166 Französische Re volutions kriege. Kosziu Sko.
n.c.g.mit Belgien frei werden, zu den Oesterreichern. Uebcrall die
Verbündeten im Vortheile, und im Innern Frankreichs die
Vendee, Bretagne (Wimpfen), Toulon, Marseille und Lyon
gegen den Convent im Aufruhr. Daher durch die Jakobiner
die Sch recken s regi e run g ; allgemeines Aufgebot in Masse;
ganz Frankreich ein Feld - und Waffenlagcr unter Carnot.
Darauf Siege der Franzosen gegen die im Innern Empörten
unter gräßlicher Rache; eben so in Belgien durch Iiouchard
und Jourdan, am Oberrhein durch Pickegru und Iiocle j
indessen sättigt sich die Revolution durch ihre Blntgerichte
1794. überall in Frankreich; ihre Häupter stürzen sich selbst; Ende
des Terrorismus.
In den Niederlanden siegt Pickegru bei Tournal, und
1795. ^onrdan bei Fleums; Holland wird erobert — batavische
Republik, verbunden mit Frankreich. Am Oberrhein müssen
die Preussen, nach ihrem Siege bei Kaiserslautern, weichen,—
Frieden zu Basel zwischen Preussen und Frank-
reich (das nördliche Deutschland neutral), etwas später mit
Spanien ( St. Domingo an Frankreich ) *).
*) Um dieselbe Zeit blutige Auftritte in Pvlen: »ach dem russisch»
türkischen Kriege ( 1787—1792) suchte Katharina Ii. ihren Einfluß in
Polen durch eine Conföderatiou der unzufriedenen Polen zu Targowih
geltend zu machen; eine russische Armee dringt ein; die Polen unter
Thaddäus Kosziusko müssen weichen. Auch eine preussische Armee,
mit Katharina einverstanden, rückt unter Möllendorf 1793 in Polen
ein, und bald darauf erfolgt die zweite Theilung Polens. Aber
die Erbitterung der Polen bricht schon 1794 aus. Kosziusko Ober-
feldherr. Die Russen aus Warschau vertrieben, vereinen sich mit den
unter ihrem König eindringenden Preussen. Sieg der Verbündeten bei
Raffka. Warschau vergebens belagert. Auch Oesterreich schickt eine
Armee. Kosziusko bei Maciejowiee von den Russen unter Fersen
geschlagen und gefangen. Suwarvv erstürmt Prag a; Warschau kapi-
tulirt, — dritte Theilung Polens 1795; der König Poniatowsky
legt seine Würde nieder (Rußland gewinnt 2000 Quadratmeilen, Preus-
fen 990 Quadratmeilen und Oesterreich 834 Quadratmeilen). Katharina
stirbt im folgenden Jahre; ihr folgt ihr Sohn Paul I (1796—1801).
Auch Friedrich Wilhelm Ii. von Preussen stirbt im November 1797, und
ihm folgt sein Sohn Friedrich Wilhelm Hl
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Extrahierte Personennamen: Kosziu_Sko Katharina_Ii Katharina Kosziusko Raffka Kosziusko Poniatowsky Katharina Friedrich_Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Bretagne Toulon Marseille Lyon Frankreich Belgien Jourdan Frankreich Niederlanden Holland Frankreich Preussen Kaiserslautern Basel Preussen Frank- Deutschland Spanien Frankreich Polen Polen Polens Warschau Preussen Oesterreich Warschau Polens Oesterreich Preussen
87
Europäische Ereignisse Mischen dem spanischen Erbfolgeäriege
und den schlesischen Kriegen.
1. Der im Bunde mit Venedig (denen von den Osmanen
1715 Morea entrissen worden war) unternommene Türken-
krieg 1716—1718 führte Oesterreich unter des Prinzen
Eugen Leitung von Sieg zu Sieg (bei Peterwardein 1716,
Belgrad 1717) und zuletzt im Frieden von Passaro-
witz 1718 zum Besitz des Banats, eines Theiles von^is
Serbien mit Belgrad, von Croatien, Bosnien imb der
Walachei. Für den Verlust Moreas wurde Venedig durch
albanische und dalmatinische Plätze entschädigt.
