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ihre bedeutendsten Städte Kronstadt, Hermannstadt), an Bildung
voranstehend und als Lutheraner in geistigem Verkehr mit dem
Mutterlande, dem sie auch trotz vielfacher Bedrängnis in Sitte
und Sprache treu bleiben. 3) Magyaren, um die Hälfte
stärker als die Sachsen, seit der Einwanderung politisch über-
wiegend. — Im W., in der von Deutschland am meisten
beeinflußten oberungarischen Tiefebene, seit Karln. deutsche
Ansiedlnngen bis zur Raab: deutsch auch die Donaustädte Pres'
bürg und Ofen (Buda), dem am Rande der Pußten gelege-
nen Pest gegenüber. — Nnr das Sumpfland des (auf einige
Zeit in wogende Kukuruzfelder nud Wiesen verwandelten) Neu-
siedler Sees und der Bakonywald mit seinen zur Donau und
untern Drau sich senkenden Abdachungen nebst der dazwischen
liegenden Niederung des Plattensees im Besitz der Magyaren;
durch dieses pannonische Land die Türkenstraße über Moh atsch
und Seiget auf Wien und Ofen. Hieran und an den sieben-
bürgischen Besitz lehnt sich das eigentliche Magyarenland, das
alte Jazygien, das Flußgebiet der Thdß*), von den Reben-
hügeln Tokays durch die stein- und baumlose horizontale Ebene der
Steppen (Mittelpunkt Debreezin), Pußten (mit den großen Märk-
ten**) und Sümpfe bis zum Banat von Temeschvar. Die
Besetzung dieser Landestheile durch die Ungarn, ihrem finnisch-
ugrischen Charakter couform, aus ihrer Einwanderung über den
Waldkarpathenpaß Lemberg-Munkatsch zu erklären. — Wie in
siedlungen im No. (Bistritzer District) im Zusammenhang mit denen in der
Zips vor 1141; von 1141—1161 die Ansiedlnngen um Hermannstadt, Lesch-
kirch und Großschenk, (das alte Land), die im Erzgebirge wahrscheinlich in
derselben Leit; die übrigen Stühle seit 1161; die Ansiedlnngen im Bnrzen-
lande (Kronstädter District) durch die deutschen Ritter etwa um 1220. Zu
einem politischen Ganzen vereinigt 1124 durch die magna charta des Königs
Andreas Ii.
*) Die 180 Meilen lange Theiß, der fischreichste Fluß Europas, Wasser-
reich genug, um überall mit seinem parallelen Hauptstrom durch Kanäle
verbunden zu werden (vgl. das südliche Mesopotamien). Davon und von
der Regulierung der breiten sumpfigen Uferstrecken und der unzähligen Win-
düngen des Flusses durch Seitenkanäle hängt die Kultur des inueru Lan-
des ab. — Selbst die Donau hat hier ähnlichen Charakter angenommen:
südlich vom großen Centralpunkte Ofen-Pest hören die Städte auf, der Fluß
ohne Brücken — alles erinnert an asiatische Steppe.
**) stabil gewordene Lager der alten Steppenvölker. Mittelpunkt der
Markt Kecskemet. Erst vom Einfluß der Marosch in die Theiß an südlich
beginnen wieder Städte; zunächst als Sicherungsplätze gegen die Türken
angelegt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Buda Andreas_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Kronstadt Hermannstadt Sachsen Deutschland Bakonywald Donau Wien Ungarn Waldkarpathenpaß_Lemberg-Munkatsch Hermannstadt Europas Mesopotamien Donau
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berg), an Heilquellen (die von Kranken aus allen Erdtheilen
betretene Badegasse*) längs des Erzgebirges und der Eger).
