166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
128
In Kurland, dem Großherzogthum Warschau, in Königsberg
und im Anmarsch begriffen circa 70000 Franzosen, den geschwächten
Russen fast noch gewachsen.
Verluste der Russen während des sechsmonatlichen Feldzugs
circa 300000 Mann. Alexanders durch Stein befestigter Ent-
schluß zur Fortsetzung des Kampfes, gegen Kutüsows Ansicht.
Jorks Neutralitätserklärung ^Convention) zu Tauroggen
(Mühle zu Poscherun) am 30. Dezember der Anfang der preußisch-
deutschen Erhebung.
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— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
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— 111 —
Gora)*) an die Karpathen anlehnend, im N. durch die Depression
des Narew von der baltischen Seenplatte geschieden, dazwischen
etwas gehoben der Getreide- und Waldboden, in dessen Mitte
Warschau.
b. Das Gebiet des schwarzen Meeres. Das Quell-
gebiet des Dnjepr (Borysthenes), den Pripät entlang (Rokit-
nofümpfe) bis zu deu höhern Sandufern der Beresina ein uuge-
heuerer waldiger Morast, dessen Wassermassen der Dnjepr durch
die niedere, aber hügelige Ukrain e (Pultawa) von Kijew, dem
hochgelegenen Mittelpunkte dieses Flußgebietes an über lange
und gefährliche Stromschnellen den pontischen Steppen und dem
Meere zuführt. Mit der Stadt Kijew steigt auf dem rechten
Ufer wieder der Landrücken an, der nun ohne Steppen durch
das fruchtbare Podolien und Wolyuieu in das verwandte
Galizien und Polen zieht. Zwischen Dnjester und Pruth
das walachische Bessarabieu (Bender), die äußerste Karpa-
theuterrasse bis zur Küste. Im Mündungsgebiet zwischen Dnje-
ster und Bug (mit deutschen Kolonieen) Odessa, die neue
politische Großstadt, und hinter dem Bug verdeckt der seit Seba-
stopols Fall gegründete Kriegshafen Nikolajew. — Die über
den schmalen Isthmus von Perekop durch die Krim (Cherson-
nesus Taurica) ziehende tanrisch e Steppe endigt im S. in
einer lieblichen, seit ältester Zeit besungenen, malerischen Gebirgs-
landschast, mit mehrern vor den pontischen Stürmen gesicherten
Häsen, den Emporien für das skythische Hinterland, daher von
Griechen, Gothen, Genuesen, Tataren und Russen**) besetzt, ein
farbenreiches Geschichtstableau in eintöniger Umgebung. — Der
Don (Tanais) fast ein Nebenfluß der Wolga; uur die schmale
Wolgahöhe in der Nähe der Herrnhuterkolouie Sarepta hin-
dert das Zusammenströmen und zwingt ihn, die palus Maeotis
immer weiter mit seinem Schlamme auszufüllen. Sein Ufer-
*) Höchster Theil des südlichen Landrückens überhaupt, bis 2000' auf-
steigend , mit wirklichem Gebirgscharakter. Er nöthigt die Weichsel zu der
großen östlichen Ausbiegung. Im Westen ^begrenzt ihn die Warta, im
Norden die Pilica.
**) Der Besitz der Krim (Sinope gegenüber) eine Lebensfrage für Ruß-
lands Macht. — Von hier gieng die venetianische und genuesische Karawa-
neustraße über Sarepta (den Tragplatz) in die Steppen Asiens nach Indien
und China. Damals zahlte Kaffa um asowschen Meere 100000 Ew., in
derselben Zeit, wo auf der nördlichen Handelsstraße zwischen Byzanz und
der Ostsee Kijew 200000, Nowgorod 400000 Ew. hatte.
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§ 221. Polen. 617
Anmerkungen.
