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Europa
— Österreich-Ungarn.
Bodensee und der große Marktflecken Dornbirn, wo eifrig, wie im benachbarten
St. Gallen, fabricirt wird.
12) Böhmen ist eines der bedeutendsten Kronländer. Den Boden, meist granitisch,
reich an Metallen und Kohlen, zum Theil sehr fruchtbar, nur arm an Salz, kennen
wir schon. Die Deutschen (2 Mill.) wohnen hauptsächlich im Norden, Westen und
Süden des Landes und in den Städten Prag und Budweis. Man zählt 1800 deutsche
und 2000 tschechische Volksschulen, obschon unter den Gelehrten sich seit Jahrhunderten
auch Tschechen hervorgethan und selbst eine tschechische Literatur existirt. In diesem Jahrh.
wächst die Industrie, vorzugsweise unter den Deutschen, und in vielen Zweigen. Der
böhmische Hopfen ist sehr gesucht. Ursprünglich von deutschen Markmannen be-
wohnt, wanderten später slavische Tschechen ein. Schon unter dem Karolinger
Arnulf (895) erkannten die Fürsten des Landes die '.deutsche Oberhoheit an; der Sachse
Otto I. unterwarf sie aufs neue, und Heinrich Iv. verlieh den Königstitel, mit dem
seit des Rothbarts Zeiten die Kurwürde verbunden ward. Mit Wenzel Iii. starb 1306
die Dynastie der Przimisliden aus, und das Land fiel auf kurze Zeit an die Habsburger,
denen es 1310 Heinrich von Luxemburg für seinen Sohn Johann entriß. Nun be-
gann eine Zeit der höchsten Blüte, besonders unter Kaiser Karl Iv. und durch Be-
günstigung deutschen Wesens. Mit Kaiser Sigismund starben 1437 die Luxemburger
aus, und das Königreich fiel zum zweitenmal? an die Habsburger, an Albrecht Ii. Die
Böhmen aber machten sich bald wieder frei und erklärten ihr Land für ein Wahlreich,
das bald nnter heimischen Königen (Georg v. Podiebrad!) stand, bald mit Polen, bald
mit Ungarn verbunden war. Der letzte Ungarkönig, Ludwig Ii, vererbte 1526 mit
Ungarn auch Böhmen durch seine Schwester Anna an Karls V. Bruder, Ferdinand I.
von Oesterreich. Infolge der Religionskriege (Friedrich V. von der Pfalz!) gelang es dem
Habsburger Ferdinand Ii., das Wahlrecht der böhmischen Stände zu vernichten und
die Erblichkeit einzuführen. „Diese Verschmelzung der Geschichte Böhmens mit der des
österreichischen Hauses, seine langdauernde Verbindung mit Mähren, seine Beziehungen
zu Ungarn wurden auch geographisch vermittelt. Denn es besteht zwischen Böhmen
und Mähren keine scheidende Gebirgswaud, Mähren selbst ist gegen Schlesien und durch
die Marchniederung gegen Oesterreich offen, und endlich durch das Donanthal setzt sich
die Wiener Ebene in die oberungarische fort. Deshalb finden wir auch in diesen durch
physische Scheidemauern nicht gesonderten Ländergebieten bis auf die gegenwärtige Zeit
dieselbe Sprache". — Prag an der Moldau hat jetzt mit der Garnison 162000 Bew.
kaum zur Hälfte Tschechen: also ist Prag vorzugsweise eine deutsche Stadt. Viele Juden.
Die von Kaiser Karl Iv. in seiner Residenz Prag 1348 gestiftete Universität ist die
älteste deutsche. Die zunächst größten Orte: Asch mit 28000, Pilsen mit 23600,
die Fabrikstadt Reichenberg ander Lausitzer Neiße mit 22300, Budweis mit
17400, Eger mit 13400, die alte Bergstadt Kuttenberg mit 12700 E. Kleiner
sind: die Festungen Königgrätz und Theresienstadt, Przibram, wo eine Berg-
akademie, das freundliche Leitmeritz, die schwarzenbergische Residenz Krnmmau, die
wegen großer Maschinenspinnereien vielgenannte Stadt Trauten an, ferner Bischof-
Teinitz nördl. von Taus, wo der astronomische Schriftsteller Littrow geboren, Tab o r
u. a. m. Berühmte Badeorte im Egergebiet.