Trotz der hierauf gegründeten industriellen Thätigkeit der starken
Bevölkerung (5000: 1 Q.-M.) ist das Innere, das eigentliche
Griechenland**) noch wenig dem Verkehr mit dem Auslande
geöffnet; die größere Kultur in den deutscheu Grenzbezirken, in
der deutsch-czechischeu Hauptstadt und in den zahlreichen Schloß-
bezirken der Standesherrschaften. Die Spuren der Religions-
kriege noch nicht verwischt; daher auch die noch nicht ausgegliche-
nen Gegensätze der Nationalität; daher bei allem Reichthum des
Landes nur die eine große Stadt, Prag, (die Stadt der
Thürme, das böhmische Nürnberg) in einem weiten hügeligen
Becken Zu beiden Seiten der unteren Moldau. — Die dem
Königreiche in Rücksicht auf Natur und Bevölkerung ganz ähu-
liche, auch durch keine Naturgrenzen von ihm geschiedene Mark-
grafschaft Mähren, das Land der March, reicht, wie Schlesien,
bis zu den Karpathen hinauf; das Ausgangsthor von Schlesien
und Böhmen her nach Wien und dem Orient. Im S. des
Gesenkes Vereinigung des Oderthales (längs des deutschen Kuh-
ländchens***) mit dem breiteren Thale der oberen March. Lage
von Olmütz. Im S. vom Mittelpunkte, dem deutschen Brünns),
Vereinigung der westlichen Zuflüsse im Thale der Taya (nächst
Nikolsburg). Die vereinigte sumpfige Taya- und Marchebene
verbreitert sich gegen die Donau zum Marchfelde, dem nördlichen
Dreieck des fruchtbaren Wiener Beckens ff).
*) In ihrer Nähe gewaltige Basalt- und Klingsteinfelsen- (Engeihäuser
Berg- Biliner Stein). Diese Badegasse setzt sich unter demselben Parallel
über Kissingen und die Taunusbäder bis Spaa fort.
**) Die Czechen, 2/s der Bevölkerung, der geistig regsamste, selbständigste
Zweig der deutschen Slaven, zogen von je, wenn auch mit Widerstreben,
aus Deutschland ihre Bildung. Prag, die erste deutsche Universität, verdankt
seine Blüte dem Lützelburger Karl Iv.
***) Gegenüber, der böhmischen Grenze zu, die deutschen Schönhengstler.
Die Mähren: Horaken, Hannaken und inach den Karpathen zu) Slowaken,
von einander durch Lebensweise und Tracht geschieden. Von ihnen sind
den Norddeutschen am bekanntesten die wandernden Drahtflechter.
f) In der Nähe von Brünn und jenen großen Straßen auf der sich
zur March senkenden Terrasse der Hanna das Schlachtfeld von Austerlitz:
„Etudiez bien ce ckamp de bataille; il pourra vous servir plus tard."
ff) Durch die Donau vom südlichen Dreieck zwischen dem Wiener Wald
und Leithagebirge geschieden. Das Wiener Becken das bedeutendste der
Donaubecken, der Tummelplatz des Orients und Oecidents, vom Kremser
Becken durch den Kahlenberg (Wiener Wald) und die Höhen von Körnen-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Olmütz Karl_Iv Karl Hanna Kremser
Extrahierte Ortsnamen: Eger Prag Nürnberg Wien Orient Nikolsburg Donau Deutschland Brünn Donau Kahlenberg
161
Einzelne, die hinabgestürzt waren, wieder an's Tageslicht emporge-
zogen. Der Gestürzte hört in der Tiefe jedes Wort der Zurückge-
bliebenen, während er selbst mit seiner Stimme nicht zu ihnen drin-
gen kann, wahrscheinlich durch widrige Luftströme daran verhindert.
Die größten Fernerstöcke befinden sich am Ortles, im Oetzthale und
am Felbertauern an der Gränze von Salzburg und Kärnthen. Sie
gehen nicht über 8000 Fuß herab und nehmen einen Flächenraum
von 369,290,000 Quadratklaftern ein. Beda Weber.
