Gebiet der Donau
— Ungarn.
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den häufigen, durch Stauung des Wassers entstehenden Überschwemmungen
des mit settem Marschboden bedeckten, des reichsten Anbaus fähigen Banats
(Viereck zwischen Donau, Theiß, Maros und Grenzbergen), sowie denver-
snmpsungen im niederen ungarischen Donaulande abzuhelfen.
Von einem so großen Landstriche, wie der angeführte, der theils aus
Gebirgen und Berg-Hügellandschasten, theils aus weiten fruchtbaren Ebenen,
aus Savannen und Haiden besteht, der gegen Nord und Ost von Gebir-
gen eingefaßt, von vielen Flüssen durchschnitten ist, mit einem Klima
wie im südlichen Deutschland, ja hie und da noch wärmer — von einem
solchen Lande läßt sich erwarten, daß seine Produktion bedeutend sei. So
ist es auch: Ungarische Weine und ungarisches Rindvieh gehen ins Aus-
land; Getreide und Reis werden im Uebersluß gebaut; Bergwerke im unga-
tischen und im siebenbürgischen Erzgebirge liefern Metalle, selbst Gold,
letzteres in solchem Maße, daß Siebenbürgen, trotz der dortigen primitiven
Gewinnungsart, das goldreichste Land Europas zu nennen ist ('/wo der
jährl. Goldproduktion auf der ganzen Erde). In den Städten, namentlich
da, wo der gewerbfleißige Deutsche sich angefiedelt — und das ist eben fast
überall der Fall, denn selbst in den aus Zeltlagern entstandenen echt unga-
tischen Steppenstädten versteht man deutsch — ist man thätig in Verarbei-
tung der Produkte; im Bau von Straßen und Eisenbahnen, in der Kulti-
virung von Pußtenstrecken ist in den letzten Jahren Anerkennenswerthes
geleistet worden; aber noch immer, und zwar nicht nur in geistiger Be-
ziehuug und in Rechtszuständen, steht Ungarn tief unter Deutschland.
Vor alters gehörte das ganze rechte Donannfer den Römern; der Theil zwischen
Wien, Belgrad und Laibach hieß Pannonien. Doch auch nördl. des nntern Strom-
lanfs besaßen sie eine Provinz von der Theiß bis ans schwarze Meer, nämlich Dacien.
In der Mitte zwischen Dacien nud Pannonien lebten herumstreifende Jazygen, wahr-
scheinlich sarmatischen Stammes. Die Völkerwanderung änderte diesen Zustand. Die
unter den Römern begonnene Civilisation ging großenteils zu Grunde; deutsche, sla-
vische, asiatische Völkerschaften wechselten im Besitz, bis gegen Ende des 9. Jahrhunderts
das wilde Hirten- und Jägervolk der Magyaren oder Ungarn (von slavisch Ugren
d. h. Fremde) nebst einem Haufen tatarischer Kumanen von Osten her durch die Ge-
birgspässe eindrang, das gesammte Land innerhalb des karpathischen Bogens, wie auch
das ehemalige Pannonien, eroberte und selbst verheerend in Deutschland hineinstreifte.
