Vom westfäl. Frieden bis znr ersten französischen Revolution. 165
zeigte großen Eifer für die griechische Kirche. Auf ihr Machtgebot
entstanden neue Städte/ erschienen zahlreiche Colonisten aus dem Aus-
lande, wurden Straßen und Canäle angelegt, den Städten größere
Rechte eingeräumt, dem Adel feine Privilegien bestätigt. Man be-
wunderte das Talent und die Energie der Kaiserin im In- und
Auslande; demnngeachtet zeigten sich auch Ruhestörer und Unzufriedene.
Eines verunglückten Versuchs, Iwan, welcher noch in Schlüsselburg ein-
gekerkert war, auf den Thron zu erheben, ist schon oben gedacht wor-
den (S. 104 Anmerk.). Gefährlicher war der Aufstand des Kosacken
Pugatschew, dem es gelungen war, mit einem ansehnlichen Heer Kasan
zu erobern und Moskau zu bedrohen. Doch auch diesmal blieb das
Glück der Kaiserin treu. Pugatschew, dessen räuberische Truppen wie
Vandalen im eignen Lande gehaust und mehrere russische Heere besiegt
hatten, wurde zuletzt von den Seinigen verrathen und starb (1775)
am Galgen. Dieser Aufstand hatte viele Städte und Dörfer in
Aschenhausen verwandelt und vielen Tausenden das Leben gekostet.
Katharinas Einstuß äußerte sich nach Außen namentlich in der Theilung
Polens und in dem Türkenkriege. In Allem stand ihr eine Schaar
von Günstlingen und Rathgebern zur Seite; der bedeutendste von diesen
war jedenfalls der Fürst Potemkin, welcher die Kaiserin vollständig
beherrschte und sich unentbehrlich zu machen wußte. Er kostete dem
Staate ein ungeheures Geld, verschwendete auf der einen, knauserte
auf der andern Seite und schickte lästige Gläubiger nach Sibirien.
Seit 1776 lenkte er alle Unternehmungen. Auf eine wunderbare Weise
suchte er seine Kaiserin über den Stand des Landes zu täuschen. 1787
beredete er sie zu einer Reise nach der Halbinsel Krim. Potemkin
hatte in einiger Entfernung von der Landstraße zum Schein Städte
und Dörfer von Holz und Pappe, gleichsam als Coulissen anfertigen
lassen, um seine Gebieterin zu überraschen. Tausende von Menschen,
ungeheure Viehheerdeu, hohe Mastbäume mit flatternden Wimpeln soll-
ten Kunde geben von Handel und Wandel in jenen Gegenden, welckw
man bisher für öde und unbewohnt gehalten hatte. Allein.die ganze
Staffage der Landschaft verschwand in der Nacht wieder, wurde auf
Wagen weiter gebracht und diente am folgenden Tage zur gleiche»
Comödie. Kaiser Joseph Ii., welcher mit Katharina in Cherson zu-
sammentraf und sie durch die Krim begleitete, lachte über' den ganzen
Spuk, ließ sich aber nicht täuschen. Als Potemkin starb, hinterließ er
trotz seiner Verschwendung 50 Millionen Rubel.
Katharina war eine schöne, majestätische Frau. Ihre Lieblinge
überhäufte sie mit Gunstbezeugungen, wie kein anderer Monarch je
Pugatschew
erregt einen
gefährlichen
Aufstand.
Katharinas
Günstling,
Fürst Polem-
kin.
Charakter u.
Verdienst
Katharinas.
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258
Mittel-Europ a.
parallel zu fließen beginnt und überschreitet die niedrige Wasserscheide beider Flüsse (Win-
disch-Bühl), um bei Marburg die Drau zu erreichen.