9. Ungarn.
Der Reisende, wenn er die österreichische Gränze überschreitet
und das Ungarland betritt, hat Anfangs Mühe, die Scheidelinie
zu finden, die sich zwischen zwei Ländern hinzieht, die so verschieden-
artig sind an Denkweise, Sitten, Sprache, Völkerstämmen und ihrer
Geschichte, trotz dem, daß sie jetzt einem und demselben Oberhaupte
Unterthan sind. Im Westen hat Ungarn einen ganz bedeutenden
deutschen Anstrich und wiederum im entferntesten östlichen Flügel in
Siebenbürgen, wo die Regierung schwäbische Auswanderer an-
siedelte, um die großen, durch die verheerenden Türkenkriege entstan-
denen Lücken füllen zu helfen, vielleicht auch, um das fremdartige
Reich durch deutsche Bewohner dem deutschen Scepter freundlicher
zu stimmen. Aber dieser letztere Zweck ist nicht erreicht worden; der
ungarische Volksstamm ist mit einer so wunderbar zähen Lebenskraft
ausgerüstet, daß die deutschen Ansiedler sich eher vor seinem Ein-
flüsse zu schützen haben, als umgekehrt. Deßgleichen müssen auch
die ungarischen Slaven alle ihre Kraft aufbieten, ihre Volkseigen-
thümlichkeit vor dem auf sie eindringenden Magyarenthum zu be-
wahren. Denn nicht alle Ungarn sind Ungarn, d. h. Magyaren
(sprich Madjaren); diese bilden nur den Kern, der rings von drei
andern Nationen eingehüllt wird: von den Deutschen, Slaven und
Wallachen. Alle diese Völkerschaften wohnen unter- und nebenein-
ander in demselben Lande und doch so, als wohnten sie in ganz ver-
schiedenen getrennten Ländergebieten; sie haben, was so sehr merk-
würdig ist, sich durchaus nicht gemischt und ihre Nationalität abge-
schliffen, sondern sich so rein und frisch in ihrer ursprünglichen Eigen-
thümlichkeit erhalten, als wären sie eben erst eingewandert. Du
setzest dich auf das Dampfboot und schiffest von Wien aus die Donau
hinab, um nach Preßburg zu steuern. Noch scheint dir Alles deutsch
zu sein; aber schon vor dieser alten Ungarstadt gehört das linke
Ufer nicht mehr der deutschen Zunge.
Preßburg, so nahe der deutschen Gränze, gibt doch schon einen
Vorgeschmack des morgenländischen Wesens. Auf dem rechten Do-
nauufer ist ein reizender Park und mitten darin ein Sommertheater,
die Arena. Das Theater ist von Holz, oben offen, die Sonne bil-
det den Kronleuchter. Hier sitzen die Ungarn mit ihren Tabakspfei-
fen , lassen den Rauch emporwirbeln und sehen gemächlich dem
Hep,. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. \\
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Beda_Weber
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Ungarn Ungarn Siebenbürgen Wien Donau
290
Preußens Bevölkerung. §. 61.
1. Die Hauptmasse des Staates zerfällt in 6 Provinzen:
a. zwei nicbtdeutsche: Preußen, Posen;
b. vier deutsche: Brandenburg, Pommern, Schlesien,
Sachsen.
2. Der westliche Theil in zwei (deutsche) Provinzen:
Westphalen und die Rheinprovinz, welcher letztem auch das
neue, südliche Gebiet (Hohenzollern) einverleibt worden ist. Preußen
ist die größte (1178 Westphalen (368 Him.) die kleinste
von allen Provinzen.
Bevölkerung.
Preußen steht, wie an Tläckeinhalt, so auch mit seiner abso-
luten Bevölkerung (18 Mill.) den übrigen vier Großmächten
Europas nach, an Volksdichtigkeit (nahe an 3500 auf 1 (Um.)
dagegen wird es nur von zwei derselben, Großbritannien und Frank-
reich, übertroffen. Alle übrigen Staaten Europas (außer den Groß-
mächten) haben eine geringere absolute Bevölkerung als Preußen,
obgleich drei (Spanien, Schweden nebst Norwegen, die europäische
Türkei) einen größer» Flächenraum einnehmen.
Vergleicht man die Volksdichtigkeit der einzelnen Provinzen, so zeigt sich
ein wesentlicher Unterschied zwischen den vier nördlichen und nordöstlichen einer-
seits, und den vier südlichen und westlichen andrerseits; denn die beiden nörd-
lichsten (Preußen und Pommern) haben wenig über 2200 E. in Folge der dem
Verkehr entrückten Lage und der geringen Fruchtbarkeit der norddeutschen Seen-
platte, Posen 2600 und nur Brandenburg 3100; während die vier übri-
gen, in denen neben dem Ackerbau auch die Industrie ihren Sitz aufgeschlagen
hat, sämmtlich 4000 übersteigen, die Rheinprovinz sogar 6350 erreicht. Die
äußersten Contraste bilden die Regierungsbezirke Cöslin (mit 1947 auf 1 Q.-M.)
und Düsseldorf (mit 10,800, im Kreise Elberfeld 28,160 auf 1 Q.-M.). Die
größte absolute Bevölkerung (jede über 3 Mill.) haben die beiden äußersten
deutschen Provinzen: Schlesien und die Rheinprovinz.
Der Abstammung nach vertheilt sich die Bevölkerung haupt-
sächlich auf zwei Nationalitäten; die deutsche ist so überwiegend, daß
ihr 15 Mill. oder V« der Gesammtbevölkerung angehören , der s l a v i s ch e
Stamm zählt 2 Mill. Seelen (in Posen, Preußen und Schlesien). Außerdem
finden sich an den beiden äußersten Enden der Monarchie noch fremd-
artige Bestandtheile der Population: in Ostpreußen Letten oder L i t-
thauer (137,000), im Kreise Malmedy (10,000) Wallonen (ein
Gemisch aus celtischen und germanischen Elementen).
