302 Religion und Cultur Oesterreichs. §. 62.
Siebenbürgens, die Mehrzahl der Bevölkerung aus; die griechischen
finden sich am zahlreichsten in Galizien, wo sie die römischen an An-
zahl übertreffen; vorzugsweise bekennen sich die Ruthenen zur unirt-
griechischen Kirche. Den Bekennern dieser Confession stehen die Pro-
testanten (über 3 Mill.) und die n i ch t u n i r t e n Griechen (etwa
3 Mill.) an Anzahl wenig nach. Die Protestanten, welche theils der
Augsburger, mehr aber noch der helvetischen Confession angehören,
zählen ihre meisten Religionsgenossen in Ungarn und Siebenbürgen,
weil in diesen Ländern schon längst (seit Leopold I.) den Protestanten
fast völlig gleiche Rechte mit den Katholiken eingeräumt waren; die
wenigsten wohnen in den südlichen Kronländern und in Tirol. Die
nichtunirten Griechen machen in der Woidwodschaft Serbien,
dem Banat und den angrenzenden Theilen des südlichen Ungarns, vor-
zugsweise aber in der Bukowina, den Hauptbestandtheil, in der Militär-
grenze die Hälfte der Bevölkerung aus. — Die Juden s. S. 301.
Cultur.
a. Physische Cultur.
Obgleich mehr als zwei Drittel des österreichischen Bodens dem
Gebirgslande, zum Theil dem Hochgebirge angehören, so sind doch
über fünf Sechstel zu Acker-, Garten- und Weinbau, zu Wiesen,
Weiden und Waldungen benutzt. Alle Kronländer übertrifft Ungarn
als unerschöpfliche Quelle eines seltenen Nationalreichthums, denn sein
Ackerbau liefert etwa z/t der Gesammternte, sein Weinbau sogar
von dem Ertrag seiner Tabakproduction kann es % den übrigen Kron-
ländern überlassen. Dennoch ist Ungarn dasjenige europäische Land,
dessen natürliche Schätze bisher am wenigsten ausgebeutet sind (s. S.
309 f.). Der Anbau von Reis beschränkt sich auf das lombardisch-
venetianische Königreich und das Küstenland. Die Viehzucht ist am be-
deutendsten auf den nahrhaften Wiesen der Alpenländer und in der
großen Ebene Ungarns; der Seidebau in den südlichen und südöstlichen
Provinzen hat seit dem Anfang dieses Jahrhunderts in Folge des ver-
mehrten Verkehrs mit Amerika und des zunehmenden Lurus einen
hohen Aufschwung genommen. An Mannichfaltigkeit der Produkte des
Mineralreiches wird Oesterreich von keinem andern europäischen
Staate übertroffen. Es fehlt außer dem Platina keines der nutzbaren
Metalle (namentlich wird Eisen in vorzüglicher Güte in Oberösterreich,
Steiermark und Kärnthen zu Tage gefördert); an brennbaren Fossilien
ist ein außerordentlicher Reichthum; Salz wird hier in allen Formen
gewonnen (Steinsalz und Salzquellen in den Karpathen und nördlichen
Alpenländern, namentlich in Wieliczka und im sogenannten Salzkammer-
gut, Seesalz im Küstenlande); kein anderes Reich besitzt eine solche
Fülle und Mannichfaltigkeit von Heilquellen (in Böhmen, Ungarn,
Salzburg u. s. w.); endlich gibt es verschiedene Sorten von edlen
Steinen, die unter dem gemeinschaftlichen Namen „böhmische Steine"
begriffen werden, und von nutzbaren Steinen finden sich unerschöpfliche
Marmor- und Alabasterbrüche in mehreren Kronländern.