1. Am 1. November 1806 enthielt der Moniteur (die französische Staatszeitung) einen mit dem Namen Kosciuskos unterzeichneten Aufruf, der aber aus der Feder Napoleons kam und von Koscinsko als unecht erklärt wurde. Die Polen wurden aufgefordert, für die Befreiung des Vaterlandes gegen Preußen und Rußland die Waffen zu ergreifen. Sie erhoben sich wirklich unter Dombrowski und Joseph Ponia-towski. Am 28. Nov. 1806 zogen die Franzosen unter Murat in Warschau ein; Sachsen, das bisher mit Rußland und Preußen verbündet war, trat 1807 dem Rheinbünde bei; der Kurfürst wurde vou Napoleon zum König erhoben und zum erblichen Herzog von Warschau ernannt. Joseph Poniatowski wurde Kriegsminister und Ober-kommaudaut aller polnischen Truppen. Bei Raszin wurde er zwar vom Erzherzog Ferdinand geschlagen (1809), veranlaßte aber die Ga-lizier zum Aufstande und nötigte dadurch die Österreicher, die sich Warschaus bemächtigt hatten, dasselbe wieder zu räumen.
2. Ehlopicki hatte den unglückseligen Gedanken, die Russen bis vor Warschau kommen zu lassen und erst dort eine Schlacht zu liefern. Bei Grochow hätte er gesiegt, aber die Generale befolgten seine Befehle nicht und handelten eigenmächtig. Chlapowski und Gielgiid führten ihre Korps, ohne daß diese es merkten, über die preußische Grenze; Gielgud wurde deshalb vou einem Artillerieoffizier erschossen. Bei Wroclowek ließ Paskewitsch eine Brücke über die Weichsel schlagen, und die Russen zogen während 36 Stunden über die Brücke, ohne daß Skrzyuecki sie angriff. Er wurde deshalb abgesetzt, und Dembinski übernahm den Oberbefehl. Aber bald wurde er vom Präsident«: Krukow i e ck i vom Kommando entfernt, das dieser selbst übernahm. Als Paskewitsch vor Warschau anlangte und die Bürger die Stadt verteidigen wollten, verbot ihnen Krukowiecki, sich bewaffnet zu zeigen, und entzog dem General Uminski die Artillerie und die Reserve. In der Zivilregierung stritten sich die Feudaler: mit den Demokraten. So ging Polen abermals aus eigener Schuld zu Grunde.
3. Schon nach der Revolution von 1831 ging man in der Unterdrückung der polnischen Nationalität so weit, daß man die Kinder der toten, geflüchteten und eingekerkerten polnischen Adeligen und auch die der niedern Volksklafsen von Kosaken einsangen und sie nach Rußland schaffen ließ, um sie zu russischen Soldaten zu erziehen. Aber nach dem Aufstande von 1863 verbannte Mnrawiew sogar Kinder unter neun Jahren an den Amurfluß in Asien. Man zerriß die Familien, indem man den Vater an einen andern Ort als die Mntter, und die Kinder an einen andern Ort als die Eltern verbannte. Infolge des Aufstandes von 1863 wurden 48 182 Personen nach Sibirien geschleppt, 12 556 in das Innere von Rußland, 33 780 in die wüsten Steppen ant Ural-gelurge; 2416 Personen aus den bessern Ständen wurden als gemeine Soldaten in russische Regimenter gesteckt, 1464 wurden gehenkt und er-schossen und 7000 flüchteten sich in das Ausland. Alle jungen Leute männlichen Geschlechts, über siebzehn Jahre alt, wurden abgeführt und in die asiatischen Bataillone gesteckt. Hieraus war Polen freilich ruhtg. Es muß aber auch zugegeben werden, daß die geheime Natio-»alreglerutig die Russen auf unverantwortliche Weise reizte, indem dieselbe über deren Anhänger zahlreiche Todesurteile ergehen und sie meuch-lertsch vollziehen ließ. Sie hatte besondere „Hänge - Gendarmen" zur
26**
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Koscinsko Dombrowski Joseph_Ponia-towski Napoleon Joseph_Poniatowski Ferdinand Ehlopicki Chlapowski Gielgud Krukow Uminski Mnrawiew
§ 229. Rußland. 639
Theodor Ii. ließ nun die Gefangenen frei, unterwarf sich aber nicht, sondern erschoß sich. Die Engländer mußten zurückkehren, ohne in Abessinien eine Herrschaft begründen zu können. Das Land wurde sich selbst überlassen.
