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1. Erdkunde - S. 259

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 259 — „Warfen" oder „Warten") genannt werden und den Bewohnern und allen ihren Habseligkeiten als Zufluchtsort bei Überschwemmungen dienen. Vor diesen können die Marschländer nur durch einen Gürtel breiter, flacher Wälle (Deiche) geschützt werden. Man uuterscheidet Binnen- und Seedeiche. Mit dem letztern Namen wird der äußerste Damm bezeichnet, der gegen das Meer schützt und meist unmittelbar an der Küste hinläuft. Wenn das Land gegen das Meer hin an- wächst, werden nene Deiche errichtet, wodurch die alten zu „Binnen- deichen" werden. Die Höhe der Deiche beträgt 3—4 m, zwischen der Weser- und Elbemündung sogar 12 m. Durch die Deiche wird das den Fluten abgewonnene Land vor Überschwemmung und Ver- heerung geschützt. Dankbar erkennt der Marschbewohner ihren hohen Wert an und nennt sie „das güldene Band" des Landes. Aber trotz der Sorgfalt und des großen Kostenaufwandes, mit denen für Erhaltung und Verbesserung der Deiche gesorgt wird, vernichten hin und wieder gewaltige Springfluten des Meeres, die Deiche zer- reißend, den Fleiß mühevoller Jahre. In frühern Jahrhunderten wurden selbst weite Laudstrecken von den schäumenden Wogen ver- schlungen. Hiervon geben die Zuidersee wie der Dollartbusen Zeugnis, ferner die vielen kleinen Inseln von der Mündung der Schelde bis zur Küste Schleswigs, welche Überreste des früher zusammenhängen- den Dünenzuges und des ehemals hinter diesem liegenden Marsch- landes sind. Atmenleben. Wenu „unten" das Gras schon gemäht und als Heu eingebracht ist, dann kommt in den Alpen der „Auftrieb" — das Vieh wird auf die hochgelegeuen, saftigen Weiden geführt. Alle Vorbereitungen zum Auszuge sind getroffen. Die Sennerin (auch Almeriu oder Schwaigerin genannt) hängt der Leitkuh die Almglocke um, und sobald diese ertönt, gerät alles Vieh in unruhige, aber freudige Be- weguug. Es drängt in Hast nach der Thüre, um ins Freie zu kommen, und brüllt aus voller Kehle. Das ist gleichsam der erste Gruß an die fette Weide. Alle Hausbewohner sind versammelt; dem Vater treten wohl Thränen in die Augen, weil er sich von den

2. Erdkunde - S. 261

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
261 — und nun erst darf die Sennerin an ihr Mittagsmahl denken, das aus Brot, Milch, „Topfen", Butter oder dem beliebten „Schmarren" besteht, selten einmal auch aus Fleisch, das man ihr „von unten" heraufbringt; denn in Zwischenräumen erscheint ein Hausgenosse, um die von der Sennerin bereitete Butter abzuholen. Abends findet sich die Schar der Rinder zur Nachtruhe ein. Zum drittenmal wird gemolken; Grünfutter bildet die Abendkost. Bald herrscht tiefe Ruhe in der Hütte und auf der Alm; nur die Bergamfel flötet im Busche. Wohl ist es schön auf der Alm, „wenn's klare Tag hat und 's Vieh g'sund ist"; aber ängstlich wird es der einsamen Bewohnerin der Hütte, weun die Sommerschwüle donnernde Gewitter erzeugt und zuckende Blitze die Herde bedrohen. Und wenn erst die Nebel hereingezogen kommen! Schwer und fröstelnd lagern sie tagelang über der Alm und wollen gar nicht weichen, bis sie sich endlich in kalten Regen auflösen, während dann auf den Berggipfeln Schnee fällt und der Sturm Flocken und Wolken vor sich her treibt. Dann läßt das Vieh den Kopf hängen, und die Sennerin ist „völlig zag". Sie möchte lieber unten im Thale sein. Nur Ge- duld! Der Michaelistag rückt immer näher heran, und mit ihm geht die Almzeit zu Ende. Man denkt ans „Absödeln" und an den Heimtrieb; geht es dann endlich thalein, so trägt jede Kuh Blumenkränze auf den Hörnern. Allgemach breitet sich der Winter ins Thal, und die Sennerin sitzt an den langen Abenden am Spinn- rocken, oft in Gesellschaft befreundeter Almerinnen aus der Nachbar- schast. Sie singen Almlieder und erzählen einander, was sie in der Sommerzeit erlebten. (Nach Daniel.) Die ungarischen Wußten. In Deutschlaud hat man von den ungarischen Pußten oft eine Vorstellung, die ganz unrichtig ist. Man denkt sich unabsehbare grüne Flächen, bedeckt mit prächtigen Viehherden, die im üppigen Grase halb verschwinden. Und doch giebt es in der ganzen West- Hälfte Europas keine Gegend, die den größten Teil des Jahres mehr