2. Die Friedensstörung Spaniens (Philipp V, seine
zweite Gemahlin Elisabeth Farnese von Parma, der Car-
dinal Alberoni), das während des Türkenkrieges 1717
Sardinien, 1718 Sieilien angrisf, führte 1718 zur Qua-
druple-Allianz d. h. einem zur Aufrechterhaltung desl?i8
Utrechter Friedens geschlosserten Bündniß des Kaisers, Eng-
lands, Frankreichs, Hollands. Vertauschung Siciliens mit
Sardinien; Don Carlos, Sohn des spanischen Königspaares,
erhält die Anwartschaft auf die Herzogthümer Parma und
Piacenza, sowie aus Toskana, auf welche seine Mutter
Erbansprüche hatte.
3. Der polnische Erbfolgekrieg 1733—1735 nach 1733-1735
dem Tode Augusts Ii von Polen zwischen dem Kaiser, dem
Reich und Rußland, die für die Wahl Augusts Iii von
Sachsen auftraten, einer —, Frankreich, Spanien und Sar-
dinien, die für die Rechte des fast einstimmig gewählten
Stanislaus Lesezinskm) kämpften, andererseits. Der Schau-
platz dieses fast ereignislosen, für beit an tüchtigen Truppen
und Geld armen Kaiser im ganzen unglücklichen Krieges
am Rhein und in Italien; die greisen Feldherrn Eugen
mtb Villars noch einmal als Gegner. Der Wiener
Frieden: der Kaiser verliert Neapel mit Sieilien gegen
Parma und Piacenza an den Jnfanten Don Carlos;
Frankreich erkennt die pragmatische Sanction (s. Nr. 4.)
an und erhält die Anwartschaft auf das alte deutsche
Land Lothringen, das für seine Lebenszeit zunächst Stanis-
laus Lesezinski (h 1766) statt der polnischen Krone be-
*) Er führte noch immer den Königstitel und war der Schwiegervater
Ludwigs Xv von Frankreich.
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Extrahierte Personennamen: Morea Eugen Eugen Philipp_V Philipp Elisabeth_Farnese_von_Parma Carlos Augusts Augusts Stanislaus_Lesezinskm Eugen Carlos Ludwigs Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Oesterreich Belgrad Serbien Belgrad Bosnien Spaniens Frankreichs Hollands Sardinien Piacenza Toskana Polen Sachsen Frankreich Spanien Rhein Italien Neapel Piacenza Frankreich Lothringen Frankreich
70 —
Das Königreich Wreußen
(348 600 qkm und 31 855 Millionen Einwohner)
umschließt fast die ganze norddeutsche Tiefebene und einen
Teil der Mittelgebirge. (Welche?) Da Preußen die von
der Donau durchströmten hohenzollerischen Länder besitzt, so hat es
an allen deutschen Stromgebieten Anteil.
Von der Bevölkerung ist ungefähr 3/10 nichtdeutscher Ab-
kunft, namentlich Polen (fast 3 Millionen) und Litauer (120 000)
im Osten und Dänen (140 000) im Norden. Der Konfession
nach sind an 2/3 (vorwiegend im Norden und in der Mitte) prote-
st a n t i s ch , über 1/8 (vorherrschend im Westen und Osten) ist
katholisch. Die Zahl der Inden beträgt an 400 000.
Das Königreich Preußen besteht aus 12 Provinzen, welche
in Regierungsbezirke eingeteilt werden. Besondere Verwaltungs-
bezirke bilden die Stadt Berlin und die hohenzollerischen Lande.
1. Ostpreußen. Die Hauptstadt der Provinz ist Königs-
berg am Pregel mit 180000 E., ein wichtiger Ausfuhrhafen für
Holz und Getreide. Universität. Festung ersten Ranges. Königsberg
ist die Krönungsstadt der preußischen Könige. — Pillau, am Eingang
zum Frischen Haff ist der befestigte Vorhafen von Königsberg, das
übrigens selbst den größten Seeschiffen erreichbar ist. — An der
Ostseeküste findet sich der Bernstein. Memel (19000 E.) ist
die nördlichste deutsche Seehandelsstadt.