Merseburg, Lechfeld, Mark Oesterreich! Oestlich der Alpen und der Mctrch blieben sie
fortan die Herrn, und was sich an slavischen und Walachischen Bewohnern vor-
gefunden, niußte der neuen Krone Ungarn gehorchen. Doch schloffen sie sich mehr dem
Abend- als dem Morgenlande au, indem sie zum römischen Christenthum seit Beginn
des 11. Jahrhunderts und zum germanischen Lehnwesen sich bekannten, und später ge-
gen die Türken eine tapfere Vormauer der Christenheit bildeten. Zwar hatten sie noch
im 18. Jahrhundert eine nene Schaar Kumauen in ihre Mitte aufgenommen, aber
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Ungarn Donau Theiß Donaulande Nord Deutschland Europas Deutschland Wien Belgrad Laibach Pannonien Pannonien Ungarn Pannonien Deutschland Merseburg Oesterreich Ungarn
Europa — Österreich-Ungarn, 859
wo neben den gewöhnlichen Getreidearten Mais, Reis, viel Wein, ja im südlichsten
Theilc sogar Oliven und Südfrüchte zu treffen sind. — Die Naturerzeugnisse
sind so manchsach und reichhaltig, daß der österreichisch-ungarische Staat mit Recht als
einer der von der Natur am meisten begünstigten in Enropa genannt wird. Unter den
Gewächsen nimmt Getreide (besonders in Ungarn und Mähren) den ersten, Obst
und Wein den zweiten Rang ein; unter den Staaten Europas hat Oesterreich Ungarn
(mit Ausnahme Frankreichs) den bedeutendsten Weinbau (2/3 davon entfallen auf Nn-
garn). Handels- und Manufakturpflanzen, wie Tabak, Hopfen, Flachs, Hanf, Raps,
Waid, Krapp, Safflor, Safran, Süßholz, Rhabarber :c. sind zum Theil in Menge
vorhanden, oder können doch im Ueberfluß gebaut werden. Die Wälder, zum Theil
herrlich bestanden, nehmen 28 °/° des Gesammtareals ein; nur Dalmatien und Jstrien
haben Holzmangel. Unproduktive Fläche sind 12°/<, des Ganzen (die höheren Regio-
men mit ihren Felsen und Schneefeldern, die Kämme und Gipfel des hercynischen
Systems und der Hochkarpathen, Sandstrecken Ungarns, Sümpfe und Moore am
Trauusee, an den galizischen Flüssen, an der Theiß :c.) — Zur Viehzucht bieten
sich Gebirge und große Weideflächen als besonders geeignet dar. Man zählt an Rin-
dern 13 Mill. und an Pferden über 2 Mill. Stück. Das Rindvieh der Alpen und
der ungarischen Sawannen ist vorzüglich; ebenso die leichten Pferde Ungarns, die edleren
Siebenbürgens und der Bukowina und die schweren Gäule Salzburgs. Und doch führt
man Rinder und Pferde noch von Osten her ein. Auch die Schafzucht, keineswegs
unbedeutend — denn man zählt 20 Mill. — und vorzüglich in Niederösterreich, Mäh-
ren und Schlesien, ist nach Verhältnis nicht so groß als in Sachsen und Preußen.
Schweine und Ziegen zahlreich; Hausgeflügel in außerordentlicher Menge, und nament-
lich in Niederungarn. Die Bienenzucht — P/2 Mill. Stöcke — von den Deutschen
und Slaven der Westländer am rationellsten betrieben, deckt den Bedarf nicht. Die
wärmsten Gegenden eignen sich vorzüglich zur Seidenprodnktion, die namentlich für
Südtirol vom höchsten Belange ist. — Der Bergbau bildet in Verbindung mit der
darauf fußenden Industrie nächst der Landwirtschaft den wichtigsten Thätigkeitszweig
der Bewohner des Kaiserstaates. Er beschäftigt (mit Einschluß der Weiber und Kinder) bei
300000 Personen. Obenan stehen Salz und Metalle. Die Salzwerke von Wieliczka und
Bochnia ander oberen Weichsel, von Maros Ujvar in Siebenbürgen, von Salzburg und dem
benachbarten Salzkammergute, und viele kleinere, liefern jährlich an 6 Mill. Centner, so
daß über "A des Ertrags ausgeführt werden kann. Dazu werden noch an 700000 Ctr.
Seesalz und an 800000 Ctr. Jndustriesalz gewonnen. Mit Ausnahme des Platins
kommen alle nutzbaren Metalle in der Monarchie vor. Eisen findet sich überall, doch
kommen hüttenmännisch nur jene Eisenerze in Betracht, die das Eisen in solcher Menge
und Verbindung enthalten, daß sie zum Verschmelzen im Großen Vortheilhaft verwendet
werden können; dies ist besonders in den östl. Alpen (Steiermark, Kärnten, Niederösterreich,
Salzburg), auf beiden Seiten der Karpathen, in Böhmen -c. der Fall. Der Gesammt-
ertrag an Eisenerzen belauft sich aus 16 Mill. Ctr. mit 15 Mill. Thlr. Produktions-
werth; der Ertrag an Steinkohlen, die indes in noch größerer Menge zu gewinnen
sind, auf 69 Mill. Ctr. zu 9 Mill., und der Braunkohlen auf 62 Mill. Ctr. zu 48/i0
Mill. Thlr.; Kupfer wird ausgebeutet (hauptsächlich in Ungarn) zu l7/i0 Mill.