3. Erdkunde - S. 270

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 270 — an sich vorüberziehen lassen will, stellt man sich z. B. an die neue Brücke (des Sultan Valide), die über das Goldene Horn führt, und über welche täglich die halbe Stadt hinüberflutet. Tagelang könnte man hier stehen und doch immer wieder Neues, Fremdes und Selt- sames sehen. Da kommen vorüber die verschiedensten Verkäufer, welche ihre Waren laut anpreisen — riesige Hamals (Lastträger), die unglaubliche Lasten auf dem wagerecht abgebogenen Rücken fort- schaffen (vgl. Bild 37, S. 123) —, Beamte und Offiziere auf Miet- Pferden, hinter denen der Treiber keuchend einherläuft, — Kaufleute, welche europäisch gekleidet sind und nnr ans dem Kopfe das rote Fes tragen, — Frauen, deren Gesicht durch den Schleier verhüllt ist. Dann kommen häßliche Neger, faulenzende Derwische, griechische Popen, hin und wieder erscheint wohl auch ein branner Kapuziner. So geht es weiter in stetem, buntem Wechsel den ganzen Tag, bis die Brücke abgeschlossen wird. Diese Menschen gehören den ver- schiedensten Rassen der Welt an. Da sind vor allein die Türken oder Osmanen, dann Araber, Neger, Kurden, Armenier, Tscherkessen, Perser, Georgier, Griechen, Albanesen, Slaven, Walachen, Inden und Zigeuner. Und inmitten dieses Völkergemisches stehen wir und fühlen, daß wir in diese Welt nicht gehören; aber niemand beachtet uns; denn in Konstantinopel erregt niemand Aufsehen. Wer den Propheten bekennt, trägt das Fes — vom Sultan herunter bis zum Bettelmann; nnr die Priester und die Nachkommen des Propheten haben farbige Binden turbanartig um das Fes geschlungen; außerdem tragen die Derwische hohe, kegelförmige Kopfbedeckungen aus Filz. — Wagen sind selten; denn die krummen, schlecht gepflasterten, steilen Straßen machen meistenteils das Befahren mit Fuhrwerken unmög- lief). Alles wird durch Hamals oder auf Pferden und Eseln trans- portiert. — Die meisten Geschästsläden sind im Freien; hier wird auch das Brot gebacken, das in großen, runden Bretzeln oder in Gestalt von Honigkuchen fleißig Abnehmer findet. — Die Häuser sind — wenigstens in den obern Stockwerken — in der Regel aus Holz und mit einem rotbraunen Anstrich versehen; fast jedes Haus hat auch einen Erker mit dreieckigem Grundrisse; viele Fenster sind