Südlich liegen die Länder Kärnten und Krain; man findet aber ans ältern Karten
auch den Namcn Jllyrien. Illyrier hießen eigentlich bloß die Urbewohuer der Ost-
küste des adriatischen Meers; Auswanderer dieses Stammes zogen viele Jahrhunderte
vor Christi Geburt auch an die Nordseite des Meeres, weshalb die erobernden Römer '
auch die Gebiete der obern Save zur Provinz Jllyrien schlugen. In der napoleonischen
Zeit wurde nun die römische Benennung wieder aufgefrischt und eine zeitlang (bis 1849)
den Ländern Kärnten, Krain und Jstrien gegeben. Die meisten Bewohner dieser Län-
der, auch schon im südl. Steiermark, sind wendischen oder slavischen Stammes (Slo-
venen), nieist mistrauisch und seiudselig gegen ihre deutschen Landsleute, denen sie an Be-
triebsamkeit und Reinlichkeit, überhaupt au höherer Kultur^) nachstehen, träumen aber
dessenungeachtet vou Errichtung eines Zuknnstreichcs „Slovenien.**)". Klagenfurt,
kärntische Hanptstadt, nahe der obern Dran, mit 15,200 E. und dem Standbilde Maria
Theresias, das aus Blei, dem Haupterzenguis des Landes (namentlich bei Villach),
gegossen ist. Im Museum zeigt man den alten steinernen Herzogsstnhl, ans welchem
ehemals in freiem Felde nahe der Stadt, vor versammeltem Adel und Volk jeder neue
kärntische Herzog in Landmanns Tracht erscheinen mußte. Ein wendischer Bauer auf
dem Stuhle empfiug und begrüßte ihn; und erst, uachdem der Fürst die herkömmlichen
Fragen beantwortet und die Gerechtsame des Volkes beschworen hatte, räumte ihm der
Bauer den Sitz ein. Zum letzten Male geschah dies 1564. — Etwas größer als Kla-
genfnrt ist Laibach a. d. Save (23,000 E.), Hauptstadt vou Kraiu. So. davon
zwischen Laibach und dem deutschen Ländchen G o t t j ch e c, liegt Anersperg , Stamm-
schloß des Grafen Anton v. A. (Anastasius Grün), von 'dessen Schriften nament-
lich die „Spaziergänge eines Wiener Poeten" vielen Beifall gefunden. — Das südliche
Krain wie das südliche Tirol gehören nicht zum Donaugebiet.
§. 5. Die Sprachgrenze.
Beim Ueberblick der andern Stromgebiete ist schon gezeigt worden, wie
weit die deutsche Sprache als Volkssprache.im No. (S. 132), im N. (S. 120)
und im W. (S 234) reicht. Hier wird es nun am Ort sein, diese Grenze
auch im S. und O. auszusuchen.
1) Aus der italienischen Seite reicht unsere Sprache noch etwas südlich über
den Monte Rosa hinaus; dann bildet bis zum Ortles die nördliche Wasserscheide des
*) Ein gefeierter Mann aus Krain, der Dichter der „Spaziergänge", hat erklärt,
daß mau die ganze slovenische Literatur in einem Schnupftuche wegtragen könne.
**) Schimmer gibt in Schmitts „Statistik des österr.-nngar. Kaiserstaates" die
Nationalitäten-Verhältnisse dieser Provinzen Oesterreichs in folgenden Procentzif-
fern: Steiermark Deutsche 6328, Sloveueu 36.66; Kärnten Deutsche 68 85,
Slovenen 3145; Krain Deutsche 6'50, Sloveuen 93.29 ; Küstenlande Deutsche 4-30,
Stotterten 42-01, Kroaten 21-13, Italiener 31-01; Tirol Deutsche 60 41, Italiener
39'48. Klnn berechnet die Gesammtzahl aller Slovenen (mit Einschluß der in Ungarn
und im Venetianischen lebenden) auf 1,356,009.
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Extrahierte Personennamen: Christi Maria
Theresias Maria Theresias Anersperg Anton_v Anastasius_Grün
104
Rumänien, am „Eisernen Thor" der Donau, ist die starke Festung
Alt-Orsova.
2. Siebenbürgen hat zum Teil deutsche Bevölkerung (Nach-
kommen der eingewanderten Niedersachsen), deren wichtigste Orte
das gewerbreiche Kronstadt (30000 Einwohner) und Her-
mann st ad t sind. — In dem von Magyaren bewohnten Ge-
biete liegt Klausenburg (32 000 Einwohner). — Die im Westen
lebenden Rumänen haben keine Stadt.