Die christliche Bevölkerung Preußens besteht, außer wenigen
(15,000) Mennoniten und (1500) griechischen Christen, aus 107/« Mill.
Evangelischen und 6% Mill. Katholiken. Die Zahl der Juden (be-
sonders in denjenigen Landestheilen, die früher zum Königreiche Polen
gehört haben) beträgt etwa V« Mill.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
300
Bevölkerung Oesterreichs. §. 62.
Bevölkerung.
Bei einer Volksmenge von 35 Mill. E. ist Oesterreich an
absoluter Bevölkerung das dritte Reich Europas, steht aber an
relativer Bevölkerung (3000 auf 1 □ Üjf.) Großbritannien,
Frankreich und Preußen nach.
Vergleicht man die einzelnen Theile der Monarchie unter einander, so stndet
sich die stärkste Bevölkerung am Nord- und Südrande des Staates, wo theils
der fruchtbare Boden eine solche zu nähren im Stande ist, theils die Industrie
ihre Werkstätten aufgeschlagen hat, namentlich wo beide Bedingungen zusammen-
treffen, wie in Venetien (5350, die Provinz Rovigo über 7000 auf 1 Q.-M.),
Schlesien, Böhmen, Mähren (4600 bis 4900); die schwächste Bevölkerung ist
theils am Ostrande der Monarchie in den mit Seen, Sümpfen oder Waldungen
bedeckten Kronländern (Bukowina, Ost-Ungarn, Militärgrenze), hauptsächlich aber
in den Hochgebirgslandschaften der Alpen (Tirol mit 1627, Salzburg mit 1127
auf 1 Q.-M.).
Wie an Volksmenge, so steht Oesterreich auch an Mannich-
f a l t i g k e i t der V e v ö l k e r u n g in Hinsicht auf Abstammung
und Sprache (nach Czörnig 15 Nationalitäten) nur Rußland nach,
welches zwar noch mehr Nationalitäten in sich vereinigt, aber einen
Hauptvolksstamm von entschiedener Ueberlegenheit besitzt. Die wieder-
holten Wanderungen der aus Asien vorgedrungenen Völker seit dem
Anfänge des Mittelalters haben sämmtlich ihre Richtung nach dem
Donaugebiet genommen und zum Theil hier ihr Ziel gefunden. Ins-
besondere finden sich in Ungarn auf verhältnißmäßig beschränktem Raume
die Trümmer der großen Völker, welche im Mittelalter der Schrecken
Mitteleuropas geworden sind.
A. Europäische Stämme (28‘/2 Mill.). ')
I. Deutsche (fast 8 Mill.) finden sich in sämmtlichen zu Deutsch-
land gehörenden Kronländern, wenn auch nicht in allen als vorherr-
schende Bevölkerung; außerdem sind dieselben (namentlich Niederdeutsche)
auch in Galizien, Ungarn, Siebenbürgen durch von der Regierung
(namentlich von Maria Theresia und Joseph Ii.) begünstigte Ansied-
lungen verbreitet.
Ii. Slaven (fast 15 Mill., also der zahlreichste Stamm) bilden
die Hauptbevölkerung am Nordrande (im Mittlern Böhmen und Mähren,
ebenso in Galizien), sowie am Südrande der Monarchie. Man unter-
scheidet :
a. Nordslaven (11 Mill.): die Czechen (4 Mill.) in Böhmen
und Mähren, wo sie den Mittlern Theil des Landes bewohnen und den
Deutschen die gebirgigen Grenzlandschaften überlassen; die Slovaken
!) Die Zahlen für die Nationalitäten beruhen auf Berechnung des k. k.
statistischen Bureau nach der Zählung vom Jahre 1857.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreichs Oesterreich Europas Frankreich Venetien Bukowina Ost-Ungarn Salzburg Oesterreich Czörnig Asien Ungarn Mitteleuropas Galizien Ungarn Nordrande Galizien
Siebenbürgen. Militärgrenze. §. 62.
311
der Sachsen (eingetheilt in Stühle und Districte), d) das Land
der Szekler (eingetheilt in Stühle) und e) das Land der Ungarn
(eingetheilt in Comitate und Districte).