4. Erdkunde - S. 271

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 271 — mit hölzernen Stäben enge vergittert und zeigen die Wohnungen für die Frauen an. Eine besondere Eigentümlichkeit der Straßen sind die Herren- losen Hunde, welche sich in ungezählter Menge (man schätzt sie auf 50 000) in den Gassen herumtreiben. Diese Tiere, fast alle einander gleich und von braungelber Farbe, sind von einer ganz eigenen Rasse und stehen mit den Wölfen und namentlich mit den Schakalen der Umgebung in naher Vetterschaft. Es giebt keine Gasse, die nicht von Hunden bewohnt wäre, und zwar hat jede Straße ihre bestimmte Anzahl. Wehe, wenn sich ein Hund in ein fremdes Quartier verirrt; er wird sofort zerrissen! Diese Hunde liegen des Tags faul auf dem Bürgersteig oder auch mitten auf dem Wege. Sie weichen nicht aus; man ist gezwungen, über sie hinwegzusteigen, ja selbst Wagen müssen ausbiegen. Es wäre nicht ratsam, vor den Augen eines Türken einen Hund zu stoßen oder gar zu überfahren. In den nicht türkischen Stadtteilen geht es den Hunden freilich schlimmer. Viele derselben tragen auch Spuren nächtlicher Straßen- kämpfe an sich und sind über und über zerbissen und zerschunden. Wuuderbarerweise ist die Hundswut selten und greift nie weit um sich. Obwohl die Hunde nicht bösartig find, so ist es doch geraten, zur Nachtzeit einsame und abgelegene Gäßchen zu vermeiden. Die Huude leben von dem, was in Schlächterläden abfällt, was auf die Straße geworfen wird u. s. w. Da der Türke gegen die Tiere überhaupt sehr mitleidig ist, so haben diese herrenlosen Geschöpfe in der Regel wenig zu hungern. Eine wichtige Aufgabe fällt deu Hunden zu — die Straßenreinigung. Sie fressen nämlich gierig alles auf, was nur irgeudwie genießbar erscheint, und so ist es eine wahre Wohlthat, daß sie namentlich alle Arten von ver- endeten Tieren, selbst Pferde und Esel nicht ausgenommen, buch- stäblich mit Haut und Haar verzehren. Zu den Sehenswürdigkeiten Konstantinopels gehört in erster Linie die alte Sophienkirche, die jetzige Hagia Sofia. Diese Kirche, das großartigste Bauwerk des byzantinischen Stils, gipfelt in einer flach gewölbten Knppel, welche von acht niedrigem

5. Erdkunde - S. 287

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 287 — Das Westende ist der feinste Stadtteil, der Wohnsitz des Adels und der ganzen vornehmen Welt. Im Ostende sind die bewundernswerten Anlagen für die Marine. Hier liegen die großartigen Docks, in welche die Schiffe aus der Themse geleitet und wo sie ans- und eingeladen werden. 300 große Seeschiffe haben hier gleichzeitig Platz. Eingefaßt sind die Docks von einer ununterbrochenen Reihe 5 bis 7 Stockwerke hoher Warenhäuser, in welchen Produkte aus allen Ländern der Erde in unglaublicher Menge aufgestapelt sind. Welch uugeheuern Wert haben die großartigen Lager von Tabak, Thee, Kaffee, Zucker, Indigo, Gewürzen, Häuten, Baumwolle, Holz, Seide, Wein, Branntwein n. dgl.! Und welch uuvergleichliche Thätigkeit herrscht iu und vor den Warenhäusern! Hunderte von eisernen Kränen ächzen unter ihrer Last; Tausende von Arbeitern, Maklern und Docksbeamten eilen geschäftig hin und her, und im großen Bassin liegen dicht bei einander die Schiffe, anf denen Matrosen und Lastträger mit Ameisen- fleiß thütig sind, Waren ans Land oder an Bord zu bringen. In keinem andern Hafen der Welt sieht man so viele verschiedenartige Nationalitäten wie hier. Neben dem Holländer ankert der Kauf- fahrer aus Brasilien mit Kaffee und Farbhölzern; der Däne bringt sein Hornvieh ans Land; belgische und französische Schiffe laden Glas, Leder, Eier, Obst und Gemüse aus; der Amerikauer wälzt seine Tabakfässer imb Baumwollenballen ans Ufer; russische und deutsche Ostseefahrer haben ihre Getreideladungen bereits in den Magazinen untergebracht und warten nun auf Rückfracht. Englische Fahrzeuge aus Indien, Australien, Canada und vom Kap ziehen durch die geöffneten Schlensenthore, und was eben keine Arbeit hat, vergnügt sich in seiner Weise, kocht, ißt, trinkt, sitzt oder träumt auf Verdecken und in Mastkörben, flickt am Segel- oder Tauwerk und denkt der fernen Heimat. Schon an dem Leben und Treiben in seinem Hafen zeigt es sich, daß London die erste Handelsstadt der Welt ist. 2/5 des ge- samten außerordentlich großen britischen Handels treffen allein auf London. Jährlich laufen in feinen Hafen Über 15 000 Seeschiffe