3. Fiume samt Gebiet. Die Stadt Fiume (21000 Ein-
wohner) liegt im innersten Winkel des Busens von Quarnero und
ist von Bedeutung als der einzige Hafenplatz, welcher den unga-
rischen Seeverkehr vermittelt.
4. Kroatien und Slavonien (mit der ehemaligen Militärgrenze).
Die Hauptstadt Agram au der Sau hat 30000 Einwohner. —
Esseg ist eine Festung unfern der Draumündung.— Die ehemalige
Militär grenze ist ein langer, schmaler Landstrich, welcher sich
an der Sau und Donau längs der früher türkischen Grenze hinzieht
und ziemlich reich befestigt ist (Alt-Gradiska, Peterwardein, Semlin).
Über Bosnien und die Herzegowina siehe Seite 132.
Die Schweiz.
I. Die Schweiz ist größtenteils von natürlichen Grenzen
eingeschlossen. In den höchsten Gipfeln der Alpen liegt teilweise
die Grenze gegen Italien, der Jura trennt sie von Frankreich, der
Rhein von Österreich und Deutschland. Vervollständigt wird diese
natürliche Begrenzung des Landes noch durch zwei große Seen: den
Bodeusee im Nordosten und den Geufersee im Südwesten.
Ii. Die Schweiz ist vorherrschend Gebirgsland. In
der südlichen Hälfte erheben sich gewaltige Massen der Alpen.
Au ihrem Fuße breitet sich die wellenförmige schweizerische Hoch-
ebene aus, welche vom Jura, einem wasserarmen, bis zu 1500 m
hohen Gebirge umsäumt wird. — Die Schweizer Alpen sind all-
jährlich das Reiseziel Tausender von Fremden, die hierher eilen, die
Wunder der Alpenwelt staunend zu betrachten. Besonders besucht
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Niedersachsen Kronstadt Klausenburg Fiume Kroatien Agram Donau Alt-Gradiska Bosnien Italien Frankreich Deutschland
1034
Die Zeit des noch lebenden Geschlechtes.
Ausflüsse des Gefühls für Menschlichkeit und Gerechtigkeit dar. Die
Wünsche gingen jedoch nicht in Erfüllung. Die Weftmächte bewaffneten
sich, so laut es gefordert wurde, nicht zur Unterstützung der Polen.
Rußland aber vollbrachte, während Oestreich und Preußen sorgsam ihre
Grenzen hüteten, in Jahresfrist die Unterwerfung der Empörten. Die
von dem Ausbruche der Empörung unzertrennliche Verwirrung wurde
durch den zum Diktator erhobenen Chlopicki einigermaßen beseitigt. Ihn
entfernte es aber von seinem Amte, daß er Rußland gegenüber zu ge-
mäßigten Forderungen rieth. Nachdem ein polnischer Reichstag den
Thron für erledigt erklärt hatte, rückte Diebitsch mit einem Heere ein.
Der Verlauf des Krieges brachte den polnischen Waffen manchen Ge-
winn, und der Aufstand verbreitete sich in die östlicheren Länder des
ehemaligen Polens, so daß das russische Heer, wenn derselbe dort ge-
lang, abgeschnitten worden wäre. Die blutige Schlacht bei Ostrolenka
war zwar für die Polen ungünstig, entschied jedoch so wenig, daß der
polnische Heerführer Skrzpnecki sich uuverfolgt nach Praga zurückziehen
konnte, während Diebitsch, der auch eine Heeresabtheilung nach Litthauen
entsenden mußte, bei Pultusk stehen blieb. Die Geringfügigkeit des Er-
folges machte dem russischen Oberbefehlshaber seine Stellung bei dem
Heere so schwierig, daß er bei dem Kaiser um Erweiterung seiner Voll-
macht und Beseitigung der ihm entgegenwirkenden Umstände bat. Ehe
die Abhülfe erfolgte, raffte ihn die seit Jahren tief aus Asien vorge-
drungene Seuche der Cholera weg, der kurz darauf auch der Großfürst
Constantin zu Minsk erlag. Dem neuen Oberbefehlshaber Paskewitsch
gelang die Unterwerfung. Warschau mußte sich nach heftigem Sturme
zur Uebergabe bequemen, und die polnischen Heerhaufen, die in den
übrigen Provinzen gegen die Russen gekämpft, flüchteten sich größten-
theils auf östreichisches und preußisches Gebiet, wo sie entwaffnet wurden.