§ 229.
Rußland.
(Seit 1815.)
635) Peter der Große hatte das Gesetz gegeben, daß der Zar seinen Nachfolger willkürlich ernennen dürfe. Diese Be- _ stimmung hob Panl I., der Sohn Peters Iii. und Katha-E— rinas Ii., auf und ordnete die Thronfolge dahin, daß immer
der erftgeborne Sohn des Kaisers die russische Krone erbe: und erst nach dem Aussterben der männlichen Linie die Negierung auf die weibliche übergehe. Demgemäß folgte auf ihn Alexander I., dessen erste Negierungsjahre die Kriege mit Napoleon in im-Anspruch nahmen. Nach abgeschlossener heiliger Allianz lag ihm hauptsächlich daran, alle freiheitlichen Regungen im eigenen Lande sowohl als in ganz Europa zu unterdrücken, so daß er nicht einmal die Griechen gegen die Pforte unterstützte, trotzdem daß die Schwächung der Pforte das stete Ziel aller russischen Politik war. Da Alexander I. kinderlos starb und sein älterer Bruder Konstantin auf die Krone verzichtet hatte, um eine nicht ebenbürtige Ehe eingehen zu können, so ging die Negierung an den Jüngern Bruder, Nikolaus I., über, der hauptsächlich da-ig-ltach trachtete, sich eine ausgedehnte Militärmacht zu verschaffen, um im Süden erobern zu können. Ein Einfall der Perser in das russische Gebiet gab ihm Veranlassung, einen Krieg anfangen zu können. Der General Paskewitsch ..drang siegreich bis Erivan vor und nötigte diese Festung zur Übergabe. Für diese Waffenthat erhielt er vom Kaiser den Ehrennamen Erivanski. Ungeheure Vorteile brachte für Rußland der Friede von Tauris.
636) Zum Kriege mit der Türkei gaben die Verhältnisse in den Donaufürstentümern Veranlassung. Die Moldau und die Walachei standen nämlich unter türkischer Oberhoheit und die Wahl der Hofpodare mußte vom Sultan bestätigt werden. Aber deu Türkeu stand nach den Verträgen das Recht nicht zu, diese Fürstentümer besetzt zu halten. Um die Türken zum Halten der Verträge zu zwingen, überschritten die Russen 1828 den Prnth und drangen in Bulgarien ein. Aber sie i8w. richteten wenig aus, bis der Fürst Wittgenstein den Oberbefehl an deu General Diebitsch abtreten mußte. Diebitsch eroberte nicht bloß die Festung Schumla, sondern ging mit
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Ii Peter_der_Große Panl_I. Peters Alexander_I. Alexander_I. Napoleon Alexander_I. Konstantin Nikolaus_I. Nikolaus_I. Erivanski Diebitsch
Extrahierte Ortsnamen: Abessinien Europa Donaufürstentümern Bulgarien Fürst_Wittgenstein
§ 221. Polen. 615
Franz V. das Land gleich verließ, und in Parma, wo nach dem Tode der Marie Louise der Bonrbone Karl Ii. zur Regentschaft gelangt war.
§ 221. polen.
(Seit 1794.)