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Europa — Österreich-Ungarn, 859
wo neben den gewöhnlichen Getreidearten Mais, Reis, viel Wein, ja im südlichsten
Theilc sogar Oliven und Südfrüchte zu treffen sind. — Die Naturerzeugnisse
sind so manchsach und reichhaltig, daß der österreichisch-ungarische Staat mit Recht als
einer der von der Natur am meisten begünstigten in Enropa genannt wird. Unter den
Gewächsen nimmt Getreide (besonders in Ungarn und Mähren) den ersten, Obst
und Wein den zweiten Rang ein; unter den Staaten Europas hat Oesterreich Ungarn
(mit Ausnahme Frankreichs) den bedeutendsten Weinbau (2/3 davon entfallen auf Nn-
garn). Handels- und Manufakturpflanzen, wie Tabak, Hopfen, Flachs, Hanf, Raps,
Waid, Krapp, Safflor, Safran, Süßholz, Rhabarber :c. sind zum Theil in Menge
vorhanden, oder können doch im Ueberfluß gebaut werden. Die Wälder, zum Theil
herrlich bestanden, nehmen 28 °/° des Gesammtareals ein; nur Dalmatien und Jstrien
haben Holzmangel. Unproduktive Fläche sind 12°/<, des Ganzen (die höheren Regio-
men mit ihren Felsen und Schneefeldern, die Kämme und Gipfel des hercynischen
Systems und der Hochkarpathen, Sandstrecken Ungarns, Sümpfe und Moore am
Trauusee, an den galizischen Flüssen, an der Theiß :c.) — Zur Viehzucht bieten
sich Gebirge und große Weideflächen als besonders geeignet dar. Man zählt an Rin-
dern 13 Mill. und an Pferden über 2 Mill. Stück. Das Rindvieh der Alpen und
der ungarischen Sawannen ist vorzüglich; ebenso die leichten Pferde Ungarns, die edleren
Siebenbürgens und der Bukowina und die schweren Gäule Salzburgs. Und doch führt
man Rinder und Pferde noch von Osten her ein. Auch die Schafzucht, keineswegs
unbedeutend — denn man zählt 20 Mill. — und vorzüglich in Niederösterreich, Mäh-
ren und Schlesien, ist nach Verhältnis nicht so groß als in Sachsen und Preußen.
Schweine und Ziegen zahlreich; Hausgeflügel in außerordentlicher Menge, und nament-
lich in Niederungarn. Die Bienenzucht — P/2 Mill. Stöcke — von den Deutschen
und Slaven der Westländer am rationellsten betrieben, deckt den Bedarf nicht. Die
wärmsten Gegenden eignen sich vorzüglich zur Seidenprodnktion, die namentlich für
Südtirol vom höchsten Belange ist. — Der Bergbau bildet in Verbindung mit der
darauf fußenden Industrie nächst der Landwirtschaft den wichtigsten Thätigkeitszweig
der Bewohner des Kaiserstaates. Er beschäftigt (mit Einschluß der Weiber und Kinder) bei
300000 Personen. Obenan stehen Salz und Metalle. Die Salzwerke von Wieliczka und
Bochnia ander oberen Weichsel, von Maros Ujvar in Siebenbürgen, von Salzburg und dem
benachbarten Salzkammergute, und viele kleinere, liefern jährlich an 6 Mill. Centner, so
daß über "A des Ertrags ausgeführt werden kann. Dazu werden noch an 700000 Ctr.
Seesalz und an 800000 Ctr. Jndustriesalz gewonnen. Mit Ausnahme des Platins
kommen alle nutzbaren Metalle in der Monarchie vor. Eisen findet sich überall, doch
kommen hüttenmännisch nur jene Eisenerze in Betracht, die das Eisen in solcher Menge
und Verbindung enthalten, daß sie zum Verschmelzen im Großen Vortheilhaft verwendet
werden können; dies ist besonders in den östl. Alpen (Steiermark, Kärnten, Niederösterreich,
Salzburg), auf beiden Seiten der Karpathen, in Böhmen -c. der Fall. Der Gesammt-
ertrag an Eisenerzen belauft sich aus 16 Mill. Ctr. mit 15 Mill. Thlr. Produktions-
werth; der Ertrag an Steinkohlen, die indes in noch größerer Menge zu gewinnen
sind, auf 69 Mill. Ctr. zu 9 Mill., und der Braunkohlen auf 62 Mill. Ctr. zu 48/i0
Mill. Thlr.; Kupfer wird ausgebeutet (hauptsächlich in Ungarn) zu l7/i0 Mill.
