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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 165

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis znr ersten französischen Revolution. 165 zeigte großen Eifer für die griechische Kirche. Auf ihr Machtgebot entstanden neue Städte/ erschienen zahlreiche Colonisten aus dem Aus- lande, wurden Straßen und Canäle angelegt, den Städten größere Rechte eingeräumt, dem Adel feine Privilegien bestätigt. Man be- wunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im In- und Auslande; demnngeachtet zeigten sich auch Ruhestörer und Unzufriedene. Eines verunglückten Versuchs, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg ein- gekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gedacht wor- den (S. 104 Anmerk.). Gefährlicher war der Aufstand des Kosacken Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heer Kasan zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie Vandalen im eignen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verrathen und starb (1775) am Galgen. Dieser Aufstand hatte viele Städte und Dörfer in Aschenhausen verwandelt und vielen Tausenden das Leben gekostet. Katharinas Einstuß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung Polens und in dem Türkenkriege. In Allem stand ihr eine Schaar von Günstlingen und Rathgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen war jedenfalls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem Staate ein ungeheures Geld, verschwendete auf der einen, knauserte auf der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien. Seit 1776 lenkte er alle Unternehmungen. Auf eine wunderbare Weise suchte er seine Kaiserin über den Stand des Landes zu täuschen. 1787 beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen, ungeheure Viehheerdeu, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln soll- ten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welckw man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein.die ganze Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleiche» Comödie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zu- sammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über' den ganzen Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er trotz seiner Verschwendung 50 Millionen Rubel. Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge überhäufte sie mit Gunstbezeugungen, wie kein anderer Monarch je Pugatschew erregt einen gefährlichen Aufstand. Katharinas Günstling, Fürst Polem- kin. Charakter u. Verdienst Katharinas.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 164

1876 - Mainz : Kunze
164 Zweite Periode der neueren Geschichte. Pugatschcw blugekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gebacht wor-trregt einen ^en- Gefährlicher war der Aufstanb des Kosacken Pugatschew, dem Aufstand^ e§ gelungen war, mit einem ansehnlichen Heere Kasan zu erobern und Moskau zu bebrohen. Doch auch biesmal blieb das Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, bessen räuberische Truppen wie Vanbalen im eignen Sanbe gehaust und mehrere russische Heere besiegt hatten, würde Zuletzt von den ©einigen verrathen und starb (1775) am Galgen. Dieser Aufstanb hatte viele Städte und Dörfer in Aschenhaufen ver-wanbelt und vielen Taufenben das Leben gekostet. Katharina's Ein-fluß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung Polens und Katharma's • c ^ ^ u Günstling, tn oem ^.urkenkrrege. ^n allem staub ihr eine Schar von Günstlin-Fürfifpotem- gen und Rathgebern zur Seite; der bebeutenbste von biesen war jeben= falls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollstänbig beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem Staate ein ungeheueres Gelb, verschwenbete auf der einen, knauserte aus der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien. Seit 1776 lenste er alle Unternehmungen. Auf eine wunberbare Weise suchte er seine Kaiserin über den Staub des Laubes zu täuschen. 1787 berebete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin hatte in einiger Entfernung von der Lanbstraße zum Schein Städte und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen lassen, um feine Gebieterin zu überraschen. Taufenbe von Menschen, ungeheuere Viehheerben, hohe Mastbäume mit flatternben Wimpeln sollten Kunbe geben von Handel und Wanbel in jenen Gegenben, welche man bisher für öbe und unbewohnt gehalten hatte. Allein die ganze Staffage der Lanbfchaft verfchwanb in der Nacht roieber, würde auf Wagen weiter gebracht und biente am folgenben Tage zur gleichen Komöbie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zusammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über den ganzen Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er trotz seiner Ver- fchwenbung 50 Millionen Rubel. Charakter u. Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge Äa^avina’5. überhäufte sie mit Gunstbezeigungen, wie kein anberer Monarch je gethan hat, ihr Hofleben erregte manchen Anstoß, ihre Prachtliebe scheute feine Kosten. Sie war eine thatkräftige, sehr gebilbete und gut unterrichtete Dame, welche ein eigenes Gesetzbuch verfaßt, im Drama sich versucht, und mit den berühmtesten Gelehrten Frankreichs, Voltaire, Montesquieu und Diberot im Briefwechsel gestanben hat. Ihre Festigkeit, Ruhe und Unerschrockenheit in den größten Gefahren ließen sie nie erzittern ober erbeben; ein kühnes, treffenbes Wort fehlte ihr nie, und

3. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 258

1874 - Mainz : Kunze
258 Mittel-Europ a. parallel zu fließen beginnt und überschreitet die niedrige Wasserscheide beider Flüsse (Win- disch-Bühl), um bei Marburg die Drau zu erreichen. Südlich liegen die Länder Kärnten und Krain; man findet aber ans ältern Karten auch den Namcn Jllyrien. Illyrier hießen eigentlich bloß die Urbewohuer der Ost- küste des adriatischen Meers; Auswanderer dieses Stammes zogen viele Jahrhunderte vor Christi Geburt auch an die Nordseite des Meeres, weshalb die erobernden Römer ' auch die Gebiete der obern Save zur Provinz Jllyrien schlugen. In der napoleonischen Zeit wurde nun die römische Benennung wieder aufgefrischt und eine zeitlang (bis 1849) den Ländern Kärnten, Krain und Jstrien gegeben. Die meisten Bewohner dieser Län- der, auch schon im südl. Steiermark, sind wendischen oder slavischen Stammes (Slo- venen), nieist mistrauisch und seiudselig gegen ihre deutschen Landsleute, denen sie an Be- triebsamkeit und Reinlichkeit, überhaupt au höherer Kultur^) nachstehen, träumen aber dessenungeachtet vou Errichtung eines Zuknnstreichcs „Slovenien.**)". Klagenfurt, kärntische Hanptstadt, nahe der obern Dran, mit 15,200 E. und dem Standbilde Maria Theresias, das aus Blei, dem Haupterzenguis des Landes (namentlich bei Villach), gegossen ist. Im Museum zeigt man den alten steinernen Herzogsstnhl, ans welchem ehemals in freiem Felde nahe der Stadt, vor versammeltem Adel und Volk jeder neue kärntische Herzog in Landmanns Tracht erscheinen mußte. Ein wendischer Bauer auf dem Stuhle empfiug und begrüßte ihn; und erst, uachdem der Fürst die herkömmlichen Fragen beantwortet und die Gerechtsame des Volkes beschworen hatte, räumte ihm der Bauer den Sitz ein. Zum letzten Male geschah dies 1564. — Etwas größer als Kla- genfnrt ist Laibach a. d. Save (23,000 E.), Hauptstadt vou Kraiu. So. davon zwischen Laibach und dem deutschen Ländchen G o t t j ch e c, liegt Anersperg , Stamm- schloß des Grafen Anton v. A. (Anastasius Grün), von 'dessen Schriften nament- lich die „Spaziergänge eines Wiener Poeten" vielen Beifall gefunden. — Das südliche Krain wie das südliche Tirol gehören nicht zum Donaugebiet. §. 5. Die Sprachgrenze. Beim Ueberblick der andern Stromgebiete ist schon gezeigt worden, wie weit die deutsche Sprache als Volkssprache.im No. (S. 132), im N. (S. 120) und im W. (S 234) reicht. Hier wird es nun am Ort sein, diese Grenze auch im S. und O. auszusuchen. 1) Aus der italienischen Seite reicht unsere Sprache noch etwas südlich über den Monte Rosa hinaus; dann bildet bis zum Ortles die nördliche Wasserscheide des *) Ein gefeierter Mann aus Krain, der Dichter der „Spaziergänge", hat erklärt, daß mau die ganze slovenische Literatur in einem Schnupftuche wegtragen könne. **) Schimmer gibt in Schmitts „Statistik des österr.-nngar. Kaiserstaates" die Nationalitäten-Verhältnisse dieser Provinzen Oesterreichs in folgenden Procentzif- fern: Steiermark Deutsche 6328, Sloveueu 36.66; Kärnten Deutsche 68 85, Slovenen 3145; Krain Deutsche 6'50, Sloveuen 93.29 ; Küstenlande Deutsche 4-30, Stotterten 42-01, Kroaten 21-13, Italiener 31-01; Tirol Deutsche 60 41, Italiener 39'48. Klnn berechnet die Gesammtzahl aller Slovenen (mit Einschluß der in Ungarn und im Venetianischen lebenden) auf 1,356,009.

