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1. Erdkunde - S. 304

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 304 Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des heimatlichen Dichters ab: „Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten, Hohe Bilder, himmlische Gestalten!" (Nach F. W. Hackländer u. a.) Die Überschwemmungen des Wits. Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils" genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien, herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be- völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen

2. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

3. Erdkunde - S. 180

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 180 — Die Erde birgt reiche Steinkohlenlager, Eisen und Gold, Diamanten und andere Edelsteine. — Durch die Mannigfaltigkeit, Pracht und Nütz- lichkeit seiner Produkte erschien Indien schon in alter Zeit den Euro- päern als ein „Wunderland", welches das Ziel vieler Ent- deckungssahrten war, bis es dnrch die Umschiffung Afrikas 1498 gelang, den Seeweg nach dem gesegneten Lande auszu- finden. In den letzten Jahr- Hunderten hat der englische Einfluß in Indien alle andern Völker verdrängt, fo daß nun- mehr das ganze Gebiet mit wenigen Ausnahmen in briti- schein Besitze ist. Seit 1877 bil- det Britisch-Vorder- und Hinter- indien zusammen das Kaiserreich Indien. —- Es hat einen Fla- chenraum von 4 930 000 qkm und zählt über 290 Millio- nen Einwohner, also sieben- mal mehr als Großbritan- nien. Doch stehen nicht alle Völker Indiens u n m i t t e l- bar unter britischer Herr- schast; viele Stämme (unge- fähr 70 Millionen E.) werden noch von einheimischen Fürsten regiert, welche aber von der britischen Regierung meist in hohem Grade abhängig sind (Schutz- staaten). Den größten Teil der Bevölkerung bilden die kaukasischen Hindu (Bild 59); in Dekhan leben an 50 Millionen Dravidas, Bild 59. Indischer Schlangenbeschwörer.

4. Dichtung der Neuzeit - S. 225

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 38. Schillers Werke. — Die lyrischen und epischen Dichtungen. 225 Der Natur furchtbare Stimme siege. Und der Freude Wange werde bleich, Und der heil'gen Sympathie erliege Das Unsterbliche in euch! Aber in den heitern Regionen, Wo die reinen Formen wohnen, Rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr. Hier darf Schmerz die Seele nicht durchschneiden, Keine Träne fließt hier mehr dem Leiden, Nur des Geistes tapfrer Gegenwehr. Lieblich, wie der Iris Farbenfeuer Auf der Donnerwolke duft'gem Tau, Schimmert durch der Wehmut düstern Schleier Hier der Ruhe heitres Blau. Ties erniedrigt zu des Feigen Knechte, Ging in ewigem Gefechte Einst Alcid des Lebens schwere Bahn, Rang mit Hydern und umarmt' den Leuen, Stürzte sich, die Freunde zu befreien. Lebend in des Totenschiflers Kahn. Alle Plagen, alle Erdenlasten Wälzt der unversöhnten Göttin List Auf die will'gen Schultern des Verhaßten, Bis sein Lauf geendigt ist — Bis der Gott, des Irdischen entkleidet, Flammend sich vom Menschen scheidet Und des Äthers leichte Lüfte trinkt. Froh des neuen, ungewohnten Schwedens, Fließt er aufwärts, und des Erdenlebens Schweres Traumbild sinkt und sinkt und sinkt. Des Olympus Harmonien empfangen Den Verklärten in Kronions Saal, Und die Göttin mit den Rosenwangen Reicht ihm lächelnd den Pokal. 6. Las Glück. (1798.) Selig, welchen die Götter, die gnädigen, vor der Geburt schon Liebten, welchen als Kind Venus im Arme gewiegt, Welchem Phöbus die Augen, die Lippen Hermes gelöset, Und das Siegel der Macht Zeus aus die Stirne gedrückt! Ein erhabenes Los, ein göttliches ist ihm gefallen, Schon vor des Kampfes Beginn sind ihm die Schläfen bekränzt. Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl. 15

