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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 306

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 306 — Inzwischen fällt der Strom, der dieses Wnnder schafft, in nm- gekehrter Weise, wie er gestiegen, nämlich anfangs schnell, dann zögernd, bis vom Dezember an die Abnahme kaum noch bemerkbar ist. Nunmehr leitet der Ägypter aus den Cisternen, in welchen sich von der Überschwemmung her Wasser gesammelt hatte, dieses von einer Furche des Ackers zur andern. Und wunderbar! Selbst eine Bild 102. Nilüberschwemmung. so dürftige Bewässerung genügt, um dem Boden eine solche Frucht- barkeit zu verleihen, daß in dieser Kornkammer der Welt mehrere Ernten aufeinander folgen. Schon Ende Januar steht der Weizen 1 in hoch und die Gerste in schweren Ähren; viermal in fünf Monaten wird der alexandrinische Klee geschnitten. Daneben liegen Reis- und Maisfelder, wechselnd mit dem Dickicht des Zuckerrohrs oder mit Baum- woll- und Jndigopflanzungen. Darüber erhebt sich die edle Palme.

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 170

1855 - Mainz : Kirchheim
170 Rauch und Asche verhinderten den Anblick des Vesuvs, dessen kegel- förmiger Gipfel am folgenden Tage nach einem heftigen Krachen ein- stürzte und in den Krater siel. Aus diesem Grunde wurde der Hauptberg viel niedriger und der neben ihm stehende viel kleinere Berg wurde höher. Bei diesem Ausbruche sahen sich 18,000 Ein- wohner der Stadt Neapel genöthigt, ihre Wohnungen zu verlassen, 33 Menschen büßten ihr Leben dabei ein, die Zahl der umgekom- menen Thiere belief sich auf 4168. Noch an zwei verschiedenen Orten öffnete sich der Berg und zwei neue Lavaströme strömten hervor. An vielen Orten lag die Asche vier Ellen hoch. Auf der Seite von Giovanni fiel ein heftiger Aschenregen mit siedendem Wasser, kleinen Steinen und Bimssteinen, wodurch großer Schaden ver- ursacht wurde. Auf ein Landhaus stürzte eine feurige Masse in Gestalt einer Kugel, die alles Brennbare im Hause verzehrte. Die Höhlung des Kraters war sechsmal so groß als sonst und aus dieser wälzte sich noch am 19. die Asche mit erschrecklicher Kraft in die Luft, höher als der höchste Thurm, und bildete Figuren wie Blumenkohl, jedoch in großartigerer Gestalt. Unter Donnern und Blitzen endete das Schauspiel. Das Wasser im Meere war von der eingetretenen Lava zwei Tage lang siedend heiß. Den 20. war Alles ruhig; nur dann und wann rollte der Donner noch ein wenig. 19. Konstantinopel. Mitten vor uns lag die Spitze des Serails, neben welcher sich das prachtvolle Konstantinopel erhebt. Tausende von Häusern sind auf den sieben Hügeln verstreut, auf denen die Stadt gebaut ist, und zwischen denen sich das berühmte goldene Horn, Konstantinopels schöner Hafen, erstreckt. Mitten unter den Häusern erheben sich die schönsten Baum- gruppen ; eine Menge prächtiger Moscheen, schlanker Minarets bieten sich zu gleicher Zeit den Blicken dar, im klarsten Glanze des südlichen Him- mels prangend. Der Anblick war bezaubernd, ich wagte kaum zu athmen; ich meinte in einem lieblichen Traume befangen zu sein und fürchtete, da- von zu erwachen. Doch rastlos ruderten wir vorwärts unv bald erreichten wir den Hafen. Wir suchten unsern Weg mitten durch einige hundert Kauffahrteischiffe, die er aus allen Welttheilen zusammenkommen. Wir landeten an einem bedeckten hölzernen Vorbau, wo die Kalken (scchsruderige Schiffe) gewöhnlich anlegen. Wir traten in die Stadt. Nun änderte sich die Scene. Die Gassen sind widrig, die Häuser haben einen leichten und unsichern Bau. Das Pflaster ist ebenfalls abscheulich und die Gassen sind so eng, daß manchmal nur mit Mühe drei Personen darin neben einander gehen können; und dabei sind sie noch bevölkerter, als die Straßen jeder anderen europäischen Hauptstadt. Die lebhafteste Einbildungskraft eines Europäers, der noch keine asiatische Stadt gesehen hat vermag nicht, sich eine Vorstellung davon zu machen. Was mir zuerst auffiel, war die Mannichfaliigkcit und Weite der Trachten. Man lehrte mich den Rang und die Nationalität der Leute, die mir begegneten, nach ihrem Kopfputz und ihrer Fußbekleidung zu er- kennen. Die Muhamedancr tragen gelbe, die Rajas (christliche Unterthanen der Pforte) rothe und die Juden blaue Stiefeln. Ein ähnlicher Unterschied