Doch machen die Walachen oder Romanen (1 Mill.) den
Hauptbestandtheil der Bevölkerung aus und nehmen den ganzen Norden,
Westen und Mittlern Theil des Landes ein, finden sich aber auch in den
übrigen Theilen des Landes in beträchtlicher Anzahl. Die Ungarn
mit den Szeklern (Vr Mill.) oder Grenzwächtern wohnen weiter in
der Mitte des Landes und im Osten, namentlich dem ebenfalls von Ro-
mänen stark bewohnten Sudoften. Nach dem südlichen Theile wurden
von den frühern Regenten Ungarns Deutsche von niedersächstscher (nord-
deutscher) Abkunft, daher Sachsen (200,000) genannt, berufen oder
zugelassen zur Urbarmachung öder Länderstrecken, zum Betrieb der Berg-
werke, zur Hebung der Industrie und des Handels. Diese Colonisten
bewahrten mit ihrer eigenthümlichen Sprache und Tracht, mit ihren
norddeutschen Sitten, sowie durch emsige Pflege deutscher Wissenschaft
ein deutsches Nationalgefühl. Auch im Norvoften finden sich Sachsen
in beträchtlicher Anzahl. Die (80,000) Zigeuner sind ziemlich gleich-
mäßig über das ganze Land verbreitet. Die größte und bevölkertste
Stadt des Landes ist Kronstadt (26,000 (§.), zugleich die erste
Handels-Fabrikstadt. Sie liegt im Lande der Sachsen, wie auch Her-
maunstadt (18,000 E.). Der Hauptort der Szekler ist Maros-
Basarhely (11,000 E.), der größte im Lande der Ungarn Klau-
se n b u r g (25,000 E).
6. Die Militärgrenze (1 Mill. E. auf 609 ll^M.), ein
schmaler, aber langer Streifen von dem adriatischen Meere, auf
dem linken User der Sau bis zu deren Mündung, dann auf dem
linken Donauuser bis zur Westgrenze der Walachei und Sieben-
bürgens.
Die Grenzer, d. h. die Soldaten-Bauern, welche seit vier
Jahrhunderten einen ebenso wichtigen, als eigenthümlichen Bestandtheil
der Kriegsmacht bilden, sind speciell verpflichtet, die Südgrenze des
Reiches sowohl gegen das Eindringen der Pest. als gegen feindliche
Einfälle zu schützen. Im Falle des Krieges bilden sie ein Heer von
100,000 Mann, welche zu den besten Truppen gehören; in der Regel
ist der Grenzer eine Woche im Dienste und zwei bet seiner Wirthschaft.
Meist eingewanderte Serben und Walachen, unterscheiden sie sich durch
Sprache und Sitte von der Bevölkerung der benachbarten Kronländer
gänzlich. Das Land zerfällt in zwei Landes-Militär-Commandos: das
croatisch-slavonische mit dem Sitze des Commandanten in
Agram und das banatisch-serbische, mit dem Sitze in Temesvar,
und hat von allen Kronländern die meisten Festungen: Alt-Gradisca
und Brod, beide an der Sau, Peterwardein und Semlckn,
beide an der Donau. Seehäfen der Militärgrenze sind Zengg und
Carlopago.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
36
Das Christenthum unter den Germanen und Slaven.
seen, Esthen, Tschuden und Woten am baltischen Meere, Wessen, Mu-
ränen, Mordwinen w. im Norden des heutigen europäischen Rußlands,
zu beiden Seiten des nördlichen Ural die Ungarn) sitzen von der
Mündung der Düna bis zum Ural; außer den Ungarn gelangt aber
keiner zu einer größeren geschichtlichen Bedeutung.
Die zahlreichen Stämme dieser Völkergruppe, welche neben der
germanischen und romanischen ein Hauptelement der Bevölkerung des
heutigen Europa bildet und von den Alten unter dem Namen Sar-
maten wenigstens theilweise begriffen wurde, erscheinen im 4. Jahr-
hundert in Bewegung, also gleichzeitig mit den germanischen Stämmen,
denen sie sich theils anschließen, theils nachrücken. Ihr gemeinschaft-
licher Name Slaven wird von Slowo, Wort, abgeleitet und bedeutet
somit Menschen von einerlei Sprache; sietheilten sich in drei Hauptstämme:
Wenden, die westlichen, Slowenen, die mittleren, und Anten, die öst-
lichen Slaven. Die Züge der wandernden slavischen Stämme lassen
sich ebensowenig vollständig Nachweisen, als die der germanischen Stämme.