4. Erdkunde - S. 104

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
104 Rumänien, am „Eisernen Thor" der Donau, ist die starke Festung Alt-Orsova. 2. Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (Nach- kommen der eingewanderten Niedersachsen), deren wichtigste Orte das gewerbreiche Kronstadt (30000 Einwohner) und Her- mann st ad t sind. — In dem von Magyaren bewohnten Ge- biete liegt Klausenburg (32 000 Einwohner). — Die im Westen lebenden Rumänen haben keine Stadt. 3. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (21000 Ein- wohner) liegt im innersten Winkel des Busens von Quarnero und ist von Bedeutung als der einzige Hafenplatz, welcher den unga- rischen Seeverkehr vermittelt. 4. Kroatien und Slavonien (mit der ehemaligen Militärgrenze). Die Hauptstadt Agram au der Sau hat 30000 Einwohner. — Esseg ist eine Festung unfern der Draumündung.— Die ehemalige Militär grenze ist ein langer, schmaler Landstrich, welcher sich an der Sau und Donau längs der früher türkischen Grenze hinzieht und ziemlich reich befestigt ist (Alt-Gradiska, Peterwardein, Semlin). Über Bosnien und die Herzegowina siehe Seite 132. Die Schweiz. I. Die Schweiz ist größtenteils von natürlichen Grenzen eingeschlossen. In den höchsten Gipfeln der Alpen liegt teilweise die Grenze gegen Italien, der Jura trennt sie von Frankreich, der Rhein von Österreich und Deutschland. Vervollständigt wird diese natürliche Begrenzung des Landes noch durch zwei große Seen: den Bodeusee im Nordosten und den Geufersee im Südwesten. Ii. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In der südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen. Au ihrem Fuße breitet sich die wellenförmige schweizerische Hoch- ebene aus, welche vom Jura, einem wasserarmen, bis zu 1500 m hohen Gebirge umsäumt wird. — Die Schweizer Alpen sind all- jährlich das Reiseziel Tausender von Fremden, die hierher eilen, die Wunder der Alpenwelt staunend zu betrachten. Besonders besucht