3. Freiburger Lesebuch - S. 81

1912 - Freiburg im Breisgau : Troemer
— 81 -- Geld. Im Breisacher Zug aber fahren die Blumenkinder vom Kaiserstuhl heim und freuen sich, daß der schwere lange Morgen zu Ende ist, der für sie schon kurz nach Mitternacht begonnen hat. Ans dem Münsterplatz ist's still geworden. Der Brunnen rauscht, und die Bächlein eilen lautlos durch ihre Kanäle. Jetzt sind die Kinder wieder allein Herr. Der Marktplatz ist zum Spielplatz geworden, am Gesimse des Brunnens hängen sie wie Frösche und platschen mit den Händchen im Wasser. Einige steigen sogar hinaus ans den Trog und blasen mit kräftigem Hauch in das eine der vier Rohre, so daß die anderen ihren Strahl weit hinaussenden und die am Brunnen spielenden Kameraden übergießen. Hinten in einer Nische des Münsters springen ein paar Mädchen über das „Hopsseil", indessen vorn ans den Steinfließen des Portals die Buben „Nibling" spielen und „Tanzknops" schlagen. Von drüben her, wo das Kornhaus steht, tönt lauter Kommandorns. Die Münsterplätzler Buben liegen mit den Herrenstrüßlern und Konviktsgäßlern im Krieg, und eben rückt eine Kolonne ab in den Kamps. Dämmerung senkt sich herab aus die Stadt. Draußen aus der Kaiserstraße lärmt und rauscht das Leben, als ob es keine Abendrnhe geben sollte. Droschken und Automobile, Lastwagen und elektrische Trams durchfahren die Fahrbahn, auf den Gehwege» drängt sich Arm und Reich in geschäftiger Eile. Hier aus dem Müusterplatz aber herrscht Abendfrieden und Stille. Vor den Häusern sitzen ans der niederen Fensterbank ein paar Nachbarn; ihre Kinder spielen am Bach. Die Wirte der Weinstuben stellen Tische, mit weißen Tüchern gedeckt, vor ihre Hänser. Unter Lorbeer-und Oleanderbäumeu sitzen die Bürger und trinken den köstlichen Landwein vom Kaiserstuhl und Glottertal und ans dem Markgräflerland. Fröhliche Studenten nehmen au anderen Tischchen im Freien Platz, lustig klingt von Zeit zu Zeit eines ihrer Lieder durch die Nacht. Ab und zu fährt noch ein Auto leise herein und bringt verspätete Gäste, au den Fenstern glänzen die Lichter auf, und in der milden Abendluft plaudern auf den Balkönen die Münsterplätzler miteinander. Aber nicht immer ist's so friedlich und angenehm da. Manchmal bläst der „Höllentäler" mit grimmiger Zugluft durch die Winkel und Ecken des Platzes und treibt die Plauderer und Weintrinker mit frostiger Hand in die Stuben zurück. Oben im durchbrochenen Helm des Münsterturmes braust und lärmt der Sturm wie ein riesiger unsichtbarer Eilzug der Lüfte, und in den Häusern am Platze stöhnt und seufzt er in den Kaminen wie ein unheimlicher Hausgeist. Wenn dann noch gar ein Regen einfällt, so mischt sich in all^den Lärm das klatschende Getöse der Münsterwasserspeier, die eine wahre Sündflut von Wassern auf das Pflaster niederprasseln lassen. In solchen Nächten ist es einsam auf dem unwirtlichen Platze, und nur der dunkle Körper des Münsterturmes, ans dem das Licht der Turmwächterstube friedlich herunterschimmert, gewährt dem Beschauer den Anblick seiner unerschütterlichen Ruhe. Droben aber, hoch über dem niederen 6

