lesebuch. I. 4. Ausl. 13

10. Dichtung des Mittelalters - S. 191

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
23. Walther von der Vogelweide. 191 velt unde walt, loup, rôr und gras ; swaz kriuchet unde fliuget und bein zer erden biuget, daz sach ich unde sage iu daz : der keinez lebet âne haz. daz wilt und daz gewürme die strîtent starke stürme, sam tuont die vogel under in; wan daz sie habent einen sin : sie diuhten sich ze nihte, sie schüefen starc gerihte : sie kiesent künege unde reht, sie setzent hêrren unde kneht. sô wê dir, tiuschiu zunge, wie stêt dîn ordenunge, daz nü diu mugge ir künec hat, und daz dîn ère also zergât! bekêrâ 1 dich, bekêre ! die zirken sint ze hère, die armen künege* 2 3 dringent dich : Philippe setze en weisen üf und heiz sie treten hinder sich ! Wald, Laub und Rohr und Gras und Was kriechet oder flieget, sfeld, Was Bein zur Erde bieget, Das sah ich, und ich sag' euch das: Da lebt nicht eines ohne Haß. Das Wild und das Gewürme, Die streiten starke Stürme, So auch die Vögel unter sich; Doch tun sie eins einmütiglich: Sie schassen stark Gerichte, Sonst würden sie zunichte; Sie wählen Kön'ge, ordnen Recht Und unterscheiden Herrn und Knecht. So weh dir, deutschem Lande, Wie ziemet dir die Schande, Daß nun die Mücke hat ihr Haupt, Und du der Ehren bist beraubt! Bekehre dich! Vermehre Nicht noch der Fürsten Ehre. Die armen Kön'ge drängen dich: Philippen setz den W a i s e n ^ ans, so weichen sie und beugen sich. (Simrock.) Freilich wird Philipp, dessen Rechte Walther kräftig vertritt, am 8. September 1198 zu Mainz mit den Reichskleinodien durch die Erz- bischöfe von Tarantaise und von Trier gekrönt und hält zu Weihnachten 1199 zu Magdeburg einen glänzenden Hoftag, doch schon bald, im März 1201, trifft ihn der Bannstrahl des nach Walthers Meinung durch den Besitz der weltlichen Macht übermütig gewordenen Papstes Innozenz Iii. Der Bann trieb viele der Anhänger Philipps in das Lager des vom Papste begünstigten Otto, der bereits am 12. Juli 1198 zu Aachen durch den Erzbischof von Köln, aber mit falschen Reichsinsignien, gekrönt war und kurz darauf geschworen hatte, „seinem Herrn, dem Papste Innozenz Iii., und dessen Nachfolgern alle der römischen Kirche zustehenden Besitzungen zu sichern und nötigenfalls wiederherzustellen". Aus tiefstem Herzens- gründe beklagt der Dichter des Reiches Zerrüttung. * Siehe S. 181, A. 1. 2 Die mittellosen Kronbewerber. 3 Der Hauptedelstein in der deutschen Königskrone, den Herzog Ernst von Schwaben (f. S. 31) vom Karfunkelberge mitgebracht haben sollte, und die Krone selbst. Der Edelstein heißt der Waise, weil er seinesgleichen nicht hat.
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