5. Viertehalb Jahrhunderte - S. 1034

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
1034 Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes. Ausflüsse des Gefühls für Menschlichkeit und Gerechtigkeit dar. Die Wünsche gingen jedoch nicht in Erfüllung. Die Weftmächte bewaffneten sich, so laut es gefordert wurde, nicht zur Unterstützung der Polen. Rußland aber vollbrachte, während Oestreich und Preußen sorgsam ihre Grenzen hüteten, in Jahresfrist die Unterwerfung der Empörten. Die von dem Ausbruche der Empörung unzertrennliche Verwirrung wurde durch den zum Diktator erhobenen Chlopicki einigermaßen beseitigt. Ihn entfernte es aber von seinem Amte, daß er Rußland gegenüber zu ge- mäßigten Forderungen rieth. Nachdem ein polnischer Reichstag den Thron für erledigt erklärt hatte, rückte Diebitsch mit einem Heere ein. Der Verlauf des Krieges brachte den polnischen Waffen manchen Ge- winn, und der Aufstand verbreitete sich in die östlicheren Länder des ehemaligen Polens, so daß das russische Heer, wenn derselbe dort ge- lang, abgeschnitten worden wäre. Die blutige Schlacht bei Ostrolenka war zwar für die Polen ungünstig, entschied jedoch so wenig, daß der polnische Heerführer Skrzpnecki sich uuverfolgt nach Praga zurückziehen konnte, während Diebitsch, der auch eine Heeresabtheilung nach Litthauen entsenden mußte, bei Pultusk stehen blieb. Die Geringfügigkeit des Er- folges machte dem russischen Oberbefehlshaber seine Stellung bei dem Heere so schwierig, daß er bei dem Kaiser um Erweiterung seiner Voll- macht und Beseitigung der ihm entgegenwirkenden Umstände bat. Ehe die Abhülfe erfolgte, raffte ihn die seit Jahren tief aus Asien vorge- drungene Seuche der Cholera weg, der kurz darauf auch der Großfürst Constantin zu Minsk erlag. Dem neuen Oberbefehlshaber Paskewitsch gelang die Unterwerfung. Warschau mußte sich nach heftigem Sturme zur Uebergabe bequemen, und die polnischen Heerhaufen, die in den übrigen Provinzen gegen die Russen gekämpft, flüchteten sich größten- theils auf östreichisches und preußisches Gebiet, wo sie entwaffnet wurden. Die Verfassung des Königreichs Polen wurde aufgehoben und dasselbe erhielt in einer engeren Verbindung mit dem russischen Reiche seinen Ueberwinder Paskewitsch, dem jetzt der Titel eines Fürsten von War- schau beigelegt ward, zum Statthalter. 15. Einzelne Ausbrüche des Revolutionsgeistes fanden auch in Italien, in Deutschland und in der Schweiz statt. Sie haben das ge- meinschaftlich, daß bald die äußere Ruhe hergestellt wurde, daß aber durch sie die Richtung des Revolutionsbestrebenö sich näher bestimmte und die Gemüther sich mit den Gedanken vertrauter machten, deren Verwirklichung diesmal mißlungen war. Vergeblich, wie der polnische Aufstand, war derjenige, der sich im Jahre 1831 in Modena, Parma und einem Theile des Kirchenstaates erhob. Die Urheber desselben hatten darauf gerechnet, daß Frankreich die Dazwischenkunft Oestreichs verhindern werde, und in Frankreich erscholl der Ruf zu ihren Gunsten

6. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 650

1855 - Mainz : Kunze