4. Theil 2 - S. 158

1864 - Mainz : Kirchheim
158 Altar, die Kanzel, die Wände, das Gewölbe sind in und aus Salzstein ge- hauen. Mitten durch die große Ebene des Salzwerkes geht die Heerstraße, auf welcher die mit Salz beladenen Wagen einherfahren, um das Salz aus den entserntern Gegenden bis an den Ort zu bringen, wo es in die Höhe gewun- den wird. Die Straße wird nie leer, und selbst die Ladung der Fuhrleute, die immer guter Dinge sind und, bei ihren Wagen einhergehend, jauchzen und singen, gewährt einen prächtigen Anblick; denn sie blitzt, wie Kristall und Edelgestein. Die Zahl der Pferde, die hier gehalten wird, beläuft sich auf mehrere Hundert, die nur alle 8 — 14 Tage das Tageslicht wieder sehen. Gewöhnlich werden diese Thiere von dem Strahlenschimmer der-überall blin- kenden Lichter in kurzer Zeit so geblendet, daß sie das Gesicht verlieren. Man kann sie aber dessenungeachtet eben so gut brauchen, als wenn sie noch den Gebrauch ihrer Augen hätten. Was man von einem Bache mit süßem Wasser erzählt, ist Fabel. Das wenige Wasser im Bergwerke ist salzig. Es sammelt sich in einem Becken, über welches ein Seil gespannt ist und eine Fähre geht. Neben diesem Bassin (Becken) ist ein aus Holz errichteter Saal, in welchem beim Bergfeste getanzt wird. Die Werkzeuge der Bergleute bestehen aus Hacken, Hämmern und Mei- ßeln. Durch Hülfe derselben werden die Salzmassen in der Form ungeheurer Cylinder ausgegraben und losgerissen. Noch größere Stücke sprengt man auch mit Schießpulver los, welches ein furchtbares Getöse, gleich dem Rollen des Donners, erregt. Beim Losschlagen eines so großen Stückes lassen sich Pauken und Trompeten hören. Die größern Massen werden in kleinere Stücke ge- schlagen, und des bequemen Fortschaffens wegen gibt man ihnen mit dem Meißel die Form einer Tonne. Sind diese Tonnen oben angelangt, so zer- schlägt man sie in noch kleinere Stücke und mahlt diese in eigens dazu einge- richteten Mühlen zu Pulver. Aus den härtesten und schönsten Stücken macht man sogar allerlei künstliche Geräthschaften und Spielwerke, die als Selten- heiten weit und breit verkauft werden. 38. Das Mineralreich. Schon Jahrtausende sprossen, aus den Erd arten die Pflanzen zur Nahrung für Menschen und Thiere; schon Jahrtausende holt der Mensch aus dem Schoße der Erde die Steine und Metalle, die Waffen und Rüstungen zum Kriege, wie die Marmorblöcke und Sandsteine zu Denkmälern des Friedens — das Salz zum Würzen der Speisen — und die brennbaren Mineralien zum Schmelzen der Erze. Schon Jahr- tausende steigt der Mensch in die Fluthen des Meeres und gräbt sich in die Felsen der Erde, um die verborgenen Schätze an das Licht des Tages zu fördern. Dampfmaschinen und Wasserräder, Wind und Feuer hat er zu Ge- hülfen mit hinabgenommen in die Tiefe; aber so viele Jahre die unter- irdischen Schatzkammern auch schon ausgebeutet werden, ihr Reichthum