6. Erdkunde - S. 290

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 290 — im Jahre 140—150 Millionen Mark für Wohlthätigkeitszwecke verwendet werden; aber die Zahl der Bedürftigen ist so groß, daß auch diese gewaltigen Summen zur Unterstützung derselben nicht hinreichen. (Nach Daniel, Pütz u. a.) Aas Wergwerk von Aannemora. Dieses berühmte Bergwerk (Bild 99) liegt ungefähr 37 km nördlich von Upsala und bietet ein ganz anderes Bild, als man gewöhnlich von einem Bergwerke erwartet. Ich wenigstens war ganz verwundert, als ich keinen Schacht fand, sondern in ebener Gegend einen weiten offenen Abgrund, von dessen Rand aus man bis auf den Boden sehen kann. Dieser Abgrund gleicht einer becherartigen Grube oder dem ausgebrannten Krater eines feuerspeienden Berges. Die schwarze Farbe des Gesteins erhöht noch das Schauerliche des Eindruckes, den der plötzlich vor den Füßen gähnende Abgrund her- vorruft. Es sind im ganzen etwa 80 Gruben, von denen jedoch nur der fünfte Teil in Betrieb ist. Mehrere Gruben siud von uu- geheurer Ausdehnung und Tiefe; so ist z.b. die Junggesellen- und Jungfrauengrube an 160 m tief. Unerschöpflich ist der Reichtum an vortrefflichem Eisenerz, woraus 40—50 Prozent Roheisen ge- wonnen werden. Schon seit 1532 beutet man die Gruben aus; durchschnittlich sind 350 Arbeiter in der Tiefe beschäftigt. Sie tragen nicht die deutsche Bergmannstracht, sondern die gewöhnliche des gemeinen Mannes in Schweden: Jacken von grobem Tuch, leinene Beinkleider, plumpe Schuhe. Einige Stollen gehen von der Tiefe aus seitwärts in wagerechter Richtung fort. Uni den Rand der Gruben sind Schuppen erbaut, in denen Pferde die Räder drehen, durch welche Eimer in die Tiefe hinabgelassen und wieder emporgewuuden werden, wenn die Arbeiter sie mit Erz gefüllt haben. Leitern von Ketten hängen von einem Vorsprung und von einer Klippe zur andern; daran klettern die Arbeiter behende hinauf und hinab. Gewöhnlich fahren sie aber in den Eimern zur Tiefe. Aus den Schuppen kann man bequem eine Grube mit allen Einzelheiten überschauen. Es überfällt einen ein Gruseln, wenn man bedenkt,

7. Erdkunde - S. 297

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 297 deutende Summen umgesetzt. — Einen noch auffallendem Gegensatz zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als 100 000 Rubel (1 Rubel = 3,24 Mark) Perlen liegen. Ein sehr wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast aus- schließlich den Russeu) ausgestellten Waren nehmen Baumwollfabrikate die erste Stelle ein. (Nach Andree und Daniel.) Km chinesisches Kastmahl. Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, gehören zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr abends begaben wir uns in das Haus, wo die beiden Brüder Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Dent stellte uns vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außerdem noch fünf andere Personen. Die beiden Minqua sowie die von ihnen eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtagskleidung erschienen, nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seiden- Plüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugeud und vorteilhaften Gestalt stand den Chinesen der Anzng recht gut und hatte trotz des spitzigen Hutes und des laugen Zopfes etwas Würdevolles. Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare Getränk einmal in seiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge- schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der Thee scharf und trocken. Auch die andern europäischen Gäste teilten meine Ansicht. 13**