2. Westpreußen. Die Hauptstadt Danzig unfern der Weichsel-
mündung mit 130 000 E. ist eine sehr starke Festung, nach Stettin
die bedeutendste preußische Seehandelsstadt. Der Hafen ist Neu-
fahrwasser und hat großartige Schiffswerfte. — Elbing unweit
der Nogatmündung (48 000 E.) betreibt hervorragenden Maschinen-
bau. — Thoru an der Weichsel (33000 E.) ist eine starke Grenz-
festung gegen Rußland. — Marien bürg mit herrlichem Schlosse
war eine Zeitlang Sitz des Hochmeisters des deutschen Ritterordens,
der im 13. Jahrhundert Preußen eroberte und kolonisierte.
3. Die Stadt Berlin und 4. Brandenburg. Berlin (Bild 20)
an der Spree mit 1800 000 E. (die drittgrößte Stadt Europas),
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Extrahierte Personennamen: Königsberg
Extrahierte Ortsnamen: Donau Berlin Pillau Königsberg Bernstein Danzig Weichsel- Stettin Elbing Berlin Brandenburg Berlin Europas
— 122 —
die Bosna und Driua, während andererseits Narentci und
Drin zum Adriatischeu Meer abfließen. Vom Ostabhang des Schar
Dagh geht die Morava zur Donau und der Vardar zum Golf
von Saloniki. Der Balkan selbst entsendet den Strnma (Strymou)
und die Maritza mit der Tuudscha zum Ägäischeu Meer. — Die
übrigen Flüsse siud uubedeuteud. Im Sommer trocknen viele der-
selben aus.
Iv. Das Klima der Halbinsel ist infolge der vorherrschenden
Gebirgssorm im ganzen rauher als in den beiden andern Halbinseln;
doch erfreuen sich die geschützten Küstenstriche Griechenlands wie auch
die Juselu einer äußerst milden und gesunden Witterung, die Herr-
liche Südfrüchte zeitigt.
(Produkte sieh bei den einzelnen Ländern der Balkanhalbinsel.)
V. Die Balkanhalbinsel, früher gauz im Besitze der Türkei,
löst sich allmählich in eine Anzahl selbständiger Staaten aus. Voll-
ständig unabhängig sind die Königreiche Griechenland und Serbien
und das Fürstentum Montenegro. Unter türkischer Oberhoheit
steht noch das Fürstentum Bulgarien, dessen Herrscher zugleich
Statthalter der türkischen Provinz Ostrumelien (Südbulgarien) ist.
Bosnien und die Herzegowina endlich werden von der öfter-
reichischen Regierung verwaltet.
A. Die europäische Türkei.
a) Die Bevölkerung der europäischen Türkei (ohne Bul-
garien und Ostrumelieu) zählt uach ueuester Schätzung nur 6^/4 Mil-
lionen, so daß bei einem Flächenraume von 178 900 qkm ans 1 qkm
35 Menschen treffen.
b) Der Abstammuug nach ist die Bevölkerung außerordeut-
lich gemischt. Die Mehrzahl der Bewohner bilden die Slaven
(Bulgaren), an 2 Millionen; außerdem giebt es noch Albanesen über
1 Million, Griechen über 1 Million, Armenier u. s. w. Eigeuliche
Türken oder Osmanen (Bild 37) sind es etwa 11/2 Million,
so daß der herrschende Stamm kaum den vierten Teil der Gesamt-
bevölkerung ausmacht.
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Extrahierte Ortsnamen: Bosna Donau Saloniki Griechenlands Griechenland Serbien Bulgarien Bosnien
— 125 —
Skutari (20 000 E.) und Janina (30 000 E.) sind die
Hauptorte des gebirgigen Albaniens, das von dem noch halbwilden,
fast unabhängigen Volke der Arnauten bewohnt wird.
Die Insel Candia (Kreta), die größte der türkischen Inseln,
mit selbständiger Verwaltung, ist durch ihr mildes Klima und ihre
Fruchtbarkeit berühmt. Haupthandelsplätze sind Canea und Candia
(25 000 E.).
Bosnien und die Herzegowina, ein waldreiches Gebirgsland
unter österreichischer Verwaltung, also nur mehr dem Namen nach
eine türkische Provinz, hat auf 51 000 qkm etwas mehr als 1^2 Mil-
lionen Einwohner, die sich hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht
ernähren. Der Boden ist fruchtbar und reich an Mineralien, und
die wirtschaftliche Entwicklung macht uuter der neuen Regierung viel-
versprechende Fortschritte. Die Hauptstadt Sarajevo (38 000 E.)
ist auch Mittelpunkt des Handels mit den Produkten des Landes.