5. Theil 2 - S. 246

1864 - Mainz : Kirchheim
246 größe aller umgebenden Gegenstände verkleinern sie mit jedem Augenblicke mehr, indem diese mit dem Entbrennen der Lampen wachsend hervortreten. Sobald solche sich entzündet haben, verschwinden die Befestigungen, an denen das Kreuz hangt, vor dem Glanze, und dasselbe scheint nun frei in dem hoch- gewölbten Raume zu schweben. Dieser Moment ist einzig in seiner Art; der Zauber des Lichtes, das allmählig in alle Theile des Kreuzes der Kirche strömt und alle Hallen, alle Seitengänge des ungeheuren Gebäudes erhellt, ist unvergleichbar. Obwohl nun ganze Scharen von Betenden und von Neu- gierigen sich durch die Kirche bewegen und natürlich den in der Mitte unter der Kuppel stehenden Hochaltar umlagern, so entsteht doch kein eigentliches Gedränge; ein solches wird in diesem ungeheheuren Raume nicht möglich. 21. Der Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n. Chr. Der große und gewalrige Ausbruch des Vesuv am 24. Augüst i. I. 79 n. Chr. G. ist ein so merkwüroiges Ereigniß, daß ich es euch etwas aus- führlicher darstellen will. An dem ebenerwähnten Tage erhob sich plötzlich, nachdem der Vesuv seit Menschengedenken nicht mehr Lava ausgeworfen hatte, eine ungeheure Rauchwolke aus dem Berge; bald schossen Feuerstrablen daraus hervor, glühende Steine flogen umher, und glühende Asche fiel dicht und immer dichter mehrere Stunden weit nieder. Die Sonne verlor ihren Schein, bis endlich dunkle Finsterniß über der ganzen Gegend lag. Die Erde erbebte, und unter den Tritten der Fliehenden schwankte der Boden, so daß sie niederstürzten; unterirdischer Donner rollte dumpf, und in jedem Augenblicke fürchteten die Bewohner den Einsturz ihrer Städte. Alles floh. Um sich gegen die unerträgliche Hitze der glühenden Asche zu sichern, band man Kissen auf den Kopf. Nichts war zu erkennen. Das Rusen, das Geschrei und Gejammer der Armen, die, auf dem Felde herumtappend, sich nirgends zurecht zu finden wußten und die Ihrigen vergebens suchten, war herzzerreißend. Endlich, als der lange und schwer? Aschenregen nachließ und an, andern Tage die Sonne, wiewohl mit bleichem Scheine, wieder hervortrat, bot die ganze Gegend den traurigsten Anblick dar. Alles war mit Asche bedeckt. Von den zwei Städten aber, H e rcu l a n u m und Pompeji, fand sich keine Spur mehr. Niemand wußte, wo sie geblieben; man glaubte, die Erde habe sie verschlungen. Ein schauerliches Schweigen ruhte über ihrem Grabe. Da geschah es, daß vor etwa anderthalbhundert Jahren (1720) ein Bauer in jener Gegend einen Brunnen graben wollte, und siehe, er grub drei schöne weibliche Statuen (Bildsäulen) heraus. Später forschte man weiter, und wer malt das Erstau- nen! — man grub ein Theater, eine Straße mit ihren Häusern heraus; kurz, man überzeugte sich, daß man in dem einst durch Asche und glühende Lava verschütteten Here ul an um sich befinde. Später grub man auch nachdem alten Pompeji, und auch dies wurde gefunden, und wohl der vierte Theil Lesselben ist schon an's Licht gebracht. Das ist nun höchst merkwürdig: in