5. Dichtung der Neuzeit - S. 236

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
236 Siebte Periode ober zweite Blüteperiode, von 1748 ab. 2. (1799.) Dreifach ist des Raumes Maß: Rastlos fort ohiu Unterlaß Strebt die Länge; fort ins Weite Endlos gießet sich die Breite; Grundlos senkt die Tiefe sich. Dir ein Bild find sie gegeben: Rastlos vorwärts mußt du streben, Nie ermüdet stille stehn. Willst du die Vollendung sehn; Mußt ins Breite dich entfalten, Soll sich dir die Welt gestalten; In die Tiefe mußt du steigen, Soll sich dir das Wesen zeigen. Nur Beharrung führt zum Ziel, Nur die Fülle führt zur Klarheit, Und im Abgrund wohnt die Wahr- heit. 20. örrite und Liefe. (1795.) Es glänzen viele in der Welt, Sie wissen von allem zu sagen, Und wo was reizet und wo was gefällt, Man kann es bei ihnen erfragen; Man dächte, hört man sie reden laut. Sie hätten wirklich erobert die Braut. Doch gehn sie aus der Welt ganz still, Ihr Leben war verloren. Wer etwas Treffliches leisten will, Hätu gern was Großes geboren, Der sammle still und unerschlafft Im kleinsten Punkte die höchste Kraft. Der Stamm erhebt sich in die Lust Mit üppig prangenden Zweigen; Die Blätter glänzen und hauchen Duft, Doch können sie Früchte nicht zeugen; Der Kern allein im schmalen Raum Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum. 21. 8cr Kaufmann. (1795.) Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer, Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn. Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde, In bewirtender Bucht rauscht ihm ein trinkbarer Quell! Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an. 22. Oie Johanniter. (1795.) Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung, Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschützt. Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet Und nlit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab.

6. Dichtung der Neuzeit - S. 267

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 40. Schillers Werke. — Die dramatischen Werke. 267 den Schritt, mit dem schwedischen Obersten Wrangel Unterhandlungen anzuknüpfen, nicht unternehmen, wenn auch die Umkehr nicht mehr möglich ist (1,4; Monolog). Auch nach der Verhandlung mit Wrangel kann er sich noch nicht für den Treubruch entscheiden, noch will er dessen Vorschläge in Erwägung ziehen (I, 5 und 6). C. Höhe und Umschwung (I, 7). Erst als die Gräfin Terzky ihm Zag- haftigkeit vorwirft, ihm eine ironische Schilderung seines ihn beim Rücktritt erwartenden „neuen Lebens" zeichnet, sein Vorhaben durch seine Stellung zum Kaiser beschönigt und zuletzt ihn auf die günstigen Himmelszeichen hinweist, gibt er den entscheidenden Befehl: „Ruft mir den Wrangel." Doch bereits erwartet er, daß „der Rache Stahl auch schon für seine Brust geschliffen sei" (Umschwung). D. Fallende Handlung (Ii bis Iy, 8). Abfall des größten Teiles der Truppen von Wallen st ein und dadurch Vorbereitung seines Sturzes. Erste Stufe. Abfall mehrerer Generale. In arger Verblendung vertraut Wallen- stein sich Octavio völlig an (Ii, 1). Sein Vertrauen zu ihm bleibt un- erschütterlich (Vorfall in der Lützener Schlacht; Ii, 3), während dieser tätig ist, Jsolani und Buttler, letzteren durch Aufstachelung feines Ehrgeizes und seiner Rache, zum Abfall zu bringen (Buttler: „Ihr überlasset ihn seinem guten Engel nicht"; Ii, 4—6). D. Fallende Handlung (Ii, 2 bis Iii, 23). Max trennt sich in seinemherzen von Wallen st ein und Octavio. Erste Stufe. Vergeblicher Ver- such Wallen st eins, Max an sich zu ketten. Max erfährt von Wallenstein selbst den in Ausführung begriffenen Verrat und trennt sich blutenden Herzens von ihm (Ii, 2). Vergebens aber bemüht sich Octavio, ihn für die Sache des Kaisers zu ge- winnen ; da er nur seinem Herzen folgen will, nimmt er schmerzlichen Abschied von seinem Vater (Ii, 7). Zweite Stufe. Theklas erste Entscheidung. Die Gräfin setzt Thekla von dem Ver- rate ihres Vaters in Kenntnis und hofft,