Die Verfassung des Königreichs Polen wurde aufgehoben und dasselbe
erhielt in einer engeren Verbindung mit dem russischen Reiche seinen
Ueberwinder Paskewitsch, dem jetzt der Titel eines Fürsten von War-
schau beigelegt ward, zum Statthalter.
15. Einzelne Ausbrüche des Revolutionsgeistes fanden auch in
Italien, in Deutschland und in der Schweiz statt. Sie haben das ge-
meinschaftlich, daß bald die äußere Ruhe hergestellt wurde, daß aber
durch sie die Richtung des Revolutionsbestrebenö sich näher bestimmte
und die Gemüther sich mit den Gedanken vertrauter machten, deren
Verwirklichung diesmal mißlungen war. Vergeblich, wie der polnische
Aufstand, war derjenige, der sich im Jahre 1831 in Modena, Parma
und einem Theile des Kirchenstaates erhob. Die Urheber desselben
hatten darauf gerechnet, daß Frankreich die Dazwischenkunft Oestreichs
verhindern werde, und in Frankreich erscholl der Ruf zu ihren Gunsten
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Extrahierte Personennamen: Skrzpnecki Constantin Oestreichs
Extrahierte Ortsnamen: Polen Polens Ostrolenka Asien Minsk Warschau Italien Deutschland Modena Parma Frankreich Frankreich
648
Polen.
Geschichte.
so mehr hätten die andern Mächte den polnischen Staat in Schutz nehmen und
vor ferneren Eingriffen Rußlands wahren sollen; aber die französische Revolution
fesselte ihre Aufmerksamkeit so sehr und schien den künftigen Beistand der Czarin
so dringend zu fordern, daß sie es geschehen ließen, als Catharina zu einer
zweiten und bald darauf zur völligen Zerreißung Polens schritt.
Diese Gewaltthat gehört zu den betrübendsten und folgereichsten in der Ge-
schichte unsrer Zeit. Herbeigeführt ward sie, als ein Verein polnischer Edelleute
das Vaterland innerlich zu heben suchte und deshalb eine Staatsverfassung ent-
warf, die dem Geiste der Zeit, dem Bedürfnisse der polnischen Nation, angemessen
schien und darauf beruhte, daß Polen ein Erb reich und der Bürg er st and
Mitglied des Reichstags sein sollte. Sie ward am 3. Mai 1791 verkün-
det. Eine solche Reform aber, und die Entfaltung der Nationalkraft, die wahr-
scheinlich daraus erfolgen mußte, wollte die Kaiserin nicht dulden. Daß es miß-
vergnügte , dem Sinn der Constitution noch fremde Polen gab, nahm sie zum
Vorwand, sich dagegen auszusprechen. Ihre Truppen setzten sich in Marsch. Die
Verfassung ward gestürzt, eine andre decretirt und, damit das unglückliche Reich
auf immer geschwächt sei, nahm sie 4000 Qm. für sich, und gab zur Beruhigung
1000 an Preußen. Im September 1793 war die leichte Eroberung vollendet.