Am Schluffe des 6. Jahrhunderts haben sich die Tschechen in Böhmen
festgesetzt und die germanische Bevölkerung hinausgeworfen oder an
die Gebirgsränder des Landes gedrängt; die Sorben sind noch weiter
im alten Germanien vorgerückt und wohnen vom oberen Main und
der Saale bis an die mittlere Elbe und Spree; von der unteren
Weichsel bis an die untere Elbe treffen wir die wendischen Stämme
der Pommern, Wilzen und Obotriten; von der Weichselmündung
bis zum Niemen die Preußen; landeinwärts von diesen die Ljächen
(Polen) und die Li thau er, einen den Slaven verwandten eigenthüm-
lichen Stamm, dessen Sprache dem Sanskrit näher steht als die andern
slavischen. Die Mähren dehnen sich über das von ihnen benannte
Land sowie über einen Theil Galiziens und Oberungarns aus, von wo
sich die Chrowaten (Kroaten) an die Save und das adriatische
Meer wandten, während sich die Serben östlich von ihnen festsetzten
und in einzelnen Schaaren durch die ganze Halbinsel des Hämus bis
in den Peloponnes ausbreiteten; die den Kroaten zunächst stehenden
Slowenzen (Winden) besetzten Steyermark, Kärnthen und Krain.
Alle slavischen Stämme hatten bereits die ersten Stufen zur Civilisation
überschritten, liebten Ackerbau und Viehzucht, besaßen einen eigenen Göt-
terkult, zeigten heiteren Sinn und kriegerische Tapferkeit, bewiesen aber
die ausdauernde und schaffende Thätigkeit nicht, durch welche sich die
Griechen, Römer und Germanen auszeichneten.
Slaven.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Europa Germanien Main Pommern Polen Galiziens Krain
40
Das Christentum unter den Germanen und Slaven.
zu beiden Seiten des nördlichen Ural die Ungarn) sitzen von der Mün-
dung der Düna bis zum Ural; außer den Ungarn gelangt aber keiner
zu einer größeren geschichtlichen Bedeutung.
S'tavrn.
Die zahlreichen Stämme dieser Völkergruppe, welche neben der
germanischen und romanischen das Hauptelement der Bevölkerung des
heutigen Europa bildet und von den Alten unter dem Namen Sarmaten
wenigstens theilweise begriffen wurde, erscheinen im 4. Jahrhundert in
Bewegung, also gleichzeitig mit den germanischen Stämmen, denen sie
sich theils anschlicßen, theils nachrücken. Ihr gemeinschaftlicher Name
Slaven wird von Slowo, Wort, abgeleitet und bedeutet somit Menschen
von einerlei Sprache; sie theilten sich in drei Hauptstämme: Wenden, die
westlichen, Slowenen, die mittleren, und Anten, die östlichen Slaven.
Die Züge der wandernden slavischen Stämme lassen sich eben so
wenig vollständig Nachweisen, als die der germanischen Stämme. Am
Schluffe des 6. Jahrhunderts haben sich die Tschechen in Böhmen
festgesetzt und die germanische Bevölkerung hinausgeworfen oder an die
Gebirgsränder des Landes gedrängt; die Sorben sind noch weiter im
alten Germanien vorgerückt und wohnen vom obern Main und der
Saale bis an die mittlere Elbe und Spree; von der unteren Weichsel
bis an die untere Elbe treffen wir die wendischen Stämme der Pom-
mern, Milzen und Obotriten; von der Weichselmündung bis zum
Niemen die Preußen; landeinwärts von diesen die Ljächen (Polen)
und die Lithauer, einen den Slaven verwandten eigenthümlichen
Stamm, dessen Sprache dem Sanskrit näher steht, als die andern sla-
vischeu. Die Mähren dehnen sich über das von ihnen benannte Land,
sowie über einen Theil Galiziens und Oberungarns aus, von wo sich
die Chrowaten (Kroaten) an die Save und das adriatische Meer
wandten, während sich die Serben östlich von ihnen festsetzten und in
einzelnen Schaaren durch die ganze Halbinsel des Hämus bis in den
Peloponnes ausbreiteten; die den Kroaten zunächst stehenden Slowen-
zen (Winden) besetzten Steyermark, Kärnthen und Krain. Alle slavi-
schen Stämme hatten bereits die ersten Stufen zur Civilisation über-
schritten, liebten Ackerbau und Viehzucht, besaßen einen eigenen Götter-
kult, zeigten heiteren Sinn und kriegerische Tapferkeit, bewiesen aber die
ausdauernde und schaffende Thätigkeit nicht, durch welche sich die Grie-
chen, Römer und Germanen auszeichneten.