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562 Deutscher Bund — Oestreich.
I. Das Kaiserthum Oestreich.
Es ist die größte Macht im südl. Deutschlande und erstreckt sich noch über
weit ausgedehntere Nachbarländer. Es umfaßt die Ostalpen und Karpathen, die
Flächen an der Mitteldonan und Theiß, den bedeutendsten Theil des Tieflandes
am Po, zwei Länder südlich des Erzgebirgs und der Sudeten, die den Karpathen
nordwärts vorgelagerte Terrassenfläche, und Küsten am Adriameer. Hanptstroin
ist die Donau mit bedeutenden Nebenströmen, auch gehören obere Elbe-, Weich-
sel- und Dniestergebiete dazu. In Italien bilden Po und Tessin die Gränze.
Das Bergland verhält sich zu den Ebenen wie 4 zu 5, und % des Bodens ist
mit Waldungen bedeckt. — Flächeninhalt 12200 Qm., wovon etwa 3700
deutsches Bundesland. Siehe in Abschnitt 11. die Kap. von den Alpen, von
der Donau rc.
Das Klima so ausgedehnter und meistens gebirgiger Länder kann nicht
anders als sehr verschieden sein; 11° ist mittlere Temperatur im Süden, 6° im
Norden an der Weichsel, weshalb im Süden Wein und Mais, sogar Reis,
Oliven und Südfrüchte gedeihen, im Norden hauptsächlich Korn, Obst, Flachs
und Hanf. Die N aturerz engn isse sind so mannigfach und reichhaltig, daß
der östreichische Staat mit Recht der am meisten in Europa von der Natur be-
günstigte genannt wird. Das Getraide nimmt den ersten, Obst und Wein den
zweiten Rang unter den Gewächsen ein. Handels- und Manufaktnrpflanzen,
wie Tabak, Hopsen, Flachs, Safran, Waid, Krapp, Süßholz, Ingwer, Rha-
barber rc. sind zum Theil in Menge vorhanden oder können doch in Ueberfluß
gebaut werden. Zur Viehzucht bieten sich Gebirge und große Weideflächen
als besonders geeignet dar. Man zählt an Hornvieh 12 Miü. und an Pferden
2200000 Stück. Das Rindvieh der Alpen und der ungrischen Savannen ist
vorzüglich; eben so die leichten Pferde Ungarns, die edleren Siebenbürgens und
die schweren Gäule Salzburgs. Und doch führt man Rinder und Pferde noch
von Osten her ein. Auch die Schafzucht, keineswegs unbedeutend, denn man
zählt 20 Mill. mit einem Wollerlrag von 50 Mill. Pfd., ist nach Verhältniß
nicht so groß als in Sachsen, Preußen und Frankreich. Die Zahl der Schweine
schätzt man ans 6 Mill., die der Ziegen auf 900000. Hausgeflügel ist in außer-
ordentlicher Blenge vorhanden, und namentlich in Nieder - Ungarn sehr wohlfeil.
Die Bienenzucht erträgt 20000 Ctnr. Wachs, also Ibmal so viel Honig.
Die wärmsten Gegenden eignen sich vorzüglich zur Seidenproduction; der Ertrag
derselben ist: in der Lombardei 29253000 — im Venetianischen 17450000 - in
Tyrol 2869000 — in Ungarn und Dalmatien 720000 fl. — also im Ganzen
50290000 fl.
Fragen wir nach dem Mineralreiche, so findet sich ein Reichthum an
Metallen, mit Ausnahme der Platina. Ungarn liefert jährlich 55000 Ctr. Kupfer
und steht hierin nur England, Sibirien und Nordamerika nach. An Gold ge-
winnt man in Ungarn und Siebenbürgen 7000 Mark. Die Bergwerke der gan-
zen Monarchie ertragen an 180000 Mark Silber und 86000 Ctr. Blei. Von
Eisen und Kohlen finden sich unerschöpfliche Lager. Die Salzwerke von Wieliczka
und Bochnia an der obern Weichsel, von Maros Ujvar in Siebenbürgen, von
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Deutscher Bund
Oestreich.