13) Mähren wurde nach dem Zerfall des großmährischen Reiches von Böhmen
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Heinrich_Iv Heinrich Heinrich_von_Luxemburg Heinrich Johann Johann Karl_Iv Karl Sigismund Albrecht_Ii Albrecht Georg_v Ludwig_Ii Ludwig Anna Karls_V. Karls_V. Ferdinand_I.
von_Oesterreich Ferdinand_I. Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand_Ii Ferdinand Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Städten_Prag Budweis Polen Ungarn Oesterreich Donanthal Moldau Asch Pilsen Budweis Eger Theresienstadt Leitmeritz
Gebiet der Donau — Ungarn.
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herumstreifende Jazygen, wahrscheinlich sarmatischen Stamms. Die Völkerwan-
derung änderte diesen Zustand. Die unter den Römern begonnene Civilisation
ging großentheils zu Grunde; deutsche, slawische, asiatische Völkerschaften wechsel-
ten im Besitz, bis gegen Ende des 9. Jahrh, das wilve Hirten- und Jägervolk
der Magyaren oder Ungern (ursprünglich ans Jugrien am Ural) nebst einem
Haufen tatarischer Kumanen, von Osten her durch die Gebirgspässe eindrang, das
gesammte Land innerhalb des karpathischen Bogens, wie auch das ehmalige
Pannomen, eroberte und selbst verheerend in Deutschland hineinstreifte. Daß
Heinrich der Finkler sie 934 bei Merseburg schlug, daß Otto's großer Sieg 955
auf dem Lechfelde sie für immer zurückschreckte, auch die Mark Oestreich gegen sie
angelegt wurde, ist schon oben gesagt. Oeftlich der Alpen und der March blieben
sie aber fortan die Herrn, und was sich an slawischen und walachi scheu
Bewohnern vorgefunden, mußte der neuen Krone Ungarn gehorchen. Dock-
schlossen sie sich mehr dem Abend- als dem Morgenlande an, indem sie zum rö-
mischen Christenthum seit Beginn des 11. Jahrhunderts und zum germanischen
Lehnwesen sich bekannten, und später gegen die Türken eine tapfre Vormauer der
Christenheit bildeten. Zwar hatten sie noch im 13. Jahrhunderte eine neue
Schaar Kumanen in ihre Mitte aufgenommen, aber auch deutsche oder
sächsische Colonisten fanden bei ihnen (in der Tatra und seit 1143 in
Siebenbürgen) freie Niederlassungen. Drei vorzügliche Regenten haben sich in
der Reihe der ungrischen Könige hervorgethan: Um das Jahr 1000 Stepban der
Heilige, im 14. Jahrh. Ludwig der Große, im 15. Matthias Corvinus, der
große Stücke Oestreichs eroberte und Gelehrsamkeit in seinen Staaten förderte.
Nach seinem Tode 1490 gab es Thronstreitigkeiten, bis endlich in der ersten Hälfte
des folgenden Jahrhunderts die ungrische Königskrone durch Wahl ans habs-
burgische Haus kam. Oestreich ist dadurch hauptsächlich zur großeu europäischen
Macht geworden.