Äwaren und Clmaren.
Im alten Dacien waren nach dem Abzüge der Longobarden nach
Italien die Awaren Meister, ein türkischer Stamm, der vom mittleren
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Slowo
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Europa Germanien Main Polen Galiziens Krain Italien
262
Mittel-Europa.
auch deutsche Kolonisten fanden bei ihnen Niederlassungen. Drei vorzügliche
Regenten haben sich in der Reihe der ungarischen Könige hervorgethan: um das Jahr
1000 Stephan der Heilige, im 14. Jahrh. Ludwig der Große, im 15. Matthias
Cor vi« ns, der große Stücke Oesterreichs eroberte und Gelehrsamkeit iu seiuen Staa-
ten förderte. Nach seinem Tode 1490 gab es Thronstreitigkeiten, bis endlich in der
ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts die ungarische Königskrone durch Wahl ans
hablbnrgische Haus kam. Oesterreich ist dadurch hauptsächlich zur großen europäischen
Macht geworden.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß 4 Hauptvölker diese Länder bewohnen: Magya-
ren, Slaveu, Walachen und Deutsche. Durch das neue Nationalitäteugesetz (1868) ist
für das Gebiet der Krone des hl. Stephan folgenden 6 historischen und einhci-
mischen Nationen politische Gleichheit der Nationalität und Sprache — wenigstens auf
dem Papier — gewährleistet: 1) den Magyaren mit tatarisch-siuuischer Sprache, so-
wohl in Siebenbürgen seßhaft, als von dort abwärts durch die Ebenen Ungarns, aber nie in
die Gebirge hinaufgestiegen; und unter ihnen in besonderen Distrikten die f umancn,
Iazygen, Haiducken und Matyos, letztere, am Fuße des Matra im wellenför--
migen Terrassenlande, angeblich Nachkommen der Hunnen, wie gleich den Szeklern und
Paloczen in Gesichtsansdrnck und Körperbau, so auch iu Dialekt und Tracht von den
Magyaren durchaus verschieden, breitknochig, gedrungen, mit unverkennbar mongolischer
Gesichtsbildung. Die im Osten Siebenbürgens ansäßigen Sz ekler (d. h. Grenzwäch-
ter) sind den Magyaren sprachverwandt; — 2) den Serben (Raizen), besonders im
südl. Theile des Landes, im Banat und in der Woiwodina, denen sehr nahe verwandt
die beideu andern (süd-) slavischeu Stämme: Kroaten und Slavonier (zusam-
men 2,400,000 - 15*60°/0); —3) den Slovaken, deren Sprache von der mäh-
rischen und tschechischen nnr dialektisch verschieden, Hauptbevölkeruug iu den eigentlichen
Karpathen bis herab zur oberungarischen Tiefebene und ostwärts bis znm Bodrog, ein
tüchtiges Bauernvolk (zu uns kommen sie nur als Mänsefallenhändler), einst Kern des
großmährischen Reiches (Snatopluk!), 1,841,000 — 11.95°/o; — 4) den Ruth e-
nen (Russinen, Rusuiakeu), in den Hochländern der Theiß und der östl. Hälfte des
Waldgebirges, von Galizien eingewandert, die rohesten aller Slaven in Ungarn, 448,000 =~
2.91%; — 5) deu Rumänen oder Walachen (Wlachen), halb flavisirtenabkömm-
lingen altdacischer Uuterthanen des Römerreiches, Hauptbevölkeruug des Banats und
Siebenbürgeus (im N. und S.), bis iu die neueste Zeit leibeigen, sittlich verderbt,
arm und verachtet, von größter Unwissenheit, so daß niemand mit ihnen verkehren
mag, an Bevölkerungszahl sich außerordentlich rasch mehrend, 2,477,000 — 16°/o; —
6) den Deutschen, in einer großen Zahl von Sporaden und zu verschiedener Zeit im
Lande augesiedelt. Die interessantesten und ältesten Kolonien sind wohl die großen
dentschen Sprachinseln der (jetzt allerdings slovakisirten) Zipser (am Tatra, zu denen
auch die Gründner, Kaschaner, Dopschauer und Metzenseifner gehören) und Sieben-
bürg er Sachsen. Die ältesten Urkunden weisen darauf hin, daß die Siebenbürger
Sachsen unter Geisa Ii., nach der Sage 1143, die Zipser und die Sachsen der Berg.-
*) Nach den Angaben Kel etis in Pest.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Große Ludwig Matthias
Cor Ruth_e-
874
Europa
— Ö st erreich-Ungarn.