7. Dichtung der Neuzeit - S. 268

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
268 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Zweite Stufe. Der Abfall des größten Teiles der Truppen. Wallenstein hofft auf die baldige Über- gabe Prags und vernimmt überrascht die Kunde von Buttlers freiwilligem An- gebot, vor dem ihn doch die Stimme feines Herzens gewarnt hatte. Erstaunt hört er von der Hoffnung Maxens auf die Hand Theklas, für die er einen Eidam aus Europens Thronen suchen will (Iii, 4). Doch schon kommt die Meldung von dem Abfalle der Truppen (Iii, 5—7); der Verrat Octavios trifft ihn auf das schmerzlichste (Iii, 8 und 9). Buttler, der als scheinbarer Freund bleibt, bringt die Mitteilung von dem Verluste Prags. Nun erhebt Wallenstein sich zu neuer Tatkraft („Jetzt secht' ich für mein Haupt und für mein Leben") (Iii, 10), während die Herzogin bei der Nachricht von seinem Verrate in Ohnmacht fällt (Iii, 11 und 12). Er schöpft aus der Erinnerung an frühere Zeiten neuen Mut (Monolog) und hofft die Abordnung der Pappenheimer Küras- siere schon für sich gewonnen zu haben, als Buttlers Mitteilung, daß Terzkys Regimenter den kaiserlichen Adler von den Fahnen reißen, die Hoffnung jäh vernichtet (Iii, 13—16). Seine Be- mühungen, Max, der gekommen ist, um von Thekla Abschied zu nehmen, zurück- zuhalten, scheinen Erfolg zu haben, als die Pappenheimer, um Max zu befreien, zum Angriff schreiten. Noch hofft Wallen- stein durch persönliches Erscheinen sie zur Ordnung zurückführen zu können (Iii, 17—20). Dritte Stufe. Buttlers Plan wird durch Maxens Ende be- schleunigt. Buttler setzt Gordon, den Komman- danten von Eger, wohin Wallenstein ge- zogen ist, in Kenntnis von seinem Plane, Wallenstein zu verhaften. Dieser hofft daß sie Max an ihn ketten werde, erhält jedoch eine ablehnende Antwort. Die Herzogin ahnt böse Dinge, wird aber in Ungewißheit gelassen (Iii, 1—3). Dritte Stufe. Theklas zweite Entscheidung und Maxens Ab- schied. Max, unschlüssig, was er tun soll, stellt Thekla die Entscheidung anheim; diese fordert ihn auf, seine Pflicht zu erfüllen, auch ihr Schicksal würde bald entschieden sein (Iii, 21). Von Wallen- stein, der sich vergeblich bemüht hat, die Pappenheimer zu gewinnen, entlassen, nimmt er von Thekla schmerzlichen Ab- schied, entschlossen, mit seinem Regiments im Kampfe gegen die Schweden den Tod zu suchen (Iii, 22 und 23). E. Katastrophe (Iv, 9—14). Das Ende Maxens und Theklas Ab- schied. Thekla, aus der Ohnmacht erwachend, in die sie bei der Nachricht von dem Tode ihres Geliebten gefallen ist, erhält von ihrem Vater die Genehmigung, von