609) Kein Volk hat unter der Revolution furchtbarer gelitten und wurde bitterer getäuscht, als das unglückliche Volk der Polen. Napoleon hatte 1806 dasselbe aufgefordert, für die Befreiung isoö. des Vaterlandes gegen Preußen und Nußland die Waffen zu ergreifen, und die Polen waren unter Joseph Poniatowski aufgestanden. Seitdem ans den preußischen Landesteilen das Herzogtum Warschau gebildet und dem König von Sachsen Friedrich August übertragen worden war, kämpften die Polen als die treuesten Bundesgenossen des französischen Kaisers auf alleu Schlachtfeldern; aber mit der Schlacht von Leipzig und dem Tode Poniatowskis ging ihr Stern wieder unter. Zwar wollte Österreich, welches gleich im Anfange die Teilung ungern sah, auf dem Wiener Kongresse Polen wieder hergestellt wissen, konnte damit aber gegen Rußland und Preußen nicht durch-dringen. Es wurde abermals zerrissen, und Krakau, über dessen Besitz man sich nicht einigen konnte, für eine freie Stadt erklärt.
610) Österreich und Preußen behandelten die ihnen zugefallenen polnischen Provinzen mit möglichster Berücksichtigung der Rationalität. Desto schwerer lastete der Druck auf Russisch-Polen, über welches der Bruder des Kaisers Al exaud er, der Großfürst Konstantin, als Vizekönig mit rücksichtsloser Strenge regierte. Es bildeten sich darum geheime Gesellschaften, welche den Zweck verfolgten, Polen von Rußland loszureißen und ein Gesamtpolen herzustellen. Als nun in Paris der Aufstand losbrach und Louis Philipp an die Regierung kam, da brauste der Sturm der Revolution auch durch Poleu. Die Zög-liuge der Militärschule wollten sich der Person des Großfürsten bemächtigen, was ihnen aber nicht gelang. Das polnische Militär ging zu den Aufständischen über. Um Einheit in die Bewegung zu bringen, ernannte sich General Chlopicki selbst zum Diktator und wurde als solcher vom polnischen Reichstage bestätigt. Da er aber, statt vorzuschreiteu, mit den Russen in nutzlose Unterhandlungen sich einließ, wurde er abgesetzt und au dessen Stelle Fürst Radziwill ernannt. Anfangs errangen die polnischen Heerführer Dembinski und Skrzynecki (Skrschynätzki) über mehrere russische Generale glorreiche Siege, namentlich bei Praga. Unbegreif-
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26
1837 f Wilhelm Iv.; es folgt seine Nichte Alexandine Victoria;
— der Herzog von Cnmberland als Ernst August König von
Hannover, das damit von jeder Verbindung mit England ge-
löst ist. Die unbefriedigende Lage zeigt sich in der ultraradikalen
Bewegung der Chartisten für jährliche Wahlen mit allgemeinem
Stimmrecht, Besoldung der Abgeordneten u. s. w.; fruchtbarer
war die von Manchester aus durch Richard Cobden und die
Anticornlawleague geleitete Agitation für Abschaffung der Korn-
zölle 1839. Fortdauernde Uuzufriedenheit in Irland; wolil-
thätige Wirkung der Mässigkeitsvereine des Paters Matthew.
Unscheinbare, aber wichtige Refonnmassregel die Herabsetzung
des Briefportos ,1840.
B. Der Osten.
1. Russland und Polen.
Die von Alexander I. dein Königreich Polen gegebene Consti-
tution trägt bei dem Misstrauen der russischen Regierung und der
unruhigen, Agitation und Verschwörung der ruhigen Arbeit vor-
ziehenden Sinnes weise des polnischen Adels keine Früchte.
Eine länger vorbereitete Verschwörung kommt infolge der
pariser Ereignisse Nov. 1830 in Warschau zum Ausbruch; der
Statthalter Grossfürst Constantin verlässt mit den russischen
Truppen das Land. Die Versuche der Gemässigten und des
Generals Chlopitzky, der die Diktatur in die Hand nimmt —
mit Russland zu friedlicher Verständigung zu gelangen, schei-
tern, und lähmen zugleich die Kraft der Revolution, die, einmal
begonnen, nur durch rücksichtslose Kühnheit gelingen konnte.
