Krieg gegen die Franzosen
163
n.c.g.
17) Leopold Ii., der durch weises Nachgeben die Ruhe 1790.
in seinen Staaten wieder herstellt, und gegen die Beeinträch-
tigungen der Franzosen tut Elsaß und Lothringen, sowie zum
Schutze der königlichen Familie Ludwigs, stch mit dem Könige
Friedrich Wilhelm von Preussen zu Pilnitz 1791 verabredet,
und dann zu Berlin 1792 einen Allianztractat abschließt;
aber schon in demselben Jahre stirbt. Ihm folgt sein Sohn
18) Franz Ii., welcher die erzwungene Kriegserklärung 1792.
Ludwigs erwidert.
a) Erster Krieg des Kaisers gegen die franzö-
sische Revolution, 1792 — 1797, Frieden zu Eampo
Formio.
Die französischen Armeen in den österreichischen Niederlanden
zurückgeschlagen, sind glücklicher am Rheine unter Gustine rc.
Preussen nimmt Antheil. Der Herzog von Brannschweig
(sein drohendes Manifest) rückt mit den vereinten Heeren in
die Champagne, bei Valmy von Dumouriez geschlagen, unter
gräßlichen Mühseligkeiten zurück hinter die Mosel. Frankreich
eine Republik; Belgien und Savoyen von den Franzosen
erobert; die Oesterreicher bei Jemappe von Dumouriez ge-
schlagen ; die österreichischen Niederlande eingenommen, sowie
Mainz, Speier und Worms durch Gustine; und nachdem sie
den König 1793 hingerichtet, erklären sie den Krieg gegen
England, die vereinten Niederlande und Spanien. Darauf
durch Pitt die erste große Coalition der meistert eurv-1793.
päischen Mächte gegen Frankreich.
Dumouriez, bei Necrwittden von dem Prinzen von Kobnrg
geschlagen, entflieht, während die österreichischen Niederlande
armeen mit der Guillotine in Frankreich umherziehend. Die Königin
Marie Antoinette im Oktober, der Herzog von Orleans ( Egalite ),
Johanna Roland und Raitly im November, später des Königs Schwe-
ster Elisabeth hingerichtet. Neue Zeichrechnung; Dernunftgvttesdienst.
Der Terrorismus immer gräßlicher. Marat ermordet, Danton gestürzt
1794; aber auch Robespierre durch den Convent im Juli hingerichtet.
Don nun an die Gemäßigten im Uebergewichte; die Jakobiner aufge-
hoben. Statt des Conventes eine Directorialregierung mit zwei Sena-
ten den 28, Oktober 1795 (gemäßigte Volksherrschaft).
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Extrahierte Personennamen: Leopold_Ii Leopold Ludwigs Ludwigs Friedrich_Wilhelm_von_Preussen Friedrich Wilhelm Franz_Ii Franz Ludwigs Ludwigs Eampo
Formio Valmy_von_Dumouriez Dumouriez Dumouriez Marie_Antoinette Johanna_Roland Danton
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Berlin Rheine Frankreich Belgien Niederlande Mainz Worms England Niederlande Spanien Frankreich Niederlande Frankreich
166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
62
seits seine siegreiche Bekämpfung der wiederholten Adelsaufstände,
und der politischen Macht der Hugenotten, denen er ihren Haupt-
sicherheitsplatz St. Rochelle trotz englischer Hülfsversuche 1628
nahm, doch den Besitz ihrer Güter und freie Religionsübung be-
ließ; andererseits jetit Antheil an dem dreißigjährigen Kriege
(s. oben S. 39) und seine Kämpfe gegen Spanien in Italien
und den Niederlanden. Offener Ausbruch des vierundzwanzig-
jährigen Krieges gegen Spanien 1635; während desselben groß-
artige Entwickelung der französischen Seemacht durch Richelieu;
Eroberung spanischer Colonien in Westindien.
3. Mazarin (Giulio Mazarini), Richelieus (von diesem
selbst noch empfohlener) Nachfolger in der Leitung des Staates
während Ludwigs Xiv Minderjährigkeit, der Regentschaft der
Königin Anna und während der ersten Jahre von Ludwigs Xiv
Großjährigkeit 1643—1661, — nicht von seines Vorgängers
Kraft und Größe, aber der gewandteste und erfahrenste Diplomat
seiner Zeit.