8. Erdkunde - S. 298

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 298 — Nach einigen Minuten kam Herr Dent mit einer Liste, rief fünf der Eingeladenen zu sich und verließ mit ihnen den Saal; dann kam er noch zweimal, um die übrigen Gäste — immer je fünf — abzuholen. In kurzer Zeit waren wir alle im Speisesaal versammelt, wo uns die Gastgeber erwarteten. Der Speisesaal war reich geschmückt und ebenfalls mit Laternen erleuchtet, die voll glänzender Zeichnungen und mit seidenen Quasten behängt waren. Ungeheure Rahmen mit farbigen Gläsern bildeten den Hintergrund des Zimmers, das auf der andern Seite mit Papierrollen behängt war, auf denen Sinn- und Lehrsprüche geschrieben standen. Ein prächtiger Teppich bedeckte den Boden. Die aus grün gefirnißten! Holze gefertigten Stühle waren mit Decken von blauem Tuche über- zogen, in welches mit Seide feine Blumen eingestickt waren. In der Mitte des Saales waren Tische in Dreieckform — jedoch von- einander getrennt — aufgestellt. An jedem derselben sollten fünf Gäste mit einem der Herren des Hauses Platz nehmen. Hierbei blieb die eine Seite der Tische leer. Ein Freund der Minqua machte den Wirt an dem Tische, wo ich saß. Jeder von uns hatte eine Untertasse von Porzellan und zwei kleine Stäbchen aus Ebenholz vor sich, welche unten mit Silber verziert waren; ferner lag vor jedem in einem dreieckigen, roten und weißen Papier ein Zahnstocher ans dem Flügelglied einer Fledermaus, endlich eine ganz kleine Tasse zum Trinken des Kamschu. Ein großer Teil des Tisches war von einem Dutzend blau geblümter Schüsseln bedeckt, welche die delikat zubereiteten, uns aber ganz unbekannten Speisen enthielten. Auf dem noch übrigen Platze des Tisches standen eine Menge von Schüs- seln, welche mit Blnmen, Früchten und Kuchen gefüllt, aber nur zur Augeuweide bestimmt waren. — Nuu begann das Mahl. Anfangs hatte ich meine liebe Not mit den Stäbchen; endlich gelang es mir aber doch, aus einem wunderlichen Gemische, worin ich Gurken- schnitte, Würste u. dgl. erkannte, einige Brocken herauszufischen. Das Gericht, in dem sich anch geräucherte Haifischflossen befanden, war gerade nicht schlecht. Hierauf kostete ich etwas Gebratenes, das aus Schwalben bereitet war. Auch dieses Gericht war gut, nur fand

9. Erdkunde - S. 162

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 162 — oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham". — Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel. — Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge- legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig. 2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.) ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow (175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und Wolle. Universität. 3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak- baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.), ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel- Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew (92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien. 4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste Stadt Litauens. 5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor- orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie. 6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa- Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels- platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt (60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat, rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. — Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten 283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee, wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.

10. Erdkunde - S. 260

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 260 — Kühen trennen muß, auf welchen sein Wohlstand beruht; schluchzend hört die Sennerin die guten Lehren und Weisungen ihres Dienstherrn an. Endlich wird die ungeduldige Herde mit Dreikönigswasser be- sprengt und zieht wunter auf die Alm. Im Bauernhofe kehrt nun tiefe Ruhe ein; die Ställe sind leer. Um so regsamer wird es auf der Alm, wo das Vieh auf weiter Weide sich die würzige Kost sucht. Hier herrscht die Sennerin. Sie ist wohl derb und von kräftigem Gliederbau, hat aber einen gutmütigen Ausdruck im Gesicht. Dem Fremden giebt sie bei Sturm und Gewitter gerne ein Unterkommen; freundlich bietet sie die ein- fache Almkost dar, und bereitwillig zeigt sie jedem den Weg. Die Sennerin versteht sich auf die Almwirtschaft aus dem Grunde, sorgt für die ihr anvertrauten Geschöpfe, ist zuverlässig, dem Hause treu ergeben und sehr genügsam. Die Almhütte steht immer an einer Stelle, wo sie vor Wind und Wetter möglichst geschützt ist. Da sehen wir ein Viereck aus behaueuen Baumstämmen, die über- und ineinander gefügt sind. Die Lücken hat man mit Moos gefüllt, das Bretterdach mit Steinen beschwert. Nur eine einzige Thüre ist vor- Händen; die Almerin und die Kühe wohnen nicht nur unter demselben Dache, sondern oft auch zwischen denselben Wänden; gewöhnlich aber hat die Hirtin doch ein Kämmerchen mit einem Herde in der Mitte; an einer Seite befindet sich die Bettstatt, an den Wänden hängen einige Heiligenbilder. Den ganzen Tag über hat die Almerin vollauf zu arbeiten. Der Morgen graut; die Tiere verlangen nach frischem Tau, der auf den Höhen sehr reichlich fällt. Sie werden von der Sennerin nacheinander aus dem Stalle gelassen und gemolken; dann tummeln sie sich auf der Weide. Die Almerin sammelt nuu auf geeigneten Grasplätzen Grünfutter. So kommt der Mittag heran, und die „Rinderschaft" ist allmählich der Hütte wieder näher gerückt. „Hirschel und Gamsel, Braunäugerl und Leberl, die schwarze Mahm, das Dockerl und Wachtl", und wie die Kühe weiter heißen, liegen wiederkäuend im Schatten und gehen zur Melkerin, sobald diese ihren Namen ruft. Der volle Milchkübel wird zur Hütte gebracht,
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