zergangen wie entstanden; und das nicht allein, auch die Rechte und Freiheiten, welche
die Nation Jahrhunderte lang besessen, wurden der Gnade des obsiegenden Herrn völlig
preisgegeben. Während der Revolntions poche hatte Ungarn versucht, die sogenannten
Nebenländer — Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien, die Militärgrenze — die bis
dorthin faktisch von ihm ganz unabhängig gewesen waren, sich anzugliedern und zu
einem großen Reiche zu vereinigen; allein die Bevölkerung derselben hatte dieser Per-
einigung, von der man eine Unterdrückung der heimischen Nationalitäten durch die
Magyaren fürchtete, widerstrebt und wesentlich znm Siege Oesterreichs ü8er Ungarn
beigetragen. Zum Danke für die gebrachten Opfer wurden sie nun nicht nur als
selbständige Kronländer eingerichtet, sondern es wurde auch, zur Belohnung der Serben,
aus dem Banat und der Woiwodina ein neues Kronland, die serbische Woiwod-
schaft, errichtet. In Ungarn aber herrschte von nun an die österreichische Regiernng
mit unumschränkter Gewalt. Es bestand eine geordnete Verwaltung, gute Justiz,
rasches Gedeihen auf allen wirtschaftlichen Gebieten. Die Germanisirnng machte un-
glaubliche Fortschritte, die Magyaren aber trauerten und stählten sich in passivem
Widerstande.
Infolge der Ereignisse von 186ß kam Ungarn in die glückliche Lage, diese Verhält-
nifse wieder zu ändern und die Gleichberechtigung mit dem cisleithanischen Kerne wieder
zu erringen. Ungarn und Siebenbürgen wurden unter einem gemeinsamen Ministerium
vereinigt und erhielten im ungarischen Reichstag eine gemeinsame Vertretung; Kroatien-
Slavonien wurde auch wieder mit Ungarn verbunden, behielt aber daneben noch eine
Sonderregiernng und einen Sonderlandtag. Die Militärgrenze verblieb vorläufig unter
dem Reichskriegsministerium. Diesen Ausgleich von 1867 haben eigentlich die Magyaren
allein, ohne die 10 Mill. der andern Nationalitäten Ungarns gemacht; denn sie allein
bildeten damals eine rührige, politisch geschulte Masse von mehr als 5 Mill., jede der
andern Völkerschaften betrug weniger, keine war gewappnet und entschlossen. So er-
langten sie eine Herrschaft, die in keinem Verhältnisse zu ihrer Volkszahl, zu ihrer Kultur
und Bildung steht. Wie haben nun die Magyaren bis jetzt die Probe ihrer Regierungsfähig-
keit bestanden? In politischer Beziehung unzweifelhaft glänzend; sie haben in dieser kurzen
Zeit ein magyarisches Ungarn fertig gebracht, welches magyarischen Interessen dient und von
magyarischen Verbindnngssäden durchzogen ist. Auch sonst wurde manches Gute ge-
fördert (z. B. durch Anlage von Eisenbahnen.) Aber Ungarn ist ein erbarmungsloser
Centralisationsstaat geworden, Siebenbürgen ist in Comitate zerschlagen und jeder Spur
provinzieller Selbständigkeit, die Woiwodina sogar ihres Namens beraubt. Gründliche
Kenner der Verhältnisse entwerfen ein trübes Bild von den innern Zuständen des
Landes. *) Zwei Dinge, sagen sie, schlagen dem Reisenden, sowie er den Fuß über die
ungarische Grenze setzt, im Gegensatze zur früheren deutschen Verwaltung sofort ins
Gesicht: die schlechte Rechtspflege und der Völkerhader. Sofort nach er-
langter Herrschaft warf sich die ganze Energie der Magyaren, ihr politisches Talent, ihr
wildes Ungestüm, ihre tiefe Angst vor der Zukunft auf das eine große Ziel, ans Ungarn
einen magyarischen Staat zu machen. Um nicht selbst in den Wogen des Slaventhnms
unterzugehen, werden sie dämonisch getrieben, andere Nationen zu erwürgen; sie ahnen
*) Dr. von Löher, die Magyaren und cndcre Ungarn. Leipzig 1874.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]