6. Erdkunde - S. 330

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
330 M. Coan in ebenso lebhafter als naturwahrer Weise. — Am Ab- hange des Vulkanriesen — in einer Höhe von 1250 m — befindet sich der Ih2 Stunden lange und halb so breite Lavasee Kilauea (Fig. 51). Die dampfend aufsprudelnde und mit weißer Glut leuchtende Flüssigkeit, der eigentliche Lavapfuhl, füllt im gewöhn- lichen Zustande nicht die ganze Höhlung. Steht aber ein Ausbruch bevor, so wird derselbe durch ein plötzliches Steigen und Fallen des Lavasees angekündigt. 1852 war dieser Vulkan monatelang in Thätigkeit. M. Coan näherte sich dem Krater von der Windseite her auf 40—50 m. „Ich näherte mich," schreibt der Missionär, „soweit als ich die Hitze ertragen konnte, und stand mitten iw Asche, Sand, Schlacken und Steinen, die weit umhergestreut waren. Aus dem furchtbaren Schlunde dieses Kegels wurden beständig große Massen rot- ja sogar weißglühender Lava unter einem wahrhaft betäubenden Getöse ausgeworfen und mit einer Gewalt, welche die Felsenrippen des Berges zu zerreißen und seine diamantenen Pfeiler zu zertrümmern drohte. Manchmal erschien das Getöse unterirdisch, tief und wahrhaft höllisch. Zuerst war es ein Rumpeln, Murmeln, ein Zischen oder ein tiefes mahnendes Murren, dann folgte eine entsetzliche Explosion, wie das Donnern von Breitseiten in einer Seeschlacht oder lebhafte Salven einer Batterie nach der andern in einer Feldschlacht. . . . Die Ausbrüche zeigten keine Unterbrechung, sondern waren anhaltend. Ungeheure Massen des Geschmolzenen stiegen beständig aufwärts und fielen herab wie ein Wasserstrahl. Die Kraft, welche diese feurigen Säulen aus der Mündung her- vortrieb, zertrümmerte sie in Millionen von Bruchstücken ver- schiedener Größe; die einen stiegen empor, während andere fielen, einige schossen seitlich empor, andere beschrieben zierliche Bögen, einige bewegten sich geradlinig, manche fielen senkrecht wieder in den Krater zurück. Jedes Stückchen leuchtete so hell wie der Sirius. . . . Während der Nacht übertraf der Anblick alles, was sich schildern läßt. Mächtige Säulen weißglühender Lava stiegen beständig in die Höhe in der ewig wechselnden Form von Pfeilern, Pyramiden, Kegeln, Burgen, Türmen und Minarets rc., während die nieder- steigenden Massen sich zu einem beständig strömenden Katarakte

7. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 126

1855 - Mainz : Kunze
124 Mittel-Europa. alten Burg hinauf zu gehen, wo die an Kirchen und Klöstern reiche Stadt und die Umgegend bis zu den Karpathen hin den herrlichsten Anblick gewahren. Die Burg selbst, früher in königlichem Glanz, heutzutag eine Kaserne und verunstaltet, ist ein Bild vom Schicksale Polens. Wer die öffentlichen Plätze und sehenswer- then Banwerke durchwandert, trifft überall auf denselben Gegensatz der Gegen- wart und Vergangenheit, aber auch auf Zeugnisse von der Unverwüstlichkeit des polnischen Nationalkarakters. Am meisten fühlt man sich angezogen von der ehr- würdigen Kathedrale oder Schloßkirche, und von dem Koscziuskoberg. In der Kathedrale erinnert eine Reihe von Grabmälern und Bildnissen an die Ge- schichte der Könige und Helden, besonders an Johann Sobiesky, Thaddäus Kosczinsko und Jos. Poniatowskv, während inmitten des Doms der silberne Sarg des Märtyrers Stanislaus, als Schutzheiligen des Reichs, von silbernen Engeln emporgehoben wird. Auch zwei eigentliche Kunstwerke schmücken den Tempel, ein segnender Christus und ein Graf Potocki, der vor Moskau fiel, beide aus Marmor und von Thorwaldsens Hand. Noch bedeutsamer ist das Kos- czinsko - D e n km a l, draußen vor der Stadt. Es ist ein Berg, aber nicht von der Natur, sondern von Menschenhand geschaffen, ein kolossales Hünengrab, das grün beraset, mit Schneckeuwindungen, fast zu der Höhe von 300 Fuß aufsteigt. Das Volk, in seiner Verehrung des Helven, hat mit Spaten und Karren ihm dieses Denkmal aufgethürmt, und zwar das Volk ohne Unterschied des Standes und Alters; Greise wie Jünglinge, Senatoren, Bürger und Bauern waren daran bethätigt. Ans allen Woiwodschaften Polens ward etwas Erde beige- steuert, selbst aus Amerika, wo Kosczinsko unter Washington seine Kriegsschule gemacht, und aus der Schweizerstadt Solothurn, wo er gestorben. Das muß man sagen: Was auch der Pole verschuldet hat, seine Vaterlandsliebe kann manchem Volke zum Muster dienen. Von Krakau ostwärts, etwa 40 M. entfernt, liegt Lemberg mit 72,000 E. vornehmster Ort im südpolnischen Lande Galicien oder Halicz, das 1773 bei der ersten Theilung Polens an Oestreich fiel. Unter östreichischem Scepter hat die Stadt au Bevölkerung und Wohlstand sehr gewonnen, sie ist Sitz des Gouver- neurs und 3 geistlicher Oberhirten, nämlich eines griechischen, lateinischen und armenischen Bischofs. Die jüdische Gemeinde ist groß, wie überall in Polen, sie zählt 21,000, die zu Krakau 13,000, die zu Warschau an 40,000. — Fast eben so weit von Krakau wie Lemberg, aber nordwärts, liegt Warschau, am linken Ufer der Weichsel, mit der Vorstadt Praga gegenüber durch eine Schiff- brücke verbunden. Einwohnerzahl 157,000. Die Bauart ist austallend gemischt; neben steinernen Häusern und prächtigen Palästen stehen noch elende Hütten. Das gleiche bemerkt man im ganzen Polenlande, hin und wieder stattliche Land- güter zwischen den erbärmlichsten Dörfern. Warschau hat nicht den Trost, unter Oestreich oder Preußen zu stehen; es ist russisch und wird seit dem letzten Kampfe von 1831 durch eine neugebaute Citadelle im Zaum gehalten. §. 3. Der kleine deutsche Theil. a) Geschichtliches. — In früheren Jahrhunderten, ehe Litthauen am Niemen und Polen an der Weichsel ein gemeinsames Reich ausmachten, erstreckte

8. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 123

1831 - Mainz : Kunze
Z. 3. Der große polnische Theil. Das Stromgebiet laßt sich am besten nach der Sprachgrenze abtheilen. Die bei weitem größere Hälfte von den Gebirgen hinab bis nahe der Stadt Thorn wird von Polen, der untere Küsten- strich von Deutschen bewohnt. Ortschaften im polnischen Theil: Krakau, im schönen Thal der bereits schiffbaren Weichsel, eine freie Stadt mit eigner Re- gierung, also keinem der königlichen Nachbarstaaten unterworfen. 26000 E., Gräber ehemaliger Polenkönige, vorzüglich des Ioh. Sobiesky, im Dome, wo auch die Gebeine des unvergeßlichen Patrioten Koscinsko, und des Fürsten Jos. Poniatowsky ruhen. — Zwei M. ostwarrs, wo sich der Fuß der Karpathen ins Weichselthal abflacht, W ieliczka, ein kleiner reinlicher Bergflecken; merkwürdig durch seine Salzbergwerke. Etwa 400 Schritt vom Orte steht ein hölzernes Gebäude über dem Haupt- schacht. Zum Einfahren erhalt der Reisende einen weißen Linnenmantel statt der anderwärts bräuchlichen schwarzen Grubenkittel, und wird beim Schein des Grubenlichtes 200' hinabgelassen. Hier ist ein Gang (Strecke) durch braun- grauen Salzstein gehauen, und führt zur sogenannten Kapelle. Dies ist ein großes Gewölb mit spitzbogigem Eingang, Kanzel und Altar, an dessen Stufen zwei Mönche knieen und die oberhalb stehenden Gestalten Christus und Maria anbeten; alles ist nach Angabe eines geschickten Bergmannes aus dem Salzstein gehauen. Setzte sich über die Oberfläche des abgebrochenen und abgemeißelten Gesteins nicht ein düsterer Salzschleim, so müßten die Wände und Gestalten bei gehörigem Fackellicht flimmern und glitzern. So aber sieht es düster aus. Mehrere Gänge streifen von der Kapelle weiter und durchschneiden sich mannig- fach, so daß man in einem Labyrinthe zu sein glaubt. Da begegnet man häufig Bergleuten, die in einer klotzrädrigen Kastenart (Hunde) die großen Salzbrocken fortschieben, während man die Hauptmassen, tonnenförmig zurecht gehauen, bis zu dem Schachte fortwälzt und hinauf ziehen läßt. Da gehts oft viele Stufen hinunter und hinauf, wie in verschiedenen Stockwerken. Zuweilen kömmt man in ungeheure Gewölbe (Verhaue), deren ausgeleerte Räume nicht geringe Massen Salz geliefert haben. Da wird mit Pulver gesprengt, mit Meißel und Ham- mer, mit Keil und Brechstange stückweis oder banderweis das Gestein abgelöst. Damit sie nicht einstürzen, hat man Felsstützen wie Pfeiler stehen lassen. Be- sonders merkwürdig ist der große Saal, ein Verhau, worin eine Dorfkirche bequem stehen könnte. Er dient zur Aufbewahrung solcher Dinge, die in den mancherlei Abtheilungen des weitschichtigen Bergwerkes sehenswerth sind, und hier auf ein- mal betrachtet werden können, z. B. Stufen in den Wänden, getrennte Salz- bänder, erste Anfänge dazu, Anlagen von Strecken, Fossilien, Versteinerungen und Krystallisationen, die im Salzstein gefunden werden, u. a. nt. Pyramiden aus geöltem Papier und andere Vorkehrungen zum Ziluminiren stehen umher.