Ein russisches Heer unter Diebitzsch rückt heran; 19. Febr.
1831 bei Grochow in Angesicht der Tliürme von Warschau
Schlacht ohne Entscheidung. Der Aufstand verbreitet sich
unter dem Adel der Provinzen des alten Polenreichs, Litthauen,
Podolien, Volhynien; aber die Niederlage Skrzynezkys bei
Ostrolenka Mai 1831 vernichtet die Aussichten auf Erfolg in
Litthauen, Paskiewitsch, des von der Cholera weggerafiten
Diebitzsch Nachfolger, rückt vor Warschau, wo unter terro-
ristischen Gräueln General Krukowiezky sich der Gewalt be-
mächtigt (Aug,). Heftiger Kampf in Warschau im Sept.;.
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49
(7. März 1849). Dasselbe verkündet d. d. 4. März eine frei-
sinnige, aber nur auf Täuschung berechnete Gesammtstaats-
verfassung, nach welcher Oesterreich einschliesslich Italien und
Ungarn eine untheilbare und unauflösliche constitutionelle
Monarchie bilden solle. Um diesen Einheitsstaat zur Wirk-
lichkeit zu machen, galt es nunmehr Ungarn zu bezwingen,
dessen Reichstag die Thronbesteigung Franz Josephs nicht als
rechtsgültig anerkennt. Bei der erbärmlichen Führung der
österreichischen, der überlegenen'führung der ungarischen Trup-
pen (Görgey) erleiden die ersteren Niederlage auf Niederlage, so
dass der Kaiser Franz Joseph 1. Mai sich genöthigt sieht, die ihm
vom Kaiser Nikolaus von Russland „mit edelster Bereitwilligkeit“
angebotene russische Hülfe in ihrem vollen Umfang anzuneh-
men. Die Ungarn, in deren Reichstag der Führer der radi-
kalen Partei, Ludwig Kossuth, 14. April den Beschluss
der Absetzung des Hauses Habsburg durchgesetzt hat,
werden nun durch die Uebermacht erdrückt; nachdem der
Widerstand bis aufs äusserste fortgesetzt ist, streckt am
13. Aug. 1849 das ungarische Heer noch 22,000 Mann unter
Görgey vor den Russen unter Paskiewitsch bei Vilagos die
Waffen. „Ungarn liegt zu den Füssen Ew. Majestät“, schreibt
der letztere an den Kaiser Nikolaus.
5. Nunmehr wieder Herr seiner Entschlüsse, siegreich in
Italien (Venedig fällt 22. Aug. 1849), „siegreich“ in Ungarn,
von Russland gedeckt, nimmt Oesterreich den mattherzigen
preussisch-deutschen Unionsbestrebungen gegenüber Stellung.
Es vereinbart mit Preussen das sogenannte Interim, eine ge-
meinsame Commission, in deren Hände der Erzherzog-Reichs-
verweser Dec. 1849 seine Schattengewalt niederlegt. Während
in den Einzelstaaten der reactionäre Umschwung immer voll-
ständigerwird, ein Märzministerium nach dem andern, eine „März-
errungenschaft“ nach der andern verschwindet, geht mit der Frei-
heit auch die Einheit rückwärts. Der „Verwaltungsrath der Union“
beruft Febr. 1850 einen Reichstag der Unionsstaaten nach Erfurt,
welchen jedoch Hannover und Sachsen, die das Dreikönigs-
bündniss nicht um es zu halten abgeschlossen hatten, nicht
beschicken und der 20. März zusammengetreten, ,am 29. April
„vertagt“ wird; Oesterreich aber, dem i|fverzagten Handeln
kecken Muth entgegensetzend,^ seines Russischen Verbündeten
Jäger ^Abriss der neuesten Geschichte. ^ 4
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Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Italien Ungarn Russland Ungarn Nikolaus Italien Venedig Ungarn Russland Oesterreich Erfurt Sachsen Oesterreich