55*
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860
Europa -
Österreich-Ungarn.
Thlr. Blei besonders in Kärnten und Böhmen für °/io Mill. Quecksilber in Krain:
(Jdria), doch auch in Siebenbürgen und Ungarn für 524000 Thlr. Zink in Krain
und Westgalizien für 309000 und Zinn (nur in Böhmen) für 32000 Thlr. Golderze
in Ungarn und Siebeubürgen an 240000 Ctr. im Werths von l6/io Mill. und Silbererze
(besonders in Ungarn, Siebenbürgen und Böhmen) bei 2»/io Mill. Ctr. im Werthe
' von 27/io Mill. Thlr.; Schwefel für 83000 Thlr. — Mineralquellen zählt man viele
Hunderte, worunter höchst berühmte, wie Baden unweit Wien, Gastein im Salzburgi-
fchen, Ischl in Oberösterreich, Karlsbad und Tevlitz in Böhmen, Mehadia in Ungarn
n. a. m. — Dies alles spricht für den natürlichen Reichthum der Länder; doch
sind Feldwirthschaft und Viehzucht in vielen noch auf unterster Stufe, und die Gewin-
-nungsart der Metalle ist namentlich in Ungarn und Siebenbürgen vielerorts noch
eine sehr primitive. So wird zwar z. B. auf den Alpen, in Oesterreich und Böhmen
das Rindvieh gut besorgt, in den übrigen Ländern aber nachlässig, wie in Ungarn,
wo es das ganze Jahr im Freien lebt, und auch die halbwilden Pferde sich wintert
mit hartem Strohfutter behelfen müssen.
Das Gewerbwesen hätte bei so großer Fülle von Produkten Anlaß genug
zur bedeutendsten Thätigkeit; auch rühmt man Quantität und Qualität von Leinwand,
Tüchern, Seiden-, Baumwoll-, Stahl- und Eisenwaaren, Papier, Porzellan, Glas,
Lederarbeiten, Quincaillerie- und Galanteriewaaren, namentlich' die glänzenden Fabrik
kate aus Wien, Prag, Pest u. s. w. Dennoch befindet sich die Industrie noch lange-
nicht im Verhältnis zur Manchfaltigkeit der Naturprodukte. Die Osthälfte ist weit
hinter der westlichen, namentlich hinter Böhmen, Mähren, Niederösterreich :c. zurück»
Dort wird z. B. die Wolle — und man hat eine Menge Schafe — nur znm Haus-
gebrauche verarbeitet, und aus der Seide werden nicht da, wo man sie zieht, Zeuge-
und Bänder gefertigt, wohl aber in Wien. Böhmen liefert fast die Hälfte aller Glas-
waaren des österreichischen Reiches und namentlich' alle feineren Sorten. Die vorhan-
denen Hindernisse sollen nun allmählich weggeräumt werden; es steht also dem öfter-
reichischen Gewerbwesen noch eine größere Entwicklung bevor.
Wie mit der Industrie, so ists mit dem Landhandel, dem fahrbare Flüsse, ver-
mehrte Straßen, einige Kanäle (z. B. der Palatins-, Franzens-, Begakanal), jetzt anch
Dampfschiffe und Eisenbahnen zu Hilfe kommen; und das war dringend nöthig, denn
eigentliche Heerstraßen hatten nur Böhmen und die Postronten von Wien aus. Die
außerdeutschen Länder wußten kaum etwas von Kunststraßen, und der Verkehr war
noch vor dem Jahre 1850 durch innere Zolllinicn gehemmt. Es gab Mauthcn zwischen
den deutschen und ungarischen Landestheilen, ja sogar zwischen Oesterreich und Tirol.