648 Polen. Geschichte. so mehr hätten die andern Mächte den polnischen Staat in Schutz nehmen und vor ferneren Eingriffen Rußlands wahren sollen; aber die französische Revolution fesselte ihre Aufmerksamkeit so sehr und schien den künftigen Beistand der Czarin so dringend zu fordern, daß sie es geschehen ließen, als Catharina zu einer zweiten und bald darauf zur völligen Zerreißung Polens schritt. Diese Gewaltthat gehört zu den betrübendsten und folgereichsten in der Ge- schichte unsrer Zeit. Herbeigeführt ward sie, als ein Verein polnischer Edelleute das Vaterland innerlich zu heben suchte und deshalb eine Staatsverfassung ent- warf, die dem Geiste der Zeit, dem Bedürfnisse der polnischen Nation, angemessen schien und darauf beruhte, daß Polen ein Erb reich und der Bürg er st and Mitglied des Reichstags sein sollte. Sie ward am 3. Mai 1791 verkün- det. Eine solche Reform aber, und die Entfaltung der Nationalkraft, die wahr- scheinlich daraus erfolgen mußte, wollte die Kaiserin nicht dulden. Daß es miß- vergnügte , dem Sinn der Constitution noch fremde Polen gab, nahm sie zum Vorwand, sich dagegen auszusprechen. Ihre Truppen setzten sich in Marsch. Die Verfassung ward gestürzt, eine andre decretirt und, damit das unglückliche Reich auf immer geschwächt sei, nahm sie 4000 Qm. für sich, und gab zur Beruhigung 1000 an Preußen. Im September 1793 war die leichte Eroberung vollendet. Dem König Stanislaus blieb nur ein kleiner Theil des ehmals mächtigen Staates, und dieser Theil- nur unter russischer Autorität. — So unerhörtes Schicksal entflammte die Gemüther. Schon im nächsten Frühling fanden sich ausgewanderte Bundesbrüder, vor allen Kos eins ko und Madalinsky, in Krakau ein, und schon am 4. April 1794 ward den Russen ein siegreiches Gefecht bei Raclawice geliefert, worauf die Empörung nach Warschau, Wilna, und durch fast alle Woiwodschaften sich verbreitete. Allein zur Rüstung des Volks, zur Festigung einer neuen Ordnung der Dinge ward ihnen nicht Zeit gelassen. Es erschienen östreichische und preußische Truppen, und bald auch 2 russische Heere unter Fersen und Suwarow. In unglücklichem Gefechte bei Macziejowice ward Koscinsko verwundet und gefangen, und am 4. November Praga er- stürmt, wo das Kriegsvolk des rauhen Suwarow, wie einst die Schaaren Tilly's in Magdeburg, ein fürchterliches Blutbad anrichtete und die geplünderte Stadt in Asche legte. 20000 Vertheidiger und Einwohner lagen geschlachtet. Straf- gerichte gegen die sogenannten Empörer folgten der Unterwerfung. Der alte König mußte abdanken. Die Reste des Reichs wurden vertheilt, wobei die Stadt Warschau an Preußen fiel; Polen hörte 1795 auf, ein eigner europäi- scher Staat zu sein. Elf Jahre 'später kam zwar Napoleon an die Weichsel und bildete ein eignes Herzogthum Warschau, was für die Zukunft die Erneuung des alten Königreichs zu verkünden schien, allein mit seiner Flucht 1812 zer- trümmerte diese Hoffnung. Der Wiener Congreß gab die Posen'sche Landschaft wieder an Preußen, erklärte Krakau zur Freistadt, und überließ das verkleinerte Herzogthum Warschau mit 2290qm. und 3600000 E. unter dem Titel König- reich Polen dem Kaiser Alexander von Rußland. Es gereicht diesem wohlwollenden Fürsten zur Ehre, daß er wünschte, die Polen mit ihrem Mißgeschicke zu versöhnen, indem er ihnen eine Verfassung gab,

7. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 469

1831 - Mainz : Kunze
469 russischer Autorität. — So unerhörtes Schicksal entflammte die Gemüther. Schon im nächsten Frühling fanden sich ausgewanderte Hundesbrüder, vor allen K o s c i!i s k o und M a d a l i n s k y, in Crakau ein , und schon am 4te,r April 1794 ward den Russen ein siegreiches Gefecht bei Raclawice geliefert, worauf die Empörung nach Warschau, Wilna, und durch fast alle Woiwod- schaften sich verbreitete. Allein zur Rüstung des Volks, Zur Festigung einer neuen Ordnung der Dinge ward ihnen nicht Zeit gelasien. Es erschienen östreichische und preußische Truppen, und bald auch 2 russische Heere unter Fersen und Suwarow. Zu unglücklichem Gefechte bei Macziejvwice ward Kosciusko verwundet und gefangen, und am 4ten Nov. Praga erstürmt, wo das Kriegsvolk des rauhen Suwarow, wie einst die Schaaren Tilly's zu Magdeburg, ein fürchterliches Blutbad anrichteten und die geplünderte Stadt in Asche legten. 20000 Vertheidiger und Einwohner lagen geschlachtet. Straf- gerichte gegen die sogenannten Empörer folgten der Unterwerfung. Der alte König mußte abdanken. Die Reste des Reichs wurden vertheilt, wobei die Stadl Warschau an Preußen siel; und Polen hörte 1795 auf, eiw eigner europäischer Staat zu sein. Aber die letzten Jahre seine» Daseins waren nicht unrühmlich gewesen. Die Erinnerung daran erhielt das Gefühl der erlittenen Schmach stets lebendig. Als Napoleon 1800 über die Oder kam, ward er mit offenen Armen als Netter empfangen, lind sofort begann die Herstellung des Vaterlandes. Zwar ließ er im Tilsiter Frieden 1807 den Russen ihren Antheil, ja verstärkte ihn noch durch ein Stück des preußischen. Das übrige preußische Polen, wozu später noch ein kleiner Theil des östreichischen kam, ward vorläufig zum H e r z o g t h u m Warschau mit etwa 2750 Om. gemacht. Zm Jahr 1812, als sich der Kampf mit Ruß- land erneuerte, hoffte Polen auf Vergrößerung, und um so mehr , als es in den 5 Jahren seines neuen Lebens mit innigster Dankbarkeit an dep französischen Sache festgehalten, und seine tüchtigsteil Krieger in den Heeren Napoleons gefochten hatten. Allein mit des Kaisers Sturz zertrümmerten die Hoffnungen. Der Wiener Congreß gab die Posen'sche Landschaft wieder an Preußen, erklärte Crakau zur Freistadt, und überließ das verkleinerte Herzogthum Warschau mit 2290qm. und 3,000000 E. unter dem Titel Königreich Polen dem Kaiser Alexander von Rußland. Es gereicht diesem wohlwollenden Fürsten zur Ehre, daß er wünschte, die Polen mit ihrem Mißgeschicke zu versöhnen, ^ indem er ihnen eine Constitution gab, die sie vor allen Provinzen seines weitläuftigen Reiches auszeichnete. Aber das Gefühl, von einem russischen Vicekönig, von russischen Befehlen beherrscht zu werden, war nicht so schnell zu überwinden. Die Polen hatten bereits zu großen Theil an der Bildung des 18ten und 19ten Zahrhdts. genommen; die Zdeen der Zeit hatten ihren Geist zu sehr beschäftigt und aufgehellt, und der Aufschwung ihres politischen Lebens in den Jahren 1791, 1794 u. 1807 zeigte die Möglichkeit einer glücklichern Zukunft zu deutlich, als daß sie von der Gegenwart beruhigt gewesen wären. Ueberdcm begann nach Verlauf einiger Jahre die Milde der russischen Herrschaft sich in Strenge zu verwandeln, und die verliehene Constitution ward in manchen Stücken verletzt. Wie ist es da zu verwundern, daß sie bel dem ersten Kriege, welcher ausbrach, bei dem türkischen nemlich, in innere Gährung geriethen und zuletzt nach den Pariser Zulitagcn, wo sich nur eine ferne Aussicht auf Unterstützung eröffnete, wiederum zu den Waffen griffen! Die alten Parteien hatten sich schon längst im gemein- samen Unglück versöhnt. Der mächtige Gedanke des Vaterlands schien sichtbar- weiter nach unten in die niedern Volksklassen gedrungen. Die Leibeigenschaft, bereits 1794 und 1807 für auflöslich erklärt, war auf manchen Gütern, z. B. auf denen des Kosciusko, wirklich in freie Bauerschaft verwandelt, und andre Unterthanen sprachen wenigstens schon von den Vortheilen freien Besitzes, indem sie aus der frühern Rohheit sich zu erheben begannen. Um so glaublicher schien es, selbst die unterste Volksklasse zum Kämpf für Herstellung von Rechten und für Unabhängigkeit des Vaterlands zu begeistern. Somit stand plötzlich, geleitet von tüchtigen Offizieren aus Napoleons Schule, im Nov. 183o die polnische

8. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 220

1831 - Mainz : Kunze
220 2) bei Presburg zwischen Leitbahöhen und Abflachung der kleinen Karpathen; 3) durch den Bakouyer Wald (nordöstl.abdachung der Alpen rechts von der Raab) und durch die Matra — oberung- riiches Donauthal; 4) durch die Haiduzki und Banuat- berge — Enge von Orsowa. Außer diesen Engen, Stufen- und Gcbirgsländcrn cutbält das Donaugebiet die größeren Flach- gegcuden: ») Bairische Hochebene. Ii) Das Marchfeld bei Wien, c) Kleine Ungrische Ebene zwischen Presburg u. Gran. <1) Großes Ungrisches Tiefland an Mittel-Donau und Theiß, e) Das Tiefland der Wallachei der Moldau n. Bessarabiens mit schmalem Strich der Bulgarei. Bemerk. Doneschingen hat 20004 München an der Isar 1650' Seehöhe, Regensburg 1100' und Passau 900'. — Von hier bis Ofen in Ungarn ist der Abfall noch beträchtlich; denn Presburg liegt wenig über 400'. Daraus laßt sich schließen, daß die Ebenen der mittler« und untern Donau tief liegen und der Lauf des Stroms, der noch 2/i seines Weges zurückzulegen hat, langsam werden muß. Nur in der Gegend Orsowas, wo er von 600 Klaftern Breite bis auf 50 eingeengt wird, preßt sich seine Wasserfülle mit reißender Schnelle in die Wallachei hindurch. Wahrscheinlich standen vor viel Jahrtausenden die ungrischen Ebenen unter Wasser, ehe hier der Durchbruch geschah. An der untern Theiß und mittler« Donau ist viel niederes Sumpfland, und zwischen beiden Strömen eine lange höher geschobene sandige Fläche, Haide von Kezkemeft od. Hoch- fläche von Telezka. An der andern Seite der Theiß gegen Siebenbürgen streckt sich die große Haide von Debreczin. — Ortschaften mit statistischen und geschichtlichen Notizen. §. Z. Auf deutschem Boden. ») Im Norden. — Doneschingen, wo der Strom seinen Namen erhalt, kleine Residenz des Fürsten von Fürstenberg unter badi- scher Hoheit. Die Ruinen seines Stammschlosses nicht weit davon. — Ulm, in fruchtbarer Ebene am Strom, südl. vom Abhange der Rauh- alp, nach der Illermündung, 14000 E. Sonst berühmte freie Reichs- stadt, und oft, im 14. Jahrhundert besonders, an der Spitze des schwäbischen Städtebundeö, der mit benachbarten Fürsten und Rittern stritt. An den alten Glanz erinnert die hohe ehrwürdige Kirche von 416' Länge, 166' Breite, 150' Höhe. Neben den 2 mittlern Säulen-

9. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 120

1831 - Mainz : Kunze
120 Orte: Czensiochau, noch in hüglichter Gegend am Fuße des Klarenbergs, auf welchem ein befestigtes mit schwerem Geschütz versehe- nes Kloster liegt. — Kali sch an der Prosna, Nebenflüsse der War- tha, eine Stadt, deren Namen schon im ältesten Deutschland erwähnt wird. — Posen mit 24000 E. an der Wartha, Hauptort eines pol- nischen Landstrichs, der zum preußischen Reiche gehört. V. Gebiet der Weichsel, nebst der Küste bis Memel. §* 1* Ein Blick ins östliche Europa. Oestlich der Oder liegt das weite Gebiet der Weichsel zwi- schen den Karpathen und dem baltischen Meere. Jenes Gebirg erhebt sich mehrere M. nördlich von Presburg an der Donau, zieht dann nordwärts hinauf zwischen den Donauflüssen March und Waag bis zum Jablunka-Paß, und zur Weichselquelle. Dann in Krümmungen wohl 35 M. lang bis zur Sauquelle scheidet es das Weichselgebiet von den ungrischen Nebenströmen der Donau, und theilt sich hierauf in zwei Arme, deren einer, der Hauptkamm, nach Südost zum Gcbirg Ezarna Gora, der andere niedrige erst etwas nördlich, dann gen Osten zu dem Mittelgebirg Miedobor- zck streift. Zwischen beiden Armen entspringt der D nie st er und läuft zum schwarzen Meere. Nördlich und östlich des Miedoborzek liegt das weit größere Stromgebiet des Dnieper, welches durch beträchtliche Nebenflüsse (z. B. den Przipiec) sich in die Breite dehnt. Es streckt sich gleich denen des Dniester und der Donau zum schwarzen Meere hin. Nördlich vom Przipiec nimmt der Niemen den Anfang, doch mit entgegengesetzter Richtung zum baltischen Meer. Es ist natürlich, daß auch diese Flußgebiete durch eine Wasserscheide getrennt sind, die aber als flache Landhöhe kaum in Betracht kommt. Sie löst sich östlich der Stadt Lemberg von den Karpathen, zieht nach N. zwischen dem Bug und Przipiec durch; theilt sich dann, um links das Weichselgebict vom Riemen, und rechts den Niemen vom Przipiec und Dnieper zu scheiden. Sie trennt auch, zur Ostsee streichend, den Riemen von der Düna. —
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