8. Dichtung der Neuzeit - S. 274

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
274 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. für sich verwertet, umstimmen. Um sie vollends von seiner Unschuld zu über- zeugen, rät Leicester zur unverzüglichen Hinrichtung Marias. Elisabeth will seinem Rate folgen, ernennt aber zu seinem Entsetzen ihn und Burleigh zu Vollstreckern des Todesurteils (Iv, 5 und 6). Durch einen Volksausstand und durch Burleigh zur Unterzeichnung des Urteils gedrängt, aber durch Shrewsbury von derselben zurückgehalten, entscheidet sie sich zumeist aus persönlichem Haß zur Unterschrift („Ihr Haupt, ein ewig drohendes Gespenst, soll fallen"; Iv, 7—10). Als Davison von ihr das unterfertigte Urteil empfängt und genauere Weisung erbittet, läßt sie ihn in Zweifeln zurück, bis Burleigh ihm dasselbe behufs schleuniger Vollstreckung entreißt (V, 11 und 12). Vierte Stufe. Marias Läuterung und Seelengröße. Die treue Kennedy berichtet über die Seelenruhe ihrer Herrin, durch deren nahe Hinrichtung die ganze Dienerschaft in das tiefste Leid versenkt wird. Voll Hoheit und Würde zeigt Maria keine Furcht vor dem Tode, der sie nur zur „ewigen Freiheit" führen wird, und verbringt ihre letzte Stunde in zarter Fürsorge für ihre Diener und Dienerinnen. Von Melvil, der ihr zuliebe Priester geworden ist, empfängt sie nach abgelegter reumütiger Beichte die Absolution und letzte Weg- zehrung (V, 6 und 7). E. Katastrophe (V, 8—15). Maria schreitet würdevoll zum Tode, nach- dem sie von Burleigh die Erfüllung ihrer letzten Wünsche zugesagt erhalten und der Königin Elisabeth großmütig verziehen hat. Von Leicester, durch dessen An- blick sie aus das tiefste erschüttert wird, scheidet sie ohne Groll (V, 8 und 9). Er muß Zeuge ihrer Hinrichtung sein, bis er, von innerer Qual zerrissen, ohnmächtig niedersinkt (V, Io). Elisabeth erwartet inzwischen voll Unruhe die Nachricht von der Vollstreckung. Voll lügnerischer Heuchelei will sie sogar auf Shrewsburys Bericht von dem Geständnisse der falschen Gerichtszeugen eine neue Untersuchung veranstalten. Ja, sie will Davison, den sie eigenmächtiger Tat beschuldigt, diese mit dem Leben büßen lassen, verbannt Burleigh, als er die Mitteilung von der Vollstreckung des Urteils bringt, und schickt Davison in den Tower. Doch ist sie moralisch vernichtet, denn Shrewsbury, der sie durchschaut hat, kündigt ihr den Dienst, und Leicester ist nach Frankreich entflohen. So steht Elisabeth auf öder Höhe vereinsamt. Die Grundstimmung des Dramas ist demnach tragisch; keinen Augenblick verläßt den Zuschauer die Furcht vor einer schrecklichen Kata- strophe; seine Spannung wird mit jedem Akte größer, bis am Schlüsse ihn erhabene Rührung erfaßt, indem die mit berückender Schönheit aus- gestattete, schwer geprüfte, durch die Prüfung geläuterte und in Ergebung sich unterwerfende Heldin sein höchstes Mitleid erweckt, während er sich von der kalten, herrschsüchtigen, eiteln, buhlerischen und heuchlerischen Elisabeth mit Abscheu abwendet. 7. „Tie Jungfrau von Orleans", eine romantische Tragödie, voll- endet am 16. April 1801. „Wenn der Katholizismus in ,Maria Stuart' nur als tröstender Strahl durch die trüben Scheiben des Gefängnisses bricht, so erglänzt er in der ,Jungfrau von Orleans' mit der Glut von Wundern und Offenbarungen und legt um der Heldin Haupt den Heiligen-