Dem König Stanislaus blieb nur ein kleiner Theil des ehmals mächtigen
Staates, und dieser Theil- nur unter russischer Autorität. — So unerhörtes
Schicksal entflammte die Gemüther. Schon im nächsten Frühling fanden sich
ausgewanderte Bundesbrüder, vor allen Kos eins ko und Madalinsky, in
Krakau ein, und schon am 4. April 1794 ward den Russen ein siegreiches Gefecht
bei Raclawice geliefert, worauf die Empörung nach Warschau, Wilna, und durch
fast alle Woiwodschaften sich verbreitete. Allein zur Rüstung des Volks, zur
Festigung einer neuen Ordnung der Dinge ward ihnen nicht Zeit gelassen. Es
erschienen östreichische und preußische Truppen, und bald auch 2 russische Heere
unter Fersen und Suwarow. In unglücklichem Gefechte bei Macziejowice
ward Koscinsko verwundet und gefangen, und am 4. November Praga er-
stürmt, wo das Kriegsvolk des rauhen Suwarow, wie einst die Schaaren Tilly's
in Magdeburg, ein fürchterliches Blutbad anrichtete und die geplünderte Stadt
in Asche legte. 20000 Vertheidiger und Einwohner lagen geschlachtet. Straf-
gerichte gegen die sogenannten Empörer folgten der Unterwerfung. Der alte
König mußte abdanken. Die Reste des Reichs wurden vertheilt, wobei die Stadt
Warschau an Preußen fiel; Polen hörte 1795 auf, ein eigner europäi-
scher Staat zu sein. Elf Jahre 'später kam zwar Napoleon an die Weichsel
und bildete ein eignes Herzogthum Warschau, was für die Zukunft die Erneuung
des alten Königreichs zu verkünden schien, allein mit seiner Flucht 1812 zer-
trümmerte diese Hoffnung. Der Wiener Congreß gab die Posen'sche Landschaft
wieder an Preußen, erklärte Krakau zur Freistadt, und überließ das verkleinerte
Herzogthum Warschau mit 2290qm. und 3600000 E. unter dem Titel König-
reich Polen dem Kaiser Alexander von Rußland.
Es gereicht diesem wohlwollenden Fürsten zur Ehre, daß er wünschte, die
Polen mit ihrem Mißgeschicke zu versöhnen, indem er ihnen eine Verfassung gab,
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Catharina Stanislaus Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander
469
russischer Autorität. — So unerhörtes Schicksal entflammte die Gemüther.
Schon im nächsten Frühling fanden sich ausgewanderte Hundesbrüder, vor
allen K o s c i!i s k o und M a d a l i n s k y, in Crakau ein , und schon am 4te,r
April 1794 ward den Russen ein siegreiches Gefecht bei Raclawice geliefert,
worauf die Empörung nach Warschau, Wilna, und durch fast alle Woiwod-
schaften sich verbreitete. Allein zur Rüstung des Volks, Zur Festigung einer
neuen Ordnung der Dinge ward ihnen nicht Zeit gelasien. Es erschienen
östreichische und preußische Truppen, und bald auch 2 russische Heere unter
Fersen und Suwarow. Zu unglücklichem Gefechte bei Macziejvwice ward
Kosciusko verwundet und gefangen, und am 4ten Nov. Praga erstürmt,
wo das Kriegsvolk des rauhen Suwarow, wie einst die Schaaren Tilly's zu
Magdeburg, ein fürchterliches Blutbad anrichteten und die geplünderte Stadt
in Asche legten. 20000 Vertheidiger und Einwohner lagen geschlachtet. Straf-
gerichte gegen die sogenannten Empörer folgten der Unterwerfung. Der alte
König mußte abdanken. Die Reste des Reichs wurden vertheilt, wobei die
Stadl Warschau an Preußen siel; und Polen hörte 1795 auf, eiw
eigner europäischer Staat zu sein. Aber die letzten Jahre seine»
Daseins waren nicht unrühmlich gewesen. Die Erinnerung daran erhielt das
Gefühl der erlittenen Schmach stets lebendig. Als Napoleon 1800 über die
Oder kam, ward er mit offenen Armen als Netter empfangen, lind sofort
begann die Herstellung des Vaterlandes. Zwar ließ er im Tilsiter Frieden
1807 den Russen ihren Antheil, ja verstärkte ihn noch durch ein Stück
des preußischen. Das übrige preußische Polen, wozu später noch ein kleiner
Theil des östreichischen kam, ward vorläufig zum H e r z o g t h u m Warschau
mit etwa 2750 Om. gemacht. Zm Jahr 1812, als sich der Kampf mit Ruß-
land erneuerte, hoffte Polen auf Vergrößerung, und um so mehr , als es in
den 5 Jahren seines neuen Lebens mit innigster Dankbarkeit an dep französischen
Sache festgehalten, und seine tüchtigsteil Krieger in den Heeren Napoleons
gefochten hatten. Allein mit des Kaisers Sturz zertrümmerten die Hoffnungen.