Seine Politik folgt Richelieus Grundsätzen; hat mit Volks-
und Adelsanfständen im Innern zu kämpfen und setzt den Krieg
gegen Spanien fort. —
Der Widerstand des Pariser Parlaments gegen den zuneh-
menden Steuerdruck, die Verhaftung zweier Parlamentsräthe und
die Opposition des hohen Adels gegen Mazarins Regiment führte
1648 zu den sogenannten Unruhen der Fronde, an deren
Spitze der Coadjutor von Paris, Gondi, Cardinal von
Retz stand.
Bald darauf überwarf sich Mazarin mit Ludwig Ii Herzog
von Enghien, Prinzen öcnt Conds, dem größten Feldherrn
seiner Zeit, und verbindet sich, um diesen Gegner zu stürzen, mit
den Frondeurs. Gefangennehmung Condss und seines Bruders,
des Prinzen von Conti 1649. Doch ihre Partei setzt Mazarins
Absetzung durch 1651, der sich nach Deutschland zurückzieht,
während Conds nach Paris zurückkehrt.
Condss Kampf gegen den nun großjährigen Ludwig Xiv
1652, Mazarins Rückberufung; Uebertritt (Heinrich de la Tour
d'auvergne, Vicomte de) Turennes von Condss Partei auf
die Seite des Königs. Eine Volksbewegung in Paris zu Gunsten
des Königs zwingt Conds, die Stadt zu verlassen; er stellt sich
an die Spitze der spanischen Heeresmacht. So fällt der Aufstand
der französischen Großen mit dem Spanischen Krieg zusammen.
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Extrahierte Personennamen: Mazarin Giulio_Mazarini Ludwigs Anna Ludwigs Ludwigs Mazarins Cardinal_von
Retz Ludwig_Ii_Herzog
von_Enghien Ludwig Condss Conti Mazarins Condss Ludwig_Xiv Ludwig Mazarins_Rückberufung Heinrich_de Heinrich Vicomte_de)_Turennes_von_Condss
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Italien Niederlanden Spanien Westindien Spanien Paris Gondi Deutschland Paris Paris
ns
Rücktritt Preußens vom Coalitiouskrieg im Frieden
zu Basel 1795, veranlaßt durch die Entziehung der eng-
lischen Subsidien und durch die seindselige Haltung der
beiden,Kaiserhöfe in der polnischen Theilungsfrage. Die
Frage über den Besitz der linksrheinischen Lande wird dem
späteren allgemeinen Frieden Vorbehalten.
In den beiden letzten, den Revolutionskrieg so sehr hem-
menden Theilungen Polens, der zweiten 1793 (durch
Preußen und Rußland) und der dritten 1795 (durch die
drei Mächte), die den Staat völlig vernichtete, erhielt Preußen
1896 Q. M. mit circa 2j/5 Millionen Einwohnern *).
Wie Preußen sagen sich Toskana und Spanien von
der Koalition los.
Am Mittel- und Oberrhein jagen die Oesterreicher unter
Clerfait und Wurmser 1795 die Franzosen überall mber
den Fluß zurück, ebenso 1796 unter denr Erzherzog Car!
nach den Siegen bei Amberg und Würzburg (über
Jourdan) und nach dem berühmten Rückzug Moreaus aus
Baiern. So wurde die beabsichtigte Bereinigung des letzteren
mit Bonaparte in Italien zum gemeinsamen Angriff auf
die deutsch-österreichischen Länder zu nichte.
d. Der italienische Feldzug.
Bonapartes Oberbefehl 1796 brachte hier in die Krieg-
führung, die schon in vier Händen gelegen hatte, erst Leben
und Erfolg; Italien der Schauplatz seines Feldherrnruhms,
die Wiege seiner Größe.
Napoleon Bonaparte geboren zu Ajaccio auf Corsica den
15. August 1769 als zweiter Sohn einer kinderreichen Familie. Seine
Eltern: der ans italienischer Adelsfamilie stammende Advocat Carl
Bonapartc, Theilnchmer am Freiheitskampfe der Corsen gegen die
Genuesen (Paoli), und Letizia Ramolini. 1768 Corsica von Genua an
Frankreich verkauft. Der achtjährige Napoleon auf der Kriegsschule zu
Brienne, Pichegru fein Lehrer, Mathematik und Geschichte seine Lieb-
lingsfächer; lljährig auf der höheren Kriegsschule zu Paris; 1785, dem
Todesjahr feines Vaters, Artillerie-Unterlieutnant, 1789 sogleich der Re-
volution zugethan, Republikaner, aber nicht Jacobiner, dann Capitain in
dem revolutionierten Corsica, macht 1793 den Zug der Conventsarmce
gegen die Royalisten und Girondisten in Südfrankreich mit (Toulon).
