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Mittel-Europa.
alten Burg hinauf zu gehen, wo die an Kirchen und Klöstern reiche Stadt und
die Umgegend bis zu den Karpathen hin den herrlichsten Anblick gewahren. Die
Burg selbst, früher in königlichem Glanz, heutzutag eine Kaserne und verunstaltet,
ist ein Bild vom Schicksale Polens. Wer die öffentlichen Plätze und sehenswer-
then Banwerke durchwandert, trifft überall auf denselben Gegensatz der Gegen-
wart und Vergangenheit, aber auch auf Zeugnisse von der Unverwüstlichkeit des
polnischen Nationalkarakters. Am meisten fühlt man sich angezogen von der ehr-
würdigen Kathedrale oder Schloßkirche, und von dem Koscziuskoberg. In der
Kathedrale erinnert eine Reihe von Grabmälern und Bildnissen an die Ge-
schichte der Könige und Helden, besonders an Johann Sobiesky, Thaddäus
Kosczinsko und Jos. Poniatowskv, während inmitten des Doms der silberne
Sarg des Märtyrers Stanislaus, als Schutzheiligen des Reichs, von silbernen
Engeln emporgehoben wird. Auch zwei eigentliche Kunstwerke schmücken den
Tempel, ein segnender Christus und ein Graf Potocki, der vor Moskau fiel, beide
aus Marmor und von Thorwaldsens Hand. Noch bedeutsamer ist das Kos-
czinsko - D e n km a l, draußen vor der Stadt. Es ist ein Berg, aber nicht von
der Natur, sondern von Menschenhand geschaffen, ein kolossales Hünengrab, das
grün beraset, mit Schneckeuwindungen, fast zu der Höhe von 300 Fuß aufsteigt.
Das Volk, in seiner Verehrung des Helven, hat mit Spaten und Karren ihm
dieses Denkmal aufgethürmt, und zwar das Volk ohne Unterschied des Standes
und Alters; Greise wie Jünglinge, Senatoren, Bürger und Bauern waren
daran bethätigt. Ans allen Woiwodschaften Polens ward etwas Erde beige-
steuert, selbst aus Amerika, wo Kosczinsko unter Washington seine Kriegsschule
gemacht, und aus der Schweizerstadt Solothurn, wo er gestorben. Das muß
man sagen: Was auch der Pole verschuldet hat, seine Vaterlandsliebe kann
manchem Volke zum Muster dienen.
Von Krakau ostwärts, etwa 40 M. entfernt, liegt Lemberg mit 72,000 E.
vornehmster Ort im südpolnischen Lande Galicien oder Halicz, das 1773 bei der
ersten Theilung Polens an Oestreich fiel. Unter östreichischem Scepter hat die
Stadt au Bevölkerung und Wohlstand sehr gewonnen, sie ist Sitz des Gouver-
neurs und 3 geistlicher Oberhirten, nämlich eines griechischen, lateinischen und
armenischen Bischofs. Die jüdische Gemeinde ist groß, wie überall in Polen,
sie zählt 21,000, die zu Krakau 13,000, die zu Warschau an 40,000. — Fast
eben so weit von Krakau wie Lemberg, aber nordwärts, liegt Warschau, am
linken Ufer der Weichsel, mit der Vorstadt Praga gegenüber durch eine Schiff-
brücke verbunden. Einwohnerzahl 157,000. Die Bauart ist austallend gemischt;
neben steinernen Häusern und prächtigen Palästen stehen noch elende Hütten.
Das gleiche bemerkt man im ganzen Polenlande, hin und wieder stattliche Land-
güter zwischen den erbärmlichsten Dörfern. Warschau hat nicht den Trost, unter
Oestreich oder Preußen zu stehen; es ist russisch und wird seit dem letzten Kampfe
von 1831 durch eine neugebaute Citadelle im Zaum gehalten.
§. 3. Der kleine deutsche Theil.
a) Geschichtliches. — In früheren Jahrhunderten, ehe Litthauen am
Niemen und Polen an der Weichsel ein gemeinsames Reich ausmachten, erstreckte
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Kronleuchter (aus Salz) hängen von der Decke, und in gewisser Höhe ist ein
Chor für Musikanten ausgehauen. — Der unerschöpfliche Reichthum des Minerals
wird für die Zukunft noch eine Menge Verhaue und Streckeil im Innern des
Gebirgs, eine unterirdische Salzwelt, veranlassen. Zwar wohnen noch keine
Menschen unten, aber Ställe für 36 Pferde finden sich schon, und weiten sich
die Werke noch mehr aus, so möchte die Anlage von Häusern nöthig werden.
Die Pferde werden gebraucht, um die Maschinen in Bewegung zu setzen, womit
aus untern Stockwerken die Salzlaften hinauf gefördert werden. — Frisch ge»
brochnes Salz sieht so ziemlich aus wie ein zerschlagener Kieselstein, flimmert
auch ein wenig, ergraut aber bald a» der Lust. Mitunter finden sich jedoch
reine durchsichtige Krystallsiücke, die man zu Kunftsachen, Leuchtern z. B., verar-
beitet. — Das Steinsalz müßte, um es weiß und schön zu bekommen, erst ge-
sotten werden; man verkauft es indeß wie cs ist, weil der Sud zu viel kostet.
Jeder zerstößt sich, soviel er braucht, was denn halb grau halb grünlich und
unappetitlich auf den Tisch kommt. —
Zm Ost des obern Weichselgebietes, nicht weit vom Ursprung des
Bug, liegt Lemberg mit 52000 E., Hauptort des südpolnischen Landes
Galizien (Halicz), das gegenwärtig der östreichische Staat besitzt. —
Hauptstadt der Polen ist Warschau an der Weichsel, mit der gegenüber-
liegenden Vorstadt Praga durch eine Schiffbrücke verbunden. 126000
E., worunter 25000 Juden. Die Bauart in Warschau ist auffallend
gemischt; neben viel steinernen Häusern und prächtigen Palästen stehen
noch elende Hütten. Das gleiche bemerkt man im ganzen Polenlande,
wo hin und wieder stattliche Landgüter zwischen den erbärmlichsten Dör-
fern liegen. — Das polnische Volk, das sich durch nationale Eigen-
heiten und große Vaterlands - und Freiheitsliebe auszeichnet, hat großes
Unglück erlitten und erwartet erst noch die Zeit, wo es seine Fähigkei-
ten entwickeln und den ihm gebührenden Rang unter den Europäern
einnehmen kann. Nach manchem innern Hader, der von Seite des
russischen Hofs unterhalten und vermehrt ward, unterlag es dem trau-
rigen Geschick, gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts eine Beute
der Nachbarn zu werden. Preußen bekam einen Theil des Landes an
der Wartha, Oestreich einen andern an der Nordseite der Karpathen,
und Rußland bei weitem das meiste. Vielleicht war dies heilsam, um
die Poleu über ihren Zustand aufzuklären und für neue Unabhängigkeit
und Nationalgröße reif zu machen.
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