Der Wiener Congreß gab die Posen'sche Landschaft wieder an Preußen, erklärte
Crakau zur Freistadt, und überließ das verkleinerte Herzogthum Warschau mit
2290qm. und 3,000000 E. unter dem Titel Königreich Polen dem Kaiser
Alexander von Rußland.
Es gereicht diesem wohlwollenden Fürsten zur Ehre, daß er wünschte, die
Polen mit ihrem Mißgeschicke zu versöhnen, ^ indem er ihnen eine Constitution
gab, die sie vor allen Provinzen seines weitläuftigen Reiches auszeichnete. Aber
das Gefühl, von einem russischen Vicekönig, von russischen Befehlen beherrscht
zu werden, war nicht so schnell zu überwinden. Die Polen hatten bereits zu
großen Theil an der Bildung des 18ten und 19ten Zahrhdts. genommen; die
Zdeen der Zeit hatten ihren Geist zu sehr beschäftigt und aufgehellt, und der
Aufschwung ihres politischen Lebens in den Jahren 1791, 1794 u. 1807 zeigte
die Möglichkeit einer glücklichern Zukunft zu deutlich, als daß sie von der
Gegenwart beruhigt gewesen wären. Ueberdcm begann nach Verlauf einiger
Jahre die Milde der russischen Herrschaft sich in Strenge zu verwandeln, und
die verliehene Constitution ward in manchen Stücken verletzt. Wie ist es da
zu verwundern, daß sie bel dem ersten Kriege, welcher ausbrach, bei dem
türkischen nemlich, in innere Gährung geriethen und zuletzt nach den Pariser
Zulitagcn, wo sich nur eine ferne Aussicht auf Unterstützung eröffnete, wiederum
zu den Waffen griffen! Die alten Parteien hatten sich schon längst im gemein-
samen Unglück versöhnt. Der mächtige Gedanke des Vaterlands schien sichtbar-
weiter nach unten in die niedern Volksklassen gedrungen. Die Leibeigenschaft,
bereits 1794 und 1807 für auflöslich erklärt, war auf manchen Gütern, z. B.
auf denen des Kosciusko, wirklich in freie Bauerschaft verwandelt, und andre
Unterthanen sprachen wenigstens schon von den Vortheilen freien Besitzes, indem
sie aus der frühern Rohheit sich zu erheben begannen. Um so glaublicher schien
es, selbst die unterste Volksklasse zum Kämpf für Herstellung von Rechten und
für Unabhängigkeit des Vaterlands zu begeistern. Somit stand plötzlich, geleitet
von tüchtigen Offizieren aus Napoleons Schule, im Nov. 183o die polnische
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Alexander_von_Rußland Alexander Napoleons
220
2) bei Presburg zwischen Leitbahöhen und Abflachung der kleinen
Karpathen; 3) durch den Bakouyer Wald (nordöstl.abdachung der
Alpen rechts von der Raab) und durch die Matra — oberung-
riiches Donauthal; 4) durch die Haiduzki und Banuat-
berge — Enge von Orsowa. Außer diesen Engen, Stufen-
und Gcbirgsländcrn cutbält das Donaugebiet die größeren Flach-
gegcuden: ») Bairische Hochebene. Ii) Das Marchfeld
bei Wien, c) Kleine Ungrische Ebene zwischen Presburg u.
Gran. <1) Großes Ungrisches Tiefland an Mittel-Donau
und Theiß, e) Das Tiefland der Wallachei der Moldau
n. Bessarabiens mit schmalem Strich der Bulgarei.