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 510

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
510 die Kanonenschläge auf dem Pincio, und es schießt rauschend und sausend, wie eine vulkanische Eruption, unvermutet und gewaltsam der Feuerstrom der Girándola hinter der Fassade des Spaziergangs hervor. Eine Riesengarbe oder eine ungeheure Palmenkrone sprühenden Feuers fliegt, von der Erde gleichsam ausgestoßen, zischend und knallend auf, breitet sich fächerartig über den Himmel aus und scheint ihn halb bedecken zu wollen. Das geblendete Auge hat nicht Zeit, in diesem Strahlenphänomen das Spiel der Einzelheiten zu verfolgen; die ganze erhabene Erscheinung rauscht nun schon zu Häupten des Betrachtenden, der am Obelisk der Piazza del Popolo steht, und indem sie sich auflöst, scheint der Himmel in Myriaden Sterne zerfahrend herniederzuregnen. Es ist kaum ein Be- trachten zu nennen, es ist eine urplötzliche Flammenvision, welche dahin- fährt und in kürzester Zeit verschwindet; die Erinnerung hält sie nur wie die Magie einer Traumerscheinung fest. Die Girándola ist verschwunden — der Nachthimmel glänzt wieder von Sternen tief und klar, und die Dampfwolke wallt langsam über die Porta del Popolo. Nun beginnen einzelne Stoß- und Knallraketen hinter den Bäumen des Pincio aufzuplatzen, lichtlos und gleichsam nur als geisterhafte Ankündigungen neuer Erscheinungen. Eine knallt hinter einer der marmornen Sphinxe, welche am Eingänge des Monte Pincio liegen, und indem bei diesen heftigen Schlägen einzelne Blitze aus dem Dampf- gewölk aufzucken, erscheint die dunkel und geheimnisvoll hingelagerte Sphinr wie ein dämonisches Wesen, das aus der Tiefe heraufbeschworen ist. Bengalisches Feuer zündet jetzt die Fassade einer gotischen Kirche oder eines Tempels an, welcher nun mit erleuchteten Konturen, als ein Zauberpalast feenhaft über den schwarzen Pinien des Pincio schwebt. Der Tempel verlischt nach und nach; dann fliegen Raketen, Leuchtkugeln, zauberische Sterne in blauem, rotem und weißem Lichte sonder Aufhören empor und zerplatzen zum Sternregen. Ohne Ende zischen die Feuer- schlangen in den Lüften und erhellen den Platz, und in dem Wiederschein all dieser sausenden Lichter steht der Obelisk des Sesostris, einst in dem fernen Heliopolis der Sonne geweiht, fremd und seltsam und zeigt die Hieroglyphen seiner wunderlichen Bilderschrift. Es ist ein ganz trefflicher chaldäischer und nekromantischer 1 Apparat für die Magie dieser Feuer- erscheinungen, welche die Sphinxe und der Obelisk hergeben, und aus den durchglühten Dampfwolken ragen, zauberisch beleuchtet und märchen- haft phantastisch, die Pinien und die Cypresfen und die bunten und bizarren Figuren des Pincio, die Säulen mit den Schiffsschnäbeln, die melancholischen dacischen Kriegssklaven mit den phrygischen Mützen, die 1 Nekromant — Schwarzkünstler.