Aus dem Gesagten erklärt sich die Verschiedenheit der Völker und Sprachen
in diesen Ländern. Man findet: 1) die Magyaren sowohl in Siebenbürgen
als von dort abwärts durch die Ebenen Ungarns bis zur Abdachung der Alpen
und Nordkarpathen; und unter ihnen in besondern Distrikten die Jazygen,
Kumanen und Haiducken. Die im Osten Siebenbürgens ansässigen Szeck-
ler sind den Magyaren sprachverwandt. — 2) Zwischen Drau und Sawe die
Slavonier, und daneben südw. die Kroaten, auch zerstreut im Süden Rat-
zen oder Serbier, an den Nordkarpathen aber Slowaken u. Rusniaken
— diese allzumal slawischen Stamms. — 3) Sachsen im südlichen u. im nörd-
lichen Theile Siebenbürgens, und andre Deutsche, namentlich die freien Zip ser
in der Tatra; auch viele Deutsche zerstreut in den Bergwerksorten und in den
bedeutenderen Städten, z. B. zu Presburg und Pesth. — 4) Walachen in
großer Anzahl, Abkömmlinge altdacischer Unterthanen des Römerreichs mit halb
slawischer halb lateinischer Sprache, in Siebenbürgen und im südlichen Ungarn;
ferner im Lande zerstreut: Griechen, Juden, Armenier und Zigeuner, die aber
nebst dem nicht römischkatholischen Theil der Walachen nur als Geduldete betrach-
tet werden. — Unter allen halten sich die Magyaren, obwohl die Slawen an
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Ludwig_der_Große Ludwig Matthias_Corvinus Stücke_Oestreichs Oestreich
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— Italiener 4500000, — Wallachen fast 1 Mill., — Kumanen ob. Valbe
70000, — Zazygen 44000, — Juden 460000, — Zigeuner über 30000, —
Armenier 11000, — Griechen an 10000.
§. 6. Mittleres Donaugebiet.
Don Presburg bis Orsowa; die Alpcnthaler der obern Dran
und Sawe, die wir als Stücke Deutschlands schon im vorigen §.
betrachteten, gehören also eigentlich mit dazu. — Dies mittlere
Stromgebiet zerfällt in 2 Theile, den nördlichen, der den östrei-
chischen Kaiser, und den südlichen, der den türkischen Pa-
dischah als Oberherrn anerkennt. Grenze zwischen beiden: die
Unna (Ncbcnfl. der Sawe) und die Donau von der Mündung
der Sawe bis Orsowa.
In alter Römerzeit hieß der nördl. Theil Pannonien u. Dacien,
der südliche Mösien. Die Völkerwanderung veranlaßte große Ver-
änderungen. Deutsche, Hunnen, Awaren, Slawen u. a. wechsel-
ten im Besitz. Zuletzt war alles Slawisch, verschiedentlich mit
zurück gcbliebuen früheren Bewohnern gemischt; nur zwischen hin-
ein hatten sich die mit dem finnischen Volkstamm verwandten Ma-
gyaren (Ungern) gedrängt, die später noch asiatische Kumanen,
aber auch niederdeutsche od. sächsische Colo nisten (seit 1143 in
Siebenbürgen, aber auch in der hohen Tatra) aufnahmen. Was
man in den Ostkarpathen Szeckler nennt, ist vom Magyareu-
stamm. — Slawisch sind: zwischen Drau und Sawe die Slavo-
nier und daneben bis znm adriat. Meer die Croaten; südl. von
der Sawe die Bosnier und östlich davon die Serwier, wovon
ein Theil auch Raizen od. Rascicr heißt. — Wlachcn od. Walla-
chen ist ein Mischvolk, theils Nachkommen der von Römern be-
herrschten Bewohner, theils Slawen u. a. Ihre Sprache ist halb
slawisch, halb lateinisch. Sic bewohnen die Tiefländer Wallachci
und Moldau (in Bessarabien nördl. von der Donaumündung sind
Tataren mit ihnen vermengt). Doch sind viele Wallachen auch
in Ungarn und Siebenbürgen einheimisch.
a) Ortschaften.
Zm östreichischen Theile: Pre6burg zwisch. hohen Bergen
und weiter Ebene an der Donau, die hier nur 130 Klafter breit ist, so-
genannte königl. Freistadt mit 35090 E. Unterhalb der Stadt theilt sich
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