*) Danzig und Thorn und die neuen Provinzen Süd-Preußen, Neu-Oft-
vrensien, Neu-Schlesien. —
Herbst, historisches Hiufsbuch Iii.
8
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Extrahierte Personennamen: Jourdan Bonapartes Napoleon_Bonaparte Napoleon Corsica August Carl
Bonapartc Letizia_Ramolini Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Basel Polens Spanien Amberg Moreaus Baiern Italien Ajaccio Genua Frankreich Paris Artillerie-Unterlieutnant Südfrankreich Toulon Danzig Thorn
116
Der Rastädter Congreß scheitert inzwischen an Frank-
reichs gesteigerten Forderungen.
Bildung der zweiten Coalition 1798 (England,
Oesterreich, Rußland — Paul I 1796—1801 —, Neapel,
die Pforte), Frankreichs Kriegserklärung gegen Oesterreich,
Auflösung des Rastädter Eongresses, Gesandtenmord.
Kriegsschauplätze am Oberrhein, in der Schweiz, in Ita-
lien; Hauptfeldherrn der Verbündeten: Erzherzog Carl auf
dem deutsch-schweizerischen, Suwarow auf dem italienischen
Schauplatz; Massena französischer Oberfeldherr. Anfangs
das Kriegsglück auf Seite der ersteren. Ende der römischen
und parthenopäischen Republik. Wendung durch Massenas
glänzenden Sieg über die Russen (unter Korsakow) bei
Zürich 1799. In Folge davon Abberufung der Russen.
Die Militärrevolution des 18. Brumaire (9. Novem
der) 1799. Sturz der Direetorialregierung durch Bona-
parte, mit Hülfe von Sieyes, damaligem Mitglied des
Directoriums.
E. Die Consularregierung 1799—18' 1.
Die neue Verfassung, das Werk Sieyes'. 1. Der erste
Eonsul mit dem Recht alle Aemter zu vergeben und an der
Spitze der Staatsverwaltung, auf 10 Jahre gewählt, aber wieder
wählbar, ernennt die beiden andern Eonsuln mit berathender
Stimme und der Verwaltung der Justiz und der Finanzen; unter
ihnen das Ministerium.
2. ein Tribunal von 100 Mitgliedern mit der Vorbe-
rathung über die Gesetze;
3. der gesetzgebende Körper von 300, mit dem Abstimmungs-
recht über die Vorschläge des Tribunates.
4. ein Senat von 80, durch den ersten Eonsul ernannten
Mitgliedern, mit der Eontrole über die Verfassung und den Voll-
zug der Gesetze.
Bonaparte erster Eonsul, seine Residenz in den Tuilerien,
von ihm ernannt als Mit-Eonfuln Eambaeöres und Lebrun.
Sieyes Präsident des Senates. Rückkehr der Emigranten und
der am 18. Fructidor Deportierten. — Herstellung der katho-
lischen Kirche in Frankreich durch ein Eoneordat mit Papst Pius Vii
1801. Bonaparte lebenslänglicher Eonsul durch Volks-
wahl 1802.
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Extrahierte Personennamen: Rastädter_Congreß Paul Carl Sieyes Sieyes
Extrahierte Ortsnamen: England Oesterreich Neapel Frankreichs Oesterreich Eongresses Schweiz Ita- Suwarow Bona- Frankreich
Ii. Frankreich als Kaiserreich »bis jur
ijülje seiner Macht».
1804-1812.
Die Gründung der neuen Monarchie.
Nach Unterdrückung der letzten ohnmächtigen Versuche gegen *
seine Alleinherrschaft — Moreaus Exil, Pichegrus Tod im Kerker,
des Herzogs von Enghien widerrechtliche Erschießung — wird
Bonaparte auf Vorschlag der Tribunen durch Senatsbeschluß als
Napoleon erblicher Kaiser der Franzosen. Umgebung dexis. Mai.
jungen Dynastie mit neuem Glanz: Napoleons Geschwister mit
dem Titel Kaiserliche Hoheit'; 18 neue Marschälle; Proelamierung
des Ordens der Ehrenlegion; Salbung des Imperators durch
Papst Pins Vii, seine und seiner Gemahlin Selbstkrönung; —2. Dem.