9. Dichtung der Neuzeit - S. 276

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
276 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Zweite Stufe. Die Befreiung von Orleans. Ein zwischen den englischen Feldherren und dem Herzoge von Burgund über eine bei Orleans erlittene Niederlage ausgebrochener Streit wird nur mit Mühe von der verachtungswerten Königin Jsabeau beigelegt. Dem von Lionel angekün- digten Kampfe kommt die Jungfrau zuvor; sie überfällt das englische Lager und erfüllt die englischen Soldaten mit furchtbarem Schrecken (Ii, 1—5). Getreu ihrer Pflicht, tötet sie den ängstlich um sein Leben flehenden Montgomery mit eigener, wenngleich bebender Hand (Höhepunkt ihres Heroismus) (Ii, 6—8). Dritte Stufe. Die Versöhnung des Herzogs von Burgund. Vermöge ihrer Beredsamkeit und Vaterlandsliebe stiftet Johanna Versöhnung zwischen dem Herzoge von Burgund und Dunois (I, 9 und 10). La Hire und Dunois gestehen sich gegenseitig ihre Liebe zu Johanna (Iii, 1). Die Aussöhnung kommt nicht allein zwischen dem Herzog von Burgund und dem König zu stände, sondern durch Johannas Bemühen auch zwischen jenem und dem Mörder seines Vaters Du Chatel. Die Werbung Dunois' und La Hires weist sie mit Ent- schiedenheit zurück (Iii, 2—4). Vierte Stufe. Der Sieg vor Reims und Talbots Ende. Neuer Schlachtruf begeistert die Jungfrau; die Engländer fliehen, Reims ist ihnen verloren, ihr Feldherr Talbot stirbt, alles Hohe stolz verachtend. Johanna wird zum Schlüsse der Schlacht vermißt (Iii, 5—8). 6. Höhe und Umschwung (Iii, 9—11). Johanna verfolgt einen schwarzen Ritter; es bemächtigt sich ihrer über sein doppelzüngig falsches Wesen, das sie verwirren soll, ein banges Gefühl. Als der Geist der Versuchung bei ihrem Angriff plötzlich versinkt, will sie ihren Mut nicht weichen und wanken lassen. Da stößt sie auf Lionel, überwindet ihn im Kampfe, reißt ihm den Helm vom Haupte und hebt schon das Schwert zum Todesstoße (Höhepunkt), als sie, in sein männlich schönes Antlitz schauend, von plötzlicher Liebe ersaßt, den Arm sinken läßt. Geängstigt, daß sie ihr Gelübde gebrochen, aber doch bangend um sein Leben treibt sie ihn zur Flucht (Umschwung und tragisches Mo- ment). Die Ankunft Dunois' und La Hires steigert in ihr das Gefühl der Schuld so sehr, daß sie ohnmächtig in La Hires Arme sinkt (Iii, 9—11). D. Fallende Handlung (Iv bis V, 12). Johannas Buße, Prü- fung und Läuterung. Erste Stufe. Ihr Schuldbewußtsein. Ihr schweres Schuldbewußtsein kämpft mit ihrer tief empfundenen Neigung („Ist Mitleid Sünde?" „Dich trieb des Mitleids fromme Stimme nicht"; Mono- logs. Im Gespräche mit der liebewarmen Sorel tritt ihr Schuldbewußtsein noch stärker hervor, so daß sie sich reumütig eine Verräterin nennt. Von La Hire und Dunois läßt sie sich nur mit Widerstreben, da sie ihren Bund gebrochen, die Fahne mit dem Bilde der Jungfrau aufdrängen (Iv, 1—3). Zweite Stufe. Ihre Anklage und Verbannung. Freunde und Verwandte Johannas schauen dem Krönungszuge zu, in welchem Johanna bleich und zitternd einhergeht (Iv, 4—7). Thibauts Absicht sie anzuklagen, um ihre Seele zu retten. Verstört eilt Johanna aus dem Dome, dessen „Gewölbe auf sie einstürzen"; sie findet für kurze Zeit eine Beruhigung in der Begegnung mit ihren Schwestern, die in ihr eine Sehnsucht nach dem heimatlichen Dorfe wach- rufen (Iv, 8 und 9).

10. Dichtung der Neuzeit - S. 336

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
336 Achte Periode. Und ihr habt bestanden! — Unter allen Grünt ihr frisch und kühn mit starkem Mut. Wohl kein Pilger wird vorüber wallen. Der in eurem Schatten nicht geruht. Und wenn herbstlich eure Blätter fallen. Tot auch siud sie euch ein köstlich Gut; Denn, verwesend, werden eure Kinder Eurer nächsten Frühlingspracht Begrüitder. Schönes Bild von alter, deutscher Treue, Wie sie bessere Zeiten angeschaut. Wo in freudig kühner Todesweihe Bürger ihre Staaten festgebaut. — Ach, was hilst's, daß ich den Schmerz erneue? Sind doch alle diesem Schmerz vertraut! Deutsches Volk, du herrlichstes von allen. Deine Eichen stehn, du bist gefallen! 2. vor llanchs Denkmal der Königin Luise. (1811.) Du schläfst so sanft! — Die stillen Züge hauchen Noch deines Lebens schöne Träume wieder! Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder, Und heil'ger Friede schließt die klaren Augen. So schlummere fort, bis deines Volkes Brüder, Wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen. Mit Gott versöhnt die rost'gen Schiverter brauchen. Das Leben opfernd für die schönsten Güter. Tief führt der Herr durch Nacht und durch Verderben; So sollen rvir im Kampf das Heil erwerben. Daß unsre Enkel freie Männer sterben. Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache: Dann ruft dein Volk; dann, deutsche Frau, erwache. Ein guter Engel für die gute Sache! 3. Aufruf. (1813.) Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen. Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen. Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen, Die Saat ist reif; ihr Schnitter, zaudert nicht!
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