Unter türkischer Oberhoheit steht das Fürstentum Bulgarien und
Ostrumelien (96 000 qkm, 3v2 Millionen E.). Bulgarien umfaßt
den Nordabhang des Balkan bis zur Donau und im Westen auch
das Gebirgsland bis zum Rilo Dagh; Ostrumelien liegt ausschließ-
lich am Südrande des Gebirges. Ersteres erzeugt auf seinem srucht-
baren Boden hauptsächlich Getreide, letzteres besonders das kostbare
Rosenöl. — Die Hauptstadt Sofia (47 000 E.) liegt in einem Gebirgs-
kessel südlich vom Balkan. — Warna (28000 E.), der bedeutendste
bulgarische Handelsplatz am Schwarzen Meere. — Philip Popel
an der Maritza (36 000 E.) ist der Haupthaudelsplatz für Rosenöl. —
Im Tundschathale, besonders bei Kasanlik, sind weit ausgedehnte
Rosenpflanzuugen augelegt.
Ii. Pas Königreich Griechenland
hat 65 000 qkm und 21/a Millionen Einwohner (fast 2 Millionen
Griechen, außerdem Albanesen, Türken u. a.), welche fast ausschließ-
lich der griechisch-orthodoxen Kirche angehören. Das Land ist infolge
der langen türkischen Mißwirtschaft tief gesunken: seine Berge sind
entwaldet, die Quellen versiegt und das Klima stellenweise uuwirt-
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Extrahierte Personennamen: Janina Philip_Popel
Extrahierte Ortsnamen: Albaniens Bosnien Sarajevo Bulgarien Donau Sofia Balkan Kasanlik Griechenland
— 92 —
zügliches Eisen hauptsächlich in Steiermark und Kärnten, Kohlen
und edle Steine in Böhmen; Salz wird besonders in Galizien
und im Salzkammergut gewonnen. Reich wie kein anderes Land ist
die Monarchie auch an Fülle und Mannigfaltigkeit der Heilquellen.
Die Industrie ist in den westlichen und nördlichen Ländern
(Böhmen, Mähren, Niederösterreich) der Monarchie besonders rege.
Die wichtigsten Zweige derselben sind die Woll-, Baumwoll- und
Seidenweberei, ferner die Fabrikation von Zucker, Leder-, Eisen-.
Stahl- und Glaswaren.
Infolge des Bodenreichtnms und der hoch entwickelten Industrie
ist auch der Handel lebhaft. Die Hauptverkehrsader des Reiches
ist die Donau; doch auch das Eisenbahnnetz (1897: 35541 km)
wird stark ausgebaut. Der Seehandel Österreich-Ungarns geht teils
über den mächtig aufblühenden Hafen von T r i e st, teils die Donan
hinab nach der Levante (Smyrna).
V. a) Die österreichisch-ungarische Monarchie nimmt in der
Einwohnerzahl die dritte Stelle unter den europäischen Staaten
ein (46 Millionen E. ans 677 900 qkm). Auf 1 qkm wohnen
durchschnittlich 68 Menschen. Am stärksten sind die industriereicheu
westlichen und nördlichen Gebiete bevölkert (Niederösterreich
zählt fast 150 E. auf 1 qkm), am schwächsten die Gebirgs-
gegenden, vor allem die Alpen und die Karpaten.
d) Der Abstammung nach zeigt die Bevölkerung eine große
Mannigfaltigkeit. Es sind alle drei großen europäischen
Volksstämme (Germanen, Slaven und Romanen) vertreten; dazn
kommt noch ein Zweig der mongolischen Rasse, die Ungarn
oder Magyaren.
Die einzelnen Völker sind:
1. Deutsche, nahezu 11 Millionen; sie leben in größerer oder
geringerer Anzahl in sämtlichen Kronländern, vorherrschend aber sind
sie im Westen und teilweise im Norden der Monarchie.
2. Die Slaven, über 20 Millionen, werden eingeteilt in
Nordslaven (am Nordrande der Monarchie) und in Südslaven (am
Südrande derselben).