Die Donau ist erst durch die Dampfschiffahrt wieder zur Ehre einer neu eröffneten
Weltstraße gelangt und wird nun durch den Zug, welchen die germanische Kultur auf
ihr nach dem südöstlichen Europa nehmen muß, Ungarn, dessen herdenreiche Pußten be-
reits auch von eisernen Schienen durchschnitten werden, in historischen Fluß bringen-
Die Schienenwege ermöglichen nun auch die vortheilhafte Ausfnhr der ungarischen
Naturprodukte — und die Fruchtbarkeit Ungarns ist ja sprichwörtlich — nach den
Häfen des Mittelmeeres, indem die Donau nur Straße für den Absatz nach den Häfen
des schwarzen Meeres war; deshalb ist auch nur ein geringer Theil Ungarns gut an-
gebaut, weil feine Ausfuhr bisher an natürlichen Hemmungen litt. — Zum See-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Krain Jdria Ungarn Krain Ungarn Ungarn Wien Gastein Ischl Oberösterreich Karlsbad Mehadia Ungarn Ungarn Oesterreich Ungarn Wien Prag Niederösterreich Wien Palatins- Franzens- Wien Oesterreich Europa Ungarn Donau
562 Deutscher Bund — Oestreich.
I. Das Kaiserthum Oestreich.
Es ist die größte Macht im südl. Deutschlande und erstreckt sich noch über
weit ausgedehntere Nachbarländer. Es umfaßt die Ostalpen und Karpathen, die
Flächen an der Mitteldonan und Theiß, den bedeutendsten Theil des Tieflandes
am Po, zwei Länder südlich des Erzgebirgs und der Sudeten, die den Karpathen
nordwärts vorgelagerte Terrassenfläche, und Küsten am Adriameer. Hanptstroin
ist die Donau mit bedeutenden Nebenströmen, auch gehören obere Elbe-, Weich-
sel- und Dniestergebiete dazu. In Italien bilden Po und Tessin die Gränze.
Das Bergland verhält sich zu den Ebenen wie 4 zu 5, und % des Bodens ist
mit Waldungen bedeckt. — Flächeninhalt 12200 Qm., wovon etwa 3700
deutsches Bundesland. Siehe in Abschnitt 11. die Kap. von den Alpen, von
der Donau rc.
Das Klima so ausgedehnter und meistens gebirgiger Länder kann nicht
anders als sehr verschieden sein; 11° ist mittlere Temperatur im Süden, 6° im
Norden an der Weichsel, weshalb im Süden Wein und Mais, sogar Reis,
Oliven und Südfrüchte gedeihen, im Norden hauptsächlich Korn, Obst, Flachs
und Hanf. Die N aturerz engn isse sind so mannigfach und reichhaltig, daß
der östreichische Staat mit Recht der am meisten in Europa von der Natur be-
günstigte genannt wird. Das Getraide nimmt den ersten, Obst und Wein den
zweiten Rang unter den Gewächsen ein. Handels- und Manufaktnrpflanzen,
wie Tabak, Hopsen, Flachs, Safran, Waid, Krapp, Süßholz, Ingwer, Rha-
barber rc. sind zum Theil in Menge vorhanden oder können doch in Ueberfluß
gebaut werden. Zur Viehzucht bieten sich Gebirge und große Weideflächen
als besonders geeignet dar. Man zählt an Hornvieh 12 Miü. und an Pferden
2200000 Stück. Das Rindvieh der Alpen und der ungrischen Savannen ist
vorzüglich; eben so die leichten Pferde Ungarns, die edleren Siebenbürgens und
die schweren Gäule Salzburgs. Und doch führt man Rinder und Pferde noch
von Osten her ein. Auch die Schafzucht, keineswegs unbedeutend, denn man
zählt 20 Mill. mit einem Wollerlrag von 50 Mill. Pfd., ist nach Verhältniß
nicht so groß als in Sachsen, Preußen und Frankreich. Die Zahl der Schweine
schätzt man ans 6 Mill., die der Ziegen auf 900000. Hausgeflügel ist in außer-
ordentlicher Blenge vorhanden, und namentlich in Nieder - Ungarn sehr wohlfeil.
Die Bienenzucht erträgt 20000 Ctnr. Wachs, also Ibmal so viel Honig.
Die wärmsten Gegenden eignen sich vorzüglich zur Seidenproduction; der Ertrag
derselben ist: in der Lombardei 29253000 — im Venetianischen 17450000 - in
Tyrol 2869000 — in Ungarn und Dalmatien 720000 fl. — also im Ganzen
50290000 fl.