Napoleons bürgerliches Gesetzbuch vollendet 1804, mit dem Titel
Cod6 Napoleon 1807; schon vorher Herstellung der Kirche und
des Cultus, seit Anfang 1806 auch der christlichen Zeitrechnung.
Verwandlung der eisalpinischen (seit 1802 italienischen)
Republik in ein Königreich Italien 1805, Napoleons
Königskrönung im Dom zu Mailand, sein Stiefsohn Eugene
Beauharnais Vicekönig. Einverleibung Liguriens, Parmas,
Piacenzas und Gnastallas.
Napoleons siegreiche Kämpfe.
I. Gegen Oesterreich und Unluand 1805.
Dem für England trotz seiner Seesiege im ganzen ungünstigen
Frieden von Amiens folgte bald eine abermalige Spannung beider
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Napoleons Eugene
Beauharnais_Vicekönig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Moreaus_Exil Pichegrus Napoleons Napoleons Italien Napoleons Mailand Napoleons Oesterreich England Amiens
124
Portugals gegen Abtretung des im Lüneviller Frieden gewon-
nenen Kölligreichs Etrurien erhalten. Etrurien wird französisch,
von Portugal nichts spanisch.
Treulos erzwungene Abdankung der bourbonischen Königs-
Mai 18^*8 fcnrtiiie in Bayonne; Joseph Napoleon, bis dahin König von
Neapel (das Joachim Murat*), Napoleons Schwager, erhielt),
nun Köllig von Spaniell, durch eine französische Armee gestützt.
Diese Gewaltthaten das Signal zum Volksaufstand. ■— Napoleons
kurz vorhergegangene Angriffe gegen den Papst erhöhten nur die
religiöse Begeisterung. Guerillaskrieg. Uebergabe von 20000 Fran-
zosen bei Bahlen. Gleichzeitiger Aufstand in Portugal, von
England unterstützt: Sir Arthur Wellesley mit 30000 Eng-
ländern siegreich bei Vimeira, Räumung Portugals nach der
Convention von Cintra. Die Franzosen aus das Land zwischen
Pyrenäen und Ebro beschränkt.
Spanien unter einer Centraljunta.
Nach den raschen und glänzenden Erfolgen des spanischen
Volkskrieges begann Napoleons überwältigende Rückeroberung.
Im Osten sicher durch Preußens Fall, Rußlands Freundschaft
(Zusamluenkunst der beiden Kaiser in Erfurt 1808) wirft er
250000 Mann nach der Pyrenüenhalbinsel. Nach 3 Siegen sein
Einzug in Madrid. Von zwei Seiten kam Hülfe: indirecte, in-
dem Oesterreichs Erhebung Napoleon nach Osten zog, directe,
durch Englands kräftigen Beistand seit Januar 1809.
Trotzdem auch die Provinzen nach mirthigster Gegenwehr —
Saragossas Heldelikaulps Dezember 1808 bis Februar 1809 —
allmählich unterworfen^ die Regentschaft (statt der früheren Central-
junta) jahrelang in Cadix, bald auch der Sitz der Cortes (des
Parlamentes), eingeschlossen, Portugal durch Massena bedroht.
Der Retter Portugals und Spaniens Wellington.
Sir Arthur Wellesley, nach dem Liege bei Talavera 1809 Lord
Wellington, in einem Jahr mit Napoleon geboren, als zweiter Sohn des
Grafen von Morniugton und Wellesley, wohnte 1791 dem Krieg in Flandern
bei, 'seit 1797 unter seinem älteren Bruder Richard in Ostindien, im Kampf
gegen Tippo Saib und die Mahratteu. Dies die Schule seiner militärischen
Talente und seiner politischen Bildung; sein Wahlspruch: virtntis kortml eomes.
Seit 1609 an der Spitze aller englischen Truppen aus der Halbinsel, portugie-
sischer Generalissimus, später — 1811 — durch die Cortes zum Oberbefehls-
haber auch der spanischen Truppen ernannt.