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93 —
Zu den Nordslaven gehören:
a. die Czechen (51/2 Millionen) in Böhmen, Mähren
und Schlesien,
b. die Slovaken (2 Millionen) im nördlichen Ungarn,
c. die irnthenen (3v2 Millionen) in Ostgalizien und
der Bukowina,
ä. die Polen (fast 4 Millionen) in Westgalizien und
Schlesien.
Zu den Südslaven gehören:
a. die Slovenen (l1/* Millionen) in Krain und dem
Küstenlande,
b. die Kroaten und Serben (3^/g Millionen) in
Kroatien, Slavonien, Dalmatien und (teilweise) Jstrieu.
3. Romanen, 3v2 Millionen. Zu ihnen gehören:
a. die Italiener (700 000) in Südtirol und dem
Küstenlands,
b. die Rumänen (fast 3 Millionen) in Südostungarn,
Siebenbürgen und der Bukowina.
4. Magyaren, 71/2 Millionen. Sie bewohnen die ungarische
Tiefebene, außerdem einen Teil von Siebenbürgen (die Szekler).
5. Zigeuner, 100 000, ein indisches Waudervolk, in Ungarn
und Siebenbürgen.
0. In Bezug auf die Religion ist vorherrschend die römisch-
katholische Kirche, welcher mehr als 33 Millionen angehören.
Protestantisch sind 4 Millionen, griechisch-orthodox ebenfalls
4 Millionen. Ferner sind zu nennen 2 Millionen Juden und über
V2 Million Mohammedaner in Bosnien und der Herzegowina.
6. Die Monarchie hat elf Universitäten, darunter fünf
deutsche, sieben technische Hochschulen und eine Hochschule für Bodenkultur.
6. Die österreichisch-ungarische Monarchie zerfällt seit 1867 in
zwei große Hälften: 1. die österreichischen Länder, 2. die Länder
der ungarischen Krone. Als Herrscher der letztern ist der Kaiser von
Österreich „apostolischer König von Ungarn". — Jede der
beiden Reichshälften hat für die Gesetzgebung eine eigene Volks-
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— 162 —
oft an 500 000 Menschen selbst aus den fernsten Gegenden Asiens
zusammenströmen. — Tula mit 111 000 E. hat die größten
Waffen- und Metallwarenfabriken, das „russische Birmingham".
— Woronesch am Don (84000 E.) betreibt lebhasten Handel.
— Archangelsk mit 21 000 E., unfern der Dwinamündung ge-
legen, ist für Ausfuhr von Schiffsbauholz wichtig.
2. Kleinrußland (die Ukraine). K i j e w am Dnjepr (247 000 E.)
ist Mittelpunkt der Rübenznckerindustrie. Uuiversität. — Charkow
(175 000 E.) hat blühenden Handel, besonders mit Getreide und
Wolle. Universität.
3. Südrußland, das ehemals türkische Gebiet am Schwarzen
Meere. Kischinew (109 000 E.) im Bezirk des Wein- und Tabak-
baues. — Odessa, unweit der Mündung des Dnjeftr (405 000 E.),
ist die bedeutendste russische Handelsstadt am Schwarzen Meere, Stapel-
Platz und Hanptaussuhrort für Getreide. Universität. — Nikolajew
(92 000 E.) ist die Hauptstation für die russische Kriegsflotte im
Schwarzen Meere. In der Nähe viele deutsche Kolonien.
4. Westrußland. Wilna (160000 E.) ist die bedeutendste
Stadt Litauens.
5. Das Königreich Polen. Die Hauptstadt Warschau an der
Weichsel (638 000 E.) ist Mittelpunkt der Gewerbethätigkeit und des
Handels Polens. Festung. Russische Universität. — Lodz (mit Vor-
orten 315 000 E.) hat sehr bedeutende Leinen- und Baumwollindustrie.