Fragen wir nach dem Mineralreiche, so findet sich ein Reichthum an
Metallen, mit Ausnahme der Platina. Ungarn liefert jährlich 55000 Ctr. Kupfer
und steht hierin nur England, Sibirien und Nordamerika nach. An Gold ge-
winnt man in Ungarn und Siebenbürgen 7000 Mark. Die Bergwerke der gan-
zen Monarchie ertragen an 180000 Mark Silber und 86000 Ctr. Blei. Von
Eisen und Kohlen finden sich unerschöpfliche Lager. Die Salzwerke von Wieliczka
und Bochnia an der obern Weichsel, von Maros Ujvar in Siebenbürgen, von
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Deutscher Bund
Oestreich.
563
Salzburg und dem benachbarten Salzkammergute, und viele kleinere, liefern
jährlich an 6 Mill. Ctr., also auf den Kopf 17% Pfd. Rechnet man als zum
Berbrauch nöthig 12 Pfd. auf den Kopf, so können %7 des ganzen Salzertrags
ausgeflihrt werden. Des Eisenö in Steyermark ist schon im Kap. über die
Alpen Erwähnung geschehen. Der Gesammtertrag an Eisen in der Monarchie
beläuft sich auf 1688000 Ctr., und der Steinkohlen, die indeß in noch größerer
Menge zu gewinnen sind, ans 4500000 Ctr. Das Quecksilberbergwerk zu Jdria
ist schon erwähnt. Mineralquellen zählt man 1500, worunter höchst berühmte,
wie Baven unweit Wien. Gastein im Salzburgischen, Carlsbad und Töplitz in
Böhmen n. a. m
Das Gewerbwesen hätte bei so großer Fülle von Produkten Anlaß genug
zur bedeutendsten Thätigkeit; auch rühmt man Quantität und Qualität von
Leinwand, Tüchern, Seiden-, Banmwoll-, Stahl- und Eisenwaaren, Papier, Por-
cellan, Glas, Lederarbeiten, Quincarllerie- und Galanteriewaaren, namentlich die
glänzenden Fabrikate aus Wien, Mailand, Prag, Pesth u. s. w. Dennoch be-
findet sich die Industrie noch lange nicht im Verhältniß zur Mannigfaltigkeit der
Naturprodukte. Die Ostprovinzen besonders sind hinter den deutschen und itali-
schen zurück. Da aber die vorhandenen Hindernisse allmählig weggeräumt wer-
den , so steht dem östreich. Gewerbwesen noch eine größere Entwickelung bevor.
Wie mit der Industrie, so ists mit dem Landhandel, dem fahrbare Flüsse,
vermehrte Straßen, einige Kanäle, jetzt auch Dampfschiffe und Eisenbahnen zu
Hülfe kommen. Früher hemmten inne-e Zolllinien ven gegenseitigen Verkehr der
Provinzen. Es gab Mauthen zwischen ven deutschen, ungrischen und italischen
Landestheilen, ja sogar zwischen Oestreich und Tprol; auch Dalmatien hotte ein
eignes Zollsystem. — Zum S eeha nd e l, nainentlich auf dem Mittelmeere, ermun-
tert der adcialische Golf. Trieft ist der wichtigste Hafen, außerdeni Venedig,
Fiume, Ragusa, Caltaro. Man zählt ohne die kleinen Küstenschiffe und Fischer-
barken 1100 Kauffahrer von 100 bis 500 Tonnen.