Bemerk. Doneschingen hat 20004 München an der Isar 1650' Seehöhe,
Regensburg 1100' und Passau 900'. — Von hier bis Ofen in Ungarn ist der
Abfall noch beträchtlich; denn Presburg liegt wenig über 400'. Daraus laßt sich
schließen, daß die Ebenen der mittler« und untern Donau tief liegen und der
Lauf des Stroms, der noch 2/i seines Weges zurückzulegen hat, langsam werden
muß. Nur in der Gegend Orsowas, wo er von 600 Klaftern Breite bis auf
50 eingeengt wird, preßt sich seine Wasserfülle mit reißender Schnelle in die
Wallachei hindurch. Wahrscheinlich standen vor viel Jahrtausenden die ungrischen
Ebenen unter Wasser, ehe hier der Durchbruch geschah. An der untern Theiß
und mittler« Donau ist viel niederes Sumpfland, und zwischen beiden Strömen
eine lange höher geschobene sandige Fläche, Haide von Kezkemeft od. Hoch-
fläche von Telezka. An der andern Seite der Theiß gegen Siebenbürgen streckt
sich die große Haide von Debreczin. —
Ortschaften mit statistischen und geschichtlichen Notizen.
§. Z. Auf deutschem Boden.
») Im Norden. — Doneschingen, wo der Strom seinen
Namen erhalt, kleine Residenz des Fürsten von Fürstenberg unter badi-
scher Hoheit. Die Ruinen seines Stammschlosses nicht weit davon. —
Ulm, in fruchtbarer Ebene am Strom, südl. vom Abhange der Rauh-
alp, nach der Illermündung, 14000 E. Sonst berühmte freie Reichs-
stadt, und oft, im 14. Jahrhundert besonders, an der Spitze des
schwäbischen Städtebundeö, der mit benachbarten Fürsten und Rittern
stritt. An den alten Glanz erinnert die hohe ehrwürdige Kirche von
416' Länge, 166' Breite, 150' Höhe. Neben den 2 mittlern Säulen-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
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Orte: Czensiochau, noch in hüglichter Gegend am Fuße des
Klarenbergs, auf welchem ein befestigtes mit schwerem Geschütz versehe-
nes Kloster liegt. — Kali sch an der Prosna, Nebenflüsse der War-
tha, eine Stadt, deren Namen schon im ältesten Deutschland erwähnt
wird. — Posen mit 24000 E. an der Wartha, Hauptort eines pol-
nischen Landstrichs, der zum preußischen Reiche gehört.
V. Gebiet der Weichsel, nebst der Küste bis Memel.
§* 1* Ein Blick ins östliche Europa.
Oestlich der Oder liegt das weite Gebiet der Weichsel zwi-
schen den Karpathen und dem baltischen Meere. Jenes Gebirg
erhebt sich mehrere M. nördlich von Presburg an der Donau,
zieht dann nordwärts hinauf zwischen den Donauflüssen March und
Waag bis zum Jablunka-Paß, und zur Weichselquelle. Dann in
Krümmungen wohl 35 M. lang bis zur Sauquelle scheidet es das
Weichselgebiet von den ungrischen Nebenströmen der Donau, und
theilt sich hierauf in zwei Arme, deren einer, der Hauptkamm,
nach Südost zum Gcbirg Ezarna Gora, der andere niedrige erst
etwas nördlich, dann gen Osten zu dem Mittelgebirg Miedobor-
zck streift. Zwischen beiden Armen entspringt der D nie st er und
läuft zum schwarzen Meere. Nördlich und östlich des Miedoborzek
liegt das weit größere Stromgebiet des Dnieper, welches durch
beträchtliche Nebenflüsse (z. B. den Przipiec) sich in die Breite
dehnt. Es streckt sich gleich denen des Dniester und der Donau zum
schwarzen Meere hin.
Nördlich vom Przipiec nimmt der Niemen den Anfang,
doch mit entgegengesetzter Richtung zum baltischen Meer. Es ist
natürlich, daß auch diese Flußgebiete durch eine Wasserscheide
getrennt sind, die aber als flache Landhöhe kaum in Betracht kommt.
Sie löst sich östlich der Stadt Lemberg von den Karpathen, zieht
nach N. zwischen dem Bug und Przipiec durch; theilt sich dann,
um links das Weichselgebict vom Riemen, und rechts den Niemen
vom Przipiec und Dnieper zu scheiden. Sie trennt auch, zur Ostsee
streichend, den Riemen von der Düna. —
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Extrahierte Ortsnamen: Klarenbergs Deutschland Europa Donau Donauflüssen_March Donau Donau Lemberg