6. Die Ostseeprovinzen. St. Petersburg an der Newa-
Mündung (mit Vororten 1 267 000 E.), die von Peter dem Großen
gegründete, großartig angelegte neue Hauptstadt, ist der erste Handels-
platz Rußlands. Universität. — Der Kriegshafen Kronstadt
(60 000 E.) ist die Schutzfestung für Petersburg. — Dorpat,
rusf. Jurjew (42 000 E.) mit (ehemals deutscher) Universität. —
Reval (65000 E.) ist ein lebhafter Handelsplatz am Finnischen
Meerbusen. — Riga an der Dünamündung (mit Vororten
283 000 E.) ist die zweite russische Handelsstadt an der Ostsee,
wichtig als Stapelplatz und Ausfuhrort für Holz, Getreide, Hanf
und Flachs. — Libau (65 000 E.), aufblühende Hafenstadt.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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— 4 —
und Lothringens zu den Ardennen und dem vlämischen Tieflande>
und die politische Grenze ein farbenreiches Geschichtsbild umrah-
men. „Derrhein, Deutschlands Strom, nicht Deutsch-
lauds Grenze."^) Folgen undeutscher Politik: das Quell-
und Mündungsland des Rheins, lange Zeit auch Elsaß nebst
dem Plateau von Lothringen, außerhalb deutscher Machtsphäre.
Preußens Wacht am Rhein. Im O. ist der südliche Theil ein
gegen Ungarn mit seinen Nebenländern und gegen Galizien ge-
öffnetes Gebirgslcmd, der nördliche unbegrenztes Tiefland gegen
Polen und Rußland. Die seit der Karolinger Zeit gegründeten
Marken von Schleswig bis Friaul: Zeugnisse vom siegreichen
Vorschreiten der deutschen Macht im Tieflande und von seiner
Erhaltung im Gebirgslande. Im W. ist die Sprachgrenze nicht
soweit zurückgedrängt, als sie im O. vorgerückt ist. Daher große
Menge flavischer**) Ortsnamen vom Elbgebiete an; deutsche
Ortsnamen in Hochburgund und Lothringen, keltische und römische
im W. und S.
Von der Stellung dieses „Landes der Mitte" zeugen ferner
die mit dem Blute fast aller europäischer und vieler asiatischer
Völker getränkten und befruchteten Felder, zeugt das Zu- und
Ausströmen der Kultur, der universelle Zug iu Charakter und
Denkuugsart seiner Vewohner***), zeugen die Wanderungen sei-
ner Stämme und die Wanderlust der Einzelnen. Kein bekanntes
Land der Welt ohne deutsche Niederlassungen; hervorragend an
Zahl iu den slavischen und Donauländern, in Paris (?), Lon*
don und Nordamerika. Gegen die Schweiz und die Nieder-
lande „grenzt Deutschland an sich selbst." Preußens deutsche Auf-
gäbe im Eonfliet mit seiner schwierigen geographischen Stellung;
diese Schwierigkeiten gehoben seit 1866. Das neue deutsche
Reich enthält 9318 Q.m. mit 41000000 Ew. (davon Preu-
ßen 6326 Q.m. mit 24700000 Ew.), Deutsch-Lützelburg 46
Q.m. mit 200000 Ew., Deutsch - Oestreich nebst Liechtenstein
3607 Qm. mit 14000000 Ew.
*) Flüsse sind keine natürlichen Grenzen. Die fixe Idee der Franzosen
beruhte zum Theil auf der Verwechselung von Gallien mit Frankreich, zum
Theil auf der Zersplitterung Deutschlands.
**) Doch läßt nicht immer der flavische Namen auf slavischen Ursprung
schließen.
***) Der Trieb nach Absonderung und Vereinzelung entspricht der Glie-
dernng des Landes. Die geschlossenen Gaue; die abgeschlossenen Alpenthäler.
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TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Ortsnamen: Lothringens Deutschlands Rheins Lothringen Rhein Galizien Hochburgund Lothringen Donauländern Paris Nordamerika Deutschland Deutsch-Lützelburg Liechtenstein Gallien Frankreich Deutschlands
Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die
parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren
und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die
bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*).
Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs-
berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht-
licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der
Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und
slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an
der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach-
Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen-
getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig
germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig
(Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und
Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen
Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die
Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches
Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der
offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu
Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an
der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch
die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne-
mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die
auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe-
*) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die
günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht;
deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in
das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische
Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom-
men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen
Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts
durch Friedrich d. Gr.
**) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen
haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das
treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck-
lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt,
Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über-
setzt. Ratzeburg-Ratibor.
***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks
Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im
Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem
Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden
von den Wohnungen der slavischen Bauern).
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