10. Dichtung der Neuzeit - S. 254

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
254 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Kein Blut vergießt's und macht doch tausend Wunden, Niemand beraubtes und macht doch reich: Es hat den Erdkreis überwunden, Es macht das Leben sanft und gleich. Die größten Reiche hat's gegründet. Die ältesten Städte hat's erbaut; Doch niemals hat es Krieg entzündet. Und Heil dem Volk, das ihm vertraut! 5. (Der Fcuerfunke.) Ich wohn' in einem steinernen Haus, Da lieg' ich verborgen und schlafe; Doch ich trete hervor, ich eile heraus, Gefordert mit eiserner Waffe. Erst bin ich unscheinbar und schwach und klein. Mich kann dein Atem bezwingen, Ein Regentropfen schon saugt mich ein; Doch mir wachsen im Siege die Schwingen. Wenn die mächtige Schwester sich zu mir gesellt. Erwachs' ich zum surchtbarn Gebieter der Welt. 6. (Das Schiff.) Ein Vogel ist es, und an Schnelle Buhlt es mit eines Adlers Flug; Ein Fisch ist's und zerteilt die Welle, Die noch kein größres Untier trug; Ein Elefant ist's, welcher Türme Aus seiuem schweren Rücken trägt; Der Spinnen kriechendem Gewürme Gleicht es, wenn es die Füße regt; Und hat es fest sich eingebissen Mit seinem spitz'gen Eisenzahn, So steht's gleichwie auf festen Füßen Und trotzt dem wütenden Orkan. li) Dichtungen epischen tzharakters. 1. Pompeji und Hrrkutanum. (1796.) Welches Wunder begibt sich? Wir flehten um trinkbare Quellen', Erde, dich an, und was sendet dein Schoß uns herauf! Lebt es im Abgrund auch? Wohnt unter der Lava verborgen Noch ein neues Geschlecht? Kehrt das entflohne zurück? Griechen, Römer, o kommt! O seht, das alte Pompeji Findet sich wieder, aufs neu' bauet sich Herkules' Stadt. Giebel an Giebel steigt, der räumige Portikus öffnet Seine Hallen; o eilt, ihn zu beleben, herbei! Aufgetan ist das weite Theater; es stürze durch seine 10. Sieben Mündungen sich flutend die Menge herein! Mimen, wo bleibt ihr? Hervor! Das bereitete Opfer vollende Atreus' Sohn, dem Orest folge der grausende Chor! Wohin führet der Bogen des Siegs? Erkennt ihr das Forum? Was für Gestalten sind das auf dem kurulischen Stuhl? Traget, Liktoren, die Beile voran! Den Sessel besteige Richtend der Prätor, der Zeug' trete, der Kläger vor ihn! * * Der Prinz Elboeuf ließ im Jahre 1711 zu Portici einen Brunnen graben, wobei man drei weibliche Statuen fand. Dieser Fund wurde 30 Jahre später die Veranlassung zu weiteren Ausgrabungen.
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TM Hauptwörter (200)200

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