Die Bevölkerung beläuft sich fast aus 38 Mill. Menschen in 798
Städten, 2290 Marktflecken und 67680 Dörfern, mit 5300000 Wohnhäusern, ist
also größer als die von Frankreich. Allein der östreichische Staat ist kein
gleichartiger, er umfaßt Völker verschiedenen Stammes, sowohl nach
Sprachen und Gesittung, als nach Geschichte und Verfassungen. Es sind: Deutsche
fast 8 Mill., Slawen 15% (nämlich Tschechen, Wenden, Moraven. Slowaken,
Polen, Ruthenen, Croaten, Serben, Slawonier, Dalmatiner, Schokazen u. Jstrier),
Magyaren 5% , Rumänen oder Walachen 2690000, Juden 730000, Friauler
394000, Zigeuner 94000, Italiener 5 Mill., und zerstreut noch mehrere tausend
Griechen, Armenier u. s. w. Bei weitem die Mehrheit ist römisch-katholisch;
Protestanten gibt es 3% Million. meist in Ungarn. Zu bemerken ist, daß die
staatsbürgerlichen Rechte der verschiedenen christlichen Confessionen nicht, wie in
andern deutschen Staaten, einander gleich sind; nur in Ungarn und Siebenbürgen
stehen die Protestanten den Katholiken ziemlich gleich, in den andern Provinzen,
also auch im eigentlichen Oestreich, wurden sie bisher nur geduldet, während in
36*
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Caltaro Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Steyermark Wien Carlsbad Wien Mailand Prag Oestreich Dalmatien Venedig Fiume Ragusa Frankreich Polen Ungarn Ungarn
12 4
Kronleuchter (aus Salz) hängen von der Decke, und in gewisser Höhe ist ein
Chor für Musikanten ausgehauen. — Der unerschöpfliche Reichthum des Minerals
wird für die Zukunft noch eine Menge Verhaue und Streckeil im Innern des
Gebirgs, eine unterirdische Salzwelt, veranlassen. Zwar wohnen noch keine
Menschen unten, aber Ställe für 36 Pferde finden sich schon, und weiten sich
die Werke noch mehr aus, so möchte die Anlage von Häusern nöthig werden.
Die Pferde werden gebraucht, um die Maschinen in Bewegung zu setzen, womit
aus untern Stockwerken die Salzlaften hinauf gefördert werden. — Frisch ge»
brochnes Salz sieht so ziemlich aus wie ein zerschlagener Kieselstein, flimmert
auch ein wenig, ergraut aber bald a» der Lust. Mitunter finden sich jedoch
reine durchsichtige Krystallsiücke, die man zu Kunftsachen, Leuchtern z. B., verar-
beitet. — Das Steinsalz müßte, um es weiß und schön zu bekommen, erst ge-
sotten werden; man verkauft es indeß wie cs ist, weil der Sud zu viel kostet.
Jeder zerstößt sich, soviel er braucht, was denn halb grau halb grünlich und
unappetitlich auf den Tisch kommt. —
Zm Ost des obern Weichselgebietes, nicht weit vom Ursprung des
Bug, liegt Lemberg mit 52000 E., Hauptort des südpolnischen Landes
Galizien (Halicz), das gegenwärtig der östreichische Staat besitzt. —
Hauptstadt der Polen ist Warschau an der Weichsel, mit der gegenüber-
liegenden Vorstadt Praga durch eine Schiffbrücke verbunden. 126000
E., worunter 25000 Juden. Die Bauart in Warschau ist auffallend
gemischt; neben viel steinernen Häusern und prächtigen Palästen stehen
noch elende Hütten. Das gleiche bemerkt man im ganzen Polenlande,
wo hin und wieder stattliche Landgüter zwischen den erbärmlichsten Dör-
fern liegen. — Das polnische Volk, das sich durch nationale Eigen-
heiten und große Vaterlands - und Freiheitsliebe auszeichnet, hat großes
Unglück erlitten und erwartet erst noch die Zeit, wo es seine Fähigkei-
ten entwickeln und den ihm gebührenden Rang unter den Europäern
einnehmen kann. Nach manchem innern Hader, der von Seite des
russischen Hofs unterhalten und vermehrt ward, unterlag es dem trau-
rigen Geschick, gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts eine Beute
der Nachbarn zu werden. Preußen bekam einen Theil des Landes an
der Wartha, Oestreich einen andern an der Nordseite der Karpathen,
und Rußland bei weitem das meiste. Vielleicht war dies heilsam, um
die Poleu über ihren Zustand aufzuklären und für neue Unabhängigkeit
und Nationalgröße reif zu machen.
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TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]