*) Dessen Großherzogthum Berg kam au einen unmündigen Sohn des
Königs von Holland unter der Bormundschaft Napoleons.
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Napoleon Napoleon Joachim_Murat* Napoleons_Schwager Napoleons Köllig_von_Spaniell Napoleons Arthur_Wellesley Cintra Napoleons Napoleon Arthur_Wellesley Napoleon Morniugton Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Etrurien Etrurien Portugal Bayonne Neapel Napoleons Portugal England Portugals Napoleons Erfurt Madrid Oesterreichs Englands Cadix Portugal Portugals Spaniens_Wellington Wellesley Flandern Ostindien Oberbefehls- Holland Napoleons
29
Saiuovnl Graf ou Egmont, geboren 1521, alleiniger Erbe der großen
Besitzungen seines von Maximilian zur Grafenwürde erhobenen Hauses, durch
seine Schwester Schwager des Herzogs von Lothringen, selbst vermählt mit einer
Schwester des Kurfürsten von der Pfalz, Ritter des Ordens vom golducn Vließ
durch seinen Gönner Karl V, mit diesen! in Algier, Heerführer gegen Frankreich
und Sieger bei Sr. Quentin (1557) und Gravelingen (1558), zum Statthalter
von Flandern und Artois durch Philipp ernannt.
Philipp de Monttnorency, Graf von Hoorn, unter Philipp Admiral
der Niederlande.
Philipp Ii (1556—1598) kehrt nach dem glänzenden Frieden nss
mit Frankreich zu Chateau Cambresis 1559 aus den Niederlanden
nach Spanien zurück, nachdem er gegen die Wünsche des hohen
Adels, der für Christina, Herzogin von Lothringen, Karls V
Nichte, war, seine Halbschwester Margaretha von Parma als
Generalstatthalterin hinterlassen, ihr zur Seite als Hauptrathgeber
den s. g. jüngeren (Anton Perenot) Granvella, Bischof von
Arras, Sohn des vertrauten Rathgebers Karls V, des Nicolas
Granvella, eitles Emporkömmlings aus niederem Bürgerstande.
Gegen drei Punkte richtet sich nach des Königs Abreise
zunächst die Opposition, die, vom hohen Adel ausgehend, all-
mählich den niederen Adel, die Städte, das ganze Latid ergreift.
1. Gegen die spanische Besatzung von 3—4000 Mann,
die Philipp beit Landesprivilegien zuwider auch nach Beendigung
des Krieges mit Frankreich in den Niederlanden beließ.
2. Gegen den schon von Karl V gehegten Plan einer neuen
Di öces aneint Heilung, indem an Stelle der vier bestehenden
Bisthümer drei Erzbisthümer (Mecheln, Utrecht, Cambray) und
15 Bisthümer treten sollten.
3. Gegen Granvella persönlich, der, zum Erzbischof von
Mecheln, d. h. zum Primas der niederländischen Kirche designiert
und 1561 vom Pabst zum Cardinal ernannt, dem fürstenmäßigen
Adel gegenüber immer hochfahrender auftrat.
Endliche Einschiffung der Truppen. Aus der Verspottung i56i
von Granvellas Prunkliebe durch die einfachen Livreen vieler
Edelleute entsteht das niederländische Einheits- und Freiheits-
symbol, das Bündel Pfeile mit der Umschrift ,eoneorcua res
parvae crescunt1. Beschwerdeschrift des Adels über Granvella
an den König 1562; die Statthalterin selbst für seine Entfernung;
Satiren und Carricaturen gegen ihn; die hervorragendsten Mit-
glieder im Staatsrath weigern sich, mit Granvella an den Sitzungen
Th eil zu nehmend Endliche Abberufung 1564. 1564
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TM Hauptwörter (200): [T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Karl Karl Quentin Philipp Philipp Philipp_de_Monttnorency Philipp Graf_von_Hoorn Philipp_Admiral Philipp Philipp_Ii Philipp Chateau_Cambresis Christina Karls Margaretha_von_Parma Anton_Perenot)_Granvella Karls Nicolas
Granvella Philipp Philipp Karl_V Karl Cambray Granvellas Granvella
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Algier Frankreich Flandern Niederlande Frankreich Spanien Lothringen Karls Arras Karls Frankreich Niederlanden Mecheln Utrecht Mecheln
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
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oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
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