563
Salzburg und dem benachbarten Salzkammergute, und viele kleinere, liefern
jährlich an 6 Mill. Ctr., also auf den Kopf 17% Pfd. Rechnet man als zum
Berbrauch nöthig 12 Pfd. auf den Kopf, so können %7 des ganzen Salzertrags
ausgeflihrt werden. Des Eisenö in Steyermark ist schon im Kap. über die
Alpen Erwähnung geschehen. Der Gesammtertrag an Eisen in der Monarchie
beläuft sich auf 1688000 Ctr., und der Steinkohlen, die indeß in noch größerer
Menge zu gewinnen sind, ans 4500000 Ctr. Das Quecksilberbergwerk zu Jdria
ist schon erwähnt. Mineralquellen zählt man 1500, worunter höchst berühmte,
wie Baven unweit Wien. Gastein im Salzburgischen, Carlsbad und Töplitz in
Böhmen n. a. m
Das Gewerbwesen hätte bei so großer Fülle von Produkten Anlaß genug
zur bedeutendsten Thätigkeit; auch rühmt man Quantität und Qualität von
Leinwand, Tüchern, Seiden-, Banmwoll-, Stahl- und Eisenwaaren, Papier, Por-
cellan, Glas, Lederarbeiten, Quincarllerie- und Galanteriewaaren, namentlich die
glänzenden Fabrikate aus Wien, Mailand, Prag, Pesth u. s. w. Dennoch be-
findet sich die Industrie noch lange nicht im Verhältniß zur Mannigfaltigkeit der
Naturprodukte. Die Ostprovinzen besonders sind hinter den deutschen und itali-
schen zurück. Da aber die vorhandenen Hindernisse allmählig weggeräumt wer-
den , so steht dem östreich. Gewerbwesen noch eine größere Entwickelung bevor.
Wie mit der Industrie, so ists mit dem Landhandel, dem fahrbare Flüsse,
vermehrte Straßen, einige Kanäle, jetzt auch Dampfschiffe und Eisenbahnen zu
Hülfe kommen. Früher hemmten inne-e Zolllinien ven gegenseitigen Verkehr der
Provinzen. Es gab Mauthen zwischen ven deutschen, ungrischen und italischen
Landestheilen, ja sogar zwischen Oestreich und Tprol; auch Dalmatien hotte ein
eignes Zollsystem. — Zum S eeha nd e l, nainentlich auf dem Mittelmeere, ermun-
tert der adcialische Golf. Trieft ist der wichtigste Hafen, außerdeni Venedig,
Fiume, Ragusa, Caltaro. Man zählt ohne die kleinen Küstenschiffe und Fischer-
barken 1100 Kauffahrer von 100 bis 500 Tonnen.
Die Bevölkerung beläuft sich fast aus 38 Mill. Menschen in 798
Städten, 2290 Marktflecken und 67680 Dörfern, mit 5300000 Wohnhäusern, ist
also größer als die von Frankreich. Allein der östreichische Staat ist kein
gleichartiger, er umfaßt Völker verschiedenen Stammes, sowohl nach
Sprachen und Gesittung, als nach Geschichte und Verfassungen. Es sind: Deutsche
fast 8 Mill., Slawen 15% (nämlich Tschechen, Wenden, Moraven. Slowaken,
Polen, Ruthenen, Croaten, Serben, Slawonier, Dalmatiner, Schokazen u. Jstrier),
Magyaren 5% , Rumänen oder Walachen 2690000, Juden 730000, Friauler
394000, Zigeuner 94000, Italiener 5 Mill., und zerstreut noch mehrere tausend
Griechen, Armenier u. s. w. Bei weitem die Mehrheit ist römisch-katholisch;
Protestanten gibt es 3% Million. meist in Ungarn. Zu bemerken ist, daß die
staatsbürgerlichen Rechte der verschiedenen christlichen Confessionen nicht, wie in
andern deutschen Staaten, einander gleich sind; nur in Ungarn und Siebenbürgen
stehen die Protestanten den Katholiken ziemlich gleich, in den andern Provinzen,
also auch im eigentlichen Oestreich, wurden sie bisher nur geduldet, während in
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TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Caltaro Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Salzburg Steyermark Wien Carlsbad Wien Mailand Prag Oestreich Dalmatien Venedig Fiume Ragusa Frankreich Polen Ungarn Ungarn